Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Cora
Cora
Cora
eBook349 Seiten4 Stunden

Cora

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Unerwiderte Liebe tut weh! Diese Erfahrung muss auch die 29-jährige Cora machen. Von ihrem Freund enttäuscht will sie nur Eines! Alles hinter sich lassen und vor dem Schmerz fliehen! Jedoch, dass sie dann in eine noch viel schmerzhaftere Geschichte hineingerät, die nicht nur ihre Freiheit sondern sogar ihr Leben bedroht, hätte sie nicht zu träumen gewagt.
Wird sie lernen sich selbst zu vertrauen und sich ihre Freiheit zurück zu erkämpfen?
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum6. Sept. 2018
ISBN9783742722942
Cora

Ähnlich wie Cora

Ähnliche E-Books

Allgemeine Belletristik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Cora

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Cora - Gabriele Kappendobler

    Inhaltsverzeichnis:

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    -Kapitel 1-

    Die Party war in vollem Gange. Die drückende Hitze des Tages war zu einer angenehmen Wärme abgekühlt und machte den Aufenthalt im Freien zum Genuß. Stewards in schmucker weißer Livree servierten lautlos und gewandt geeiste Gläser und erlesene Happen. In einer Ecke des Parks war ein kleines Podium aufgebaut, auf dem eine Band die Szene dezent mit einschmeichelnden Melodien unterstrich. Das Publikum machte den Eindruck, als wäre die gesamte Schikeria des Bezirkes vertreten. Die Damen wetteiferten sichtbar, wer wohl mehr Glanz und Glamour aufweisen konnte. Die Herrenwelt übte betont weltmännisches Auftreten. Alle Gäste schienen sich gut zu unterhalten.

    Oder besser fast alle:

    Etwas abseitsstehend beobachtete eine junge Frau nachdenklich das Treiben rund um den, von innen beleuchteten, Swimmingpool.

    „ Entschuldigen Sie, Miß"

    Cora Bergren schrak aus ihren Gedanken auf, als ein junger Mann sie ansprach. Sie erinnerte sich, ihn bereits heute Vormittag im Studio gesehen zu haben. Er schien recht nett zu sein.

    „ Sie stehen hier so einsam? Darf ich ihnen etwas zu trinken bringen?"

    „ Nein, danke. - Ich möchte nichts"

    Er wies auf die andere Seite des Pools, wo eine Schar junger Mädchen einen hochgewachsenen blonden Mann umringten. Gerade beugte er sich zu einer seiner Verehrerinnen herab und schien ihr etwas amüsantes ins Ohr zu flüstern. Ihr Lachen klang hell zu ihnen herüber.

    „ Sollten Sie nicht dort drüben bei der Crew um Piet sein ? - Man sagt, er sei unwiderstehlich, und wie man sieht, macht er seinem Ruf mal wieder alle Ehre."

    Cora warf ihrem Gegenüber einen vernichtenden Blick zu. Zu sehr hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen.

    „ Ich kann mich nicht erinnern, Sie um Ihre Meinung gefragt zu haben."

    „ Oh, Verzeihung! Ich wußte ja nicht, dass Ihnen etwas auf den Magen schlägt. "

    Er versuchte seinen Fauxpas wieder wett zu machen:

    „ --- Aber Sie sollten das alles nicht so ernst nehmen. Piet braucht das. Er sonnt sich gerne in der Bewunderung der Damenwelt. Das hat sicher nichts mit Ihnen zu tun. Glauben Sie mir. "

    Er wirkte dabei so rührend, dass Cora ihre schroffe Abweisung bedauerte, aber sie war einfach nicht in der Lage auch noch Witze über ihre vertrackte Situation zu hören.

    „ Entschuldigen Sie bitte, ich weiß, dass Sie es nicht so gemeint haben, aber ich möchte jetzt wirklich lieber allein sein."

    „ Schade ! "

    Mit einem kleinen Gruß machte er sich auf, woanders sein Glück zu versuchen.

    Jetzt war sie wieder allein mit ihren düsteren Gedanken.

    Cora war 29 Jahre alt, mit weiblicher Figur. Halblanges brünettes Haar umrahmte ihr Gesicht. Wer in ihre braunen Augen sah, der konnte unschwer erraten, dass sie über eine gesunde Portion Humor verfügte. Sie war nicht unbedingt das was man eine Schönheit nannte, aber sie hatte eine überaus sympathische Ausstrahlung.

    Im Moment war ihr jedoch nicht nach Lachen zu Mute.

    Cora war mit großen Plänen hierher gekommen. Schon als Kind war sie dem Theater mit Leib und Seele verfallen. Ihre Eltern waren jedoch der Meinung, daß ein solider Beruf wichtig war und Cora absolvierte auf ihren Wunsch hin eine Lehre als Bankkauffrau. Danach aber gab es für sie keinen Kompromiß mehr. Sie besuchte die Schauspielschule und fand schließlich einen befristeten Job an

    einem kleinen Provinztheater. Zwei Jahre später zahlten sich schließlich ihr Ehrgeiz und ihre harte Arbeit aus: sie wurde fest angestellt.

    Für ein Privatleben war da nicht viel Zeit geblieben und wenn sie es so bedachte, war ihr ihre Arbeit eigentlich immer genug Lebensinhalt gewesen. Piet Garrett war wie ein Erdbeben in ihr Leben eingebrochen.Der smarte Regisseur hatte ihr nach einem Auftritt seine Aufwartung gemacht. Er hatte sie ausgeführt, ihr - herrlich altmodisch - den Hof gemacht. Cora, die einerseits mit beiden Beinen im Leben stand, war andererseits doch sehr romantisch. So fuhr sie gefühlsmäßig voll auf sein Werben ab.

    Er überzeugte sie davon, dass ihre Zukunft im Film und nicht im Theater lag. Als er ihr auch noch die Hauptrolle in seinem neuesten Werk in Aussicht stellte, glaubte sie ihr Glück perfekt. Hollywood schien zum Greifen nah. So kam es, dass sie ihre Stelle am Theater kündigte und Piet folgte. Doch als sie das Manuskript las, kamen ihr erste Zweifel. Ihre Rolle beinhaltete mehrere sehr freizügige Szenen, was für sie, die nach sehr strengen sittlichen und religiösen Grundsätzen aufgewachsen war, ein großes Hindernis aufbaute.

    Als sie mit Piet darüber sprechen wollte, erlebte sie eine herbe Enttäuschung. Er verspottete sie und machte sich über ihre `Zimperlichkeit ´ lustig. Da sie ihn nicht verlieren wollte, hatte sie eingelenkt. So war sie zu dieser Party gekommen, um mit ihren neuen Kollegen bekannt zu werden. Aber Piet flirtete so ungeniert, dass sie es bedauerte hierher gekommen zu sein.

    Das Gefühl, hier überflüssig zu sein wurde immer stärker. Nichts desto Trotz wanderte ihr Blick immer wieder zu der Gruppe. Selbstquälerisch beobachtete sie, wie Piet gerade den Arm um ein junges Mädchen legte, das nicht so wirkte, als plagten sie die selben Sorgen wie Cora. Diese mußte alle Beherrschung aufbieten um nicht auszurasten. Sie wußte, sie würde damit nur Spott ernten. Piet sah plötzlich hoch und ihre Blicke kreuzten sich. Er schien sich keiner Schuld bewußt. Fröhlich winkte er sie heran, aber sie ignorierte die Geste. Sie warf den Kopf zurück und ging in Richtung Haus davon. Sie wollte jetzt wirklich allein sein. Die Menschen im Park gingen ihr mit einem Mal fürchterlich auf die Nerven. Erst in der großen Halle fühlte sie sich wieder besser.

    „ Miß Bergren, kann ich etwas für Sie tun? "

    Cora schrak aus ihren Gedanken hoch, als sie angesprochen wurde. Sie hatte die junge Frau, die gerade aus einem der Zimmer kam, nicht bemerkt.

    „ Danke, Claire. Ich wollte nur auf mein Zimmer. Es ist alles in Ordnung. "

    „ Wie Sie wünschen, Madame. "

    Cora wartete nicht, bis die Frau verschwunden war. Sie flüchtete regelrecht auf ihr Zimmer.

    Wütend schleuderte sie ihre Schuhe von den Füßen und warf sich, ohne Rücksicht auf ihre Garderobe auf das Bett. Ohne es beeinflussen zu können, liefen ihr Tränen der Enttäuschung über das Gesicht. Ihre Träume entpuppten sich als Kartenhaus, das nun im Begriff war einzustürzen.

    Sie gestand sich ein, dass sie eifersüchtig war. Sie hatte geglaubt, Piet würde nur ihr gehören und nun

    mußte sie einsehen, dass sie für ihn nur eine von vielen war.

    Was Cora am meisten ärgerte war, dass scheinbar niemand außer ihr was Besonderes an Piet`s Verhalten fand. Alle kannten ihn und wahrscheinlich lachten sie insgeheim über ihre Naivität.

    Cora brachte es nicht fertig, wieder zu den anderen zurück zu gehen und gute Mine zum, für sie bösen, Spiel zu machen. Allerdings würde man sie irgendwann vermissen und suchen. Dann mußte sie einen Grund angeben, warum sie sich hier verkroch - und damit gab sie sich dann wohl endgültig der Lächerlichkeit preis.

    Sie richtete sich auf und versuchte ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Wenn sie hierblieb, mußte sie Piet nehmen, wie er war, mit all seinen Affären und Affärchen. Dann mußte sie sich damit abfinden, daß es stets andere Frauen neben ihr geben würde.

    Aber wollte sie das wirklich? Nein, sie konnte mit Piet`s Auffassung von einer Beziehung nichts anfangen. Sie war hier absolut fehl am Platze.

    Nachdem sie mit ihren Überlegungen so weit gekommen war, beschloß sie, sofort abzureisen.

    Sie stand auf , ging ins Bad und kühlte erst einmal ihr Gesicht, erneuerte ihr Make up. Dann zog das blaue Wildseidenkleid aus und schlüpfte in Jeans und eine karierte Bluse. Sie holte die Koffer aus dem Schrank und begann zu packen. Jedes Teil, das sie verstaute, hielt ihr höhnisch vor Augen, dass sie einem Traum nachgelaufen war. Einem Traum, der nun wie eine Seifenblase geplatzt war. Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als wieder nach Hause zu fahren. Na ja, vielleicht hatte sie Glück und bekam ihre alte Stelle wieder.

    Als sie das Abendkleid in die Hand nahm, strich sie bedauernd über den Stoff. Es hatte ein riesiges Loch in ihre Finanzen gerissen und nun würde sie es so schnell wohl nicht wieder tragen können.

    Sie schloß die Koffer und sah sich noch einmal prüfend um. Sie durfte nichts vergessen, denn wiederkommen würde sie mit Sicherheit nicht mehr.

    Dann nahm sie ihr Gepäck auf und verließ leise das Haus.

    Jetzt, da sie ihre Entscheidung getroffen hatte, fühlte sie sich etwas wohler. Hier gab es nichts mehr, was sie noch halten konnte.

    Sie glaubte sich unbemerkt und war gerade dabei, die Koffer in ihrem Kleinwagen zu verstauen , als sie plötzlich am Arm zurückgezogen wurde.

    Das Hausmädchen, dem sie vorhin begegnet war, hatte ihren Aufbruch beobachtet und Piet unterrichtet. Dieser war sich klar, dass Cora ohne Ortskenntnis nicht weit kommen würde. Und er haßte es, wenn jemand seine Einladung nicht entsprechend würdigte, das verletzte seinen Stolz.

    „ Cora, was soll denn der Unsinn? Wir haben dich bereits vermißt..."

    Jetzt erst fiel sein Blick auf das Gepäck in ihrem Wagen:

    „Bist Du von allen guten Geistern verlassen?"

    wütend starrte er sie an:

    „ Darf ich fragen, was Du jetzt vorhast? Du bist absolut fremd hier, weißt Du eigentlich, wie leicht Du Dich hier Nachts verirren kannst? Du bleibst hier, verstanden? "

    „ Das werde ich nicht, "

    Sie versuchte seine Hand abzuschütteln :

    „Und Du kannst mich nicht zwingen."

    Grimmig verstärkte Piet seinen Griff :

    „Glaubst Du? Weißt Du überhaupt was Du da tust? Du kennst Dich hier nicht aus. In den Bergen ist es nachts nicht ganz ungefährlich. Ich hab keine Lust nach Dir zu suchen."

    „Laß mich sofort los" zischte Cora

    „Geh zurück zu Deinen Schäfchen, die Dich dämlich anblöcken und laß mich in Ruhe. "

    Piet versuchte, sie vom Auto weg zu ziehen .

    „Komm jetzt endlich und hör auf damit."

    Und in versöhnlicherem Ton fügte er hinzu:

    „ Weißt Du was, wir werden über alles reden. Gleich morgen früh! Okay? "

    „ Nein, Piet, wenn Dir etwas an mir liegt, dann reden wir jetzt. Auf der Stelle !"

    „ Du weißt, daß das nicht geht, ich habe Gäste. Sei doch vernünftig."

    „ Vernünftig? Oh ja, Piet, das bin ich. Und deshalb werde ich jetzt in mein Auto steigen und verschwinden. --- und wenn Du mich nicht sofort losläßt, dann schreie ich, dass nicht nur Deine Gäste, sondern auch die ganze Nachbarschaft hier antanzt. "

    Mit einem resignierten Achselzucken gab Piet nach.

    „ All right ! Wenn Du unbedingt willst. - Aber die Rolle kannst Du dann vergessen. Ich hoffe, das ist Dir klar. Glaub mir, Anwärterinnen habe ich genug. Du brauchst nicht zurückzukommen! "

    Cora versetzte seine zynische Rede einen heftigen Stich. Ihre Eifersucht ließ sich nicht so ohne weiteres abstellen.

    Einen Moment zögerte sie und kämpfte mit der Versuchung umzukehren. Aber ein Blick in seine spöttischen Augen hielt sie zurück. Nein, es hatte keinen Sinn. So wollte sie nicht leben und Piet würde sich für sie nicht ändern.

    Sie nahm den letzten Koffer, der noch neben ihr stand und warf ihn ins Fahrzeug.

    Kurz zögerte sie, dann drehte sie sich noch einmal zu ihm um und sagte bedauernd:

    „ Leb wohl, Piet , uns trennen Welten, da kann man nun mal nichts machen."

    Dann setzte sie sich in das Auto, warf die Tür zu und ließ den Motor an. Sie rollte aus der Auffahrt und war schon bald in der Dunkelheit verschwunden.

    *

    Los Angeles, am Morgen des selben Tages:

    Über dem Sunset Boulevard, der Prunkstraße von L.A., war gerade der Tag angebrochen. Die Lichtreklamen waren zum Teil abgeschaltet und die letzten Besucher der diversen Lokale steuerten müde ihre Betten an.

    In einem der vielen Hotels lief ein Mann ruhelos durch sein Zimmer. Jason Bennett bot ein Bild der Verzweiflung. Die Krawatte hing lose über dem, zur Hälfte geöffneten, Hemd. Seine Augen stachen rot vor Übermüdung aus seinem blassen Gesicht, das dringend einer Rasur bedurfte.

    Gehetzt beobachtete er die Straße unter seinem Fenster. Die halbleere Whiskyflasche in seiner Hand

    zeugte von dem vergeblichen Versuch, seine panische Angst im Alkohol zu ertränken.

    Und Grund für diese Panik hatte er nun wirklich genug.

    *

    Vor zwei Jahren war Jason gerade aus dem Gefängnis entlassen worden, wo er wegen Waffenschieberei eingesessen hatte und versuchte in San Francisco wieder Fuß zu fassen. Er war entschlossen, die Finger von solchen Dingen zu lassen. Aber dann war da dieses Mädchen, das er im `Hill Inn` - Club kennenlernte. Lissy war schön, und sie wollte verwöhnt werden. Im Nu war Jason verschuldet.

    Eines Abends machte Lissy ihn mit einem Mann aus Boston bekannt.

    Sie hatten gerade in einer kleinen Pizzeria zu abend gegessen, als der Fremde auftauchte. Lissy begrüßte ihn überschwenglich und stellte ihn Jason schließlich als ihren Cousin Bud Smith aus Boston vor. Bud mochte um Anfang Vierzig sein. Er war nicht sehr groß und wirkte leicht bullig. Das faszinierendste waren seine Augen. Sie waren von einem hellen Blau, das an einen Bergsee erinnerte - und sie wirkten genau so kalt. Obwohl der Mann lachend seinen Arm um Lissy gelegt hatte und sich äußerst charmant gab, fror Jason unter seinem Blick.

    Wie sich herausstellen sollte, war dieses Zusammentreffen nicht zufällig geschehen, Bud hatte gezielt nach einem Mann mit Jasons Wissen und Verbindungen gesucht. Sie zogen zu dritt durch diverse Bars und als sie sich trennten, waren Bud und Jason beiderseits überaus zufrieden. Allerdings fiel Jason erst später auf, daß Bud zwar sehr spendabel gewesen war, selbst aber keinen Tropfen Alkohol zu sich genommen hatte.

    Bud blieb einige Tage in San Francisco und als er wieder abfuhr, hatte Jason genug Geld, um seine Schulden zu bezahlen und die Aussicht, auch in Zukunft im warmen Regen zu stehen.

    Er organisierte für Bud nun Kapitäne, die bereit waren Waffen aus China und Fernost nach San Francisco zu schmuggeln. In welchen Kanälen diese dann verschwanden, wußte Jason nicht.

    Ein halbes Jahr, nachdem er Bud kennengelernt hatte, heiratete er Lissy und mittlerweile war er stolzer Vater von einem Zwillingspäarchen. Alles lief bestens!

    Ja, bis vor einem Monat dieser FBI-Mann auftauchte und Jason`s Leben zerstörte. Er hatte herausgefunden, womit Jason seinen Lebensunterhalt bestritt - und er konnte es beweisen.

    Und er stellte ihn vor die Entscheidung : entweder Jason verriet ihm, wann und wo die nächste Lieferung erwartet würde, oder er verschwand wieder für einige Jahre hinter Gittern.

    *

    Und nun war Jason Bennett auf der Flucht. Als das Schiff gefilzt wurde, hatte einer der Beamten beiläufig erwähnt, dass es einen Informanten gab. In diesem Augenblick war Jason`s Schicksal besiegelt.

    Bud konnte schließlich eins und eins zusammenzählen und es war klar, dass er wußte, wer sie verraten hatte. Darum versteckte sich Jason schon seit drei Tagen in diesem Zimmer und wagte sich kaum vor die Tür. Nur heute morgen war er kurz hinüber in den Supermarkt gegangen, um seinen Whiskyvorrat zu erneuern.

    Den ganzen Tag nun hatte er schon das Gefühl, dort auf Bud`s Männer gestoßen zu sein.

    Er hatte dafür keinen reellen Anhaltspunkt, aber trotzdem war er sich auf geradezu makabere Weise sicher, sich nicht zu täuschen.

    Jason schwitzte und er glaubte langsam den Verstand zu verlieren. Er wußte, sie würden ihn finden und es war nur eine Frage der Zeit. - Sehr kurzer Zeit.

    Die Whiskyflasche war jetzt fast leer und er konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten. Er torkelte zum Bett. Nur eine kleine Weile wollte er sich ausruhen. Aber kaum lag er auf der Matratze, tat der Alkohol endgültig seine Wirkung und er schlief fast augenblicklich ein.

    Gegen Mittag wurde er jäh geweckt, als ihm jemand eine Schüssel Wasser über den Kopf leerte.

    Noch bevor seine Besucher sich vorstellten, wußte er, dass er verloren hatte. In seinem benebelten Zustand war es für seine Entführer ein Leichtes ihn zu überwältigen. Sie zwangen ihn in ihren Wagen zu steigen und fuhren mit ihm in Richtung Gebirge los.

    *

    Cora zitterte noch immer vor Wut und Enttäuschung. Sie hatte sich benommen wie ein Schaf, als sie glaubte, sie könnte diesen, von der Frauenwelt verwöhnten, Casanova für sich gewinnen. Nun, sie hatte ihre Lektion gelernt.

    Seit einer halben Stunde war Cora nun schon unterwegs. Ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander, sie hatte kaum einen Blick für die Straße vor ihr. Sie wußte nicht, wohin sie eigentlich wollte und wenn sie ehrlich mit sich selbst war, mußte sie gestehen , dass es sie auch überhaupt nicht interessierte. Sie kannte im Moment nur einen Gedanken , der sie vorwärts trieb: Nur weg hier - ganz weit weg.

    Einige Kilometer weiter brachte sie ein Blinken an ihrem Armaturenbrett jäh in die Wirklichkeit zurück.

    „Verdammt !!! "

    Wütend schlug sie mit der Faust auf das Lenkrad:

    „ Wann werde ich Trottel endlich lernen meinen Wagen vollgetankt zu halten. Irgendwann mußte ich ja mal stehen bleiben."

    Sie sah aus dem Fenster und betrachtete zum erstenmal seit ihrer Abfahrt bewußt ihre Umgebung. Was sie sah, war nicht gerade dazu geschaffen sie aufzumuntern.

    Sie befand sich auf einer Bergstraße, die in Serpentinen ziemlich steil anstieg. Die Landschaft auf beiden Seiten war dicht bewaldet. Die Baumwipfel starrten gespenstisch in den Himmel.

    Erst jetzt wurde ihr auch bewußt, dass sie während ihrer ganzen Fahrt noch durch keine Ortschaft gekommen war. Umkehren hatte daher wenig Sinn, zumal sie einige Abzweigungen passiert hatte, ohne auf die Richtung zu achten.

    Kurzum, es war denkbar der schlechteste Zeitpunkt für eine Panne.

    Piet hatte sie gewarnt: `Weißt Du, wie leicht Du Dich in den Bergen verirren kannst ?´

    Nun, irgendwohin mußte diese Straße schließlich führen. Vielleicht war ja die nächste Tankstelle gar nicht weit weg? Alles war schließlich möglich, oder ?

    Also beschloß sie, ihr Heil in der berühmten `Flucht nach Vorne` zu suchen.

    Die nächsten Minuten kamen ihr vor wie eine Ewigkeit. Die kleine rote Lampe versetzte sie regelrecht in Panik.

    „Oh, Gott hilf mir, bitte "

    flüsterte sie in die, immer unregelmäßiger werdenden, Geräusche ihres Motors:

    „Nur dieses eine Mal. Ich werde auch nie wieder so leichtsinnig sein"

    In diesem Moment setzte der Motor mit einem letzten Hüpfer endgültig aus.

    Die plötzliche Stille wirkte gespenstisch und es hätte nicht viel gefehlt , dass Cora in ihrer Angst zu schreien angefangen hätte. Zitternd verriegelte sie die Türen und zwang sich selbst ruhig und vernünftig zu denken. Doch dies dachte sich leichter , als es in die Tat umzusetzen war und so dauerte es eine ganze Weile, bis ihr Herz wieder annähernd seinen gewohnten Rhythmus fand.

    Schließlich schaltete sie die Warnblinkanlage ein. Sie würde hier sitzen bleiben, bis es dämmerte und dann zu Fuß nach der nächsten Ortschaft suchen. Hier konnte ihr nichts passieren, solange sie die Türen geschlossen hielt.

    Sie versuchte die aufsteigende Panik durch Selbstgespräche in den Griff zu bekommen :

    „Entspanne dich, verdammt noch mal,----atme tief durch--- bis zum Morgen ist es noch lang --- du bist hier im Auto sicher. "

    Es half nichts. Cora hatte das Gefühl, als ob ihr Fahrzeug immer kleiner würde. Die Enge schien ihr die Luft zum Atmen zu nehmen. Sie schaltete das Radio an und fand einen Sender mit Country-Musik.

    Schon kurze Zeit später wurde es wieder still im Wagen. In ihrer Panik hatte sie nicht daran gedacht, das Licht abzuschalten, jetzt streikte auch noch die Batterie.

    Nein, so konnte es nicht bis zum Morgen weitergehen. Hier würde sie ebenso wahnsinnig werden, wie dort draußen. Vielleicht würde es ihr ja helfen, wenn sie wenigstens versuchte, Menschen zu finden. Entschlossen stieg Cora aus, holte aus dem Kofferraum eine Taschenlampe und den Reservekanister und machte sich auf den Weg.

    Sie lief die Straße weiter bergan und schon nach wenigen Schritten war ihr Auto nicht mehr zu sehen.

    Nach einer Weile kam sie zu einer Straßengabelung. Nach kurzem Zögern wandte sie sich nach rechts und lief weiter. Ihr Weg führte jetzt an dichtem Unterholz vorbei. Die Schlucht, die auf der rechten Seite abfiel, war bewaldet. Cora`s Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Ständig knackte oder raschelte etwas im Gestrüpp.

    Piet´s Warnung kam ihr in den Sinn: `In den Bergen ist es nachts nicht ungefährlich ´

    Wieder war da ein Geräusch hinter ihr. Sie drehte sich blitzschnell um, aber nichts war zu sehen.

    Sie nahm ihren Mut zusammen und ging weiter, nicht ohne sich immer wieder um die eigene Achse zu drehen. Mittlerweile konnte sie nicht mehr verstehen, warum sie die Sicherheit in ihrem Fahrzeug aufgegeben hatte. Cora war im Dunkeln alles andere als mutig und ihre Wanderung hatte für sie etwas von einem Horrortrip an sich.

    Sie mochte gut eine Stunde gelaufen sein, als sie glaubte in der Ferne ein schwaches Licht wahrzunehmen. Sofort schöpfte sie Hoffnung und sie lief schneller. Aber nach der nächsten Biegung

    war es wieder verschwunden. Enttäuschung machte sich in ihr breit. Sie hatte so fest gehofft, endlich

    auf Menschen zu treffen.

    Nun denn, das Licht war dagewesen und irgendwann mußte sie die Quelle dessen entdecken. Also raffte sie sich erneut auf und setzte ihren Weg fort. Fast eine Viertelstunde später sah sie es wieder. Diesmal bedeutend heller und näher. Es war mit ziemlicher Sicherheit ein beleuchtetes Fenster.

    Cora atmete auf.

    Wo ein Fenster beleuchtet war, da waren Menschen. Sie war nicht mehr allein, man würde ihr sicher helfen. Vor Freude lachte sie erleichtert auf. Nur noch wenige Minuten, dann hatte sie es geschafft.

    Mit neuem Mut lief sie in diese Richtung weiter.

    *

    Zirka fünf Minuten später sah sie die Ranch vor sich in einer Senke liegen. Als sie das Tor erreichte, hätte sie vor Glück weinen mögen. Es war ein kleines, und soweit man im Dunkel sehen konnte, sehr gepflegtes Anwesen. Das Haupthaus erhob sich zweistöckig im hinteren Teil des Hofes. Ihm angeschlossen und auch seitlich etwas abgesetzt befanden sich einige ebenerdige Bauten. In einem dieser kleinen Nebengebäude, es war das letzte vor dem Waldrand, brannte das Licht, das Cora hergeführt hatte. Dort wollte sie um Hilfe bitten. Die Leute waren noch wach, man würde es nicht übelnehmen, wenn sie so spät noch störte.

    Einen Moment zögerte sie noch und lauschte angespannt in die Nacht. Irgendwo im Hintergrund bellte ein Hund. Sie wollte ihm nicht plötzlich gegenüberstehen. Als aber alles ruhig blieb, faßte sie sich ein Herz und bewegte sich langsam über den menschenleeren Hof.

    Sie näherte sich dem Haus und hörte Stimmengemurmel. Es schienen sich dort noch mehrere Personen aufzuhalten. Was für ein Glück, dann konnte sie sicher jemand wieder zu ihrem Fahrzeug zurückbringen und ihr Starthilfe geben. Denn ihr war klar, dass es mit einem Kanister Benzin nicht getan war.

    Sie mußte an dem offenen Fenster vorbei, und als sie gerade an die Türe klopfen wollte, drangen Gesprächsfetzen zu ihr heraus:

    „ Also los, nun red` schon. Warum hast Du uns verpfiffen? Niemand außer Dir wußte, dass die Waffen an diesem Tag ankommen würden. Warum, Jason?"

    Cora `s Hand fuhr zurück, als hätte sich die Klinke in ein zischendes Reptil verwandelt. Wie unter einem geheimen Zwang näherte sie sich dem Fenster.

    „ Hör zu, Bud, ich wollte das nicht, aber ich habe Familie, ich kann es mir nicht leisten, für Jahre im Knast zu verschwinden. Und - bitte, versteh` das doch - es ist doch nicht viel passiert. Die paar Gewehre..."

    „ Die paar Gewehre ! So, Du glaubst, das ist nicht wichtig, ja ? Nun, dann werd` ich Dir mal etwas sagen : ...." ,

    die Stimme klang kalt und unerbittlich:

    „ ....Sicher, Du hast vollkommen recht: Die Gewehre sind nicht das Schlimmste. Wir können sie verschmerzen. Schlimm ist, was Du getan hast, - denn das ist Verrat. --- Und Du weißt, was darauf

    steht! "

    „ Nein, nein, das kannst Du nicht machen, Bud, hör zu.... ",

    der Mann schien kurz vor dem Wahnsinn zu stehen:

    „ Nein, nnn...."

    Das Flehen ging in einem unbestimmten Gurgellaut unter.

    Entsetzt sank Cora in die Hocke. Obwohl sie nichts sehen konnte, war ihr klar, dass hier gerade ein furchtbares Verbrechen geschehen war. Sie wußte, dass sie weg mußte, bevor man sie hier entdeckte, aber wie in Hypnose blieb sie unter dem Fenster kauern.

    Im Inneren der Hütte waren inzwischen verschiedene Stimmen laut geworden. Viele Männer schienen durcheinander zu reden.

    Erst nach einer Weile wurde es ruhig genug, so dass Cora wieder etwas verstehen konnte:

    „... Unsere Leute wollen sich nicht mehr lange zurückhalten. Der Terror wächst und sie können nichts unternehmen. Wenn wir bis zum vereinbarten Zeitpunkt die Waffen nicht haben, wird es für

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1