Was dein Herz dir befiehlt ...
Von Kate Hewitt
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Über dieses E-Book
Eine Stimme, so samtig wie sizilianischer Wein! Selbst nach sieben Jahren übt Marco Ferranti eine magische Wirkung auf Sierra aus -- für die sensible Musikerin ein Albtraum. Schließlich hat sie den attraktiven Geschäftsmann nicht ohne Grund vor dem Traualtar stehen lassen! Aber obwohl sie nicht mehr das leicht zu beeindruckende Mädchen von damals ist, verfällt sie erneut Marcos verführerischem Charme. Ein folgenschwerer Fehler, für den sie ein zweites Mal einen hohen Preis bezahlen muss?
Kate Hewitt
Aufgewachsen in Pennsylvania, ging Kate nach ihrem Abschluss nach New York, um ihre bereits im College angefangene Karriere als Schauspielerin weiter zu verfolgen. Doch ihre Pläne änderten sich, als sie ihrer großen Liebe über den Weg lief. Bereits zehn Tage nach ihrer Hochzeit zog das verheiratete Paar nach England, wo Kate unter anderem als Schauspiellehrerin, Redaktionsassistentin und Sekretärin jobbte, bis bald darauf ihr erstes Kind auf die Welt kam. Kate, die mit 13 Jahren zum ersten Mal einen Liebesroman von Mills & Boon gelesen hatte und seither jede Romance begeistert verschlang, die sie in die Hände bekam, übte sich nun während ihrer Zeit als Mutter selbst an der Schriftstellerei. Als ihre Tochter ein Jahr alt war, der erste Erfolg: Sie verkaufte ihre erste Kurzgeschichte an das britisches Magazin „The People’s Friend“ Für sie gehören Eifer und Ausdauer genauso zum Schreiben wie Fantasie und Leidenschaft: „Schreibe jeden Tag“, rät sie allen Hobbyautoren, „und wenn es nur 10 bis 15 Minuten sind!“ Neben dem Schreiben liebt sie zu lesen, reisen und zu stricken. Unheimlich gerne würde sie auch ein Musikinstrument erlernen. Sollte es in ihrer Schreibkarriere einmal schlechter laufen, könnte sie sich auch einen Job als Kinderbibliothekarin vorstellen. Kate lebt mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern im lieblichen Cotswolds in England und genießt das Landleben in vollen Zügen. Das Familienleben mit all seinen kleinen Gewohnheiten hat bei ihr dabei oberste Priorität. „Es ist so einfach, in Eile und beschäftigt zu sein – besonders mit fünf Kindern! – darum ist es umso wichtiger, sich so oft wie möglich zusammenzusetzen und über alle möglichen Dinge zu reden, die nichts mit dem Job oder unseren To-Do-Listen zu tun haben. Diese Augenblicke mit meinem Mann sind der Ausgleich, den ich brauche – und die uns das Gefühl geben, noch immer genauso jung und verliebt zu sein wie damals.“
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Was dein Herz dir befiehlt ... - Kate Hewitt
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2016 by Kate Hewitt
Originaltitel: „Inherited by Ferranti"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 2293 - 2017 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Meriam Pstross
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 07/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733708504
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Morgen würde sie heiraten. Sierra betrachtete das Kleid, das schneeweiß wie ein schaumiges Baiser an ihrem Kleiderschrank hing, und versuchte, die aufkommende Nervosität zu unterdrücken. Es war richtig, was sie tat. Sie musste es tun. Sie hatte gar keine andere Wahl.
Sierra presste die Hand auf ihren nervösen Magen und wandte sich zum Fenster um. Ihr Blick schweifte über den dunklen Garten der Villa ihres Vaters, die an der Via Marinai Alliata in Palermo lag. Es war eine stille, heiße Sommernacht. In der Stille lag etwas Erwartungsvolles, fast schon Unheimliches.
Zuvor hatte sie mit ihren Eltern und Marco Ferranti, ihrem Bräutigam, zu Abend gegessen. Sie hatten zwanglos geplaudert, und Marcos Blick war wie eine zärtliche Liebkosung, wie ein Versprechen gewesen.
Während der drei Monate dauernden Brautwerbung hatte er sich ihr gegenüber durchaus liebenswürdig verhalten, sanft und geduldig, niemals aufbrausend und drängend. Außer vielleicht das eine Mal, als sie durch den Garten schlenderten und er sie im Schatten eines Baumes küsste. Der Kuss war hart und fordernd gewesen. Zu ihrem eigenen Erstaunen hatte sie das Ganze als sehr erregend empfunden.
Wieder zog sich ihr Magen zusammen, aber diesmal war eine ganz andere Art von Furcht der Grund dafür. Sie war neunzehn, und ihr Verlobter hatte sie erst ein paarmal geküsst. Was das Schlafzimmer und alles, was dort geschehen würde, betraf, war sie völlig unerfahren. Nach jenem äußerst angenehmen Überfall unter der Platane hatte Marco ihr versprochen, in der Hochzeitsnacht geduldig und sanft mit ihr zu sein.
Sie glaubte ihm. Sie wollte ihm glauben. Es war ein Schritt auf dem Weg, sich ihre Zukunft und ihre Freiheit zu sichern. Und doch … Sierras Blick ruhte auf dem nächtlichen Garten, während ihre Nerven verrücktspielten und der Zweifel sich heimlich und heimtückisch in ihr Herz schlich. Kannte sie Marco Ferranti wirklich? Das erste Mal gesehen hatte sie ihn im Hof des Palazzos. Eine Katze hatte sich an sein Bein geschmiegt, und Marco war auf die Knie gegangen, um das Tier zu streicheln. Ihr Vater hätte es mit einem Tritt zur Seite befördert. Dass Marco so etwas wie Güte zeigte, hatte in ihr einen Funken Hoffnung geweckt.
Sie war nicht naiv und wusste genau, dass es ihr Vater war, der Marco energisch zu dieser Heirat drängte. Aber auch sie hatte Marco bewusst ermuntert. Soweit es möglich war, wollte sie ihr Schicksal mitbestimmen.
Immer höflich, ja fast schon zärtlich hatte er sie umworben. Sie war aber nicht in ihn verliebt. Dieses trügerische, gefährliche Gefühl interessierte sie nicht. Sie suchte nur nach einer Möglichkeit, ihrem Vater zu entfliehen. Und die Ehe mit Marco Ferranti bot ihr diese Möglichkeit. Falls sie ihm wirklich vertrauen konnte.
Sierra spürte, wie eine neue Welle kalter Furcht in ihr aufstieg. Sollte sie es wirklich tun? Ein Rückzieher würde bedeuten, sich den ewigen Zorn ihres Vaters zuzuziehen. Vielleicht würde sie nie wirklich frei sein. Aber welche Wahl hatte ein neunzehn Jahre altes, völlig vom Leben abgeschottetes Mädchen schon?
Von unten hörte sie die polternde Stimme ihres Vaters. Obwohl Sierra seine Worte nicht verstehen konnte, fühlte sie allein bei ihrem Klang ein unangenehmes Prickeln im Nacken. Dann hörte sie Marco antworten. Seine Stimme war genauso tief, klang aber irgendwie wärmer. Vom ersten Augenblick an war ihr diese Stimme sympathisch gewesen. Sie mochte auch sein Lächeln, die gewisse Art, wie er dabei einen Mundwinkel hochzog. Und obwohl er für ihren Vater arbeitete, vertraute sie ihm instinktiv. Aber was, wenn sie sich in ihm täuschte?
Sierra schlüpfte aus ihrem Schlafzimmer und huschte ein paar Stufen die Vordertreppe hinunter. Auf dem Treppenabsatz, wo die Männer sie nicht sehen konnten, blieb sie stehen und versuchte, etwas von dem Gespräch aufzufangen.
„Ich freue mich, dich als Sohn in meiner Familie willkommen zu heißen." Ihr Vater war in Höchstform, charmant und respektabel, ein wohlwollender Papà, voll des guten Willens.
„Und ich freue mich, dass man mich so herzlich willkommen heißt."
Sierra konnte hören, wie ihr Vater Marco auf die Schulter schlug und jovial lachte. Wie gut sie dieses Lachen kannte. Und wie verlogen es war!
„Bene, Marco. Hauptsache, du weißt, wie du mit Sierra umgehen musst. Eine Frau braucht eine feste Hand. Man darf nicht zu sanft sein, sonst kommt sie auf dumme Gedanken." Es waren abscheuliche Worte und doch schrecklich vertraut, im Ton liebenswürdig, fast amüsiert.
Zur Statue erstarrt, wartete Sierra auf Marcos Antwort.
„Keine Angst, Signor, sagte Marco. „Ich weiß schon, wie ich mit ihr umgehen muss.
Sierra zuckte zusammen. Entsetzen und Angst schnürten ihr die Kehle zu. Ich weiß schon, wie ich mit ihr umgehen muss. Dachte er etwa genau so wie ihr Vater? Dass sie ein wildes Tier war, das gezähmt und unterworfen werden musste?
„Natürlich weißt du das, erwiderte Arturo Rocci selbstzufrieden. „Schließlich habe ich dich ja zu meinem Nachfolger herangezogen.
„Das ehrt mich, Signor."
„Papà, Marco. Du darfst mich Papà nennen."
Sierra lugte vorsichtig um das Geländer und sah, wie die beiden Männer sich umarmten. Ihr Vater schlug Marco noch einmal auf die Schulter und verschwand dann den Gang hinunter.
Sie beobachtete Marco. Ein kleines Lächeln spielte um seinen ausdrucksvollen Mund. Er lockerte die Krawatte und warf das Jackett beiseite. Jetzt sah er zerzaust und müde und überwältigend männlich aus. Einfach sexy.
Aber nichts von dem, was er gesagt hatte, war sexy. Nichts war romantisch oder liebenswürdig an einem Mann, der zu wissen glaubte, wie man mit Frauen umgehen musste. Alles in ihr krampfte sich vor Angst und Zorn zusammen. Zorn auf Marco Ferranti, weil er genauso dachte wie ihr Vater. Und Zorn auf sich selbst, weil sie so naiv war zu glauben, einen Mann schon nach ein paar arrangierten Dates zu kennen. Alle waren es sorgfältig vorbereitete Abende gewesen, mit einem Marco in Hochform. Sie hatte geglaubt, sie hätte ihn erwählt. Jetzt stellte sie staunend fest, wie perfekt sie manipuliert worden war. War ihr Verlobter ebenso falsch wie ihr Vater? Zeigte er ihr nur das, was sie sehen wollte? Würde sie das je wissen?
Ja, wenn es zu spät ist. Wenn ich mit ihm verheiratet bin und ihm nicht mehr entfliehen kann …
„Sierra? Marco blickte lächelnd zu ihr hoch. „Wieso versteckst du dich da oben?
„Ich …" Sie fuhr mit der Zunge über die trockenen Lippen, während sich ihre Gedanken überschlugen. Ihr fiel absolut nichts ein, das sie hätte sagen können. Wie auf einer Endlosspur dröhnte ein einziger schrecklicher Satz in ihren Ohren. Ich weiß schon, wie ich mit ihr umgehen muss.
Marco sah auf seine Uhr. „Es ist nach Mitternacht. Eigentlich dürfte ich dich nicht sehen, denn es ist unser Hochzeitstag."
Hochzeitstag. In nur wenigen Stunden würde sie diesen Mann heiraten. Sie würde versprechen, ihn zu lieben, zu ehren und ihm zu gehorchen …
Ich weiß schon, wie ich mit ihr umgehen muss.
„Sierra?, fragte Marco besorgt. „Stimmt etwas nicht?
Nichts stimmte. Und sie hatte geglaubt, sie hätte ihr Schicksal in die Hand genommen! Wie hatte sie sich nur so lange etwas vormachen können?
„Sierra?"
Ihr entging nicht, wie ungeduldig seine Stimme jetzt klang. Sierra konnte praktisch hören, wie die Fassade der vorgetäuschten Besorgnis fiel und dahinter der wahre Mann auftauchte. Er war genau wie ihr Vater.
„Ich bin nur müde", flüsterte sie. Marco winkte sie zu sich, und sie ging auf unsicheren Beinen die Treppe hinunter. Dann stand sie vor ihm und versuchte, ihre Furcht nicht zu zeigen. Es war ein kleiner Akt des Widerstands, den sie langsam entwickelt hatte. Ihren Vater trieb sie damit zur Weißglut. Er wollte, dass seine Frauen sich vor ihm duckten. Es war beschämend, aber Sierra hatte es jahrelang getan. Doch seit sie die Kraft fand, aufrecht vor ihm zu stehen und kühl und beherrscht zu handeln, war es damit vorbei.
Marco legte eine Hand auf ihre Wange. Sierra hielt inne. Die Hand fühlte sich warm an, und sogar jetzt weckte diese zärtliche Geste ein aufregendes Gefühl in ihrem Bauch.
„Bald ist es so weit, flüsterte er und strich mit dem Daumen über ihre Lippen. „Bist du nervös, Kleines?
Ihr graute davor. Wortlos schüttelte sie den Kopf. Marco lachte leise. Es klang nachsichtig, vielleicht herablassend. Ihre Vermutungen erwiesen sich als genau das, was sie waren: reine Vermutungen.
Marco sah lächelnd auf sie herunter. „Sicher, amore mio?"
Amore mio. Meine Liebste. Doch Marco Ferranti liebte sie nicht. Er hatte es ihr nie gesagt, und sie wollte es auch gar nicht hören. Rückblickend erkannte sie, wie genau ihre Beziehung geplant worden war. Ein Essen mit der Familie hatte zu einem Spaziergang im Garten geführt, und dieser wiederum zu einer Verabredung mit anschließendem Heiratsantrag. Und sie hatte geglaubt, sie hätte bei dem Ganzen ein Wörtchen mitzureden gehabt. Jetzt konnte sie nur darüber staunen, wie sehr sie manipuliert worden war. Und benutzt.
„Mir geht es gut, Marco." Ihre Stimme war nur ein geflüsterter Hauch. Sierra brauchte ihre ganze Kraft, um einen Schritt zurückzutreten, sodass seine Hand von ihrer Wange glitt.
Er runzelte die Stirn, und Sierra fragte sich, ob ihm selbst diese kleine Demonstration eines eigenen Willens missfiel.
„Einen letzten Kuss", flüsterte Marco, und bevor Sierra auch nur daran denken konnte, noch weiter zurückzuweichen, hatte er sie schon an sich gezogen. Seine Hände umfassten ihr Gesicht, und er senkte die Lippen auf ihre. Hart, und doch weich. Heiß und kalt. Tausend sich widersprechende Gefühle erwachten jäh in ihr, als sie ihm ihre Lippen öffnete. Sehnsucht und Freude. Angst und Verlangen. Ein einziges, unentwirrbares Gefühlschaos erfüllte sie. Ihre Finger krallten sich an seinem Hemd fest. Um ihm noch näher zu sein, stellte sie sich auf die Zehenspitzen, unfähig, ihm zu widerstehen. Sierra merkte nicht, wie verräterisch ihre Reaktion war, bis Marco sie leise lachend von sich schob.
„Dazu werden wir später noch viel Zeit haben, versprach er. „Morgen Nacht.
Sie presste die Hand auf ihren Mund, während Marco zufrieden lächelte.
„Gute Nacht, Sierra", sagte er leise.
„Gute Nacht." Sie eilte die Treppe hinauf. Sie wusste, dass Marco ihr nachblickte, aber sie wagte es nicht, zurückzuschauen.
In der stillen Dunkelheit des oberen Korridors presste sie die Hand auf ihr wild hämmerndes Herz. Sie hasste sich, hasste Marco. Sie hätte diesen Kuss nie zulassen dürfen.
Sierra lief den Gang entlang bis zum entferntesten Flügel des Palazzos und klopfte leise an die Schlafzimmertür ihrer Mutter.
Violet Rocci öffnete die Tür einen Spalt breit. Als sie Sierra erkannte, entspannte sie sich sichtlich, und der ängstliche Ausdruck verschwand aus ihren Augen. Sie machte die Tür weiter auf und ließ ihre Tochter eintreten.
„Du solltest nicht hier sein."
„Papà ist unten."
„Trotzdem." Violet raffte ihr seidenes Nachthemd enger um sich. Ihr Gesicht war blass vor Sorge und Anspannung. Vor zwanzig Jahren war sie eine schöne junge Frau gewesen, eine weltberühmte Pianistin auf der Höhe ihres Ruhmes. Dann hatte sie Arturo Rocci geheiratet und war so gut wie aus der Öffentlichkeit verschwunden. Sie hatte sich dabei selbst verloren.
„Mamma." Sierra sah ihre Mutter hilflos an. „Ich glaube, ich bin dabei, einen Fehler zu machen."
Violet sog scharf die Luft ein. „Marco?"
Sierra nickte.
„Aber du liebst ihn doch." Selbst nach zwanzig Jahren mit Arturo Rocci glaubte Violet immer noch an die Liebe. Sie liebte ihren Mann wahnsinnig,