Phantasien werden wahr
Von Bj James
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Ein attraktiver Unbekannter mit dunklen Augen wird in Jacindas Leben treten! Das prophezeit eine Wahrsagerin der jungen Malerin. Als sie in North Carolina den Farmer Dare kennen lernt, fragt sie sich, ob er ihr Traummann sein könnte …
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Buchvorschau
Phantasien werden wahr - Bj James
IMPRESSUM
Phantasien werden wahr erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© by BJ James
Originaltitel: „The Man With The Midnight Eyes"
erschienen bei: Silhouette Books, New York
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 726 - 1993 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Umschlagsmotive: GettyImages_feedough, Esebene
Veröffentlicht im ePub Format in 04/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733756550
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
„Du wirst was?"
Antonia sah Jacinda Talbot über die schmalen Brillengläser hinweg an. Ihr Erstaunen war echt, aber es wirkte sehr theatralisch. Ihr hübsches Gesicht, das von pechschwarzem Haar umrahmt wurde, spiegelte die verschiedensten Gefühle wider, während sie Jacinda fixierte. „Lächerlich! Sie schnaubte. Eine wenig elegante Reaktion einer Frau, die mit jeder Äußerung den größten Effekt zu erzielen versuchte. „Du bist viel zu dünn, um schwanger zu sein, und außerdem hast du mit niemandem geschlafen!
„Antonia, ich sagte, ich erbe ein Baby, ich erwarte keines. Und … Jacinda beugte sich vor, damit ihre nächsten Worte von den Leuten an den anderen Tischen in der Nähe nicht gehört werden konnten. „… und du bist gerade erst in Atlanta angekommen, du kannst gar nicht wissen, mit wem ich geschlafen haben könnte.
„Wie um alles in der Welt erbt man ein Baby?" Antonias durchdringendes Flüstern klang wie ein Trompetenstoß.
Nur ein einziger Gast im Restaurant drehte sich bei diesen Worten nicht zu ihnen um. Ein breitschultriger Mann, dessen Rücken sich vom dunklen Nachthimmel vor den Fenstern abhob. Eine einsame Gestalt, die mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt war, wie Jacinda dankbar registrierte.
„Und natürlich weiß ich, mit wem du schläfst, verkündete Antonia, nahm ihre Brille ab und steckte sie in die Handtasche. „Ich muss nicht in der Stadt sein, um das ganz genau zu wissen. Mit niemandem. Es sei denn, du hättest den Avancen dieses schäbigen kleinen Kunstkritikers nachgegeben. Jacinda! Hast du am Ende …?
Jacinda hätte sich am liebsten unter dem Tisch versteckt. Jetzt schien sogar der einzelne Gast aufzuhorchen. Er hatte sich nicht umgedreht, aber seine Haltung verriet ihr, dass er lachte. Jacinda gestand sich ein, dass sie auch lachen würde, wäre sie nicht selbst Antonias Opfer. Doch jetzt hatte sie große Lust, ihre beste Freundin zu erwürgen.
„Liebste, fuhr Antonia fort, „du weißt doch, dass dieser Kerl mehr hinter deinem Körper her ist als hinter deinen Bildern.
Jacinda konnte die neugierigen Blicke der anderen Gäste auf der Haut spüren.
„Ich bin nicht hergekommen, um über mein Liebesleben zu reden."
„Du meinst über das Fehlen deines Liebeslebens, wie ich hoffe."
„Sonst hast du immer gesagt, ich sollte eines haben."
„Nicht, wenn es sich um den Kunstkritiker handelt."
Jacinda seufzte. Manchmal stellte Antonia ihre Geduld auf eine harte Probe. „Möchtest du nicht hören, was ich dir zu sagen habe?"
Antonia tupfte sich die geschminkten Lippen mit der Serviette ab. „Aber natürlich, es geht um dieses …"
„Das Wort, das du suchst, ist Baby."
Antonia zuckte demonstrativ zusammen. „Puh. Kleine krabbelnde Kreaturen, die die Figur ihrer Mütter ruinieren. Ich halte es für sehr gut, ein Baby zu erben, wenn man schon eines haben muss."
„Antonia!"
„Oh, natürlich. Erzähle weiter, Schatz. Ich werde dich nicht mehr unterbrechen."
„Das glaube ich erst, wenn ich es erlebe. Jacinda machte eine Pause. Antonia redete immer so, als stünde sie auf der Bühne und müsste auch noch für den letzten Besucher in der hintersten Reihe gut zu verstehen sein. Sie war einfach durch und durch Schauspielerin. Genau wie sie, Jacinda, in ihrer Malerei aufging – ehe es Tyler gegeben hatte. Sie lächelte, und ihre grünen Augen sprühten Funken. „Tyler ist … der Sohn meiner Stiefschwester.
„Welcher Schwester?, erkundigte sich Antonia lässig. „Wie oft ist dein Vater verheiratet gewesen? Sechsmal? Und jedes Mal hat er dich mit neuen Stiefgeschwistern beglückt.
„Tyler war Melissas Kind."
Antonia runzelte die Stirn, aber nur ein wenig, um keine Falten zu bekommen. „Ach ja, ich erinnere mich. Wir waren beide neunzehn und hatten unser erstes Jahr am Agnes-Scott-College hinter uns. Ich glaube, das war die kürzeste Ehe deines Vaters. Die kleine Melissa war schnell wieder ohne Daddy. Woher rührt diese enge schwesterliche Verbundenheit? Wie kommst gerade du zu Melissas Kind?"
Jacinda ignorierte die Unterbrechung, um die Geschichte erzählen zu können. „Melissa und ihr Mann Ty kamen bei einem Unfall in Monte Carlo ums Leben. Beide haben keine Angehörigen mehr."
„Ich verstehe. Es ist niemand sonst da, der den Kleinen aufnehmen könnte. Aber du kannst ja ablehnen."
„Ich werde es aber nicht. Ich will ihn."
„Jacinda!"
„Ich will es mehr als alles andere auf der Welt." Jacinda beachtete Antonias Protest nicht. Es stimmte. Sie und Melissa waren nur für kurze Zeit Stiefschwestern gewesen, doch sie hatten sich sehr gemocht.
Antonia trommelte ungeduldig mit den langen blutrot lackierten Fingernägeln auf den Tisch. „Das kann nicht dein Ernst sein. Willst du das Kind in deiner Mansardenwohnung aufziehen?"
„Ich werde Atlanta verlassen."
„Du willst – was?" Noch nie hatte Jacinda Antonia so tief betroffen gesehen.
„Ich habe einen Job in North Carolina angenommen."
„Als was denn, um Himmels willen?" Die perfekt modulierte Stimme der Schauspielerin klang fast schrill. Jetzt drehten sich sogar die gut geschulten Kellner nach ihrem Tisch um, genau wie Madame Zara, die alte Dame, die das Restaurant wie eine Fürstin regierte.
Unwillkürlich sah Jacinda zu dem Tisch mit dem einzelnen Gast hinüber. Er war gegangen.
„Als was?", verlangte Antonia zu wissen.
„Als Lehrerin für Kunst und Malerei, antwortete Jacinda geduldig. „Die Kurse fangen Mitte August an, und morgen fahre ich hin, um das Haus einzurichten und einen Babysitter für Tyler zu suchen.
„Du meinst es offensichtlich ernst! Antonia gab ihr blasiertes Gebaren auf und war nur noch die gute Freundin, die seit mehr als zehn Jahren immer wieder kurzzeitig an Jacindas Leben teilnahm. „Du gibst alles hier für ein Leben unter Hinterwäldlern auf?
Die Loft-Wohnung in Atlanta war ein Geschenk von Paul Talbot und während der vergangenen sieben Jahre Jacindas Heim gewesen. Sie hatte dort oft mittellose Künstler beherbergt, und auch Antonia war dort aus- und eingegangen, ehe sie eine erfolgreiche Schauspielerin geworden war.
„Ich verkaufe die Wohnung ja nicht."
„Sehr gut. Dann kannst du ja zurückkommen, wenn der Unterricht deine Kreativität unterdrückt. Von der Langeweile in so einem Nest, in dem es nichts als frische Luft gibt, ganz zu schweigen."
„Ich komme nicht zurück, Antonia. Die Wohnung ist vermietet."
„An jemanden, den ich kenne?"
Jacinda schüttelte den Kopf. „Terry Dantzic kam nach Atlanta, als du schon fort warst. Er ist Küchenchef in einem Restaurant in der Nähe der Wohnung. Er kennt sich in meiner Küche schon aus."
„Was du niemals getan hast. Das heißt vermutlich, dass deine Politik der offenen Tür fortgesetzt wird. Du bist der sprichwörtliche Freund in der Not, Jacinda. Aber ist es nicht viel zu riskant?"
„Du bist doch auch ein Risiko eingegangen, als du allein nach New York gefahren bist. Und sieh dich jetzt an. Du bist berühmt und wirst bestimmt bald deinen ersten Oskar bekommen."
„Vielleicht dauert es noch ein wenig, aber ich kriege ihn, darauf kannst du das Kind verwetten."
Das bezweifelte Jacinda keine Sekunde. „Du wolltest unbedingt dorthin, und ich will unbedingt mit Tyler nach Madison. Deshalb habe ich dich auch gebeten, deinen Höhenflug für einen Tag zu unterbrechen und hierher zu kommen. Wir haben uns immer alles Wichtige mitgeteilt. Und Tyler ist mir sehr wichtig."
„Aber du wirst verhungern! Du kannst doch überhaupt nicht kochen!"
„Ich werde es lernen – schon Tyler zuliebe."
„Und was wird aus deiner Malerei? Du bist in letzter Zeit ziemlich erfolgreich gewesen. Gibst du sie einfach auf?"
Jacinda lachte und winkte dem Kellner. „Gerade noch hast du mir gesagt, dass der Mann, der für meinen Erfolg verantwortlich ist, sich mehr für meinen Körper als für mein Talent interessiert, und jetzt behauptest du das Gegenteil. Ich frage mich, was du schlimmer findest: mich oder meine Bilder."
„Sei nicht albern. Du hast finanziell zu viel Erfolg gehabt, um dein Talent so einfach wegwerfen zu dürfen. Und die Menge der Männer, die nur zu gern deine Liebhaber geworden wären, zeigt, dass du Sex-Appeal besitzt." Jacinda sprang auf. Höchste Zeit zu gehen!
„Sollten wir die Leute hier jetzt nicht ein wenig zur Ruhe kommen lassen, nachdem du ihnen alles von mir berichtet hast?, fragte sie ihre Freundin. „Ich möchte, dass du Tyler kennenlernst.
„Ihn kennenlernen?, wiederholte Antonia ungläubig. „Du hast dieses … Kind bei dir in der Wohnung?
„Natürlich, wo denn sonst? Terry Dantzic passt auf ihn auf. Er kennt sich mit Babys aus, er hat zwei Schwestern und vier Neffen", erklärte Jacinda über die Schulter auf dem Weg zur Kasse, hinter der Madame Zara residierte.
„Ist er … ist er stubenrein?"
„Noch nicht, aber wir nehmen Windeln, keine Katzenstreu."
„Du wechselst Windeln?"
„Aber ja, solange es notwendig ist."
„Und wie lange ist das?"
„Keine Ahnung", erwiderte Jacinda freundlich. Als sie zahlte, fiel ihr auf, dass jetzt leise Musik aus dem Lautsprecher perlte. Hätte sie nicht schon früher beginnen und Antonias tragende Stimme dämpfen können?
„Wir werden Sie vermissen, Miss Talbot", erklärte Madame Zara, während sie Jacinda das Wechselgeld gab.
„Sie haben es gehört? Aber natürlich mussten Sie es hören." Jacinda funkelte Antonia an, die wie immer völlig ungerührt war.
„Ihre Aura hat es mir verraten", erwiderte die alte Frau.
„Meine was?" Jacinda ließ eine Vierteldollarmünze fallen, die über die Theke rollte und mit dem Kopf nach oben liegen blieb.
„Ein gutes Omen für Ihre Reise", murmelte Madame Zara, nahm die Münze und drückte sie Jacinda wieder in die Hand. Als Jacinda ihre Hand aus dem Griff lösen wollte, umschloss die alte Frau sie mit beiden Händen. Einen Moment lang herrschte Stille, nur der hohe Ton der Violine war zu hören. Jacinda erschauerte und hatte das Gefühl, eine Geisterhand gleite ihr Rückgrat hinab.
„Es wird Probleme geben in Ihrem neuen Leben. Die Worte Madame Zaras verschmolzen mit der Musik. Es war fast ein wenig unheimlich. Die alte Frauenhand umfasste Jacindas Handgelenk. „Sie sind eine tapfere Frau. Eine Kämpferin. Aber Sie werden Hilfe brauchen. Und Sie werden sie bekommen. Vier starke und hilfsbereite Männer werden Ihnen zur Seite stehen.
„Vier!" Jacinda lachte unsicher.
Die alte Frau fuhr fort, ohne den Einwand zu beachten. „Sie werden sie alle auf irgendeine Art lieben. Aber einer, ein kluger Mann, der Mann mit den mitternachtsblauen Augen, wird mehr tun, als Ihnen nur Ihre Sorgen abzunehmen. Helle Augen schienen durch Jacinda hindurch in eine andere Zeit zu sehen. Ein Lächeln umspielte Madame Zaras Lippen. „Inmitten aller Schwierigkeiten werden Sie großes Glück erfahren. Er wird Sie die Freuden der Leidenschaft lehren und Ihnen immerwährende Liebe schenken.
Das Musikstück endete mit einem leiser werdenden Ton, und eine lebhafte Melodie begann. Langsam kehrte Madame Zara in die Gegenwart zurück und ließ Jacindas Hand los. Ihr Blick nahm die junge Frau wieder wahr, doch ihr Lächeln blieb. „Das Geschwätz einer alten Frau, mögen Sie jetzt vielleicht denken, aber Ihr Herz weiß es besser. Hören Sie auf Ihr Herz, Miss Talbot, und viel Glück."
„Vielen Dank", stotterte Jacinda und wandte sich ab. Ihr Puls raste, und ihr Handgelenk prickelte. Ohne sich noch einmal umzusehen, verließ sie das Restaurant.
„Was soll das eigentlich?", verlangte Antonia zu wissen, als sie ihre Freundin am Lift wieder einholte.
„Ich weiß nicht." Jacinda versuchte unbekümmert zu lachen, doch sie konnte es nicht. „Madame Zara ist so eine Art Hellseherin. Manche glauben, sie kann wirklich in die Zukunft blicken. Das