Liebe Gäste – böses Blut: Der kleine Fürst 309 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Ich glaube«, sagte Eckhart von Strieben nachdenklich zu Baron Friedrich von Kant, »ihr solltet dem kleinen Fürsten einen Hund kaufen.« Friedrich sah seinen Gast erstaunt an. Eckhart war bedeutend jünger als er, was ihrer Freundschaft jedoch keinen Abbruch tat, im Gegenteil. »Einen Hund?«, fragte er gedehnt. »Hast du dich mal umgesehen hier, Eckhart? Auf dem Schloßgelände leben mindestens fünf Hunde. Dazu haben wir Pferde, einige Katzen, und eine unserer Küchenhelferinnen hält sich einen Kanarienvogel. Meinst du nicht, daß es hier auf Sternberg genügend Tiere gibt?« Eckhart lächelte. Er war ein hochgewachsener Mann, dessen dichte blonde Haare sich nur mit Mühe in eine Frisur zwängen ließen. Irgendeine Strähne stand immer vorwitzig ab und verlieh ihm ein verwegenes Aussehen. Seine blauen Augen blickten offen in die Welt und gaben Auskunft darüber, daß Eckhart Humor besaß. Er konnte sehr unterhaltsam sein, aber im Umgang mit Fremden war er zurückhaltend, beinahe schüchtern. Das wurde ihm manchmal als mangelnder gesellschaftlicher Schliff ausgelegt, denn er konnte sehr schweigsam werden, wenn ihn ein Gespräch langweilte. Belangloses Geplauder haßte er, und so war es kein Wunder, daß man ihn nur selten auf Partys oder Abendeinladungen sah, die hauptsächlich einem Zweck dienten: zu sehen und gesehen zu werden. Wenn er aber jemanden fand, mit dem er sich gern unterhielt, dann sprühte er vor Geist und Temperament. Sofia und Friedrich von Kant gehörten zu Eckharts Freunden. Er hatte auch das Fürstenpaar gut gekannt – Elisabeth und Leopold von Sternberg, die erst wenige Monate zuvor bei einem entsetzlichen Unglück gemeinsam den Tod gefunden hatten.
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Buchvorschau
Liebe Gäste – böses Blut - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 309 –
Liebe Gäste – böses Blut
Gabrielas Glück steht auf dem Spiel
Viola Maybach
»Ich glaube«, sagte Eckhart von Strieben nachdenklich zu Baron Friedrich von Kant, »ihr solltet dem kleinen Fürsten einen Hund kaufen.«
Friedrich sah seinen Gast erstaunt an. Eckhart war bedeutend jünger als er, was ihrer Freundschaft jedoch keinen Abbruch tat, im Gegenteil. »Einen Hund?«, fragte er gedehnt. »Hast du dich mal umgesehen hier, Eckhart? Auf dem Schloßgelände leben mindestens fünf Hunde. Dazu haben wir Pferde, einige Katzen, und eine unserer Küchenhelferinnen hält sich einen Kanarienvogel. Meinst du nicht, daß es hier auf Sternberg genügend Tiere gibt?«
Eckhart lächelte. Er war ein hochgewachsener Mann, dessen dichte blonde Haare sich nur mit Mühe in eine Frisur zwängen ließen. Irgendeine Strähne stand immer vorwitzig ab und verlieh ihm ein verwegenes Aussehen. Seine blauen Augen blickten offen in die Welt und gaben Auskunft darüber, daß Eckhart Humor besaß. Er konnte sehr unterhaltsam sein, aber im Umgang mit Fremden war er zurückhaltend, beinahe schüchtern. Das wurde ihm manchmal als mangelnder gesellschaftlicher Schliff ausgelegt, denn er konnte sehr schweigsam werden, wenn ihn ein Gespräch langweilte. Belangloses Geplauder haßte er, und so war es kein Wunder, daß man ihn nur selten auf Partys oder Abendeinladungen sah, die hauptsächlich einem Zweck dienten: zu sehen und gesehen zu werden. Wenn er aber jemanden fand, mit dem er sich gern unterhielt, dann sprühte er vor Geist und Temperament.
Sofia und Friedrich von Kant gehörten zu Eckharts Freunden. Er hatte auch das Fürstenpaar gut gekannt – Elisabeth und Leopold von Sternberg, die erst wenige Monate zuvor bei einem entsetzlichen Unglück gemeinsam den Tod gefunden hatten. Eckharts Vorschlag, einen Hund zu kaufen, bezog sich auf Elisabeths und Leopolds Sohn, Prinz Christian, der allgemein liebevoll ›der kleine Fürst‹ hieß. Jetzt war er fünfzehn, aber mit dem Tag seiner Volljährigkeit würde er der nächste Fürst von Sternberg werden.
»Natürlich gibt es bei euch, objektiv betrachtet, genug Tiere«, beantwortete Eckhart die Frage des Barons. »Aber davon rede ich nicht. Seit ich bei euch bin, beobachte ich Christian. Er bemüht sich sehr tapfer, sich von der Trauer um seine Eltern nicht niederdrücken zu lassen – und zum Teil gelingt ihm das auch. Dazu trägt sicherlich bei, daß er offenbar jeden Tag auf den Hügel steigt, zu ihrer Gruft, um dort Zwiesprache mit ihnen zu halten.«
Friedrich nickte. »Ja, das tut er. Zuerst hat uns das Sorgen bereitet, aber mittlerweile denken wir, daß es gut für ihn ist. Wenn er zurückkommt, ist er meistens ganz gelassen. Er braucht das.«
»So sehe ich das auch«, erwiderte Eckhart lebhaft. »Jeder Mensch muß seine eigene Art und Weise finden, mit Trauer und Verlust umzugehen.« Er verstummte ganz plötzlich.
Friedrich legte ihm eine Hand auf den Arm. »Du vermißt deine Großmutter auch noch immer sehr, nicht wahr, Eckhart?«
»Ja, und das wird sich auch wohl nie ändern. Sie war zeit meines Lebens der einzige Mensch, der immer für mich da war. Meine Eltern waren viel zu beschäftigt, um sich meine kleinen Kümmernisse anzuhören, aber meine Oma hatte Zeit – und wenn sie keine hatte, nahm sie sie sich trotzdem. Ihr Tod hat in meinem Leben eine große Lücke hinterlassen, Fritz. Deshalb glaube ich auch zu wissen, wie Christian sich jetzt fühlt, obwohl ich mir nicht anmaße, meinen Verlust mit seinem zu vergleichen. Ich bin wenigstens erwachsen und hatte viele gemeinsame Jahre mit meiner Großmutter. Er ist erst fünfzehn und bereits Vollwaise. Das ist eine ganz andere Situation, für ihn muß es viel schlimmer sein.«
»Warum denkst du, wir sollten ihm einen Hund kaufen?«
»Damit er noch jemanden hat, dem er sich anvertrauen kann«, antwortete Eckhart nachdenklich. »Er spricht auch viel mit Anna, die beiden haben ein inniges Verhältnis zueinander, und das hilft ihm ebenfalls, glaube ich. Konrad ist dagegen schon auf dem Sprung in die Erwachsenenwelt – er hat wohl gerade ganz andere Interessen als seine Schwester und sein Cousin.«
Anna und Konrad waren die Kinder von Friedrich und seiner Frau Sofia. Die Familie von Kant war bereits vor über zehn Jahren nach Sternberg gezogen, auf Bitten des Fürstenpaares. Damals hatte sich herausgestellt, daß Christian ein Einzelkind bleiben würde, Elisabeth und Leopold wünschten sich aber, daß ihr Sohn gemeinsam mit anderen Kindern aufwuchs. Was lag also näher, als Elisabeths Schwester Sofia und ihre Familie nach Sternberg zu holen? So waren die drei Kinder wie Geschwister groß geworden, und auf diese Weise hatte Christian, trotz des Todes seiner Eltern, nicht zugleich seine ganze Familie verloren.
»Konrad macht uns Sorgen«, murmelte Friedrich. »Er ist jetzt sechzehn und interessiert sich für alles, nur nicht für die Schule. Seine Leistungen sind stark abgefallen, ich glaube, er trinkt und raucht heimlich. Das haben wir in dem Alter natürlich auch getan, aber wir haben irgendwann auch wieder damit aufgehört.«
»Das wird er auch tun«, tröstete Eckhart. »Wie ist es denn
mit Mädchen? Hat er eine Freundin?«
»Wenn er eine hat, dann wissen wir jedenfalls nichts davon. Er hat erklärt, er hätte ein Recht auf sein Privatleben, wir sollten das bitte respektieren.«
»Dann tut das auch«, sagte Eckhart. »Ich war in dem Alter genauso – und du vermutlich auch.«
Friedrich lachte. »Bei dir liegt das ja noch nicht so lange zurück wie bei mir. Ich bin nicht sicher, ob ich mich richtig an diese Zeit erinnere, Eckhart.«
»Also, zurück zu dem Hund. Christian redet mit Anna, er hält Zwiesprache mit seinen Eltern, aber abends, wenn er im Bett liegt, ist er allein mit seinen Gedanken. Wenn ein Hund vor seinem Bett läge, wäre er das nicht. Er könnte mit ihm reden, statt alles nur in seinem Kopf und mit sich selbst abzumachen. Du wirst mir entgegenhalten, daß das kaum einen Unterschied macht, weil ein Hund ja auch nicht antwortet, aber ich sage dir: Das stimmt nicht. Ein Hund lebt, atmet, fühlt. Er ist anhänglich, er wird ihn überallhin begleiten, und er wird weder die Beziehung zu seinen Eltern, noch die zu seiner Cousine stören.« Er machte eine kurze Pause und setzte dann leiser hinzu: »Ich weiß, wovon ich spreche, Fritz. Eine gute alte Freundin hat mir nach dem Tod meiner Großmutter eine Katze geschenkt. Das Tier hat sich meinen ganzen Kummer anhören müssen, aber es scheint ihm nichts ausgemacht zu haben. Bella ist sehr verschmust und bringt mich öfter zum Lachen. Sie hängt an mir, und ich verdanke ihr viel, weil sie einfach immer da war, wenn ich mich wieder einmal gefragt habe, warum andere Menschen uralt werden dürfen, während meine Großmutter mit zweiundsiebzig Jahren sterben mußte.«
Friedrich dachte eine Zeitlang über Eckharts Worte nach. »Aber er scheint sich gar nicht für Hunde zu interessieren«, wandte er schließlich ein. »Wie gesagt, wir haben ja ein paar Hunde hier, aber ich habe noch nie gesehen, daß Christian sich näher mit ihnen beschäftigt hätte.«
»Es sind ja auch nicht seine Hunde, das ist der