Diesmal geht es gut aus: Geschichten. Mit Zeichnungen von Lorenz Helfer
Von Monika Helfer
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Über dieses E-Book
Fein und präzise webt Monika Helfer ihre berührenden Geschichten, die von sensiblen Zeichnungen von Lorenz Helfer begleitet werden. Mit viel Gespür für die leisen Töne des Zwischenmenschlichen erzählt die Autorin vom ersten Glück und dem letzten Atemzug, von fremden Müttern und neuen Leben, von ungebrochener Hoffnung und der rettenden Kraft der Zuwendung.
Monika Helfer
geboren 1947 in Au im Bregenzerwald, lebt als Schriftstellerin in Hohenems, Vorarlberg. Sie hat Romane, Erzählungen und Kinderbücher veröffentlicht.
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Buchvorschau
Diesmal geht es gut aus - Monika Helfer
Monika Helfer
Diesmal geht es
gut aus
Geschichten
Mit Zeichnungen von Lorenz Helfer
Sie kauen Kiesel,
sie liegen auf dem Bauche
vor kleinen runden Sachen;
sie beten Alles an, was nicht umfällt.
Friedrich Nietzsche
Glück
Wie klingt dieses Wort? Könnte so eine Waschmaschine heißen? Ein Hund? Glück ist, was wir wollen, und wenn man uns fragt, ob wir schon einmal glücklich waren, nicken wir zuerst, dann aber können wir uns nicht entscheiden, von welcher Glückssituation wir erzählen sollen.
»Also Glück«, sagt Andrea, sie ist nicht mehr jung, »Glück«, dann lacht sie und zeigt ihre schiefen Zähne. Sie hat Strahlen von Lachfalten in den Augenwinkeln. »Mein erstes Glück«, sagt sie, »hatte ich mit achtzehn. Es gab dann nämlich weitere Glücks, jedes für sich anders, dann, wenn ich mich geliebt fühlte, das war zwei Mal. Selber war ich nur unglücklich in Männer verliebt, die ich nicht haben konnte, weil sie verheiratet waren oder mich nicht beachteten. Zwei Mal also fühlte ich mich geborgen bei einem Mann, einer davon hat mich geheiratet. Ich bin zufrieden, weil er mich liebt. Er hat ein Nachsehen mit mir, wenn mir Speisen nicht gelingen, sagt dann sogar, dass sie ihm schmecken, ist eben ein guter Mensch. Ich bin mit achtzehn von der Kinderdorffamilie weggezogen, war bereits als Baby dorthingebracht worden, weil meine Eltern mich nicht wollten. Zum Glück habe ich daran keine Erinnerung. Im Kinderdorf bin ich mit vier Geschwistern aufgewachsen. Wir waren gemeinsam mit der fremden Mutter eine Familie. Ich sehe sie nur arbeitend, am Herd, im Garten, an der Nähmaschine. Sie war nicht gerecht und liebte ein Mädchen besonders, das leider nicht ich war. Aber es war o.k. Mit meinen zwei fremden Brüdern verstehe ich mich heute noch gut. Sie hatten lange Zeit keine Frauen, weil sie traumatisiert waren. So sagten sie dazu, wenn ich sie deswegen hänselte. Sie brachten mir ihre Wäsche zum Waschen. Sie trainierten mit Gewichten und schwitzten viel. Meiner fremden Mutter kaufe ich zu Weihnachten Orchideen, immer noch, sie ist heute eine alte Frau, geht so sorgsam damit um und hat inzwischen über dreißig Pflanzen. Wenn Besuch kommt, sagt sie, dass die Orchideen ein Geschenk von der dankbaren Andrea sind.
Mein erstes Glück«, sagt Andrea, »wahrscheinlich das reinste Glück, war der erste Waschgang meiner ersten Waschmaschine, von meinem Eigentum. Sie war gefüllt mit meiner weißen Unterwäsche. Ich hatte mich auf meinem Schlafkissen davorgesetzt und das Drehen, Spülen, Schleudern, Endschleudern betrachtet. Ich war so stolz. Als der Waschgang fertig war, habe ich die weißen Stücke genommen und sie auf die Wäscheleine in meiner Küche gehängt.
Später wusch ich die verschwitzten Sachen meiner fremden Brüder, ich tat das mit Freude. Wir saßen in der Küche, redeten von früher und rauchten. Es war total gemütlich.«
Die Kinder von Cighid
Cighid heißt ein Dorf in Rumänien und dort stand ein Waisenhaus. Ich habe darüber eine Dokumentation gesehen, die mich erschüttert hat. Die Waisenkinder sind inzwischen erwachsen und werden gut betreut. Sie können nicht lesen, nicht schreiben, wissen erst jetzt, was Musik ist; dass Musik dazu da ist, um sie zu hören, um sich zu ihr zu drehen, sich zu drehen und mitzusingen.
Die jungen Männer und Frauen schauen in die Kamera; einige können sich schwer artikulieren, andere bringen einen Satz nicht ohne Weinen zu Ende. Über die Stimmen sieht man Bilder ihrer Kindheit eingeblendet. Da sitzen Kinder in einem dunklen Raum auf einer bloßen Matratze, halb verhungert, zwanzig Kinder, eng aneinandergedrängt, wie Schweine bei einem verantwortungslosen Bauern. Die Kinder, die sich am Körper und auf dem Kopf kratzen, sind nackt. Sie sind halb erfroren. Es ist kalt in diesem Raum. Eine Frau kommt und teilt Essen aus, dunkle Patzen, wie Erde, direkt in die offenen Kinderhände. Die Kinder schlecken und schaben mit ihren Milchzähnen daran. Die Matratze ist feucht von Urin. Man sieht den abscheulichen Geruch.
Die Frauen und Männer wissen nicht, wie alt sie sind. Keiner hat es aufgeschrieben. Irgendwann waren sie im Heim abgegeben worden. Fragt man ehemalige Pfleger, so können sie sich an nichts erinnern, lediglich daran, dass die Kinder nur zu zweit gewesen waren oder zu dritt, dass sie selbst keine Zeit hatten für die Betreuung, kein Geld, und außerdem seien die Kinder ja nicht bei Trost gewesen. »Bei Trost« soll heißen, dass sie nicht funktionierten, wie man es von Kindern gewohnt ist. Verhaltensgestört. Nicht sprechen, nicht weinen, nicht singen. Woher weiß man, ob sich die Kinder bei normaler Pflege nicht normal entwickelt hätten? Wer hat sie denn untersucht? Wer hat die Gutachten erstellt? Nur weil sie Grimassen schneiden, darf man sie doch nicht einfach zuordnen: »Ihr da, auf die schlechte Seite!«
Eine Frau mit kurzen schwarzen Haaren und lebhaftem Ausdruck wünscht sich ein Kind. »Ich wünsche mir ein Kind«, sagt sie stockend in die Kamera, »und ich will, dass meine Mutter sieht, dass ich ein Kind habe, und ich will, dass sie sieht, wie ich das Kind küsse, weil ich es liebe.« Sie will auch einen Mann, sagt sie und lächelt einen Schüchternen an, der mit den Schultern zuckt. Sie geht zu ihm hin und drückt sich an ihn. »Der soll mein Mann sein«, sagt sie in die Kamera. Aber mit dem Kind sei es