Eine Dame von Format: Der neue Sonnenwinkel 76 – Familienroman
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Über dieses E-Book
Mit Michaela Dornberg übernimmt eine sehr erfolgreiche Serienautorin, die Fortsetzung der beliebten Familienserie "Im Sonnenwinkel". Michaela Dornberg ist mit ganzem Herzen in die bezaubernde Welt des Sonnenwinkels eingedrungen. Sie kennt den idyllischen Flecken Erlenried und die sympathische Familie Auerbach mit dem Nesthäkchen Bambi.
Es war unglaublich! Manchmal hatte man so etwas wie eine Eingebung, verspürte eine Gewissheit. Dabei hatte Teresa nur flüchtig in die Gesichter der vorübergehenden Passantinnen und Passanten geschaut, während sie den Marktplatz überquerte. Und dann war ihr Blick an dem Gesicht einer schlanken, eher unscheinbar wirkenden jungen Frau hängen geblieben. Und da waren alle Alarmglocken bei ihr angegangen, und sie erinnerte sich sofort, wo sie diese Frau schon mal gesehen hatte. Sie hatte sich im Internat als Bürokraft beworben, doch sie war abgewiesen worden, weil es Bewerberinnen gab, die qualifizierter gewesen waren. So war es nun mal, und als Arbeitgeber hatte man die freie Auswahl und die freie Entscheidung, im Internat war es ein Team, doch niemand hatte diese Frau haben wollen. Doch das war jetzt nicht entscheidend. Darüber musste sie sich wirklich nicht den Kopf zerbrechen. Teresa spürte, wie ihr Blutdruck in die Höhe schellte, sie begann, schneller zu atmen. Dann atmete sie ganz tief durch. Teresa war sich so sicher, dass sie nach einem kurzen Augenblick des Zögerns auf die Frau zusteuerte. Sie ansprach, und dabei beobachtete Teresa die Frau ganz genau. Die wurde verlegen, wechselte die Gesichtsfarbe, wollte davoneilen, doch Teresa hielt sie entschlossen zurück. Das Verhalten der Frau war so eindeutig, dass bei Teresa auch die allerletzten Zweifel schwanden. Und aus diesem Grunde kam sie auch direkt zur Sache. »Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht, mir diesen unverschämten, auch noch anonymen Drohbrief zu schicken?«, erkundigte sie sich barsch. Die Frau zuckte zusammen. Ihre Verlegenheit steigerte sich, sie versuchte, sich herauszureden.
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Rezensionen für Eine Dame von Format
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Buchvorschau
Eine Dame von Format - Michaela Dornberg
Der neue Sonnenwinkel
– 76 –
Eine Dame von Format
Teresa von Roth lässt sich nicht einschüchtern
Michaela Dornberg
Es war unglaublich!
Manchmal hatte man so etwas wie eine Eingebung, verspürte eine Gewissheit. Dabei hatte Teresa nur flüchtig in die Gesichter der vorübergehenden Passantinnen und Passanten geschaut, während sie den Marktplatz überquerte. Und dann war ihr Blick an dem Gesicht einer schlanken, eher unscheinbar wirkenden jungen Frau hängen geblieben. Und da waren alle Alarmglocken bei ihr angegangen, und sie erinnerte sich sofort, wo sie diese Frau schon mal gesehen hatte. Sie hatte sich im Internat als Bürokraft beworben, doch sie war abgewiesen worden, weil es Bewerberinnen gab, die qualifizierter gewesen waren. So war es nun mal, und als Arbeitgeber hatte man die freie Auswahl und die freie Entscheidung, im Internat war es ein Team, doch niemand hatte diese Frau haben wollen. Doch das war jetzt nicht entscheidend. Darüber musste sie sich wirklich nicht den Kopf zerbrechen.
Teresa spürte, wie ihr Blutdruck in die Höhe schellte, sie begann, schneller zu atmen. Dann atmete sie ganz tief durch. Teresa war sich so sicher, dass sie nach einem kurzen Augenblick des Zögerns auf die Frau zusteuerte. Sie ansprach, und dabei beobachtete Teresa die Frau ganz genau.
Die wurde verlegen, wechselte die Gesichtsfarbe, wollte davoneilen, doch Teresa hielt sie entschlossen zurück.
Das Verhalten der Frau war so eindeutig, dass bei Teresa auch die allerletzten Zweifel schwanden. Und aus diesem Grunde kam sie auch direkt zur Sache.
»Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht, mir diesen unverschämten, auch noch anonymen Drohbrief zu schicken?«, erkundigte sie sich barsch.
Die Frau zuckte zusammen. Ihre Verlegenheit steigerte sich, sie versuchte, sich herauszureden.
»Was wollen Sie eigentlich von mir? Und über was für einen Brief sprechen Sie? Sie müssen mich verwechseln.«
Für solche Worte hatte Teresa nur ein müdes Lächeln, denn Teresa wurde sich immer sicherer, die Richtige getroffen zu haben. Sie hatte jetzt keine Lust, diese Fragen zu beantworten, schließlich machte sie mit dieser Person keinen Small Talk. Und aufhalten wollte sie sich auch nicht ewig.
»Hören Sie auf, jetzt hier herumzueiern. Sie wissen nur zu genau, worum es geht. Ich schlage vor, dass wir uns jetzt dort drüben auf die Bank setzen und miteinander reden. Wenn Sie dazu nicht bereit sind, werde ich unverzüglich die Polizei einschalten, besser gesagt, ihr sagen, wer die Urheberin des Drohbriefes ist. Der liegt nämlich dort bereits vor. Selbst wenn Sie jetzt davonlaufen, bringt es Ihnen überhaupt nichts. Sie haben sich um einen Job im Internat beworben, und dort liegen Ihr Name und Ihre Adresse vor. Ich muss es nur heraussuchen lassen. Also, machen Sie keinen Blödsinn, gehen Sie auf meinen Vorschlag ein. Es ist nur zu Ihren Gunsten.«
Teresa hätte das alles jetzt überhaupt nicht sagen müssen. Allein das Wort Polizei hatte genügt, um die Frau zusammenzucken zu lassen.
Ohne Widerrede folgte sie Teresa zu der am Rande des Marktplatzes stehenden Bank.
Sie setzten sich, die Frau war vollkommen durch den Wind. Sie zitterte am ganzen Körper, dass man beinahe schon Mitleid mit ihr bekommen konnte. Doch es war eine Straftat, die diese Frau begangen hatte, und dieser Brief hätte manch anderer Person, die es nicht so locker nahm, wie Teresa es getan hatte, viele schlaflose Nächte bereitet. Eines wurde Teresa allerdings auch klar, diese Frau war niemand, der so etwas berufsmäßig machte. Sie hatte sich zu etwas hinreißen lassen, und deswegen wollte Teresa ihr auch eine Chance geben.
Sie ließ der Frau Zeit, doch weil die noch immer nichts sagte, erkundigte Teresa sich: »Und können Sie mir jetzt bitte sagen, was Sie dazu bewogen hat, mir diesen Brief zu schreiben, Frau …«
»Rettinger … Simone Rettinger.«
Nachdem sie ihren Namen genannt hatte, versank die Frau erst wieder in Schweigen. Diesmal hielt Teresa sich zurück, sie spürte, wie es in der anderen arbeitete und ahnte, dass da mehr dahintersteckte. Erst als ihr das Schweigen zu lange dauerte, mahnte Teresa: »Frau Rettinger, ich warte noch immer auf eine Antwort.«
Die zuckte zusammen, sie musste mit ihren Gedanken ganz weit weg gewesen sein. Deswegen wiederholte Teresa: »Ich hätte gern eine Erklärung dafür, warum Sie mir diesen Drohbrief geschrieben haben.«
Simone Rettinger wandte sich ihr zu, schaute Teresa an. Sie wirkte unglücklich, schuldbewusst, dann flüsterte sie so leise, dass man Mühe hatte, sie zu verstehen: »Ich … ich weiß es nicht …, ich war …, ich … war wie von Sinnen.«
Daraus konnte man sich nun wirklich keinen Reim machen, nur weil man von Sinnen war, schrieb man nicht an irgendeine Person einen Drohbrief, nicht einfach so, sondern jedes Wort, jeder Buchstabe waren aus der Zeitung ausgeschnitten worden. Das sagte Teresa ihr auch und fügte hinzu: »Ich finde diese Erklärung mehr als nur dürftig. Da muss schon wesentlich mehr kommen. Sehen Sie, ich will Ihnen nichts Böses, wenn das der Fall wäre, hätte ich Sie sofort der Polizei übergeben. Aber um es verstehen zu können, muss ich schon mehr erfahren.«
Oh Gott!
Hätte sie das jetzt bloß nicht gesagt!
Simone Rettinger wurde von einem Weinkrampf geschüttelt, sie war überhaupt nicht dazu in der Lage, etwas zu erklären.
Und Teresa hatte keine andere Wahl, als erneut zu warten. Ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Nach einer Weile beruhigte Simone sich wieder, und dann begann sie endlich, ihre Geschichte zu erzählen.
Doch sie begann mit einer schluchzenden Entschuldigung: »Es …, ich …, es tut mir so unendlich leid …, ich schäme mich so sehr …, und ich …«, sie brach ab. Zum Glück ermunterte Teresa sie jetzt nicht, endlich zu beginnen. Simone fing von sich aus an, und dann erfuhr Teresa, dass Simone Rettinger ihren Job verloren hatte, weil die Firma in Konkurs gegangen war, ihr Ehemann hatte sie wegen einer anderen Frau verlassen, und als sei das nicht schon genug, wurde ihr auch noch wegen Eigenbedarfs die Wohnung gekündigt.
Sie hielt inne, schluckte.
»Ich hätte den Job im Internat so gern gehabt. Eigentlich hatte ich mir sogar Chancen ausgerechnet, denn ich habe Zeugnisse, die man vorweisen kann …«
Sie machte erneut eine Pause, wippte unruhig mit dem rechten Fuß. Sie war ein Nervenbündel.
Sie blickte Teresa an. Die arme Frau sah so unglücklich aus, dass Teresa sie am liebsten ganz spontan tröstend in die Arme genommen hätte. Unter anderen Umständen hätte sie es vermutlich sogar getan, doch jetzt hielt sie sich zurück. Wenn jeder, der Probleme hatte, direkt Drohbriefe schrieb, dann würde die Welt darunter zusammenbrechen. Traurig war es aber schon. Und sie konnte sich keinen Reim daraus machen, warum ausgerechnet sie den Brief erhalten hatte. Das musste sie jetzt wissen.
»Und warum haben Sie mir diesen bösen Brief geschrieben?«
Simone schluckte.
»Sie saßen so souverän da, ganz feine Dame. Ich war und bin sehr beeindruckt von Ihnen, doch es hat mich auch wütend gemacht, weil jemand wie Sie es doch überhaupt nicht nötig hat zu arbeiten …, ich dachte nicht darüber nach, in mir war nur ganz viel Wut. Und die habe ich an Ihnen ausgelassen, ohne nachzudenken.«
»Und das alles ganz vergebens«, erwiderte Teresa, »weil ich nämlich überhaupt nichts mit der Entscheidung zu tun habe, ob jemand eingestellt wird oder nicht.«
Simones Kopf ruckte hoch.
»Aber Sie saßen doch dabei.«
Das bestätigte Teresa. »Weil man mich gern dabeihaben möchte, mehr oder weniger als stille Beobachterin. Und man holt schon meinen Rat ein, allerdings nur, wenn man sich nicht einig ist, will man eine weitere Meinung hören. Das war in Ihrem Fall nicht der Fall. Man war sich einig, einer anderen Bewerberin den Vorzug zu geben.«
Wieder war es still, dann kam ein geradezu verschrecktes: »Dann habe ich Sie umsonst … angegriffen?«
»Das haben Sie, andererseits können Sie froh sein, dass es mich getroffen habe. Ich werde das nicht weiter verfolgen. Doch Ihnen rate ich, künftig Ihren Zorn unter Kontrolle zu halten, oder lassen Sie sich, wenn Sie die Probleme nicht in den Griff bekommen, psychologisch beraten. Es ist schon tragisch, dass Sie alles auf einmal getroffen hat. Doch Sie sind damit nicht allein auf der Welt. Es gibt Schicksale, die sind härter.«
Simone nickte, saß da wie ein Häufchen Elend.
»Hat sich denn mittlerweile eines Ihrer Probleme gelöst?«, erkundigte Teresa sich.
Simone schüttelte den Kopf.
»Mit meinem Mann ist es endgültig vorbei, er hat seine Sachen bereits alle aus der Wohnung geholt. Mit der habe ich allerdings ein wenig Glück. Der Vermieter hat mir gesagt, dass er mich nicht vor die Tür setzen will, nicht unbedingt auf der Einhaltung der Kündigungsfrist bestehen wird.«
»Das ist doch schon mal etwas Gutes. Und einen Job, den werden Sie auch finden, davon bin ich überzeugt. Da ich nicht richtig involviert bin, weiß ich nicht, was in Ihren Bewerbungsunterlagen steht. Was haben Sie den zuletzt gemacht? Haben Sie Bürokauffrau oder so etwas gelernt?«
Simone erklärte ihr, dass sie als Sekretärin gearbeitet hatte. »Gelernt habe ich allerdings bei einem Notar, und da habe ich auch meine Prüfung mit sehr gut gemacht. Und eigentlich würde ich am liebsten auch wieder in einem Notariat arbeiten. Das hat mir am meisten Spaß gemacht. Doch als wir nach Hohenborn gezogen sind, weil mein Mann hier eine Arbeit gefunden hat, gab es keine passende Stelle für mich und ich nahm die bei der Firma an, für die ich zuletzt gearbeitet habe. Und da bin ich auch bis zum Schluss geblieben. Und da wäre ich auch heute noch, wenn nicht …«
Teresa winkte ab.
»Ich weiß.« Sie wollte es nicht noch einmal hören. Im Grunde genommen war diese Simone Rettinger eine sympathische Frau, und