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DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN KOFFER: Der Krimi-Klassiker!
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eBook252 Seiten3 Stunden

DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN KOFFER: Der Krimi-Klassiker!

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Über dieses E-Book

Ein kleiner schäbiger Koffer hält die Welt in Atem. In ihm verbirgt sich der Tod in Form einer von den Russen konstruierten Superatombombe, die Tod und Verderben für Millionen von Menschen bringen kann. In Frankreich, England und Rußland - überall ist die Hölle los. Geheimdienste arbeiten Tag und Nacht auf Hochtouren, Geigerzähler werden eingesetzt, männerbetörende Agentinnen spinnen ihre gefährlichen Netze, und furchtlose Männer setzen zum Wohl der Menschheit ihr Leben aufs Spiel. Wer ist der große Unbekannte, der brutal und rücksichtslos nach diesem unheilvollen Koffer jagt, um schließlich die ganze Welt zu bedrohen?

Bryan Edgar Wallace (* 28. April 1904 in London; † 1971), der Sohn des legendären Schriftstellers Edgar Wallace, wurde in Deutschland insbesondere durch die Verfilmung seiner Romane in den 1960er Jahren bekannt. Der Apex-Verlag veröffentlicht die Werke des Autors als durchgesehene Neuausgaben in seiner Reihe APEX CRIME und macht diese Krimi-Klassiker erstmals seit nahezu fünfzig Jahren wieder verfügbar.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum22. Okt. 2019
ISBN9783748718475
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    Buchvorschau

    DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN KOFFER - Bryan Edgar Wallace

    Das Buch

    Ein kleiner schäbiger Koffer hält die Welt in Atem. In ihm verbirgt sich der Tod in Form einer von den Russen konstruierten Superatombombe, die Tod und Verderben für Millionen von Menschen bringen kann. In Frankreich, England und Rußland - überall ist die Hölle los. Geheimdienste arbeiten Tag und Nacht auf Hochtouren, Geigerzähler werden eingesetzt, männerbetörende Agentinnen spinnen ihre gefährlichen Netze, und furchtlose Männer setzen zum Wohl der Menschheit ihr Leben aufs Spiel. Wer ist der große Unbekannte, der brutal und rücksichtslos nach diesem unheilvollen Koffer jagt, um schließlich die ganze Welt zu bedrohen?

    Bryan Edgar Wallace (* 28. April 1904 in London; † 1971), der Sohn des legendären Schriftstellers Edgar Wallace, wurde in Deutschland insbesondere durch die Verfilmung seiner Romane in den 1960er Jahren bekannt. Der Apex-Verlag veröffentlicht die Werke des Autors als durchgesehene Neuausgaben in seiner Reihe APEX CRIME und macht diese Krimi-Klassiker erstmals seit nahezu fünfzig Jahren wieder verfügbar.

    Der Autor

    Bryan Edgar Wallace.

    (* 28. April 1904 in London; † 1971).

    Bryan Edgar Wallace - auch Edgar Wallace jr. - war ein englischer Kriminalschriftsteller und Drehbuchautor. Er war zudem der Sohn des erfolgreichen Schriftstellers Edgar Wallace.

    Bryan Edgar Wallace wurde im April 1904 als Sohn des britischen Schriftstellers Edgar Wallace und dessen erster Frau Ivy Wallace, geborene Caldecott, geboren. Wallace benannte ihn nach dem amerikanischen Senator William Jennings Bryan, mit dem er befreundet war. Bryan Edgar ging auf die Oundle School und später auf das Emanuelle College in Cambridge, anschließend war er Offizier der britischen Armee. Nach seiner Militärzeit arbeitete er als Drehbuchautor bei British Lion, der Gaumont British Picture Corporation, Twentieth Century Fox und anderen Filmgesellschaften, bevor er für zwölf Jahre als Sekretär in der britischen Botschaft in Madrid arbeitete.

    Bryan Edgar heiratete 1934 die Biographin seines Vaters, Margaret Lane, die Ehe wurde jedoch bereits 1939 wieder geschieden. 1940 heiratete er Wylodine van Dyke Jones aus Columbus in Ohio. Gemeinsam mit seiner Frau verbrachte er seinen Lebensabend auf dem Schloss Champigny in Champigny-sur-Veude bei Tours an der Loire in Frankreich.

    Die Kriminalromane von Bryan Edgar Wallace wurden stark von denen seines Vaters beeinflusst, handelten jedoch vor allem von Agenten und Weltbeherrschungsplänen. Die Berühmtheit seines Vaters konnte er nicht erreichen.

    Neben diesen eigenen Romanen schrieb Wallace Drehbücher nach verschiedenen Romanen seines Vaters, darunter The Flying Squad (1932), The Frightened Lady (1932), Whiteface (1932), Strangers on a Honeymoon (1936), The Squeaker (1937) und The Mind of Mr. Reeder (1939).

    Nach einem Treffen mit den Filmproduzenten Artur Brauner wurden einige der Romane von Bryan Edgar Wallace im Rahmen des durch Constantin Film und Rialto Film ausgelösten Edgar-Wallace-Booms durch Filme in den 1960er- und 1970er-Jahren verfilmt. Dabei wurde teilweise nur sein Name genutzt und nur ein geringer Teil der Verfilmungen wurde nach seinen Romanen verfilmt; daneben wurden völlig neue, Edgar-Wallace-ähnliche Stoffe erdacht.

    Zu den bekanntesten Bryan-Edgar-Wallace-Filmen gehören Der Würger von Schloss Blackmoor (1963), Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (1963), Der Henker von London (1963) und Das siebente Opfer (1964).

    DAS GEHEIMNIS

    DER SCHWARZEN KOFFER

      Erstes Kapitel

    Es ist, sagte sich Tom, ein sonderbares Gefühl, zu wissen, dass eine Million Menschen darauf aus sind, dich umzubringen, dass ein gewaltiger Apparat in Gang gesetzt wurde, um dich auszulöschen. Nie in seinem Leben war er so restlos einsam gewesen. In der Abgeschiedenheit der engen Kanzel fiel es ihm schwer, sich vorzustellen, dass dort in der Tiefe, nahezu fünfzehn Kilometer unter ihm, eine erbarmungslose Maschinerie fieberhaft den Ort und die Art seines Todes zu errechnen versuchte, während ihm nur der sanft schaukelnde Sternenbaldachin Gesellschaft leistete.

    Dort unten erblickte Tom Pringle die verstreuten Lichter der ostdeutschen Zone, und im Rückspiegel über seinem Kopf sah er den schmalen Lichtstreifen am östlichen Horizont, der die herannahende Morgendämmerung ankündigte. Bisher war alles gut gegangen. Noch zehn Minuten, und er hatte mit heiler Haut die Grenze überschritten und war in die Zivilisation zurückgekehrt. Auftrag durchgeführt. Tom Pringle wird zum Klassenersten befördert und darf eine sieben wöchige Auslandszulage auf einen Hieb verjubeln. Vergnügt lächelte er in sich hinein. Tom Pringle, der Meisterdieb. Dann weckte ein Geräusch im Kopfhörer seine Aufmerksamkeit, und langsam erlosch sein Lächeln.

    Die Mitteilung war so leise, dass er sie kaum aufschnappen konnte. Er spitzte die Ohren. Schließlich hörte er die monoton sich wiederholenden Worte: »Tom Pringle, dringend - nach K 17, L 48 abdrehen... Tom Pringle, dringend - nach K 17, L 48 abdrehen...« Es war ein elektrischer Schock, der seiner Selbstzufriedenheit den Garaus machte. Warum, zum Donnerwetter, mussten sie in diesem späten Stadium den Plan ändern? Reiner Wahnsinn! Hatten die Herrschaften dort in der Etappe nichts Besseres zu tun als in eine Sache hineinzupfuschen, die so schön glatt verlief? Das hatte ihm grade noch zu seinem Glück gefehlt. Ärgerlich notierte er auf dem Knie die neuen Kartenkoordinaten. Wofür hielten sie ihn eigentlich - für einen Taxi-Chauffeur, den man an eine andere Adresse beordert?

    Finster betrachtete er den großen, gewöhnlich aussehenden Koffer, der auf dem Nebensitz festgeschnallt war. Es erschien ihm fast undenkbar, dass zwei Nationen einen erbitterten heimlichen Krieg um diesen abgeschabten und ordinären Koffer führten, und erst recht konnte er kaum die teuflischen Greuel fassen, die er enthielt. Dabei wusste er, dass ihm seine bloße Nähe zum Verhängnis werden konnte - ein Todesurteil, das in dieser Sekunde über seinem Haupt schwebte. Es würde noch dazu ein abscheulicher, schleichender Tod sein. Trotz alledem begann er eine sonderbar perverse Zuneigung zu dem alten Koffer zu empfinden. Seit Wochen hatte er nun unablässig seine Gedanken beschäftigt, und in den letzten drei Tagen war er ihm nicht von der Seite gewichen. Drei Menschen waren bereits seinetwegen ums Leben gekommen. Sein Inhalt bedrohte Millionen mit jähem, unentrinnbarem Tod. Vielleicht, dachte Tom Pringle sardonisch, vielleicht ist es die Kameradschaft des Todes, die mich lockt...

    Er sah Joe vor sich, wie er in London sitzt, sich in seinem Bürosessel zurücklehnt, zur Decke emporblickt und mit seiner tonlos unpersönlichen Stimme sagt: »Schlimme Sache, dass Tom auch dran glauben musste, aber vier Mann sind kein so hoher Preis, wie ich ihn erwartet habe.« Tom fragte sich: Wenn man Joe durch eines dieser modernen Elektronenhirne ersetzt - wird jemand den Unterschied merken?

    Wieder warf er einen Blick in den Rückspiegel und zuckte zusammen. Lange starrte er hin, bis er überzeugt war, er habe sich nicht geirrt. Die unverkennbaren Konturen einer hinterherjagenden Maschine zeichneten sich vor dem matt erhellten Himmel ab.

    Langsam und mit bemerkenswertem Gefühl murmelte er vier Kraftausdrücke in sich hinein und wiederholte sie dann noch obendrein mit lauter Stimme, bedächtig und nachdrücklich. Da wurde ihm irgendwie wohler zumute. Die Jagd war im Gang. Und es ging um ihn. Ergebnislos zerrte er an den Gashebeln. Die Kiste gab ihr Bestes her, mehr durfte man nicht von ihr verlangen. Kein Pilot auf Gottes Erdboden ist dem Mann am Reißbrett gewachsen. Tom Pringle lächelte in sich hinein, ein krampfhaftes, hartes Lächeln. Er war nichts weiter als eine Figur auf einem Maschinengewehrschießstand.

    Von Anfang an hatte er gewusst, dass das Ganze verrückt, sei. Nie hätte er sich von Joe dazu überreden lassen dürfen. Was nützt es, dass man wie ein Einheimischer Russisch spricht, wenn man in einer Maschine sitzt, die nicht schnell genug ist? Am meisten ärgerte ihn, dass er es so weit geschafft hatte und nun zu guter Letzt ins Gras beißen sollte. In edler Pflichterfüllung. Ohne diese neue Order wäre alles gut gegangen. Sie hatte ihm die Suppe versalzen.

    Wieder betrachtete er zuerst den scheinbar so harmlosen Koffer, der ihm aller Wahrscheinlichkeit nach Hals und Kragen kosten würde, und blickte dann in den Spiegel hinauf. In diesen wenigen Sekunden war der Verfolger merklich näher gekommen. Tom versuchte abzuschätzen, wieviel Zeit ihm blieb, bevor der andere ihn eingeholt hatte. Aber es wurde ihm nur eins klar: Die Zeit würde nicht reichen. Er legte seine Maschine schief in die Kurve, um auszuweichen, und sah, wie sein Freund hinter ihm das Manöver getreulich wiederholte. Es hing alles davon ab, wie tüchtig der Russe war. Fünf Minuten später wusste er Bescheid.

    Er sah sie vorbeifliegen, die feinen, gefiederten Fährten der Leuchtspurgeschosse, und warf seine Maschine mit einem Ruck scharf in die entgegengesetzte Kurve. Er holte tief Atem. Der kalte Schweiß rieselte über sein Gesicht. Er befand sich im Feuerbereich und flog zu tief, um etwas dagegen ausrichten zu können. Jetzt wusste er, dass es dumm gewesen war, zum Sturzflug anzusetzen, in der Hoffnung, Tempo zu gewinnen. Wenn nicht schnell etwas passierte, war er verkauft und verraten. Seiner Schätzung nach musste er sich ganz in der Nähe der Grenze befinden. Wo blieb der Schutz, mit dem Joe geprahlt hatte? Im Rückspiegel sah er, wie die Jagdmaschine höher ging und sich anschickte, auf ihre Beute herabzustoßen.

    Felder, Hecken, Straßen und ab und zu ein Haus jagten ihm entgegen und verschwanden, rollten unter ihm dahin wie ein ungeheuerliches buntes Fließband. Die Straße in die Freiheit, das Feld des Todes.

    Wenn nur... Er begann nachzudenken. Aber in der nächsten Sekunde erstarrte ihm das Blut in den Adern. Ein Schauder lief durchs Leitwerk. Er wusste, dass es ihn erwischt hatte. Hastig blickte er nach links und nach rechts und sah, dass die eine Tragfläche getroffen war, und zwar, nach dem ausströmenden Rauch zu schließen, an der Motorhaube. Er warf einen Blick aufs Armaturenbrett und bemerkte, dass seine Diagnose stimmte. Die Instrumentennadeln des rechten Motors begannen heftig zu pendeln. Wie lange würde er es noch schaffen? Fünfzehn Sekunden? Dreißig Sekunden? Die Chancen wurden immer geringer. Hundert zu eins.

    Nun, dachte er bei sich, geseilt Tom Pringle sich zu den Scharen der unbekannten und unbesungenen Helden. Die Helden, bitte, rechts Schlange bilden, bitte, nicht drängeln, es ist für alle Platz genug da. Hart zog er den Knüppel nach hinten, begann langsam und laut zu zählen. Die Maschine stieg fast senkrecht hoch, eine anmutige Rauchfahne hinter sich zurücklassend. Er blickte nach unten und versuchte, die Höhe abzuschätzen. Es war eine hübsche, flache Landschaft mit einigen Wäldchen. Er sah neben einer Hecke einen Marin stehen, der etwas Glitzerndes in der Hand hielt.

    Tom bückte sich, zog an der Reißverschlussschnalle, die den Koffer festhielt, und hob ihn mit einem Ruck auf den Schoß. Jetzt, dachte er, ist es an der Zeit, dass der brave olle Tom sich in einen Vogel verwandelt. Pringles berühmte Nummer. Der Todessprung. Eintritt frei. Bei Versagen kein Ersatz. Er zog die Schutzklappe seines Fallschirmsitzes übers Gesicht, schaltete den Kontakt ein und fühlte den dumpfen Stoß im Rücken, als unter dem Sitz die Ausstoßladung explodierte. Einen Augenblick lang war die hämmernde Wucht des Windes fast unerträglich, schien ihn in Stücke reißen zu wollen, dann ging es vorüber, und er purzelte langsam kopfüber in die Tiefe.

    Abgesehen davon, dass der Koffer allem Anschein nach entschlossen war, sich rücksichtslos bis ans Rückgrat durch ihn hindurchzustemmen, ging die Landung verhältnismäßig sanft vonstatten. Zögernd sackte der Fallschirm in sich zusammen. Tom koppelte ihn los und stand auf. Er hatte es geschafft. Und er hatte den Koffer bei sich.

    Als er nach oben blickte, sah er, dass seine Maschine sich bereits in eine knatternde Feuerkugel verwandelt hatte und schnell in tausend Trümmer zerfiel, die durch die Luft sausten. In der Ferne kam die russische Jagdmaschine herangeprescht, fast auf den Kopf gestellt, um ihn mit ihren MGs zu bestreichen.

    Tom nahm den Koffer und rannte los. Zu seiner Linken sah er einen kleinen Mann herantrotten, einen Melkeimer in der Hand. Er warf einen Blick über die Achsel. Die Jagdmaschine hatte sich aufgerichtet und setzte mit höchster Geschwindigkeit zum Angriff an. Sehnsuchtsvoll betrachtete Tom Pringle den Wald, der nur etwa zweihundert Meter entfernt war. Er hätte ebenso gut auf dem Mond liegen können. Ein recht veraltetes Klischee, dachte er, während er sich vornüber zu Boden warf. Der Boden war hart und taufeucht. Das Gras reichte ihm bis knapp an die Schultern. In einer Papiertüte hätte er sich sicherer gefühlt.

    Er blieb liegen und lauschte dem anschwellenden Winseln der herannahenden Jagdmaschine. Plötzlich hörte die Zeit zu rasen auf. Unglaublich langsam verrannen die Sekunden. Endlich hörte er das scharfe Rattern der Geschütze und den Knall der Schallwelle, die über seinen Kopf hinwegfegte. Dann war es vorbei.

    Tom Pringle blickte auf. Der kleine Mann, der auf ihn zugelaufen war, torkelte umher, als ob er betrunken wäre, die Hände an den Bauch gedrückt. Vor Toms Augen beugte er sich immer weiter nach vorn, bis er sachte aufs Gesicht fiel und sich nicht mehr bewegte. Aus dreihundert Meter Höhe einen Melkeimer mit einem Koffer zu verwechseln: Das kann man verstehen.

    Tom nahm den Koffer und rannte los. Es sollte sein Todesurteil sein.

      Zweites Kapitel

    Selbst in unseren Tagen, da die Superlative etwas Alltägliches sind und nur das Alltägliche oft ungewöhnlich ist, kann man einmal am frühen Morgen um 4.30 Luftkämpfe veranstalten, die damit enden, dass brennende Maschinen abgeschossen werden, ohne dass der eine oder andere, der nicht gerade schläft, aufmerksam und neugierig wird. In der Geborgenheit des Waldes überlegte sich Tom Pringle, diese an und für sich so friedliche Gegend würde sehr bald recht ungesund werden.

    Wenn seine Berechnungen stimmten, musste er die Grenze überschritten haben und sich in Westdeutschland befinden - eine Theorie, die durch das Verhalten des russischen Fliegers bekräftigt wurde, der ihn sonst, wäre man noch in Ostdeutschland gewesen, der zärtlichen Obhut seiner Freunde unten auf dem Boden überlassen hätte. Gewiss war Tom sich darüber im Klaren, dass das keine besondere Rolle spielte. Solange er den Koffer bei sich hatte, würde alle Welt nach ihm Ausschau halten, und geriet der Koffer in unrechte Hände, würde der gute Joe seine Kalkulationen von Grund auf ändern müssen. Das war - hätte er’s nur gewusst - eine bemerkenswert exakte Prophezeiung.

    Tom Pringle zog einen kleinen Kompass aus der Tasche und setzte den Kurs auf den Landeplatz. Nachdem er sich drei Stunden lang mit dem Koffer dahingeschleppt hatte, der bei jedem Schritt schwerer wurde, kam er in die Gegend, in der er den Landeplatz vermutete. Aufatmend versteckte er den Koffer in einem Heuschober. Eine halbe Stunde später kroch er durch eine Hecke und entdeckte die rissigen Reste einer alten Rollbahn. Vor ihm stand die verfallene Ruine eines hölzernen Hangars.

    Gerade die Stille und Öde machten Tom Pringle nervös. Er spielte sogar mit dem Gedanken, seine Pistole aus der hinteren Hosentasche hervorzuholen, aber in der friedlichen ländlichen Umgebung kam ihm diese theatralische Geste lächerlich vor. Wie dumm würde er aussehen, wenn er mit gezückter Waffe plötzlich einem Angestellten des Büros begegnete.

    Vorsichtig spähte er um die Ecke des Hangars. Dann wich er hastig zurück. Aber es war zu spät. Keine drei Meter von ihm entfernt, stand ein Mann und betrachtete ihn mit einem leicht belustigten Lächeln. Aber nicht das Lächeln fesselte Tom Pringles Aufmerksamkeit, sondern die Pistole in der Hand des Fremden, die sein freundliches Lächeln Lügen zu strafen schien.

    »Hallo, Tom! Schön, dass Sie es geschafft haben!«, sagte der Mann.

    »Wer sind Sie? Und was soll die Kanone?«

    »Ich wollte mich nur vergewissern, dass es sich um keinen ungebetenen Gast handelt«, erwiderte der Mann ungezwungen.

    Tom kam sich töricht vor. Deshalb wurde er böse. »Na, jetzt wissen Sie Bescheid - jetzt können Sie Ihr Spielzeug wegstecken.«

    Lächelnd schob der Mann die Pistole in die Tasche. Aber gerade dieses Lächeln fand Tom beunruhigend.

    »Sie sind doch Tom Pringle?«, fragte der Mann.

    »Ja. Kommen Sie aus London?« - Der Mann nickte.

    »Baker Street?«

    »Ja. Aber ich war eine Zeitlang in Kanada. Wo ist der Koffer?«

    »Er war mir zu schwer. Ich habe ihn versteckt.«

    »Wo?«

    Die Frage klang allzu abrupt, allzu eifrig. Wieder durchzuckte Tom ein leises Misstrauen, aber er behielt es für sich. Solange seine Pistole in der hinteren Hosentasche steckte, war er nicht in der Lage, sich auf Auseinandersetzungen einzulassen.

    »In einem Heuschober, ein paar Kilometer von hier«, erklärte er.

    »Gut. Erinnern Sie sich genau, wo?«

    »Gewiss.«

    »Können wir mit dem Auto hinfahren?« Er deutete auf einen kleinen Wagen, der neben dem Hangar geparkt war.

    Tom zögerte.

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