Warum hast du geschwiegen?: Sophienlust Bestseller 17 – Familienroman
Von Marietta Brem
()
Über dieses E-Book
Das Kinderheim Sophienlust erfreut sich einer großen Beliebtheit und weist in den verschiedenen Ausgaben der Serie auf einen langen Erfolgsweg zurück. Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, mit Erreichen seiner Volljährigkeit, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.
»Wenn du glaubst, daß ich mein ständiges Domizil in die Nähe meiner Schwester verlege, dann muß ich dich leider enttäuschen, lieber Gerd.« Aufgeregt fuhr sich die junge, bildschöne Frau durch die goldblonden Locken. Rasch fuhr ihre Zunge über die blutrot geschminkten Lippen, die vor Aufregung ganz trocken waren. Dieses Ansinnen, das der Mann an sie stellte, grenzte direkt an eine Unverschämtheit. »Was soll ich denn machen, Andrea. Mir bleibt doch keine andere Wahl«, wehrte sich Gerd Horn, ein fünfunddreißigjähriger Immobilienmakler gegen seine Frau, die vor Zorn tobte. »Wenn ich die Versetzung ausschlage, geht mir eine Menge Geld verloren, und wenn ich Pech habe, auch noch mein Arbeitsplatz. Das mußt du doch verstehen, Liebes.« Der Mann verzog sein Gesicht, als ob er in eine Zitrone gebissen hätte. Der Kosename, den er seiner Frau einmal gegeben hatte, paßte schon lange nicht mehr. Ihre Ehe war längst eine Farce geworden, die nur noch wegen des kleinen Sohnes Marco aufrechterhalten wurde. Marco war gerade eineinhalb Jahre alt und ein richtiger Sonnenschein. Er war auch der Grund gewesen, warum Gerd seine erste Frau Sibille verlassen und Andrea, deren jüngere Schwester, geheiratet hatte. Ja, Sibille war genau das Gegenteil von Andrea, überlegte Gerd und runzelte die Stirn. »Was du machen sollst, lieber Gerd, das mußt du selbst wissen«, riß ihn Andreas höhnische Stimme aus seinen Erinnerungen, »das mußt du ganz allein entscheiden. Aber das eine laß dir gesagt sein: Wenn du schon glaubst, daß du nach Maibach ziehen mußt, dann wirst du eben allein gehen. Ich jedenfalls habe keine Sehnsucht nach Sibille so wie du.« Gerd zuckte zusammen.
Mehr von Marietta Brem lesen
Ähnlich wie Warum hast du geschwiegen?
Titel in dieser Serie (100)
Was wird morgen sein?: Sophienlust Bestseller 6 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEndlich wieder eine Heimat: Sophienlust Bestseller 7 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Waisenkind, ein Hund und die Liebe: Sophienlust Bestseller 14 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeborgen in der Familie: Sophienlust Bestseller 1 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDu gehst zu weit, Adina: Sophienlust Bestseller 2 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVernachlässigt und allein: Sophienlust Bestseller 10 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNina spielt Vermittler: Sophienlust Bestseller 25 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEndlich habe ich dich wieder: Sophienlust Bestseller 19 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebst du mich nicht, Mami?: Sophienlust Bestseller 8 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebe lässt sich nicht erzwingen: Sophienlust Bestseller 34 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWinkel der Geborgenheit: Sophienlust Bestseller 15 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWo bist du, Mami?: Sophienlust Bestseller 3 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNiemand wusste von ihrem Leid: Sophienlust Bestseller 40 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZwischen Liebe und Pflicht: Sophienlust Bestseller 5 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWarum hast du geschwiegen?: Sophienlust Bestseller 17 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Mädchen namens Biggi: Sophienlust Bestseller 20 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerschollen in Peru: Sophienlust Bestseller 13 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGefährliches Schweigen: Sophienlust Bestseller 30 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Mutter, die keine ist: Sophienlust Bestseller 22 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVati soll wieder heiraten: Sophienlust Bestseller 26 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Zirkus ist ihr Zuhause: Sophienlust Bestseller 4 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuch ich will glücklich sein: Sophienlust Bestseller 38 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKommt doch wieder zurück: Sophienlust Bestseller 11 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLasst mir meinen Kater Smarty: Sophienlust Bestseller 43 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBitte verzeih uns, Mark: Sophienlust Bestseller 21 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZu dritt in ein neues Leben: Sophienlust Bestseller 23 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs trennten sie Welten: Sophienlust Bestseller 37 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs geschah aus Nächstenliebe: Sophienlust Bestseller 16 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGanz ohne Liebe geht es nicht: Sophienlust Bestseller 12 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNimm mich in deine Arme: Sophienlust Bestseller 36 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Dr. Laurin 105 – Arztroman: Warum habe ich ihm vertraut? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine heiße Nacht mit dem Playboy-Doc Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuch du brauchst Zärtlichkeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStephanie und Christian in Gefahr: Der kleine Fürst 250 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZwischen Liebe und Leid: Der Bergpfarrer (ab 375) 481 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZu dritt in ein neues Leben: Sophienlust Bestseller 23 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerhängnisvoller Ehrgeiz: Sophienlust (ab 351) 414 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Sonnenwinkel 43 – Familienroman: Es ist nicht leicht, berühmt zu sein Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Lebensduft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWenn Kindertränen fließen: Mami Bestseller 47 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSonne über dem Horizont Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen... und schon gehört mein Herz nur dir: Digital Edition Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKurfürstenklinik 73 – Arztroman: Vom siebten Himmel in den OP Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Klugheit des Herzens: Heimat-Heidi 14 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 56 – Arztroman: Der Vater meines Kindes – schuldig? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie schüchterne Zeugin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFrösche küsst man nur im Märchen! Turbulenter, spritziger Liebesroman nur für Frauen... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBis zur Hochzeit will ich schweigen: Dr. Brinkmeier Classic 14 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Sturm der Leidenschaft: Fürstenkrone 118 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenViel Wirbel um Dieter: Sophienlust Extra 85 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Daniel 45 – Arztroman: Nur die Liebe ließ sie hoffen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAls Fremde auf dem Schloss des Liebsten: Fürstenkrone Classic 9 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKurfürstenklinik 4 – Arztroman: Alarmstufe 1 in der Kurfürstenklinik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBeatrix verschweigt die Wahrheit: Die Klinik am See 39 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Glück ist eine Frau: Dr. Norden Bestseller 462 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZwei Männer für Desiree!: Der kleine Fürst 361 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Glück ist eine Frau: Dr. Norden Extra 112 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKrach mit dem Chef: Dr. Daniel 115 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWicked Little Princess Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMorgenlicht und Abendglut Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Zeitgenössische Romantik für Sie
Neapel sehen - und sich verlieben: Die Rinucci Brüder 6 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDoktorluder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenProfessor Platonisch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEntehrt von einem Highlander Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Braut für den spanischen Playboy Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGegluckte Investitionen: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Licht, in dem wir glänzen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie erobert man einen Earl? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenQuartet: Eine Milliardär-Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFlitterwochen mit dem Feind Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerführung wie in 1001 Nacht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEkstase inklusive Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGestohlene Unschuld Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFinnische Träume - Teil 4 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleines Biest | Kurzgeschichte: Der etwas andere Bar-Besuch Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Blitzhochzeit mit dem arroganten Griechen? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDem Paradies so nah Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGefährliches Vorspiel: Black Light Roulette: Chicago Bratwa, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenA Pretty Mess Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFinnische Träume - Teil 2 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGerettet von dem Arzt Kurzgeschichten: Ein Urlaubsromanzen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Geliebter, mein Wüstenprinz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchmutzige kleine Jungfrau: Geheimnisse einer Unterwürfigen, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke mit dem versteinerten Herzen: Digital Edition Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLieben Sie mich, Marquess! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke, der mein Herz stahl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFinnische Träume - Teil 1 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Heilung des Ranchers Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie verbotene Babysitterin: Ein Milliardär - Liebesroman: Nachtclub-Sünden, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNachtclub-Sünden Kurzgeschichten: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Warum hast du geschwiegen?
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Warum hast du geschwiegen? - Marietta Brem
Sophienlust Bestseller
– 17 –
Warum hast du geschwiegen?
Jetzt sind wir doch erst komplett
Marietta Brem
»Wenn du glaubst, daß ich mein ständiges Domizil in die Nähe meiner Schwester verlege, dann muß ich dich leider enttäuschen, lieber Gerd.«
Aufgeregt fuhr sich die junge, bildschöne Frau durch die goldblonden Locken.
Rasch fuhr ihre Zunge über die blutrot geschminkten Lippen, die vor Aufregung ganz trocken waren. Dieses Ansinnen, das der Mann an sie stellte, grenzte direkt an eine Unverschämtheit.
»Was soll ich denn machen, Andrea. Mir bleibt doch keine andere Wahl«, wehrte sich Gerd Horn, ein fünfunddreißigjähriger Immobilienmakler gegen seine Frau, die vor Zorn tobte. »Wenn ich die Versetzung ausschlage, geht mir eine Menge Geld verloren, und wenn ich Pech habe, auch noch mein Arbeitsplatz. Das mußt du doch verstehen, Liebes.«
Der Mann verzog sein Gesicht, als ob er in eine Zitrone gebissen hätte. Der Kosename, den er seiner Frau einmal gegeben hatte, paßte schon lange nicht mehr. Ihre Ehe war längst eine Farce geworden, die nur noch wegen des kleinen Sohnes Marco aufrechterhalten wurde.
Marco war gerade eineinhalb Jahre alt und ein richtiger Sonnenschein. Er war auch der Grund gewesen, warum Gerd seine erste Frau Sibille verlassen und Andrea, deren jüngere Schwester, geheiratet hatte.
Ja, Sibille war genau das Gegenteil von Andrea, überlegte Gerd und runzelte die Stirn. Warum nur hatte er damals nicht …
»Was du machen sollst, lieber Gerd, das mußt du selbst wissen«, riß ihn Andreas höhnische Stimme aus seinen Erinnerungen, »das mußt du ganz allein entscheiden. Aber das eine laß dir gesagt sein: Wenn du schon glaubst, daß du nach Maibach ziehen mußt, dann wirst du eben allein gehen. Ich jedenfalls habe keine Sehnsucht nach Sibille so wie du.«
Gerd zuckte zusammen. Sein mittelbraunes, leicht gewelltes Haar hing ihm wirr ins Gesicht, und seine eisblauen Augen blitzten ganz dunkel vor Erregung. Zwar war er es gewohnt, mit Andrea zu streiten, obwohl es ihm innerlich widerstrebte, aber daß sie ihn allein würde gehen lassen, damit hatte er nicht gerechnet.
»Das… kann doch nicht dein Ernst sein«, murmelte er verblüfft und nahm seinen Weg durch das feudal eingerichtete Wohnzimmer wieder auf. Er hatte das Gefühl, als müsse er ersticken.
»Glaubst du nicht?« Andrea lachte hämisch auf. »Dann werde ich dich wohl vom Gegenteil überzeugen müssen, scheint mir. Also gut, nimm das Angebot an. Ich werde mich inzwischen ebenfalls um ein Engagement bemühen. Bei meinen Beziehungen dürfte das ja nicht allzuschwer werden.«
Selbstgefällig betrachtete sich die junge Frau in der Glasscheibe des wuchtigen Schranks, der ihre grazile Gestalt widerspiegelte. Ja, sie konnte sich noch immer sehen lassen, obwohl sie vor fast achtzehn Monaten ein Kind geboren hatte.
Verächtlich beobachtete Gerd seine Frau. Wie hatte er damals nur auf ihre Verführungskünste hereinfallen und damit seine Ehe zerstören können, die von Anfang an eine außergewöhnlich gute Verbindung gewesen war. Sibille und er hatten sich geliebt und gebraucht, und nur die Tatsache, daß sie keine Kinder bekommen konnte, hätte ihrer Liebe bestimmt keinen Abbruch getan.
Zugegeben, auch ihm, Gerd, hatte es eine Weile ganz schön zugesetzt, daß er niemals Vater werden sollte, aber dann hatte er sich doch mit den unvermeidlichen Tatsachen abgefunden gehabt.
Nur Sibille litt unsäglich unter ihrer Kinderlosigkeit. Es schien fast, als hätte das Leben seinen Sinn für sie verloren. Sie wurde launisch und abweisend, sobald Gerd sie in die Arme nehmen wollte.
Dann tauchte Andrea auf, Sibilles jüngere Schwester. Sie arbeitete als Fotomodell für eine größere Agentur in Stuttgart, und ihr Beruf führte sie oft ins Ausland. Deshalb hatte Gerd seine Schwägerin auch nur flüchtig bei der Hochzeit kennengelernt und sie rasch wieder vergessen.
Dieses Mal aber war alles anders. Die Horns hatten sich außerhalb von Maibach ein hübsches Einfamilienhaus gekauft, in dem sich auch einige Gästezimmer befanden. Und ausgerechnet in dem Jahr, als Sibille von ihrem Arzt die Hiobsbotschaft erhalten hatte, wollte Andrea bei ihrer Schwester den Urlaub verbringen.
Natürlich hatten weder Sibille noch Gerd etwas dagegen einzuwenden. Im Gegenteil, sie erhofften sich von der lebhaften Andrea etwas Ablenkung von ihren eigenen Problemen.
Und die hatten sie dann auch. Aber sie waren ganz anderer Art, als sie es sich vorgestellt hatten. Bereits am ersten Tag machte die jüngere Schwester dem Schwager schöne Augen. Nichts ließ Andrea unversucht, um Gerd, der ihr nicht einmal so besonders gefiel, zu verführen.
Was ihr dann schließlich auch gelang. Eines Abends, als Sibille noch bei einer Freundin war, um deren Geburtstag zu feiern, passierte es.
Gerd schüttelte den Kopf. Nein, er wollte jetzt nicht daran denken.
»Was soll aus Marco werden?« fragte Gerd leise und wartete atemlos auf ihre Antwort. Sein Blick suchte den ihren. Er haßte Andrea nicht, nein, er mochte sie sogar. Aber von Liebe konnte keine Rede sein.
»Warum fragst du das? Ist Marco nicht auch dein Sohn? Was würdest du sagen, wenn ich dir die Entscheidung überließe?« Andrea zündete sich eine Zigarette an.
»Mußt du ausgerechnet jetzt rauchen? Du weißt, daß ich den Gestank nicht mag.«
»Na hör mal. Schließlich ist es mein Wohnzimmer genausogut wie deines«, brauste sie auf. Die Empörung stand ihr im Gesicht geschrieben.
»Schon gut, schon gut. Deine Gesundheit gehört dir ganz allein. Damit kannst du machen, was du willst.« Nachdenklich wandte er sich ab. »Du willst mir das Kind überlassen? Habe ich dich richtig verstanden?«
»Natürlich. Oder willst du Marco nicht?«
»Doch, selbstverständlich möchte ich meinen Sohn behalten.« Gerd atmete erleichtert auf.
Nun konnte sich Andrea ein ironisches Grinsen doch nicht verkneifen. Wenn du wüßtest, dachte sie und hätte sich am liebsten auf die Brust geschlagen vor Stolz, weil es ihr damals geglückt war, das Kind, das sie erwartete, dem Schwager unterzuschieben. Allerdings hatte sie nicht vorgehabt, ihn zu heiraten. Sie wollte ja nur, daß Sibille ihr die Verantwortung abnahm und ihrem Mann zuliebe für sein vermeintliches Kind sorgte.
Daß Gerd seine Sache hundertprozentig machen und Andrea gleich heiraten würde, damit hatte die junge Frau nicht gerechnet.
»Na also, dann sind wir uns ja einig. Du gehst deinen beruflichen Verpflichtungen in Maibach nach, und ich nehme mein abwechslungsreiches Leben von früher wieder auf. Es war mir ohnehin zu langweilig an deiner Seite.«
»Das kann doch nicht wahr sein.« Nun wurde der Mann wirklich böse. Das hatte er nun wirklich nicht verdient. Im letzten Sommer hatte er mit Andrea eine herrliche Fahrt an die Adria unternommen, und in diesem Jahr wollten sie einen vierwöchigen Urlaub in der Bretagne verbringen. Sollte das alles nichts gewesen sein?
»Nun reg’ dich doch nicht so auf, Gerd. Ich weiß genau, was du jetzt denkst, aber du irrst dich. Ich bin nicht so undankbar, wie du vielleicht denkst. Aber du mußt dich auch einmal in meine Lage versetzen.«
Sie ließ sich in einen Sessel fallen und streckte die langen, wohlgeformten Beine weit von sich. Zufrieden musterte sie ihre gebräunten Waden, die noch jeder Fotograf bis jetzt bewundert hatte.
Ja, damals war sie auf dem besten Wege gewesen, ein gefragtes Top-Modell zu werden. Bis dann Bastian dazwischenkam und das Blaue vom Himmel herunterlog.
Zum Film wollte er sie bringen, hatte er gesagt und sie dabei mit seinen schwarzen Augen schmachtend angesehen, so daß sie nicht hatte widerstehen können. Sie war zu Probeaufnahmen in sein Atelier gegangen und hatte es erst am nächsten Morgen wieder verlassen.
Aus den Probeaufnahmen war natürlich nichts geworden. Bastian war dann auch gar nicht mehr so von ihrem Talent überzeugt gewesen.
Vier Wochen später hatte Andrea dann gewußt, daß ausgerechnet diese eine Nacht nicht ohne Folgen geblieben war. Aber mit Bastians Beistand konnte sie natürlich nicht rechen. Der hatte nur gelacht, als sie ihm erzählte, daß er Vater werden würde.
»Wenn du willst, kannst du Geld von mir haben, um es wegmachen zu lassen. Daß ich für dein Balg auch noch den treusorgenden Vater spiele, das kannst du von mir nicht verlangen. Ich habe genausowenig schauspielerisches Talent wie du.« Dann hatte er lauthals gelacht. »Die lebenslustige Andrea wird Mama. Das wäre ein Aufhänger für eine Illustriertenstory.«
Seit damals hatte Andrea den schönen Bastian nicht mehr gesehen. Aber noch heute schlug ihr Herz höher, wenn sie an ihn und an ihre gemeinsame Nacht dachte. Das war ein Mann gewesen!
»Ich möchte sagen, daß deine Lage eigentlich gar nicht so schlecht ist«, begehrte Gerd da auf und riß sie aus ihren Gedanken.
Andrea zuckte zusammen.»Du hast natürlich recht«, murmelte sie leise und senkte schuldbewußt den Kopf. »Aber manches Mal habe ich das Gefühl, die Wände kommen auf mich zu und erdrücken mich.
Ich… vermisse meine Freiheit.«
Der Makler horchte auf. So ehrlich hatte sie noch nie zu ihm gesprochen. Es berührte ihn und brachte eine Saite in ihm zum Klingen, die er schon längst verschüttet geglaubt hatte.