Nichts für schwache Nerven: Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane 11 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Wunderbar, dass Sie endlich Zeit gefunden haben, Ihren Gutschein einzulösen«, stellte die Kosmetikerin Sibylle Schöbel zufrieden fest und legte eine Decke über Beine und Oberkörper der Patentassessorin Magdalena Annies. Nur der Kopf der dunkelhaarigen Frau war noch zu sehen. Dem wandte sich Sibylle nun zu. »Wie lange dauert die Behandlung?«, fragte Magdalena, bemüht, ruhig zu liegen. »Für gewöhnlich veranschlagen wir eineinhalb Stunden.« »Wie lange?« Erschrocken richtete sich die Assessorin auf. Die Decke fiel ihr auf die Knie. »Vollkommen unmöglich. In spätestens einer Stunde muss ich wieder zurück in der Kanzlei sein.« Sibylle Schöberl seufzte. Karrierefrauen wie Magda Annies machten einen Großteil ihrer Kundschaft aus. Sie war diesen Umgang gewohnt. »Frau Annies«, sprach sie mit Engelszungen auf die Assessorin ein und drückte sie mit sanfter Gewalt zurück auf die Liege. »Ihre Mutter hat Ihnen zum Geburtstag vor beinahe einem Jahr einen Gutschein für eine Paradies-Behandlung geschenkt. Sie sollen sich entspannen und eine Zeit lang den Stress und die Arbeit vergessen. Schließen Sie die Augen, lassen Sie sich fallen und genießen Sie einfach.
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Dr. Norden
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Buchvorschau
Nichts für schwache Nerven - Patricia Vandenberg
Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane
– 11 –
Nichts für schwache Nerven
Das perfide Spiel der Clarissa Harms
Patricia Vandenberg
»Wunderbar, dass Sie endlich Zeit gefunden haben, Ihren Gutschein einzulösen«, stellte die Kosmetikerin Sibylle Schöbel zufrieden fest und legte eine Decke über Beine und Oberkörper der Patentassessorin Magdalena Annies. Nur der Kopf der dunkelhaarigen Frau war noch zu sehen. Dem wandte sich Sibylle nun zu. »Wie lange dauert die Behandlung?«, fragte Magdalena, bemüht, ruhig zu liegen.
»Für gewöhnlich veranschlagen wir eineinhalb Stunden.«
»Wie lange?« Erschrocken richtete sich die Assessorin auf. Die Decke fiel ihr auf die Knie. »Vollkommen unmöglich. In spätestens einer Stunde muss ich wieder zurück in der Kanzlei sein.«
Sibylle Schöberl seufzte. Karrierefrauen wie Magda Annies machten einen Großteil ihrer Kundschaft aus. Sie war diesen Umgang gewohnt.
»Frau Annies«, sprach sie mit Engelszungen auf die Assessorin ein und drückte sie mit sanfter Gewalt zurück auf die Liege. »Ihre Mutter hat Ihnen zum Geburtstag vor beinahe einem Jahr einen Gutschein für eine Paradies-Behandlung geschenkt. Sie sollen sich entspannen und eine Zeit lang den Stress und die Arbeit vergessen. Schließen Sie die Augen, lassen Sie sich fallen und genießen Sie einfach. Hinterher sind Sie ein neuer Mensch. Sie werden sehen.« Entschlossen drückte die Kosmetikerin auf die Starttaste des CD-Spielers. Leise Klaviermusik erfüllte den Raum. Schummerlicht und der feine Duft nach Orangen und Vanille gehörten ebenso zu der eigens für Managerinnen entwickelten Schönheitskur. Sibylle beugte sich über Magda und begutachtete ihre blasse Haut. »Haben Sie noch eine Frage, bevor wir anfangen?«
»Ja, doch!« Magdalena öffnete die tiefgründigen dunkelblauen Augen und sah nach oben.
Sibylle strahlte.
»Bestimmt möchten Sie mehr über die einmalige Paradies-Behandlung erfahren, die ich extra für gestresste Frauen wie Sie entwickelt habe. Ein äußerst effektives Entspannungsprogramm …«, hub sie an, ihr Konzept zu erklären, als plötzlich das Handy von Frau Annies klingelte. »Entschuldigen Sie mich bitte!«
Sibylle betrachtete ihre Kundin missbilligend.
»Ich habe doch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Gebrauch von Handys in diesen Räumen unerwünscht ist. Schließlich sind Sie hier, um wenigstens einmal am Tag abzuschalten.«
»In der Kanzlei ist viel los zur Zeit«, entschuldigte sich Magdalena. Sie achtete nicht weiter auf die Kosmetikerin, setzte sich auf der Liege auf und holte das Handy aus der Hosentasche, in der sie es vorsorglich trotz der gut sichtbaren Hinweise überall deponiert hatte.
»Leni, da bist du ja endlich. Hör zu, ich habe ein Problem. Ich kann Cindy heute nicht vom Kindergarten abholen. Ein dringender Termin ist dazwischengekommen.« Die Stimme von Magdalenas Mann David klang aufgeregt. Das war ungewöhnlich für ihn. Sonst war der Gymnasiallehrer die Ruhe in Person. Aber seine Frau bemerkte seine Not nicht.
»David, es tut mir schrecklich leid. Ich bin gerade bei der Kosmetik. Du weißt doch, Mama hat mir den Gutschein zum letzten Geburtstag geschenkt. Das ist beinahe ein Jahr her. Sie wird furchtbar böse, wenn ich das jetzt nicht endlich hinter mich bringe.« Magda warf einen entschuldigenden Blick auf Sibylle. Das war nicht gerade ein Kompliment gewesen. Doch darauf konnte die Assessorin in diesem Moment keine Rücksicht nehmen. »Und du weißt, was passiert, wenn Mama böse wird.«
David seufzte. »Oh ja, ich kann mich lebhaft daran erinnern. Na schön, ich werde versuchen, eine andere Möglichkeit aufzutun.«
»Du schaffst das schon. Bis später, Schatz«, antwortete Magdalena automatisch. Als sie aufgelegt hatte, warf sie Sibylle einen triumphierenden Blick zu.
»Sehen Sie, für Sie versetze ich sogar meine Tochter. Darauf können Sie sich was einbilden.«
»Vielen Dank«, presste Sibylle durch die Zähne. »Können wir jetzt endlich mit der Behandlung beginnen?«
»Von mir aus.« Magda legte sich zurück auf die Liege und schloss die Augen.
Die Kosmetikerin stellte den Ozon-Bedampfer an und richtete den warmen Strahl auf die ausgelaugte Haut ihrer Kundin. Aber Magdalena konnte die feuchte Wärme nicht lange genießen. Bald darauf klingelte das Handy erneut.
Sibylle verdrehte die Augen. Selten hatte sie eine so anstrengende Kundin wie diese.
Die Assessorin sah die Kosmetikerin entschuldigend an.
»Tut mir leid.« Sie warf einen Blick auf das Display. »Das ist die Kanzlei. Nach diesem Gespräch schalte ich das Handy ganz bestimmt ab. Versprochen.«
»Ich bitte darum. So kann ich unmöglich arbeiten.« Sibylle Schöbel wandte sich ab, um die Zeit des Gesprächs dafür zu nutzen, eine Maske für Magdalenas gestresste Haut anzurühren. Doch dazu sollte es nicht kommen. Die Assessorin hatte ein paar hastige Worte gewechselt und das Telefonat rasch beendet. Doch statt sich an ihr Versprechen zu halten und das Handy auszuschalten, sich wieder auf die Liege zu legen und nun endgültig die Behandlung zu genießen, sah sie die Kosmetikerin bedauernd an.
»Was ist denn nun schon wieder?«, stöhnte Sibylle.
»Es tut mir leid, ich kann nicht bleiben. Wir müssen die Behandlung auf ein andermal verschieben. Meine Chefin braucht mich. Es geht um ein wichtiges Patent und sehr viel Geld. Wenn ich nicht sofort komme, habe ich meine Chance verspielt, jemals Patentanwältin zu werden.« Hastig schlüpfte Magdalena in ihre Bluse und versuchte gleichzeitig, die hochhackigen Schuhe anzuziehen. Ohne die Kosmetikerin noch eines Blickes zu würdigen, griff sie nach Handtasche und Jacke und war auch schon aus der Kosmetikpraxis geflohen. »Die Kanzlei ist sogar wichtiger als die eigene Tochter!«
Kopfschüttelnd sah Sibylle Schöbel ihrer Kundin nach. In diesem Moment dachte sie ernsthaft darüber nach, die Behandlung gestresster Karrierefrauen einzustellen.
*
Eine ganze Weile hatte David Annies ratlos vor dem Telefon gesessen und nachgedacht. Die Konferenz mit den neuen Kollegen war wichtig für ihn. Aber seine Tochter Cindy war noch wichtiger. Was sollte er also tun?
»David? Ist alles in Ordnung mit dir?« Überrascht sah er auf und blickte in die strahlend blauen Augen seiner Kollegin Franziska Koller. Die Lehrerin für Kunsterziehung stand vor ihm und sah ihn aufmerksam an.
»Entschuldige, ich habe dich gar nicht gehört.«
»Das habe ich gemerkt.« Sie lachte amüsiert auf. »Kleiner Tagträumer, was?«
David fühlte sich peinlich berührt. »Ganz und gar nicht«, beeilte er sich zu versichern, bedacht darauf, einen guten Eindruck bei der neuen Kollegin zu hinterlassen. Was war dazu besser geeignet als die Wahrheit? »Dr. Schmahl hat überraschend eine Konferenz anberaumt.«
»Ich weiß. Es geht um die Projektwoche, Verteilung der Themen, solche Dinge«, wußte Franziska bereits, was Sache war. »Ich bin ja mal gespannt, welches Thema er mir diesmal aufs Auge drückt.«
»So weit bin ich noch gar nicht. Vermutlich werde ich nämlich nicht teilnehmen können. Das wirft ein schönes Bild auf mich.«
Franziska legte den roten, wild gelockten Kopf schief. An ihren Ohrläppchen baumelten große bunte Ohrringe.
»Was ist? Hast du Probleme?« David nickte.
»Die Konferenz soll um vierzehn Uhr stattfinden. Zur selben Zeit muss ich aber an der Grundschule sein und meine Tochter abholen.«
»Was ist mit deiner Frau? Kann die das nicht ausnahmsweise mal übernehmen?«, erkundigte sich die Kunstlehrerin kritisch. Während einiger weniger Gespräche im Lehrerzimmer hatte sie Gelegenheit gehabt, den neuen Kollegen ein wenig kennen- und schätzenzulernen. Das, was David für seine Familie leistete, war in ihren Augen mehr als bemerkenswert. Der Mathematiklehrer seufzte.
»Sie ist bei