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Wenn Freunde sterben ...: Die großen Western 268
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eBook128 Seiten1 Stunde

Wenn Freunde sterben ...: Die großen Western 268

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Über dieses E-Book

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert.
Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen).

Wie ein herrenloser Hund streunte er durchs große texanische Camp am Brazos und hoffte, endlich auf seine Freunde zu stoßen. Nicht sie sollte er finden, sondern den Tod. Er war so arm und heruntergekommen wie alle Männer hier, die arbeitslos herumstanden und jeden Tag ihres Lebens verfluchten. Ohne Yankee-Dollars konnte er sich auch keine der sündhaft teuren Ausrüstungen kaufen, um mit den ersten Treibherden nach Norden zu ziehen. In der zerfetzten und verschmutzten Uniform fiel er nicht auf, sie alle trugen noch Uniformstücke – Überbleibsel eines verlorenen Bruderkrieges. Das einzige, was er wie einen Schatz hütete, waren die fast nagelneuen Stiefel, die er noch in den letzten Tagen des Krieges in einem verlassenen Gehöft gefunden hatte. An diesem Abend wartete sein Mörder schon auf ihn, im tiefen Schatten der alten Ställe neben dem Last Chance Saloon hatte sich ein Mann auf die Lauer gelegt. Ahnungslos kam er heran, vom Licht des Saloons gelockt, er würde sich kaum einen der verdünnten Whiskys leisten können. Er suchte die Nähe der Männer, um nicht immer nur in seinem schäbigen Hundeloch am Rande des Camps zu sein. Das Straßenstück vor dem Saloon war dunkel. Der junge Mann sah seinen Mörder nicht. Unter dem Sternenhimmel von Texas brüllten und tobten überall angetrunkene Männer, und so mancher Schuß fiel zwischen den Bretterbuden und den alten zerfetzten Armeezelten. Als er an den Ställen vorbeiwollte, flammte es im Dunkel grell auf. Er spürte den heftigen Einschlag und wurde herumgeschleudert. Mit zuc­kenden Händen griff er haltsuchend ins Leere – dann stürzte er noch während des Knalls in den aufgewühlten Staub. Der Mörder hetzte heran. Zwei Hände krallten sich in die Schultern des jungen Mannes und zerrten ihn zwischen die Ställe. Er spürte nicht, wie der Mörder ihm die Stiefel von den Füßen riß und die Taschen der zerlumpten Uniform durchwühlte. Vorn auf der Straße riefen heisere Stimmen und entfernten sich. Niemand würde ihm helfen!
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum6. Nov. 2018
ISBN9783740936839
Wenn Freunde sterben ...: Die großen Western 268

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    Buchvorschau

    Wenn Freunde sterben ... - U.H. Wilken

    Die großen Western – 268 – Wenn Freunde sterben ...

    Die großen Western

    – 268–

    Wenn Freunde sterben ...

    U. H. Wilken

    Wie ein herrenloser Hund streunte er durchs große texanische Camp am Brazos und hoffte, endlich auf seine Freunde zu stoßen.

    Nicht sie sollte er finden, sondern den Tod.

    Er war so arm und heruntergekommen wie alle Männer hier, die arbeitslos herumstanden und jeden Tag ihres Lebens verfluchten. Ohne Yankee-Dollars konnte er sich auch keine der sündhaft teuren Ausrüstungen kaufen, um mit den ersten Treibherden nach Norden zu ziehen.

    In der zerfetzten und verschmutzten Uniform fiel er nicht auf, sie alle trugen noch Uniformstücke – Überbleibsel eines verlorenen Bruderkrieges. Das einzige, was er wie einen Schatz hütete, waren die fast nagelneuen Stiefel, die er noch in den letzten Tagen des Krieges in einem verlassenen Gehöft gefunden hatte.

    An diesem Abend wartete sein Mörder schon auf ihn, im tiefen Schatten der alten Ställe neben dem Last Chance Saloon hatte sich ein Mann auf die Lauer gelegt.

    Ahnungslos kam er heran, vom Licht des Saloons gelockt, er würde sich kaum einen der verdünnten Whiskys leisten können. Er suchte die Nähe der Männer, um nicht immer nur in seinem schäbigen Hundeloch am Rande des Camps zu sein.

    Das Straßenstück vor dem Saloon war dunkel. Der junge Mann sah seinen Mörder nicht. Unter dem Sternenhimmel von Texas brüllten und tobten überall angetrunkene Männer, und so mancher Schuß fiel zwischen den Bretterbuden und den alten zerfetzten Armeezelten.

    Als er an den Ställen vorbeiwollte, flammte es im Dunkel grell auf. Er spürte den heftigen Einschlag und wurde herumgeschleudert. Mit zuc­kenden Händen griff er haltsuchend ins Leere – dann stürzte er noch während des Knalls in den aufgewühlten Staub.

    Der Mörder hetzte heran. Zwei Hände krallten sich in die Schultern des jungen Mannes und zerrten ihn zwischen die Ställe.

    Er spürte nicht, wie der Mörder ihm die Stiefel von den Füßen riß und die Taschen der zerlumpten Uniform durchwühlte.

    Vorn auf der Straße riefen heisere Stimmen und entfernten sich. Niemand würde ihm helfen! Wer war er schon? Ein kleiner verkommener Kerl, wie es sie zu Tausenden gab, ein Bursche ohne Geld, Heimat und Arbeit.

    Der Mörder zog die Stiefel seines Opfers an und stieß den jungen Mann dicht an die Bretterwand des Stalls heran. Dann hastete er geduckt da­von…

    Nach einer Ewigkeit kam der Junge zu sich. Er sah die fernen Sterne über sich und die dunkle Stallwand. Wie aus weiter Ferne kamen die Stimmen der Männer im Saloon zu ihm herüber. Irgendwo im Camp bellte ein Hund. Lagerfeuer flackerten am Camprand und warfen ihren zuckenden Flammenschein gegen die Schwärze der Nacht.

    »Hilfe!« stöhnte er. »Ich verblute…«

    Niemand kam.

    In diesem gottverlassenen Camp gab es keine Freunde.

    Er wollte nicht sterben. Zitternd quälte er sich hoch und schwankte auf bloßen Füßen zur Straße hinüber. Er sah die Lichtbahn des Saloons und mehrere schweigend vorbeiziehende Reiter – und er erkannte sie und wollte schreien, aber der Tod würgte ihm gnadenlos die Luft ab. Mit jedem Pulsen floh die Kraft aus seinem Leib. Er sah die Sterne vom Himmel fallen und dicht vor sich aufglühen. Schwer prallte er gegen die Hauswand und stolperte über eine Tonne, fiel darauf und kippte langsam um. Flach atmend, blieb er liegen und sah nicht, wie die Tonne auf die Straßen hinausrollte und das Pferd eines Mannes, der gerade zum Saloon wollte, scheuen ließ…

    »Ruhig, Pferd«, sagte der Reiter, »ruhig.« Er zog das Pferd zur Seite und verhielt am Rande der Lichtbahn des Saloons. Das narbige Gesicht war wie aus Stein, eingefallen waren die Wangen, rauh und bärtig das Kinn. Der Staub eines langen Rittes lag auf dem strähnigen sandfarbenen Haar, auf den Schultern und Beinen.

    John Long blickte die Straße hinauf, sah die vielen Lichtbahnen und arbeitslosen ehemaligen Soldaten und Cowboys, die schlaffen Körper Betrunkener auf den Abfallbergen vor den Bretterbuden, die lärmenden Gruppen herumziehender Männer und weit hinten einen Mann, der es wohl besonders eilig hatte, zu seinem Whisky zu kommen.

    Sein Blick kehrte zur Tonne zurück, die im Lichtschein liegengeblieben war. Noch glaubte er, daß ein Betrunkener über die Tonne gefallen wäre, als er die Blutspuren am Holz erkannte…

    Es war eine schicksalhafte Entdeckung, die John Longs Leben eine große Wende geben sollte.

    Über das narbige Gesicht zog ein düsterer Ausdruck, und der Atem wurde pfeifend und scharf. Ohne Eile ritt er an die Haltestange des Last Chance Saloon heran, stieg ab und leinte das Pferd an.

    Er war zum erstenmal im Brazos-Camp. Noch heute mittag hatte er zwischen den Hügeln am Fluß gerastet. Nur die Hose verriet, daß auch er auf seiten des Südens gekämpft hatte.

    Im Saloon dröhnte ein Orchestrion und übertönte das Rasseln der Sporen an Longs Stiefeln, als er den kurzen Weg zur Hofeinfahrt zurückging. Die Konturen der Ställe hoben sich fast schwarz ab vor den fernen Sternen und dem kalten bleichen Licht auf den Hügeln. Er bewegte sich auf langen Beinen in die Hofeinfahrt hinein und sah forschend umher. Vielleicht hätte er den jungen Mann im tiefen Schlagschatten des Hauses gar nicht entdeckt, wenn nicht in diesem Moment das Orchestrion verstummt wäre und der Sterbende aufgestöhnt hätte.

    Gebeugt ging Long ans Haus heran und kniete nieder, tastete über den jungen Mann hinweg und berührte das eingefallene Gesicht. Er spürte, daß noch Leben in dem Jungen war, und er riß ein Holz an und ließ das schwache Licht über das totenblasse Gesicht fallen. Auf der Hemdbrust schimmerte es naß und dunkel. Der Sterbende hatte die Augen geöffnet und suchte nach Longs Gesicht, doch das Licht blendete ihn.

    »Hilfe«, stöhnte er, »ich will nicht ohne meine Stiefel sterben!«

    Die Flamme erstickte. Long schüttelte die Hand, um den Schmerz in den Fingerkuppen loszuwerden. Suchend sah er auf, sprang plötzlich hoch und lief zum Stall, riß das Stalltor auf und rannte hinein, tastete umher, fand die Stallaterne, machte Licht und kam mit der leuchtenden Lampe zurück. Er stellte sie an der Hauswand ab und beugte sich wieder über den Jungen.

    »Wer hat das getan?« fragte er mit dumpfer Stimme. »Hast du ihn erkannt?«

    »Nein«, stöhnte der Junge, »aber er hat meine neuen Stiefel mitgenommen – ganz helle Stiefel mit zwei Sonnen darauf…«

    »Gut, mein Junge. Bleib still liegen. Ich werde sehen, ob ich hier einen Doc auftreiben kann.«

    Zitternd griff der Junge nach seiner Hand. Mit trüben Augen sah er Long an.

    »Nicht den Doc – hol meine Stiefel, bitte…«

    Long atmete gepreßt und nickte kurzentschlossen.

    »Wie heißt du, mein Junge?«

    »Tom Horn…« Die Augen weiteten sich auf einmal, und er sah Long seltsam an. »Du bist es Chuck Martin? O Chuck, kein Doc kann mir noch helfen. Ich brauch meine Stiefeln, Chuck, hörst du?«

    »Ja, Tom«, sagte Long mit kratzender Stimme, »ich hole sie dir. Du bekommst sie zurück. Bleib still liegen, Tom. Die Lampe werde ich drüben hinstellen, damit dich die Leute nicht sehen können. Du kannst dich auf mich verlassen, Tom. Ich komme wieder.«

    »Chuck, sag unseren Freunden, daß ich…« Tom Horns Stimme brach jäh ab. Er atmete röchelnd und versteifte sich. Zuckend glitten die Hände über den Erdboden.

    Long erkannte, daß der Junge nicht mehr lange leben würde. Der Mörder hatte ihn wohl schon totgeglaubt. Das Licht mußte weg, um den Mörder nicht noch heranzulocken. Tom hielt ihn für Chuck Martin, für einen Freund, und John Long ließ ihn in diesem Glauben.

    John brachte die Stallaterne auf die andere Seite der Hofeinfahrt und ging dann auf die Straße zurück. Es war nahezu aussichtslos, den Mörder in kürzester Zeit in diesem großen wilden Camp zu finden. Doch vielleicht meinte das Schicksal es noch gut mit Tom Horn.

    Im Last Chance Saloon war es brechend voll. John Long mußte sich mühsam einen Weg zur Theke bahnen. Keuchend lehnte er sich an und fuhr mit der Hand übers schweißglänzende Gesicht. Jemand wollte an ihm vorbei und stieß ihn an. Träge wandte er sich halb um und blickte in das stark geschminkte Gesicht einer rothaarigen Barfrau.

    »Geh schon zur Seite, Großer«, sagte sie mit rauchiger Stimme und lächelte schwach und ermüdet. »Du machst mir meinen Job auch nicht leichter, wenn du dich wie ein Klotz dahinstellst…«

    Er nickte und wich zurück.

    Sie schob sich an ihm vorbei, blieb plötzlich stehen und drehte sich langsam zu ihm um. Mit großen blauen Augen sah sie ihn prüfend an. Wallender Tabakrauch zog an ihrem Gesicht vorbei.

    »Bist du es, John Long?« fragte sie auf einmal und hatte alle anderen Gäste vergessen. Der Lärm schien sie gar nicht zu berühren. Sie trat dicht zu ihm heran und blickte zu ihm auf. »Wir beide haben doch einen Whisky miteinander getrunken – damals, vor diesem verdammten Krieg. Ja, du bist es, ich erinnere mich. Es war in Shawnee, auf der Station des Indianeragenten.«

    »Ja«, nickte John ernst, »ich weiß es jetzt auch. Und jetzt sind Sie hier, Hallie Lorain – und Sie sind noch immer in so einem Stinkschuppen.«

    Sie zuckte die Achseln.

    »Wenn mich kein ordentlicher Kerl heiratet – was bleibt mir dann noch übrig, John Long? Komm, ich geb einen aus.«

    »Jetzt nicht, Hallie, tut mir leid. Kann ich Sie mal sprechen, allein irgendwo?«

    Ihr Blick tastete sein pulverzerfressenes Gesicht ab und ruhte dann auf seinem

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