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Kaleidoskop: Oft reicht eine kleine Bewegung, um neue faszinierende Muster im Leben entstehen zu lassen.
Kaleidoskop: Oft reicht eine kleine Bewegung, um neue faszinierende Muster im Leben entstehen zu lassen.
Kaleidoskop: Oft reicht eine kleine Bewegung, um neue faszinierende Muster im Leben entstehen zu lassen.
eBook240 Seiten3 Stunden

Kaleidoskop: Oft reicht eine kleine Bewegung, um neue faszinierende Muster im Leben entstehen zu lassen.

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Über dieses E-Book

Ein ausgesetztes Kind, eine Fahrt ins Blaue und verblüffende Schicksalsmomente beeinflussen das Leben von zwölf Menschen, deren Wege untrennbar miteinander verbunden sind.
Kerstin und Marion aus Trier machen sich gemeinsam auf die Suche nach dem grossen Glück. Dabei entdecken sie ihre eigene neue Welt und erreichen wichtige Etappen für ihre Entwicklung.
Auch Holger, einem oberflächlichen Macho, spielt das Leben dramatisch mit. Bis er es endlich schafft, die Augen für sich und seine Umgebung zu öffnen....

Kaleidoskop – oft reicht eine kleine Bewegung, um neue faszinierende Muster entstehen zu lassen und uns zwingen, unseren Blick zu ändern
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum10. Juli 2014
ISBN9783735703361
Kaleidoskop: Oft reicht eine kleine Bewegung, um neue faszinierende Muster im Leben entstehen zu lassen.
Autor

Mara Daltone

Mara Daltone *1967 in Wittlich, Deutschland Ihre Grundschullehrerin hatte es ihr bereits vorausgesagt: "Mara, du wirst schreiben."

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    Buchvorschau

    Kaleidoskop - Mara Daltone

    37.

    1.

    In Gedanken vertieft stolperte er über den Bordstein, ruderte mit den Armen, fing sich im letzten Moment noch und fluchte. Gerade noch einmal gutgegangen, sonst hätte er in der nächsten Pfütze gelegen, die es bei diesem scheußlichen Wetter in diesem verregneten Mai fast alle zwei Meter zu geben schien. War alles Katrins Schuld! Die Unaufmerksamkeit, das Stolpern und natürlich das Sch…wetter. Was musste sie auch gerade jetzt auf die Idee kommen, ein Kind zu bekommen?! Mist verdammt.

    Er steuerte auf seine Stammkneipe zu, mittlerweile ziemlich durchnässt durch den strömenden Regen, und freute sich gedanklich schon auf das große Weizenbier. Er würde allein an der Theke sitzen - freitags spät nachmittags durchaus normal – und vielleicht noch ein kurzes Gespräch mit dem Wirt über die letzten Fußballergebnisse halten. Aber dann würde er sich erst einmal gründlich mit seiner Situation befassen. Was könnte er ihr sagen, wie könnte er es ihr sagen?

    Er machte die schwere Eichentür auf, schob den groben Vorhang beiseite und sah auf den ersten Blick, dass seine Pläne zunichte gemacht worden waren. „Seine" Theke war nicht leer! Und noch dazu besetzt von einer seiner Exfreundinnen in Begleitung von zwei älteren Leuten!

    Unentschlossen blieb er stehen. Nein, er hatte absolut keinen Bock, jetzt ein typisches Exfreundinnen-Smalltalk-Gespräch anzufangen: ‚Und was machst du so? Bla bla bla…’ Und dann noch ausgerechnet Marion!

    Sie hatte sich vor über einem Jahr hemmungslos in seinen Freundeskreis eingemischt und war ständig und überall dabei gewesen. Als er sich von ihr und schließlich dann auch notgedrungen von seinem Freundeskreis langsam zurückgezogen hatte, weil es ihm zu eng geworden war, hatte sie ihn überallhin verfolgt. Tauchte plötzlich in seinen Kneipen auf oder rief ständig bei ihm an. Mit ein Grund, warum er damals sogar umgezogen war. Also jetzt lieber schnell hier raus.

    Doch zu spät!

    „Hallo Holger! Was machst du denn hier?"

    „Nichts. Ich suche nur jemanden., antwortete er schlagfertig und schaute sich demonstrativ unter den wenigen Gästen um. „Ist aber nicht da. Also bis ein andermal!, wollte sich umdrehen und wieder gehen, als sie ergänzte: „Jetzt warte doch mal. Komm setz dich zu uns. Wir haben uns doch schon ewig nicht mehr gesehen. Ich würde dir auch gerne Norbert und Ellie vorstellen, Freunde von meinem Bruder. Willst du ein Weizen?"

    „Nein, danke. Ein andermal gerne."

    „Du bist doch sonst nicht so!", schallte es vom Tresen her.

    Mist! Kurt, der Kneipenwirt, der sich sofort ans Zapfen begab, hatte ihn doch tatsächlich verraten. Wenn Holger Pech hatte und sie die Verfolgung wieder aufnehmen wollte, musste er jetzt womöglich auch noch diese Stammkneipe wechseln.

    Marion hatte Kurts Bemerkung natürlich aufgeschnappt. „Wie ich höre, kommst du öfter hierher?"

    „Schon, … manchmal."

    Er hatte es geahnt. Welche Kneipe sollte er jetzt für die Zukunft wählen? Die unten an der Ecke kam nicht mehr in Frage. Da hatte er letztens Ärger wegen einer Schlägerei gehabt. Ein Schlägertyp war er zwar nicht. Aber irgendwie schien ihn die Wirtin nicht zu mögen, sonst hätte sie ihn nicht für die zerschlagenen Barhocker zur Kasse gebeten. OK, einen hatte er diesem saublöden Typ übergezogen, aber erst, nachdem der ihm eine Flasche auf dem Kopf zertrümmert hatte. Er fühlte vorsichtig nach seiner Narbe. Weiber! Die sehen eh immer nur, was sie sehen wollen.

    Auf jeden Fall wäre da noch die Kneipe oben auf Mariahof. Die gefiel ihm ganz gut, auch wenn sie etwas weit weg war. Aber der Wirt konnte sich eine dauerhafte Angestellte leisten. Und das war in diesem Fall eine süße Blonde mit sagenhafter Figur. Außerdem wohnte dort gleich um die Ecke sein alter Kumpel Schnorre. Und der war nie abgeneigt, mit Holger und den anderen um die Häuser zu ziehen und dann zum Schluss in seiner Wohnung alle zu einem Abschlusstrunk einzuladen.

    Nachdem Holger sich nun innerlich so beruhigt hatte, ließ er sich bereitwillig neben Marion an der Theke nieder, wo Kurt bereits sein Weizen hingestellt hatte. Sie konnte ihm nichts mehr anhaben. Er war gewappnet. „Also gut."

    „Was machst du denn mittlerweile so?, kam prompt die typische Smalltalk-Frage, kaum hatte er sich gesetzt. „Bist du immer noch bei der Post?

    „Na, klar!" Was für eine Frage! So einen Bombenjob gab es nicht noch einmal. Zwar ziemlich langweilig, aber immerhin stimmte die Kohle als Beamter.

    „Und du?", schob er höflichkeitshalber nach.

    „Ich? Ach dies und das. Ich plane gerade mein Leben neu." Dabei grinste sie schief.

    Kurz erinnerte ihn das an ihren alten Charme, den er mal so anziehend gefunden hatte. Er war schon versucht zu fragen, warum sie sich so verändert hatte. Warum werden Leute dicker? Kummer! Nein, er wollte die Antwort nicht hören und verkniff sich die Frage. Stattdessen lenkte er das Thema auf sein neues Auto. Unverfänglich und außerdem war er stolz darauf. Immerhin hatte er wirklich lange für das BMW-Cabriolet gespart. „Hast du es vor der Tür stehen?"

    Natürlich nicht. Für die hundert Meter würde er es nicht aus der Garage holen. Vorsicht Falle! Sie brauchte doch nicht zu wissen, dass er um die Ecke wohnte.

    „Ist in der Werkstatt, aber nichts Ernstes. Sie checken es nur mal durch." Puh, noch mal gutgegangen.

    „Ja, ja. So ein Auto verbraucht schon eine Menge Kohle," mischte sich Norbert ein. Jetzt erst betrachtete Holger die zwei Begleiter von Marion genauer. Sie wirkten lebenserfahren und über den Dingen stehend. Und sie verunsicherten ihn.

    „Stimmt, aber das gehört doch zum Leben dazu. Ohne ein solches Auto könnte ich es mir nicht mehr vorstellen.", antwortete er.

    „Nein?, kam die ironische Frage von Ellie. „Es gibt doch viel Wichtigeres als diesen Luxus!

    Wie waren die denn drauf? Lebensverbesserer, Besserwisser. Er bedachte sie mit einem verächtlichen Blick. Ja, jetzt wusste er es. Es waren Ökis. Oder Grüne. Oder beides. Sie hatten beide diese typischen Natur-Klamotten an und beide Arbeitshände. Das sah man sofort. Wie war Marion nur an die geraten?! Über ihren Bruder? War der auch so einer? Das passte doch gar nicht zu Marion!

    Endlich war sein Weizen leer. Er hatte schnell getrunken. „Hey, Kurt! Zieh mal ab."

    Doch Marion fiel ihm ins Wort: „Jetzt warte mal. Erstens habe ich dich eingeladen und außerdem… Ich hätte da noch etwas Wichtiges mit dir zu besprechen, aber in aller Ruhe."

    Was sollte das schon Wichtiges sein? Wollte sie wieder ihre Verfolgung aufnehmen? Hatte sie es schon und war deshalb heute hier? Aber er sagte: „OK, wenn du meinst."

    „Morgen vielleicht? Hier? Selbe Zeit?", fragte sie vorsichtig.

    „In Ordnung, geht klar. Und danke für das Bier!" Mensch, war er froh, als er wieder frische Luft schnappen konnte. Ihm war jetzt schon klar, dass er in diese Kneipe vorerst mal keinen Fuß mehr setzen würde. Besonders nicht an einem Samstag. Schade um Kurt. Gute Kneipenwirte waren doch ziemlich rar.

    Mittlerweile nieselte es nur noch. Trier sah schon ziemlich hässlich aus, bei diesem Schmuddelwetter. Immer noch überwogen die Pfützen auf den unebenen Pflastersteinen der Innenstadt. Aber er liebte seine Stadt. Nie hatte er und würde er auch nur einen Gedanken daran verschwenden, woanders neu anzufangen. Hier war er groß geworden, hier kannte er jeden Straßenwinkel und natürlich die alten Trierer Hautze, seine Freunde – zumindest sogenannte. Sein Blick streifte die Porta Nigra, das Wahrzeichen seiner Heimatstadt, und er fühlte sich wieder etwas sicherer. Sein Zuhause.

    Er blieb stehen und überlegte. Was nun? Zurück zu seiner Freundin? Nein. Sie hatte ihm schließlich das Messer auf die Brust gesetzt. Er setzte sich in das Bushaltehäuschen im nächsten Straßenzug und dachte nach. Irgendwie hatte er keine Lust mehr auf diese Beziehung. Wieso wollte sie ausgerechnet von ihm ein Kind? Wo er doch nur mit Mühe gerade mal für sich Verantwortung übernehmen konnte. Wie denn das auch noch für Frau und Kind?!

    Die letzten Monate waren zwar schön gewesen. Sie hatten fast jede Gelegenheit genutzt, um ihre gegenseitige sexuelle Anziehungskraft ausgiebig auszuleben. Aber gleich ein Kind? Sie war doch noch jung. Sie konnte auch noch mit 35 ein Kind bekommen. Oder sogar mit 40, wie er von einem Bekannten gehört hatte. Nur bloß nicht mit ihm! Er und Vater, pah!

    Nein, er beschloss, den Weg einzuschlagen, den er sich vorhin ausgemalt hatte, und nahm den nächsten Bus nach Mariahof. Sein Auto ließ er geflissentlich in der Garage stehen, sonst könnte ihn Katrin womöglich hören und ihn doch noch in eine Diskussion hineinziehen.

    Von freitags bis sonntags sumpfte er mit Schnorre durch. Der hatte Gott sei Dank genügend Shit auf Vorrat. Es war Wochenende und sie flogen nicht nur durch die Kneipen sondern schafften es sogar, die hübsche Blonde zu Schnorre nach Hause zu lotsen.

    Mensch, war Nadine gut drauf. Etwas über 25 Jahre alt, war sie für jede Dummheit zu begeistern. Mit ordentlich viel Wein und noch diversen Kleinigkeiten aus Schnorres Fundus intus, hatte sie sogar zum Schluss mit beiden eine super Nummer geschoben.

    Holger verstand zwar nicht, wie man mit Schnorre ins Bett gehen konnte. Der sah meist wirklich abgefuckt aus. Lange, strähnige Haare, Dreitagebart und immer dieselben Klamotten. Aber Holger erinnerte sich dumpf, dass sie zu dritt noch in der Badewanne gesessen und sich eine Wasserschlacht geliefert hatten. Vielleicht hatte Nadine im Eifer des Gefechts, besoffen und zugekifft wie sie war, einfach keine Unterschiede mehr gemacht.

    Sonntags gingen Schnorre und er zum obligatorischen Frühschoppen in die Kneipe, in der auch Nadine arbeitete. Sie hatte sich irgendwann so gegen vier Uhr aus dem Staub gemacht und schob schon wieder Dienst. Es war gerade mal 11 Uhr morgens. Sie war missmutig und wortkarg.

    Als Holger sie ansprach, was denn mit ihr los sei, brach es aus ihr heraus: „Ihr Schweine, habt einfach ausgenutzt, dass ich total zu war. Haut ab. Ich will euch nicht mehr sehen."

    Fassungslos stolperten die zwei wieder aus der Kneipe. Wieso diese Reaktion? Hatte sie Holger nicht gestern noch schöne Augen gemacht? Verstehe einer mal die Weiber!

    Montags morgens gegen halb zwei machte er sich wieder auf nach Hause. Schließlich rief die Arbeit um sechs, und frische Klamotten hatte er dringend nötig. Katrin war nicht da. Wundern konnte er sich nicht darüber. Sie musste wohl gehörig sauer auf ihn sein, schließlich war er freitags nicht nur wortlos abgehauen, sondern dann auch noch zwei ½ Tage verschwunden geblieben.

    ‚Aber’, dachte er sich, ‚die wird sich schon wieder melden.’ Wahrscheinlich war Katrin zu ihren Eltern ins Sauerland gefahren. Als Langzeit-Studentin hatte sie vor ihrem kurzen Zusammenleben eh mehr Zeit im Sauerland als in Trier auf der Uni verbracht. Jetzt war sie zwar zur FH gewechselt und scheinbar wieder öfter anwesend, doch Holger glaubte nicht an Katrins Ernsthaftigkeit. Das kam davon, dass man sich einfach nicht für irgendeinen Lebensweg entscheiden wollte.

    Ein paar Stunden Schlaf gönnte er sich noch. Dann, um fünf rappelte der Wecker. Ziemlich schlaftrunken und gerädert ließ er sich einen Kaffee durchlaufen, schlurfte ins Bad und duschte kalt. Jetzt war er hellwach.

    Er musste noch seine Hose bügeln, daher schlüpfte er schnell noch mal in die Pyjamahose, lief von seiner Zweizimmerwohnung im dritten Stock eines Neubaus beschwingt hinunter, hielt die Haustür mit der einen Hand fest, um vor der Tür mit der anderen nach der Zeitung zu angeln und… erstarrte.

    Die Garagentür stand offen, sein Cabrio war weg! Oh nein, jemand hatte sein Goldstück geklaut!

    Spontan lief er zur Garage, um nach Spuren am Schloss zu schauen, registrierte jedoch auf halben Weg mit Entsetzen das ‚Klack’. Die Eingangstür war zugeschnappt.

    Er überlegte fieberhaft. Vielleicht bei seinen Nachbarn klingeln?

    Doch unten die große Wohnung war leer, weil die Mieten ziemlich überteuert waren, in der Mitte wohnten zwei verwöhnte Studentinnen, die meist erst wieder am Montag oder Dienstag Nachmittag von ihren stinkreichen Eltern zurück kamen – also bestimmt noch nicht da waren – und mehr Möglichkeiten gab es nicht. Halb nackt stand er auf dem gepflasterten Innenhof zwischen Garage und Wohnblock und fing an zu zittern.

    2.

    Sonntagnachmittag. Katrin saß am Steuer des Cabriolets und freute sich diebisch. Sie hatte so endgültig die Nase von den Männern voll, und jetzt büßte wenigstens einer für alle zusammen.

    Keiner von ihnen war fähig oder bereit gewesen, ihr eine Familie zu bieten, sie zu versorgen und mit ihr Kinder aufzuziehen.

    Was zum Teufel lief in der heutigen Zeit schief? Holger hatte doch einen guten Job. Er hätte doch alle Voraussetzungen gehabt, um einer Familie alles zu bieten! Verdammt noch mal, sie wollte ein Kind.

    Ihre innere Uhr tickte. Immerhin war sie schon dreißig. Als sie ihm gestanden hatte, dass sie die Pille abgesetzt hat, hatte sie eigentlich nur seine Reaktion testen wollen.

    Denn so unfair, ohne sein Wissen schwanger zu werden, wollte sie bestimmt nicht sein. Immerhin gehörten zwei dazu, und alleine mit Kind – was für eine Vorstellung!

    Aber da eh die Zeit reif war, in ihrem Alter langsam eine andere Lösung für die Pille zu finden, hatte sie wenigstens versucht, die Gelegenheit zu nutzen. Sie wusste, dass das nicht der richtige Weg war, um mit Holger zu reden. Aber immer, wenn sie auf das Thema Kinder gekommen war, hatte er geblockt.

    Zwei Tage hatte sie Holger Zeit gelassen, noch mal mit ihr zu reden. Zwei Tage hatte sie in der Wohnung gewartet und die Zeit totgeschlagen. Sie hätte ihre Seite klarstellen und ihm doch mehr Zeit lassen wollen, sich für eine Familie zu entscheiden und ihm angeboten, erst einmal mit anderen Mitteln zu verhüten. Statt sich diesem Gespräch zu stellen, hatte der sich tatsächlich gar nicht blicken lassen. Noch nicht einmal angerufen. Dieser Feigling.

    Gut, die große Liebe war es wohl von beiden Seiten nicht gewesen. Aber warum erst den Umweg über die rosarote Brille gehen, die sowieso nach ein paar Wochen glasklar wird? Die langjährigen Beziehungen ihrer Bekannten sahen nach einiger Zeit alle gleich aus. Da war keine Romantik mehr zu spüren. Überall ging es letztendlich nur noch darum, den Alltag mit den Kindern und die Existenzsicherung, wenn möglich noch mit etwas Harmonie, zu meistern.

    Leidenschaftliche Gefühle konnte sie beim besten Willen bei keiner der Beziehungen mehr entdecken. Und Holger war nicht so übel gewesen. Er hatte zwar eine riesige Mauer um sich herum, aber das störte Katrin nicht. Dafür konnte man sich mit ihm zeigen lassen und er brachte sie oft zum Lachen. Das Bett war Routine geworden, aber durchaus erträglich. Er forderte keinen künstlichen Orgasmus von ihr, denn er sprach nie über seine Empfindungen. Aber unangenehm war der Sex sicherlich nicht mit ihm.

    Doch dieses Wochenende reichte es ihr. Seine Mauer verhinderte letztendlich auch eine Auseinandersetzung mit ihr und sie war enttäuscht und wütend über seine Feigheit. Jetzt wollte sie sich rächen: Hatte seine Ersparnisse – immerhin knapp 400€ - und zu ihrer Genugtuung auch noch den Fahrzeugbrief und natürlich sein heiß geliebtes Cabriolet unter den Nagel gerissen. Jetzt würde sie Holger in den Wind schreiben und er sollte bluten.

    Nach einiger Zeit des ziellosen Umherfahrens in Trier entschied sie – vielleicht ebenfalls aus Rache – sich mit diesem zwar charmanten und gutaussehenden, aber immer etwas distanzierten Kommilitonen zu verabreden. Bei der letzten Unifete vor zwei Wochen hatte dieser ihr einmal seine Telefonnummer zugesteckt, und es hatte sie, ehrlich gesagt, sehr gefreut.

    Jetzt fiel ihr wieder ein, dass der Zettel in ihrem Portemonnaie steckte. Sie zog ihr Handy aus der Tasche und kurz entschlossen wählte sie die Nummer. Zu ihrer Überraschung wusste er gleich, wer sie war. War sie doch nicht eins von vielen Eisen im Feuer gewesen?

    Sie verabredeten sich in einer Stunde im Zapotex, einer abgefahrenen Studentenkneipe in der City.

    Um die Zeit bis dahin totzuschlagen, ging sie kurzerhand noch ein wenig in die Stadt bummeln und als sie dann endlich im Zapo ankam, sah sie ihn gleich in der Ecke stehen.

    Er nahm ihr sofort ihre Befangenheit mit einem bezaubernden Lächeln und meinte: „Schön, dass du da bist. Lass uns dort an den Tisch gehen, OK?"

    Sie setzten sich ans Fenster und fingen schon bald an, über Gott und die

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