Was zählt im Leben
Von Leigh Greenwood
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Über dieses E-Book
Liebe ist wichtiger als alles! Schlagartig wird das dem Multimillionär Ron Egan klar, als sich seine Tochter Cynthia in höchster Not nicht etwa an ihn wendet, sondern an die bezaubernde Kathryn. Denn sie ist eine Frau, für die es sich lohnt, das Leben komplett zu ändern…
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Buchvorschau
Was zählt im Leben - Leigh Greenwood
IMPRESSUM
Was zählt im Leben erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2002 by Harold Lowly
Originaltitel: „Family Merger"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1391 - 2002 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Tatjana Lenart-Seidnitzer
Umschlagsmotive: GettyImages_hobo_018
Veröffentlicht im ePub Format in 10/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733753467
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
Kathryn Roper sah sich unverhofft einem sehr gut aussehenden, sehr zornigen Mann gegenüber. Er war groß und gepflegt, und er sah zu jung aus für seine konservative Aufmachung. Der maßgeschneiderte graue Nadelstreifenanzug hätte zu ihrem Vater gepasst. Diesem Mann hingegen hätte ein sportliches Outfit besser gestanden, denn er besaß den Körper eines Athleten. Doch ihrer Erfahrung nach hatten Athleten einen schlechteren Geschmack in Kleidungsfragen.
„Stehen Sie nicht einfach so da und starren Sie mich nicht so an, beschwerte er sich. „Ich bin um die halbe Welt geflogen und will sofort zu Miss Roper.
Wenn sie auch zuerst daran gezweifelt hatte, dass dieser Mann Ron Egan war, so war das jetzt nicht mehr der Fall. Er besaß das anmaßende Auftreten eines Menschen, der nichts und niemanden für wichtig hielt außer sich selbst. „Ich bin Kathryn Roper, und ich gestatte keine Besuche nach halb zehn abends. Sie müssen morgen wiederkommen."
Ein ärgerlicher Blick traf sie. „Sie sind zu jung und zu hübsch, um sich wie eine Furie aufzuführen."
Sie konnte ein Lachen nicht unterdrücken. „Wer sagt denn, dass eine Furie alt und hässlich sein muss?"
Abschätzig musterte er sie. Wie alle hochgestellten Persönlichkeiten, die sie bisher kennengelernt hatte, versuchte er, andere einzuschüchtern, die er für unwichtig hielt.
Doch ihre Reaktion auf ihn war alles andere als üblich. Sie fühlte sich zu diesem Mann hingezogen. Sie hatte nie geleugnet, dass die Chemie zwischen zwei Menschen auf Anhieb stimmen konnte, aber es passierte ihr zum ersten Mal.
Wie schade, dass sein Äußeres so wundervoll war, während sein Wesen so verderbt zu sein schien.
Offensichtlich war sie ebenso leicht zu beeindrucken wie die Mädchen, die bei ihr Hilfe suchten, die sich von Äußerlichkeiten verführen ließen. Doch sie war älter, erfahrener und hatte ihre körperlichen Bedürfnisse fest unter Kontrolle. Sie mochte heftig auf Ron Egan reagieren, aber das sollte er nie merken.
„Ich will meine Tochter sehen. Wo ist sie?"
„Im Bett, wie auch die anderen Mädchen in diesem Haus. Sie können sie morgen früh sehen."
„Ich bin extra aus Genf hergekommen. Ich habe nach Ihrem Anruf das nächste Flugzeug genommen und sechs Zeitzonen hinter mich gebracht. Ich bin müde. Es wird ihr nicht schaden, wenn sie eine halbe Stunde Schlaf versäumt."
„Ich sorge mich weniger um ihren Schlaf als darum, dass Ihr Besuch sie aufregen wird. Es ist äußerst wichtig, dass sie ruhig bleibt. Die Situation ist ohnehin schon sehr stressgeladen für sie."
Sie standen sich immer noch in der Eingangshalle gegenüber wie Feinde.
„Sie ist minderjährig, wandte er ein. „Ich kann Sie zwingen, sie herauszugeben.
„Sie ist aus freien Stücken hergekommen. Sie will bleiben. Wenn Ihnen an ihr liegt, dann gestatten Sie es ihr."
Ron wusste nicht recht, was er darauf antworten sollte. Seit dem Moment, als er telefonisch von einer Fremden erfahren hatte, dass seine Tochter schwanger und von zu Hause ausgerissen war, wusste er nicht mehr, was er denken sollte. Er hatte nicht erwartet, sie in einem eleganten alten Herrenhaus im Herzen des ältesten und vornehmsten Viertels von Charlotte untergebracht vorzufinden. Und auch Kathryn Roper entsprach nicht dem, was er sich vorgestellt hatte.
Sein erster Impuls war, sie zurechtzuweisen für die Unterstellung, dass ihm nichts an seiner Tochter lag. Wie konnte sie sich anmaßen, ein derartiges Urteil zu fällen? Sie wusste nichts von ihm.
Doch irgendetwas an ihr veranlasste ihn, die Situation zu überdenken. Er war es gewohnt, dass Frauen sich sichtbar beeindruckt von seinem Auftreten zeigten. Sie hingegen zeigte keinerlei Reaktion. Sie wirkte überhaupt nicht eingeschüchtert von seiner Größe, seinem Ruf, seinem Geschlecht. Sie sah jung und schlank aus, ja sogar zerbrechlich, aber sie verhielt sich, als wäre sie so zäh wie ein starker Mann.
„Ich könnte Sie wegen Kidnapping verhaften lassen", erklärte er.
„Aber Sie werden es nicht tun."
„Warum nicht? Bestimmt nicht, weil ich zu ehrenwert bin."
„Ich kann mir vorstellen, dass Sie reichlich schmutzige Tricks kennen, aber Sie wollen bestimmt nicht, dass diese Geschichte auf der Titelseite des Charlotte Observer erscheint."
„Diese Zeitung ist mir völlig egal."
„Das glaube ich Ihnen nicht."
„Was Sie glauben, ist unwichtig. Da wir über meine Tochter reden, ist allein entscheidend, was ich glaube. Und falls Sie das nicht verstehen, kann ich es Ihnen von einem Richter erklären lassen."
„Wen beabsichtigen Sie denn zu bemühen? Frank Emery? Der ist mein Patenonkel. Emily Anders ist eine Freundin meiner Mutter. Meine Brüder haben meines Wissens mit jedem anderen Richter in Charlotte zusammengearbeitet."
„Wollen Sie damit sagen, dass die Richter bestechlich sind?"
Zu seiner Überraschung errötete sie. „Nein. Und es war falsch von mir, etwas Derartiges anzudeuten. Wir sollten uns setzen und in Ruhe reden. Kommen Sie doch mit ins Wohnzimmer."
„Ich will nicht reden, und ich will mich nicht setzen."
„Wenn Sie mich überzeugen wollen, dass Sie aus Sorge um Ihre Tochter um die halbe Welt geflogen sind, dann werden Sie sich setzen."
„Warum sollte mich Ihre Meinung interessieren?", hakte Ron nach.
„Weil sie Cynthia interessiert."
Er wollte ihr nicht glauben, doch er fand keine andere Erklärung für Cynthias Anwesenheit in diesem Haus. Vielleicht war es besser, sich anzuhören, was Kathryn Roper zu sagen hatte. Nach dem Tod seiner Frau war es zunehmend schwierig für ihn geworden, mit seiner Tochter zu kommunizieren. Er konnte nicht nachvollziehen, wie sich das einst so liebenswerte, fügsame Mädchen in einen trotzigen, schmollenden Teenager hatte verwandeln können, der sich häufig sogar weigerte, die Mahlzeiten an einem Tisch mit ihm einzunehmen.
„Ich möchte gern etwas zu trinken", sagte er.
„Ich serviere Gästen keinen Alkohol."
„Ich trinke keinen Alkohol. Ein Glas Wasser wäre schön."
„Ich bin gleich wieder da."
Ron blickte ihr nach, und der Anblick ihrer Kehrseite erweckte eine überraschende Reaktion in seiner Lendengegend. Seit Jahren war ihm so etwas nicht mehr passiert. Aber Kathryn war auch nicht zu vergleichen mit den Frauen, mit denen er geschäftlich zu tun hatte.
Ganz offensichtlich sah sie von oben auf ihn herab. Ein Grund mehr, böse auf sie zu sein. Doch es war ihm so gut wie unmöglich, zornig auf eine Frau zu sein, die ihn faszinierte. Wie sollte er sich auf ihre Unzulänglichkeiten konzentrieren, wenn ihr Körper ihn ablenkte?
Sie kehrte mit einem Glas Wasser zurück. Ihre Vorderseite war ebenso attraktiv wie die Rückseite. Zum Glück konnte sie seine Gedanken nicht erraten. Sonst hätte sie ihm das Wasser vermutlich ins Gesicht geschüttet.
Sie reichte ihm das Glas. „So, jetzt lassen Sie uns über Ihre Tochter reden."
„Erzählen Sie mir, womit Sie sich beschäftigen, forderte Ron sie auf. „Ich kann mir immer noch nicht erklären, wieso Cynthia sich an Sie gewendet hat.
Sie schien es als persönliche Beleidigung aufzufassen. Doch ein Vater konnte schließlich nicht einfach davon ausgehen, dass sie qualifiziert war, sich um seine Tochter zu kümmern.
„Ich stelle dieses Haus als Obdach ledigen jungen Mädchen, die schwanger sind, zur Verfügung."
„Und wovon unterhalten Sie dieses Haus?"
„Es gehört mir. Meine Tante hat es mir vererbt."
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihre Nachbarn von Ihrer Tätigkeit begeistert sind." Wer zahlte schon gern über eine Million Dollar für ein vornehmes Haus, um neben einem Heim für schwangere Teenager zu leben?
„Nicht jedem gefällt, was ich tue, aber ich bin eine gute Nachbarin. Die Mädchen sind ruhig und benehmen sich anständig. Ich gestatte Männerbesuch nur von Verwandten oder den werdenden Vätern."
„Wie viele Mädchen haben Sie hier?"
„Ich habe Platz für zehn, aber momentan sind nur vier hier."
„Wer kümmert sich um sie, wenn Sie zur Arbeit sind?"
„Das hier ist meine Arbeit."
„Das heißt, Sie besitzen ein Treuhandvermögen, das es Ihnen gestattet, nichts zu tun."
„Ich habe ein Einkommen, das es mir gestattet, der Gesellschaft einen Dienst zu erweisen."
Das hatte er sich gleich gedacht. Eine reiche Frau, die nichts zu tun hatte und sich einbildete, den Mädchen eine unersetzliche Hilfe zu sein. „Wie erfahren die Mädchen von Ihnen? Machen Sie Werbung?"
Offensichtlich verärgert saß sie da, die Hände im Schoß verkrampft, den Rücken kerzengerade, die Knie zusammengepresst. „Sie hören von mir durch ihre Freunde oder Mädchen, die hier waren. Ich dränge sie immer, sich an ihre Eltern zu wenden. Ich bin stolz darauf, dass die meisten wirklich nach Hause zurückkehren. Zwei sind wieder hierhergekommen, aber die meisten stellen fest, dass ihre Angehörigen hilfsbereiter sind als erwartet. Die Mädchen fürchten vor allem, dass ihre Eltern sie hassen für das, was sie getan haben."
„Sie können mir nicht einreden, dass Cynthia glaubt, ich würde sie hassen. Wir sind nicht immer einer Meinung, aber sie …"
„Sie glaubt, dass Ihnen Ihre Arbeit wichtiger ist als sie."
„Mein Beruf hält mich oft von zu Hause fern, aber nichts ist mir wichtiger als Cynthia. Was glauben Sie wohl, warum ich so viele Leute für ihre Fürsorge eingestellt habe?"
„Ich nehme an, sie wollte und brauchte Ihre Zeit und Aufmerksamkeit. Sie hat mir gesagt, dass sie hergekommen ist, weil sie nicht will, dass sie Ihnen in ihrem Zustand im Weg steht."
Er konnte kaum fassen, dass Cynthia eine derart lächerliche Aussage gemacht haben sollte. „Cynthia würde mir nie im Weg stehen. Ich habe vier Leute engagiert, die sich um sie kümmern. Wenn sie etwas haben will, braucht sie es nur zu sagen."
„Sie glaubt trotzdem nicht, dass sie Ihnen so wichtig ist wie Ihre nächste Fusionierung."
„Natürlich ist sie das. Wenn sie will, kann sie mit mir in die Schweiz gehen, sobald die Schule vorbei ist."
„Sie will hierbleiben. Sie will Ihnen oder dem werdenden Vater nicht zur Last fallen."
„Wo finde ich den Jungen, der das getan hat?"
„Es gehört zu meinen Regeln, nie nach dem Namen des werdenden Vaters zu fragen und ihn nie zu enthüllen, selbst wenn ich ihn kenne."
„Sie sind ein wahrer Ausbund an Tugend, wie?"
„Mein einziges Ziel ist, diesen Mädchen zu helfen. Ich will ihnen einen sicheren Aufenthaltsort bieten, wo sie ihre Ausbildung fortsetzen, ihre Babys bekommen und dann entscheiden können, was sie mit dem Rest ihres Lebens anfangen wollen. Ich biete keine Dauerlösung, nur eine vorübergehende Zuflucht vor all dem Druck."
„Das klingt alles sehr edel, aber was springt für Sie dabei heraus?"
„Wie bitte?"
„Niemand tut derartige Dinge ohne Entlohnung. Es muss einen Grund dafür geben, dass Sie Babysitter für schwangere Teenager spielen. Und es hat keinen Sinn, mich so finster anzustarren. Ich lasse mich nicht einschüchtern."
„Ich auch nicht."
„Gut. Dann beantworten Sie meine Frage. Warum tun Sie das alles?"
„Weil meiner Schwester so etwas passiert ist, erwiderte sie zögernd. „Ich habe erlebt, welcher Schaden angerichtet wird, wenn die Situation schlecht gehandhabt wird.
Es ist ihr selbst passiert, dachte er. Die Leute schoben traumatische Ereignisse immer auf Verwandte, Freunde oder Nachbarn ab.
Er musterte sie, wie sie so steif im Sessel ihm gegenübersaß, und sein Ärger schwand ein