Doc Holliday 12 – Western: Gunfight am Schienenstrang
Von Frank Laramy
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Über dieses E-Book
geboren im März des Jahres 1850 zu Valdosta im Staate Georgia, gestorben 1887 in Glenwood Springs in den Bergen Colorados. Berühmt wurde der ›wirklich studierte zweifache Doktor‹, wie Mark Twain von ihm berichtete, unter dem Namen DOC HOLLIDAY. Kein graugesichtiger Tramp, wie die staubigen Overlandstreets des Wilden Westen sie zu Hunderten kannten, sondern eine Erscheinung, die immer und überall wo sie auftauchte, von ihrer Umwelt abstach. Doc Holliday kam stets im tadellos sitzenden tiefschwarzen Anzug, im weißen Hemd und mit schwarzer Samtschleife. Er war das Urbild und vielfach nachgeahmte Vorbild des unverwechselbaren Westerngentleman. Der junge, hochbegabte Arzt, der in Boston von einer unheilbaren Krankheit befallen wurde, flüchtete in den Westen, weil er hoffte, dort einen weniger fürchterlichen frühen Tod finden zu können als an den Küstenstrichen, wo das Klima feucht und kühl war. Er wurde ein Spieler, und zwar einer der berühmtesten, den Amerika jemals an seinen grünen Tischen gesehen hatte. Und da er auch wohlhabend wurde, zog er sich zahllose Feinde zu. Eines Tages sah er sich der Notwendigkeit gegenüber, zum Revolver zu greifen, zu jenem Requisit, das kein Mensch entbehren konnte, der in diesem Land leben mußte. Und damit hatte er das tödlichste Instrument gefunden, das je in seiner Hand war. Dieser schlanke, hochgewachsene Mann mit den nervigen Händen, dem gutgeschnittenen Gesicht und den eisblauen, unheimlichen Augen entwickelte eine solche Fertigkeit im Schießen, bewies ein solches Reaktionsvermögen, daß es den ›Experten‹ (und deren gab es genug! ) einfach die Sprache verschlug. Was Holliday mit dem für uns Heutige so unhandlichen schweren fünfundvierziger Colts aufstellte, überstieg alles, was man sich auf diesem Gebiet vorzustellen vermag, und grenzte ans Phantastische. Befugte Zeitgenossen berichteten immer wieder darüber. Und dabei liebte der stille, schweigsame mystische Holliday es gar nicht, sich etwa zu produzieren. Er schoß nur, wenn er dazu gezwungen wurde. Und das geschah leider allzu oft. Der Traumschütze aus Valdosta zog die Revolverschwinger aus allen Gegenden an, die sich durch einen Sieg über ihn, also durch seinen Tod, einen noch größeren Namen zu machen hofften. Und die Eiseskälte, in denen der Georgier in all die fürchterlichen Gunfights ging, ließ nicht zuletzt in dem großen Sheriff Earp den Verdacht aufkommen, daß er immer den Tod darin gesucht hat. Aber er kam nicht durch die erhoffte gnädige Kugel um.
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Buchvorschau
Doc Holliday 12 – Western - Frank Laramy
Wann immer von den wirklich großen Männern die Rede sein wird, die je über die alten Trailwege des alten Westens ritten, dann muß sein Name ganz vorn stehen:
John Henry HOLLIDAY
geboren im März des Jahres 1850 zu Valdosta im Staate Georgia, gestorben 1887 in Glenwood Springs in den Bergen Colorados. Berühmt wurde der ›wirklich studierte zweifache Doktor‹, wie Mark Twain von ihm berichtete, unter dem Namen DOC HOLLIDAY. Kein graugesichtiger Tramp, wie die staubigen Overlandstreets des Wilden Westen sie zu Hunderten kannten, sondern eine Erscheinung, die immer und überall wo sie auftauchte, von ihrer Umwelt abstach.
Doc Holliday kam stets im tadellos sitzenden tiefschwarzen Anzug, im weißen Hemd und mit schwarzer Samtschleife. Er war das Urbild und vielfach nachgeahmte Vorbild des unverwechselbaren Westerngentleman. Der junge, hochbegabte Arzt, der in Boston von einer unheilbaren Krankheit befallen wurde, flüchtete in den Westen, weil er hoffte, dort einen weniger fürchterlichen frühen Tod finden zu können als an den Küstenstrichen, wo das Klima feucht und kühl war. Er wurde ein Spieler, und zwar einer der berühmtesten, den Amerika jemals an seinen grünen Tischen gesehen hatte. Und da er auch wohlhabend wurde, zog er sich zahllose Feinde zu. Eines Tages sah er sich der Notwendigkeit gegenüber, zum Revolver zu greifen, zu jenem Requisit, das kein Mensch entbehren konnte, der in diesem Land leben mußte. Und damit hatte er das tödlichste Instrument gefunden, das je in seiner Hand war. Dieser schlanke, hochgewachsene Mann mit den nervigen Händen, dem gutgeschnittenen Gesicht und den eisblauen, unheimlichen Augen entwickelte eine solche Fertigkeit im Schießen, bewies ein solches Reaktionsvermögen, daß es den ›Experten‹ (und deren gab es genug!) einfach die Sprache verschlug. Was Holliday mit dem für uns Heutige so unhandlichen schweren fünfundvierziger Colts aufstellte, überstieg alles, was man sich auf diesem Gebiet vorzustellen vermag, und grenzte ans Phantastische. Befugte Zeitgenossen berichteten immer wieder darüber. Und dabei liebte der stille, schweigsame mystische Holliday es gar nicht, sich etwa zu produzieren. Er schoß nur, wenn er dazu gezwungen wurde. Und das geschah leider allzu oft. Der Traumschütze aus Valdosta zog die Revolverschwinger aus allen Gegenden an, die sich durch einen Sieg über ihn, also durch seinen Tod, einen noch größeren Namen zu machen hofften. Und die Eiseskälte, in denen der Georgier in all die fürchterlichen Gunfights ging, ließ nicht zuletzt in dem großen Sheriff Earp den Verdacht aufkommen, daß er immer den Tod darin gesucht hat. Aber er kam nicht durch die erhoffte gnädige Kugel um. Sechzehn Jahre schleppte eiserne, unvorstellbar zähe Natur ihn durch dieses Land, durch die graubraunen Kistenholzstädte und verräucherten Spielsäle zwischen Texas und Wyoming, California und Missouri. Der Kampf begleitete ihn, wie ein Schatten folgte ihm das Abenteuer, das er gar nicht suchte, und sein Unstern führte ihn überall dorthin, wo etwas geschah. Mark Twain vermutete: Vielleicht wäre ohne ihn gar nichts da und dort geschehen. Nichts in Santa Fé, nichts in Dallas, Dodge, nichts im grauen O.K.-Corral, wo er neben dem großen Wyatt Earp stand und auf schwankenden Beinen, von der Tuberkulose geschüttelt, gegen sieben Männer von der Clanton-Gang den grauenhaftesten Gunfight durchstand, den die Geschichte des Westens zu berichten hat.
Ich habe Doc Hollidays Leben viele Jahre studiert und berichte heute von einem Ereignis, das sich noch ganz zu Anfang seiner mysteriösen ›Karriere‹ in Texas, und zwar in der Stadt Austin und deren Umgegend abspielte.
Frank Laramy
Als die Kugel den Lauf verließ, gab es einen brüllenden, peitschenden Knall. Das glühendheiße Stück Blei durchbohrte die Brust des Mannes und schlug dann in den knöcheltiefen Staub der Main Street.
Es war Mittag. Am Himmel brannte die sengende Texassonne. Die Hitze flimmerte über den Dächern der Stadt.
Austin lag am Colorado River. Eine Stadt, die so aussah, als habe man sie aus Kistenbrettern zusammengebastelt. Das war nichts Besonderes, denn die meisten Westernstädter sahen so aus. Aber dieses Austin hatte seit wenigen Tagen eine Bedeutung bekommen. Die Union Pacific Railway hatte ihren Eisenweg bis zur Stadt gelegt.
Und der Mann, der nun im Staub der Main Street lag, war ein Railroader, der Chef der Bahngesellschaft. Davis hieß er, und er mußte sterben, weil es den großen Viehzüchtern nicht paßte, daß eine Bahnlinie zur Küste gebaut worden war. Sie hatten einen verzweifelten Kampf gegen die Railroaders geführt, dann war Militär gekommen, und sie hatten aufgeben müssen.
Aber der Haß war geblieben, und die Rache vollzogen sie an dem Mann, der im Auftrag seiner Gesellschaft diese Bahnlinie gebaut hatte. Es war ein alter Mann. Die Sechzig hatte er längst überschritten, und das war der letzte Schienenstrang, der unter seiner Leitung gelegt werden sollte.
Fast alle Bewohner der Stadt waren auf den Beinen. In wenigen Stunden sollte der erste Zug eintreffen.
Und da war plötzlich der Schuß gefallen.
Davis hatte neben dem Mayor und dem Sheriff von der City Hall gestanden. Jetzt, da der weißhaarige Mann an der Erde lag, war eine jähe Stille eingetreten.
Niemand wußte, wer den Schuß abgegeben hatte. Doch die meisten ahnten es. Sie konnten zwar den Namen des Mannes nicht nennen, denn er selbst hatte wahrscheinlich nicht geschossen. Dafür bezahlte er andere, die mit dem Colt umzugehen verstanden.
Big Joe Halton war der Weidekönig an den Berghängen flußaufwärts. Aber die riesige Ranch war nicht sein Hauptgeschäft, er hatte die Rinder der Smallrancher aufgekauft und sie nach Norden getrieben. Das war nun vorbei. Viehagenten kauften die Herden zu einem bedeutend höheren Preis auf und verluden sie von nun an in Waggons.
Big Joe Halton bebte vor Zorn. Sein Kampf war also vergeblich gewesen.
Und die Rache, die er genommen hatte, war sinnlos. Die Bahn war da, und er konnte nichts mehr daran ändern. Aber er gab den Kampf noch immer nicht auf.
Nachdem der Schuß gefallen war, hatte Sheriff Nunc Rain seinen Colt gezogen, aber es war niemand da, den er stellen konnte.
»Wer hat geschossen?« belferte er. Dann rannte er auf die Straße. Aber es war keiner zu sehen, der ihm auf diese Frage eine Antwort hätte geben können.
»Damned, so eine Schweinerei!« fluchte er und ging zu dem Niedergeschossenen. Er wandte ihn auf den Rücken und blickte in sein bleiches Antlitz.
»Tot«, sagte er dumpf, dann schloß er Davis die Augen.
Inzwischen hatte sich die Erstarrung der Menschen gelöst. Sie kamen von den Gehsteigen herüber zur City Hall.
Nunc Rain blickte sie alle an, einen nach dem anderen. Er kannte sie alle seit Jahren.
»Von euch war es keiner«, sagte er rauh. »Aber ich weiß, wer den Mord auf dem Gewissen hat. Und ihr wißt es auch!«
»Das würde ich an Ihrer Stelle nicht so laut sagen, Sheriff«, knurrte ihn ein Weidereiter an. Der Mann hatte sich durch die Menge geschoben und stand nun breitbeinig vor dem Gesetzeshüter. Es war Ralph Rogers, der Vormann der Halton Ranch. Er hatte ein breitflächiges Gesicht mit starken Backenknochen. Wenn er grinste, gaben seine Lippen ein tabakgelbes Gebiß frei.
Ralph Rogers war im ganzen County gefürchtet. Er hatte eine Faust wie ein Vorschlaghammer. Man sagte von ihm, daß er einen Jungstier mit der blanken Faust niedergeschlagen haben sollte.
Sheriff Rain warf dem Vormann einen unmißverständlichen Blick zu. Er kannte diesen Burschen zur Genüge, und es wäre ihm nichts lieber gewesen, als ihn hinter Gitter bringen zu können. Aber bisher hatte er ihm und seinem Boß nichts nachweisen können.
»Der Tag kommt, da werde ich das noch bedeutend lauter sagen«, fauchte der Sheriff den Vormann an. »Ich werde es sogar so laut sagen, daß man es bis zur Ranch an den Berghängen hören kann.«
»Hoffentlich werden Sie nicht heiser dabei«, antwortete der Cowboy. »Es soll Männer gegeben haben, die ihre Stimme bei solchem Gebell verloren haben, die stumm geworden sind, weil sie zuviel geredet haben.«
Der Sheriff stützte seine rechte Hand auf den Coltgriff. Sein Gesicht schien zu Stein geworden zu sein.
»Ich an Ihrer Stelle würde jetzt reiten, Rogers. Ich könnte mir vorstellen, daß sich Mr. Halton für die Neuigkeit interessiert.«
»Was soll das heißen?«
»Gehen Sie zum Teufel, Mann!« schnauzte Rain den Cowboy an und wandte sich ab.
»Den Gefallen werde ich Ihnen nicht tun, Sheriff. Vielleicht schickt mich der Boß noch mit Blumen auf den Boot Hill, wenn ihr den da in die Grube bringt.«
Dabei wies er auf den Toten.
Nunc Rain fuhr herum.
»Jetzt ist aber Schluß! Noch ein Wort und ich stecke meinen Stern in die Tasche!«
Der Vormann lachte röhrend.
»Darauf warte ich schon lange.«
Der Sheriff griff mit der linken Hand an seine Brust, nahm den Stern ab und schob ihn in die Hosentasche.
»Lassen Sie das!« mischte sich der Mayor ein. »Er legt es doch geradezu darauf an, Sie zu erledigen.«
»Ich bin schon mit anderen Schurken fertig geworden«, fauchte der Sheriff wütend.
»Was haben Sie da gesagt?« bellte der Vormann und rieb sich das kantige Kinn. »Ich habe wohl nicht richtig gehört: Schurke?
Komm her, Amigo, den Schurken werde ich dir aus den