Das kann nur böse enden!: Der neue Dr. Laurin 114 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
Das kann nur böse enden! Wird Hans Bergmann zum Opfer eines falschen Verdachts? Johannes Kranach biss die Zähne zusammen, als er sah, dass seine Kollegin Ella Loderer wieder von diesem Lackaffen abgeholt wurde – so nannte er den Typen bei sich, mit dem Ella offenbar zusammen war. Wie konnte sie nur? Eine Frau wie sie? Sie sah nicht nur gut aus, sie war auch eine großartige, sehr beliebte und engagierte Lehrerin, der letzte Neuzugang an ›seinem‹ Gymnasium. Und dann hatte sie diesen Freund, vermutlich jünger als sie, der ein Angeberauto fuhr, Angeberklamotten trug und eine Angeberstimme hatte. Er sprach nämlich immer so laut, vor allem über sich selbst, dass alle ihn auch in zehn Metern Entfernung mühelos verstehen konnten. Er wusste, dass er ungerecht war, denn ganz so schlimm, wie er den Typen machte, war er vermutlich nicht, aber es half ihm, wenn er übertrieb, denn irgendwohin musste er schließlich mit seinen Gefühlen. Er war nun einmal in Ella verliebt. Hoffnungslos, wie es derzeit aussah, und damit konnte er sich nicht abfinden. »Na«, sagte eine Stimme hinter ihm, »schmachtest du ihr wieder nach?« Er fuhr herum, vergewisserte sich blitzschnell, dass niemand sonst die Worte seines Kollegen und Freundes Rufus Neureuther gehört hatte und zischte dann ärgerlich: »Halt die Klappe.« Sie standen im Lehrerzimmer am Fenster, von dem er sich jetzt eilig entfernte, Richtung Tür. Rufus folgte ihm. Außer ihnen waren nur noch zwei Kolleginnen anwesend, die sich jedoch angeregt unterhielten und nicht auf sie achteten, ihnen beim Verlassen des Raums nicht einmal zunickten. Alle anderen waren bereits gegangen, der Unterricht war für diesen Tag beendet. Rufus war, anders als Johannes, eher klein und etwas rundlich, er würde außerdem wohl schon in jungen Jahren eine Glatze bekommen, denn seine schwarzen Haare begannen sich auf dem Hinterkopf und vorne über der Stirn bereits verdächtig zu lichten. Er nahm es gelassen, in seiner Familie erlitten alle Männer das gleiche Schicksal.
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Buchvorschau
Das kann nur böse enden! - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 114 –
Das kann nur böse enden!
Unveröffentlichter Roman
Viola Maybach
Johannes Kranach biss die Zähne zusammen, als er sah, dass seine Kollegin Ella Loderer wieder von diesem Lackaffen abgeholt wurde – so nannte er den Typen bei sich, mit dem Ella offenbar zusammen war. Wie konnte sie nur? Eine Frau wie sie? Sie sah nicht nur gut aus, sie war auch eine großartige, sehr beliebte und engagierte Lehrerin, der letzte Neuzugang an ›seinem‹ Gymnasium. Und dann hatte sie diesen Freund, vermutlich jünger als sie, der ein Angeberauto fuhr, Angeberklamotten trug und eine Angeberstimme hatte. Er sprach nämlich immer so laut, vor allem über sich selbst, dass alle ihn auch in zehn Metern Entfernung mühelos verstehen konnten.
Er wusste, dass er ungerecht war, denn ganz so schlimm, wie er den Typen machte, war er vermutlich nicht, aber es half ihm, wenn er übertrieb, denn irgendwohin musste er schließlich mit seinen Gefühlen. Er war nun einmal in Ella verliebt. Hoffnungslos, wie es derzeit aussah, und damit konnte er sich nicht abfinden.
»Na«, sagte eine Stimme hinter ihm, »schmachtest du ihr wieder nach?«
Er fuhr herum, vergewisserte sich blitzschnell, dass niemand sonst die Worte seines Kollegen und Freundes Rufus Neureuther gehört hatte und zischte dann ärgerlich: »Halt die Klappe.«
Sie standen im Lehrerzimmer am Fenster, von dem er sich jetzt eilig entfernte, Richtung Tür. Rufus folgte ihm. Außer ihnen waren nur noch zwei Kolleginnen anwesend, die sich jedoch angeregt unterhielten und nicht auf sie achteten, ihnen beim Verlassen des Raums nicht einmal zunickten. Alle anderen waren bereits gegangen, der Unterricht war für diesen Tag beendet.
Rufus war, anders als Johannes, eher klein und etwas rundlich, er würde außerdem wohl schon in jungen Jahren eine Glatze bekommen, denn seine schwarzen Haare begannen sich auf dem Hinterkopf und vorne über der Stirn bereits verdächtig zu lichten. Er nahm es gelassen, in seiner Familie erlitten alle Männer das gleiche Schicksal. So konnte er auch Johannes‘ dichten dunkelblonden Haarschopf neidlos betrachten.
»Ich mein ja nur«, sagte er, während sie langsam die Treppe hinuntergingen. Der wütende Tonfall seines Freundes schien ihn nicht beeindruckt zu haben. Wenigstens sprach er leise, anders als der Lackaffe. »Wenn du nicht aufpasst, weiß es bald die ganze Schule.«
Diese Äußerung erschreckte Johannes. »Was willst du damit sagen? Außer dir habe ich es …«
Rufus winkte lässig ab. »Noch ist es ja nicht so weit. Ich wollte nur sagen: Pass ein bisschen mehr auf. Wenn dich jemand, so wie ich, gerade eben beobachtet hätte, wäre er sofort im Bilde gewesen, was mit dir los ist.«
Johannes entspannte sich wieder. »Okay, danke«, murmelte er. »Sie ist wieder von dem Angeber abgeholt worden. Zuerst tut sie immer so, als wäre es ihr nicht recht, dass er sie abholt, aber dann steigt sie doch jedes Mal zu ihm ins Auto.«
»Und? Küssen sie sich dann leidenschaftlich?«, erkundigte sich Rufus. Er klang, als ginge es um eine interessante mathematische Problemstellung – bei ihm klangen Fragen öfter so, er unterrichtete Mathematik und Physik. Meistens fand Johannes es amüsant, festzustellen, wie unterschiedlich Rufus und er die Welt sahen – seine eigenen Fächer waren Geschichte und Deutsch. Heute jedoch ärgerte er sich über seinen Freund.
»Hör schon auf, Rufus, ich will nicht mehr darüber reden, ich kriege nur schlechte Laune davon.«
»Die hast du doch schon, also könnten wir der Frage doch nachgehen, ob …« Rufus verstummte, als er Johannes‘ Gesicht sah. »Schon gut«, sagte er versöhnlich. »Lass uns entspannen, der Tag war lang genug. Hast du übrigens gehört, dass der Prozess von Herrn Bergmann demnächst beginnt? Der erste Verhandlungstag steht jetzt fest.«
Johannes blieb stehen. »Nein, das wusste ich nicht«, sagte er betroffen. »Ich hatte immer noch gehofft, dass sich die ganze Sache …« Er stockte.
»In Luft auflöst?«, fragte Rufus. »Wie denn? Nia hat ihn angezeigt, weil er sie bedrängt hat. Sie hatte blaue Flecken, ihre Aussage hat die Polizei überzeugt, wie soll sich das in Luft auflösen?«
»Ich glaube immer noch nicht, dass er das getan hat«, betonte Johannes. »Das habe ich auch ausgesagt, als wir befragt wurden.«
Hans Bergmann, seit vielen Jahren der außerordentlich beliebte Hausmeister ihres Gymnasiums, war zunächst beurlaubt worden, nachdem er von der fünfzehnjährigen Nia Andresen beschuldigt worden war, sie belästigt und körperlich bedrängt zu haben, und schließlich hatte man ihn entlassen, ohne die Gerichtsverhandlung abzuwarten. Hans Bergmann hatte entschieden bestritten, der Schülerin jemals zu nahe getreten zu sein, aber das Vertrauen in ihn war erschüttert, und so war das Arbeitsverhältnis, wie es hieß, in beiderseitigem Einvernehmen beendet worden. Was immer das bedeuten sollte – denn es war allgemein bekannt, wie gern Hans Bergmann seiner Arbeit nachgekommen war.
»Ich glaube es auch nicht«, sagte Rufus, »und ich habe das auch so ausgesagt, aber natürlich ist mir klar, dass niemand in den Kopf eines anderen Menschen blicken kann. Es gab ja auch Massenmörder, die von ihren Nachbarn als ruhige und freundliche Menschen beschrieben worden sind. Von daher: Irrtümer sind jederzeit möglich.«
»Ich weiß. Trotzdem kann ich die Geschichte nicht glauben.«
»Du weißt, was das heißt?«, fragte Rufus.
»Was meinst du? Dass Nia gelogen haben muss?«
»Genau das meine ich. Sie ist fünfzehn, Jo, warum sollte sie sich eine solche Geschichte ausdenken? Sie hatte mit Herrn Bergmann wahrscheinlich noch nie zu tun, warum also sollte sie ihn zu Unrecht beschuldigen?«
»Keine Ahnung«, sagte Johannes.
»Eben«, erwiderte Rufus, »wie man es auch dreht und wendet: Es ergibt einfach keinen Sinn. Aber ein älterer Mann, der angesichts einer sehr attraktiven Fünfzehnjährigen den Kopf verliert, das kann man sich sofort vorstellen.«
Johannes erwiderte nichts, denn ausgerechnet Nia Andresen und ein paar ihrer Freundinnen, kamen in diesem Moment, ebenfalls verspätet, aus einem Klassenraum. Alle Mädchen, bis auf Nia, kicherten und grüßten die beiden Lehrer. Nia jedoch wandte den Kopf ab und schoss ohne Blick oder Gruß an ihnen vorbei.
»Merkwürdig«, sagte Rufus. »Die hat dich doch sonst immer so angestrahlt. Was hat sie denn?«
»Keine Ahnung.« Johannes sah der Gruppe von Mädchen nachdenklich hinterher. »So ist sie schon eine ganze Weile. Ich habe mal versucht, mit ihr darüber zu sprechen, aber sie hat so getan, als wüsste sie nicht, wovon die Rede ist.«
»Und wie ist sie im Unterricht?«
»Unverändert gut, sie beteiligt sich, ist immer bestens vorbereitet, aber sie sieht mich nicht einmal an, wenn sie nicht muss.«
»Das hat doch bestimmt irgendwie mit dieser Geschichte zu tun – mit Herrn Bergmann, meine ich.«
»Ja, das habe ich mir natürlich auch gedacht. Das hieße, sie hat Angst, so etwas könnte ihr noch einmal passieren. Und das wiederum hieße, Herr Bergmann wäre doch schuldig.«
Rufus nickte. »Die Verhandlung findet morgens statt, das ist schade, ich wäre da gerne hingegangen.«
»Ich auch«, sagte Johannes.
Sie stiegen beide auf ihre Fahrräder. Eine kurze Wegstrecke fuhren sie nebeneinander her, dann hob Rufus grüßend die Hand und bog