Doc Holliday 31 – Western: Tramp Callagan
Von Frank Laramy
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Er hatte ein breitflächiges Gesicht, gelbliche Augen, eine kurze Nase und einen aufgeworfenen Mund. Hart sprang das Kinn vor, und über den flachsfarbenen Brauen floh die niedrige Stirn unter die tief heruntergezogene Hutkrempe. Das graue Kattunhemd stand am Hals offen, und die helle Weste war so abgewetzt wie die Wyominghosen. Der Waffengurt hielt einen achtunddreißiger Revolver, den der Mann tief über dem linken Oberschenkel trug. Der Revolver war das einzige, was gepflegt zu sein schien. Die hochhackigen staubbedeckten Stiefel waren schiefgelaufen und an mehreren Stellen schon aufgerissen. Ein Umstand, der in diesem Land besonders unangenehm auffiel; im Westen ritt man, infolgedessen schonte man sein Schuhwerk; wer abgelaufene Schuhe trug, der mußte gehen, das heißt: er hatte kein Pferd. Ric Callagan hatte kein Pferd. Schon seit langem nicht mehr. Er hatte zuletzt auf der Holborn-Ranch gearbeitet, und das war schon Jahre her. Die Sonne New Mexicos schleuderte eine mörderische Hitze auf das Land. Wabernd lag die Glut über dem flimmernden Sand. Callagan stand am Rand der kleinen Stadt Fredericia und blickte nach Westen. Der Schuppen, an dessen Nordseite er stand, warf nur einen halben Yard Schatten, in den sich der Mann hineinpreßte. Aber es war nicht nur die Sonne, vor der der Tramp Callagan floh, es war auch der Sheriff von Fredericia. Callagan wußte nicht, ob der Sheriff ihm schon auf den Fersen war, aber das konnte nicht mehr allzulange dauern. Er hatte in einem der Häuser ein Stück Rauchfleisch gestohlen, Brot und Käse.
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Doc Holliday 31 – Western - Frank Laramy
Doc Holliday -31-
Tramp Callagan
Western von Frank Laramy
Er hatte ein breitflächiges Gesicht, gelbliche Augen, eine kurze Nase und einen aufgeworfenen Mund. Hart sprang das Kinn vor, und über den flachsfarbenen Brauen floh die niedrige Stirn unter die tief heruntergezogene Hutkrempe.
Das graue Kattunhemd stand am Hals offen, und die helle Weste war so abgewetzt wie die Wyominghosen.
Der Waffengurt hielt einen achtunddreißiger Revolver, den der Mann tief über dem linken Oberschenkel trug. Der Revolver war das einzige, was gepflegt zu sein schien.
Die hochhackigen staubbedeckten Stiefel waren schiefgelaufen und an mehreren Stellen schon aufgerissen. Ein Umstand, der in diesem Land besonders unangenehm auffiel; im Westen ritt man, infolgedessen schonte man sein Schuhwerk; wer abgelaufene Schuhe trug, der mußte gehen, das heißt: er hatte kein Pferd.
Ric Callagan hatte kein Pferd. Schon seit langem nicht mehr. Er hatte zuletzt auf der Holborn-Ranch gearbeitet, und das war schon Jahre her.
Die Sonne New Mexicos schleuderte eine mörderische Hitze auf das Land. Wabernd lag die Glut über dem flimmernden Sand.
Callagan stand am Rand der kleinen Stadt Fredericia und blickte nach Westen.
Der Schuppen, an dessen Nordseite
er stand, warf nur einen halben Yard Schatten, in den sich der Mann hineinpreßte. Aber es war nicht nur die Sonne, vor der der Tramp Callagan floh, es war auch der Sheriff von Fredericia.
Callagan wußte nicht, ob der Sheriff ihm schon auf den Fersen war, aber das konnte nicht mehr allzulange dauern. Er hatte in einem der Häuser ein Stück Rauchfleisch gestohlen, Brot und Käse. Ungesehen war er hinausgekommen, und als er dann am nächsten Hof neben der Treppe ein paar Stiefel stehen sah, die dreimal besser als seine eigenen waren, da hatte er sie an sich nehmen wollen. Ein kalbsgroßer Wolfshund war dagegen gewesen.
Der Tramp hatte im letzten Augenblick das Tor zuwerfen können.
Aber durch das wilde Bellen des Hundes war man aufmerksam geworden.
Callagan floh durch einen anderen Hof, kletterte über eine Mauer, rannte durch einen zweiten Hof in einen Hausflur und kam in eine Nebengasse.
In dem Hausflur war gerade eine Tür aufgegangen, und die alte Frau, die auf den Gang hinausgewollt hatte, war mit einem Schrei hinaus in die Küche gestürzt.
Und als er das Gangende erreicht hatte und in der Tür der Nebengasse stand – stand er auf fünf Yards einem Mann gegenüber, der scharfe wasserhelle Falkenaugen hatte und unangenehmerweise auf der linken Brustseite einen Stern trug.
Der Sheriff!
Callagan, der schon hundertmal in ähnlichen Situationen gesteckt hatte, faßte sich augenblicklich, wandte sich in den Gang um, hob grüßend die Hand und rief mit krächzender Stimme, als verabschiedete er sich von einem Hausbewohner: »So long.«
Er hatte sogar den Nerv, den Hüter des Gesetzes mit einem Tippen an den Hutrand zu bedenken.
Ohne Hast ging er der nächsten Straßenecke zu. Dann aber rannte er los.
Wieder ging’s durch mehrere Höfe, Gärten und Häuser, bis er endlich hier hinter diesen Schuppen gelangte.
Aber es konnte nicht lange dauern. Dann würden sie hier auftauchen. Jedenfalls der Mann mit dem Stern.
Callagan rieb sich das stoppelbärtige Kinn.
Damned! Einen Gaul müßte man haben!
Er blickte in das Kobaltblau des Himmels und dachte ohne Angst an das, was ihm sein Besuch in Fredericia einbringen würde.
Zwei Jahre vielleicht – wenn er einen borstigen Richter fand, auch fünf.
Well, der Tramp Callagan hatte viele Jahre in Straflagern verbracht. Es kam schon nicht mehr so darauf an.
Aber, verdammt noch mal, es war eben doch besser, ein freier Mann zu sein, als in einem der elenden grauen Steinbrüche zu stecken und Tag und Nacht schwere Quadersteine zu brechen, ohne einen Cent für diese Berserkerarbeit zu bekommen. Man war ein Knecht ohne Lohn. Ein Hund, der Tritte und Prügel bekam, wenn er einmal in seinem Eifer nachließ.
Wenn er sich nur irgendwo hätte verkriechen können, bis die Nacht kam! Sie war seine Freundin, die Nacht, weil sie mit ihrem schwarzen Mantel alles zudeckte.
Plötzlich ließ ein dumpfes Rollen die Erde erzittern.
Ric Callagan schrak zusammen.
Heavens! Was war denn das?
Das Geräusch wurde stärker, dröhnender und polternder.
Der Tramp wandte sich um und ging bis an die andere Ecke des Schuppens.
He, was blitzte denn da durch das Mesquitegestrüpp?
Mit vier, fünf wilden Sprüngen erreichte Callagan die Sträucher und zwängte sich in sie hinein.
Keuchend hielt er inne.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf das silberne Doppelband, das da an ihm vorbeizog: der Schienenstrang nach Westen!
Und das Rollen in der Ferne war die Eisenbahn.
Zounds! Wenn er nur aufspringen könnte!
Er mußte es riskieren! Was auch geschah.
Vorsichtig zwängte er sich weiter durch das Gestrüpp, blieb an dessen Rand stehen und blickte nach Osten.
Da rollte, stampfte, donnerte sie heran: die Southern Railway nach Colorado.
Er hatte oft gehört, daß die Bahn nach ein paar hundert Meilen scharf nach Norden abbog, um dann erst ihren Kurs nach Westen zu nehmen.
Sie kam nicht sehr schnell. Aber doch viel zu schnell für einen Mann, der aufspringen wollte.
Da hatte der Tramp einen fatalen Gedanken: Vielleicht kann ich die Bahn aufhalten!
Schon vermochte er die Lok deutlich zu erkennen.
Hastig wandte er sich um, und sofort fiel sein Blick auf den großen Feldstein, der unweit vom Gestrüpp lag.
Ohne lange zu überlegen, stürzte der Mann auf den Stein zu, hob ihn an und schleppte die gewaltige Last keuchend auf die vorderste Schiene.
Dann verschwand er wieder im Gestrüpp.
Der Zug kam heran. Und plötzlich stieß die Lokomotive einen schrillen Pfeifton aus.
Kreischend packten die Bremsen an. Die Wagen stießen nach, aber der Zug kam schließlich doch zum Stehen.
Nur wenige Yards vor dem großen Feldstein.
Richard Callagan hatte seinen Platz inzwischen längst verlassen und war hinter dem länglichen Gestrüpp zurückgelaufen, bis er etwa in der Höhe des dritten Wagens war.
Wieder kauerte er im Gebüsch und lauerte.
Vorn bei der Lok standen drei Männer und machten sich an dem Stein zu schaffen.
Der Tramp sah nach rechts und links und war mit drei raschen Sprüngen am Wagen.
Mit hartem Griff spannte sich seine Hand um den Türhebel.
»Verflucht! Verriegelt…«
Callagans Kopf flog herum zu den Männern bei der Lok.
Noch hatte ihn niemand bemerkt. Er sprang vom Trittbrett, stieg zwischen dem dritten und vierten Wagen hindurch, um auf der anderen Seite zu versuchen, in den vierten Wagen zu kommen. Aber auch hier war die schwere Schiebetür verriegelt.
In den Schläfen des Tramps hämmerte das Blut.
By gosh! Sie werden den Stein jetzt von den Schienen geschafft haben. Dann fährt die Lok weiter – und ich stehe hier am Schienenstrang.
Und drüben bei den Häusern wird vielleicht der Sheriff stehen.
Ich muß mit!
Ohne länger zu überlegen, enterte er am Wagen hoch, packte im Sprung das überstehende Dach, hangelte daran bis zur Ecke entlang und versuchte, sich im Klimmzug hinaufzuziehen.
In diesem Augenblick stieß die Lok einen Pfiff aus, die Wagen zogen mit einem Ruck an, und der Körper des am Dach Hängenden wurde wild hin und her geschleudert. Aber mit eiserner Kraft hatte sich Ric Callagan an der Dachkante festgekrallt.
Ich darf nicht warten, bis er schneller fährt!
Aus Leibeskräften schwang er sich hoch und landete auf dem Dach.
Aber er hätte aufschreien mögen, als er mit den Handflächen die Dachplatte berührte. Sie war glühendheiß!
Festhalten! Ich muß mich festhalten!
Er rollte herum und wäre abgeschleudert worden, wenn er nicht mit beiden Händen die untere Dachkante zu packen bekommen hätte.
Durch die fadenscheinige Kleidung brannte die Hitze, die das Dach ausstrahlte.
Die Fahrt wurde rascher – und der Wind, der dabei entwickelt wurde, brachte Kühlung.
Aber wie lange konnte ein Mensch so liegen, sich so an den Rand eines geschlossenen Wagendaches klammern?
Callagan lag zusammengekrampft da und starrte auf die zurückrasende Erde. Er wagte nicht, den Kopf anzuheben, da er das sichere Gefühl hatte, fest und platt liegenbleiben zu müssen, um nicht abgeschleudert zu werden.
Die Wagen schlingerten jetzt scheußlich, je mehr Fahrt die Lok machte.
Es war eine Qual – aber Fredericia war im Sonnenglast verschwunden, als der Tramp einen Blick rückwärts riskierte.
Die Fahrt auf dem Wagendach war ganz sicher nicht nur unbequem, sondern auch gefährlich. Aber Callagan war für jede Meile dankbar, die er vorwärtskam. Nicht nur, weil er Fredericia entronnen war, sondern ganz einfach, weil er nach Nordwesten kam, nach Colorado.
*
Richard Callagan stammte aus dem mittleren Texas. Er war bis zu seinem fünfundzwanzigsten Lebensjahr nie aus diesem Staat herausgekommen. Und als sie ihn das vierte Mal geschnappt hatten, schwor er sich, Texas den Rücken zu kehren.
Das hatte er getan.
Er war erst nach Oklahoma gegangen und anderthalb Jahre später nach New Mexico gekommen.
Aber dieses New Mexico unterschied sich in nichts von Texas. Vielleicht, daß es etwas weniger amerikanisch war, aber ein Vorteil war das nicht.
Ric Callagan träumte von dem Mittelwesten, von Kansas, Colorado und Wyoming.
Aber er wußte, daß er zu Fuß niemals in diese Staaten gelangen konnte. Er hätte eine halbe Ewigkeit dazu gebraucht – und es doch nicht geschafft, weil er die Schuhe durchgelaufen hätte.
Man konnte sich zwar in diesem Land zur Not immer irgendwie etwas Eßbares besorgen, aber mit Kleidungsstücken war es schlecht. Und Stiefel gar waren schon ein wertvolles Besitztum. Das Geld für ein Paar Boots war fast ebenso schwer zusammenzubringen wie das Geld für einen Sattel oder für ein Pferd.
Callagan wußte, daß er auf die Dauer nicht ohne Pferd leben konnte – aber er wußte auch, daß er die Dollars für ein Pferd nicht zusammenbringen würde.
Wie das ausgehen sollte? Der Tramp hatte längst beschlossen, sich keine Gedanken darüber zu machen.
Vorwärtskommen, das war alles!
Und jetzt kam er vorwärts, ohne die Beine auch nur bewegen zu müssen – und ohne Pferd.
Und ohne einen roten Cent in der Tasche.
Ric Callagan fuhr nach Nordwesten. Er lag auf dem sonnenheißen Dach des Wagens der stoßenden, stampfenden Southern Railway, die nach Colorado fuhr.
Drei Stunden hatte der Tramp auf seinem gefährlichen Platz ausgeharrt, als von der Lok her wieder der schrille Pfeifton kam.
Callagan hob den Kopf und blickte nach vorn.
Rußiger Rauch, der ihn bisher nur immer wieder gestreift hatte, schlug ihm wie eine schwarze Hand ins Gesicht.
Er blinzelte nach vorn und sah zu seinem Schrecken Häuser auftauchen.
Nach einer Weile verlangsamte der Zug seine Fahrt, und als das