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IRGENDETWAS STIMMT NICHT - EIN FALL FÜR SERGEANT MADDOX: Der Krimi-Klassiker!
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IRGENDETWAS STIMMT NICHT - EIN FALL FÜR SERGEANT MADDOX: Der Krimi-Klassiker!
eBook288 Seiten3 Stunden

IRGENDETWAS STIMMT NICHT - EIN FALL FÜR SERGEANT MADDOX: Der Krimi-Klassiker!

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Über dieses E-Book

Die Tote ist fünfzehn Jahre alt und schwanger. Todesursache: Überdosis eines Herzmittels...

Das Kind ist erst sechs Monate alt und spurlos verschwunden - am helllichten Mittag, aus dem Garten eines Apartmenthauses...

Eine Gruppe von Halbwüchsigen begeht Ladendiebstähle am laufenden Band...

Ein flüchtiger Mörder läuft Amok...

Dies sind die Fälle, mit denen sich Sergeant Maddox vom Polizeirevier Wilson Street in Los Angeles aktuell herumschlagen muss...

 

Elizabeth Linington (* 11. März 1921 in Aurora Kane, Illinois; † 5. April 1988 in Arroyo Grande, Kalifornien) war eine US-amerikanische Kriminal-Schriftstellerin.

Irgendetwas stimmt nicht erschien erstmals im Jahr 1967; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1973.

Der Signum-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum24. März 2023
ISBN9783755436799
IRGENDETWAS STIMMT NICHT - EIN FALL FÜR SERGEANT MADDOX: Der Krimi-Klassiker!

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    Buchvorschau

    IRGENDETWAS STIMMT NICHT - EIN FALL FÜR SERGEANT MADDOX - Elizabeth Linington

    Das Buch

    Die Tote ist fünfzehn Jahre alt und schwanger. Todesursache: Überdosis eines Herzmittels...

    Das Kind ist erst sechs Monate alt und spurlos verschwunden - am helllichten Mittag, aus dem Garten eines Apartmenthauses...

    Eine Gruppe von Halbwüchsigen begeht Ladendiebstähle am laufenden Band...

    Ein flüchtiger Mörder läuft Amok...

    Dies sind die Fälle, mit denen sich Sergeant Maddox vom Polizeirevier Wilson Street in Los Angeles aktuell herumschlagen muss...

    Elizabeth Linington (* 11. März 1921 in Aurora Kane, Illinois; † 5. April 1988 in Arroyo Grande, Kalifornien) war eine US-amerikanische Kriminal-Schriftstellerin.

    Irgendetwas stimmt nicht erschien erstmals im Jahr 1967; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1973.

    Der Signum-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur.

    IRGENDETWAS STIMMT NICHT

    Erstes Kapitel

    »Eine Unverschämtheit!«, schimpfte der dicke Mann empört. »Direkt unter meiner Nase! Ehrlich, ich weiß nicht, was heutzutage in diese Gören gefahren ist!«

    Officer Carstairs musterte die beiden Mädchen und wusste ebenfalls nicht recht, was sie von ihnen halten sollte. Dann sagte sie sich, dass sie mit ihren 27 Jahren noch nicht die alte Glucke spielen durfte; über die junge Generation machte man sich doch frühestens im mittleren Alter Gedanken. Aber wenn sie sich diese beiden Dreizehnjährigen so ansah, die da vor Sergeant Daisy Hoffmans Schreibtisch hockten, musste sie doch den Kopf schütteln. Die eine hatte dunkle, die andere mausfarbene Haare. Beide trugen hautenge Stretchhosen, formlose Blusen und lange Jacken. Die Hose und Jacke der Dunklen waren Schlammfarben, die der Maus von einem schmuddeligen Olivengrün. Beiden hingen die Simpelfransen bis auf die Augenbrauen, die fettigen Haarsträhnen bis auf die Schultern herunter, und die Dunkle kaute eifrig an einem Kaugummi.

    »Es tut mir leid«, sagte die Maus kleinlaut. »Ich hab so was noch nie getan, ehrlich, und ich tu's auch ganz bestimmt nicht wieder. Ehrlich. Es tut mir leid.« Geräuschvoll begann die Maus zu schluchzen.

    »Wollt ihr sie etwa laufenlassen?«, fragte der Dicke, der Lefkowitz hieß. »So ein Balg! Vor meiner Nase klaut sie das Ding – einen Anhänger aus echten Brillanten und Perlen zu 1995! Ich hab diese ewige Klauerei langsam satt, sage ich Ihnen! Ich wette, dass ich in den letzten Monaten für mindestens 500 Dollar Waren verloren habe – durch Ladendiebstahl. Und ich hab nur 'n kleines Geschäft. Was dagegen die Warenhäuser einbüßen – Junge, Junge! Aber wenn diese Gören erst mal damit anfangen...Wollen Sie sie tatsächlich laufenlassen?«

    »Ich will’s nie wieder tun!«, schluchzte die Maus.

    »Nun, Mr. Lefkowitz«, sagte Sergeant Hoffman, »manchmal wirkt ein ordentlicher Schock beim ersten Versuch Wunder, wissen Sie...«

    Sue Carstairs musterte die beiden abermals. Es war natürlich durchaus möglich, dass hier ein allererster Ausrutscher vorlag. Mit dreizehn! Andererseits...

    »...und wir wollen keine große Sache daraus machen...Ein so junges Mädchen... Die Ware haben Sie ja zurückbekommen...«

    »Aha!«, sagte Lefkowitz verbittert. »Sie wollen sie also doch laufenlassen. Nur weil sie jammert, es tut ihr leid. Kann ich mir auch was für kaufen. Ich geb’ mir Mühe, ertappe sie auf frischer Tat, schleppe sie her, und Sie kommen mir da mit Ihrem blöden Gerede, dass ich das Balg nicht beschimpfen soll, weil es erst zwölf oder dreizehn ist! Verdammt noch mal...«

    »Nicht ganz, Mr. Lefkowitz«, entgegnete der Sergeant, ein wenig verärgert. »Äh, würden Sie einen Moment mit mir hinauskommen? Ihr beiden Mädchen wartet hier; ich möchte nachher noch mit euch sprechen, ja?« Die Dunkle kaute immer heftiger auf ihrem Kaugummi herum; die Maus begann noch verzweifelter zu schluchzen. »Ach, übrigens, Sue – der Collins-Bericht ist gerade gekommen. Würdest du den Durchschlag zu Sergeant Maddox hinüberbringen?« Gleich darauf verschwand sie mit Lefkowitz.

    Sue suchte den Durchschlag heraus und folgte den beiden in den Flur. Lefkowitz schimpfte immer noch, also würde ihm Sergeant Daisy bestimmt nur mühsam klarmachen können, dass mit einer kleinen, minderjährigen Ladendiebin wirklich nicht sehr viel zu machen war – es sei denn, man stellte sie unter Bewährung, bis sie sich zu einem chronischen Fall entwickelte. Falls sie das tat.

    Noch immer nachdenklich, betrat Sue das große Büro, das dem Zimmer Sergeant Hoffmans gegenüberlag. Das Polizeirevier an der Wilcox Street war ein sehr altes Haus, daher wirkte auch dieses Büro ziemlich schäbig und musste dringend gestrichen werden. Vier der zum Revier gehörigen Kriminalbeamten waren da und saßen in für sie charakteristischer Haltung an ihren Schreibtischen. Cesar Rodriguez, adrett und sauber wie gewohnt, tippte gerade einen Bericht, während er hin und wieder leise auf Spanisch fluchte. Der große, magere D'Arcy hatte sich salopp auf seinen Stuhl geflegelt und studierte mit einem finsteren Ausdruck auf dem langen Gesicht die Fotokopien einiger Fahndungsaufnahmen. Die Geißel der Wilcox Street – eine Bezeichnung, die ihm Rodriguez verliehen hatte –, der kleine, ältliche Detective Frank O'Brien, ein ziemlicher Wichtigtuer, lag mehr als er saß, mit zurückgesunkenem Kopf und über dem Bauch gefalteten Händen, an einem gegenüberstehenden Schreibtisch und hielt seinen Mittagsschlaf; er schnarchte gleichmäßig. Sergeant Ivor Maddox hatte sich auf seinem Stuhl bequem zurückgelehnt und beschäftigte sich mit einem Blatt Papier, auf das er Zahlen gekritzelt hatte.

    Was hatte dieser Maddox nur eigentlich an sich? Verdammt, dachte Sue Carstairs, soll er zum Teufel gehen! Er war doch nichts weiter als ein magerer, dunkler junger Mann mit blauen Augen, weder besonders groß noch auffallend kräftig: ein pessimistischer, zäher kleiner Walliser. Er hatte seine Krawatte gelockert, dass man unter dem offenstehenden Kragen die dunklen Haare auf seiner Brust sehen konnte.

    »...glaube, ich tu’s doch. Neunundzwanzig-fünfzig, 'ne günstige Gelegenheit kostet hier sonst ungefähr 7.300 – erst vier Jahre alt, dreißigtausend Meilen. An dem Frazer-Nash zahle ich mich allmählich dumm und dämlich.« Maddox und seine Autos! Über Frauen brauchte er sich keine Sorgen zu machen; die liefen ihm zu Dutzenden nach. Wozu Officer Carstairs natürlich zu vernünftig war, aber was sollte man tun, wenn er in einem immer nur die Kollegin sah und niemals eine richtige Frau? Die zuverlässige alte Carstairs, dachte Sue ingrimmig.

    Und dieser Harvey Woodall hatte sie gestern schon wieder einladen wollen. Nein, danke, so tief war sie noch nicht gesunken.

    »Was für 'ne Marke soll das sein?«, fragte D'Arcy.

    »Ein Alvis«, antwortete Maddox. »Englisches Fabrikat. Dieses TD-Dreiliter-Coupe der Serie II mit versenkbarem Verdeck. Großartiger Schlitten. Sechszylinder. Dieser hier...Oh, hallo, Sue!«

    »Abschlussbericht über die Kindsmisshandlung.« Sue warf ihm den Durchschlag auf den Tisch.

    »Hm...«, machte Maddox. »Was soll eigentlich dieses Gejammer und Geheule bei euch da drüben?«

    Sue sagte es ihm mit kurzen Worten. »Ich möchte zwar nicht darauf wetten, dass die Kleine wirklich zum ersten Mal gestohlen hat, aber was soll man machen? Sie wissen doch, wie Eltern sind – und Richter. Außerdem liegt der Charakter in dem Alter bereits mehr oder weniger fest.«

    »Hm«, machte Maddox abermals. »Nur Geduld. Nach einer Weile wird sie achtzehn und somit Anwärterin fürs Kittchen... Ja, die Ratenzahlungen würden um höchstens fünf Dollar pro Monat steigen, und er fährt sich wirklich fabelhaft.« Er wandte sich wieder seinen Berechnungen zu.

    »Was meinen Sie, Ivor«, fragte Sue nachdenklich, »wodurch wird mehr Schaden verursacht – durch echte Bösartigkeit oder durch einfache, schlichte Dummheit?«

    »Nanu, was hat Sie denn zu dieser hochgestochenen Überlegung veranlasst?«, fragte D'Arcy mit hochgezogenen Augenbrauen.

    »Der Pfarrer hat darüber gepredigt, als ich gestern in der Kirche war. Ein Tor, ein böser Mensch... Er ist verdorben in seinem Herzen, er sinnt ständig auf Unheil; er sät Zwietracht. Das ist natürlich ein ziemlich strittiger Punkt.«

    »Und zu welchem Schluss ist der Herr Pfarrer gekommen?«, fragte Rodriguez, von seiner Schreibmaschine aufsehend.

    »Eigentlich zu gar keinem. Nur, dass es heute eine Menge von beidem gibt, vom Bösen und von der Dummheit.«

    »Um das festzustellen, brauchten Sie nicht erst zur Kirche zu gehen«, sagte Rodriguez. »Das hätte Ihnen jeder tüchtige Polizist ebenso gut sagen können.«

    »Ja, ich weiß«, erwiderte Sue.

    »Jedenfalls haben wir vermutlich was Konkretes in diesem Supermarkt-Diebstahl«, sagte D'Arcy. »Die Kassiererin hat gute Augen. Die Zeichnung, die wir nach ihren Angaben angefertigt haben, sieht den Fahndungsfotos ziemlich ähnlich. Der Mann ist ein gewisser Daniel Petty, letztes Jahr aus San Quentin entlassen, bewaffneter Raubüberfall.«

    »Na, ist das nicht reizend!«, sagte Maddox. »Jetzt brauchen wir ihn bloß noch zu finden. Haben wir eine Adresse?«

    D'Arcy verneinte kleinlaut.

    Sergeant Hoffman steckte den blonden Kopf zur Tür herein. »Sue«, rief sie, »wir sollten uns mal in Ruhe mit unseren kleinen Lieblingen unterhalten. Gibst du mir moralische Unterstützung?«

    »Nicht sehr gern.« Sue schnitt eine Grimasse, folgte ihr aber hinaus. »Jetzt hat er wieder mal nichts im Kopf als einen neuen Wagen«, stellte sie fest.

    »Dieser Maddox...« Mitfühlend schüttelte der Sergeant den Kopf.

    Sue seufzte. Seit über einem Jahr war Maddox jetzt in der Wilcox Street, und falls ihm überhaupt jemals – gewissermaßen zum Privatgebrauch – aufgehen würde, dass Officer Carstairs auf ihre bescheidene Art eigentlich ein recht hübsches Mädchen war, und falls er jemals etwas in der Richtung unternehmen würde – dann hätte das eigentlich schon längst passiert sein müssen, sollte man meinen.

    »Wirklich ein schöner Wagen«, sinnierte Maddox, der den beiden Polizistinnen zerstreut nachsah. Nettes Mädchen, diese Carstairs – gute Kollegin.

    Rodriguez zog die dreifache Ausfertigung seines Berichts aus der Maschine, sortierte das Kohlepapier heraus, heftete die drei Ausfertigungen und steckte sich eine Zigarette an. »Es ist wirklich eine strittige Frage«, meinte er nachdenklich. »Bösartigkeit oder einfache Dummheit. Naja, die Fälle, die zurzeit gerade bei uns anliegen...« Dieser Supermarkt-Überfall: Einfach dumm, nicht mal maskiert, der Kerl, und schon beim ersten Versuch von der Kassiererin mit dem scharfen Blick aus dem Verbrecheralbum herausgesucht. Am Abend zuvor war eine Tankstelle überfallen worden; der Dieb hatte ungefähr hundert Dollar erwischt, aber die Beschreibung, die der Tankwart gegeben hatte, war nur sehr vage. In dem Selbstmordfall vom letzten Freitag war noch ein bisschen Schreibarbeit zu erledigen: ein sehr junges Mädchen, noch auf der High School, vom Freund sitzengelassen. Und den Kerl, der am vergangenen Mittwoch gegen Mitternacht auf dem Sunset Boulevard einen alten Colt .357 aus dem Fenster eines fahrenden Wagens gesteckt und einen Rentner, der mit seinem Hund spazieren ging, erschossen hatte, den suchten sie immer noch. »Bösartigkeit«, sagte Rodriguez. »Hast du gestern Abend in der Zeitung gelesen, dass Pierpont im Krankenhaus liegt und langsam an Krebs eingeht?«

    »Wer? Ach so, dieser Pierpont«, antwortete D'Arcy.

    »Ja, der. Der seine Ehefrau umgebracht hat. Dreißig Jahre hat er gesessen, vor einem Jahr haben sie ihn entlassen. Ich hab den Kollegen kennengelernt, der ihn verhaftet hat – ist allerdings schon eine Weile her; er ist inzwischen pensioniert. Der sagte mir, Pierpont sei der einzige Mensch, den er für durch und durch böse halte. Tatsache ist«, schloss Rodriguez leise, »dass wir es wesentlich häufiger mit Dummheit zu tun haben.«

    »Wie bei dem Supermarkt-Überfall«, bestätigte Maddox. »Haben wir Anhaltspunkte auf diesen Petty, D'Arcy?«

    »Die Adressen von ein paar Verwandten.«

    »Naja«, meinte Maddox, »wenigstens haben wir schönes Wetter für die Lauferei.« Tatsächlich herrschte in Kalifornien zwischen den beiden Extremen hin und wieder auch mal schönes Wetter. In diesem Jahr war der Januar mild und sonnig, nachdem es bis Weihnachten sintflutartig geregnet hatte. »Vielleicht sollten wir...« Das Haustelefon auf seinem Schreibtisch klingelte. Er nahm den Hörer ab. »Maddox.«

    »Ich glaube, wir kriegen Schwierigkeiten«, sagte Sergeant Carter, der unten Dienst hatte.

    »Dafür sind wir ja da«, seufzte Maddox. »Was gibt’s denn jetzt wieder?«

    »Was Komisches«, antwortete Carter. »Ich hab den Anruf vor ungefähr vierzig, fünfzig Minuten bekommen. Zuerst habe ich Stoner rübergeschickt, aber er verlangte Unterstützung, deswegen haben wir jetzt vier Wagen dort. Nur sieht es jetzt ganz und gar nicht mehr so einfach aus, wie es zuerst aussah, wenn Sie verstehen, was ich meine, und da dachte ich, dass vielleicht ein paar von euch Gehirnakrobaten rüberfahren, den Leuten Fragen stellen und euren kriminalistischen Scharfsinn einsetzen könntet.«

    »Wobei?«

    »Ein Kind ist verschwunden, ein Baby. Viel Einzelheiten habe ich nicht, nur dass die Funkstreife schon die ganze Umgebung abgesucht, aber nichts gefunden hat. Das Kind kann noch nicht laufen. Es sieht also so aus, als...«

    »Mein Gott, da kann doch alles Mögliche...«

    »Kann schon, ist aber anscheinend nicht«, sagte Carter. »Zwei Swimmingpools im Block, beide untersucht, beide negativ. Außerdem gründliche Durchsuchung des gesamten Häuserblocks. Aber es muss doch von jemandem gestohlen worden sein, nicht wahr? Ein Baby! Aus dem Kinderwagen heraus. Wie dem auch sei, Stoner rief eben an und sagte, dass die Sache sehr merkwürdig ist und dass ich Sie informieren soll. Vas meinen Sie?«

    »Ich weiß noch nicht genug, um mir eine Meinung zu bilden«, antwortete Maddox. »Wo ist die Mutter des Kindes?«

    »Ich habe nicht alle Einzelheiten. Es handelt sich um ein Apartmenthaus, drüben in der Romaine Street. Nach dem, was Stoner mir berichtete, lag das Kind in seinem Kinderwagen im Garten, und als die Mutter es holen wollte, war es verschwunden. Das war um etwa 14 Uhr 15.«

    »Hm.« Maddox sah auf seine Uhr. Jetzt war es 15 Uhr 25. »Romaine Street... Lohnt sich wohl kaum, die Bundespolizei zu informieren, wie?«

    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Carter. »Ich will ja auch nicht behaupten, dass es eine Entführung ist – um Himmels willen! Es kann alles Mögliche sein. Ich sage nur, dass es ein Fall für euch Schlauköpfe ist. Oder hätte ich ihn lieber nicht weitergeben sollen? Ich meine, das Kind ist schließlich verschwunden, es scheint keine auf der Hand liegende logische Erklärung dafür zu geben, und die Stadt bezahlt euch doch, um Fragen zu stellen und kluge Schlüsse zu ziehen, Sergeant.«

    »Aber natürlich«, antwortete Maddox. »Wie ist die Adresse? Vermutlich gibt es eine ganz einfache Erklärung«, wandte er sich an Rodriguez, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, »aber wir müssen sie eben erst finden. Komm mit.« D'Arcy war am Telefon, vermutlich auf der Jagd nach einem Verwandten von Daniel Petty; er winkte ihnen zu, als sie hinausgingen. O'Brien schnarchte unentwegt weiter. Nun, eines Tages musste er ja in Pension gehen, und dann würde die Belegschaft der Wilcox Street unendlich dankbar sein.

    Die Romaine Street in diesem Teil Hollywoods war der Abklatsch vieler anderer Straßen der Umgebung, vor allem, seit in den vergangenen zehn Jahren immer mehr kleine Apartmenthäuser errichtet worden waren. Wo früher einmal ausschließlich alte kleine Einfamilienhäuser auf den üblichen 50 x 50 Fuß großen Stadtgrundstücken gestanden hatten, fand man inzwischen ein Durcheinander von alt und neu. Überall hatten die Baufirmen das eine oder das andere der alten kleinen Häuser aufgekauft, abgerissen und an seiner Stelle ein Apartmenthaus mit acht oder sechzehn Wohneinheiten hingestellt, sodass in einem für die Gegend typischen Block jeweils drei bis vier dieser neuen Kästen zwischen den alten Häusern – zum größten Teil Holzbungalows – lagen.

    In einem dieser Häuserblocks an der Romaine Street fanden sie die gesuchte Adresse. Erlag nur ungefähr acht Blocks vom Polizeirevier entfernt. An der Ecke stand ein neues, meergrün gestrichenes Apartmenthaus, dann kamen vier kleine alte, verhältnismäßig gut erhaltene Holzhäuser mit breitem Vorgarten, dann wieder ein Apartmenthaus, zwei alte Häuser und schließlich das Catalina House, zu dem sie wollten.

    Da man auf jedem Grundstück möglichst viel Wohnungen errichten wollte, waren die Apartmenthäuser dieses Typs gewöhnlich mit der Schmalseite zur Straße gebaut. Das Catalina House nahm zwei Grundstücksparzellen ein und hatte acht Wohnungen; zweistöckig zog es sich von der Straße aus etwa hundert Fuß ins Grundstück hinein, mit einem Parkplatz und Garagen für die Bewohner links, während rechterhand der Eingang für Fußgänger lag. Vorn waren ein paar Büsche, ein bisschen Gras angepflanzt, an der gesamten Länge des grellsafrangelben, stumpfbraun verzierten Gebäudes entlang lief ein Zementweg zu den Apartmenttüren. Vorn und hinten führte je eine Holztreppe zu einem offenen Balkon im ersten Stock hinauf, auf den die vier Türen der oberen Wohnungen mündeten.

    Außerdem hatte sich im Augenblick eine kleine Menschenmenge vor dem Gebäude angesammelt, und auch aus den anderen Häusern des Blocks waren Leute herausgekommen, die interessiert hinüberstarrten und sich unterhielten. Ein Stück die Straße hinunter sprach ein großer, uniformierter Mann, das Notizbuch in der Hand, mit einem Mann und einer Frau. Vor dem Apartmenthaus befragten die uniformierten Beamten Stoner und Barker ein paar Leute, die in der Gruppe der Neugierigen standen.

    »Hier?« Rodriguez stieg aus dem Frazer-Nash. »Was – nur ungefähr neunzig im Monat? Da kann es sich kaum um eine Entführung handeln.«

    »Nein. Aber vielleicht um einen rachsüchtigen Ehemann«, sagte Maddox. »Oder um einen Verrückten. Wenn es kein Unfall war.« Sie näherten sich der Menschengruppe. Rechts ein gewöhnlicher Holzbungalow – dazwischen eine niedrige Mauer aus Betonblöcken. Maddox musterte die Leute interessiert. Gewiss, im Augenblick glaubte er nicht, dass es sich um eine große Sache handelte, doch wenn es eine Eigenschaft gab, die einen Mann veranlasste, Polizist zu werden, dann war es ein nie verlöschendes Interesse an Menschen. Die es ja immer wieder in allen möglichen Ausführungen gab.

    Stoner drehte sich erleichtert um. »Gott sei Dank, dass Sie da sind, Sir! Wir haben überall gesucht, und es sieht wirklich merkwürdig aus – ich meine, ein sechs Monate altes Kind kann doch nicht einfach...« Barker unterhielt sich mit einer alten Dame mit klugen Augen. Eine lustige, dicke, jüngere Frau mit gebleichtem Haar sowie magentaroten Lippen und Fingernägeln, die unglücklicherweise eine grellrote Capri-Hose trug, aber anscheinend eine gute Seele war, wie man aus ihrer mitleidigen Miene schließen konnte, hatte den Arm schützend um ein dünnes, dunkles, hübsches Mädchen gelegt, das bitterlich weinte.

    »Natürlich versorgen Sie ihn gut, Schätzchen, das wissen wir doch alle, kein Mensch kann sagen, dass Sie das nicht tun, und Sie können bestimmt nichts dafür, wenn...«

    Ein älteres Ehepaar, der Mann klein, gebeugt, mit Stock, die Frau mager, mit verkniffenem Mund und missbilligendem Blick, ließ deutlich erkennen, was es dachte: Diese jungen Leute, kein Verantwortungsgefühl, da sind wir anders erzogen worden! Ein Mann von ungefähr dreißig Jahren stand mit unbeteiligter Miene ein wenig abseits und rauchte. Eine andere junge Frau, von knabenhaftem Typus, mit italienischem Haarschnitt und ohne Figur, aber niedlich, plapperte aufgeregt mit einer großen, ruhig wirkenden Blondine von ungefähr vierzig Jahren.

    »...kann ich mir einfach nicht vorstellen...«

    »Und ein so süßes Baby...«

    »...nicht auszudenken, ein Baby einfach allein zu lassen und sich überhaupt nicht darum zu kümmern...«

    »...aber sie haben überall gesucht, im ganzen Block, in allen Gärten, es gibt nicht eine Stelle mehr, wo...«

    »Sieht wirklich merkwürdig aus«, sagte Stoner zu Maddox. »Was kann da bloß passiert sein? Da muss doch einer das Kind mitgenommen haben. Augenblick mal, ich sehe nach, ob... Mrs. Spencer...« Er löste sie sanft aus dem Arm der gebleichten Blondine. »Mrs. Spencer, das hier sind Kriminalbeamte von unserem Revier. Wenn Sie ihnen noch mal erzählen würden...«

    Sie konnte natürlich – wenn überhaupt – nicht sehr klar denken. Man konnte sagen, dass sie nur fühlte. Und da sie ein menschliches Wesen war, zielte wenigstens ein Teil ihrer Gefühle auf eine Rechtfertigung ab. Dass Maddox und Rodriguez vor ihr standen, nahm sie überhaupt nicht richtig wahr. Normalerweise wäre sie eine recht hübsche junge Frau gewesen: langes dunkles Haar, gute Figur in blauem Baumwollhauskleid, helle Haut, große dunkle Augen. Jetzt war sie jedoch nicht vernehmungsfähig, und im Grunde war es vorläufig auch nicht notwendig, sie zu vernehmen.

    »Krimi... Kriminalbeamte...«, sagte sie schluchzend. Mit dem Handrücken wischte sie sich über die Augen. »Aber ich sorge doch wirklich gut für ihn...wirklich! Das können alle bestätigen! Mein goldiger Brian – wirklich! Und die Straße ist doch so ruhig – die Nachbarn sind ruhig – tausendmal habe ich ihn schon in seinem Wagen da draußen stehen lassen – man sieht nicht mehr so viele Kinderwagen, wissen Sie, aber Jims Eltern haben ihn uns geschenkt – ein echter englischer – so verrückt sind die, mit dem Kind, und – oh, mein Gott, was wird Jim sagen...« Ersticktes Schluchzen. »Tausendmal, habe ich dem Polizisten gesagt – es ist doch sicher hier, und ruhig, weil, es ist doch nur die Treppe runter, von unserer Wohnungstür – unser eigener Garten – nicht mal zehn Sekunden von mir entfernt, wenn ich – und ein so schöner Sonnentag, es tut ihm gut, wenn er in der Sonne steht – man kann ihn sehen, so weit von der Straße weg, wir haben 8B, die letzte Wohnung oben, kein Mensch kommt in den Garten, außer den Leuten, die hierher gehören, und weshalb sollte – niemand kann behaupten, dass ich nicht aufpasse, aber ich habe ihn da stehen lassen – vielleicht gar nicht so lange, aber ich hätte, doch nie gedacht, dass...«

    »Nur

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