Neues Glück auf dem Sternbergerhof?: Der Bergpfarrer 418 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
»Herrschaftszeiten, ist das ein Wetter!« murmelte Sophie Tappert kopfschüttelnd. Die Perle vom Pfarrhaus stand am Küchenfenster und schaute in ein trostloses Grau. Ihr Blick ging hinüber bis zu den Zwillingsgipfeln, ›Himmelspitz‹ und ›Wintermaid‹, über denen sich schon wieder schwarzgraue Gewitterwolken zusammenzogen. Seit Wochen regnete es im Wachnertal, und Sophie Tappert konnte kaum noch zählen, wie viele Unwetter bis jetzt niedergegangen waren. Die Haushälterin wandte sich wieder dem Herd zu, auf dem das Mittagessen kochte. In wenigen Minuten kamen Hochwürden und sein Bruder, und Sophie tat die letzten Handgriffe. Hier umrühren, dort noch einmal abschmecken und da die Platte runterschalten. Das alles tat sie mit traumwandlerischer Sicherheit, schließlich war das Kochen eine Leidenschaft von ihr. Draußen hörte sie die Tür gehen, und kurz darauf stand Max Trenker in der Küche. Er hatte seine regennasse Uniformjacke ausgezogen und hängte sie an den Kachelofen, der in einer Ecke stand. Angesichts der Temperaturen, hatte Sophie Tappert ihn am Morgen angeheizt, und ein wenig Restwärme war noch vorhanden. »Das ist ja kaum auszuhalten«, schimpfte der Polizeibeamte. »Wenn's sich net bald ändert, das Wetter, dann wand're ich aus!« »Das glaub' ich net«, ließ sich Pfarrer Trenker von der Tür her vernehmen. »Dafür lebst' doch viel zu gern hier.« »Außerdem sind woanders die Madeln net so hübsch gewachsen«, grinste Max, was ihm einen tadelnden Blick der Haushälterin einbrachte.
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Der Bergpfarrer (ab 375)
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Buchvorschau
Neues Glück auf dem Sternbergerhof? - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 418 –
Neues Glück auf dem Sternbergerhof?
Toni Waidacher
»Herrschaftszeiten, ist das ein Wetter!« murmelte Sophie Tappert kopfschüttelnd.
Die Perle vom Pfarrhaus stand am Küchenfenster und schaute in ein trostloses Grau. Ihr Blick ging hinüber bis zu den Zwillingsgipfeln, ›Himmelspitz‹ und ›Wintermaid‹, über denen sich schon wieder schwarzgraue Gewitterwolken zusammenzogen. Seit Wochen regnete es im Wachnertal, und Sophie Tappert konnte kaum noch zählen, wie viele Unwetter bis jetzt niedergegangen waren.
Die Haushälterin wandte sich wieder dem Herd zu, auf dem das Mittagessen kochte. In wenigen Minuten kamen Hochwürden und sein Bruder, und Sophie tat die letzten Handgriffe. Hier umrühren, dort noch einmal abschmecken und da die Platte runterschalten. Das alles tat sie mit traumwandlerischer Sicherheit, schließlich war das Kochen eine Leidenschaft von ihr.
Draußen hörte sie die Tür gehen, und kurz darauf stand Max Trenker in der Küche. Er hatte seine regennasse Uniformjacke ausgezogen und hängte sie an den Kachelofen, der in einer Ecke stand. Angesichts der Temperaturen, hatte Sophie Tappert ihn am Morgen angeheizt, und ein wenig Restwärme war noch vorhanden.
»Das ist ja kaum auszuhalten«, schimpfte der Polizeibeamte. »Wenn’s sich net bald ändert, das Wetter, dann wand’re ich aus!«
»Das glaub’ ich net«, ließ sich Pfarrer Trenker von der Tür her vernehmen. »Dafür lebst’ doch viel zu gern hier.«
»Außerdem sind woanders die Madeln net so hübsch gewachsen«, grinste Max, was ihm einen tadelnden Blick der Haushälterin einbrachte.
Für Sophie Tappert war Hochwürdens jüngerer Bruder fast wie ein eigener Sohn, und die Tatsache, daß der fesche Max kein Kostverächter war, was die Liebe anging, war ihr schon lange ein Dorn im Auge. Schon etliche Male mußte der Polizist sich deswegen auch bissige Kommentare von ihr anhören. Erstaunlicherweise beließ die Haushälterin es heute dabei. Statt dessen drückte sie Max eine Schüssel mit Salzkartoffeln in die Hand. Er stellte sie auf den Tisch und sah die kleinen Glasteller mit dem Rote-Beetesalat. Die Rüben stammten aus dem Pfarrgarten, und Sophie hatte sie, nachdem sie gekocht und geschält waren, in Scheiben geschnitten, und mit Essig und Gewürzen abgeschmeckt.
»Oh, es gibt also Königsberger Klopse«, stellte der Beamte erfreut fest.
Daß die Fleischbällchen in Kapernsauce, zu seinen Leibgerichten zählten, brauchte er nicht extra zu erwähnen, denn eigentlich gehörte alles, was die Haushälterin auf den Tisch brachte, zu seinen Lieblingsspeisen.
»Aber du hast recht«, ging Sebastian noch einmal auf den Kommentar seines Bruders über das Wetter ein. »Solche Herbstgewitter, mit diesen niedrigen Temperaturen, haben wir lang’ net gehabt. Es ist schon ein bissel ungewöhnlich.«
»In Waldeck ist eine Scheune durch Blitzschlag abgebrannt«, berichtete Max. »Und drüben, auf der anderen Seite vom Kogler, standen die Straßen meterhoch unter Wasser. Es stürzt nur so vom Berg herunter.«
»Dann wollen wir hoffen, daß wir von solchen Unglücken verschont bleiben«, meinte der Seelsorger.
Sebastian nahm sich noch ein wenig von der Sauce dazu.
»Ich hab’ mir schon vor Tagen vorgenommen, mal wieder zur Nonnenhöhe hinaufzuwandern«, sagte er. »Aber bei dem Wetter jagt man ja keinen Hund vor die Tür.«
»Hunde net«, seufzte sein Bruder. »Aber arme Polizisten. Gleich nach dem Essen fahr’ ich rüber, nach Engelsbach. Der Kollege dort braucht meine Unterstützung. Wenn’s net bald besser wird, müssen wir noch Kräfte aus Garmisch dazuholen.«
Der Nachtisch – Schokoladenpudding mit Vanillesauce – besserte seine Laune ein wenig. Schließlich war die Zeit um, und der Dienst rief wieder. Max nahm seine Jacke, die halbwegs getrocknet war, und zog sie über.
»Also, pfüat euch«, grüßte er. »Wir seh’n uns dann zum Abendessen – wenn ich bis dahin net ertrunken bin.«
Er hatte gerade die Haustür hinter sich geschlossen, als ein Blitz vom Himmel fuhr. Gleichzeitig krachte der Donner und fuhr rollend, als vielfaches Echo von den Bergwänden zurückgeworfen, über St. Johann und ein Sturzbach kam hernieder. Max rannte, unter den Bäumen ein wenig Schutz suchend, zum Revier hinüber, über dem sich seine Wohnung befand.
»Na, Prost Mahlzeit«, sagte er und schaute an sich hinunter.
Wohl oder übel würde er die Uniform wechseln müssen. Am besten zog er gleich Gummistiefel und Regenjacke an – aber dann hätt’ ihn wohl keiner mehr als Polizeibeamten ernst genommen.
*
Franz Sternberger starrte mißmutig aus der Haustür. Obgleich es erst früher Nachmittag war, kam es einem vor, als wäre es schon Abend, so finster war es draußen. Durch den Regenschleier konnte man kaum bis zur Einfahrt hinübersehen. Der Bergbauer schlug die Tür wieder zu und schlurfte in die Küche zurück. Dort saßen Burgl Waller und Josef Hirtler beim Nachmittagskaffee. Franz gesellte sich zu Magd und Knecht.
»Wenn’s net bald besser wird, dann ist die ganze Ernte hin«, brummte er, während er sich Kaffee eingoß.
Sein Knecht nickte.
»So arg hab’ ich’s auch lang’ net erlebt«, meinte er.
Burgl konnte ihm nur beipflichten. Josef war weit über zehn Jahre auf dem Sternbergerhof, und die Magd schon fast an die vierzig. Als junges Madel war sie hier in Stellung gekommen. Noch mehr als der Knecht, gehörte sie zum Inventar.
Draußen blitzte und donnerte es, daß man glauben konnte, der Weltuntergang hätte schon begonnen, und jedesmal, wenn es krachte, zuckte die Magd ängstlich zusammen.
»Wenn’s donnert, brauchst’ keine Angst mehr zu haben«, lachte Josef. »Dann ist das Schlimmste nämlich vorbei. Der Blitz ist gefährlich, net das Krachen.«
»Ich mag beides net«, antwortete Burgl und duckte sich unwillkürlich, weil es jetzt blitzte und gleichzeitig donnerte.
Wirklich – in derselben Sekunde. Kurz darauf war es totenstill, nur der Regen prasselte auf das Dach des über zweihundertjahrealten Bauernhauses.
»Da hat’s eingeschlagen!« sagte Franz Sternberger. »Hoffentlich net bei uns.«
Er erhob sich und rannte aus der Küche. Josef folgte ihm, während die Magd wie gelähmt sitzen blieb. Doch gleich darauf fuhr sie hoch, als sie den entsetzten Schrei des Bauern hörte.
»Feuer! Das Haus brennt!«
»Heiliger Florian, steh’ uns bei«, flüsterte Burgl Waller und hob betend die Hände, während sie nach draußen eilte.
Bauer und Knecht standen im Regen und starrten zum Dach des Hauses hinauf, aus dem die Flammen schlugen.
»Schnell, die Feuerwehr«, rief Franz Sternberger der Magd zu. »Ruf an!«
Burgl lief auf die Diele zurück. Das Telefon stand dort in der Ecke, auf einem halbhohen Schrank. Die alte Frau wählte mit zitternden Fingern den Notruf.
»Auf dem Sternbergerhof brennt’s«, schrie sie in die Muschel, nachdem sich jemand am anderen Ende gemeldet hatte.
»Kommen S’ schnell!«
Angstvoll schaute sie zur Treppe hinauf. Dort oben wurden graue Rauchschwaden sichtbar, und deutlich konnte sie das Knistern der Flammen hören.
»Lieber Herrgott, hilf!« jammerte sie.
Dann machte