Gustav, der Herzensbrecher: Toni der Hüttenwirt 251 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Pfarrer Zandler parkte sein altes Auto in der Nähe des großen Klosterportals. Noch bevor er den alten schmiedeeisernen Türklopfer betätigen konnte, öffnete ihm eine ältere Nonne. »Grüß Gott, Pfarrer Zandler! Die Oberin erwartet Sie schon. Bitte folgen Sie mir!« Pfarrer Zandler begrüßte die Schwester, die hinter ihm die Tür schloss. Drinnen in der hohen Halle war es angenehm kühl. Durch die Buntglasfenster, rechts und links neben der Eingangstür, fiel nur gedämpftes Licht. Die Halle war lang und breit. Auf der gegenüberliegenden Seite stand eine große Glastür offen und gab den Blick frei zum Garten. Auf dem Steinboden lag ein dicker Teppich. Die hohen Rundbogentüren waren verschlossen, bis auf eine. »Mutter Oberin, der Pfarrer Zandler ist hier«, sagte die Schwester. Sie trat zur Seite und ließ den Geistlichen eintreten. Hinter ihm schloss sich die Tür fast lautlos. »Ein herzliches Grüß Gott! Schön, dass Sie Zeit für mich und mein Anliegen gefunden haben«, sagte Zandler. »Ich freue mich auch dich wiederzusehen, Heiner«
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Buchvorschau
Gustav, der Herzensbrecher - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 251 –
Gustav, der Herzensbrecher
Ein Esel als Liebesbote
Friederike von Buchner
Pfarrer Zandler parkte sein altes Auto in der Nähe des großen Klosterportals. Noch bevor er den alten schmiedeeisernen Türklopfer betätigen konnte, öffnete ihm eine ältere Nonne.
»Grüß Gott, Pfarrer Zandler! Die Oberin erwartet Sie schon. Bitte folgen Sie mir!«
Pfarrer Zandler begrüßte die Schwester, die hinter ihm die Tür schloss. Drinnen in der hohen Halle war es angenehm kühl. Durch die Buntglasfenster, rechts und links neben der Eingangstür, fiel nur gedämpftes Licht. Die Halle war lang und breit. Auf der gegenüberliegenden Seite stand eine große Glastür offen und gab den Blick frei zum Garten. Auf dem Steinboden lag ein dicker Teppich.
Die hohen Rundbogentüren waren verschlossen, bis auf eine.
»Mutter Oberin, der Pfarrer Zandler ist hier«, sagte die Schwester. Sie trat zur Seite und ließ den Geistlichen eintreten. Hinter ihm schloss sich die Tür fast lautlos.
»Ein herzliches Grüß Gott! Schön, dass Sie Zeit für mich und mein Anliegen gefunden haben«, sagte Zandler.
»Ich freue mich auch dich wiederzusehen, Heiner«, sagte die Oberin.
Sie ging zum Du über. Die beiden kannten sich, seit sie jung waren. Doch sie duzten sich nur, wenn sie allein waren. Die Oberin stand hinter dem Schreibtisch auf und kam auf ihn zu. Sie schüttelten sich herzlich die Hände.
»Ich freue mich auch, Justina!«
»Setzen wir uns, Heiner! Ich habe einen Imbiss vorbereiten lassen. Dazu gibt es zwei halbe Maß von unserm guten selbstgebrauten Bier.«
Justina deutete mit einer einladenden Handbewegung auf den Tisch in der Ecke des großen Zimmers.
»Ihr braut immer noch selbst?«, fragte Zandler erstaunt.
Sie setzten sich.
»Ja, aber nur zum Eigenverbrauch.«
Pfarrer Zandler fühlte sich geehrt, dass er ein echtes Kloster-Bier angeboten bekam. Er sprach ein kurzes Tischgebet. Sie bekreuzigten sich. Dann fingen sie an zu essen.
»Wie macht sich Charlotte?«, fragte Zandler.
Oberin Justina lächelte.
»Adam Mayerhuber ist voll des Lobes über seine Praktikantin. Ich kann dem 100prozentig zustimmen. Charlotte Holzer ist eine stille junge Frau, die ganz in ihrer Arbeit aufgeht. Dazu hat sie sich gut in den Tagesablauf eingefügt. Sie bewohnt eines der Internatszimmer und nimmt mit den Schüler und Schülerinnen das Essen in der Mensa ein. Vor einer Woche war unser Lehrer für Bildende Kunst einige Tage krank. Ich bat Charlotte Holzer, für ihn Vertretung zu machen. Das tat sie mit Freude. Sie würde eine gute Lehrerin abgeben. Die Schülerinnen und Schüler waren begeistert von ihr.«
Pfarrer Zandler freute sich, das zu hören.
»Es war lieb von dir, Lotte über den Sommer aufzunehmen.«
»Das habe ich gern getan, Heiner. Und Mayerhuber ist sehr angetan von der jungen begabten Frau. Er sagt ihr eine große Zukunft als Künstlerin voraus, wenn sie diesen Weg beschreiten will.«
»Es lastet so viel auf der Seele der jungen Frau«, seufzte Pfarrer Zandler.
»Darüber hast du am Telefon nur vage Andeutungen gemacht. Ich nehme an, du bist gekommen, um mich zu informieren?«
»So ist es! Doch lass uns erst diese köstliche Brotzeit genießen, Justina.«
Sie aßen weiter. Justina, deren Name ›die Gerechte‹ bedeutete, ließ für jeden noch einen kleinen Krug Bier bringen.
»Nun erzähle, Heiner!«
Pfarrer Zandler berichtete ausführlich über das schon so lange andauernde Familienzerwürfnis, zwischen Alois und seiner, inzwischen verstorbenen, Frau Hedwig und ihren Söhnen.
»Zwei Buben hatten sie aufgezogen und beide brachen jeden Kontakt ab. Es ging dabei um die Berghütte, das Erbe und natürlich um Geld. Harald Holzer, der ältere der Buben, stand und steht wohl sehr unter dem Einfluss seiner Frau. Karola war die Tochter seines Chefs. Die Menschen heiraten aus vielfältigen Gründen, Justina. Wenn ich ein Paar traue, frage ich mich oft, was ihre Herzen stärker bewegt, die Liebe oder das Geld.«
Beide seufzen tief.
»Es war schon immer so, Heiner, dass es Ehen gab, die nur wegen Geld und Ansehen geschlossen wurden.«
»Es ist nur schade, wenn es wegen dem Erbe Streit gibt und eine Familie zerbricht. Harald machte Druck auf den alten Alois. Er müsse die Berghütte verkaufen, da sie unmodern sei und nicht genug einbringe. Seine Karola hatte ihm das in den Kopf gesetzt. Alois, der eigentlich ein herzensguter Mensch ist, verlor im Streit die Geduld und jagte Harry im Zorn davon. Haralds jüngerer Bruder, Emil, ging damals noch zur Schule. Nach dem Abitur studierte er nicht, sondern machte eine Lehre als Fotograf, die er über Monika, seine damalige Freundin und jetzige Frau, in München bekommen hatte. Er wohnte bei Harald. Ich will es so sagen: Emil ließ sich von seinem älteren Bruder auf dessen Seite ziehen. Anfangs hatte er wohl noch etwas Kontakt zu seinen Eltern. Aber im Laufe der Jahre wurde es stiller, bis Alois auch nichts mehr von Emil hörte. Selbst zur Beerdigung seiner Mutter kamen weder Harald, noch Emil mit ihren Familien. Und jetzt kommt das aktuelle Drama zutage: Tragisch ist, dass weder Charlotte noch die Kinder von Harald, Kuno und Sophie, wussten, dass sie einen Großvater und eine Großmutter in Waldkogel hatten. Nur Charlotte weiß inzwischen davon. Das haben Toni, Anna, Martin und die alte Ella geschickt eingefädelt. Lotte, wie Charlotte gerufen wird, war sehr erstaunt, dass der Vater ihres Papas noch lebt. Sie sagte, es wurde immer so getan, als gäbe es keinerlei Verwandte mehr.«
Pfarrer Zandler berichtete ausführlich, wie Anna und Ella zwei Engelsfiguren in Auftrag gegeben hatten. So lernten sie Charlotte näher kennen und brachten ihr einfühlsam bei, dass es den alten Alois gab.
»Hat Lotte ihren Großvater inzwischen kennengelernt?«, fragte Oberin Justina.
»Ja, die beiden haben sich kennengelernt. Sie lieben sich, so wie es sich für Großvater und Enkelin gehört. Lotte verbringt jede freie Minuten bei ihm. Deshalb ist es schön, dass sie hier das Praktikum machen kann. So kann sie an den Wochenenden leichter ihren Großvater auf der Berghütte besuchen. Es war schwierig für sie, sich an den Wochenenden davonzustehlen. Sie ließ sich zwar immer wieder gute Ausreden einfallen, aber diese Notlügen belasteten Lotte schwer. Jetzt kommt sie jeden Freitagnachmittag auf die Berghütte. Meistens sitzen Lotte und Alois das ganze Wochenende zusammen auf der Terrasse und reden.«
»Das ist zu verstehen. Die beiden haben sich viel zu sagen und sehr viel nachzuholen, auch wenn sich so manches nicht nachholen lässt. Großeltern haben im Leben der Kinder eine wichtige Aufgabe. Da man Lotte ihren Großvater vorenthalten hat und ihre Großmutter, als sie noch lebte, entstand eine Lücke, die nicht wieder zu füllen ist. Ob den Eltern bewusst ist, was sie angerichtet haben? Für das Madl muss es schwer sein, den Verlust zu verarbeiten.«
»Das stimmt, Justina. Dazu kommt Lottes Sorge, wie es ihre Eltern aufnehmen, wenn sie es erfahren. Dasselbe gilt für ihren Onkel Harald und seine Frau Karola, sowie für Kuno und Sophie. Bisher hat Lotte noch keine Kraft gefunden, sie alle zur Rede zu stellen. Sie hat Angst. Ich kann das verstehen. Es ist keine leichte Aufgabe, die eigenen Eltern und die nächsten Verwandten der Lebenslüge zu überführen.«
»Möge der Herrgott dem Madl bestehen!«, seufzte Oberin Justina.
»Und alle Engel und alle Heiligen!«, fügte Pfarrer Zandler hinzu. »Es bricht mir fast das Herz, wenn ich sehe, wie sie sich quält. Sie ist in einer Zwickmühle. Sagt sie etwas, wird es bestimmt zu einem Riesenwirbel kommen. Sie fragt sich, was für neuerliche Geschichten dann aufgetischt werden, denn um eine Ausrede wird niemand verlegen sein. Schließlich hatten sie jahrelang Zeit, sich etwas zurechtzubasteln. Wir wissen doch, wie das bei den meisten Menschen ist. Sie drehen und wenden die Tatsachen, damit sie selbst im angenehmsten Licht erscheinen. Daran glauben sie schließlich selbst und vergessen, wie es wirklich gewesen war.«
»So ist der Mensch, Heiner. Nun ja, viele sind so, nicht alle«, sagte Justina.
»Deshalb frage ich mich, wie ich Lotte helfen kann, denn ich sehe,wie sie leidet. Verschweigt sie weiterhin, dass sie Kontakt mit ihrem