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DER SCHWARZE ABT: Der Krimi-Klassiker!
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eBook272 Seiten3 Stunden

DER SCHWARZE ABT: Der Krimi-Klassiker!

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Über dieses E-Book

In den Gewölben der verfallenen Abtei von Fossaway in England geht ein Gespenst um: der schwarze Abt. Vor vierhundert Jahren wurde auf den Ländereien des Grafen von Chelford ein Goldschatz vergraben. Lord Chelford ist geradezu besessen von der Idee, diesen Schatz in seinen Besitz zu bringen. Der Schatz wird gefunden, jedoch auch ein Toter: ein Mann in einer schwarzen Kutte. Er wurde ermordet...

Mit dem Roman Der schwarze Abt veröffentlicht der Apex-Verlag eine Wallace-typische Mischung aus Mordgeschichte und Gespensterstory, kombiniert mit der bewährten britisch-mysteriösen Atmosphäre.

Der schwarze Abt erscheint als durchgesehene, teilweise neu übersetzte Neuausgabe in der Reihe APEX CRIME – ergänzt um ein Vorwort von Christian Dörge.

Auch im 21. Jahrhundert bleibt es somit unmöglich, von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein!

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum15. Aug. 2017
ISBN9783743801578
DER SCHWARZE ABT: Der Krimi-Klassiker!
Autor

Edgar Wallace

Edgar Wallace (1875-1932) was a London-born writer who rose to prominence during the early twentieth century. With a background in journalism, he excelled at crime fiction with a series of detective thrillers following characters J.G. Reeder and Detective Sgt. (Inspector) Elk. Wallace is known for his extensive literary work, which has been adapted across multiple mediums, including over 160 films. His most notable contribution to cinema was the novelization and early screenplay for 1933’s King Kong.

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    Buchvorschau

    DER SCHWARZE ABT - Edgar Wallace

    Das Buch

    In den Gewölben der verfallenen Abtei von Fossaway in England geht ein Gespenst um: der schwarze Abt. Vor vierhundert Jahren wurde auf den Ländereien des Grafen von Chelford ein Goldschatz vergraben. Lord Chelford ist geradezu besessen von der Idee, diesen Schatz in seinen Besitz zu bringen. Der Schatz wird gefunden, jedoch auch ein Toter: ein Mann in einer schwarzen Kutte. Er wurde ermordet...

    Mit dem Roman Der schwarze Abt veröffentlicht der Apex-Verlag eine Wallace-typische Mischung aus Mordgeschichte und Gespensterstory, kombiniert mit der bewährten britisch-mysteriösen Atmosphäre.

    Der schwarze Abt erscheint als durchgesehene, teilweise neu übersetzte Neuausgabe in der Reihe APEX CRIME – ergänzt um ein Vorwort von Christian Dörge.

    Auch im 21. Jahrhundert bleibt es somit unmöglich, von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein!

    Der Autor

    Edgar Wallace.

    (* 1. April 1875, † 10. Februar 1932).

    Richard Horatio Edgar Wallace war ein englischer Schriftsteller, Drehbuchautor, Regisseur, Journalist und Dramatiker. Er gehört zu den erfolgreichsten und populärsten englischsprachigen Kriminalschriftstellern.

    Wallace wurde in Greenwich bei London als unehelicher Sohn des Schauspielerpaares Mary Jane „Polly" Richards und Richard Horatio Edgar geboren und unmittelbar nach seiner Geburt von dem Londoner Fischhändler-Ehepaar Freeman adoptiert. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und brach im Alter von 12 Jahren die Schule ab. Nach diversen Jobs ging er als 18-Jähriger zur Armee und arbeitete sich im Zweiten Burenkrieg in Südafrika bis zum Kriegsberichterstatter hoch.

    Nach seiner Rückkehr nach London arbeitete er als Journalist und Sonderberichterstatter. 1901, noch in Südafrika, heiratete er Ivy Maude Caldecott (1880?–1926), Tochter eines Missionars. Mit ihr hatte er vier Kinder. 1918 wurde die Ehe geschieden. 1921 heiratete er seine Sekretärin Ethel Violet King (1896–1933), Tochter des Bankiers Friedrich König, mit der er eine Tochter hatte.

    1905 erschien im Eigenverlag sein erster Kriminalroman Die vier Gerechten (The Four Just Men), der zwar ein Publikumserfolg war, aber für Wallace ein finanzielles Desaster bedeutete. Er hatte jedem, der die Lösung des Buches erraten würde, einen Preis in Höhe von 500 Pfund versprochen, für damalige Zeiten eine ungeheure Summe: Zu viele Menschen errieten das Ende des Romans, und er war damit finanziell am Ende. Nur dem Eingreifen von Lord Harmworth von der Daily Mail war es zu verdanken, dass Wallace diese Pleite überstand. Bekannt wurde er vor allem durch seine journalistische Arbeit und seine Afrikaromane, deren erster 1911 unter dem Titel Sanders vom Strom (Sanders Of The River) erschien.

    Wallaces berühmtester Krimi war Der Hexer (The Ringer), der als Theaterstück am 1. Mai 1926 uraufgeführt wurde und ein riesiger Erfolg war. In Deutschland fand die Erstaufführung 1927 am Deutschen Theater in Berlin unter der Regie von Max Reinhardt statt. Für die erste Verfilmung seines Romans The Squeaker (dt. Der Zinker, 1930) schrieb er nicht nur das Drehbuch, sondern führte auch selbst Regie.

    Darüber hinaus verfasste er zahlreiche Kurzgeschichten, Essays, Gedichte und Theaterstücke. Ebenfalls begann er noch mit der Abfassung des Drehbuches für den später mit Fay Wray in der weiblichen Hauptrolle gedrehten Filmklassiker King Kong und die weiße Frau (King Kong, 1932), doch er verstarb in Beverly Hills, Hollywood/Kalifornien an den Folgen einer Lungenentzündung vor dessen Vollendung. Seine Frau Violet überlebte ihren Mann um nur 14 Monate, sie starb im Alter von 37 Jahren im April 1933.

    In der Nähe der Fleet Street erinnert am „Ludgate Circus" eine Gedenktafel an Edgar Wallace mit dem Text: Er lernte Reichtum und Armut kennen – er verkehrte mit Königen und doch blieb er sich selbst treu. Seine Talente widmete er der Literatur, doch sein Herz gehörte der Fleet Street.

    Sein Sohn Bryan Edgar Wallace (Death Packs At Suitcase, 1961, dt. Der Tod packt seinen Koffer) und seine Tochter Penelope Wallace (Kensington Gore, 1985, dt. Eine feine Adresse, 1987) waren ebenfalls Kriminalschriftsteller.

    Die Romane von Edgar Wallace wurden in vierundvierzig Sprachen übersetzt. Auch gab es nach dem 1959 gedrehten deutschen Spielfilm Der Frosch mit der Maske in den 1960er- und 1970er-Jahren einen regelrechten Edgar-Wallace-Boom in Deutschland mit 38 Wallace-Verfilmungen. Viele dieser Filme wurden mit dem Spruch „Hallo, hier spricht Edgar Wallace!" eingeleitet. In den Filmen stellte Klaus Kinski oft den Verbrecher oder einen Verdächtigen dar. Zu weiteren Stammschauspielern der deutschen Serie gehörten auch Karin Dor, Eddi Arent, Joachim Fuchsberger, Siegfried Schürenberg und Heinz Drache. Auch in Großbritannien entstanden in dieser Zeit viele Romanverfilmungen, die jedoch in Deutschland kaum bekannt sind.

    Der Apex-Verlag widmet Edgar Wallace eine umfangreiche Werk-Ausgabe.

    Der Mann in Schwarz

    Der schwarze Abt im Apex-Verlag

    Ein Vorwort von Christian Dörge

    »Hände hoch! Auch wenn Sie ein Geist sind.

    Das Gesetz, das heißt sein Arm, steht vor Ihnen!«

    - Eddi Arent als Kriminalassistent Horatio W. Smith

    in Der schwarze Abt (Rialto-Film, 1963)

    Mitunter fragt man sich, welche literarische oder filmische Grusel-Gestalt wohl den größten Eindruck im eigenen Leben hinterlassen hat - oder kurz gesagt: Welcher sinistre Lump lauerte nachhaltig unterm Bett, wenn die Lichter gelöscht wurden?

    Meine Nemesis dans cette catégorie ist - daran darf aber auch nicht der geringste Zweifel bestehen! - der schwarze Abt. Und das kam so:

    Es waren die späten 70er Jahre des 20. Jahrhunderts, ich war jung (und ich meine: wirklich jung!) und hatte offenkundig bereits die Information verinnerlicht, die Bücher eines gewissen Edgar Wallace und insbesondere die Verfilmungen dieser Schmöker mussten etwas ganz und gar Besonderes sein. Nun, in besagten 70ern wurden diese Kino-Adaptionen gelegentlich im deutschen Fernsehen ausgestrahlt, zur geradezu nachtschlafenden Uhrzeit 20.15 - wie gesagt, ich war jung und hätte zu dieser Zeit bereits brav und gottesfürchtig an der Matratze horchen sollen; somit hatte ich, was derlei Straßenfeger anbelangte, definitiv schlechte Karten.

    Weil's damals noch kein Internet gab - herrliche Zeiten, fürwahr! - , versorgte man sich hinsichtlich der TV-Programm-Details via sogenannter Fernsehzeitschriften; für Kinder eine wahre Fundgrube mitunter reizvoller, aber - altersbedingt - denkbar ferner TV-Ereignisse. Eines Tages - es muss im Sommer 1978 gewesen sein, sofern mich die Erinnerung nicht trügt - entdeckte ich ein Schwarz-Weiß-Bild in Großmutters Fernseh-Illustrierten: Das Photo einer komplett schwarz vermummten Gestalt (ohne Frage ein Mann, denn schwarz vermummte Frauen existierten in meiner Kinderwelt nicht), die sich als Sichthilfe zwei Sehschlitze in die Kapuze geschnitten hatte. Und hinter jener Gestalt ein irgendwie lustig dreinblickender Herr, der mit einer Pistole auf den Vermummten anlegte. Darunter der Text: Der schwarze Abt - ZDF, 20.15 Uhr.

    Fortan versuchte ich, meine Oma und meinen Opa von der Notwendig zu überzeugen, dass ich diesen Film trotz meines zarten Alters von neun Jahren wirklich dringend anschauen musste. Je näher der Abend - und damit die magische Uhrzeit 20.15 - rückte, umso eindrucksvoller wurden mein Bitten und Flehen. Und obwohl meine Großeltern mir für gewöhnlich keinen Wunsch ausschlugen blieben sie felsenfest bei einem Nein und dem Hinweis, ich sei für derartig Gruseliges eindeutig noch zu jung. Mit dieser Einschätzung lagen sie - wie sich erweisen sollte - goldrichtig (Lord Chelford, weghör'n!).

    Es kam wie es kommen musste: Gegen 19.30 Uhr trollte ich mich - geradezu pathetisch mürrisch - ins Bett. Selbstverständlich gesellte sich zu meiner Übellaunigkeit alsbald noch jene fröhliche Uneinsichtigkeit hinzu, die Kindern gottlob mitunter zueigen ist. Ich dachte gar nicht daran, mir diesen vielversprechenden schwarzen Abt entgehen zu lassen! Also schlich ich mich auf Zehenspitzen und schlafanzuggewandet aus meinem Schlafgemach ins großelterliche Wohnzimmer, wo sich der beeindruckende Fernsehapparat sowie die nicht minder beeindruckenden Fernsehsessel von Oma und Opa befanden, in denen meine Großeltern bereits rechtschaffen Platz genommen hatten. Omas Sessel stand direkt neben jener Tür, die ins Wohnzimmer führte, folglich galt es leise zu sein wie Pierre Brice auf dem Schleich- und Kriegspfad. Und ich bildete mir freilich ein, mir wäre dies Kunststück des Anschleichens bravourös gelungen.

    Pünktlich war ich indes nicht: Der ersehnte Film hatte bereits Fahrt aufgenommen. Ich machte es mir just in dem Augenblick hinter Omas Sessel gemütlich, als Eva-Ingeborg Scholz (in der Rolle der ziemlich durchtriebenen Mary Wenner) und der unvergessene Werner 'Herr Mistelzweig' Peters (als nicht minder verschlagener Fabrian Gilder) in dunkler Nacht unter der Abtei von Fossaway einen Geheimgang entdecken und ebendort - derweil sie gierig nach dem Chelford-Schatz suchen - vom schwarzen Abt überrascht werden. Frau Scholz dreht vor Schreck fast durch, obwohl der Abt eigentlich gar nichts tut außer schweigsam-mysteriös im Gewölbe herumzustehen.

    Jung-Christian fuhr erwartungsgemäß ein Schrecken ins Gebein, welcher dem der armen Mary Wenner in absolut nichts nachstand.

    Natürlich war es der Aufmerksamkeit meiner Großeltern nicht entgangen, dass ich mich ins Wohnzimmer geschlichen hatte, und getreu dem Motto: Wer nicht hören will, den soll das Grauen packen ließen sie mich gewähren. Und so saß ich da, vermutlich weiß wie die Wand, und ließ mich vom schwarzen Abt zu Tode erschrecken. Merkwürdigerweise schien ich's zu genießen.

    Diese Intensität eines solchen - obgleich elegant-trivialen - Schauderns sollte ich nie wieder erleben: weder angesichts eines Film-Werkes noch eines Romans; gegen den schwarzen Abt hatten sie alle keine Chance: ob sie nun Pennywise, Jason Vorhees, Freddy Krueger oder gar Annie Wilkes heißen mochten. Und wann immer sich die Frage stellte: Wer hat Angst vor'm schwarzen Mann? musste fortan die Antwort lauten: Ich. Was durchaus im Sinne des Erfinders gewesen sein mochte.

    Christian Dörge

    - München, im März 2017

    DER SCHWARZE ABT

    1

    »Thomas!«

    »Mylord!«

    Der Lakai - angespanntes Interesse in seinem gewöhnlichen, wenig einnehmenden Gesicht - wartete, während der blasse Mann hinter dem großen Schreibtisch einen kleinen Stapel Papiergeld sortierte.

    Den abgenutzten Stahlkasten, dem sie entnommen waren, füllte bis zum Rande ein hoffnungsloses Durcheinander von Banknoten und Rentenscheinen.

    »Thomas!« erklang es zerstreut von neuem.

    »Mylord!«

    »Stecken Sie dies Geld in jenes Kuvert... das nicht, Sie Dummkopf! Das graue. Ist es adressiert?«

    »Jawohl, Mylord. An Herrn Lubitz, Leipzig, Frankfurter Straße 35.«

    »Kleben Sie es zu und lassen Sie es einschreiben. Wo ist Mr. Richard? In seinem Arbeitszimmer?«

    »Nein, Mylord. Er ging vor einer Stunde fort.«

    Harry Alford, der achtzehnte Graf von Chelford, seufzte. Er war in der ersten Hälfte der Dreißig, hatte das zarte, blasse Gesicht des geistigen Arbeiters und pechschwarzes Haar, das diese Blässe noch unterstrich. Die Bibliothek, in der er arbeitete, war ein ungewöhnlich hoher Raum, an drei Seiten von einer Galerie umgeben, zu der eine eiserne Wendeltreppe in einer Ecke des Zimmers hinaufführte. Von der Decke bis zum Fußboden war jeder Zoll der Wände mit Bücherregalen bedeckt, abgesehen von dem Platz über dem mächtigen offenen Kamin, wo in Lebensgröße das Bild einer wunderschönen Frau hing. Und niemand, der Seine Gnaden sah, konnte auch nur einen Augenblick verkennen, dass diese wildäugige Schönheit seine Mutter war. Dieselben feinen Gesichtszüge, das gleiche rabenschwarze Haar und dieselben dunklen, grundlosen Augen. Da Lady Chelford einst als die berühmteste Debütantin der Gesellschaft gegolten hatte, gehörte ihr tragisches Ende zu den großen Sensationen der neunziger Jahre. Sonst schmückte kein weiteres Bild die Bibliothek.

    Harry Alfords Blicke streiften das Porträt. Ihn dünkte das alte Herrenhaus von Fossaway trotz all seiner Schönheit und all seines Charmes ein armseliger Rahmen für solch ein Juwel!

    Der Lakai in seiner nüchternen schwarzen Livree und dem weißgepuderten Haar zögerte an der Tür.

    »Weiter nichts, Mylord?«

    »Das ist alles«, entgegnete Seine Gnaden, doch als der Mann sich anschickte, geräuschlos zu verschwinden, kam ein neues: »Thomas!«

    »Mylord?«

    »Ich hörte zufällig die Worte Ihrer Unterhaltung, als Sie heute Morgen mit einem der Reitknechte unter meinem Fenster vorbeigingen. Ah...«

    »Filling erzählte mir von dem schwarzen Abt.«

    In dem bleichen Gesicht zuckte es krampfhaft. Sogar am hellen Tage, während die Sonnenstrahlen durch die bunten Fenster strömten und rote, blaue und amethystfarbene Arabesken auf das Parkett malten, ließ nur die Erwähnung des schwarzen Abtes das Herz Harry Alfords schneller schlagen.

    »Jeder, der über den schwarzen Abt spricht, wird sofort entlassen. Teilen Sie das der gesamten Dienerschaft mit, Thomas. Ein Gespenst? Großer Gott, seid ihr denn alle verrückt?«

    Sein Gesicht war jetzt gerötet, die Schläfenadern schwollen an, und unter dem Einfluss des Ärgers schienen die dunklen Augen in den Kopf zurückzuweichen.

    »Kein Wort darüber, verstehen Sie? Es ist eine Lüge, eine niederträchtige Lüge, zu behaupten, dass es in Fossaway spukt! Irgendein Lümmel hat sich einen schlechten Scherz erlaubt.« Er winkte dem Diener, sich zu entfernen, und widmete sich wiederum dem Studium des alten Bandes, der am Morgen von Deutschland eingetroffen war.

    Hinter der Bibliothekstür verzerrte sich des Dieners glattes Gesicht sekundenlang zu einem hämischen Grinsen. In jener Geldkassette mussten wenigstens tausend Pfund liegen, und für den zehnten Teil dieser Summe hatte Thomas einst drei Jahre abgesessen. Aber hiervon ahnte sogar Mr. Richard Alford, der sonst so ziemlich alles wusste, nichts.

    Thomas hatte einen Brief zu schreiben, denn er unterhielt eine gewinnbringende Korrespondenz mit jemandem, der an Fossaway ein ganz besonderes Interesse nahm; vorher jedoch drängte es ihn, Mr. Glover, dem Butler, das eben Erlebte mitzuteilen.

    »Mich kümmert’s nicht, was Seine Gnaden sagt - das Gespenst existiert, und alle möglichen Leute haben es gesehen!« Der würdevolle Mann schüttelte den silbergrauen Kopf. »Ich würde nachts nicht für fünfzig Millionen allein durch die Ulmenallee gehen. Und Seine Gnaden glaubt im Geheimen auch daran... Ich wollte, er heiratete. Dann würde er sichtlich umgänglicher werden.«

    »Und wir würden den verflixten Mr. Alford los, was, Mr. Glover?«

    Der Butler schnüffelte.

    »Manche haben ihn gern, andere nicht«, lautete sein Orakelspruch. »Mir hat er noch nie ein grobes Wort gesagt. Thomas, es schellt!«

    Der Lakai hastete zur Halle und öffnete die schwere Haustür. Im Portal stand eine junge Dame. Hübsch, keck, sehr teuer gekleidet.

    Thomas schenkte ihr ein halbvertrauliches Lächeln.

    »Guten Morgen, Miss Wenner! Das nenne ich eine angenehme Überraschung!«

    »Ist Seine Gnaden zu Hause, Thomas?«

    »Das wohl; aber ich darf Sie nicht anmelden. Ich kann nichts dafür, Miss. Mr. Alfords Befehl!«

    »Mr. Alfords Befehl!«, wiederholte sie bissig. »Soll das heißen, dass ich den ganzen Weg von London nach hier umsonst gemacht habe?«

    Aber Thomas’ Hand gab die Klinke nicht frei. Er selbst hegte zwar Sympathie für die frühere Sekretärin Seiner Gnaden, die niemals vornehm getan hatte - das unverzeihlichste Vergehen für die Dienerstube! - und würde sie gern eingelassen haben, um so mehr, als er mutmaßte, dass auch seinem Herrn der Besuch nicht unwillkommen sei. Indes dräute irgendwo im Hintergrunde Dick Alford, ein kurz angebundener Mann, nicht allein fähig, ihm die Tür zu weisen, sondern ihn auch durch dieselbe hindurch zu befördern.

    »Tut mir sehr leid, Miss. Aber Befehl ist Befehl!«

    »So, so...« nickte sie unheilvoll. »Ich werde also von der Schwelle des Hauses fortgeschickt, das mein eigenes hätte werden können, Thomas!«

    Er versuchte, eine teilnahmsvolle Miene zu ziehen, wodurch seine Züge den Stempel der Blödheit bekamen. Nichtsdestoweniger lächelte sie ihn freundlich an, beehrte ihn mit einem Händedruck und wandte sich zum Gehen.

    »Miss Wenner«, berichtete er in der Dienerstube, »die Alford an die Luft setzte, weil er dachte, dass sie Seiner Gnaden zu sehr gefiele. Und...«

    Ein Klingelzeichen rief ihn in die Bibliothek.

    »Wer war die Dame, die ich, durchs Fenster blickend, Weggehen sah?«

    »Miss Wenner, Mylord.«

    Eine Wolke zog über Harry Alfords Gesicht.

    »Baten Sie sie, näherzutreten?«

    »Nein, Mylord. Mr. Alford befahl...«

    »Ach, natürlich. Das hatte ich vergessen. Danke.«

    Den grünen Schutzschirm auf die Augen herabziehend - auch tagsüber arbeitete er bei künstlichem Licht -, nahm er die Lektüre wieder auf. Doch seine Gedanken weilten nicht restlos bei dem Inhalt des Folianten. Plötzlich erhob er sich und ging, die Arme verschränkt und das Kinn auf die Brust gesenkt, eine Weile hin und her, bis er vor dem Bilde seiner Mutter haltmachte. Dann kehrte er mit einem Seufzer zum Schreibtisch zurück. Dort lag ein Artikel, den er aus einer Londoner Zeitschrift ausgeschnitten hatte und den er, teils nicht unangenehm berührt durch die ungewöhnliche Tatsache, der Gegenstand von Pressekommentaren zu sein, teils erzürnt über das Thema, zum dritten Male las.

    »Chelfordbury, ein verschlafenes Dorf in Sussex, frönt dem aufregenden Sport der Gespensterjagd. Der schwarze Abt von Fossaway hat sich nach einer längeren Ruhepause wieder gezeigt. Die Legende besagt, dass vor siebenhundert Jahren Hubert von Redruth, Abt von Chelfordbury, auf Befehl des zweiten Grafen von Chelford ermordet wurde. Seitdem hat man von Zeit zu Zeit seinen Geist gesehen. Während der letzten Jahre liefen in der Gegend grausige Gerüchte von einem Wesen um, das auf dämonische Art schrie und heulte, aber ansichtig geworden ist man des lärmenden Gespenstes erst in der vergangenen Woche.

    An Fossaway knüpfen sich außer jenen Geistergeschichten auch andere Legenden. Vor vierhundert Jahren wurde auf der Besitzung irgendwo ein Goldschatz vergraben, so gut, dass man ihn niemals entdeckte, obwohl die Grafen Chelford aller Zeiten eifrige Nachforschungen nach dem Hort der Ahnen angestellt haben.

    Der gegenwärtige Graf von Chelford, der mit Miss Leslie Gine, der einzigen Schwester des bekannten Rechtsanwalts und Notars, verlobt ist, teilte unserem Korrespondenten allerdings mit, dass das Auftauchen des schwarzen Abtes auf einen sehr taktlosen Scherz junger Leute aus der Nachbarschaft zurückzuführen sei.«

    Er machte eine Bewegung, als wollte er den Ausschnitt zerreißen, besann sich dann jedoch eines anderen und legte ihn unter einen Briefbeschwerer.

    Der letzte Passus des Artikels klang beruhigend und mochte ihm vielleicht helfen, wenn die Nacht kam und er der Ermutigung bedurfte. Denn wie sehr Lord Chelford auch immer seinen Skeptizismus beteuerte - im geheimen war er felsenfest von der Existenz des schwarzen Abtes überzeugt!

    Nervös drückte er auf die elektrische Klingel.

    »Ist Mr. Richard zurück?«

    »Nein, Mylord.«

    Ärgerlich pochte er mit der Hand auf die Schreibtischplatte.

    »Wohin, zum Kuckuck, geht er nur jeden Vormittag?« nörgelte er.

    Doch Thomas - sehr weise - tat, als hätte er nichts gehört.

    2

    Die Schnitter hatten die letzten goldenen Häupter umgelegt, und gleich gelben Grabsteinen standen die Garben auf dem kahlen Boden. Jenseits der Felder, dort, wo die alte, graue Kirchturmspitze aus einer samtenen Baumkuppel hervorlugte, lag Chelfordbury; hinter ihm begannen die grünen und weißen Dünen von Sussex, an deren Fuß sich die Eisenbahn entlangschlängelte.

    Dick Alford saß auf einem Zauntritt auf der Spitze eines kleinen Hügels, der ihm einen fünfzehn Meilen weiten Ausblick ins offene Land gewährte. Eine kleine Kopfwendung, und er konnte den Gutshof sowie die grünen Dächer und Kuppeln von

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