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DER WEISSE TEPPICH: Der Krimi-Klassiker!
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eBook221 Seiten2 Stunden

DER WEISSE TEPPICH: Der Krimi-Klassiker!

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Über dieses E-Book

Der weiße Teppich war ein Zankapfel von dem Augenblick an, als Harriet MacDonald ihn vorschlug. Ihr Mann protestierte entschieden. Trotzdem ging sie hin und kaufte ihn. Als ich sie kennenlernte, bildete ich mir ein, ihr eigensinniges Beharren auf dem weißen Teppich sei nur eine Methode, sich gegen den dominierenden Gatten durchzusetzen: Aber wie so vieles in dem eigenartigen Haus lag auch hier, wie es sich herausstellen sollte, ein tieferer und keineswegs so simpler Grund vor.

Bryan Edgar Wallace (* 28. April 1904 in London; † 1971), der Sohn des legendären Schriftstellers Edgar Wallace, wurde in Deutschland insbesondere durch die Verfilmung seiner Romane in den 1960er Jahren bekannt.

Der Roman Der weiße Teppich erschien erstmals im Jahre 1963; eine deutsche Erstveröffentlichung folgte im gleichen Jahr unter dem Titel George und Jojo.

Der weiße Teppich war überdies die literarische Vorlage für den Film Der Henker von London (Deutschland 1963, Regie: Edwin Zbonek) mit Hansjörg Felmy, Maria Perschy, Dieter Borsche, Wolfgang Preiss, Rudolf Fernau und Chris Howland.

Der Apex-Verlag veröffentlicht die Werke von Bryan Edgar Wallace als durchgesehene Neuausgaben in seiner Reihe APEX CRIME und macht diese Krimi-Klassiker erstmals seit nahezu fünfzig Jahren wieder verfügbar.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum26. Jan. 2020
ISBN9783748727460
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    Buchvorschau

    DER WEISSE TEPPICH - Bryan Edgar Wallace

    Das Buch

    Der weiße Teppich war ein Zankapfel von dem Augenblick an, als Harriet MacDonald ihn vorschlug. Ihr Mann protestierte entschieden. Trotzdem ging sie hin und kaufte ihn. Als ich sie kennenlernte, bildete ich mir ein, ihr eigensinniges Beharren auf dem weißen Teppich sei nur eine Methode, sich gegen den dominierenden Gatten durchzusetzen: Aber wie so vieles in dem eigenartigen Haus lag auch hier, wie es sich herausstellen sollte, ein tieferer und keineswegs so simpler Grund vor.

    Bryan Edgar Wallace (* 28. April 1904 in London; † 1971), der Sohn des legendären Schriftstellers Edgar Wallace, wurde in Deutschland insbesondere durch die Verfilmung seiner Romane in den 1960er Jahren bekannt.

    Der Roman Der weiße Teppich erschien erstmals im Jahre 1963; eine deutsche Erstveröffentlichung folgte im gleichen Jahr unter dem Titel George und Jojo.

    Der weiße Teppich war überdies die literarische Vorlage für den Film Der Henker von London (Deutschland 1963, Regie: Edwin Zbonek) mit Hansjörg Felmy, Maria Perschy, Dieter Borsche, Wolfgang Preiss, Rudolf Fernau und Chris Howland.

    Der Apex-Verlag veröffentlicht die Werke von Bryan Edgar Wallace als durchgesehene Neuausgaben in seiner Reihe APEX CRIME und macht diese Krimi-Klassiker erstmals seit nahezu fünfzig Jahren wieder verfügbar.

    Der Autor

    Bryan Edgar Wallace.

    (* 28. April 1904 in London; † 1971).

    Bryan Edgar Wallace - auch Edgar Wallace jr. - war ein englischer Kriminalschriftsteller und Drehbuchautor. Er war zudem der Sohn des erfolgreichen Schriftstellers Edgar Wallace.

    Bryan Edgar Wallace wurde im April 1904 als Sohn des britischen Schriftstellers Edgar Wallace und dessen erster Frau Ivy Wallace, geborene Caldecott, geboren. Wallace benannte ihn nach dem amerikanischen Senator William Jennings Bryan, mit dem er befreundet war. Bryan Edgar ging auf die Oundle School und später auf das Emanuelle College in Cambridge, anschließend war er Offizier der britischen Armee. Nach seiner Militärzeit arbeitete er als Drehbuchautor bei British Lion, der Gaumont British Picture Corporation, Twentieth Century Fox und anderen Filmgesellschaften, bevor er für zwölf Jahre als Sekretär in der britischen Botschaft in Madrid arbeitete.

    Bryan Edgar heiratete 1934 die Biographin seines Vaters, Margaret Lane, die Ehe wurde jedoch bereits 1939 wieder geschieden. 1940 heiratete er Wylodine van Dyke Jones aus Columbus in Ohio. Gemeinsam mit seiner Frau verbrachte er seinen Lebensabend auf dem Schloss Champigny in Champigny-sur-Veude bei Tours an der Loire in Frankreich.

    Die Kriminalromane von Bryan Edgar Wallace wurden stark von denen seines Vaters beeinflusst, handelten jedoch vor allem von Agenten und Weltbeherrschungsplänen. Die Berühmtheit seines Vaters konnte er nicht erreichen.

    Neben diesen eigenen Romanen schrieb Wallace Drehbücher nach verschiedenen Romanen seines Vaters, darunter The Flying Squad (1932), The Frightened Lady (1932), Whiteface (1932), Strangers on a Honeymoon (1936), The Squeaker (1937) und The Mind of Mr. Reeder (1939).

    Nach einem Treffen mit den Filmproduzenten Artur Brauner wurden einige der Romane von Bryan Edgar Wallace im Rahmen des durch Constantin Film und Rialto Film ausgelösten Edgar-Wallace-Booms durch Filme in den 1960er- und 1970er-Jahren verfilmt. Dabei wurde teilweise nur sein Name genutzt und nur ein geringer Teil der Verfilmungen wurde nach seinen Romanen verfilmt; daneben wurden völlig neue, Edgar-Wallace-ähnliche Stoffe erdacht.

    Zu den bekanntesten Bryan-Edgar-Wallace-Filmen gehören Der Würger von Schloss Blackmoor (1963), Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (1963), Der Henker von London (1963) und Das siebente Opfer (1964).

    DER WEISSE TEPPICH

      Erstes Kapitel

    Der weiße Teppich war ein Zankapfel von dem Augenblick an, als Harriet MacDonald ihn vorschlug. Ihr Mann protestierte entschieden. Trotzdem ging sie hin und kaufte ihn. Als ich sie kennenlernte, bildete ich mir ein, ihr eigensinniges Beharren auf dem weißen Teppich sei nur eine Methode, sich gegen den dominierenden Gatten durchzusetzen: Aber wie so vieles in dem eigenartigen Haus lag auch hier, wie es sich herausstellen sollte, ein tieferer und keineswegs so simpler Grund vor.

    Ich persönlich musste, als ich den Teppich zum ersten Mal sah, Jock MacDonald recht geben. Er brachte eine übermäßig bizarre Note in ein an und für sich schon recht phantastisches Haus. Aber als dann alles vorbei war, habe ich mich zuweilen gefragt, ob nicht MacDonald mit seinem Interesse für afrikanische Zauberkünste dunkel geahnt haben mag, dass dieser Teppich der Schlüssel zu seinem Tode sein würde.

    Harley Manor, das schöne alte Herrenhaus, das die MacDonalds bewohnten, habe ich mein Leben lang gekannt. Bevor die MacDonalds es kauften, hatte es den Craigs gehört, die mit meiner Familie befreundet gewesen waren. In meiner Jugend war ich in dem Haus aus und ein gegangen. Sie hatten einen Sohn in meinem Alter gehabt, aber er war bei einem Autounglück umgekommen, und da waren sie weggezogen. Er war der einzige Sohn gewesen. Ich nehme an, sie hielten es nicht aus, dort zu bleiben.

    Wohl gerade weil ich das Haus so gut kannte und weil es so eng mit meiner Kindheit verknüpft gewesen war, war ich tief bestürzt, als ich sah, was MacDonald angerichtet hatte.

    In den Jahren, in denen ich es gut kannte, war es ein schlampiges, behagliches Heim gewesen, etwas altmodisch, voll von Lachen, Hunden und Angelgerät in der Halle. Einmal im Jahr, erinnere ich mich, veranstaltete Mrs. Craig ein gigantisches Großreinemachen, und trotz der schmerzerfüllten Proteste der Kinder wurde aller angehäufte Kram auf einem gewaltigen Scheiterhaufen verbrannt. Trotzdem sah das Haus nach zwei Monaten wieder so aus, als ob gar nichts geschehen wäre.

    Mehrere Jahre hatte das Haus leer gestanden. Dann zog plötzlich der neue Besitzer ein - MacDonald. Da er mein nächster Nachbar war, suchte ich ihn auf. Obwohl ich wusste, es sei jemand zu Hause, meldete sich niemand auf mein Klingeln, also gab ich es auf - das heißt so lange, bis ich Joan, MacDonalds Tochter, kennenlernte. Das genügte, um mich zu neuen Annäherungsversuchen zu bewegen.

    Ich werde nie den Augenblick vergessen, als ich zum ersten Mal das Innere des Hauses zu sehen bekam, nachdem die MacDonalds es übernommen hatten. Diesmal wurde mir die Tür geöffnet, von einem alten, verschrumpelten Neger, und den Bruchteil einer Sekunde lang war es, als ich die Halle betrat, v/ie eine Heimkehr; aber als ich mich umsah, bekam ich einen gewaltigen Schock: eine grausige Maske starrte mir ins Gesicht. Es gab vier Stück davon, je zwei links und rechts von der Tür, die früher einmal zu Vater Craigs Studierstube geführt hatte - eine Sammlung hässlicher afrikanischer Ritualmasken, eine immer schöner geschnitzt und eine immer abscheulicher als die andere. Schon ihr Anblick bedrückte mich, und noch heute bringe ich diesen ersten Augenblick mit all den Ereignissen in Verbindung, die sich später in diesem Haus abgespielt haben.         

    Die Masken waren an und für sich schlimm genug. Ihre primitive Brutalität aber wurde noch durch den unfassbaren Kontrast zu dem Wandschmuck an der gegenüberliegenden Seite der Halle unterstrichen. Dort hingen neben der Tür, die früher einmal ins Wohnzimmer führte, zwei zarte französische impressionistische Gemälde.

    Wandte ich mich nach links, dann befand ich mich in der heutigen Welt, wandte ich mich nach rechts, dann fühlte ich mich um zehntausend Jahre zurückversetzt, in eine Zeit, als alles Wissen noch im Verborgenen lag und das Leben der Menschen von der Angst vor dem Unbekannten beherrscht wurde. Es lag an dem krassen Kontrast: Als ob auf eine mystische Art das Haus in zwei Hälften zerfallen wäre. Mein erster Impuls war, wegzulaufen, aber, wie gesagt, ich war gekommen, um eine junge Dame zu treffen - also blieb ich da.

    Ich bin nie ein Schürzenjäger oder Seladon gewesen, aber ich muss zugeben, im Falle Joan war ich drauf und dran, mich zu verknallen - noch dazu, nachdem ich sie bis dahin nur zweimal getroffen hatte. Jetzt hatte ich mir vorgenommen, sie zu einer Tennispartie einzuladen, die eigens zu diesem Zweck arrangiert worden war.

    Joan MacDonald war ein merkwürdiges Mädchen, völlig anders als die Frauen, die ich je in meinem Leben kennengelernt hatte, und gerade ihre besondere Art machte sie so anziehend. Im Vergleich zu den ortsüblichen drallen Sporttypen, die in rotwangiger Fülle in meinem Erdenwinkel zu gedeihen schienen, war sie reiner Dynamit, und bereits unser kurzes Gespräch an den Seitenlinien von Dolly Harmsworths Tennisplatz, während wir zusahen, wie die Tochter des Dorfarztes mit schwitzender Begeisterung den Ball jagte, hatte mir gezeigt, dass alles an ihr durchaus ungewöhnlich war. Sie spielte nicht Tennis, war aber eine Meisterschützin. Sie hatte noch nie ein Kaninchen, wohl aber mindestens drei Tiger erlegt. Sie sprach nicht Französisch, dafür aber fließend Suaheli, und anders als die meisten jungen Mädchen aus meinem Bekanntenkreis, die sich nur dafür interessierten, wer es gerade mit wem trieb, wie und wo, machte Joan MacDonald kein Hehl daraus, dass sie jede Art von Tratsch langweilig fand.

    Sie war nicht sehr groß, hatte aber die anmutig lässige Haltung eines Menschen, dessen Muskeln durchtrainiert sind und jedem Wink gehorchen. Ihr Gang hatte etwas Katzenhaftes, und obwohl sie sich durchaus natürlich bewegte, lag in ihrer gleitenden Anmut etwas Unwirkliches. Das Gesicht war herzförmig, mit reinen, scharf geschnittenen Linien. Obwohl die Backenknochen vielleicht ein wenig zu hoch saßen, als dass man von Vollendung hätte sprechen können, fand ich den Gesamteindruck berückend; nach Dollys Tennispartie konnte ich es kaum erwarten, Joan wiederzusehen.

    Leider war die Woche nach der Partie recht arbeitsreich. Ich bin nämlich ein sogenannter Gentleman-Farmer, eine Art Landjunker. Ich bewirtschafte ungefähr elfhundert Morgen Land, die mir mein Vater vererbt hat, und gerade in dieser Woche hatte ich einen Mähdrescher für die Weizenernte gemietet. Jede Stunde war kostbar, und ich kam nicht los.

    Am Sonnabend kurz nach der Mittagspause waren wir fertig, drei und eine halbe Stunde früher als berechnet. Ich ging eilends ins Haus und badete. Aus einleuchtenden Gründen laufe ich nicht gern mit Strohhalmen im Haar umher.

    Ich weiß nicht, ob es zu trifft, dass Trennung die Herzen zärtlicher stimmt. Meine Neugier jedenfalls war erheblich gewachsen.

    Joans Vater hatte ich nur ein einziges Mal getroffen, und ich muss zugeben, er war eine imposante Erscheinung. Ich beaufsichtigte gerade einige meiner Leute, die einen Zaun gegen seinen Wald zu reparierten. Plötzlich - lautlos - stand er da, wie aus dem Boden gewachsen, wie aus dem Nichts hervorgezaubert: eine wuchtige Gestalt, volle einsachtzig groß, obwohl er kleiner wirkte, weil seine Schultern so breit waren. Er musste seine guten hundert Kilo wiegen. Der massige Kopf saß auf einem kurzen, kräftigen Hals, der mit einer muskulös gewölbten Brust verschmolz. Obwohl seine Züge die gleichen heroischen Ausmaße hatten wie seine Glieder - fester Mund, weit auseinanderstehende Augen mit buschigen Brauen, eine große, leicht abgeplattete Nase -, machte er auf mich einen seltsam verschlossenen und versonnenen Eindruck. Er kam mir wie ein Mensch vor, der ganz auf sich selber konzentriert ist und ohne Rücksicht auf die Folgen seinen Weg geht. Instinktiv spürte ich, dass MacDonald sich seine eigenen Maßstäbe setzte.

    Wenn sie mit den Lebensregeln oder Maßstäben seiner Mitmenschen in Konflikt gerieten, würde er dennoch unbeirrt seinen eigenen Kurs halten.

    Natürlich wurde in der Umgebung, besonders abends im Wirtshaus, viel über ihn geredet, aber Genaueres ließ sich nicht feststellen. Er war Witwer, hatte fast sein ganzes Leben in Afrika verbracht, aber was er dort eigentlich getrieben hatte, konnte nicht einmal Sergeant Gruggins, unser lokaler Sherlock Holmes, ans Licht fördern - und er hätte es wissen müssen, wenn es überhaupt zu erfahren gewesen wäre. Was die Dorfbewohner am meisten ärgerte - weil sie nämlich für gewöhnlich binnen vierundzwanzig Stunden herausbekommen hatten, was jedermann tat -, war, dass keiner von ihnen bisher Gelegenheit gehabt hatte, einen Blick in das Haus zu werfen, seit der neue Besitzer eingezogen war. Auch aus den beiden Negerdienstboten war nichts herauszubekommen, weil sie nie das Grundstück: verließen. Alle Änderungen im Hause selbst hatte eine Londoner Firma vorgenommen, deren Arbeiter - wenn man der öffentlichen Meinung Glauben schenken wollte - sich mit dem neuen Schlossherrn verschworen hatten, den Mund nicht aufzumachen. Nach dem dritten oder vierten Glas Bier wurden die Geschichten, die man sich über Harley Manor erzählte, immer phantastischer.

    Nach seiner Ankunft wohnte MacDonald allein mit seinen Dienern zwei Jahre lang in dem Haus. Dann wurde über Nacht alles zugesperrt, und die Bewohner verschwanden. Das war an und für sich recht seltsam gewesen, aber als er einige Monate später wiederkam, genauso geheimnisvoll und stumm, wie er abgereist war, kannten die Aufregung und Neugier im Dorf keine Grenzen mehr - besonders, da er eine junge schöne Frau mitbrachte, die nur halb so alt war wie er.

    Die ganze Gegend bereitete sich auf die Invasion vor. Nun, da eine Frau im Haus regierte, würde alles anders aussehen, aber man irrte sich sehr: Mrs. MacDonald war eher noch unzugänglicher als ihr Mann, und die gute Gesellschaft durfte auch weiterhin in ihrem immer kälteren Missvergnügen schmoren.

    Drei Wochen später tauchte Joan auf.

    Sie war mit der Bahn bis Newbury gefahren und hatte dort ein Taxi genommen, dessen Chauffeur den Weg zum Herrenhaus nicht kannte. Zum Glück hatte ich an der Dorfstraße gestanden und konnte seine Fragen beantworten. Sie saß auf dem Rücksitz, hinter geschlossenen Scheiben, und musterte mich mit einer Gleichgültigkeit, die ich nur als geflissentlich bezeichnen kann. So betrachtet man einen Käfer, um seine Gattung zu bestimmen. Sorgfältig sah sie mich von oben bis unten an. Dann, davon bin ich überzeugt, warf sie mich in den Mülleimer. Ihre Bliche verließen mich und wanderten die Straße entlang, um nach erfreulicheren Exemplaren Ausschau zu halten. Aber solange ihr Blick auf mir ruhte, war ich seltsam betroffen: er war so durchdringend und unpersönlich, dass er in mir ein gewisses Vertrauen wachrief und ich ihn ebenso freimütig erwiderte, mit einem Freimut, den sie entweder nicht bemerkte oder ignorierte. Aber in diesen kurzen Sekunden hatte ich das Gefühl, in eine andere Welt entrückt zu sein und einem Erlebnis entgegenzusteuern, das außerhalb des Bereichs meiner bisherigen Erfahrungen lag.

    Ich beschrieb dem Chauffeur den Weg zum Herrenhaus, und just, bevor er weiterfuhr, drehte sie sich um und bedankte sich bei mir mit einem Lächeln so freundlich, so frei von allen verlogenen Konventionen, so frei von jeder falschen Prüderie, dass ich schon die Hand heben wollte, um sie zurückzuhalten. Aber bevor ich mich rühren konnte, war sie weg.

    Vier Tage lang benutzte ich jeden denkbaren und undenkbaren Vorwand, um ins Dorf zu

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