Doc Holliday 24 – Western: Iowa City
Von Frank Laramy
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Wenn man von Iowa City das Flußtal hochritt, gelangte man nach etwa neun Meilen an ein kleines Nebental, das sich in weichen Windungen durch die Hügel schlängelte.
Es war das Schlangental und endete in einem kleinen Kessel, in dessen Mitte sich ein Holzhaus, einige Schuppen und ein Corral befanden. Von Rindern war weit und breit nichts zu sehen. Am Querholm vorm Haus waren vier Pferde angebunden. Zu den Pferden gehörten die vier Männer, die im Innern des Hauses um einen rohbehauenen Tisch saßen.
Es waren die Tucker-Brüder Edward, Clint, John und Ray. "Damned, er müßte doch schon hier sein", fluchte Edward. Er war der Älteste von den vieren. "Beruhige dich, er wird schon kommen", erwiderte Clint. Er war es eigentlich, der bestimmte, was getan wurde. Er verstand es, seine Anordnungen so zu verpacken, daß sie sich wie Vorschläge anhörten.
Clinton Tucker hatte dunkles Haar und schmale Augen, die eng unter den Brauen saßen. Sein Mund war etwas aufgeworfen und in den Winkeln nach unten gezogen. Er war schneller mit dem Colt als seine drei Brüder zusammen, obwohl auch deren Revolverhände nicht zu verachten waren. Clint erhob sich und ging zur Tür, öffnete sie und blickte über das Tal, über die grünen Matten an den Berghängen.
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Doc Holliday 24 – Western - Frank Laramy
Doc Holliday -24-
Iowa City
Western von Frank Laramy
Wenn man von Iowa City das Flußtal hochritt, gelangte man nach etwa neun Meilen an ein kleines Nebental, das sich in weichen Windungen durch die Hügel schlängelte.
Es war das Schlangental und endete in einem kleinen Kessel, in dessen Mitte sich ein Holzhaus, einige Schuppen und ein Corral befanden.
Von Rindern war weit und breit nichts zu sehen.
Am Querholm vorm Haus waren vier Pferde angebunden. Zu den Pferden gehörten die vier Männer, die im Innern des Hauses um einen rohbehauenen Tisch saßen.
Es waren die Tucker-Brüder Edward, Clint, John und Ray.
»Damned, er müßte doch schon hier sein«, fluchte Edward. Er war der Älteste von den vieren.
»Beruhige dich, er wird schon kommen«, erwiderte Clint. Er war es eigentlich, der bestimmte, was getan wurde. Er verstand es, seine Anordnungen so zu verpacken, daß sie sich wie Vorschläge anhörten.
Clinton Tucker hatte dunkles Haar und schmale Augen, die eng unter den Brauen saßen. Sein Mund war etwas aufgeworfen und in den Winkeln nach unten gezogen. Er war schneller mit dem Colt als seine drei Brüder zusammen, obwohl auch deren Revolverhände nicht zu verachten waren.
Clint erhob sich und ging zur Tür, öffnete sie und blickte über das Tal, über die grünen Matten an den Berghängen.
Die Brüder waren ihm gefolgt.
Edward setzte sich auf die Schwelle; er stützte den Kopf in beide Hände.
»Ein schönes Tal«, sagte er.
»Yeah, es ist ein schönes Tal«, gab Clint rauh zurück. »Aber für vier Männer ist es zu klein. Du kannst bleiben, wenn du willst.«
Ed hob den Kopf und blickte seinen Bruder nachdenklich an. Sein Gesicht war müde und alt dabei.
»Ihr wißt, daß ich gegen das bin, was ihr da vorhabt. Aber ich habe unserem Vater am Totenbett geschworen, daß ich euch nie allein lassen werde und daß wir alles, was wir tun, wirklich zusammen tun werden.«
Clint lachte leise.
»Ein Leben lang wird das schlechtgehen, Brother.«
»Wie meinst du das?« Ed hatte den Kopf vorgestoßen.
»Stell dir vor, es fällt einem von uns ein, zu heiraten. Was dann?« meinte Clint feixend.
Heavens! Daran hatte Ed tatsächlich noch nicht gedacht.
John und Ray, die beiden jüngsten Brüder, grinsten.
Ed nahm den Hut ab und strich sich über das Haar.
»Aber wir könnten dann doch zu ihm ziehen und ihm auf seiner Ranch helfen.«
Clint lachte immer noch.
»Und wenn er eine Pfarrerstochter heiratet?«
Die beiden jüngsten Brüder brüllten los.
Ed drehte sich ärgerlich nach ihnen um.
»Seid gefälligst still, ihr Grünschnäbel!« Immerhin waren die »Grünschnäbel« auch schon einundzwanzig und dreiundzwanzig Jahre alt.
Clint Tucker war wieder ernst geworden.
»Darüber können wir uns später unterhalten. Wir wollen jetzt schon einmal alles durchsprechen. Paßt also auf, Boys, wenn es geklappt hat, treffen wir uns in zwei Tagen in Omaha. Wir reiten getrennt. Du, Edward, nach Norden, John nach Süden und Ray direkt nach Westen.«
»Und wohin reitest du?« wollte John wissen.
»Über die Felsen.«
Edward nickte zustimmend.
»Das ist der richtige Weg«, meinte er. »Dort kann auch ein Indianer deine Spuren nicht finden. Uns kann man ruhig erwischen. Was wollen sie uns anhaben; wir haben nichts bei uns.«
»Eben«, sagte Clint und grinste. »Wir haben unsere Rinder verkauft, und ich habe dafür gesorgt, daß das jeder in der City weiß. Sie wissen auch, daß wir uns trennen wollen und jeder für sich anfangen will.«
Yeah, der Plan der Tucker-Brother war gut vorbereitet. Nur fehlte noch der fünfte Mann.
*
Jeff Reason hetzte sein Pferd das Schlangental hinauf. Er war den ganzen Nachmittag im Postoffice festgehalten worden, aber dann hatte er einfach sein Bureau abgeschlossen und war davongeritten.
Reason mochte vierzig Jahre alt sein. Er hatte ein eckiges Gesicht mit stechenden Augen. Er war klein und mager und der Prototyp eines kleinen Beamten. Er spuckte Gift, wo er nur konnte.
An diesem Tag hatte er etwas vor, das seinen Mut weit überstieg. Das heißt, von ihm selbst wurde kein Mut verlangt; er hatte nur den Tip gegeben und würde ruhig zusehen.
Der Schurke hatte den Talkessel erreicht und blickte sich um. Er war noch nie hier gewesen, aber er entdeckte sofort die Hütte, gab seinem Pferd die Sporen und ritt darauf zu. Vor den Tucker-Brüdern ließ er sich umständlich aus dem Sattel gleiten. Er war ein schlechter Reiter und hockte lieber hinterm Schalter auf seinem Drehschemel als im Sattel.
»Gents, es klappt alles wie am Schnürchen«, kicherte er und rieb sich die dürren Hände. »Die Overland ist pünktlich von Muscatin abgefahren. Also reitet nach Einbruch hinunter zur Fahrstraße und…«
»Das wissen wir selbst«, brach Clint ihm die Rede ab. Er mochte diesen Fuchs nicht leiden, obwohl er ihnen einen guten Tip gegeben hatte.
Der Postman warf ihm einen giftigen Blick zu.
»Schließlich habe ich Ihnen einen…«
»Und wir tun die Arbeit«, versetzte Clint Tucker abfällig.
»Laß ihn doch in Ruhe«, meinte Edward.
»Das werde ich auch, denn er soll jetzt verschwinden. Man wird ihn in der City vermissen.«
Reason nickte zustimmend.
»Yeah, ich muß sofort zurück, aber ich weiß ja immer noch nicht, wo wir uns treffen.«
»In Omaha.«
Ein häßliches Grinsen glitt über das eckige Gesicht des Postmannes.
»Und was ist, wenn ich Sie da nicht treffe?«
Clint trat einen Schritt vor.
»Was wollen Sie damit sagen?«
Reason tat harmlos und hob die Schultern.
»Man kann sich ja schließlich einmal verpassen.«
Clint Tucker packte den Mann vorn am Rockaufschlag und zog ihn zu sich heran.
»Für diesmal werde ich Ihnen das noch glauben. Aber noch einmal solche Bemerkungen, dann breche ich Ihnen sämtliche Knochen!« Dann stieß er den Mann so derb von sich, daß dieser fast zu Boden gestürzt wäre.
Jeff Reason preßte einen bösen Fluch durch die Zähne und schüttelte die geballte Faust gegen Clint. Aber er zog es doch vor, sich schleunigst auf sein Pferd zu ziehen und davonzureiten. Er hätte die ganze Sache jetzt am liebsten aus Rache aufgegeben. Aber diese Rache wäre auf ihn zurückgefallen, denn schließlich hatte er ja den Transport verraten.
Clint Tucker blickte nach der Sonne, die jetzt glutrot hinter den Bergen versank.
»In zehn Minuten reiten wir.«
Ed hatte sich eine Zigarette gedreht. Er lehnte nachdenklich mit dem Rücken gegen den Querholm und rauchte.
»Wenn er jetzt querschießt?«
»Wer?«
»Wer schon! Reason!«
Clint winkte ab.
»Das wird dieser Waschlappen nicht wagen.«
Es blieb für eine Weile still zwischen den Männern. Sie dachten an das, was ihnen in den nächsten Stunden bevorstand. Die Tuckers waren keine unbeschriebenen Blätter mehr. In Texas hatten sie mehr oder weniger erfolgreich als Rustler gearbeitet. In Kansas hatte sie ein Storebesitzer dabei überrascht, als sie seine Kasse ausräumen wollten. In Oklahoma hatte sie ein Sheriff dabei erwischt, als sie einen Pferdeagenten um zwei Dutzend Tiere erleichtern wollten.
Als sie in Iowa City angekommen waren, hatten sie nicht gerade viele Dollars, aber es waren auch nicht wenig.
Die Tuckers hatten sich entschlossen, ehrsame Rancher zu werden, aber dieser Entschluß war nicht von langer Dauer gewesen.
*
Doc Holliday war schon über drei Tage in der Stadt. Es gefiel ihm hier. Es schien eine saubere Stadt zu sein. Auch die Luft war hier gut für seine Gesundheit.
Wenn der Georgier tagsüber mit seinem Pferd nicht die Gegend durchstreifte, dann saß er im Saloon und pokerte mit dem Sheriff.
Burt Askin war hager wie eine Bohnenstange, aber was ihm an Breite fehlte, gab er an Länge zu. Er war über zwei Yards groß. Sein Gesicht schien in einer Traubenpresse entstanden zu sein, aber es paßte irgendwie zu diesem ungewöhnlichen Körperbau. Die Augen standen nah beieinander und krönten eine lange, schmale Nase.
Aber dieser erschreckend aussehende Mensch war gutmütig und hilfsbereit. Trotzdem konnte er gefährlich wie eine Wildkatze werden, wenn es um das Gesetz ging, dem er sich verschworen hatte.
Seine Eltern waren von Banditen ermordet worden.
Wenn die Sonne sank und die ersten Sterne aufzogen, saß Holliday meist auf dem Vorbau in einem Schaukelstuhl und rauchte. Manchmal gesellte sich der Sheriff zu ihm. Sie redeten nicht viel miteinander. Askin war genauso wortkarg wie der Georgier.
An diesem Abend schien den Sheriff etwas zu beunruhigen. Er war schon einigemal vorübergekommen und hatte nur kurz gegrüßt.
Irgend etwas war im Busch!
Auch drüben bei der Overlandstation standen einige Männer zusammen, sie blickten nach Westen, woher die Kutsche kommen mußte. Das schaukelnde Windlicht warf ihre Schatten hin und her.
Der Sheriff stand mit Reason vorm Postoffice.
Was mochte da vor sich gehen? überlegte