Lass uns die Liebe genießen
Von Pat Warren
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Über dieses E-Book
Ganz unverhofft landet Kari, Tochter eines Senators, auf der Ranch von Dillon Tracy in Arizona. Es knistert so heftig zwischen ihnen, dass Kari am liebsten bleiben würde. Sie will mit Dillon zusammen sein, mit ihm leben, die Liebe genießen. Und niemals darf er erfahren, wer sie in Wirklichkeit ist ...
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Buchvorschau
Lass uns die Liebe genießen - Pat Warren
IMPRESSUM
Lass uns die Liebe genießen erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 1998 by Pat Warren
Originaltitel: „Stranded on the Ranch"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARA
Band 206 - 2004 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Petra Löffler
Umschlagsmotive: Leon Harris, SeanXu / Getty Images
Veröffentlicht im ePub Format in 12/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733754396
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
Kari Sinclair saß auf dem Podium und unterdrückte ein Gähnen. Es war ein langer Tag gewesen, an dem sie schon viele Hände geschüttelt hatte und ständig lächeln musste – und der Höhepunkt des nicht enden wollenden Abends sollte ihre Rede hier im Bonaventure-Hotel in Phoenix werden. Das Abendessen auf der Veranda hatte wieder einmal aus Hühnchenbrust mit Reis und einer Reihe langatmiger Reden übereifriger Lokalpolitiker bestanden. Kari sollte die Hauptrednerin sein, aber sie war alles andere als übereifrig. Tatsächlich hatte sie die Befürchtung, dass ihre Wangen Risse bekämen, wenn sie noch länger lächeln musste.
Die Veranda war wunderhübsch angelegt: Winzige Lichter waren kunstvoll in den Bäumen drapiert worden; der Mond verströmte sein blasses Licht über dem Garten; leise, unaufdringliche Musik tönte aus den geöffneten Türen. Es gab zwanzig Tische, allesamt mit feinem, blütenweißen Linnen, kostbarem Porzellan und funkelnden Gläsern gedeckt, an denen Politiker aus ganz Arizona Platz genommen hatten und geduldig darauf warteten, dass die jüngste Tochter ihres beliebtesten und erfolgreichsten Kollegen das Wort an sie richtete. Es war Mitte März, und die Kampagne zur Wiederwahl ihres Vaters, U. S. Senator James Sinclair, lief auf vollen Touren.
Kari wünschte, sie wäre zu Hause in ihrem Bett und läse einen guten Roman. Oder auch einen schlechten.
Auf den Streichholzbriefen auf dem Tisch standen Name und Adresse des Hotels, wie Kari erleichtert feststellte. Sie war sich im Augenblick überhaupt nicht sicher gewesen, wo genau sie sich befand. Das hatte sie einer Woche harten Wahlkampfes zu verdanken. Sie war sich sicher, dass Phoenix die siebte Station einer Tour durch zwölf Städte war – was bedeutete, dass sie nur noch fünf Städte vor sich hatte. Dem Himmel sei Dank.
Karis Blick fiel auf Norma Brice, ihre Privatsekretärin, die links von ihr bei einer Palme stand und wie stets einen Notizblock an die Brust presste. Als sie gleich nach dem College damit begonnen hatte, für ihren Vater durch den Staat zu reisen, hatte Kari es als seltsam empfunden, eine Privatsekretärin zu haben. Schließlich würde sie es schon alleine schaffen, von einer Stadt zur nächsten zu reisen und pünktlich ihre Termine einzuhalten. Das war aber, bevor ihr klar wurde, dass ihr Job Interviews im Frühstücksradio, Besprechungen beim Frühstück, Gastauftritte bei lokalen TV-Sendern, Geschäftsessen zu Mittag, Kaffeekränzchen mit Frauengruppen, Dienstessen und so weiter beinhaltete. Man musste stets wissen, wann das nächste Flugzeug ging und welche Garderobe in den Koffer gehörte. Selbst mit Normas Hilfe war das nicht einfach, ohne sie wäre es schlichtweg unmöglich.
Kari seufzte und blickte zum Pult, wo sich der Parteivorsitzende Al Rawlings richtig in Fahrt geredet hatte und seine Rede mit ausladenden Gesten und einem gelegentlichen Lächeln untermalte. Er schien es so sehr zu genießen, im Rampenlicht zu stehen, dass er nicht einmal bemerkte, wie sein blondes Toupet leicht nach links rutschte und ihm ein komisches Aussehen verlieh. Sein buschiger Bart hingegen war echt, und er strich sich immer wieder darüber, wenn er eine kleine Pause machte.
Karis Lippen zuckten. Sie musste schon erfinderisch werden, wenn sie während solcher zweiwöchigen Touren etwas zum Lachen finden wollte. Nach vier Jahren ständigen Umherreisens empfand sie das immer gleiche Ritual als entsetzlich langweilig. Ihr Vater war in Arizona Justizminister gewesen, hatte dann in den Senat gewechselt und strebte nun seine vierte Amtszeit als Senator an.
Manche Politiker hüteten ihr Privatleben wie ihren Augapfel und erlaubten nur selten, dass ihre Familie fotografiert wurde oder ein Interview gab. Es war Karis Pech, dass ausgerechnet ihr Vater der Meinung war, es sei gut für sein Image, als Familienmensch aufzutreten. Seine große Beliebtheit gab ihm darin durchaus recht, und daher musste die ganze Familie daran arbeiten, dass er sein Mandat erneuern konnte. In einem Wahljahr hieß das, von Januar bis November auf Stimmenfang zu gehen.
Da ihre Familie das Leben auf der politischen Bühne offenbar sehr genoss, hatte Kari sich schon oft gefragt, ob sie adoptiert oder im Krankenhaus als Baby verwechselt worden war. Oder wie sollte es sonst zu erklären sein, dass sie die Einzige war, die es hasste, auf dem Präsentierteller zu sitzen und ständig die intimsten Fragen im Fernsehen oder im Radio gestellt zu bekommen? Vielleicht fehlte ihr ja ein wichtiges Gen.
Kari holte tief Luft und unterdrückte ein Niesen. Irgendwann in den letzten Stunden musste sie sich eine Erkältung eingefangen haben. Schnell suchte sie nach einem Taschentuch in ihrer kleinen Handtasche, als es in ihrer Nase schon verdächtig zu kitzeln begann.
Gerade in diesem Moment wurde Kari angekündigt. Sie nahm das Taschentuch in die Hand, setzte ein Lächeln auf und schob den Stuhl zurück. Donnernder Applaus begleitete sie auf ihrem Weg zum Podium, und gerade, als sie am Mikrofon angekommen war, musste sie laut und heftig niesen. Am liebsten wäre sie an Ort und Stelle in den Erdboden versunken. Doch sie riss sich zusammen und lächelte. „Dad hat mir schon immer gesagt, ich solle meine Reden mit einem Paukenschlag beginnen", sagte sie scherzend. Das Publikum lachte und applaudierte begeistert.
Eine Stunde später betrat Kari ihre großzügige Hotelsuite mit zwei Schlafzimmern. Norma hielt ihr dienstbeflissen die Tür auf und sah zu, wie Kari schnellstens aus ihren hochhackigen Schuhen schlüpfte und zum Nachttisch stürzte, um sich ein Päckchen Papiertaschentücher herauszuholen. Vier Niesanfälle später ließ Kari sich auf das Bett fallen. „Norma, wir haben doch hoffentlich meine Grippetabletten eingepackt, oder?"
Norma war schon ins Badezimmer geeilt und wühlte in Karis Toilettenartikel. „Ja, natürlich. Hier sind sie." Sie brachte ein Glas Wasser und Karis Pillendose mit.
Kari setzte sich auf und schluckte gehorsam ihre Medikamente. „Ich muss ja toll aussehen mit meinen geschwollenen Augen und der laufenden Nase. Vielleicht konnte sie ja ihren nächsten Termin absagen. „Wo wollten wir noch morgen hinfahren?
, fragte sie und hoffte, es wäre ein kleiner Ort mit nur einer Handvoll Leute, die sie sicherlich nicht sehr vermissen würden.
Norma saß im Lehnstuhl am Kamin und blätterte in ihrem Kalender. „Tempe. Sieht nach einem harten Tag aus."
Kari stöhnte. „Lassen Sie hören."
„Sie haben einen Termin im Frühstücksfernsehen bei ‚Guten Morgen Arizona‘ um sechs Uhr früh. Allerdings sollen Sie bereits um halb sechs dort sein."
„Natürlich." Kari schloss müde die Augen.
„Anschließend frühstücken Sie mit dem Politikredakteur der Lokalzeitung. Danach folgt ein Interview im Radio, das Mittagessen mit dem amerikanischen Kriegsveteranenverein …"
Diesmal stöhnte Kari noch lauter.
Norma, die an Karis Verdrießlichkeit auf Wahlkampftouren gewöhnt war, fuhr unbeirrt fort. „Am Nachmittag werden Sie im Seniorenzentrum von Scottsdale erwartet, wo Sie Mitarbeiter für treue Dienste auszeichnen werden und kurze Zeit mit den Senioren plaudern sollen."
„Wie kurz?"
„Fünfzehn bis zwanzig Minuten. Um sechs ist eine Kundgebung im America-West-Stadion angesetzt, kurz vor einem Basketballspiel mit den Phoenix Suns. Es ist ausverkauft, kann also nicht so schlecht sein. Wir bekommen Plätze in der ersten Reihe und dürfen uns das Spiel ansehen."
„Steht nicht noch kurz vor Mitternacht ein Zapfenstreich an, bei dem ich teilnehmen muss? Das wäre doch die Krönung eines solch wundervollen, unterhaltsamen Tages."
Norma prüfte mit ernstem Blick den Notizblock. „Nein, ich glaube nicht."
„Na bravo. Kari rieb sich die Schläfen. „Wollen Sie nicht lieber mit einem Bekannten zum Basketballspiel gehen? Bis dahin sind meine Augen bestimmt schon zugeschwollen.
Norma blickte zu Boden. „Aber man will doch Sie sehen, nicht mich."
Nicht zum ersten Mal fragte sich Kari, ob Norma überhaupt noch ein Privatleben hatte. Sie war eine engagierte und gewissenhafte Mitarbeiterin James Sinclairs und hatte dadurch nur wenig Zeit für sich. Kari wusste, dass Norma zweiunddreißig und ledig war, doch noch nie hatte sie von einer Verabredung erzählt. Dabei sah sie nicht einmal schlecht aus. Vielleicht hätte ihr Kleiderschrank etwas Abwechslung vertragen, denn sie trug ausschließlich Kostüme in dezenten Farben zu weißen Blusen.
Kari seufzte. Natürlich hatte sie am allerwenigsten ein recht, Norma deswegen zu kritisieren. Ihre letzte Verabredung lag ein halbes Jahr zurück, und sie war nur mit dem Freund eines Freundes ausgegangen. Die meisten Männer, die sie bei der Arbeit für ihren Vater kennen lernte, waren entweder verheiratet, zu eng mit James Sinclair befreundet oder zu sehr von ihm eingeschüchtert.
„Sie wollen mich auch nicht sehen, Norma. Sie wollen sich nur mit jemandem brüsten, der Dad nahe steht. Kari zog ihr gelbes Jackett aus und schob den Reißverschluss am Rock herunter. „Ich werde jetzt erst mal ein heißes Bad nehmen. Das soll ja bei Erkältungen helfen.
„Wir könnten morgen noch einen Termin beim Arzt einschieben, schlug Norma vor. „Ich weiß nicht, ob diese Grippetabletten wirklich etwas helfen – außer, dass man davon ziemlich benebelt wird.
„Mein Zeitplan morgen ist so dicht, ich glaube kaum, dass wir noch einen Arzttermin einschieben können", bemerkte Kari und ließ heißes Wasser in die Wanne laufen.
„Also gut. Dann wünsche ich Ihnen eine gute Nacht, sagte Norma und wollte sich schon in ihr Zimmer zurückziehen. In diesem Moment klingelte das Telefon, und Norma nahm ab. Einen Augenblick später wandte sie sich an Kari. „Es ist Ihr Vater.
Kari lächelte. Ihr Vater liebte seine Frau und seine beiden Töchter innig und ging nie zu Bett, ohne mit allen dreien gesprochen zu haben. Die enge Beziehung zu ihrem Vater war auch der Grund dafür, dass Kari immer noch auf die verhassten Wahlkampfreisen ging.
„Hi, Dad. Rufst du mich an, um mir zu sagen, dass du in den Umfragen meilenweit vorne liegst und ich nicht mehr für dich Wahlkampf machen muss?"
„Noch nicht ganz, Liebes. James hatte eine tiefe, wohlklingende Stimme voller Wärme. „Wie geht es meinem kleinen Mädchen?
Kari setzte sich auf das Bett und seufzte. „Ich muss mir wohl eine Erkältung eingefangen haben. Meine Nase ist zu, mein Kopf tut weh."
„Ich kann mir gut vorstellen, dass du sprichwörtlich die Nase voll hast. James wusste, wie ungern Kari auf Stimmenfang ging, und liebte sie umso mehr dafür. „Nach der Wahl kannst du erst mal ausspannen und tun und lassen, was du willst.
„Okay. Wie wäre es mit einem Trip nach Europa? Am liebsten würde ich in Italien ein Auto mieten, damit in die Schweizer Alpen fahren, und dann will ich nach Berlin und mir anschauen, wie es ohne Mauer aussieht – völlig ohne Plan und Zeitdruck."
„Nein, das ist mir zu gefährlich. Weißt du, ich habe ein Reisebüro an der Hand, das dir eine Reise ausarbeiten könnte, und ich rede mit Mom und Dana. Vielleicht kann dich eine von beiden begleiten."
„Nein, Dad. Ich möchte alleine fahren. Es wird Zeit, dass ich mich endlich von deinem Rockzipfel losmache. Ich bin sechsundzwanzig, Dad." Und lebe immer noch zu Hause, dachte Kari. Wenn die Wahl erst vorbei ist, suche ich mir eine eigene Wohnung.
„Na gut, reden wir erst wieder darüber, wenn es so weit ist. In der Zwischenzeit möchte ich wissen, wie es Pinocchio geht."
Kari musste unwillkürlich lächeln, als ihr Vater ihr Geheimwort benutzte. Damit teilten sie einander mit, ob es ihnen wirklich gut ging. James hatte noch eines für Dana und ein weiteres für seine