Spion der Konföderierten: Die großen Western 295
Von Joe Juhnke
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Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen).
Blackout, dachte Jennifer Sharon und eine Spur aufrichtigen Bedauerns lag in ihren bergseeblauen Augen, als die rechte Gerade Mr. Campells blitzschnell vorschoß. Sie traf den Punkt – die Kinnspitze Patrik McLesters und hinterließ Leere unter der massigen Hirnschale des Iren. Weit öffnete er seinen Mund, während aus den Lippenwinkeln ein dünner Blutfaden über das Kinn sickerte. In den Augen, die starr auf dem Fremden ruhten, erschien toter Glanz, der noch stumpfer wurde, als der Riese in die Knie brach und sanft vornüber auf die Dielen fiel. David Campell schüttelte auflockernd die Hände, ehe er sich der Dame zuwandte, die einige Schritte zurückgetreten war und zwischen Stapeln von Baumwolle und einigen Ölfässern stand. Er zupfte die Rüschen des Hemdes glatt, richtete die Schleife. Während er in die weinrote Samtjacke schlüpfte, verbeugte er sich mit dem nonchalanten Lächeln eines Siegers. »Er wird Sie nicht mehr belästigen, Madam, denn sicher wird ihn die Erinnerung an diese Tracht Prügel künftig vor ähnlichen Rüpeleien bewahren.« Campell war ein hübscher Mann, großgewachsen, mit dem dunklen, welligen Haar und einem schmalen Menjoubärtchen über dem ausdrucksvollen Mund. Aber seine Haltung war arrogant zu nennen, wie auch der Blick seiner Augen, der sekundenlang Jennifers Figur streifte. Er schien der Mann zu sein, der sich seiner Wirkung auf Frauen voll bewußt ist. »Ich danke Ihnen, Mr…«, absichtlich stockte ihre Stimme. »Campell. David Campell.« Wieder verbeugte sich der Gentleman. »Ich danke Ihnen, Mr. Campell, daß Sie mich vor diesem rüpelhaften Menschen in Schutz genommen haben. Der Mann muß betrunken sein, wie sonst könnte er einer Lady zu nahe treten.
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Die großen Western
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Spion der Konföderierten - Joe Juhnke
Die großen Western
– 295 –
Spion der Konföderierten
Joe Juhnke
Blackout, dachte Jennifer Sharon und eine Spur aufrichtigen Bedauerns lag in ihren bergseeblauen Augen, als die rechte Gerade Mr. Campells blitzschnell vorschoß. Sie traf den Punkt – die Kinnspitze Patrik McLesters und hinterließ Leere unter der massigen Hirnschale des Iren. Weit öffnete er seinen Mund, während aus den Lippenwinkeln ein dünner Blutfaden über das Kinn sickerte. In den Augen, die starr auf dem Fremden ruhten, erschien toter Glanz, der noch stumpfer wurde, als der Riese in die Knie brach und sanft vornüber auf die Dielen fiel.
David Campell schüttelte auflockernd die Hände, ehe er sich der Dame zuwandte, die einige Schritte zurückgetreten war und zwischen Stapeln von Baumwolle und einigen Ölfässern stand. Er zupfte die Rüschen des Hemdes glatt, richtete die Schleife. Während er in die weinrote Samtjacke schlüpfte, verbeugte er sich mit dem nonchalanten Lächeln eines Siegers.
»Er wird Sie nicht mehr belästigen, Madam, denn sicher wird ihn die Erinnerung an diese Tracht Prügel künftig vor ähnlichen Rüpeleien bewahren.« Campell war ein hübscher Mann, großgewachsen, mit dem dunklen, welligen Haar und einem schmalen Menjoubärtchen über dem ausdrucksvollen Mund. Aber seine Haltung war arrogant zu nennen, wie auch der Blick seiner Augen, der sekundenlang Jennifers Figur streifte. Er schien der Mann zu sein, der sich seiner Wirkung auf Frauen voll bewußt ist.
»Ich danke Ihnen, Mr…«, absichtlich stockte ihre Stimme.
»Campell. David Campell.« Wieder verbeugte sich der Gentleman.
»Ich danke Ihnen, Mr. Campell, daß Sie mich vor diesem rüpelhaften Menschen in Schutz genommen haben. Der Mann muß betrunken sein, wie sonst könnte er einer Lady zu nahe treten. Sie waren sehr mutig.«
Campell reckte den Oberkörper in dem weinroten Samtjackett. Sein Lächeln drückte Überheblichkeit aus. »Gentlemanlike, Madame. Ein Kavalier duldet nicht, daß eine Lady belästigt wird. Darf ich Sie begleiten?« Er küßte ihre Hand.
Noch immer lächelnd deutete Jennifer Sharon zum Flußschiff hinüber, das an der Mole beladen wurde.
»Ich nehme die ›Ladybird‹ bis Quincy, Mr. Campell. Von dort hoffe ich, eine bequeme Passage nach Springfield zu finden. Ich habe in Springfield die Stellung einer Hausdame angenommen.«
»Springfield?« David Campell schien freudig überrascht. »Das nenne ich einen Zufall. Ich bin in Springfield zu Hause, Miss…«
»Sharon. Freunde nennen mich Jennifer.«
»Darf ich, hm…«
»Sicher, Mr. Campell, nennen Sie mich ruhig Jennifer. Letzten Endes haben Sie mich vor Unannehmlichkeiten geschützt.«
»Welch ein Vergnügen, Jennifer.« Campell schien es ehrlich zu meinen. Man sah es an seinem Gesicht, das strahlte. »Dann werden wir nicht nur die lange Reise gemeinsam erleben. Sicher treffen wir uns auch in Springfield. Bei wem werden Sie wohnen?«
»Bei Mrs. und Mr. Cambridge, David. Kennen Sie die Leute?«
Jennifer log. Wie glatt die Lügen über ihre Zunge liefen. Sie kannte keinen John Cambridge. Sie wußte diesen Namen nur aus Unterlagen, die der Verbindungsmann in Council Bluff ihr überreicht hatte. Ebenso wie Campells Name. Er war ein Glied der Kette, das zu gewinnen ein Teil ihrer Aufgaben war, welche das Oberkommando der Konföderierten Armee ihr und einigen getreuen Männern gestellt hatte.
»Lesley John Cambridge. Weiß Gott, er ist ein guter alter Freund meiner Familie. Ich beglückwünsche Sie, Jennifer. Die Cambridges sind eine alteingesessene Familie. Sie zu Freunden zu zählen, bedeutet eine besondere Ehre.«
»Wie schön, das zu hören. Sie nehmen also auch die ›Ladybird‹?«
David Campell blickte die Pier entlang. Etwa zweihundert Yards entfernt löschte die »Calimitty« ihre Fracht.
»Bestimmt, Jennifer.« Sie spürte, wie er ihre Hand drückte. Er hatte sie die ganze Zeit gehalten, und Jennifer Sharon merkte das leichte Vibrieren seiner Finger. »Ich habe noch einige geschäftliche Dinge zu erledigen. Bei Abfahrt des Riverbootes werde ich an Bord sein.« Er löste sich von ihr und winkte einen Nigger herbei, der lungernd am Kai stand. »Nimm das Gepäck der Lady, und bringe es an Bord.« Eine Zehn-Cent-Münze wechselte den Besitzer. Der Schwarze grinste.
»Bis später, Jennifer.« Campell hob grüßend die Hand und entfernte sich.
Die Frau blickte hinter der schlanken jugendlichen Erscheinung her, die schnellen Schrittes am Kai entlang eilte. Sie kannte Campells Aufgabe, die darin bestand, fünftausend Coltrevolver nebst Munition zu löschen. Das Modell hieß »Army 60«, und es war die zur Zeit modernste und schnellste Waffe aus Samuel Colts Fabriken, bestimmt für die Armee des Nordens, um einige Regimenter besser auszurüsten.
»War ich gut, Baby?«
Jennifer Sharon schreckte aus ihren Gedanken hoch. Ihr Blick suchte den Sprecher, dessen spöttische Stimme ihr entgegenschlug. Patrik McLester lag noch immer am Boden. Doch breites Lächeln füllte sein blutverschmiertes Gesicht. Grinsend schloß er ein Auge. »Ich meine, hat er mich überzeugend knock out geschlagen?«
Jennifer schüttelte lächelnd den Kopf. »Und ich dachte, er hätte es wirklich geschafft.«
Der stämmige Ire grunzte. »Dann war ich also gut. By gosh, Baby, schon nach dem ersten Schlagwechsel hätte ich dem Dandy die Hirnschale zertrümmern können.
Und irgendwann werde ich es sicher tun, denn noch nie hat ein Mann Patrik McLester zu Boden gezwungen.«
»Vorerst habt ihr eine andere Aufgabe, Dickschädel. Sie lagern Waffen und Munition in der letzten Halle. Mr. Campell wird mir sicher beim Dinner erzählen, wie stark die Bewachung ist und wohin der Transport geht. Halte dich während der Nacht in der Nähe des Kais auf. Du wirst von mir eine Botschaft erhalten, die du weiterleiten kannst. Ansonsten bleibt es wie besprochen. Wir treffen uns bei Big Foot Martin.« Jennifers Blick wanderte zur »Calimitty« hinüber. Sie sah David Campell, auf einem Stapel Kisten stehend, seine Leute antreiben. Er hat Feuer gefangen, dachte sie und wandte sich ab. Ohne Eile schlenderte sie den breiten Steg zum Riverboot hoch und ließ sich von einem Bediensteten einweisen.
*
Campell war vollendeter Kavalier. Sie dinierten im großen Salon des Flußbootes, und er konnte amüsante Geschichten erzählen. Er merkte in seinem Eifer nicht, daß Jennifer ihm immer wieder kleine Zwischenfragen stellte. Sie sprach über die »Calimitty«, erfuhr von ihm, daß sie in Quincy beladen war und er als Kommissar den Transport bis St. Louis begleitet hatte. Er berichtete, daß es sich um Verpflegung für die Armee handelte, die mit der Bahn nach Wichita überführt und dem dortigen Armeebereich zugeführt werden sollte. Im Laufe des Abends wußte Jennifer auch den bestimmten Zeitpunkt, wann dieser Transport St. Louis verließ.
Fünftausend Coltrevolver, nebst der dazugehörenden Munition wären eine gewaltige Verstärkung für den Süden, denn seit der Seeblockade der Union scheiterten Englands und Frankreichs Schiffe vor der Küste der konföderierten Allianz, und es kam immer weniger Kriegsmaterial ins Land.
An all das dachte Jennifer, als sie am Arme Campells über das Promenadendeck flanierte. Und dieser Gedanke entbehrte nicht eines gewissen Reizes. Zwar war es ihre eigentliche Aufgabe, Verbindung zu David Campell deswegen zu suchen, damit der ihr den Weg zu Colts Waffenschmiede in Springfield ebnen sollte, wo sie das exakt funktionierende Getriebe der Rüstungsfabrik zu stören hatte. Doch fünftausend intakte Revolver für General Lees Armee zu erobern, das wäre ein Ding für sich. Ein Handstreich, den man quasi am Rande führen konnte. Man müßte dem Hauptquartier diese Kenntnisse übermitteln. Jennifer Sharon zweifelte nicht daran, daß es befähigte Kommandos gab, die hinter den blauen Linien den Transport aufhalten und umleiten konnten. Sie dachte dabei an William Quantrill, dessen Guerillatruppe der Union manche Schlappe beibrachte.
Campell führte die Frau durch die Spielsäle, deren Gediegenheit nicht zu der buntgewürfelten Gesellschaft abenteuerlicher Gestalten paßte, die an den grünen Tischen ihr Glück suchten. Es waren Farmer aus dem Norden, Trapper und Fallensteller, die in St. Louis ihre Felle verkauft hatten und nun auf dem Wege in die einsamen Wälder Kanadas waren. Glücksritter, die zu den Goldfeldern des Yukon wollten und Glücksspieler, die auf dem Mississippi zu Hause waren.
Eine Weile schauten sie dem hektischen Treiben zu, das diese Menschen in Bann zog, und sie spürte, daß das Spielfieber auf Campell übergriff.
»Wir sollten einige Dollar setzen, Jennifer.« Campell hielt ein Bündel Noten in der Faust. »Dort wird ein Tisch frei. Wollen Sie für mich spielen?«
Jennifer schüttelte ablehnend den Kopf. »Ich verstehe nichts davon. Doch wenn Sie Ihr Glück versuchen wollen, ich stehe gern hinter Ihnen und halte die Daumen. Vielleicht bin ich eine Art Talisman.« Noch einmal lachte die Frau. Campell bemerkte nicht den zweideutigen Klang ihrer Worte.
Er hatte sich bereits am Tisch niedergelassen und setzte beim Roulette. Einige Male noch – als er gewann – blickte er triumphierend über die Schulter. Doch als er in Verlust geriet, hatte er nur Augen für die goldene Kugel, die geräuschvoll rollte und über Glück und Unglück entschied.
Dies war der Zeitpunkt, an dem sich Jennifer Sharon unbeobachtet zurückzog. Sie eilte den schmalen Gang entlang und huschte die Treppe hoch. Sie erreichte die Reling, und ihr Blick suchte den Kai ab.
Patrik McLester stand zwischen mächtigen Baumwollballen. Er trat aus dem Schatten und winkte ihr lebhaft zu.
Jennifer wußte, daß ihr wenig Zeit blieb, bis Campell ihre Abwesenheit entdeckt haben würde. Sie mußte sich beeilen. Mit kurzen, schnellen Schritten eilte sie den Steg hinunter und verschwand neben dem Iren im Schutz der Baumwollballen. Sie sprach intensiv auf McLester ein, erzählte ihm, was sie in Erfahrung gebracht hatte.
»Er redet von Lebensmitteln und Vorräten. Aber ich bin sicher, es sind Waffen.«