Doc Holliday 18 – Western: Gunsmoke im Branch Saloon
Von Frank Laramy
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Sternenlos war die Nacht, es schien keinen Himmel mehr zu geben. Die schwarzgrauen Wolken wälzten sich drohend über das weite Land. Heulend sang der Wind sein unheimliches Lied und preßte das Yumagras flach an den Boden. Dann wieder nahmen die Wolken bizarre Formen an. Grellweiße Blitze zersägten das Dunkel der Nacht. Grollender Donner ließ die Erde erzittern, und den Tieren in ihren Höhlen sträubte sich das Fell vor Entsetzen. Doch der erlösende Regen, auf den die Menschen seit Monaten gewartet hatten, blieb aus. Von der Wucht des Sturms getragen, wurden die Wolken über das Land gehetzt, er jagte sie hinunter in den Llano Estacado, wo sie sinnlos ihre Wasser in den großen Sand vergossen. Es war eine böse Nacht, wie dafür geschaffen, daß sich die Erde auftat und eine ganze Stadt in ihren Tiefen verschlang. Aber die Erde tat sich nicht auf; sie lag stumm im Zittern des Donners, sie war friedlicher als die Menschen, die von ihrem Boden lebten. Es war eine Stunde nach Mitternacht!
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Doc Holliday 18 – Western - Frank Laramy
Gunsmoke im Branch Saloon
Western von Frank Laramy
Sternenlos war die Nacht, es schien keinen Himmel mehr zu geben. Die schwarzgrauen Wolken wälzten sich drohend über das weite Land. Heulend sang der Wind sein unheimliches Lied und preßte das Yumagras flach an den Boden.
Dann wieder nahmen die Wolken bizarre Formen an. Grellweiße Blitze zersägten das Dunkel der Nacht. Grollender Donner ließ die Erde erzittern, und den Tieren in ihren Höhlen sträubte sich das Fell vor Entsetzen.
Doch der erlösende Regen, auf den die Menschen seit Monaten gewartet hatten, blieb aus.
Von der Wucht des Sturms getragen, wurden die Wolken über das Land gehetzt, er jagte sie hinunter in den Llano Estacado, wo sie sinnlos ihre Wasser in den großen Sand vergossen. Es war eine böse Nacht, wie dafür geschaffen, daß sich die Erde auftat und eine ganze Stadt in ihren Tiefen verschlang.
Aber die Erde tat sich nicht auf; sie lag stumm im Zittern des Donners, sie war friedlicher als die Menschen, die von ihrem Boden lebten.
Es war eine Stunde nach Mitternacht!
Der Sturm hatte seinen Höhepunkt erreicht, als sich die Männer am Rand des Gehölzes trafen. Mit dem nachgeahmten Schrei eines Nachtvogels hatten sie sich gegenseitig verständigt.
Schattenhaft, im zuckenden Schein der Blitze standen sie einander gegenüber. Sie konnten ihre Gesichter kaum erkennen.
»Bist du es, Gus?« fragte der eine.
»Deine Worte habe ich zwar nicht verstanden, aber die Stimme habe ich auch nach zwei Jahren nicht vergessen.«
Der Sturm fetzte ihnen die Worte von den Lippen. Mit berstendem Knall wurde ein Ast über den Köpfen der beiden Männer abgerissen, und der fauchende Wind trug das dürre Holz wirbelnd davon.
Ben brachte seinen Mund an das Ohr des anderen und schrie:
»Wir hätten uns die Nacht nicht anders wünschen können, Brother.«
»Yeah, du hast recht, in solchen Nächten hört man keine Rinder brüllen«, erwiderte Gus.
Ben zog den anderen hinter den breiten Rücken seines Pferdes.
»Damned, man kann ja kein Wort verstehen«, meinte er atemholend. »Ist alles bereit?«
»Schon seit zwei Stunden. Wo sind deine Männer?«
»Du stellst Fragen! Die Boys warten wie immer unten am Black
Creek«, gab Ben mit seiner etwas kehligen, rauhen Stimme zurück.
»All right, dann kann es losgehen«, erwiderte Gus. »Und es wird auch Zeit.«
»Weshalb so eilig? Der Morgen kommt bei diesem Wetter später. Wieviel sind es diesmal?« wollte Ben wissen.
»Zweitausend.«
»Verdammt wenig.«
»Mehr, als ich verantworten kann.«
Da stieß Ben eine harte Lache aus.
»Wir haben nichts zu verantworten, wir holen nur, was uns gehört.«
»Du weißt doch, wie ich es meine, Ben. Leider kennst du den Alten nicht…«
»Leider, hast du gesagt? Heavens, du hast recht! Wehe, wenn dieser Hund mir vor den Colt rennt. Ich werde ihm sämtliche Dollars aus der Tasche blasen.«
»Damit haben wir nichts gewonnen«, erwiderte Gus einlenkend. »Noch ist er stärker als wir.«
»Gut, du hast recht, wir sollten langsam vorgehen. Aber trotzdem kann ich den Tag nicht erwarten, da ich diesen Schurken vor meinen Knien sterben sehe.«
»Der Tag wird kommen«, versetzte Gus. »Aber jetzt wird es Zeit. Reite mit deinen Männern in den East
Ground.«
»Well, ich werde reiten. Wieviel Boys sind auf der Weide?«
»Zwei.«
»All right, also so long, Brother.«
Aber Harald Gus hielt ihn zurück.
»Nimm die beiden mit, Ben. Es sind undurchsichtige Burschen. Ich habe sie absichtlich auf diese Weide gestellt. Vielleicht geht es diesmal ohne…«
»Ich weiß, Amigo, du hast ein weiches Herz. Ich werde sehen, was sich machen läßt.«
Er holte sein Pferd und zog sich in den Sattel.
»Also, bis dann, Gus!« rief er vom Pferd herunter. »Wir haben es bald geschafft.«
Er ließ sein Pferd antraben, und die Finsternis verschluckte ihn wie ein Schatten.
Harald Gus Dee war wieder allein. Der Sturm peitschte sein Gesicht und die Gedanken sein Gewissen. In all den Jahren war er sich noch nicht darüber klargeworden, ob er den richtigen oder falschen Weg eingeschlagen hatte. Er folgte den Ratschlägen Alan Bens, und doch zweifelte er oft daran, ob es zu verantworten war, was sie taten.
War nicht das Gesetz dazu geschaffen worden, den Menschen das Recht zu geben?
Aber wenn er davon zu seinem Zwillingsbruder Ben sprach, erntete er nur ein abfälliges Lachen.
»Du redest vom Gesetz, Brother?« hatte Ben einmal zu ihm gesagt. »No, Gus, das ist nicht für uns da. Die Gesetze gelten nur für jene Menschen, die sie entworfen haben. Unsere Gesetze sind die Fäuste, die wir an den Armen tragen. Und wenn wir sie nicht zu gebrauchen verstehen, werden wir untergehen.«
Harald Gus hatte oft über die Worte seines Bruders nachgedacht, häufig waren ihm Zweifel gekommen, aber dann war doch irgend etwas auf der Ranch geschehen, das ihn in seinem Vorsatz beharren ließ.
Sie waren Mestizen, die Brüder Ben und Gus, ihre Mutter war eine Osaga-Squaw gewesen, die später ihren Mann verließ und ihren Sohn Ben mit zum Stamm ihres Volkes genommen hatte.
Gus war auf der Ranch seines Vaters aufgewachsen und Ben an den Rauchfeuern der Osagen. Erst auf dem Sterbelager hatte die Mutter von der Existenz Harald Gus’ gesprochen.
Aber im gleichen Jahr war auch der Vater der Zwillinge an einer schweren Typhuserkrankung gestorben.
Der Bruder des Ranchers hatte das Land übernommen. Die Erbschaft war nicht groß gewesen, sechshundert Longhorns, ein kleines Holzhaus und einige Schuppen.
Und dann war Harald Gus noch dagewesen; ein Kind von neun Jahren.
Und eines Tages war Ben gekommen, in einer Nacht, draußen auf der Weide, er hatte seinem Bruder den letzten Gruß seiner Mutter gebracht. Nur die Sterne waren Zeuge dieses Gesprächs gewesen.
Dann hatte der heimliche Kampf begonnen. Die Brüder Dee glaubten sich von ihrem Onkel betrogen, aber ihr Vater hatte kein Testament hinterlassen, sie konnten die Erbschaft nicht antreten, da die Mutter nicht verheiratet gewesen war.
Harald Gus Dee war seinem Bruder vollkommen verfallen. Er glaubte jedes Wort, das Ben ihm sagte. So gut auch Raoul Dee, der jetzige Rancher, ihn behandeln mochte, der Stachel des Mißtrauens blieb.
Noch zwei Jahre sollte es dauern, und dann wollten sich die Brüder im Süden der Staaten eine Ranch kaufen.
Aber zwei Jahre waren eine lange Zeit…
*
Aus den kleinen Fenstern fielen trübe gelbe Lichtkegel auf den windgepeitschten, staubigen Ranchhof.
Auch drüben im Bunkhouse schliefen die Männer in dieser stürmischen Nacht noch nicht. Das hölzerne Tor war spaltbreit geöffnet und mit einem Lassoende festgezurrt.
In solch einer Nacht gab es keine Ruhe auf einer Ranch. Die Cowboys waren bereit und ihre Pferde gesattelt. Jederzeit konnte ein Teil der großen Herde ausbrechen, denn die Rinder waren durch das Gewitter aufgeregt, und ihr röhrendes Brüllen wurde vom Sturm zum Ranchhof herübergetragen.
In der Halle des Hauses saß der Rancher Raoul Dee mit seinem Vormann Frank Hudson. Die Gesichter der beiden Männer waren sorgenvoll und finster.
»Wie ist es auf dem East Ground?« fragte Dee.
»Gus ist vor Mitternacht noch einmal hinausgeritten«, gab der Vormann zurück.
Der Rancher nickte zufrieden.
»Dann ist es gut. Auf Gus kann ich mich verlassen.«
Der Bestman kniff unmerklich die Augen zusammen. Er war ein großer, magerer Kerl von dreiundvierzig Jahren, mit einem Gesicht, das von Wind und Wetter gegerbt war. Seine grauen Augen unter der niederen Stirn, sein breiter Mund mit dem hervorspringenden Unterkiefer drückten einen starken Lebenswillen aus.
Seit zehn Jahren war er Bestman auf der Grenzranch. Er genoß das volle Vertrauen Raoul Dees, und auch die Weidereiter respektierten ihn.
Nur mit einem Mann konnte er sich nicht verstehen: mit Harald Gus Dee, dem Neffen des Ranchers.
Vielleicht lag es daran, daß Raoul seinen Verwandten noch nicht zum Vormann gemacht hatte. Sicher hatte der junge Mann damit gerechnet, aber der Rancher war der Meinung, daß sein Neffe für diesen Posten noch zu jung sei.
Frank Hudson hatte immer wieder versucht, Gus wie seinen jungen Boß zu behandeln, aber er war stets auf Ablehnung gestoßen.
Und dann kam die Zeit, da der Vormann begann, mißtrauisch zu werden.
Rinder waren gestohlen worden!
Erst waren es nur einige Hundert gewesen, aber dann war unten auf dem East Ground eine ganze Herde verschwunden.
Und ausgerechnet Gus hatte in dieser Nacht die Mannschaft eingeteilt.
Aber Frank Hudson hatte seinem Boß gegenüber nie ein Wort darüber verloren. Beweisen konnte er nichts, und außerdem wußte er, wie sehr der Rancher an seinem Neffen hing.
Auch an diesem Abend war Hudson unruhig, er wußte nicht, woher diese Unruhe kam, vielleicht lag es am Wetter, am Brüllen der aufgeregten Rinder, oder lag es an der Frage des Ranchers nach seinem Neffen?
Der Rancher saß ihm am Tisch gegenüber. Er hatte den Kopf etwas zur Seite geneigt und lauschte zum Fenster hinüber.
Raoul Dee war ein schweigsamer Mann. In seinem Leben hatte es nie viel Worte gegeben. Er sah nicht aus wie ein Rindermann, er hätte eher ein alter Postclerk oder ein Bankbeamter sein können.
Klein und ziemlich korpulent, war er stets glatt rasiert und an den Schläfen bereits ergraut. Die vollen