Krank vor Sehnsucht: Kinderärztin Dr. Martens Classic 41 – Arztroman
Von Britta Frey
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Über dieses E-Book
Kinderärztin Dr. Martens ist eine weibliche Identifikationsfigur von Format. Sie ist ein einzigartiger, ein unbestechlicher Charakter – und sie verfügt über einen liebenswerten Charme.
Alle Leserinnen von Arztromanen und Familienromanen sind begeistert!
Mit ernstem Gesicht legte Cordula Wittmer den Hörer auf die Gabel zurück. Sie hatte gerade einen Anruf vom Jugendamt erhalten, in dem ihr ein Neuzugang angekündigt worden war. Cordula Wittmer war die Leiterin des Kinderheimes »Haus Maria«. Sie war eine mittelgroße sechsundvierzigjährige Frau mit dunklen, kurzgeschnittenen Haaren. Sie liebte Kinder sehr, und schon von Jugend an – sie war selbst elternlos aufgewachsen, war es ihr Anliegen gewesen, für Kinder dazusein, die einsam und verlassen waren. Cordula Wittmer war eine sehr warmherzige und mütterliche Frau, und sie besaß die Zuneigung der elternlosen oder von den Eltern vernachlässigten Kinder, die im Kinderheim lebten. Durch das geöffnete Fenster ihres Büros drangen die hellen und fröhlichen Stimmen der spielenden Kinder an ihr Ohr. Für Sekunden huschte ein weiches Lächeln über Cordulas Gesicht. Liebe und Zärtlichkeit, es war doch im Grunde gar nicht schwer, damit ein bißchen Glück in die Kinderherzen zu bringen. Und nun würde in kurzer Zeit schon wieder so ein armes Hascherl ins Heim gebracht und ihrer Obhut unterstellt. Cordula Wittmer stand auf und trat an das geöffnete Fenster. »Marion, kommen Sie doch bitte einen Augenblick in mein Büro!« rief sie einer jungen Kindergärtnerin zu, die mit ihrer Kollegin die spielenden Kinder beaufsichtigte. »Ich komme sofort!« antwortete Marion Bruck, ein schlankes Mädchen. Sie sagte etwas zu den Kindern, mit denen sie sich beschäftigt hatte, und kam auf das Haus zugeeilt. Augenblicke später betrat sie Cordula Wittmers Büro und fragte: »Sie wünschen, Frau Wittmer?« »Ich hatte vor wenigen Minuten einen Anruf vom Jugendamt, Marion. Wir bekommen noch heute einen Neuzugang. Erinnern Sie sich an den Artikel von dem schweren Verkehrsunfall, der vor fünf Tagen in der Zeitung stand?«
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Kinderärztin Dr. Martens
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Buchvorschau
Krank vor Sehnsucht - Britta Frey
Kinderärztin Dr. Martens Classic
– 41 –
Krank vor Sehnsucht
Ein elternloses Mädchen will nicht im Kinderheim leben
Britta Frey
Mit ernstem Gesicht legte Cordula Wittmer den Hörer auf die Gabel zurück. Sie hatte gerade einen Anruf vom Jugendamt erhalten, in dem ihr ein Neuzugang angekündigt worden war.
Cordula Wittmer war die Leiterin des Kinderheimes »Haus Maria«. Sie war eine mittelgroße sechsundvierzigjährige Frau mit dunklen, kurzgeschnittenen Haaren. Sie liebte Kinder sehr, und schon von Jugend an – sie war selbst elternlos aufgewachsen, war es ihr Anliegen gewesen, für Kinder dazusein, die einsam und verlassen waren. Cordula Wittmer war eine sehr warmherzige und mütterliche Frau, und sie besaß die Zuneigung der elternlosen oder von den Eltern vernachlässigten Kinder, die im Kinderheim lebten.
Durch das geöffnete Fenster ihres Büros drangen die hellen und fröhlichen Stimmen der spielenden Kinder an ihr Ohr.
Für Sekunden huschte ein weiches Lächeln über Cordulas Gesicht. Liebe und Zärtlichkeit, es war doch im Grunde gar nicht schwer, damit ein bißchen Glück in die Kinderherzen zu bringen. Und nun würde in kurzer Zeit schon wieder so ein armes Hascherl ins Heim gebracht und ihrer Obhut unterstellt.
Cordula Wittmer stand auf und trat an das geöffnete Fenster.
»Marion, kommen Sie doch bitte einen Augenblick in mein Büro!« rief sie einer jungen Kindergärtnerin zu, die mit ihrer Kollegin die spielenden Kinder beaufsichtigte.
»Ich komme sofort!« antwortete Marion Bruck, ein schlankes Mädchen.
Sie sagte etwas zu den Kindern, mit denen sie sich beschäftigt hatte, und kam auf das Haus zugeeilt.
Augenblicke später betrat sie Cordula Wittmers Büro und fragte: »Sie wünschen, Frau Wittmer?«
»Ich hatte vor wenigen Minuten einen Anruf vom Jugendamt, Marion. Wir bekommen noch heute einen Neuzugang. Erinnern Sie sich an den Artikel von dem schweren Verkehrsunfall, der vor fünf Tagen in der Zeitung stand?«
»Ja, natürlich. Es war doch ein junges Ehepaar, das dabei sein Leben lassen mußte.«
»Genau, Marion. Dieses Ehepaar hinterließ ein fünfjähriges Töchterchen. Da keine Verwandten auffindbar sind, wird man uns die Kleine, Annelie Feldner heißt sie, noch heute im Laufe des Nachmittags bringen. Das Mädchen ist gerade erst fünf geworden, und ich denke, daß ich es in Ihre Gruppe gebe. Versuchen Sie, dem Kind die Eingewöhnung so leicht wie möglich zu machen.«
»Selbstverständlich, Frau Wittmer. Wir werden es schon schaffen, daß es sich einlebt und sich auch wohl fühlt. In welches Zimmer soll es kommen?«
»Zimmer acht, zu Bettina und Ann-Christin. Ich werde unserem Hausmeister gleich die Anweisung geben, noch ein weiteres Bett in Zimmer acht zu stellen. Bereiten Sie dann alles andere vor. Ulla kann ja in der Zwischenzeit Ihre Gruppe übernehmen.«
»In Ordnung, ich sage Ulla rasch Bescheid.«
*
Die Kinder saßen im Speiseraum beim Mittagessen, als draußen ein Wagen hielt und der Fahrer durch anhaltendes Hupen auf sich aufmerksam machte.
Cordula Wittmer horchte auf und verließ den Speiseraum. Sie gab Marion ein Zeichen, ihr zu folgen.
»Das wird Frau Olisch vom Jugendamt mit dem kleinen Mädel sein. Bitte, gehen Sie öffnen und führen Sie Frau Olisch mit der Kleinen ins Büro.«
Als Marion die Eingangstür öffnete, sah sie eine ältere Frau auf die Tür zukommen, die ein kleines, sich sträubendes Mädchen hinter sich herzog.
»Guten Tag, Frau Olisch, Frau Wittmer erwartet Sie in ihrem Büro«, sagte Marion höflich.
»Guten Tag, Marion. Sie glauben gar nicht, wie froh ich bin, die Kleine endlich hier abliefern zu können. Es war ein schönes Stück Arbeit, das können Sie mir glauben. Es ist schon ein Jammer, daß es keine Angehörigen gibt.«
Marion streckte dem kleinen Mädchen ihre Hand entgegen und sagte lächelnd: »Du bist also die Annelie Feldner. Ich bin Marion. Willst du mir nicht guten Tag sagen?«
Heftig schüttelte die Fünfjährige den Kopf und versteckte trotzig ihre freie Hand hinter ihrem Rücken.
»Sie ist wie ein verschrecktes Vögelchen und genauso widerspenstig, Marion«, flüsterte die Beamtin Marion leise zu.
»Es macht nichts, wir sind es ja von Neuzugängen gewohnt, Frau Olisch«, gab Marion ebenso leise zurück. »Wenn Sie mir bitte mit dem Kind in Frau Wittmers Büro folgen würden.«
Ohne auf die Abwehr der Fünfjährigen einzugehen, faßte Marion nach ihrer Hand und sagte freundlich: »Du brauchst dich nicht zu fürchten, Annelie. Hier bei uns sind sehr viele Kinder, mit denen du jeden Tag spielen darfst. Und wir zwei werden uns schon vertragen, nicht wahr?«
»Ich will aber nicht hierbleiben, ich will zu meiner Mami und zu meinem Vati.«
Marion wollte die Kleine, die sich wie gehetzt umsah, weiter beruhigen, doch in diesem Moment öffnete sich die Tür des Büros und Cordula Wittmer stand in der Tür.
»Guten Tag, Frau Wittmer, hier bringe ich Ihnen das Mädchen.«
Cordula Wittmer kam nicht dazu, das kleine Mädchen zu begrüßen. Mit einem Ruck riß es sich los und lief davon.
»Kümmern Sie sich um das Kind, Marion. Ich erledige inzwischen mit Frau Olisch den Papierkram. Sie werden Annelie schon zur Vernunft bringen. Weit wird sie ohnehin nicht laufen. Kommen Sie bitte in mein Büro, Frau Olisch, damit wir es hinter uns bringen.«
Cordula Wittmer sah, daß Marion die Kleine erreicht hatte, und sie wußte, daß sie ohne Störung die schriftlichen Dinge erledigen konnte. Sie führte Frau Olisch in ihr Büro und wollte dann zuerst wissen: »Ist diese Tasche da das einzige Hab und Gut des Mädchens?«
»Nein, es sind noch zwei Koffer draußen im Wagen. Ich lasse sie gleich durch den Fahrer holen. Die Wohnung des Ehepaares Feldner werden wir im Laufe des Monats auflösen, die Möbel versteigern. Der Erlös kommt auf ein Sperrkonto, das dem Mädchen später zur Verfügung stehen wird.«
Als alle Formalitäten erledigt waren, fragte Cordula Wittmer: »Sie bringen mir Annelie Feldner sehr früh. Wäre es für das Kind nicht besser gewesen, wenn es noch einige Tage länger bei der Nachbarin der Eltern geblieben wäre? Ich meine, es wäre dann vielleicht eher mit dem Verlust fertig geworden. Immerhin wird diese Frau dem Kind doch in etwa vertraut gewesen sein.«
»Uns wäre es auch lieber gewesen, doch die Nachbarin ist eine Frau von über fünfundsechzig Jahren. Sie wurde mit der Annelie nicht fertig. Es blieb uns nichts anderes übrig, als das Mädel in Ihre Obhut zu überstellen. Hier sind mehr Kinder in Annelies Alter.«
Cordula Wittmer war da nicht so sicher, doch sie behielt ihre Meinung für sich. Sie wußte so oder so, sie kannte es aus ihrer jahrelangen Erfahrung, daß auf sie und die Helferinnen im Heim keine leichte Zeit zukommen würde.
Es dauerte auch nur einige Minuten und Frau Olisch verabschiedete sich.
Cordula Wittmer ging noch mit hinaus, um von dem Fahrer die Koffer mit den Habseligkeiten des Mädchens ins Haus bringen zu lassen. Danach wollte sie sehen, wo Marion mit dem Mädel geblieben war.
Marion war hinter Annelie hergelaufen und hatte sie noch vor der Eingangstür eingeholt.
»Du kannst doch nicht einfach fortlaufen, kleiner Spatz. So geht es nicht. Weißt du was, wir gehen jetzt zu den anderen Kindern, die gerade zu Mittag essen. Du hast doch sicher auch Hunger, nicht wahr?«
Mit einem beruhigenden Lächeln faßte Marion nach Annelies Hand und ging mit ihr in den großen Speiseraum, wo die Kinder inzwischen beim Nachtisch angelangt waren.
Marion ging mit der Kleinen an den Tisch, an dem auch Bettina und Ann-Christin saßen, mit denen sie in Zukunft das Zimmer teilen würde. Sanft sagte sie: »Schau, das sind Bettina und Ann-Christin. Sie sind genauso alt wie du, und sie sind schon eine ganze Weile bei uns. Du wirst mit ihnen in einem Zimmer schlafen. Und ihr beiden, wollt ihr Annelie nicht begrüßen?«
»Willst du dich hier neben mich setzen, Annelie? Ich gebe dir auch von meinem Wackelpudding ab. Ich heiße Ann-Christin. Brauchst keine Angst zu haben. Hier sind alle lieb und nett. Wirst schon sehen.«
Die stupsnäsige Ann-Christin schob ihr Puddingschälchen quer über den Tisch auf Annelie zu.
»Ich mag deinen Pudding nicht. Ich will