Todesschüsse in Tampico: Wyatt Earp 215 – Western
Von William Mark
()
Über dieses E-Book
Die Nacht nistete noch in den Straßenzügen der großen Stadt Frisco. Vor dem Quartiershaus der Witwe Miller standen zwei Männer. Es waren Wyatt Earp und Doc Holliday. Der berühmte Dodger Marshal war von Tombstone mit seinem Freund Doc Holliday aufgebrochen, um den kleinen Oliver Earp zu suchen, der in Tombstone von zwei Kidnappern entführt worden war. Wyatt Earp hatte die Spur der beiden Verbrecher Ben und Cole Haggar in San Francisco entdeckt. Den Jungen hatte er nicht finden können. Vermutlich hatten die beiden Verbrecher das Kind in einem großen braunen Tragekorb mit dem Zug von Benson bis herauf nach Frisco befördert. Die beiden Haggars hatten, wie der Marshal feststellen konnte, eine Zeitlang in der großen Stadt gelebt und glaubten wohl, dort untertauchen und auf irgendeine raffinierte Weise ein Lösegeld von hunderttausend Dollars erpressen zu können. Aber die beiden Haggars waren nur die ausführenden Werkzeuge der Entführung. Der Drahtzieher, der hinter allem stand, musste in Tombstone sitzen. Es war, wie Wyatt Earp vermutete, der neue Chief der Tombstoner Unterwelt. Earp wusste nicht, wer dieser Mann war, hatte Ike Clanton zeitweilig in Verdacht gehabt, den ehemaligen großen Bandenführer, glaubte aber nun doch nicht mehr, dass dieser Mann die neue Tombstoner Gang anführte. In dringendem Verdacht stand noch der Rancher Kirk McLowery aus dem San Pedro Valley. Aber auch ihm war bisher nichts nachzuweisen gewesen. Vor knapp vierzehn Tagen war in den Straßen Tombstones der neue Sheriff Virgil Earp, Wyatts älterer Bruder, von mehreren Heckenschützen aus dem Hinterhalt niedergeschossen worden. Virgil hatte zwei Kugeln im Rücken und eine in der Brust gehabt, die der ehemalige Arzt John Holliday entfernt hatte. In Tombstone wusste zur Zeit noch niemand, dass der Sheriff noch lebte. Während Wyatt Earp selbst den vier Banditen folgte, die den Sheriff niedergeknallt hatten, hatte Doc Holliday die Operation vorgenommen und den Schwerverletzten in sein eigenes Haus gebracht, wo ihn niemand vermuten konnte. Holliday hatte eine Beerdigung vorgetäuscht und einen mit einem Sandsack beschwerten Sarg auf dem Boot Hill in die Erde bringen lassen. Tombstone glaubte, dass der Sheriff tot wäre, ermordet von der Tombstoner Gang.
Mehr von William Mark lesen
Die großen Western
Ähnlich wie Todesschüsse in Tampico
Titel in dieser Serie (100)
Wyatt Earp 7 – Western: Hölle in Wichita Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 100 – Western: Die Galgenmänner Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 110 – Western: Mexico Man Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 103 – Western: Angst vor Phin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 105 – Western: Kilby stirbt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 9 – Western: Der Eisenweg nach Santa Fé Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 2 – Western: Im Sand von Texas Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 5 – Western: Der Weg nach Sheridan Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 104 – Western: Behans Rache Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 108 – Western: Am Roten See Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 4 – Western: Das Grab am Arkansas Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Mann, der stehend sterben wollte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 8 – Western: Der Sternsporenreiter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 101 – Western: Ritt nach Tombstone Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 126 – Western: Der Silberne Fluch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 3 – Western: Duell am Teufelsturm Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 102 – Western: Ike Clanton Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 109 – Western: Tod dem Tex Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCamp Ladore: Wyatt Earp 131 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 6 – Western: Golden Bill Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 106 – Western: Die Flanangans Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 115 – Western: Wells Fargo-Song Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 116 – Western: Sein Name war Larkin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 112 – Western: Schüsse in Fleggers Bar Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 122 – Western: Um 12 Uhr am O. K. Corral Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Mann aus Rio Blanco: Wyatt Earp 132 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 120 – Western: Helldorado! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 113 – Western: Kampf im Canyon Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 111 – Western: Um irischen Hanf Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Trick des Regenmachers: Wyatt Earp 138 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Heißer Weg nach Yuma Town: Wyatt Earp 216 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWo ist Oliver Earp?: Wyatt Earp 214 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDrahtverhau im Weidegras: Wyatt Earp 235 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Staub der Orcan-Crew: Wyatt Earp 252 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Hölle von Tombstone: Wyatt Earp 213 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBehan unter Mordverdacht: Wyatt Earp 209 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDoc Holliday 20 – Western: Der Kartenhai Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Toter sitzt im Sattel: Wyatt Earp 234 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLonghorn-Joe: Wyatt Earp 223 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bastard: Wyatt Earp 236 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPest aus El Paso: Wyatt Earp 133 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKampf am Tonga-Fluss: Wyatt Earp 226 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie schwerste Entscheidung meines Lebens: Dr. Norden Bestseller 386 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKing Astors Sohn: Wyatt Earp 228 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSpur zum San Pedro Valley: Wyatt Earp 184 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter dem Galgen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Croydon Brother: Wyatt Earp 255 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm falschen Sattel: Wyatt Earp 246 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 116 – Western: Sein Name war Larkin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBenny Blooster: Wyatt Earp 217 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEiner tritt ab: Wyatt Earp 220 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPokerface Holliday: Wyatt Earp 275 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDoc Holliday 12 – Western: Gunfight am Schienenstrang Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFaustdick hinter den Ohren: G.F. Barner 156 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAllein im Llano: Wyatt Earp 144 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenButler Richland: Wyatt Earp 250 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 108 – Western: Am Roten See Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenU.S. Marshal Bill Logan Band 57-64 (Sammelband) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDoc Holliday 19 – Western: Inferno El Paso Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTodesreigen in der Hofreitschule: Ein historischer Wien-Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Action- & Abenteuerliteratur für Sie
Der Schatzberg Band 6: Geheimnisse der Menschheitsgeschichte - der Weg in die Göttlichkeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas geheime Dinoversum Xtra (Band 2) - Gefahr für den Triceratops Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Schatzberg Band 4: Das geheime Pergament, fünf tibetische Initiationstechniken Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Scary Harry (Band 1) - Von allen guten Geistern verlassen: Lustiges Kinderbuch ab 10 Jahre Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Das geheime Dinoversum (Band 17) - Umzingelt vom Preondactylus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas geheime Dinoversum (Band 15) - Die Rettung des Plateosaurus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas geheime Dinoversum Xtra (Band 5) - Die Beute des Velociraptors Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBeast Quest (Band 3) - Arcta, Bezwinger der Berge Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Pyramide des Sonnengottes: Roman, Band 52 der Gesammelten Werke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDurch die Wüste: Reiseerzählung, Band 1 der Gesammelten Werke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSühne Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Studie in Scharlachrot: Der erste Sherlock-Holmes-Roman - Leipziger Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Dorf 2 - Kolle in Not: Roman für Minecrafter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenReise um die Erde in 80 Tagen (Illustriert & mit Karte der Reiseroute) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWings of Fire (Band 1) – Die Prophezeiung der Drachen: Spannendes Kinderbuch für Drachenfans ab 11 Jahre Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5DIE RITTER DES VATIKAN: Thriller Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Bushcraft und Survival Basiswissen: Ratgeber für Recht, Theorie und Praxis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSeewölfe - Piraten der Weltmeere 1: Der Freibeuter aus Cornwall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIn 80 Tagen um die Welt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenYzra: Das Abenteuer beginnt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Dorf 1 - Der Fremde: Ein Roman für Minecrafter Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Robinson Crusoe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Ruf der Wildnis: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDean Koontz - Jane Hawk ermittelt (3in1) Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Claus Störtebecker (Historischer Roman): Basiert auf dem Leben des berüchtigten Piraten Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Geheimnisse von Paris. Band I: Historischer Roman in sechs Bänden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 1): Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTarzans Rückkehr in den Urwald Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStill: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Todesschüsse in Tampico
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Todesschüsse in Tampico - William Mark
Wyatt Earp
– 215 –
Todesschüsse in Tampico
William Mark
Die Nacht nistete noch in den Straßenzügen der großen Stadt Frisco.
Vor dem Quartiershaus der Witwe Miller standen zwei Männer.
Es waren Wyatt Earp und Doc Holliday.
Der berühmte Dodger Marshal war von Tombstone mit seinem Freund Doc Holliday aufgebrochen, um den kleinen Oliver Earp zu suchen, der in Tombstone von zwei Kidnappern entführt worden war. Wyatt Earp hatte die Spur der beiden Verbrecher Ben und Cole Haggar in San Francisco entdeckt. Den Jungen hatte er nicht finden können.
Vermutlich hatten die beiden Verbrecher das Kind in einem großen braunen Tragekorb mit dem Zug von Benson bis herauf nach Frisco befördert. Die beiden Haggars hatten, wie der Marshal feststellen konnte, eine Zeitlang in der großen Stadt gelebt und glaubten wohl, dort untertauchen und auf irgendeine raffinierte Weise ein Lösegeld von hunderttausend Dollars erpressen zu können.
Aber die beiden Haggars waren nur die ausführenden Werkzeuge der Entführung. Der Drahtzieher, der hinter allem stand, musste in Tombstone sitzen. Es war, wie Wyatt Earp vermutete, der neue Chief der Tombstoner Unterwelt. Earp wusste nicht, wer dieser Mann war, hatte Ike Clanton zeitweilig in Verdacht gehabt, den ehemaligen großen Bandenführer, glaubte aber nun doch nicht mehr, dass dieser Mann die neue Tombstoner Gang anführte. In dringendem Verdacht stand noch der Rancher Kirk McLowery aus dem San Pedro Valley. Aber auch ihm war bisher nichts nachzuweisen gewesen.
Vor knapp vierzehn Tagen war in den Straßen Tombstones der neue Sheriff Virgil Earp, Wyatts älterer Bruder, von mehreren Heckenschützen aus dem Hinterhalt niedergeschossen worden. Virgil hatte zwei Kugeln im Rücken und eine in der Brust gehabt, die der ehemalige Arzt John Holliday entfernt hatte. In Tombstone wusste zur Zeit noch niemand, dass der Sheriff noch lebte. Während Wyatt Earp selbst den vier Banditen folgte, die den Sheriff niedergeknallt hatten, hatte Doc Holliday die Operation vorgenommen und den Schwerverletzten in sein eigenes Haus gebracht, wo ihn niemand vermuten konnte. Holliday hatte eine Beerdigung vorgetäuscht und einen mit einem Sandsack beschwerten Sarg auf dem Boot Hill in die Erde bringen lassen.
Tombstone glaubte, dass der Sheriff tot wäre, ermordet von der Tombstoner Gang.
Wyatt, der leider ein schlechtes Pferd gehabt hatte, war fast neun Tage unterwegs, um die vier Gangster endlich auf einer Pferdewechselstation zu stellen.
Es waren der einäugige Mörder Master Crack, der gerissene Outlaw Pony Deal, der gefürchtete Desperado Duke Flanagan und der Bandit Dick Cromwell.
Der Marshal hatte die vier Verbrecher zurück nach Tombstone gebracht und ins Jail gesteckt. In der gleichen Nacht wurden sie wieder aus dem Gefängnis befreit, doch schon 24 Stunden später konnten der Marshal und Doc Holliday drei der Ausbrecher wieder einfangen. Einzig Master Crack blieb unauffindbar.
In jener Nacht war auch der kleine Oliver Earp aus Doc Hollidays Haus entführt worden. Der kleine fünfjährige Junge war das einzige noch übriggebliebene Kind Virgil Earps.
Durch einen Zufall hatte der Marshal herausgebracht, dass die Kidnapper den Jungen nach Frisco bringen wollten, weil die Haggars, die früher dort einmal gewohnt hatten, sich von der großen Stadt Nutzen erhofften. Aber sie hatten diesen Nutzen nicht gefunden. Sie waren von den Leuten, bei denen sie früher einmal gewohnt hatten, abgewiesen worden.
Insbesondere Cole Haggar stand bei der Nachbarschaft in Verdacht, damals, kurz bevor er die Stadt verlassen hatte, ein sechzehnjähriges Mädchen erwürgt zu haben. Deshalb wurde er jetzt, als er mit seinem Bruder Unterschlupf bei alten Bekannten suchte, abgewiesen. Aus Rache hatte der Bandit einen dieser Leute in einer düsteren Hafengasse überfallen und getötet.
Aber noch in der gleichen Nacht ereilte den Mörder das Schicksal. Er hatte das Haus in der Channel Street noch einmal aufgesucht. Bei diesem Besuch wurde der Verbrecher von Wyatt Earp überrascht, und als er aus dem Fenster flüchtete, stellte Doc Holliday ihn unten im Hof.
Cole Haggar hatte den Revolver gezogen, aber das Schieß-Phantom aus Georgia hatte ihn mit einem Schuss niedergestreckt. Doch nicht Hollidays Kugel hatte den Verbrecher getötet, sondern der Aufprall mit dem Hinterkopf auf einen Granitstein.
Damit war einer der beiden Kidnapper zur Strecke gebracht.
Wo aber war der andere?
Und vor allem: Wo war das Kind?
*
Der Sheriff von Frisco, Lester Gordon, der anfänglich begeistert war, als er den berühmten Westernmarshal Wyatt Earp einmal so richtig von Mann zu Mann in Augenschein nehmen konnte, entpuppte sich dann aber doch als ein wenig charaktervoller Mensch, denn er neidete dem Mann aus dem fernen Westen den Erfolg, den er auch hier in der Stadt hatte. Denn Wyatt Earp war es ja, der schließlich auch die Fährte der Kidnapper in der großen Stadt aufgespürt und den Mörder Cole Haggar gestellt hatte. Aber dem Missourier hatte das nichts ausgemacht. Er war es gewohnt, dass ihm die Polizeichefs größerer Städte aus Neid und Eifersucht wenig Sympathie entgegenbrachten. So war das auch bei diesem Lester Gordon.
Der Marshal hatte den Sheriff eigens gebeten, bei der Suchaktion nach den beiden Kidnappern mit größter Vorsicht vorzugehen und vor allem nicht das Kennzeichen Ben Haggars, die Hasenscharte, zu erwähnen. Selbstverständlich sollten auch die Namen der beiden Gangster nicht laut genannt werden. Wyatt wollte damit erreichen, dass die Verbrecher sich möglichst sicher in der Stadt fühlten und hierblieben.
Aber Lester Gordon hatte nur anfänglich dem Wunsche des Missouriers entsprochen, dann aber doch das getan, was er für gut hielt, und seine Suchaktion laut und ohne jede Vorsicht durchführen lassen.
Cole Haggar war tot. Wyatt Earp hatte ihn zusammen mit Doc Holliday gestellt.
Wo aber war der Mann mit der Hasenscharte? Wo war Ben Haggar?
Zweifellos hatte der Tramp jetzt das Weite gesucht, denn er hatte bereits mehrmals unterwegs bewiesen, dass er eine Witterung für drohende Gefahren hatte.
Der Marshal vermutete sogar, dass die Leute des unvorsichtigen Polizeichefs die Tatsache nicht geheim gehalten hatten, dass Wyatt Earp in der Stadt war.
Es war schlimm genug, dass der Marshal bisher keine Spur von dem Kind hatte finden können, und seine Hoffnung, jetzt, da er Cole Haggar erledigt hatte, dessen Bruder stellen zu können, war durch die Unklugheit des Polizeichefs in nichts zerronnen.
Es gab überhaupt nur eine einzige Winzigkeit von einer Spur, wenn man es überhaupt so nennen konnte. Und zwar war das ein Zettel, den der Missourier in der Tasche des toten Cole Haggar gefunden hatte. Ein Zettel, auf dem nichts weiter stand, als
NACH TAMPICO
Was hatte das zu bedeuten?
War es eine Nachricht, die Ben seinem Bruder geschickt hatte? Wollten die Banditen wirklich nach Tampico? Sollte sich der Mann mit der Hasenscharte jetzt aufgemacht haben, um das Kind hinunter in die ferne Hafenstadt Mexiko zu schleppen, in das heiße Tampico am Golf von Mexiko?
Die Entfernung dahin war so weit, dass Wyatt sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, dass der Verbrecher tatsächlich diesen Gedanken in Erwägung gezogen haben sollte.
Wyatt hatte nur wenige Stunden geschlafen. Als er erwachte, hatte er sich erhoben, gewaschen und angekleidet. Und als er auf den Korridor trat, öffnete sich gegenüber die Tür des Georgiers. Auch Holliday war fix und fertig angezogen und meinte:
»Auch schlecht geschlafen?«
»Leider ja!«
Holliday ging an das Flurfenster und blickte hinunter auf die düstere Gasse.
»Es sind auf dem Landwege selbst in dieser kürzesten Route mehr als tausend Meilen …«
Wyatt lauschte diesen Worten nach und versetzte dann:
»Richtig. Und deshalb bin ich davon überzeugt, dass dieser Halunke sich die Strapaze unmöglich aufladen wird.«
Holliday wandte den Kopf: »Und zu welchem Entschluss sind Sie gekommen?«
»Wir fahren nach Tampico.«
Der Marshal hatte es gesagt, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt.
Holliday wandte den Kopf und blickte ihn an.
»Ist das Ihr Ernst?«
»Mein blutiger Ernst. – Allerdings habe ich nicht die Absicht, nach Süden zu fahren. Ehe ich einschlief, hatte ich plötzlich einen Gedanken. – Vielleicht ist er verrückt, aber ich werde ihn nicht wieder los. Ich habe nämlich vor einer Reihe von Jahren auf einem meiner Ritte durch Nevada einmal eine winzige Stadt gestreift, die sich Tampico nannte.«
»Und wo ist das in Nevada?«, fragte der Spieler, während er die Hände in die Taschen schob.
»Ja, ja«, antwortete der Marshal, »das ist es eben. Sie fragen schon ganz richtig: Wo ist das in Nevada? Um ganz ehrlich zu sein: mitten im tiefsten Sand!«
»Wie hätte es auch anders sein können«, kam es leise von den Lippen des Spielers.
Wyatt dachte daran, dass der Freund eine unheilbare Krankheit in seiner Brust mit sich herumschleppte, und dass ihn vor wenigen Wochen ein schwerer Anfall dieser Krankheit niedergeworfen hatte. Es war nur seine ungeheure, ja, geradezu unwahrscheinliche Energie, die ihn vielleicht ein letztes Mal dem Totengräber von der Schaufel