Mein Herzensbrecher
Von Charlotte Maclay
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Über dieses E-Book
Als die engagierte Sozialarbeiterin Kristin sieht, wie liebevoll der attraktive Feuerwehrmann Mike Gables mit dem kleinen Waisenjungen Randy umgeht, wird sie schwach. Dabei hatte sie sich so fest vorgenommen, dem charmanten Herzensbrecher mit dem Superego aus dem Weg zu gehen …
Charlotte Maclay
Charlotte Maclay hatte immer Geschichten in ihrem Kopf. In der dritten Klasse erfanden sie und eine Freundin Bambi – Geschichten und führten sie als kleine Theaterstücke auf. Ihre Freundin spielte Bambi – sie war Thumper, der Hase aus dem Disney – Film. Eines Tages zog ihre Freundin weg, aber Charlotte erfand weiterhin Geschichten. Jahre später gab ihr ihr Ehemann ein kleines Lehrbuch, wie man Romane schreibt. 1987 veröffentliche sie ihren ersten Roman. 4 Jahre und ein Dutzend unverkaufte Manuskripte später verkaufte sie das erste Mal eines ihrer Bücher an Harlequin. Mittlerweile hat sie eine anschauliche Zahl von Büchern geschrieben und schreibt eine wöchentliche Kolumne in einer Zeitung. Charlotte und ihr Ehemann haben 2 verheiratete Töchter und zwei Enkelkinder.
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Buchvorschau
Mein Herzensbrecher - Charlotte Maclay
IMPRESSUM
Mein Herzensbrecher erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2001 by Charlotte Lobb
Originaltitel: „With Valor And Devotion"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARA
Band 201 - 2003 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Ursula Drucarczyk
Umschlagsmotive: mash3r/GettyImages
Veröffentlicht im ePub Format in 02/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733755454
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Flammen schlugen aus dem Fenster und züngelten rötlich zum Dach hinauf, während gleichzeitig dichter Rauch in den Nachthimmel quoll. Scheiben barsten klirrend, und der Geruch von verbranntem Holz erfüllte die kühle Frühsommernacht. Im unkrautüberwucherten Vorgarten des unbewohnt wirkenden Hauses stand ein verblichenes Schild mit der Aufschrift „Zu verkaufen".
Mike Gables zog den Kinngurt seines Helmes straff, während er von Löschfahrzeug 61 sprang und nach hinten rannte. „Paseo del Real, California" prangte auf dem schwarz-goldenen Wappen an der Seite des Feuerwehrwagens.
„Hallo, Sie! Feuerwehrmann! Eine grauhaarige Frau im Morgenmantel und mit Hausschuhen lief heftig winkend auf Mike und seinen Kollegen Jay zu. „Da drin ist ein kleiner Junge. Im hinteren Schlafzimmer. Oh mein Gott! Ich habe ihn weinen hören. Sie müssen …
Ein einziger Blick zwischen Mike und Jay genügte, und sie rannten zur Rückseite des Hauses, wo es stockdunkel war. Keine Vorhänge an den Fenstern. Keinerlei Anzeichen, dass das Haus in den letzten Monaten bewohnt war.
Vor dem Haus war inzwischen ein weiterer Polizeiwagen mit heulender Sirene eingetroffen, dessen Blinklicht gespenstisch rote und orange Blitze in die Dunkelheit warf.
„Suzie, wo bist du?", wimmerte eine Kinderstimme.
„Verdammt, es sind zwei", fluchte Mike leise.
„Ich kann da drinnen absolut nichts sehen!", schrie Jay und rüttelte am Fenster.
Mike zog seine schwere Taschenlampe aus dem Gürtel. „Ich schlage das Fenster ein. Geh zurück!"
Mit einem einzigen Schlag zertrümmerte er die Scheibe, griff durch die Glassplitter hinein und entriegelte das Fenster.
„Suzie, komm doch her, schluchzte das Kind in einem Hustenanfall. „Bitte, Suzie …
Mike sprang durch das Fenster, und sofort drang beißender Rauch in seine Lungen. Er ging augenblicklich in die Hocke gemäß dem alten Feuerwehrmann-Leitspruch: „Immer unten halten, dann passiert dir nichts". Kriechend begann er den Raum abzusuchen, wobei der Taschenlampenschein schon nach weniger als dreißig Zentimetern von den dichten Rauchschwaden aufgesogen wurde. Er musste den Kleinen so schnell wie möglich finden.
„Wo bist du, mein Junge? Sag doch etwas, okay?"
„Ich kann Suzie nicht finden."
Mike folgte dem Klang der kindlichen, ängstlichen Stimme. „Ich finde sie schon. Bleib einfach, wo du bist, und rede weiter."
Das Kind hustete keuchend.
Zum Glück, denn ohne dieses Geräusch hätte Mike den Jungen womöglich verfehlt und wäre achtlos an dem begehbaren Kleiderschrank vorbeigerobbt. Im Taschenlampenschein erblickte er jetzt einen fünf- oder sechsjährigen Jungen mit weit aufgerissenen braunen Augen, der ganz hinten im Schrank hockte.
„Komm, mein Junge, lass uns hier verschwinden. Er griff nach dem Kind, das sich jedoch noch tiefer in den Schrank zurückzog. „Nein. Nicht ohne Suzie.
„Ich verspreche dir, dass ich Suzie heraushole, aber du musst jetzt tun, was ich dir sage."
„Nein!, heulte das Kind auf. „Ich will Suzie.
Mühsam ermahnte sich Mike zur Geduld. „Wie heißt du, mein Junge?"
„Randy."
„Prima, Randy. Jetzt hör mir mal gut zu. Ich werde dich jetzt zum Fenster tragen und dann …"
„Nein!"
„Ist Suzie deine Schwester?" Wenn er in dem dichten Rauch nur etwas sehen könnte.
Der Kleine schüttelte den Kopf. „Nein, sie ist mein Hund und alles, was ich habe."
Von draußen rief Jay: „Alles in Ordnung?"
Mike biss die Zähne zusammen. „Ja, ja, alles okay."
Er durfte keine Zeit mehr verlieren. Sowohl das Kind als auch er selbst riskierten womöglich eine lebensgefährliche Rauchvergiftung. Ohne ein weiteres Wort schnappte er sich den Jungen, nahm ihn um die Taille und kroch mit ihm zum Fenster zurück. Der Junge wehrte sich aus Leibeskräften.
„Sind noch andere Menschen im Haus?", fragte Mike ihn, während er ihn eisern umklammert hielt.
„Nur Suzie, und sie gehört mir."
Mike reichte den wild um sich schlagenden Randy durch das Fenster an Jay.
„Du musst Suzie retten!, schrie der Junge, wobei ihm die Tränen über das Gesicht liefen und sein kleines Kinn zitterte. „Du hast es versprochen!
Mike drehte sich wortlos um und verschwand erneut in den Rauchschwaden. So tief wie möglich robbte er durch den Raum. Kinder gerieten bei Feuer in Panik. Tiere ebenso. Wahrscheinlich hatte sich der Hund irgendwo verkrochen. Aber wo?
Der Rauch hatte sich inzwischen etwas gelichtet, sodass ihm das Atmen nicht mehr ganz so schwer fiel. Er leuchtete mit der Taschenlampe umher und hatte das Glück, Suzie relativ schnell unter einer alten Pritsche zu entdecken. Der Hund rührte sich nicht, als Mike ihn hervorzog.
Mit dem leblosen Hund in den Armen kletterte er aus dem Fenster und lief zur Vorderseite des Hauses.
Randy entdeckte ihn sofort. Verzweifelt stürzte er sich auf Mike. „Ist sie tot?", schluchzte er.
„Ich weiß es nicht, mein Junge. Ich weiß es wirklich nicht. Mike ging mit dem Hund in den Armen unbeirrbar auf den Notarztwagen zu. Randy klammerte sich dabei an sein Bein. „Kannst du mir Sauerstoff geben, Brett?
, fragte Mike den Sanitäter.
„Für den Hund?"
„Der Junge hängt an ihm. Lass es uns versuchen."
Brett zuckte mit den Schultern. „Wie du meinst."
Sie knieten sich alle auf den Boden – Randy und Mike, der den Hund hielt, sowie der Sanitäter, der Suzie die Sauerstoffmaske über die Schnauze legte. Tränen liefen dem Jungen über die Wangen, und sogar Mike spürte, dass er feuchte Augen bekam. Er selbst hatte als Kind nie einen Hund haben dürfen, nicht einmal eine schäbige Promenadenmischung. Für einen eigenen Hund hätte er in Randys Alter mit Feuereifer jede ihm aufgetragene Drecksarbeit in einem der Waisenhäuser erledigt, die sein Zuhause gewesen waren.
Suzies Schwanz zuckte.
„Sie lebt!" Randy umarmte die Hündin so stürmisch, dass sie winselte.
„Vorsichtig, sagte Mike. „Lass sie erst einmal zu Atem kommen, ehe du sie erdrückst.
„Rettung geglückt", konstatierte der Sanitäter und stellte das Sauerstoffgerät ab.
Mike fragte sich inzwischen, wo die Eltern des Jungen waren und warum er in dem Haus ganz allein gewesen war. Obwohl das Feuer zwischenzeitlich gelöscht war, fand sich keine Spur von einem Familienmitglied oder wenigstens einem Babysitter.
„Wir nehmen den Jungen mit, sagte Brett. „Er muss auf eine eventuelle Rauchvergiftung untersucht werden.
„Hörst du, Randy? Du darfst im Krankenwagen ins Krankenhaus fahren. Ist doch ziemlich cool, oder?"
„Und Suzie?"
„Um sie wird sich schon jemand kümmern."
„Versprochen?"
„Versprochen. Und weil der Junge ihn noch immer skeptisch ansah, fügte er hinzu: „Ich bin doch auch zurück ins brennende Haus gelaufen und habe nach ihr gesucht, oder?
Erst jetzt schien Randy überzeugt. Er umarmte seinen Hund noch einmal und barg das Gesicht in seinem Fell. Mike hob den Jungen auf die Füße. „Soll ich den Jungs sagen, dass sie die Sirene während der Fahrt anstellen?"
Randys Miene hellte sich auf. „Kannst du das?"
Mike grinste. „Aber klar doch. Feuerwehrleute können alles." Er nahm seinen Helm ab und stülpte ihn über Randys Kopf.
„Hey, Mike, rief Brett. „Du solltest auch gleich mitkommen und dich durchchecken lassen. Du hast auch ziemlich viel Rauch abbekommen.
Eigentlich fand Mike das bisschen Rauch nicht der Rede wert, aber im Paseo del Real Kreiskrankenhaus gab es viele hübsche Schwestern, denen er ruhig mal wieder Hallo sagen konnte.
Das Klingeln des Telefons weckte Kristin McCoy genau um zwei Minuten nach eins. Stöhnend rollte sie sich auf die Seite und starrte es an einen Moment lang an. Ein Anruf um diese Uhrzeit bedeutete meist nichts Gutes. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich um einen Notfall, bei dem sie als Sozialpädagogin für Kinder in Not gebraucht wurde.
Wenige Augenblicke später wusste sie, dass sie mit ihrer Vermutung richtig gelegen hatte. Ein Kind war ohne Eltern oder Vormund ins Krankenhaus eingeliefert worden.
Hastig zog sie sich an und band ihr widerspenstiges rotbraunes Haar zu einem Pferdeschwanz. Während sie durch die dunklen stillen Straßen zum Kreiskrankenhaus fuhr, wurde sie unvermittelt von einem bekannten Gefühl der Trauer überflutet. Sie erinnerte sich an eine andere, weit zurückliegende Fahrt zur selben Klinik, als die tödliche Angst ihr fast das Herz zerrissen hätte.
Ihr Baby – erst zwei Monate alt – atmete nicht mehr. Seine glatte Haut fühlte sich eiskalt an, und der winzige Körper lag schlaff in ihren Armen. Wie war das nur möglich? Wenige Stunden zuvor noch war doch bis auf einen kleinen Schnupfen alles in Ordnung gewesen.
Bobby war am plötzlichen Kindstod gestorben, noch ehe er wirklich gelebt hatte.
Ihre Kehle zog sich zusammen, und Tränen stiegen ihr in die Augen. Sechs Jahre lag das jetzt schon zurück, und noch immer trauerte sie. Der Schmerz lauerte ständig im Verborgenen und schlug dann urplötzlich und gnadenlos zu. Zum Beispiel, wenn sie ein Kind in dem Alter sah, in dem Bobby jetzt wäre. Oder wenn sie nachts mit leeren Armen aufwachte.
Kristin zwang sich, an etwas anderes zu denken und sich auf die Straße zu konzentrieren. Sie fand ganz in der Nähe des Klinikeingangs einen Parkplatz für ihr VW-Cabrio und eilte durch die große Halle und die automatischen Türen auf die Pflegestation. Dort traf sie auf Adrian Goodfellow, die diensthabende Nachtschwester.
„Wie ich höre, hast du Arbeit für mich, Addy", sagte Kristin.
Addy sah von den Karteikarten auf, an denen sie gerade arbeitete, und lächelte überrascht: „Was suchst du denn am Samstag mitten in der Nacht hier? Warum bist du um diese Zeit nicht unterwegs und machst die Stadt unsicher?"
„Aus dem gleichen Grund wie du. Ich arbeite." Kristin und Addy waren beide Singles, doch Addy hatte trotz ihrer Zwölf-Stunden-Schichten im Krankenhaus mehr Verabredungen in der Woche als Kristin im ganzen Jahr. Dennoch hatte Kristin keinerlei Neidgefühle, denn sie war sehr vorsichtig und zurückhaltend, seit sie von einem Mann so tief verletzt worden war.
„Wir müssen unbedingt dein Privatleben etwas in Schwung bringen. Es ist einfach nicht normal, dass eine Frau deines Alters …"
„So alt bin ich nun auch wieder nicht, widersprach Kristin, obwohl sie sich manchmal trotz ihrer vierundzwanzig Jahre steinalt fühlte. „Aber kommen wir mal zur Sache, Addy. Bei euch wurde ein Kind eingeliefert – ohne Eltern, ohne Vormund. Deshalb bin ich hier.
„Ja, genau. Die Krankenschwester nahm eine Karteikarte vom Stapel auf ihrem Schreibtisch. „Er wird dir gefallen: Randy Marshall, ein sechsjähriger Lausbub und schon jetzt ein wahrer Charmeur. Er behauptet, seine Mutter sei tot und er könne sich nicht erinnern, mit wem er zuletzt zusammengelebt habe.
Kristin nahm die Karteikarte. „Ist er verletzt?"
„Er hat nur eine leichte Rauchvergiftung. Doc Plum will ihn aber zur Beobachtung über Nacht hier behalten."
„Okay, dann werde ich