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Wild wie ein irischer Kuss
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eBook253 Seiten3 Stunden

Wild wie ein irischer Kuss

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Über dieses E-Book

Wie sehr war Lady May Worth damals in Liam, den Freund ihres Bruders, verliebt! Einen sinnlichen Sommer lang war sie die Seine – bis er sie verließ. Jetzt ist Liam zurück in Schottland: Er soll sie vor einem Feind beschützen. Doch die allergrößte Gefahr geht für die schöne Adlige von dem irischen Schwerenöter selbst aus!

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum16. Okt. 2021
ISBN9783751512947
Wild wie ein irischer Kuss
Autor

Bronwyn Scott

Bronwyn Scott ist der Künstlername von Nikki Poppen. Sie lebt an der Pazifikküste im Nordwesten der USA, wo sie Kommunikationstrainerin an einem kleinen College ist. Sie spielt gern Klavier und verbringt viel Zeit mit ihren drei Kindern. Kochen und waschen gehören absolut nicht zu ihren Leidenschaften, darum überlässt sie den Haushalt am liebsten ihrem Ehemann, der früh morgens und spät abends am College unterrichtet, sodass er tagsüber als Hausmann glänzen kann. Nikkis ganzes Leben steht im Zeichen des Schreibens. Schon in der vierten Klasse nahm sie an Nachwuchsautoren-Konferenzen der Schule teil und ist immer noch sehr stolz auf ihren ersten Roman, den sie in der sechsten Klasse fertigstellte – ein mittelalterliches Abenteuer, das ihre Mutter auf einer elektrischen Schreibmaschine für sie abtippte. Mittlerweile besucht sie RWA-Konferenzen und besitzt natürlich ihren eigenen Computer. Sie ist sehr an Geschichte interessiert, recherchiert gern, immer auf der Suche nach Stoff für neue Geschichten. Es macht ihr viel Spaß, sich mit anderen Autoren und LeserInnen über ihre Lieblingsbücher und den Prozess des Schreibens auszutauschen.

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    Buchvorschau

    Wild wie ein irischer Kuss - Bronwyn Scott

    IMPRESSUM

    Wild wie ein irischer Kuss erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

    © 2017 by Nikki Poppen

    Originaltitel: „Claiming His Defiant Miss"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises, Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL SAISON, Band 53

    Übersetzung: Eleni Nikolina

    Umschlagsmotive: Period Images, Getty Images-Olga, ProVectors

    Veröffentlicht im ePub Format in 10/2021

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783751512947

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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    1. KAPITEL

    Dieses Mal war Preston Worth in Gefahr, wirklich zu sterben. Liam Casek zog hastig das Hemd aus und riss einen breiten Streifen davon mit einer Geschicklichkeit ab, die er seiner allzu großen Erfahrung zu verdanken hatte – Preston war bereits mehr als einmal von ihm zusammengeflickt worden. Doch heute könnte es gut das letzte Mal sein. Liam drückte den Stoff auf die klaffende Schnittwunde in Prestons Brust, erschrocken darüber, wie nah sie sich an der Lunge befand und wie schnell der notdürftige Verband sich mit Blut vollsaugte.

    „Case!, presste Preston heiser hervor und packte ihn eindringlich am Arm, um ihn zum Zuhören zu zwingen. „Lass mich. Sie kommen vielleicht zurück. Er meinte die Männer, die ihnen in der Dämmerung auf der Straße aufgelauert hatten. Es waren zu viele gewesen, als dass sie sie hätten zurückschlagen können, und doch hatten sie es am Ende geschafft, wenn auch erst, nachdem Preston verwundet worden war. Allerdings hatte seine Verwundung sie wahrscheinlich gerettet. Ihre Angreifer hatten sich zurückgezogen, weil sie vielleicht geglaubt hatten, ihr Opfer würde schon bald den Folgen der Verletzung erliegen.

    „Sei still, knurrte Liam, während er ein weiteres Stück Stoff um Prestons Brust wickelte. „Wir müssen dich versorgen lassen. Doch zunächst musste die Blutung gestillt werden. Angestrengt dachte er nach. Die nächste Stadt lag zwei Meilen hinter ihnen. „Drück fest auf den Verband. Liam stützte ihn unter den Achseln. „Du musst runter von der Straße. Es widerstrebte ihm, Preston zu bewegen, aber er konnte einen verwundeten Mann nicht in der Dunkelheit mitten auf der Straße liegen lassen. Die Gefahr nahender Kutschen oder gar die Rückkehr ihrer Angreifer war zu groß.

    Preston stöhnte auf, als Liam ihn zur Seite zerrte – keine leichte Aufgabe, denn Preston war ebenso groß wie er, über eins achtzig und nicht fähig, sich selbst auf den Beinen zu halten. Ächzend brachte Liam seinen Freund bis zu einem Baumstamm und untersuchte im schwächer werdenden Licht den Verband, so gut es ging. Bald würde es völlig dunkel sein. Verwünschter Winter! Es gab nie genügend Tageslicht, und im Augenblick brauchte Liam es so dringend. Er fühlte mehr, als dass er sah, wie das Blut den Verband durchtränkte.

    „Ich habe Schmerzen, Case", gestand Preston. Einen winzigen Moment lang klang Angst in seiner Stimme mit.

    „Das ist ein gutes Zeichen, ermutigte Liam ihn. „Es geht dir nicht allzu schlecht. Du bist bei Bewusstsein, du sprichst, du hast keine Taubheitsgefühle. Das Taubheitsgefühl fürchtete Liam am meisten, da es ein sicheres Zeichen für den nahenden Tod war. Viel zu oft hatte er es während des Krieges erlebt. Er war kein Arzt, aber Kriegsveteran.

    „Diese Männer, stieß Preston hervor. „Cabot Roan hat sie geschickt.

    Liam nickte. Es würde ihn nicht überraschen. Der Angriff heute bestätigte nur, was sie bereits befürchtet hatten. Cabot Roan war ein wohlhabender Geschäftsmann, den sowohl das Innen- als auch das Außenministerium verdächtigten, ein Waffenkartell anzuführen. Das Kartell bestand aus reichen Bürgern, die für die gar nicht so weit zurückliegenden Kriege Waffen für England hergestellt hatten. Doch jetzt, da die Kriege vorüber waren, fehlte ihnen das Einkommen, und so verkauften sie ihre Waffen an verschiedene Aufständische in ganz Europa. Die Ziele der meisten dieser Aufstände ließen sich allerdings nicht unbedingt mit den politischen Interessen des Britischen Königreichs in Einklang bringen, sodass diese Männer im Grunde Verrat an ihrem Land verübten. Allerdings waren Beweise dafür nötig, dass Cabot Roan hinter den Waffengeschäften steckte. Diese zu finden, war Prestons Aufgabe. Sollte Roan tatsächlich der Anführer sein, musste er so diskret wie möglich gestoppt werden. Dies wiederum war Liams Aufgabe.

    „Unsere Vermutung stimmte also. Das ist schon mal gut. Roan hätte nicht seine Häscher geschickt, wenn er nichts zu verbergen hätte. Liam hörte nicht auf zu lächeln und zu reden. Ihm kam es so vor, als wäre die Blutung endlich schwächer geworden, wenn sie auch immer noch viel zu stark war. Er konnte nicht länger damit warten, Hilfe zu holen. „Glaubst du, du könntest reiten? Nur einige Meilen.

    Preston nickte. „Und selbst wenn nicht, müssen wir es versuchen. Wir können nicht hierbleiben. Die Verletzung ist zu ernst. Du brauchst Licht, um sie versorgen zu können, Case." Ganz anders als all die anderen Male, da Preston eine Schuss- oder Schnittwunde erlitten hatte. Liam hätte lachen müssen, wenn die Lage nicht so ernst gewesen wäre. Er fürchtete, dass er sehr viel mehr brauchen würde als etwas mehr Licht, um Preston zu retten.

    Als er ihm aufhelfen wollte, hielt Preston ihn auf. „Warte. Vorher muss ich dir noch etwas sagen." Liam begriff die unausgesprochene Botschaft. Falls ich das Bewusstsein verliere, weil das Reiten zu große Schmerzen verursacht. Falls ich danach nicht wieder aufwache.

    „Das kannst du tun, nachdem der Arzt dich versorgt hat", warf Liam energisch ein.

    Prestons Griff um seinen Arm wurde fester. „Kein Arzt, Case. Kein Gasthaus. Versprich mir das. Er atmete flach. „Zu öffentlich. Roan wird zuerst in allen Gasthäusern nach uns suchen und alle Ärzte der Gegend nach uns ausfragen.

    Widerwillig nickte Liam. Er hatte einen Plan. Plötzlich war ihm etwas eingefallen. „Nicht weit von hier gibt es ein Bauernhaus. Aber du musst mir erlauben, einen Arzt zu holen."

    Preston schüttelte entschlossen den Kopf. „Du hast meine Wunden oft genug genäht, um zu wissen, wie es geht." Er versuchte zu lachen und verzog vor Schmerzen das Gesicht.

    „Lass das jetzt. Wir können später darüber lachen." Liam bezweifelte aber sehr, dass er je in der Lage sein würde, über diese Situation zu lachen. Wie ähnlich es Preston jedoch sah, ihm Zuversicht geben zu wollen, wenn er es doch war, der hier am Wegrand verblutete.

    Zitternd atmete Preston ein. „Hör mir jetzt zu. Ich habe gestern den Beweis für Cabot Roans Schuld gefunden. Bevor du zu mir gestoßen bist."

    Das waren gute Neuigkeiten. „Wo ist er?" Wenn irgendjemand geglaubt hätte, Preston könnte den Beweis bei sich tragen, hätten ihre Angreifer ihn niemals am Leben gelassen. Liam konnte nur hoffen, dass er sich nicht in den Satteltaschen des Pferdes befunden hatte, das durchgegangen war.

    „Ich habe zwei Kopien des Beweises mit der Post verschickt. Eine direkt nach London und eine andere zu meiner Schwester, falls sie die Londoner Postkutsche abfangen. Preston ließ seinen Arm nicht los. „Sie ist zusammen mit einer Freundin in Schottland außerhalb von Edinburgh in einem kleinen Dorf. Du musst zu ihr reisen und sie beschützen, bis wir die Information dazu benutzen können, Cabot festzunehmen.

    Das gefiel Liam ganz und gar nicht. Ihm gefiel nie etwas, das mit May Worth zusammenhing. „Warum sollte Roan auch nur auf den Gedanken kommen, deine Schwester zu verfolgen?" Selbst nach so vielen Jahren fiel es ihm noch immer schwer, ihren Namen auszusprechen.

    „Weil Cabot Roan weiß, dass ich es war, der in sein Haus eingebrochen ist, antwortete Preston aufgeregt. „Ich war unvorsichtig, und er hat mein Gesicht gesehen. Er wird Jagd auf May machen, Case, und ich kann nicht da sein, um sie zu beschützen.

    Nein, in seinem Zustand konnte Preston niemanden beschützen. Und selbst wenn er unverletzt gewesen wäre, hätte er jeden Verfolger nur direkt zu May geleitet. Roan würde zweifellos jede seiner Bewegungen beobachten lassen – falls Preston die Nacht überlebte. „Gib mir dein Wort, Case. Du wirst May doch beschützen?"

    „Mit meinem Leben, versprach Liam, weil er Preston alles versprochen hätte. Selbst die Fahrt zu der ganz besonderen Art von Hölle, die May Worth für ihn bedeutete. „Jetzt lass mich dich auf das Pferd setzen. Er schuldete Preston mehr, als er jemals wiedergutmachen könnte, und wünschte nur, der Einsatz für seinen Freund müsste nicht ausgerechnet etwas mit dessen Schwester zu tun haben.

    Was tat May überhaupt in Schottland? fragte Liam sich. Ein ziemlich ungewöhnlicher Aufenthaltsort für die Tochter eines einflussreichen Engländers wie Prestons Vater. Und in welchem Dorf steckte sie? Preston hatte den Namen nicht erwähnt. Doch seine Fragen würden warten müssen. Noch bevor sie eine Viertel Meile hinter sich gebracht hatten, war Preston gegen Liam gesackt, erschöpft von dem Kampf, dem Schmerz und dem Blutverlust. Wahrscheinlich war es sogar besser, dass er das Bewusstsein verloren hatte. Endlich hatten sie den Hof erreicht. Allerdings war es nicht leicht für Liam, abzusteigen und gleichzeitig den bewusstlosen Mann vor einem Sturz zu bewahren.

    „Ich brauche Hilfe für einen Verwundeten!, rief er. Inzwischen war es völlig dunkel geworden, und Fremde um diese Stunde würden jeden Bewohner eines so abgelegenen Hofes misstrauisch machen. „Ich komme in Frieden! Doch er legte eine Hand für alle Fälle auf den Griff seiner Pistole. Man konnte nicht vorsichtig genug sein.

    Mehrere lange Augenblicke vergingen, bevor die Tür des Hauses geöffnet wurde und ein Mann, eine Lampe in der einen Hand, heraustrat.

    „Bitte helfen Sie uns. Er ist schwer verletzt. Ich muss ihn so bald wie möglich behandeln." Liam gab sich Mühe, sich die Angst nicht anmerken zu lassen, die ihm die Kehle zuschnürte. Er würde nicht zulassen, dass Preston Worth starb, doch wenn er ihm helfen wollte, musste er ruhig bleiben und die Situation in den Griff bekommen. Die Menschen zweifelten für gewöhnlich an niemandem, der Autorität ausstrahlte, sondern folgten seinen Anweisungen. Der Mann eilte vorwärts und rief gleichzeitig andere zu Hilfe. Zwei große, schlaksige Jungen kamen jetzt aus dem Haus, gefolgt von einer Frau, die sich sofort nützlich machte, indem sie die Lampe übernahm.

    Mehrere Hände halfen Preston behutsam vom Pferd herab. „Vorsichtig. Er ist verwundet, stieß Liam schärfer hervor als nötig, doch die Familie blieb gelassen. Sein bester Freund verblutete vor seinen Augen. Noch nie hatte Liam sich so hilflos gefühlt. Wenn seine Fähigkeiten nun nicht ausreichten? Sollte er doch besser einen richtigen Arzt holen? Liam warf einem der Jungen die Zügel zu. „Kümmere dich um ihn. Ich brauche ihn ausgeruht. Jetzt durfte er sich nicht auf das konzentrieren, was er nicht tun konnte, sondern nur auf alles, was er tun konnte. Nur so war es möglich, eine Katastrophe zu überleben. Und Liam hatte so viele überlebt, dass er Bescheid wusste. Denke nur daran, was als Nächstes geschehen muss.

    Er wandte sich an die Frau. „Ich brauche Tücher, um ihn zu verbinden, und heißes Wasser." Sie nickte knapp und hastete voran zurück ins Haus. Liam folgte ihr mit Preston auf dem Arm. Der Mann und die Jungen begleiteten ihn und hielten ihm die Tür auf.

    Drinnen sah Liam sich in dem großen Raum um, der die Küche darstellte. „Machen Sie den Tisch frei, damit wir ihn darauflegen können." Es war der beste Ort, dicht am Feuer, wo es warm war, und Liam genug Licht hatte, um arbeiten zu können. Er zog die Jacke aus und krempelte die Ärmel hoch. Gleich darauf stand eine Schüssel heißen Wassers auf dem Tisch.

    „Habe ich zufällig schon fertig, weil ich gerade das Abendessen kochen wollte, erklärte ihm die Frau mit einem freundlichen Lächeln. „Es wird reichen, bis ich neues Wasser gekocht habe. Und die werden Sie auch brauchen. Sie hielt ihm Nadel und Faden hin.

    „Und eine Kerze und etwas Whisky, wenn Sie welchen haben." Liam öffnete Prestons Hemd und konnte dessen Wunde zum ersten Mal richtig untersuchen.

    „Sie sind Arzt?" Die Frau reichte ihm eine braune Flasche.

    „So in etwa." Verarzten konnte er das nicht nennen, was er tat. Ärzte waren außerdem meist reiche Männer, die zur Universität gegangen waren und eine Praxis mit Spitzenvorhängen an den Fenstern besaßen. Die einzige Ausbildung, die Liam genossen hatte, war ihm durch Preston zuteilgeworden, und alles Übrige hatte er auf einem serbischen Schlachtfeld gelernt. Er betete inständig, dass seine lückenhaften Kenntnisse heute ausreichen würden.

    Nachdem er den Korken herausgezogen hatte, schnupperte er an der Flaschenöffnung. Es war ein guter, starker Whisky und würde höllisch brennen. Liam nickte dem älteren Jungen zu. „Packe ihn bei den Schultern und halte ihn gut fest. Er wird sich wehren wollen, wenn ich mit diesem Feuerwasser die Wunde reinige." Der Junge wurde blass, tat aber, worum er gebeten worden war.

    Liam beugte sich über Preston und schluckte unruhig. „Es tut mir leid, alter Junge, das wird jetzt ein wenig wehtun, aber wir wollen ja schließlich möglichst verhindern, dass die Wunde sich entzündet. Er schüttete den Whisky Preston über die Brust und hielt mit seinem Gewicht dagegen, als sein Freund aufschrie und sich aufbäumte. Gut, dachte Liam. Noch hatte er genügend Kraft, um sich wehren zu wollen. „Ruhig, Preston. Wir sind in einem Bauernhaus, und ich flicke dich wieder zusammen, wie du gewollt hast, redete er ihm gut zu.

    „Keine Ärzte", brachte Preston rau hervor.

    „Keine Ärzte. Liam lächelte und beugte sich wieder über ihn, damit Preston ihm in die Augen sehen konnte. „Hier sind wir sicher. Er hoffte, dass er recht hatte und Roans Männer nicht jeden Moment hereinplatzen würden. Und er hoffte, dass sie nicht morgen kommen und diese freundlichen Menschen bedrängen würden. Zwar hatte er sich trotz der Dunkelheit Mühe gegeben, seine Spuren zu verwischen, doch sehr viel konnte man nicht tun, wenn man einen Verwundeten retten wollte, der Eile nötiger brauchte als Besonnenheit.

    „Hier ist, was Sie haben wollten. Die Frau hatte den Faden bereits aufgefädelt und lächelte wieder freundlich. „Bei diesen dreien hier muss ich immer vorbereitet sein. Auf einem Hof gibt es immer Schnitte oder blaue Flecken zu verarzten. Sie wurde ernst. „Wie übel ist es?"

    Liam trat beiseite, damit sie die Wunde sehen konnte, und hielt die Nadel in die Flamme. „Ich glaube nicht, dass etwas Lebenswichtiges verletzt worden ist, aber er hat viel Blut verloren. Er wies auf die Whiskyflasche. „Geben Sie ihm jetzt etwas davon zu trinken. Er wird es nötig haben, wenn ich anfange, ihn zu nähen. Wenn sie Glück hatten, würde Preston nach den ersten paar Stichen das Bewusstsein verlieren. Doch zunächst musste Liam die Wunde vom Schmutz befreien, um sie besser behandeln zu können. Das frische heiße Wasser war jetzt fertig. Er tauchte ein Tuch hinein. Nachdem er das Blut fortgewischt hatte, sah die Verletzung etwas weniger bedrohlich aus – den Umständen entsprechend. Jetzt konnte Liam erkennen, dass die Blutung aufgehört hatte und zum Glück nicht die Lunge getroffen worden war. Doch es war eine lange, hässliche Wunde. Offenbar war die Klinge schartig gewesen. Preston würde nicht ohne Narbe davonkommen.

    Der Bauer stellte sich neben seinen Sohn. „Sie brauchen wahrscheinlich uns beide. Ihr Freund sieht mir nach einem sehr kräftigen Burschen aus." Die Frau und der andere Sohn umfassten je ein Bein. Liam holte tief Luft, betete, dass seine Hände ruhig sein würden, bekreuzigte sich und begann zu nähen.

    Nach wenigen Minuten war es vorüber, wenn es sich auch angefühlt hatte, als wären Stunden vergangen. Liam war völlig erschöpft. Besorgt betrachtete er sein Werk. Würde es reichen? Hatte er genügend Vorsorge getroffen, um eine Entzündung zu verhindern? Aus bitterer Erfahrung wusste er, dass es nicht die Wunde war, die einen Soldaten tötete. Oft war es die Entzündung, die folgte, oder schlechte ärztliche Behandlung – ob nun mit Spitzenvorhang-Ausbildung oder nicht. Liam brachte es nicht über sich, sich vorzustellen, er könnte verantwortlich für Prestons Ableben sein und nicht sein Retter. Wenn Preston nicht gewesen wäre, würde er noch immer auf der Suche nach Arbeit sein und auf der Straße von der Hand in den Mund leben.

    Der Bauer legte ihm einen Arm um die Schultern. „Meine Jungs werden auf ihn achten, während meine Frau sauber macht. Lassen Sie uns etwas trinken. Es war eine höllische Nacht für Sie." Sie traten in den Raum neben der Küche, ließen aber die Tür offen.

    Und sie war noch nicht vorüber. Der Bauer drückte Liam ein Glas Whisky in die Hand. „Wir stellen Ihnen eine Pritsche vor das Feuer. Dann können Sie in der Nähe Ihres Freundes bleiben."

    „Nein. Ich muss weiter. Liam leerte sein Glas und spürte, wie der Whisky ihn bis ins Innerste erwärmte. Das bernsteinfarbene Getränk gab ihm die Kraft, die er aufbringen musste, um das freundliche Angebot auszuschlagen. Nichts wünschte er sich im Moment mehr, als zu schlafen und bei seinem Freund zu bleiben, aber er hatte Preston ein Versprechen gegeben. Er musste noch viele Meilen reiten, bevor er ruhen durfte. Je größer der Abstand zwischen ihm und Cabot Roan wäre, desto besser. „Sie haben bereits so viel getan, und doch muss ich Sie um noch einen Gefallen bitten.

    „Schon erledigt, unterbrach der Mann ihn. „Wir werden, so gut wir können, auf Ihren Freund achten, und hoffen, dass kein Fieber einsetzt.

    „Ich kann Sie bezahlen. Er wird gut essen müssen, viel Fleisch, damit er das Blut erneuern kann, das er verloren hat." Liam griff in seine Tasche und drückte dem Bauern einen Beutel Münzen in die Hand.

    „Das ist nicht nötig", wehrte der ab.

    „Doch, das ist es, glauben Sie mir. Sie haben heute Abend mehr getan, als Ihnen bewusst ist. Liam runzelte die Stirn. „Und ich weiß nicht einmal Ihren Namen.

    „Taylor. Ich bin Tom Taylor. Und Sie?"

    Liam lächelte schief. „Meine Freunde nennen mich Case." Der Bauer nickte, da er begriff, dass Liam ihn mit seinem Schweigen nur schützen wollte. Manchmal konnte es gefährlich werden, einen bestimmten Namen zu kennen. Es war besser, wenn die Unschuldigen nicht zu viel wussten. Liam wollte nicht, dass ihnen wegen ihrer Großzügigkeit Schaden zugefügt wurde.

    „Glauben Sie, jemand wird nach ihm suchen?", fragte der Mann. Natürlich wollte er es wissen, um seine Familie beschützen zu können.

    „Das ist möglich." Liam wollte ihn nicht anlügen. Aber er hoffte sehr, dass es nicht geschehen würde. Preston brauchte mindestens zwei Wochen, um sich zu erholen, und sogar einen ganzen Monat, um wieder völlig zu Kräften zu kommen. Besorgt warf Liam einen Blick in die Küche, wo Preston reglos auf dem Tisch lag. So wenig Liam gehen wollte, musste er sich doch beeilen. Edinburgh war sehr weit entfernt, und er würde einen Vorsprung brauchen, um May rechtzeitig zu erreichen. Wobei er allerdings hoffte, Cabot Roan würde gar nicht erst auf den Gedanken kommen, dort nach ihr zu suchen.

    Der Bauer sah

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