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Julia Collection Band 29: Drei Millionäre bitten zum Tanz
Julia Collection Band 29: Drei Millionäre bitten zum Tanz
Julia Collection Band 29: Drei Millionäre bitten zum Tanz
eBook520 Seiten7 Stunden

Julia Collection Band 29: Drei Millionäre bitten zum Tanz

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Über dieses E-Book

KOMM IN MEINE WELT von DARCY, EMMA
Wie sehr sehnt sich der umjubelte Musikstar Johnny Ellis nach einem Zuhause! Und wie sehr nach einer Frau, die ihn wirklich liebt! Das weiß auch die schöne Megan in den australischen Outbacks. Aber sie kennen sich schon so lange, dass da nicht mehr sein kann. Oder doch?

ICH WERDE DICH BESCHÜTZEN, LARA von DARCY, EMMA
Lara ist so atemberaubend schön wie eh und je, denkt der reiche Fotograf Ric. Aber warum ist das blonde Model so unglücklich? Mit Hilfe seiner Freunde und aller Mittel, die dem Millionär zur Verfügung stehen, will er das ändern: Lara verdient alles Glück dieser Welt …

BEI DIR FÜHLE ICH MICH GEBORGEN von DARCY, EMMA
Für den erfolgreichen Rechtsanwalt Mitch ist es Ehrensache, der Frau seines Freundes Ric zu helfen. Dass er dabei Kathryn begegnet, verändert sein Leben. Für immer. Kathryn ist umwerfend! Und in höchster Gefahr. Doch für diese Frau riskiert Mitch alles. Auch sein Herz …

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum2. Mai 2016
ISBN9783733768690
Julia Collection Band 29: Drei Millionäre bitten zum Tanz
Autor

Emma Darcy

Emma Darcy ist das Pseudonym des Autoren-Ehepaars Frank und Wendy Brennan. Gemeinsam haben die beiden über 100 Romane geschrieben, die insgesamt mehr als 60 Millionen Mal verkauft wurden. Frank und Wendy lernten sich in ihrer Heimat Australien kennen. Wendy studierte dort Englisch und Französisch, kurzzeitig interessierte sie sich sogar für Informatik, doch als sie ihren Mann Frank kennen lernte, war es um sie geschehen: Sie gab das Studium auf, um mit Frank die Welt zu bereisen. Nach der Geburt ihrer Söhne ließen sich die beiden in New South Wales nieder. Frank machte sich als Geschäftsmann selbständig, und Wendy beschloss, ein Buch zu schreiben. Sie entschied sich, dass ihr erstes Werk ein Liebesroman sein sollte. „Ich dachte mir, das kann doch nicht so schwer sein“, erinnert sich Wendy. „Aber bald schon musste ich bemerken: Irrtum, nichts ist schwieriger, als einen guten Liebesroman zu schreiben.“ Also begann Wendy damit, Nacht für Nacht Romances zu lesen. Frank lag neben ihr im Bett und hörte sich geduldig Wendys Gedanken zu Handlung und Figuren an. Bis er eines Nachts selbst zu einem Roman griff. Von da ab arbeiteten Frank und Wendy als Team. Und dies sehr erfolgreich. Bereits ihr erster gemeinsamer Roman wurde von einem Verlag angenommen. Und seit jenem Tag vergrößert sich die Fan-Gemeinde von Emma Darcy mit jeder neuen Liebesgeschichte.

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    Buchvorschau

    Julia Collection Band 29 - Emma Darcy

    Emma Darcy

    JULIA COLLECTION BAND 29

    IMPRESSUM

    JULIA COLLECTION erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    Zweite Neuauflage by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg,

    in der Reihe: JULIA COLLECTION, Band 29 – 2011

    © by Emma Darcy

    Originaltitel: „The Outback Marriage Ransom"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Deutsche Erstausgabe 2005 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe JULIA, Band 182005

    © by Emma Darcy

    Originaltitel: „The Outback Wedding Takeover"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Deutsche Erstausgabe 2005 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe JULIA, Band 192005

    © by Emma Darcy

    Originaltitel: „The Outback Bridal Rescue"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Deutsche Erstausgabe 2005 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe JULIA, Band 202005

    Abbildungen: alamy

    Veröffentlicht im ePub Format in 03/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733768690

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    Drei Millionäre bitten zum Tanz

    Miniserie von Emma Darcy

    EMMA DARCY

    Ich werde dich beschützen

    Keinen Tag länger will der reiche Agenturbesitzer Ric Donato mit ansehen müssen, wie die unwiderstehliche Lara in den Fängen ihres brutalen Ehemanns leidet. Egal, wie gefährlich es auch sein mag: Er holt sie da raus! Seine beiden Jugendfreunde helfen dabei, dass Ric der schönen Lara endlich alle Liebe geben kann, die er seit jeher für sie empfindet …

    EMMA DARCY

    Bei dir fühle ich mich geborgen

    Ein ganz normaler Fall, denkt der erfolgreiche Rechtsanwalt Mitch Tyler noch: Er vertritt die Frau seines Freundes Ric. Doch dann begegnet er deren Assistentin Kathryn – und ihn trifft es wie der Blitz. Ihr blondes Haar, ihre grünen Augen! Mitch kann an nichts anderes mehr denken als an diese umwerfende Frau. Doch sie befindet sich in höchster Gefahr …

    EMMA DARCY

    Komm in meine Welt

    Von den australischen Outbacks in die ganze Welt! Überall ist Johnny Ellis gefragt: Als Country- und Western-Star, als Filmheld und als Mann, dem die Frauen zu Füßen liegen. Seit Kindestagen begehrt auch Megan ihn. Doch vergeblich. Erst im Kampf um die Farm, auf der sie gemeinsam aufwuchsen, erkennt Johnny: Megan ist zu einer bezaubernden Frau gereift …

    Ich werde dich beschützen

    PROLOG

    Erster Tag auf Gundamurra

    Das Flugzeug setzte zur Landung auf dem Flugfeld aus rotem Lehm an. Außer den flachen Gebäuden, die zur Schafstation in Gundamurra gehörten, war nichts zu sehen, nur der endlose Horizont, der sich über eine flache Landschaft spannte, ab und zu unterbrochen von einem einzelnen Busch.

    Ric wünschte, er hätte noch die Kamera, die er gestohlen hatte. Damit könnte er hier unglaubliche Fotos schießen.

    „Mitten im Nirgendwo, murmelte Mitch Tyler. „Langsam glaube ich, ich habe die falsche Wahl getroffen.

    „Kaum, ließ Johnny Ellis sich vernehmen. „Alles ist besser, als eingesperrt zu sein. Hier draußen kann man wenigstens frei atmen.

    „Klar, Staub", spottete Mitch.

    Das Fahrgestell der Maschine berührte die Erde und wirbelte eine Wolke eben dieses Staubes auf.

    „Willkommen im australischen Outback. Der Cop, der sie eskortierte, grinste gehässig. „Und nicht vergessen: Wenn ihr Stadtklugscheißer hier draußen überleben wollt, solltet ihr es euch zwei Mal überlegen, ob ihr abhaut. Hier gibt es nämlich nichts, wo ihr hin könntet.

    Die drei achteten nicht auf den Mann. Sie waren sechzehn. Ganz gleich, was das Leben ihnen vor die Füße schleuderte – sie würden überleben. Und Johnny hat recht, dachte Ric. Sechs Monate Arbeit auf einer Schafstation waren besser als ein Jahr im Jugendknast. Wenn Ric etwas nicht ertragen konnte, dann Autorität, die alles erstickte. Hoffentlich war der Typ, dem diese Station gehörte, nicht so ein Zuchtmeister, dem es Spaß machte, drei neue Sklaven herumzukommandieren.

    Was hatte der Richter bei der Urteilsverkündung noch gesagt? Irgendwas von „zurück zu grundlegenden Werten". Ein Programm, bei dem sie etwas über das wahre Leben lernen sollten. Mit anderen Worten: Man verdient seinen Lebensunterhalt mit Arbeit, nicht mit Stehlen und Betrügereien. Der Mann hatte leicht reden, er saß schließlich auf seinem bequemen Sessel und bezog monatlich ein sicheres Gehalt vom Staat.

    In Rics Welt gab es keine Sicherheit. Hatte es nie gegeben.

    Wenn man etwas haben wollte, dann besorgte man es sich. Das war die einzige Möglichkeit, es überhaupt zu bekommen. Und es gab vieles, was Ric haben wollte. Obwohl – den Porsche zu klauen, um Lara Seymour zu beeindrucken, war einfach blöd gewesen. Ein Mädchen wie sie, aus der Schicht der Reichen und Privilegierten, würde sich nie mit einem Vorbestraften einlassen.

    Das Flugzeug rollte jetzt aus, bis zu einer Stelle, wo ein Mann neben einem großen Cherokee wartete. Ein Kerl wie ein Schrank, breite Schultern, wettergegerbtes Gesicht, stahlgraues Haar. Musste über fünfzig sein, war aber in Topform. Den zieht so schnell keiner über den Tisch, lautete Rics impulsives Urteil, auch wenn Größe allein ihm normalerweise keinen Respekt abverlangte.

    „John Wayne, wie er leibt und lebt", bemerkte Mitch in dem säuerlichen Ton, den er stets und für alles benutzte. Sauer, das war Mitch auf den Rest der Welt. Könnte anstrengend werden, auf Dauer mit Mitch zusammen sein zu müssen.

    „Er hat kein Pferd", entgegnete Johnny grinsend.

    Johnny wird sich da schon leichter ertragen lassen, dachte Ric.

    Johnny Ellis legte Wert auf ein angenehmes Wesen als Markenzeichen. Dabei war er groß und kräftig genug, um es mit jedem aufzunehmen. Er hatte freundliche braungrüne Augen, braunes Haar, in das die Sonne helle Strähnen gebleicht hatte und das ihm ständig in die Stirn fiel, und ein warmes Lächeln, das er bei jeder Gelegenheit zeigte. Ihn hatte man geschnappt, als er Marihuana dealte. Wobei er schwor, dass er es nur an Musiker verkaufte, die es sich, wenn nicht von ihm, eben von jemand anderem besorgen würden.

    Mitch Tyler war da eine ganz andere Kategorie. Er war wegen schwerer Körperverletzung verurteilt worden. Mitch behauptete, der Typ, den er zusammengeschlagen hatte, habe seine Schwester vergewaltigen wollen. Das hatte er vor Gericht allerdings nicht angegeben. Weil er seine Schwester da nicht mit hineinziehen wollte. Er war schlank und sah ziemlich gefährlich aus. Dunkles Haar, stechende blaue Augen, und Ric hatte den Eindruck, dass unter der Oberfläche ständige Gewaltbereitschaft schwelte.

    Ric selbst war ein noch dunklerer Typ. Das war sein italienisches Erbe. Schwarze Locken, fast schwarze Augen, oliv-farbene Haut, eben das typische Latinlover-Aussehen, auf das alle Mädels flogen. Er hätte sie alle haben können. Selbst Lara. Aber auf Dauer reichte Aussehen eben nicht. Man brauchte auch Geld. Und all die Dinge, die man mit Geld kaufen konnte. Nur so ließ sich der Klassenunterschied wettmachen.

    Das Flugzeug stoppte. Der Cop befahl ihnen, sich ihre Taschen zu holen. Wenige Minuten später führte er sie die Gangway hinunter in ein Leben, das mit dem, das sie bisher gekannt hatten, absolut nichts zu tun hatte.

    „Hier sind Ihre Jungs, Mr. Maguire. Frisch von den Straßen der Stadt, damit Sie sie gehörig an die Kandare nehmen können."

    Der große alte Mann – aus der Nähe wirkte er noch riesiger – bedachte den Cop mit einem durchdringenden Blick. „Hier draußen handhaben wir die Dinge etwas anders. Die Worte waren leise gesprochen, aber in ihnen war eine Autorität zu vernehmen, die auf körperliche Gewalt gänzlich verzichten konnte. Er nickte den drei Jungen zu. „Ich bin Patrick Maguire. Willkommen auf Gundamurra. In der Eingeborenensprache heißt das ‚Guten Tag‘. Ich hoffe, irgendwann werdet ihr zu der Überzeugung gelangen, dass es ein guter Tag war, an dem ihr zum ersten Mal mein Land betreten habt.

    Und Ric spürte die Bereitschaft in sich, es zumindest auf einen Versuch ankommen zu lassen.

    „Und du bist …?" Patrick Maguire hielt Mitch seine massige Hand entgegen, der misstrauisch darauf starrte, als sei diese Hand ein Knochenbrecher.

    „Mitch Tyler." Argwöhnisch und trotzig streckte er die eigene aus.

    Ein ganz normaler Handschlag, nicht einmal die Andeutung, Dominanz zeigen zu wollen.

    „Freut mich, Mitch."

    Johnny bot seine Hand sofort und ohne Zögern an. „Johnny Ellis. Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Maguire." Ein strahlendes Lächeln für den alten Mann. Johnny wusste eben, wie man Leute für sich einnahm.

    Ein abwägender Blick aus den grauen Augen, mit einer Spur von Amüsiertheit. Der lässt sich von niemandem so leicht einseifen, dachte Ric, und dann lagen diese Augen, die wahrscheinlich durch jede aufgesetzte Fassade blickten, schon auf ihm.

    „Ric Donato", sagte er und nahm die angebotene Hand. Spürte die Wärme und Stärke darin mit einem seltsam fremden Gefühl, das ihm bis ins Mark drang.

    „Bereit?", fragte der alte Mann.

    „Allerdings, ich bin bereit." Es klang viel aggressiver, als es hätte klingen sollen. Ja, Ric war bereit, es mit der ganzen Welt aufzunehmen.

    Und am Ende als Sieger dazustehen. Vielleicht sogar mit Lara an seiner Seite.

    Er konnte sie immer noch nicht aus seinem Kopf herausbekommen. Wahrscheinlich würde ihm das nie gelingen. Klasse … das war es, was sie besaß.

    Unerreichbar für ihn. Aber eines Tages würde er ankommen. Auf die eine oder andere Art, er würde sein Ziel erreichen.

    1. KAPITEL

    Achtzehn Jahre später

    Ric Donato saß mit seiner Assistentin Kathryn Ledger in seiner Bildagentur in Sydney. Gemeinsam werteten sie die angebotenen Fotos aus: Freischaffende Fotografen, manche mit etabliertem Ruf, andere Paparazzi, sandten ihre Schnappschüsse von Stars und Sternchen per Internet an die Agentur. Die Angestellten der Agentur wiederum sichteten alle Fotos und wählten diejenigen aus, die sich an Zeitschriften und Magazine weltweit verkaufen ließen.

    Immer wieder Klasse, dachte Ric ironisch. Das war es, was seine Agenturkette verkaufte. Hier in Australien, in Los Angeles, in New York, in London. Sein Netzwerk, seine Legionen. Und jeder Einzelne dabei eifrig darauf bedacht, auf den Zug aufzuspringen.

    Die düsteren Realitäten, die er als Fotojournalist in Kriegsgebieten auf Celluloid festgehalten hatte, hatten Preise und Auszeichnungen errungen, doch es waren die hübschen Bilder, die sich überall verkaufen ließen. Er hatte es auf die harte Tour erfahren müssen. Die Leute wollten Klasse sehen, kein Leiden.

    Sich auf Klasse zu spezialisieren hatte sich doppelt ausgezahlt. Die Schönen und Reichen konnten sichergehen, dass von seiner Agentur nichts Negatives veröffentlicht wurde. Oft informierten sie seine Leute sogar über neue Fotos, bestrebt, der Öffentlichkeit zu liefern, wonach die Öffentlichkeit verlangte. Solange es positive Publicity garantierte. Die Zeitschriftenverlage wiederum nahmen alles, was er liefern konnte, und zahlten harte Dollars für Exklusivverträge.

    Jeder war glücklich.

    Die magische Formel für den unfehlbaren Erfolg.

    Klasse.

    Das Passwort zum Paradies, in die höchsten Sphären der Gesellschaft. Mit sechzehn hatte er das instinktiv gewusst. Mit zwanzig hatte er es vergessen, weil er anderen Dingen nachjagte, und später hatte er es rechtzeitig wieder erkannt, um das aufbauen zu können, was heute ein Multimillionendollarunternehmen war.

    Kathryn lud das nächste Foto herunter. Vom Flughafen, wahrscheinlich mehr Hollywood-Stars beim Abflug, dachte Ric. Bis eines der Gesichter seine ungeteilte Aufmerksamkeit verlangte.

    Lara?

    Sie hielt den Kopf geneigt. Trug eine Sonnenbrille. Diese Verfärbung da auf ihrer linken Wange … war das der Ausläufer eines blauen Auges? Auch ihre Lippen waren geschwollen, so als hätte sie dort einen Schlag abbekommen.

    Rics Blick glitt zu dem Mann an ihrer Seite. Eindeutig, das war Gary Chappel, der Kerl, den sie geheiratet hatte. Erbe und Vorstandsvorsitzender des Pflegeheim-Imperiums, aufgebaut von seinem Vater. In unermesslichen Reichtum hineingeboren und mit einem Aussehen, das ihm eine Modelkarriere sichern würde, wenn er es denn darauf angelegt hätte.

    Auf diesem Foto jedoch sah er nicht sonderlich attraktiv aus. Dünner Mund, mit zusammengepressten Lippen, die Lider halb geschlossen über wütend glitzernden Augen. Einen Arm fest um Laras Schulter geschlungen, hielt er mit der Hand des anderen Laras Oberarm mit eisernem Griff.

    „Wow! Ein gefundenes Fressen für die Klatschpresse", entfuhr es Kathryn.

    Gary und Lara Chappel, eines der Paare der australischen High Society. Meist fotografiert als zwei schöne Menschen. Ric hatte unzählige solcher Fotos von ihnen gesehen. So eines wie das hier noch nie.

    „Löschen?" Kathryn sah abwartend zu ihm hin.

    „Nein!" Es kam viel zu brüsk heraus.

    Kathryn war die Verwunderung anzusehen. „Das ist nicht gerade ein sehr geglückter Schnappschuss, Ric."

    „Drucks für mich aus und kaufe das Copyright."

    „Aber …"

    „Wenn wir es nicht kaufen, tut es jemand anders. Und wie du schon richtig bemerktest, wird die Klatschpresse sich freudig die Hände reiben. Ich will nicht, dass es veröffentlicht wird." Er handelte aus dem Bauch heraus, aber sein Instinkt drängte ihn zu stark, als dass er das ignorieren könnte.

    „Es ist nicht unser Job, die Leute zu schützen, Ric", erinnerte Kathryn ihn.

    Er hatte sie angelernt. Sie führte das Geschäft, wenn er nicht in Sydney war. Er vertraute ihrem Urteil. Aber das hier war eine persönliche Angelegenheit. Sehr persönlich. Er konnte nicht anders.

    Schon seltsam, nach all den Jahren. Seit er nach Gundamurra geschickt worden war, hatte er keinen Kontakt mehr zu Lara Seymour gehabt. Doch ihr Bild, das noch dazu eheliche Gewalt vermuten ließ, setzte Ric zu.

    Und da saß Kathryn und sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren – mit großen grünen Augen, dunkelrotem Haar, zu einer schicken Kurzhaarfrisur geschnitten, einem hübschen Gesicht und einer fantastischen Figur. Alles in allem eine beeindruckende Erscheinung, die zusätzlich über eine messerscharfe Intelligenz verfügte. Er mochte Kathryn und wünschte ihr alles Gute für die geplante Heirat mit ihrem Freund, irgend so ein erfolgreicher Überflieger bei einer der großen Handelsbanken.

    Um genau zu sein, er mochte sie so sehr, dass er bezweifelte, ob ihr Verlobter auch wirklich gut genug für sie war. Und doch hatte er Kathryn nie gewollt. Nicht so, wie er Lara Seymour gewollt hatte.

    Für ihn war Lara die Verkörperung der Weiblichkeit schlechthin. Schlank, wundervoll proportioniert, ein seidiger Vorhang glänzenden blonden Haars. Feine, sanfte Gesichtszüge, Augen von der Farbe des Sommerhimmels, ein Lächeln, sowohl schüchtern als auch einladend zugleich. Makellose Haut, deren Schimmern in ihm die quälende Sehnsucht erweckt hatte, sie zu berühren, zu streicheln. Damals war ihm auch der Sinn des Ausdrucks „Schwanenhals" klar geworden, wenn sie ihren Kopf drehte. Und sie hatte den geschmeidigen, graziösen Gang einer Tänzerin.

    Alles an ihr hatte ihn fasziniert, und gleichzeitig war sie das real gewordene Sinnbild der Unerreichbarkeit für ihn … Aber das alles lag lange zurück.

    „Lara und ich kennen uns von früher, Kathryn, sagte er leise. „Es wäre ihr unangenehm, das veröffentlicht zu sehen.

    „Du und Lara Chappel?" Sie sah ihn erstaunt an.

    „Lara Seymour."

    „Ist sie der Grund, warum … Verlegene Röte schoss ihr in die Wangen. Hastig wandte sie den Blick wieder auf den Bildschirm. „Ich drucke es für dich aus, murmelte sie.

    „Warum … was?" Ric war neugierig, was sie denken mochte.

    Kathryn lächelte schief. „Das geht mich nichts an, Ric."

    „Sag’s trotzdem."

    Ihr Schulterzucken verneinte persönliches Interesse. „Die Leute reden über dich. Mal ehrlich: Du musst einer der begehrtesten Junggesellen der Welt sein. Du kannst unter den schönsten Frauen wählen, und doch …"

    „Ja?"

    Endlich sah sie ihn direkt an. „Du hast keine feste Beziehung."

    Jetzt lächelte er schief. „Ich führe ein sehr beschäftigtes Leben, Kathryn."

    „Natürlich." Sie nickte und widmete sich dem Ausdruck.

    Ric dachte über das Thema nach, das sie aufgebracht hatte. Stimmt, es war einfach für ihn, Verabredungen mit Frauen zu bekommen, die er attraktiv fand. Aber dieser Reiz hielt für gewöhnlich nicht lange an. Es endete meist dann, wenn ihm überdeutlich bewusst wurde, wie sehr den Frauen gefiel, was er zu bieten hatte. Nicht er interessierte sie, sondern der Erfolg und der Reichtum, den er verkörperte.

    Sein Ziel, bis an die Spitze zu kommen, hatte er jedenfalls verwirklicht. Die Welt war zu seinem Spielplatz geworden. Er besaß Apartments in London und New York – in den nobelsten Gegenden – und in Sydney, mit Blick auf den Hafen. In jeder Stadt standen die besten Autos für ihn bereit – ein Jaguar in London, ein Lamborghini in New York, ein Ferrari hier in Sydney.

    Der Porsche, den er damals wegen Lara gestohlen hatte, fiel ihm ein. Heute hätte er sich problemlos einen kaufen können. Er wollte es nicht. Warum sich selbst an eine Niederlage erinnern?

    Aber konnte man der eigenen Vergangenheit überhaupt entkommen?

    Kathryn reichte ihm das ausgedruckte Hochglanzfoto, und er betrachtete es mit gerunzelter Stirn. Die Vergangenheit hatte ihn eingeholt, ihn zurückgeführt in jene Zeit, als Lara Seymour ihm wichtiger gewesen war als alles andere auf der Welt.

    „Hast du einen Umschlag?" Noch während er die Frage stellte, wusste er, dass er etwas unternehmen würde.

    Kathryn zog eine Schublade auf.

    „Drucke fünf weitere Kopien und schließe sie in den Safe. Sein Instinkt riet ihm auch, vorsichtig zu sein. „Dann lösch es aus dem Speicher.

    Sie nickte, auch wenn die ungewöhnlichen Anordnungen sie irritierten. „Was soll ich denen für das Copyright anbieten?"

    „Ist mir gleich. Er ließ das Foto in den Umschlag gleiten. „Handle den besten Preis aus. Auf dem Weg zur Tür warf er einen Blick zurück. „Um es deutlich zu machen: Mir ist egal, wie viel es kostet. Tu’s einfach."

    „Fein." Sie stellte keine weiteren Fragen, auch wenn die in ihren Augen zu lesen waren.

    Ric kümmerte es nicht. Er konnte sich diese alberne Schwäche leisten, wenn es das denn war. Es sah aus, als stecke Lara mit ihrem Gary Chappel in Schwierigkeiten. Das Foto war am Flughafen aufgenommen worden. Hatte sie versucht, ihrem Mann davonzurennen?

    Gewalt in der Ehe kam in den besten Familien vor und wurde oft genug aus Scham vertuscht. Und aus Angst vor weiterer Gewalt. Seine Mutter hatte es am eigenen Leib erfahren. Sie war gestorben, als Ric noch ein Kind gewesen war. An einer geplatzten Niere. Damals war er zu klein gewesen, um seine Mutter zu beschützen. Sein Vater war dafür ins Gefängnis gegangen, aber nie würde Ric die Angst vergessen, als er vor Gericht gegen seinen Vater ausgesagt hatte.

    Wenn Lara mit dieser Art Angst leben musste …

    Ric ballte unbewusst die Hände zu Fäusten, während der Lift ihn in die Tiefgarage brachte. Es war nicht seine Schlacht. Er hatte gar nicht das Recht, sich einzumischen. Und doch konnte er es nicht ignorieren. In ihm brannte die Notwendigkeit, etwas zu tun. So wie das nahezu euphorische Bewusstsein, die Macht dazu zu haben. Die Macht, alles zu tun, was er wollte.

    Er war kein Straßenjunge mehr. Sondern ein reicher Mann.

    Mit mehr Klasse als die meisten anderen. Und mehr Geld. Das er ganz nach eigenem Belieben ausgeben konnte.

    In dieser Hinsicht konnte er Gary Chappel mehr als nur das Wasser reichen.

    Er war froh, dass er heute Morgen den Armani-Anzug angezogen hatte. Eigentlich eher für das Lunchtreffen mit Mitch Tyler gedacht als für den Geschäftstag. Anwälte trugen nun mal ständig Anzüge, und Mitch war einer der Top-Anwälte des Landes. Mitch hatte erreicht, was er hatte erreichen wollen. Johnny Ellis auch. Mehrere von Johnnys Country-&-Western-Songs hatten Platinum eingeheimst. Selbst nach all den Jahren hielten die drei seit ihrer Zeit auf Gundamurra Kontakt und trafen sich, wenn sie am gleichen Ort waren.

    Keiner von ihnen war verheiratet.

    Als Ric in seinen Ferrari stieg, fragte er sich, ob die beiden wohl das gleiche Problem mit Frauen hatten wie er. Wahrscheinlich verstanden die drei sich gegenseitig besser, als sie es je mit einer Frau schaffen könnten. Es war gut möglich, dass er Mitch brauchen würde, um die Sache mit Gary Chappel zu bereinigen. Wenn es das war, was Lara wollte.

    Ric verließ den Parkplatz und schlug die Richtung zu den Eastern Suburbs ein. Der Umschlag mit dem Foto lag neben ihm auf dem Beifahrersitz – eine mächtige Waffe, die er einsetzen konnte, wenn Lara ihre Freiheit zurückhaben wollte.

    Er wusste, wo sie lebte. Nicht, dass er Nachforschungen angestellt hätte. Die Presse war voll gewesen mit Berichten, als Gary Chappel die Fünfzehn-Millionen-Dollar-Villa in Vaucluse erstanden hatte. Eine ganze Fotoserie hatte Lara gezeigt, wie sie stolz die Veränderungen präsentierte, die sie auf dem Anwesen vorgenommen hatten.

    Die perfekte Gastgeberin, hatte Ric damals gedacht. Nie wäre er auf den Gedanken gekommen, dass ihr Leben im privaten Bereich miserabel sein könnte. Ihm war es erschienen, als sei sie mit allem gesegnet … und immer noch genauso unerreichbar für ihn. Unsinnig, ein Treffen mit ihr zu arrangieren. Man sollte Vergangenheit Vergangenheit sein lassen. So etwas konnte nur Frust und Enttäuschung bringen.

    Und warum mischte er sich dann jetzt ein?

    Weil das Bild, das er sich von ihrem ach so wunderbaren Leben gemacht hatte, zerbrochen war.

    Was erhoffte er sich von seiner Intervention? Für wen hielt er sich? Superman, der zu ihrer Rettung kam?

    Nun, vielleicht würde sich die ganze Geschichte als peinlicher Witz für ihn entpuppen, aber Ric wusste, er würde keine Ruhe mehr finden, bis er die Wahrheit, die sich hinter diesem Foto verbarg, herausgefunden hatte.

    Es war diese Entschlossenheit, die ihn bis nach Vaucluse brachte. Entschlossenheit, die ihn die breiten Stufen bis zur Säulenveranda emporsteigen und den Klingelknopf drücken, die ihn die lange Wartezeit durchhalten ließ, bis die Haustür endlich geöffnet wurde. Nicht von Lara, sondern von einer Frau mittleren Alters mit grauen Haaren. Das strenge dunkelblaue Hemdblusenkleid wies sie sofort als Angestellte aus. Wahrscheinlich die Hausdame, vermutete Ric.

    „Mein Name ist Ric Donato. Ich möchte Mrs. Chappel meine Aufwartung machen", sagte er mit noch mehr Entschlossenheit.

    „Es tut mir leid, Mr. Donato, aber Mrs. Chappel empfängt heute keine Besucher", kam es unnachgiebig zurück. Immerhin verriet es, dass Lara zu Hause war.

    „Mich wird sie empfangen, erwiderte er grimmig und hielt der Haushälterin den Umschlag hin. „Bitte geben Sie ihr das und richten Sie ihr aus, dass Ric Donato hier sei, um über den Inhalt zu sprechen. Ich warte auf die Antwort.

    „Sehr wohl, Sir."

    Die Frau nahm den Umschlag und schloss die Tür.

    Er wartete.

    In gewisser Hinsicht war es Erpressung. Lara würde wissen, dass das nicht die einzige Kopie war. Sie würde Angst haben, wozu er das Foto benutzen wollte. Diese Angst würde ihm die Tür öffnen. Und er würde wieder in ihr Leben treten.

    Für wie lange, das wusste er nicht zu sagen.

    Für ihn war es einfach etwas, dem er nicht den Rücken kehren konnte.

    2. KAPITEL

    Lara saß im Kinderzimmer. Mit der Fußspitze hielt sie den Schaukelstuhl in Gang. Die Bewegung sollte beruhigen, trösten, auch wenn sie wusste, dass nichts gegen die Niedergeschlagenheit helfen würde, die sie hier in diesem goldenen Käfig, gefangen gehalten von Gary, empfand. Sie musste weg. Musste einfach. Aber wie?

    Mit leerem Blick starrte sie auf die leere Wiege, den leeren Kinderwagen, all das Leere, das sie für ihr Baby gekauft hatte. Sie wünschte, sie wäre mit dem Baby gestorben. Die ultimative, unumkehrbare Flucht. Wahrscheinlich die einzige Möglichkeit. Garys Überwachung funktionierte lückenlos, sie würde nie von ihm wegkommen. Überall wachsame Augen.

    Wie auch immer: Sie musste gehen, bevor er sie noch einmal schwängerte. Sie hoffte mit aller Kraft, dass es gestern nicht passiert war. Das wäre unerträglich. Sie hatte sich vor ein paar Tagen heimlich eine Schachtel mit Antibabypillen aus einer Apotheke in Kings Cross besorgt. Hatte vorgegeben, das Rezept zu Hause vergessen zu haben, und fest versprochen, es am nächsten Tag vorbeizubringen. Eigentlich hieß es, dass der Schutz gleich mit der ersten Pille einsetzen würde, aber sie hatte irgendetwas Falsches gegessen und sich übergeben müssen, sodass sie nicht sicher war, ob der Empfängnisschutz überhaupt noch gewährleistet war.

    Mit einem Kind wäre sie auf ewig in dieser Beziehung gefangen. Gary würde ihr mit dem Gesetz zu Leibe rücken und mit Sicherheit das Sorgerecht bekommen. Allein bei dem Gedanken, ein Kind seiner Obhut zu überlassen, zog sich alles in ihr zusammen. Das durfte nie passieren.

    Marian Keith erschien im Türrahmen, einen weißen Umschlag in der Hand. Gary hatte sie eingestellt, sie entsprach seiner Vorstellung einer Hausdame. Als Witwe und Mitte fünfzig zeigte sie sich sehr dankbar für das großzügige Gehalt. Schließlich hatte sie fast erwachsene Söhne, die durchs Studium gebracht werden wollten.

    Alle Hausangestellten waren von Gary ausgesucht worden, sie waren ihm gegenüber verantwortlich, nicht seiner Frau. Doch ab und zu erhaschte Lara einen mitfühlenden Ausdruck in den Augen der Haushälterin. Marian Keith sah mehr als jeder andere in diesem Haus, wenn auch lange nicht alles. Gary achtete darauf, seine Spielart der Tyrannei hinter geschlossenen Türen auszuleben.

    „Entschuldigen Sie, Mrs. Chappel, aber da ist ein Gentleman an der Haustür …"

    „Sie wissen doch, dass ich heute niemanden sehen kann, Mrs. Keith." Lara schaukelte weiter. Ihr Blick glitt zu den Walt-Disney-Motiven auf der Wand. Schneewittchen. Lara schnitt eine Grimasse. Ja, sie hatte mit Sicherheit in den vergifteten Apfel gebissen, als sie Gary Chappel geheiratet hatte. Nur bei ihr gab es niemanden, der zu ihrer Rettung kommen würde. Niemanden.

    „Er war sehr hartnäckig. Ein gewisser Ric Donato …"

    Der Schock traf sie mit voller Wucht. Ihr Herzschlag schien auszusetzen. Ruckartig wandte sie der Haushälterin das Gesicht zu. „Wer?" Sie war nicht bereit, zu akzeptieren, was sie gehört hatte.

    „Er sagte, sein Name sei Ric Donato."

    Nach all diesen Jahren! Laras Gedanken wanderten in die Vergangenheit zurück. Wie oft hatte sie nach ihm gesucht? Hatte darauf gehofft, er möge auftauchen. Sie hatte sich so nach ihm gesehnt. Ihr war es gleich, wer er war oder was er nicht besaß. Ric Donato. Ricardo …

    Ein verlorener Traum.

    Einer, den sie vor langer Zeit begraben hatte, als die Jahre ohne ein Lebenszeichen von ihm vergingen. Jetzt war es zu spät. Er durfte sie unmöglich so sehen.

    „Er bat mich, Ihnen das hier zu geben. Marian Keith kam mit ausgestrecktem Arm, in der Hand den Umschlag, ins Zimmer. „Er wartet unten vor der Tür. Er sagte, Sie würden den Inhalt mit ihm besprechen wollen.

    Lara schüttelte den Kopf, nahm aber den Umschlag entgegen und öffnete ihn automatisch, neugierig, was darin stecken mochte. Sie hatte das Hochglanzpapier nur zum Teil herausgezogen, als der nächste Schock sie traf.

    Instinktiv schob sie das Foto zurück, um die Gesichter zu verdecken. Mehrere Sekunden lang schien sie wie erstarrt, als sie sich ausmalte, welche Reaktionen eine Veröffentlichung dieses Fotos in den Medien heraufbeschwören würde.

    „Was soll ich dem Herrn ausrichten, Mrs. Chappel?"

    Dem Herrn … Ric Donato wartete unten an der Tür … bereit, über den Inhalt zu reden …

    Sie hatte gar keine andere Wahl. Entweder ihn empfangen, oder …

    Ihr Herz begann unruhig zu klopfen, die Brust wurde ihr eng. Sie sog scharf die Luft ein und traf die einzige Entscheidung, die sie vielleicht vor Garys Wut bewahren würde.

    „Führen Sie Mr. Donato auf die Terrasse, Mrs. Keith. Ich werde hinunterkommen."

    Zögern. Besorgtheit. „Sind Sie sicher, Mrs. Chappel?"

    Gary würde herausfinden, dass sie einen Besucher gehabt hatte, so oder so. Sie würde ihm den Grund gestehen müssen. Großer Gott! Es gab keinen Ausweg. Aber es war immer noch besser, das Foto von einer Veröffentlichung zurückzuhalten und die Bestrafung für die Szene hinzunehmen, die sie verursacht und die ein Unbekannter mit der Kamera festgehalten hatte.

    „Ja, ich bin sicher, Mrs. Keith", antwortete sie mit sehr viel mehr Selbstvertrauen, als sie verspürte.

    „Sehr wohl." Ein knappes Nicken und ein brüsker Abgang.

    Lara rührte sich nicht. Der Umschlag, den sie verkrampft in der Hand hielt, war Dynamit. Die Lunte war längst entzündet, und nichts konnte sie löschen. Die schreckliche Explosion würde unweigerlich folgen. Selbst wenn es Lara gelang, eine Veröffentlichung zu verhindern, Gary würde es nicht ertragen können, dass jemand davon wusste. Und Ric Donato wusste davon. Schon jetzt zuckte sie unwillkürlich vor dem Blick aus Rics wissenden Augen zurück … Dunkle Augen, wie brauner Samt, hatte sie einst gedacht. Augen, die sie streichelten, sie liebkosten …

    Sie erschauerte und bemühte sich, die Erinnerung abzuschütteln. Vergeblich. Seit damals war viel Zeit vergangen. Sie war fünfzehn gewesen, Ric sechzehn. Eine wilde Teenagerliebe … ein verrückter Traum … Romeo und Julia. In der realen Welt hätte ihre Romanze nie überlebt.

    Und ums Überleben drehte sich schließlich alles.

    Lara erhob sich aus dem Schaukelstuhl und stellte sich auf die unvermeidliche Begegnung mit Ric Donato ein. Sie eilte nach unten in ihren Ankleideraum und überprüfte ihre Erscheinung. Das Make-up verdeckte fast die Verfärbungen um ihr Auge. Sorgfältig aufgetragener Lippenstift ließ ihren Mund weniger geschwollen erscheinen. Ihr langes blondes Haar fiel ihr wie immer seidig und glänzend über die Schultern. Selbst wenn sie im Haus blieb, erwartete Gary ein makelloses Aussehen von ihr.

    Sie trug eine stahlgraue Designer-Jeans und eine braun-weiß gestreifte Hemdbluse. Die Aufschläge verdeckten den Bluterguss an ihrem Handgelenk. Nichts war zu sehen, außer … Sie setzte eine große Sonnenbrille auf. Völlig legitim, wenn man sich auf die sonnige Terrasse beim Swimmingpool setzte.

    Dummer Stolz, machte sie sich über sich selbst lustig. Ric Donato würde sich nicht täuschen lassen. Und er war auch nicht gekommen, um sich abwimmeln zu lassen. Aber warum war er dann hier aufgetaucht?

    Lara atmete tief durch, in dem verzweifelten Versuch, die innere Unruhe zu dämmen. Sie musste sich ihm stellen, ganz gleich, was seine Absichten sein mochten.

    Mit dem Umschlag in der Hand ging sie zur Terrasse, versuchte ruhig durchzuatmen. Er war bereits da, stand unter der ausladenden Markise, die den Essbereich vor der Sonne schützte, den Blick auf die blauen Wasser des Hafens von Sydney gerichtet.

    Es überraschte sie, dass er einen Anzug trug. Stoff und Schnitt erinnerten sie daran, was für ein Mann Ric Donato heute war. Ein Mann, der sich so viele extravagante Anzüge leisten konnte, wie er nur wollte. Der Mann, der die Macht besaß, ihre privaten Geheimnisse einer sensationslüsternen Öffentlichkeit preiszugeben. Über die Jahre hatte sie so manchen Artikel über ihn gelesen – über den preisgekrönten Fotojournalisten, der ein Unternehmen gegründet hatte, dessen Netzwerk sich über die ganze Welt spannte.

    Und doch ertappte sie sich dabei, wie sie auf die schwarzen Locken starrte, immer noch lang genug, um sich über dem Hemdkragen zu kringeln. Erinnerungen daran, wie sie damals mit den Fingern in diesen seidigen Locken gespielt hatte, tauchten auf …

    Ein Kuss.

    Das war alles, was sie jemals gehabt hatten.

    Nur ein einziger Kuss …

    Er drehte sich abrupt um, so als hätte er ihre Anwesenheit gespürt. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. Augen, die wussten, wo sie jetzt in ihrem Leben stand. Scham bemächtigte sich ihrer, umklammerte ihr Herz mit unnachgiebigem Griff. Wie hatte aus ihrem Leben dieses Gefängnis aus Angst und Hoffnungslosigkeit werden können? Es war wie eine unaufhaltsame Abschussfahrt gewesen. Ein Mal aufs rutschige Eis getreten, gab es kein Zurück mehr.

    „Hallo, Lara."

    Die tiefe sanfte Stimme brachte ihren Puls zum Flattern. Noch immer konnte sie sich nicht überwinden, ihn direkt anzuschauen. Sie konzentrierte sich auf seinen Mund – eine volle Unterlippe, die geschwungene Oberlippe mit scharfen Konturen. Sexy und sinnlich. Ein seltsam faszinierender Kontrast zu dem markanten Kinn und der sehr männlichen römischen Nase.

    Sie erinnerte sich daran, wie er sie geküsst hatte. Langsam, vorsichtig, verführerisch, so verlockend für die romantische Seele, die sie damals gehabt hatte. Wenn sie doch nur die Zeit zurückdrehen könnte, andere Entscheidungen treffen, andere Wege beschreiten könnte …

    „Ric …" Sie zwang sich zu dem einen Wort und zu einem knappen Begrüßungsnicken.

    Er zeigte auf den Umschlag. „Das Foto ist heute Morgen in meiner Agentur eingegangen. Zu kaufen für jeden, der Interesse hat."

    „Das heißt, du hast es noch nicht verkauft?", fragte sie hastig, unfähig, die aufsteigende Panik zurückzudrängen.

    „Nein. Ich werde es auch nicht verkaufen, Lara, versicherte er ihr. „Ich habe gerade mit meiner Assistentin telefoniert, die mir sagte, dass sie die Rechte erstanden hat.

    „Ich erstatte dir den Preis, den du bezahlt hast."

    Er schüttelte den Kopf. „Darum geht es nicht."

    Lara machte eine hilflose Geste. „Ich verstehe nicht. Warum bist du dann gekommen, wenn nicht …?"

    „Um meine Investition wieder herauszuholen? Seine Lippen verzogen sich zu einem ironischen Lächeln. „Es mag erstaunen, aber ich bin wegen dir hier.

    „Wegen mir?" Es klang mehr wie ein Krächzen. Mit Anstrengung hob sie den Blick zu seinen Augen. War das Anteilnahme, was sie da erkannte? Ein seltsames Gefühl breitete sich in ihr aus.

    „Nimm die Sonnenbrille ab, Lara. Vor mir brauchst du dich nicht zu verstecken."

    „Aber ich verstecke … Sie schluckte die Lüge hinunter, aber ihr demoliertes Gesicht zu zeigen … das war einfach zu erniedrigend. „Kannst du mir nicht den letzten Rest meines Stolzes lassen, Ric?

    „Hier geht es auch nicht um Stolz, sondern um die Wahrheit. Es bleibt zwischen uns", sagte er leise und gab damit ein Versprechen, von dem sie wusste, dass er es einhalten würde.

    Außerdem hatte er das Foto. Das er zurückgehalten hatte. Bewies das nicht, dass er ihr Geheimnis hüten würde?

    Mit einem resignierten Schulterzucken setzte sie die Sonnenbrille ab. Sichtbar wurde eine Schwellung, die ihr Auge zu einem schmalen, blutunterlaufenen Schlitz zusammendrückte. „Die blaue Wahrheit", meinte sie selbstironisch und musste Tränen zurückhalten.

    Er nickte. „Ich habe dir nie erzählt, dass meine Mutter auch zu den verprügelten Ehefrauen gehörte."

    Bei seiner schonungslosen Beschreibung zuckte Lara zusammen.

    „Sie starb an den Verletzungen, die mein Vater ihr zufügte, da war ich acht, fuhr er fort. Er wollte, dass sie verstand, was passieren konnte. „So oft ich mich ihm auch in den Weg warf, um sie zu schützen, es lenkte ihn ab, aber es konnte ihn nicht aufhalten. Ich konnte sie nicht retten.

    „Das tut mir leid. Ich … Sie schüttelte den Kopf und schluckte hart. „Nein, das hast du mir nie gesagt, brachte sie hervor, verzweifelt bemüht, den Rest ihrer Würde zu wahren.

    „Aber dich kann ich retten, Lara. Wenn du das möchtest."

    „Oh Gott!" Blind vor Tränen stolperte sie zum nächsten Stuhl und brach darauf zusammen. Sie schlug beide Hände vors Gesicht und weinte hemmungslos über die angebotene Chance, vor einem Ehemann gerettet zu werden, der sie niemals gehen lassen würde.

    Sie war sich verlegen darüber bewusst, dass Ric sie nicht aus den Augen ließ. Zumindest versuchte er nicht, sie zu berühren, stammelte auch keine tröstenden Worte. Er blieb auf der anderen Seite des Tisches stehen, reglos wie eine Statue, sagte nichts, bewegte sich nicht. Ließ ihr einfach Zeit, sich wieder zu fangen. Was sie irgendwann tat. Ihr Stolz lag in Scherben da, aber wie Ric gesagt hatte, hier ging es nicht um Stolz.

    „Danke, aber es gibt nichts, was du tun könntest. Sie sah ihn an, damit er in ihren Augen lesen konnte, dass sie die Wahrheit sprach. „Außer dem natürlich, was du bereits getan hast … mit dem Foto. Ich bin dir sehr dankbar dafür, Ric.

    Immer noch brannte das Feuer in seinen dunklen Augen. „Da am Flughafen … bist du vor ihm davongelaufen?"

    „Es ist mir nicht gelungen, gestand sie. „Jeder hier … sie sagen ihm alles. Ich kann nirgendwohin gehen, ohne dass er davon erfährt.

    „Was ist mit deiner Familie, Lara? Kann die dir nicht helfen?"

    „Mein Vater hat einen Schlaganfall erlitten. Er wird in einem der Chappel-Pflegeheime versorgt. Und meine Mutter … sie will nichts Negatives über Gary hören. Es ist zu gefährlich."

    Sie sprach nicht weiter. Ric wusste, es gab keine Geschwister, Lara war ein Einzelkind. Und Freunde – die hatte Gary ausgesucht. Zu den Freundinnen aus den Jahren ihrer Laufbahn als Model war der Kontakt abgebrochen.

    „Aber du willst ihn verlassen?", hakte er nach.

    „Oh ja. Sie warf ihm einen verächtlichen Blick zu. „Ich bin keine Masochistin, Ric.

    „Wie sehr, Lara?, forderte er sie heraus. „Wie weit wärst du wirklich bereit zu gehen, um Gary Chappel ein für alle Mal loszuwerden?

    Sie schüttelte geschlagen den Kopf. „Das ist unmöglich."

    „Doch, es ist machbar", sagte er mit solcher Arroganz und Selbstsicherheit, dass sie die gefauchte Bemerkung, entstanden aus Elend und Frustration, nicht zurückhalten konnte.

    „Glaubst du nicht, ich hätte bereits ausgelotet, was machbar ist und was nicht?"

    „Wärst du bereit, ein Jahr auf einer Schafstation im Outback zu leben, weit ab von allem, das du kennst?"

    Im Outback? Daran hatte sie nie gedacht. Sie war noch nie dort gewesen, kannte niemanden dort. Hatte auch nicht die geringste Vorstellung davon, wie die Menschen dort lebten. Aber sie lebten. Und sie wäre endlich frei von der Angst. Die Angst, die ihr ständiger Begleiter war, die ihr ständig im Nacken saß.

    „Ja." Jede andere Antwort, basierend auf ihren Erfahrungen

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