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MORD MIT VARIATIONEN - EIN FALL FÜR SERGEANT MADDOX: Der Krimi-Klassiker!
MORD MIT VARIATIONEN - EIN FALL FÜR SERGEANT MADDOX: Der Krimi-Klassiker!
MORD MIT VARIATIONEN - EIN FALL FÜR SERGEANT MADDOX: Der Krimi-Klassiker!
eBook306 Seiten4 Stunden

MORD MIT VARIATIONEN - EIN FALL FÜR SERGEANT MADDOX: Der Krimi-Klassiker!

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Über dieses E-Book

Innerhalb einer Woche werden in Los Angeles vier Morde verübt, die allesamt auf das Konto eines einzigen Mörders gehen. Sind Sie das Werk eines Irren, oder soll die Polizei auf eine falsche Spur gelenkt werden?

Sergeant Maddox steht vor einem Rätsel, bis ihm endlich beim Lesen eines Kriminalromans eine Parallele auffällt...

 

Elizabeth Linington (* 11. März 1921 in Aurora Kane, Illinois; † 5. April 1988 in Arroyo Grande, Kalifornien) war eine US-amerikanische Kriminal-Schriftstellerin.

Ihr Roman Mord mit Variationen um den schrulligen Sergeant Ivor. G. Maddox von der Polizei in Los Angeles ist eine ebenso liebenswerte wie spannende Hommage an die Werke von Agatha Christie und Edgar Wallace.

Mord mit Variationen erschien erstmals im Jahr 1964; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte im gleichen Jahr.

Der Signum-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum10. März 2023
ISBN9783755435198
MORD MIT VARIATIONEN - EIN FALL FÜR SERGEANT MADDOX: Der Krimi-Klassiker!

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    Buchvorschau

    MORD MIT VARIATIONEN - EIN FALL FÜR SERGEANT MADDOX - Elizabeth Linington

    Das Buch

    Innerhalb einer Woche werden in Los Angeles vier Morde verübt, die allesamt auf das Konto eines einzigen Mörders gehen. Sind Sie das Werk eines Irren, oder soll die Polizei auf eine falsche Spur gelenkt werden?

    Sergeant Maddox steht vor einem Rätsel, bis ihm endlich beim Lesen eines Kriminalromans eine Parallele auffällt...

    Elizabeth Linington (* 11. März 1921 in Aurora Kane, Illinois; † 5. April 1988 in Arroyo Grande, Kalifornien) war eine US-amerikanische Kriminal-Schriftstellerin.

    Ihr Roman Mord mit Variationen um den schrulligen Sergeant Ivor. G. Maddox von der Polizei in Los Angeles ist eine ebenso liebenswerte wie spannende Hommage an die Werke von Agatha Christie und Edgar Wallace.

    Mord mit Variationen erschien erstmals im Jahr 1964; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte im gleichen Jahr.

    Der Signum-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur.

    MORD MIT VARIATIONEN

    Erstes Kapitel

    »Sie haben aber eine Menge Bücher, Sergeant Maddox«, sagte Diane Clinton voll Respekt.

    Maddox räumte ein, dass man das wohl sagen könne. Vor den leeren Regalen in vielen Schachteln bunt zusammengewürfelt schienen es doppelt so viele zu sein wie in Wirklichkeit. Ob er sie heute noch alle ordnen konnte, war zweifelhaft; es war immerhin schon zehn Uhr.

    »Warum haben Sie so viele Bücher, Sergeant Maddox?«

    »Tja, ich habe eben eine Vorliebe für Bücher«, erwiderte Maddox. Trotzdem - so viele? Er hatte gar nicht gewusst, wie viel da im Laufe der Zeit zusammengekommen war. Zum ersten Mal seit dreizehn Jahren zog er um, der Bestand hatte sich seither um die Bibliothek seines Vaters vermehrt. Es gelang ihm einfach nicht, auch nur an einem einzigen Antiquariat vorüberzugehen. Alle anderen Sachen waren an seinem freien Tag letzte Woche abtransportiert und aufgestellt worden, aber die Bücher würden ihn länger als einen Tag in Anspruch nehmen, darüber war er sich jetzt schon im Klaren. Diese Vielzahl der Bücher war auch der Grund, warum er so schwer eine neue Wohnung gefunden hatte; keines der vielen Appartements, die er besichtigt hatte, war auch nur im Entferntesten geräumig genug. Dieses kleine Haus auf dem Grundstück hinter dem Anwesen der Clintons an der Gregory Avenue hatte er eigentlich nur genommen, um alle Bücher unterbringen zu können.

    Er richtete sich mühsam auf und zündete sich eine Zigarette an. Man musste sich Zeit lassen und durfte die Bücher nicht gedankenlos in die Regale stopfen. Wenigstens waren schon alle Borde aufgestellt und abgestaubt.

    »Sie haben ziemlich weit draußen gewohnt, nicht?«, fragte Diane interessiert. »Mutter hat es Daddy erzählt. Und. dann sind Sie Sergeant geworden und man hat Sie versetzt.«

    Maddox sah resigniert auf sie hinunter. Ein nettes kleines Mädel, die zehnjährige Diane, aber Weiber!

    »Stimmt«, sagte er. Zuerst hatte er sich ein bisschen darüber geärgert; alles war drunter und drüber gegangen, weil mehrere ältere Beamte gleichzeitig das Pensionsalter erreicht hatten. Es war zwar angenehm gewesen, endlich befördert zu werden - er hatte die Prüfung schon drei Jahre zuvor abgelegt -, aber die Aussicht, sich an ein neues Revier - das Wilcox Avenue Revier in Hollywood - und an einen kompletten neuen Haufen von Untergebenen und Vorgesetzten gewöhnen zu müssen, hatte die Freude doch gedämpft. Er war immer im Van Nuys Revier tätig gewesen, seit er vor sieben Jahren Kriminalbeamter geworden war. Aber es wurde dann doch nicht so schlimm, wie er befürchtet hatte: Lieutenant Eden war ein netter Kerl, und seine Kollegen erwiesen sich als freundlich und hilfsbereit; bis auf diesen O’Brien waren sie auch bei der Arbeit auf Draht. Alles hatte sich längst eingespielt; er arbeitete nun schon sechs Monate in der Wilcox Avenue. Erst, nachdem er drei Monate lang die weite Strecke von und nach Van Nuys zurückgelegt hatte, war er darangegangen, sich in Hollywood eine Wohnung zu suchen, und wegen der vielen Bücher hatte es eine Weile gedauert, bis sich etwas Passendes bot.

    »Ich hab’ die Anfangsbuchstaben von Ihrem Vornamen auf dem Scheck gesehen, den Sie Mutter gegeben haben«, sagte Diane. »I. G. Wofür steht denn das I, Sergeant Maddox?«

    »Für Ivor.«

    »Das ist ein komischer Name, nicht wahr? Ich habe ihn noch nie gehört. Er ist hübsch.«

    »Das ist ein walisischer Name.«

    »Oh. Maddox ist auch ein - ein seltener Name. Woher kommt er denn?«

    »Auch walisisch.«

    »Oh. Und was bedeutet das G?«

    »Das«, sagte Maddox wahrheitsgemäß, »erzähle ich keinem Menschen mehr.« Das letzte Mal hatte er es einer Blondine anvertraut, die ihm recht gut gefiel, Frances Sowieso, und sie hatte so gelacht, dass sie beinahe erstickt wäre.

    »Oh. Ist es sehr schlimm?«

    »Und wie«, sagte Maddox. Wo sollte er anfangen? Er hatte die Schachteln natürlich beschriftet, aber es war doch eine Heidenarbeit, alles zu sortieren.

    »Oh«, sagte Diane. »Tragen Sie eine Pistole, Sergeant Maddox? Auch wenn Sie keine Uniform anhaben?«

    »Es wird uns empfohlen«, sagte Maddox. An der Rückwand würde er mit Archäologie anfangen, dann musste er an der Seitenwand bei Sprachen landen und konnte dann auf der anderen Seite mit Belletristik weitermachen. Das hatte seine Vorteile.

    »Das wird so eine Art Bibliothek, nicht?«, sagte Diane. »Wie bei einem Millionär.«

    »Na ja, stimmt ja auch«, meinte Maddox. Der Raum hier war das zweite kleine Schlafzimmer, im ersten und im Wohnzimmer standen ebenfalls Regale, aber die meisten hatten hier Platz gefunden; einfache Naturkiefer mit verstellbaren Brettern. Manche Regale hatte noch sein Vater anfertigen lassen, den Rest hatte er selbst an geschafft. Er lächelte auf die blonde, hübsche Diane hinunter. »Die einzige Ähnlichkeit zwischen mir und einem Millionär.«

    Sie kicherte. »Darf ich Ihnen helfen?«

    »Nein, so etwas kann man nur allein machen«, gab Maddox bedauernd zurück. »Ich würde nie mehr etwas finden, wenn ich das nicht selbst mache.«

    Mrs. Clinton klopfte flüchtig an die offene Haustür und kam herein. »Hab’ mir schon gedacht, dass du hier bist«, sagte sie zu Diane. »Du darfst Sergeant Maddox nicht belästigen, Schatz. Er hat schon genug zu tun, und wenn er sich auch noch mit dir abgeben muss

    »Ich belästige ihn doch gar nicht!«

    »Wir verstehen uns prima«, sagte Maddox. Mrs. Clinton war ebenfalls hübsch und blond.

    »Na, sie hat Ihre Geduld lange genug in Anspruch genommen«, meinte sie lächelnd. »Komm jetzt, Herzchen, du bist bei Dr. Roberts bestellt.«

    »Aber Mammie!«

    Diane ließ sich widerstrebend hinausführen und schenkte Maddox zum Abschied noch ein strahlendes Lächeln.

    Maddox drückte seine Zigarette aus und ging in sein Schlafzimmer. Er betrachtete sich im Spiegel über der Kommode; nicht zum ersten Mal überlegte er sich, dass es wirklich recht merkwürdig war, weil man ihn beim besten Willen nicht gutaussehend nennen konnte. Mit einem Meter sechsundsiebzig überschritt er knapp die geforderte Mindestgröße, und ein paar Pfund Untergewicht waren die Regel bei ihm. Ein schmales, dunkelhäutiges Gesicht ohne besondere Kennzeichen, schwarzes Haar, gerade Nase, gewöhnliche blaue Augen, die Wangen ein bisschen eingefallen. Im Übrigen sah er immer so aus, als könnte eine Rasur nicht schaden. Die dichte Behaarung auf der Brust bis hinauf zum Hals war jetzt zu sehen, weil er den Kragen aufgeknöpft hatte.

    Er betrachtete sich kopfschüttelnd. Es blieb ein Rätsel, über achtzehn Jahre jetzt schon, seit er mit dreizehn dahintergekommen war. Warum die Frauen von Ivor Maddox so fasziniert waren, würde er nie begreifen, und manchmal war es sogar recht peinlich. Wahrscheinlich war es auch ein Grund, warum er erst drei Jahre nach bestandener Prüfung zum Sergeant befördert worden war. Die Polizeibehörde von Los Angeles verfügte für solche Fälle über eine ganze Sammlung von puritanischen Vorschriften und Bestimmungen; die einzigen Tadelsvermerke in seiner Personalakte, seit er sich vor zehn Jahren um die Einstellung in den Polizeidienst beworben hatte, verdankte er den Frauen. Er war ja schließlich kein Schürzenjäger, der jeder Frau nachjagte. Eigentlich war es ungerecht. Er verlangte nichts anderes als ein ruhiges Leben in seiner Freizeit und Zeit zum Lesen. Aber sie ließen ihn nicht in Ruhe, und schließlich - Maddox seufzte. Er hatte mitgehört, als Captain Samuels mit Lieutenant Eden telefonierte - kurz nachdem die Versetzung offiziell durchgegeben worden war. Captain Samuels hatte ein bisschen unlieber geklungen.

    »Wenn Sie das berücksichtigen und entsprechend großzügig sein wollten, verstehen Sie? Er ist wirklich sehr tüchtig, wenn man ihm freie Hand lässt - hat wirklich was auf dem Kasten. Nur - es klingt ja recht komisch, und ich glaube nicht, dass er etwas dafür kann - bei jeder zweiten Gelegenheit ist eine Frau im Spiel. Sie sind wie die Verrückten hinter ihm her. Aber seine Leistungen beeinflusst das nicht, er ist absolut ehrlich und vertrauenswürdig, da brauchen Sie keine Sorgen zu haben. Wenn Sie gelegentlich ein Auge zudrücken Würden

    Maddox seufzte wieder. Er war Captain Samuels für seine gutgemeinten Ratschläge dankbar; vielleicht hatten sie doch etwas genützt...

    Er ging zurück in das andere Zimmer. Jeder hat sein Kreuz, dachte er. Da kann man eben nichts machen. Und im letzten halben Jahr hatte er tatsächlich ausgesprochene Strafpredigten vermeiden können - der Lieutenant hatte ihn wegen der Kleinen aus Texas nur ermahnt, und später wegen der Rothaarigen...

    Er fand die Schachtel mit der Aufschrift A/T und nahm das erste Buch heraus. Von Königswald - nein, lieber mit Velikovsky anfangen, damit er in Zukunft wusste, wo er zu finden war. Für die kosmischen Theorien dieses Verfassers hatte er einiges übrig.

    Eine halbe Stunde später war er bis zur Mitte der Schachtel gelangt, als das Telefon läutete. Ergeben ging er hinüber, um den Hörer abzunehmen, wobei ihm schon dämmerte, was ihn erwartete.

    Es war Kriminal-Assistent César Rodriguez.

    »Tut mir leid, dass ich Ihnen den freien Tag vermiesen muss«, sagte er, »Der Lieutenant hat zuerst versucht, Anderson zu erreichen, aber er ist nicht zu Hause.«

    »Kann ich mir denken«, meinte Maddox. »Hat sich etwas getan?«

    »Sie sind ein Hellseher«, sagte Rodriguez. »Es hat sich was getan.

    Ein Raubüberfall - kann sich zu einem Mord auswachsen. Jemand muss sich das ansehen.«

    Maddox warf einen Blick auf die Kartons mit Büchern und sagte: »So ein Mist! Na schön. Wo?«

    »Draußen in der Fountain Avenue«, und Rodriguez gab ihm die Anschrift durch. »Der Mann hat einen winzigen Malzbierladen. Er ist wahrscheinlich gestern Nacht überfallen worden, als er zusperren wollte. Wirklich was Ausgefallenes. Sie treffen mich und D’Arcy dort.«

    »Okay«, sagte Maddox. Er ging ins Schlafzimmer, nahm aufs Geratewohl eine Krawatte, knöpfte den Kragen zu und band sich den Schlips. Er zog das graue Jackett an, holte seinen zerdrückten Filzhut aus dem Schrank, suchte in der Tasche nach den Schlüsseln und verließ das Haus. Ein gepflasterter Weg schlängelte sich an dem größeren Haus der Clintons vorbei zur Straße. Dort hatte er seinen blutroten Frazer Nash stehen.

    Als er sich ans Steuer setzte, dachte er, dass es vielleicht seine Autos waren, die das schwache Geschlecht anlockten. Wenn er einen ganz gewöhnlichen Oldsmobile oder Buick hätte - aber er mochte nun einmal ausgefallene Fahrzeuge, und außerdem wusste er, dass sich damit nicht alles erklären ließ. Er fuhr den Frazer Nash, den er für seinen Mercedes eingetauscht hatte, schon fast zwei Jahre und war sehr zufrieden. Er brauchte zwar mehr als zehn Liter auf hundert, bei einem Achtzylindermotor musste man sich aber damit abfinden. Im Großen und Ganzen machte ihm der Wagen wirklich Spaß.

    Er fuhr zur Fountain Avenue, bog links ab und starrte auf die Nummernschilder. Nach ein paar Häuserblocks entdeckte er D’Arcys Wagen und parkte seinen Nash auf der anderen Straßenseite.

    Das Lokal befand sich in einem einstöckigen Ladenbau zwischen einem Dutzend anderer Läden. Über der Tür ein Schild: Walt’s. Die Tür stand offen. Er trat ein.

    D’Arcy und Rodriguez standen herum und unterhielten sich, während sich zwei Leute vom Spurensicherungsdienst hinter der Theke betätigten. D’Arcy und Rodriguez waren die beiden Kriminalbeamten, mit denen Maddox normalerweise zusammenarbeitete, und er kam gut mit ihnen aus. Er und D’Arcy hatten eine Gemeinsamkeit entdeckt, weil sie beide ungewöhnliche Namen trugen; niemand rief D’Arcy bei seinem Vornamen, wenn er nicht Streit haben wollte, und César Rodriguez kam mit allen Leuten aus. Maddox grinste, als er sie so stehen sah - D’Arcy knapp über einsneunzig, schlaksig und dunkelhaarig, Rodriguez fünfzehn Zentimeter kleiner, adrett und schnurrbärtig. Wie üblich war es D’Arcy, der gestenreich einen Vortrag hielt, während Rodriguez gelangweilt und mit ironischer Miene zuhörte.

    »Na, was gibt’s denn?«, sagte Maddox, als er sich zu den beiden gesellte.

    »Man soll nichts berufen«, meinte D’Arcy. »Ich habe das Gefühl, dass wir nicht zum letzten Mal von dem Burschen hören, Ivor. Vielleicht wirklich ein Irrer - aber ich fange lieber von vorne an. Dieser Walt, Walt McLean, um die Sechzig, betreibt den Laden hier schon ungefähr zwanzig Jahre. Seine Nichte hat uns Bescheid gesagt - die einzige Verwandte, er ist Witwer. Er verdient ordentlich, nichts Aufregendes, verstehen Sie. Ja, er wohnt drüben in Kingsley, schon seit Jahren, und der Hausverwalter und seine Frau sind mit ihm befreundet, verstehen Sie? Sie haben sich jedenfalls Sorgen gemacht, als er gestern nicht zur üblichen Zeit heimkam. Er hat gewöhnlich bis neun Uhr offen und kommt so um halb zehn heim.«

    »Ist er ganz allein hier?«, fragte Maddox, während er sich umsah. Vier kleine Nischen, zehn Hocker an der Theke. Eine kleine Speisekarte über dem Spültisch hinter der Theke. Frikadellen, ein paar Sorten belegter Brote, Malzbier, Eiskrem, alkoholfreie Getränke.

    »Eine Frau half von Mittag bis sechs Uhr aus«, erwiderte Rodriguez. »Nach sechs Uhr war er allein. Übermäßig viele Kunden wird er wohl nicht gehabt haben.«

    »Nein. Und?«

    »Die Wohnung des Hausverwalters liegt unmittelbar neben der von McLean«, fuhr D’Arcy fort, »und er war immer noch nicht heimgekommen, als sie zu Bett gingen. Und heute früh fingen sie dann an, sich Sorgen zu machen. McLean schien noch nie ausgeblieben zu sein, und sie riefen hier an - aber es rührte sich niemand. Dann telefonierten sie mit seiner Nichte, einer Marcia Dwight, und sagten ihr Bescheid. Sie bekam es mit der Angst zu tun, ließ sich von ihrem Chef freigeben - sie arbeitet bei Dean Witters als Sekretärin - und fuhr hierher. Vorne war abgesperrt, sie ging nach hinten - hinter dem Gebäude ist eine kleine Gasse - und sah McLean auf dem Boden des Hinterzimmers liegen, durch die Glasscheibe in der Tür. Sie verständigte uns. Die Leute vom Ambulanzwagen meinten, der arme Kerl müsse dort seit gestern Abend um neun gelegen haben. Er ist nicht tot, jedenfalls lebte er noch, als er abtransportiert wurde, aber seine Aussichten sind nicht besonders rosig. Jemand hat ihm den Schädel eingeschlagen. In der Wunde wurden Spuren von Holzsplittern gefunden.«

    »Ja«, sagte Maddox. »Er hatte wohl gerade zugesperrt. Der Täter muss durch die Gasse herangeschlichen sein und gewartet haben, bis McLean ins Hinterzimmer kam. Ist er immer hinten rausgegangen?«

    »Ich glaube schon. Die Ladenbesitzer parken hinten. Sein Wagen steht noch dort. Ein alter Dodge.«

    »Wieviel fehlt?«, fragte Maddox. »Ich wüsste nicht, was da so ausgefallen sein sollte.«

    Rodriguez lächelte strahlend; er hatte eine Vorliebe für ungewöhnliche Fälle.

    »So viel sich beurteilen lässt, ist überhaupt nichts gestohlen worden, Amigos«, sagte er. »Wir haben mit der Nichte gesprochen. Sie ist jetzt im Krankenhaus. Sie stand mit ihrem Onkel sehr gut - immerhin war sie die einzige Verwandte - und weiß über das Geschäft Bescheid. Jeden Abend nahm er mit nach Hause, was in der Kasse war, und am anderen Tag, sobald diese Mrs. Oliver hinter der Theke stand, fuhr er zu seiner Bank am Santa Monica Boulevard und zahlte ein. Durchschnittlich wird er pro Tag fünfunddreißig Dollar verdient haben, meint sie.«

    »Ja?«, sagte Maddox.

    Rodriguez betrachtete nachdenklich seine Zigarette.

    »McLean trug siebenunddreißig Dollar und dreiundvierzig Cent bei sich. Außerdem seine neue Uhr, die ihm seine Nichte zum Geburtstag geschenkt hat, und einen Rubinring, den er immer trug.«

    »Oh«, sagte Maddox. »Aha.«

    »Ich würde mir noch etwas ansehen«, riet ihm Rodriguez.

    Maddox ging mit ihnen hinter die Theke. Eine schmale Türöffnung führte in ein kleines Lager, das die Form eines L hatte; den restlichen Platz hatte man für eine schmale, Toilette verwendet. Es gab Regale zur Warenlagerung, einen zweiten Kühlschrank, eine Tür, die auf die Gasse hinausführte.

    »Da war er«, sagte D’Arcy, »mitten auf dem Boden, mit dem Gesicht nach unten. Man sieht die Blutflecke noch. Er lag mit dem Kopf zur Tür, die in den Laden führt. X muss also hereingekommen sein, während McLean ihm den Rücken drehte. Aber das Entscheidende ist das da. Man musste es herunternehmen, um ihn auf die Bahre zu legen, aber die Funkstreifenbeamten waren auch nicht auf den Kopf gefallen, sie haben dafür gesorgt, dass niemand die Sachen angerührt hat. Sie lagen auf der Leiche - na ja, ich meine, hoffentlich kommt es nicht soweit.«

    »Ist noch nicht einmal auf Fingerabdrücke untersucht«, meinte Rodriguez erfreut.

    »Was Sie nicht sagen«, knurrte Maddox. Er ging in die Hocke und sah sich die Sachen an.

    Das erste war ein Straßenführer für den Bezirk Los Angeles, ein ziemlich dickes Buch, neueste Ausgabe, die etwa hundertzehn Karten und ein Straßenverzeichnis enthielt. Um die Mitte war säuberlich ein Band aus hellgrüner Seide gebunden, mit einer feinen Schleife. Unter dem Band befand sich ein halbes Blatt Schreibmaschinenpapier, auf das jemand mit grünem Kugelschreiber in Großbuchstaben geschrieben hatte:

    DAS IST NUMMER EINS! DIE GRÜNE MASKE.

    »Oh, nein«, sagte Maddox. »Das glaube ich einfach nicht. Machen Sie hier Witzelten, César? So etwas würde Ihnen ähnlich sehen!« Rodriguez lachte. »Ich habe nichts damit zu tun. Es war wirklich so, so wahr ich hier stehe.«

    »So wahr ich hier stehe!«, sagte D’Arcy. »Das ist doch das Tollste - ich hab’ ja gesagt: ein Verrückter. Sie sehen, was ich meine? Ich meine - ich frage Sie, wer macht so etwas Verrücktes?«

    »Alle«, sagte Maddox traurig, »die irgendeinen von tausend schlechten Kriminalromanen gelesen haben, um neunzehnhundertzwanzig.« Er stand auf und kramte in seinen Taschen nach einem Päckchen Zigaretten. Und dann, als er gerade dabei war, sich eine Zigarette anzustecken, ließ er das Zündholz ausgehen und starrte die Sachen an. »Herrgott noch mal - das bringt mich auf eine Idee... Nein, ist schon fort, ich kann’s nicht festnageln. Hat einer schon so etwas gesehen? Du meine Güte!«

    »Hab' ich’s nicht gesagt?«, meinte Rodriguez. »Ausgefallen, Mir passt’s. Wir finden ganz bestimmt keine brauchbaren Abdrücke. Das wird eine feine Sache werden, wartet nur ab. Damit kommen wir alle in die Zeitung.«

    »Ein kleiner Sonnenstrahl«, meinte Maddox.

    »Na ja, komisch ist es wirklich«, sagte D’Arcy. »Das sieht jeder. Die Nichte sagt, sie wüsste genau, dass McLean keinen von diesen Stadtplänen hatte. Er fährt überhaupt nicht viel. Und dass das Ding noch auf ihm lag...«

    »Und die Mitteilung. Diese Mitteilung«, sagte Rodriguez. »Nummer eins. Die Graphologen können mit Druckbuchstaben nichts anfangen, wissen Sie. Sicher ein Schizophrener mit Verfolgungswahn. Wie dieser Roland im letzten Jahr.« Es fehlte nur noch, dass Rodriguez sich die Hände rieb. »Ich möchte nur wissen, wird Nummer zwei wieder der Besitzer eines Imbisslokals sein oder ganz einfach ein Mann um die Sechzig, oder...«

    »Heiliger Strohsack!«, sagte Maddox. »Nicht so schnell. Die grüne Maske. Ich bitte Sie! Das ist doch lächerlich... Er hätte die Kasse ausräumen können. Die siebenunddreißig Dollar, die McLean bei sich trug, brauchen nicht in der Kasse gewesen zu sein. Vielleicht hat er sie einfach übersehen.«

    »Das ist nicht Ihr Ernst«, erwiderte Rodriguez. »Die Nichte behauptet, McLean habe nie mehr als fünf oder sechs Dollar bei sich gehabt - abgesehen von der Tageseinnahme, bevor er zur Bank fuhr. Und«, fügte er beinahe befriedigt hinzu, »überhaupt keine Hinweise, jedenfalls nicht an der Oberfläche. Wir werden keine Abdrücke finden.«

    In diesem Augenblick kamen die Leute vom Spurensicherungsdienst herein und vertrieben sie vorübergehend.

    »Das schlägt doch dem Fass den Boden aus«, sagte Maddox. »Die grüne Maske. Du ahnst es nicht... Da will sich jemand aufspielen. Ich möchte nur wissen, warum. Nicht zu fassen!« Er schwieg eine Weile, dann meinte er: »Ja. Sollte wohl so aussehen - irrsinnig. Von außen her. Unpersönlich. Weil es in Wirklichkeit gar nicht so war? Der Kerl hat wohl zu viel Kriminalromane gelesen?«

    »Nein«, sagte Rodriguez. »Ihr altes Laster - Sie machen alles zu kompliziert. Der typische Schizophrene.«

    »Die Nichte behauptet, dass er nicht sehr viele Freunde hatte«, meinte D’Arcy. »Er hat sehr zurückgezogen gelebt. Es sieht nicht so aus, als steckten persönliche Motive dahinter. Ein ganz gewöhnlicher, harmloser alter Knabe. Kein Geld. Keine Verwandten bis auf die Nichte. Übrigens eine tolle Nummer - ungefähr sechsundzwanzig, brünett, Figur wie ein Filmstar...«

    »Verflucht und zugenäht«, sagte Maddox unglücklich. Der Fall hatte ihm von Anfang an nicht gefallen. Das war doch wirklich das letzte, und wenn auch noch eine solche Frau mit im Spiel war, konnte er sich jetzt schon gratulieren. So eine Ungerechtigkeit!

    »Die grüne Maske«, sagte er. »Du lieber Gott. Wie in einem schlechten Verbrecherroman aus den zwanziger Jahren.«

      Zweites Kapitel

    »Na schön«, sagte er, »wir müssen was tun. Sehen wir uns die Gasse an. Oder habt ihr das schon getan?«

    Sie hatten nicht. Sie waren mit der Nichte beschäftigt gewesen, bis diese gebeten hatte, ins Krankenhaus fahren zu dürfen, dann war man beisammengestanden, hatte die Sache besprochen und auf Maddox gewartet.

    »Genau das ist der Grund, warum ihr nicht befördert worden seid«, meinte Maddox. »Er kann bei der Flucht die Waffe verloren haben, und je früher wir sie finden...«

    Sie zwängten sich an den Leuten vom Spurensicherungsdienst vorbei, die aufheulten, man möge diese Tür ja nicht berühren.

    »Oh«, sagte

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