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Schinderhannes von Lamberti: Münster-Thriller 5
Schinderhannes von Lamberti: Münster-Thriller 5
Schinderhannes von Lamberti: Münster-Thriller 5
eBook219 Seiten3 Stunden

Schinderhannes von Lamberti: Münster-Thriller 5

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Über dieses E-Book

Eigentlich sollte Ron Blocksdorf lediglich im Auftrag des Architekten und Ratsherrn Kreutzer gegen einen Erpresser ermitteln. Dann aber hält Schinderhannes von Lamberti Münster in Atem; eine Jugendgang, die Reiche drangsaliert und Arme mit ihrer Beute beschenkt. Das geht kurze Zeit gut - bis die Mafia die Situation für sich ausnutzt und ihre Verbrechen den Jugendlichen in die Schuhe zu schieben versucht. Und was als "Robin-Hood-Romantik" begann, wird bald zu einem Spiel mit tödlichem Ausgang ...
Plötzlich steckt Blocksdorf mitten in einem mörderischen Bandenkrieg!
SpracheDeutsch
HerausgeberImPrint Verlag
Erscheinungsdatum2. Aug. 2012
ISBN9783936536874
Schinderhannes von Lamberti: Münster-Thriller 5

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    Buchvorschau

    Schinderhannes von Lamberti - Hendrik Davids

    Hendrik Davids

    Schinderhannes von Lamberti

    Münster-Thriller 5

    Handlung und Personen sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit wäre rein zufällig. Insbesondere sind auch die unmittelbar von der Romanhandlung betroffenen Betriebe und Unternehmen sowie die Vorgänge um sie reine Erfindung des Autors. Sie haben nichts mit Betrieben und Unternehmen zu tun, die tatsächlich existieren oder existierten.

    Hendrik Davids

    ImPrint eBook. Münster 2012

    © 2010 ImPrint Verlag, Münster

    info@imprint-verlag.de

    www.imprint-verlag.de

    Alle Rechte vorbehalten

    ISBN 978-3-936536-87-4

    Teil I

    Als Sari erwachte, drang ein winziger Strahl der über der münsterländischen Tiefebene aufgegangenen Septembersonne durch das kleine, vergitterte Kellerfenster herein und spielte auf den nackten Wänden des engen, schäbigen Kellerraums, den sie seit einer Woche mit zwei Landsleuten teilte. Sari erhob sich von der zerfledderten Matratze, auf der sie die Nacht verbracht hatte, und schlüpfte in ihre Kleidung. Noch immer hatte sie Albträume, wenn sie daran dachte, was hinter ihr lag, das Eingepferchtsein in einem Container zusammen mit einem halben Dutzend weiterer Armutsflüchtlinge aus ihrer nordafrikanischen Heimat, unter denen sich auch Kinder befanden, die Todesangst, die sie dabei ausgestanden hatten, bei der abenteuerlichen Überfahrt in dem engen Behältnis, für die sie das Wenige geopfert hatten, was sie besaßen, aber auch die Angst davor, entdeckt zu werden, und die Angst vor dem, was dann kam. Nur eines sagte sie sich immer wieder: Es konnte nicht schlimmer werden als das Leben, das hinter ihr lag, ein Leben, das in den Elendsgebieten ihrer Heimat schon seit langem kaum mehr als nur noch ein Dahinvegetieren ohne jede Hoffnung auf Besserung war, in einem von Dürrekatastrophen, Seuchen und marodierenden Bürgerkriegsmilizen gepeinigten Land.

    Selbstverständlich hatte Sari sich keinerlei Illusionen darüber gemacht, dass auch das Leben, das in ihrer neuen Umgebung auf sie wartete, ein hartes Leben sein würde und dass der Start in ein besseres, hoffnungsvolleres Dasein schwer für sie sein würde, wenigstens am Anfang. Und so war es dann auch. Canotta, der Mann, für den sie sich hier von morgens bis spät abends abschinden mussten und der ihnen dafür Unterkunft und Brot gab, der Mann, den alle hier respektvoll den »Patron« nannten, behandelte sie fast wie Sklaven. Aber es gab vorerst kein Entrinnen. Allein und auf sich gestellt in einem Land, dessen Sprache sie nicht beherrschte, ohne gültige Papiere und ohne Arbeitserlaubnis, da gab es keine Alternative zu dem Leben, das sie hier führte, im Moment jedenfalls. Man hatte ihr unmissverständlich gesagt, was sie draußen zu erwarten hatte, falls sie vorhaben sollte, von hier abzuhauen. Und Sari fürchtete in ihrer jetzigen Situation nichts so sehr wie eine Abschiebehaft. Und so verrichtete Sari an sieben Tagen der Woche ohne Widerstreben von früh bis spät die niedrigsten Dienste als Küchenhilfe in der Gaststätte, die dieser Mann dort oben betrieb, ein Job, zu dem Gemüseputzen ebenso gehörte wie das Wegschaffen der Abfälle und die Beseitigung der Rattenkadaver. Ihre beiden Mitbewohner, ein Pärchen, das sich schon etwas länger in Deutschland befand, wurden auch für Putz- und Reinigungsdienste und im Service, zum Kellnern, eingesetzt. Nichtsdestoweniger glaubte Sari, bessere Karten zu haben, was die Zukunft betraf. Ihr Vorteil war, wie sie wusste, dass sie nicht nur weiblich, sondern auch noch sehr jung war und in etwa dem entsprach, was man, auch nach europäischen Begriffen, ein ausgesprochen attraktives dunkelhäutiges Mädchen nennen konnte. Das war das Kapital, mit dem sie wuchern konnte, dachte sie. Canotta hatte ihr Hoffnung gemacht, dass man sie, wenn sie erst einmal mit den Anfangsgründen der deutschen Sprache etwas vertraut war, in einem von seinem Bruder betriebenen Nachtclub einsetzen werde, und das bedeutete deutlich besseren Lohn und eine bessere Unterkunft. Und angeblich hatte es schon junge Frauen wie sie gegeben, die sich in der gleichen Situation befunden hatten wie sie jetzt und denen es gelungen war, als Nachtclubtänzerinnen Karriere zu machen oder als Models.

    Canotta war ein Mann, über dessen nationale Herkunft verschiedene Versionen zu hören waren. Einige glaubten zu wissen, dass er ein Grieche sei, andere behaupteten, er sei ein Russe. Wieder andere wollten sogar erfahren haben, dass er sizilianischer Herkunft wäre, eine Sache, die Canotta nicht ungern hörte, sie schien ihm irgendwie zu schmeicheln. Die Ausrichtung seines Restaurants war, wie es schlichtweg hieß, mediterran.

    Die billige elektrische Uhr, die an der Kellerwand hing, zeigte Viertel vor sieben. Sari bürstete vor dem verschossenen, halb blinden Spiegel, dem einzigen, den es in dieser elenden Behelfsunterkunft gab, ihr Haar und stieg über die ausgetretenen Stufen der Kellertreppe hinauf zum Restaurant. Es roch nach Knoblauch, gebratenen Zwiebeln, Käse und schalem Bier. Es war Montagmorgen, und zunächst stand endloses Gemüseputzen auf dem Programm. Canotta befand sich vermutlich schon in seinem Büro, wo er meistens zu dieser Stunde, erregt im Raum auf und ab gehend, mit dem Mobiltelefon am Ohr die ersten Anordnungen zu treffen pflegte, mit denen er seine Leute, soweit sie noch nicht persönlich anwesend waren, aber auch Lieferanten und Handwerker auf Trab hielt. Und es war unter seinen Angestellten auch ein offenes Geheimnis, dass er um diese Zeit gelegentlich Besuch erhielt. Von einem jungen Mann, der in der Hand immer den gleichen Aktenkoffer trug und kam, um Instruktionen zu empfangen. Angeblich suchte er in Canottas Auftrag Geschäftspartner auf. Er hatte ein gepflegtes Äußeres und fuhr in einem sündhaft teuren Sportwagen vor.

    Als Sari die Vorbereitungsküche betrat, war Malu, ihre Kollegin, dort bereits tätig. Sari fühlte sich mit Malu durch Herkunft und Sprache verbunden, und da diese sich im Gegensatz zu ihr bereits seit rund einem halben Jahrzehnt in Deutschland befand, hatte es sich ergeben, dass sie für Sari eine Art mütterliche Freundin geworden war. Sari warf beim Hereinkommen einen missmutigen Blick auf den Gemüseberg und wollte wie gewohnt zum Schälmesser greifen, als sie sah, dass Malu ihre Arbeit unterbrach und ihr einen Wink gab, ihr in Canottas Büro zu folgen.

    Der »Patron« ging zu Saris Überraschung diesmal nicht wie üblich um die Zeit telefonierend auf und ab, sondern thronte hinter seinem Schreibtisch und hatte die beiden bereits erwartet. Er war ein großer, kräftiger Mann mittleren Alters mit Glatze und sein Blick besaß für gewöhnlich etwas von dem einer Schlange, die ihr Opfer fixiert hat und auf den richtigen Moment wartet, um zuzustoßen. Aber heute schien er bei guter Laune zu sein. Das Gespräch fand in gebrochenem Englisch statt und manchmal dolmetschte Malu. Wie Sari schnell begriff, ging es um einen Sonderauftrag, zu dem sie eingeteilt waren und der ihm sehr am Herzen lag. Es ging darum, bei einem seiner Bekannten, der seinen Geburtstag feierte, den Partyservice zu versehen. Vor Sari lag ein Bündel mit einem blitzsauberen Kellnerinnendress, der ihr einigermaßen passte. Um siebzehn Uhr würde man sie beide hinbringen, zuvor mit allem Nötigen versehen. Sie sollten für das leibliche Wohl der Gäste sorgen.

    Der Fotograf Lars Oldendrup war ein mit seinen vierzig Jahren eher wie knapp fünfunddreißig wirkender Mann von hoher, schlanker, aber kräftiger Statur mit knochigem Gesicht und einer Pferdeschwanzfrisur, was seinem Aussehen etwas Hippiehaftes verlieh. Er hatte eine sympathisch klingende, sonore Stimme, und es lag eine gewisse väterliche Ausstrahlung in seiner Erscheinung. Eine Sache, die bei Frauen gut ankam, und er wusste das auch zu nutzen. Oldendrup betrieb sein Atelier in einem Gebäude an der Grevener Straße, bei dem es sich ursprünglich einmal um die Verkaufshalle einer kleinen Gärtnerei gehandelt hatte. Die Gärtnerei existierte schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Das Gebäude war dann längere Zeit von einem Antiquitätenhändler genutzt worden, und dann war jemand auf die Idee gekommen, in dem Bau, nachdem dieser architektonisch aufpoliert worden war, ein Nobelrestaurant einzurichten, eines von denen, die in Münster meistens recht kurzlebig sind. Und nun befand sich also Oldendrups Fotoatelier in dem alten Firmengebäude, dessen Abriss nur noch eine Frage der Zeit war.

    Vor einiger Zeit hatte Oldendrup von sich reden gemacht, weil er für eine Fotoserie verantwortlich zeichnete, die verschiedene Personen an markanten Stellen in Münsters Innenstadt zeigte. Das Außergewöhnliche an dem Projekt: Die Personen waren splitternackt. Oldendrup hatte sie zur Sommerzeit in aller Herrgottsfrühe beim ersten Tageslicht aufgenommen, als Münsters Innenstadt noch menschenleer und wie ausgestorben war. Aber die Sache lag nun schon einige Jahre zurück, und beim kulturbeflissenen Münsteraner Bildungsbürgertum galt Oldendrup als gesellschaftsfähig, wenn auch unter gewissen Vorbehalten.

    Lars Oldendrup galt als exzentrisch und als einer, der sich auf Künstlerpartys wohlfühlte. Zur Feier seines vierzigsten Geburtstags hatte er vierzig Personen vorwiegend aus der Künstlerszene, nebst Anhang, eingeladen. Und er hatte den Gastronom Canotta damit beauftragt, für ihn den Partyservice zu organisieren, da er zu dessen Bekanntenkreis zählte und die beiden seit Jahren eine Art Freundschaft verband, ein Umstand, aus dem manche den Schluss zu ziehen wagten, dass auch Oldendrup mit der Mafia verbrüdert sei, und vielleicht hatten sie sogar recht.

    Für die Geburtstagsfeier hatte man das Atelier mit Blumen und Girlanden ausstaffiert, und Kerzenleuchter verbreiteten ein warmes, flackerndes Licht. Ein angenehm aromatisch duftender Rauch, bei dem nicht hundertprozentig klar war, ob er wirklich nur von harmlosen Duftkerzen kam, durchzog den Raum. Die Stimmung war heiter bis ausgelassen. Ein eigens zu dem Anlass beschaffter Barmixer hatte alle Hände voll zu tun, die notwendige Anzahl von Cocktails bereitzustellen. Malu und Sari standen hinter dem riesigen Buffet, das man an einer Seitenwand aufgebaut hatte, und versorgten die Gesellschaft mit Hummersuppe, Straußenfilet, gefüllten Früchten, erlesenen Salaten und tausend anderen Köstlichkeiten.

    Als die beiden jungen Afrikanerinnen die aus fritierten Bananen und griechischem Joghurt mit Honig bestehende Süßspeise ausgaben, passierte es. »Wie ich gehört habe, sind Sie Sudanesin oder sowas ähnliches?«, fragte Oldendrup beiläufig Saris Kollegin, während er sich reichlich mit Nussraspel und Honig bediente. »Ich habe gehört, dass einige Frauen dort Bauchtanz können, so wie in Ägypten. Gehören Sie etwa dazu?«

    Malu verneinte. Die Frage schien ihr sogar ein wenig peinlich zu sein.

    »Na, war ja nur so ne Frage«, sagte Oldendrup. »Sie sind jung, und eine geeignete Figur hätten Sie schon.«

    »Nun ja, ich finde durchaus, Bauchtanz, das wär doch jetzt was«, schaltete sich Oldendrups derzeitige Lebenspartnerin ein, eine attraktive Portugiesin, die neben ihm stand und auf den Namen Paola hörte.

    »Ja, Bauchtanz! Wir hätten Lust, jetzt Bauchtanz zu sehen!«, tönte es aus dem Kreis der Gäste.

    »Sie haben es gehört«, erklärte Oldendrup. »Schade, dass Sie es nicht können. Eine Cassette mit orientalischer Musik hätte ich schon, und in meinem Fundus findet sich auch ein altes Bauchtanzkostüm.« Er sah in die Runde. »Ist unter den hier anwesenden Damen wirklich keine, die schon mal Bauchtanz ausprobiert hat?«

    »Doch, ich. Habe es als Kind manchmal geübt.« Sari wusste selbst nicht, woher sie den Mut genommen hatte, das zu sagen, und schon im nächsten Moment, als sich plötzlich alle Blicke auf sie richteten, bereute sie ihre Worte, aber es war nun einmal gesagt, und sie hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen.

    »Ja, wirklich?« Dem Gastgeber schien die Sache zu gefallen. »Sie sollten uns hier eine Kostprobe geben.«

    »Ja, wir wollen eine Kostprobe sehen!«, riefen einige Gäste.

    Sari machte eine abwehrende Handbewegung, die an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig ließ. Bauchtanz? Und vor den Leuten? Nein, das kam nicht in Frage. Nicht für eine junge Frau wie sie.

    »Ich verstehe nur zu gut, dass du nicht willst«, sprang ihr Malu bei. »Ich an deiner Stelle täte es auch nicht. Obwohl … du weißt ja … vielleicht wäre es auch eine Chance für dich … eine Chance, diese Leute darauf aufmerksam zu machen, dass du dich noch für was Besseres eignest als Küchenarbeit.«

    »Ja, eine Chance!«, erscholl es aus dem Kreis der Partygäste. Und Sari fühlte, dass das Wort in ihrem Kopf nachdröhnte. Eine Chance! Eine Chance! Sari stand wie erstarrt. In ihrem Kopf war alles durcheinander. Und auf einmal verstand sie selbst nicht mehr, was sie tat. Sie setzte an, um energisch abzulehnen. Und dann waren es plötzlich ganz andere Worte, die über ihre Lippen kamen.

    Zwanzig Minuten später fand Sari sich in einem Bauchtanzkostüm wieder. Oldendrup hatte eine Cassette eines namhaften marokkanischen Popsängers aufgelegt, die er einmal während einer Nordafrikareise erstanden hatte. Sari biss die Zähne zusammen und machte hilflos ein paar zaghafte Bewegungen, wobei sie ihren ganzen Mut zusammennehmen musste. Fieberhaft versuchte sie sich zu erinnern, wie es gewesen war, wenn sie in ihrer Jugend zum Vergnügen die Bewegungen der Bauchtänzerinnen übte, die sie manchmal auf Hochzeitsfeiern und Dorffesten gesehen hatte. Und mit der Erinnerung kam die Selbstsicherheit. Sari wunderte sich über sich selbst. Und plötzlich tanzte sie wie im Rausch.

    Oldendrup verfolgte ihre Improvisationen mit wachsendem Wohlwollen im Blick. Die Sache schien ihm zu gefallen.

    Als die Musik geendet hatte, erhob sich Applaus.

    »Da hören Sie es ja«, stellte Oldendrup fest. »Ich muss gestehen, dass auch mir Ihre Darbietung gefallen hat. Sie wissen, dass ich Fotograf bin. Was hielten Sie davon, wenn wir ein paar Probeaufnahmen von Ihnen machen? Ich schlage vor, dass wir es gleich im Anschluss an die Party tun, da Sie nun einmal hier sind. Es dauert höchstens eine halbe Stunde.«

    »Geht nicht«, wehrte Sari ab. Sie wirkte jetzt wieder verängstigt. Ihre Kollegin verdolmetschte ihre Worte. »Sie befürchtet, dass es Canotta nicht recht ist.«

    »Ja, wenn es nur das ist … Sie wissen, Canotta und ich sind gute Freunde, und fragen kostet ja nichts.« Er ergriff sein Handy und telefonierte, reichte das Handy schließlich an Malu weiter. »Canotta erlaubt es dir«, sagte sie, nachdem das Gespräch beendet war, ermunternd zu Sari.

    Der war anzumerken, dass sie mit sich kämpfte. »Trotzdem, ich habe Angst. Es ist da plötzlich ein ungutes Gefühl in mir, das mir sagt, ich soll es nicht tun.«

    »Ich verstehe deine Bedenken, aber ich kann dich beruhigen«, erklärte Malu. »Wie Canotta mir sagte, hat er mit Oldendrup abgesprochen, dass außer ein paar Probeaufnahmen nichts laufen wird. Und wenn Canotta es so entschieden hat, ist es auch so, Oldendrup wird sich daran halten. Er hat zu großen Respekt vor Canotta. Und außerdem bleibe ja auch ich die ganze Zeit in deiner Nähe.«

    Zwei Stunden waren vergangen, die Uhr zeigte Viertel nach zwei in der Nacht. Die letzten Partygäste hatten sich verabschiedet, und auch Paola war gegangen, da bei ihr am nächsten Tag ein Flug nach Mailand zu Probeaufnahmen für einen Werbespot auf dem Programm stand. Außer Oldendrup und den beiden Afrikanerinnen befand sich niemand mehr im Atelier. Er hatte ein paar Fotos von Sari im Bauchtanzkostüm gemacht, zunächst Fotos in Posen, wie er sie bei Anfängerinnen meistens machte. Und irgendwie schien er Gefallen an der Arbeit mit ihr zu finden. Der Fotograf betrachtete die Bilder auf dem Monitor, und sein Lächeln drückte Zufriedenheit aus. Sieht so aus, als ob seine Aufmerksamkeit für mich geweckt ist, dachte Sari, und sie fühlte, dass ihr Herz vor Freude höher schlug.

    Vom Vorraum her ertönte ein »Ding-dong«. Ein später Besucher jetzt noch in der Nacht? Nun ja, es war ganz normal, dass es nach einer Party wie dieser manchmal Leute gab, die auf dem Heimweg feststellten, dass sie etwas liegengelassen hatten, etwas Wichtiges vergessen hatten, was sie dringend brauchten, zum Beispiel eine Jacke, in deren Tasche die Hausschlüssel steckten, oder eine Handtasche mit Scheckkarte und Ausweispapieren. Kein Grund also, sich Gedanken zu machen.

    Oldendrup schien dasselbe zu denken, denn es war ihm nichts Besonderes anzumerken, als er schnurstracks den Vorraum durchschritt, um dem späten Besucher die Tür zu öffnen. Im nächsten Moment jedoch prallte er zurück, als habe ihn eine Riesenfaust getroffen. Vor der Tür stand ein muskulöser Mann mit harten Augen und kantigem Gesicht, von dem etwas Genaueres nicht zu erkennen war, da der Mann eine Strumpfmaske trug. Und Oldendrup starrte in den Lauf einer Pistole.

    Nur wie in einem bösen Traum nahm Sari durch die geöffnete Studiotür wahr, dass der Mann, nachdem der Fotograf ihm geöffnet hatte, sofort das

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