DER HEXER: Der Krimi-Klassiker!
Von Edgar Wallace
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Über dieses E-Book
Mit DER HEXER veröffentlicht der Apex-Verlag den wohl berühmtesten Roman des legendären britischen Schriftstellers Edgar Wallace als durchgesehene Neuausgabe, 1964 kongenial verfilmt von Alfred Vohrer mit Joachim Fuchsberger, Heinz Drache, Eddi Arent, Margot Trooger und – selbstverständlich! – René Deltgen in den Hauptrollen. Und auch über 90 Jahre, nachdem Der Hexer erstmals auf Londoner Bühnen unter dem Titel THE RINGER aufgeführt wurde, ist es unmöglich, von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein.
Der Roman wird ergänzt durch ein Vorwort von Christian Dörge.
Edgar Wallace
Edgar Wallace (1875-1932) was an English writer born into poverty to a single mother. Wallace’s birth mother found him a foster family that later adopted Wallace. After joining the military at age 21, Wallace started his literary career by writing serialized short stories. His career quickly grew from there, and Wallace went on to write eighteen plays, forty short story collections, and over one hundred novels. After a failed political bid in London, Wallace moved to Hollywood to begin a film career equally impressive to his literary works. Wallace is credited for one-hundred and sixty films. He was working on the film King Kong when he passed away in 1932, leaving five children and his massive collection of work behind.
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Buchvorschau
DER HEXER - Edgar Wallace
Impressum
Copyright dieser Ausgabe © by Apex-Verlag.
Der Roman The Gaunt Stranger von Edgar Wallace ist gemeinfrei.
Übersetzung: Friedrich Pütsch, bearbeitet von Christian Dörge (OT: The Gaunt Stranger).
Lektorat: Dr. Birgit Rehberg.
Cover: Christian Dörge/Apex-Graphixx.
Satz: Apex-Verlag.
Verlag: Apex-Verlag, Winthirstraße 11, 80639 München.
Verlags-Homepage: www.apex-verlag.de
E-Mail: webmaster@apex-verlag.de
Alle Rechte vorbehalten.
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Der Autor
Eine Frage der Identität Der Hexer im Apex-Verlag
Ein Vorwort von Christian Dörge
DER HEXER
ERSTER TEIL
ZWEITER TEIL
DRITTER TEIL
Das Buch
Wer ist der geheimnisvolle Hexer? Niemand kennt sein wahres Gesicht! Doch seinen Namen trägt der Hexer zu Recht: Er ist ein Meister der Masken und Verkleidungen, er ist Richter und Henker in einer Person, und bislang konnte er der Polizei stets entkommen. Nun kehrt er nach London zurück – aus einem einzigen Grund: um Rache zu nehmen an Rechtsanwalt Maurice Messer, jenem Mann, dem er seine Schwester anvertraut hat...
Mit Der Hexer veröffentlicht der Apex-Verlag den wohl berühmtesten Roman des legendären britischen Schriftstellers Edgar Wallace als durchgesehene Neuausgabe, 1964 kongenial verfilmt von Alfred Vohrer mit Joachim Fuchsberger, Heinz Drache, Eddi Arent, Margot Trooger und – selbstverständlich! – René Deltgen in den Hauptrollen. Und auch über 90 Jahre, nachdem Der Hexer erstmals auf Londoner Bühnen unter dem Titel The Ringer aufgeführt wurde, ist es unmöglich, von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein.
Der Roman wird ergänzt durch ein Vorwort von Christian Dörge.
Der Autor
Edgar Wallace.
(* 1. April 1875, † 10. Februar 1932).
Richard Horatio Edgar Wallace war ein englischer Schriftsteller, Drehbuchautor, Regisseur, Journalist und Dramatiker. Er gehört zu den erfolgreichsten und populärsten englischsprachigen Kriminalschriftstellern.
Wallace wurde in Greenwich bei London als unehelicher Sohn des Schauspielerpaares Mary Jane „Polly" Richards und Richard Horatio Edgar geboren und unmittelbar nach seiner Geburt von dem Londoner Fischhändler-Ehepaar Freeman adoptiert. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und brach im Alter von 12 Jahren die Schule ab. Nach diversen Jobs ging er als 18-Jähriger zur Armee und arbeitete sich im Zweiten Burenkrieg in Südafrika bis zum Kriegsberichterstatter hoch.
Nach seiner Rückkehr nach London arbeitete er als Journalist und Sonderberichterstatter. 1901, noch in Südafrika, heiratete er Ivy Maude Caldecott (1880?–1926), Tochter eines Missionars. Mit ihr hatte er vier Kinder. 1918 wurde die Ehe geschieden. 1921 heiratete er seine Sekretärin Ethel Violet King (1896–1933), Tochter des Bankiers Friedrich König, mit der er eine Tochter hatte.
1905 erschien im Eigenverlag sein erster Kriminalroman Die vier Gerechten (The Four Just Men), der zwar ein Publikumserfolg war, aber für Wallace ein finanzielles Desaster bedeutete. Er hatte jedem, der die Lösung des Buches erraten würde, einen Preis in Höhe von 500 Pfund versprochen, für damalige Zeiten eine ungeheure Summe: Zu viele Menschen errieten das Ende des Romans, und er war damit finanziell am Ende. Nur dem Eingreifen von Lord Harmworth von der Daily Mail war es zu verdanken, dass Wallace diese Pleite überstand. Bekannt wurde er vor allem durch seine journalistische Arbeit und seine Afrikaromane, deren erster 1911 unter dem Titel Sanders vom Strom (Sanders Of The River) erschien.
Wallaces berühmtester Krimi war Der Hexer (The Ringer), der als Theaterstück am 1. Mai 1926 uraufgeführt wurde und ein riesiger Erfolg war. In Deutschland fand die Erstaufführung 1927 am Deutschen Theater in Berlin unter der Regie von Max Reinhardt statt. Für die erste Verfilmung seines Romans The Squeaker (dt. Der Zinker, 1930) schrieb er nicht nur das Drehbuch, sondern führte auch selbst Regie.
Darüber hinaus verfasste er zahlreiche Kurzgeschichten, Essays, Gedichte und Theaterstücke. Ebenfalls begann er noch mit der Abfassung des Drehbuches für den später mit Fay Wray in der weiblichen Hauptrolle gedrehten Filmklassiker King Kong und die weiße Frau (King Kong, 1932), doch er verstarb in Beverly Hills, Hollywood/Kalifornien an den Folgen einer Lungenentzündung vor dessen Vollendung. Seine Frau Violet überlebte ihren Mann um nur 14 Monate, sie starb im Alter von 37 Jahren im April 1933.
In der Nähe der Fleet Street erinnert am „Ludgate Circus" eine Gedenktafel an Edgar Wallace mit dem Text: Er lernte Reichtum und Armut kennen – er verkehrte mit Königen und doch blieb er sich selbst treu. Seine Talente widmete er der Literatur, doch sein Herz gehörte der Fleet Street.
Sein Sohn Bryan Edgar Wallace (Death Packs At Suitcase, 1961, dt. Der Tod packt seinen Koffer) und seine Tochter Penelope Wallace (Kensington Gore, 1985, dt. Eine feine Adresse, 1987) waren ebenfalls Kriminalschriftsteller.
Die Romane von Edgar Wallace wurden in vierundvierzig Sprachen übersetzt. Auch gab es nach dem 1959 gedrehten deutschen Spielfilm Der Frosch mit der Maske in den 1960er- und 1970er-Jahren einen regelrechten Edgar-Wallace-Boom in Deutschland mit 38 Wallace-Verfilmungen. Viele dieser Filme wurden mit dem Spruch „Hallo, hier spricht Edgar Wallace!" eingeleitet. In den Filmen stellte Klaus Kinski oft den Verbrecher oder einen Verdächtigen dar. Zu weiteren Stammschauspielern der deutschen Serie gehörten auch Karin Dor, Eddi Arent, Joachim Fuchsberger, Siegfried Schürenberg und Heinz Drache. Auch in Großbritannien entstanden in dieser Zeit viele Romanverfilmungen, die jedoch in Deutschland kaum bekannt sind.
Der Apex-Verlag widmet Edgar Wallace eine umfangreiche Werk-Ausgabe.
Eine Frage der Identität
Der Hexer im Apex-Verlag
Ein Vorwort von Christian Dörge
»Sie sagten damals, Sir: Bei guter Führung
würden Sie mir von der schiefen auf die steile Bahn helfen.«
- Eddi Arent als Butler Archibald Finch
in Der Hexer (Rialto-Film, 1964)
René Deltgen ist der Hexer; daran kann es nicht den geringsten Zweifel geben - zumindest nicht für meine Generation, die Alfred Vohrers Verfilmung des Edgar-Wallace-Klassikers Der Hexer (1964) erstmals irgendwann im Verlaufe der 1980er Jahre im sogenannten Pantoffelkino (eine etwas despektierliche Bezeichnung fürs - Sie ahnen es sicher, liebe Lesende – Fernsehen) mit großen, staunenden Augen anschaute. Selbstverständlich wusste auch der Chronist erst ganz am Ende des Films darüber Bescheid, wie der maskierte Hase lief, denn geschickterweise wurde (der 1909 in Esch an der Alzette/Luxemburg geborene) Schauspieler René Deltgen weder im Vorspann noch zwei Jahrzehnte zuvor auf dem Kino-Plakat genannt; optimalste Voraussetzungen also für ein Whodunit-Krimi-Vergnügen von klassischster Machart.
René Deltgen war damals - 1964 – bereits einer der ganz großen Stars und Charakter-Darsteller des (bundes-)deutschen Nachkriegskinos: Filme wie u.a. Nachtwache (1949), Weg ohne Umkehr (1953) und Der letzte Sommer (1954) hatten ihn bereits mit jener Art Unsterblichkeit versehen, der selbst Fritz Langs zwar unterhaltsamer, aber völlig misslungener Doppelstreich Der Tiger von Eschnapur/Das indische Grabmal (beide 1959) nichts anzuhaben vermochte. Darüber hinaus galt er mit einigem Fug und Recht als Legende des Kriminalhörspiels: So verkörperte er – wiederum: u.a. - in insgesamt elf (Radio-)Hörspielen den von Francis Durbridge (* 1912, + 1998) erschaffenen Schriftsteller und Detektiv Paul Temple. Somit war es vielleicht ein Wagnis, mindestens jedoch ein Clou, einen Schauspieler dieses Kalibers sozusagen geheim zu halten, als es darum ging, dem Kino-Publikum den Hexer sozusagen schmackhaft zu machen.
Das Erscheinen René Deltgens resp. die Demaskierung des Hexers (geschätzte acht bis zehn Minuten vor Film-Ende) gehört vermutlich auch eben aufgrund dieses wohlbedachten Kunstgriffs zu einem der Höhepunkte der deutschen Wallace-Verfilmungen und dürfte die Generation Miami Vice ebenso beeindruckt haben wie die Generation meiner Altvorderen, die das Glück hatte, den Hexer auf der großen Kino-Leinwand zu bestaunen. Bis zu jenem Augenblick, in dem die letzte Maske fiel, durfte – gewissermaßen – frisch von der Leber weg gerätselt und gegrübelt werden, wessen ponem sich der gerechtigkeitsverliebte Australier mit dem fatalen Hang zur Selbstjustiz aktuell 'ausgeborgt' hatte: Jenes von James W. Wesby? Jenes von Inspektor Warren? Oder war Reverend Cyril Hopkins im doppelten Sinne der Lump? Gewiss war nur eines: Inspektor Higgings - wie immer souverän dargestellt und mit Leben erfüllt von Joachim Fuchsberger - war wie stets unverdächtig; gleiches ließ sich Stein und Bein von Sir John sagen.
Blicke ich – mit Wehmut in den Augen – zurück, so kam mir James W. Wesby sehr, wirklich sehr verdächtig vor; und das, obwohl dieser von Heinz Drache verkörpert wurde, der nicht nur meinem Onkel Günther erschütternd ähnlich sah, sondern überdies vollkommene Integrität verkörperte und damit streng genommen über jeden Zweifel erhaben war.
Überflüssig zu erwähnen, wie nachdrücklich ich mich hinsichtlich des Rätsels Lösung, wer denn nun der Hexer sein mochte, auf dem sprichwörtlichen Holzweg befand. Ohnehin hatte sich der Hexer im Verlaufe des Films mal dieses Gesichts und mal jenes Gesichts bedient. Mit Ausnahme freilich des Gesichts von Inspektor Higgins, denn so viel Chuzpe hätte nicht einmal ein Henry Arthur Milton.
René Deltgen verstarb im Januar 1979 im Alter von 70 Jahren. Ungezählte Filme und Hörspiele hat er durch seine Präsenz, seine Stimme und sein markantes Äußeres geprägt und veredelt. Doch jener Augenblick, als die Identität des Hexers enthüllt wurde, machte ihn schließlich unsterblich.
René Deltgen ist der Hexer.
Christian Dörge
- München, im November 2016
DER HEXER
ERSTER TEIL
1
Der Kommissar drückte auf den Klingelknopf und sagte zur Ordonnanz, die einige Augenblicke später eintrat: »Bitten Sie Herrn Inspektor Wembury, zu mir zu kommen!«
Der Kommissar legte das Dokument, das er soeben gelesen hatte, in eine Mappe. Nicht nur als Polizeibeamter, sondern auch als Soldat hatte Alan Wembury eine ausgezeichnete Laufbahn hinter sich. Er war während des Krieges zum Offizier befördert worden und hatte den Rang eines Majors erreicht.
Die Tür öffnete sich, und ein Mann in mittleren Jahren trat ein.
»Guten Morgen, Wembury!«
»Guten Morgen, Sir.«
Alan Wembury war ein Mann Anfang der Dreißiger, ein Sportsmann, dem man sofort ansah, dass er an das Leben im Freien gewöhnt war.
»Ich habe Sie zu mir gebeten, weil ich Ihnen eine angenehme Mitteilung zu machen habe«, sagte der Kommissar, der eine aufrichtige Freundschaft für seinen Untergebenen empfand.
»Jede Mitteilung ist mir angenehm«, lachte Alan.
Er stand stramm vor dem Kommissar, der ihm mit einer Handbewegung einen Stuhl anbot.
»Sie sind zum Bezirksinspektor befördert worden und übernehmen am Montag in acht Tagen den R-Bezirk«, fuhr der Vorgesetzte fort. Alans Augen leuchteten auf.
»Das kommt sehr überraschend, Sir«, bemerkte er endlich.
»Ich bin dafür sehr dankbar, aber ich glaube doch, dass vielen anderen vor mir diese Auszeichnung zusteht, bevor ich...«
Oberst Walford schüttelte den Kopf.
»Ich freue mich Ihretwegen, doch kann ich Ihnen nicht zustimmen«, entgegnete er lebhaft, »wir nehmen bedeutende Veränderungen in Scotland Yard vor. Bliss, der bei der Gesandtschaft in Washington arbeitete, kehrt zurück. Sie kennen ihn doch?«
Alan schüttelte den Kopf. Er hatte von dem gefürchteten Bliss gehört, wusste aber nur, dass er ein fähiger Polizeibeamter war und von beinahe jedem Mann im Yard sehr ungern gesehen wurde.
»Der R-Bezirk ist nicht mehr so aufregend, wie es in den früheren Jahren der Fall war«, äußerte der Kommissar mit einem Blinzeln. »Sie sollten sich aber darüber freuen!«
»War es wirklich ein aufregender Bezirk?«, fragte Alan, dem Deptford ein neues Gebiet war.
Oberst Walford nickte.
»Ich dachte an den Hexer und habe oft an der Wahrheit des Berichtes über seinen Tod gezweifelt. Die australische Polizei behauptete, dass der Mann, der aus dem Hafen von Sydney aufgefischt wurde, dieser Schuft war.«
Alan Wembury nickte langsam.
»Der Hexer!«
Wer hatte nicht vom Hexer gehört? Seine Taten hatten London in Angst und Schrecken versetzt. Wenn es sich um eine persönliche Rache handelte, hatte er Leute unbarmherzig getötet. Männer, die Grund hatten, ihn zu hassen und zu fürchten, hatten sich gesund und munter schlafen gelegt und über die Gefahr gelacht, die sie bedrohte, da sie sich von der Polizei bewacht wussten; am nächsten Morgen aber fand man sie tot vor.
»Obgleich der Hexer nicht mehr in Ihrem Bezirk haust, möchte ich Sie doch vor einem Mann in Deptford warnen«, sagte Oberst Walford, »und das ist...«
»Maurice Messer!«, unterbrach ihn Alan, und der Kommissar hob erstaunt die Augenbrauen.
»Kennen Sie ihn?«, fragte er. »Ich wusste nicht, dass Messers guter Ruf als Rechtsanwalt so bekannt ist.«
Alan Wembury zögerte mit der Antwort.
»Ich kenne ihn nur als Anwalt der Familie Lenley«, meinte er endlich.
Der Kommissar schüttelte den Kopf.
»Ich kenne die Lenleys nicht.« Dann aber fügte er hinzu: »Meinen Sie etwa den alten George Lenley in Hertford, der vor einigen Monaten gestorben ist?«
Alan nickte.
»Ich bin mit ihm öfters zur Jagd geritten«, sagte der Kommissar nachdenklich. »Er gehörte zu jenen alten englischen Landherren, die tüchtige Reiter und Trinker waren. Es ist mir erzählt worden, dass er vermögenslos starb. Hatte er Kinder?«
»Zwei, Sir«, erwiderte Alan ruhig.
»Und Messer ist ihr Anwalt?« Der Kommissar lachte kurz auf. »Man hat sie nicht gut beraten, ihr Vermögen in die Hand des Maurice Messer zu legen.« Er dachte nicht an Messer, sondern an die Kinder, die sich in dessen Obhut befanden.
»Messer kannte den Hexer«, sagte er ganz unerwartet, und Wemburys Augen wurden groß vor Erstaunen.
»Den Hexer?«, wiederholte er.
Walford nickte. »Ich weiß nicht, wie gut er ihn kannte, aber ich glaube, zu gut - zu gut, um, wenn er noch am Leben wäre, Ruhe zu finden. Der Hexer hatte seine Schwester Gwenda Milton in Messers Obhut gelassen. Vor sechs Monaten ist ihr Leichnam aus der Themse gezogen worden.« Alan nickte, da er sich des unglücklichen Vorfalles erinnerte. »Sie war Messers Sekretärin. Wenn Sie dieser Tage nichts zu tun haben, gehen Sie in das Aktenzimmer hinauf vieles wurde bei den gerichtlichen Verhandlungen nicht erwähnt.«
»Ober Messer?«
Oberst Walford nickte.
»Wenn der Hexer tot ist, hat es nichts weiter zu sagen, aber wenn er noch lebt...« Er zuckte seine breiten Achseln und schaute bedeutungsvoll unter seinen buschigen Augenbrauen auf den jungen Detektiv. »...wenn er noch lebt, so weiß ich, dass etwas ihn nach Deptford und zu Messer zurückbringen wird.«
»Was ist das, Sir?«, fragte Wembury.
Wieder lächelte Walford bedeutungsvoll.
»Lesen Sie die Akten durch, und Sie werden eins der ältesten Dramen der Welt lesen - die Geschichte einer vertrauensvollen Frau und eines ehrlosen Mannes.«
Mit einer Handbewegung gab er zu verstehen, dass er über den Hexer nicht mehr sprechen wollte.
»Montag über acht Tage treten Sie Ihren neuen Dienst an. Haben Sie vielleicht Lust, sich schon vorher mit der Arbeit im neuen Bezirk bekannt zu machen?«
Alan zögerte.
»Wenn möglich, Sir, möchte ich eine Woche Urlaub nehmen«, sagte er, und sein Gesicht rötete sich leicht.
»Urlaub? Aber selbstverständlich. Wollen Sie die gute Botschaft Ihrem Mädel verkünden?« Walford zwinkerte gutmütig.
»Nein, Sir.« Seine Verlegenheit strafte seine Worte Lügen. »Ich möchte einer Dame über meine Beförderung berichten«, fuhr er fort. »Es ist Miss Mary Lenley.«
»Oh, Sie kennen also Miss Lenley so gut?«, bemerkte der Kommissar.
»Nicht so, Sir, sie ist mir nur immer eine gute Freundin gewesen«, antwortete Wembury. »Ich habe mein Leben in einem Häuschen auf dem Gut der Lenleys begonnen. Mein Vater war der Obergärtner des Mr. Lenley, und ich kenne die Familie, soweit mein Gedächtnis zurückreicht, und...«
»Nehmen Sie Ihren Urlaub, mein Junge, und gehen Sie, wohin Sie wollen! Wenn Miss Mary Lenley ebenso weise wie schön ist - ich kann mich ihrer als Kind erinnern -, so wird sie vergessen, dass sie eine Lenley von Lenley-Court und Sie ein Wembury aus dem Häuschen des Gärtners sind! Wembury, in unserem demokratischen Zeitalter« - seine Stimme klang ernst - »ist der Mann, was er selbst ist, und nicht, was sein Vater war. Ich hoffe, dass Sie sich niemals unterschätzen werden!«
2
Als Alan vom Bahnhof her in das Dorf Lenley kam, sah er hinter den hohen Pappeln das Dach von Lenley-Court, dem alten, grauen Herrenhaus, aufleuchten.
Die Nachricht von seiner Beförderung war vor ihm eingetroffen. Der kahlköpfige Wirt des Gasthauses Zum Roten Löwen kam ihm mit frohem Lächeln auf dem roten Gesicht entgegengelaufen.
»Ich freue mich, Sie wiederzusehen, Alan«, sagte er. »Wir haben von Ihrer Beförderung gehört und sind stolz auf Sie. Demnächst werden Sie Polizeipräsident sein. Gehen Sie nach dem Herrenhaus hinauf, um Miss Mary aufzusuchen?« Als Alan die Frage bejahte, schüttelte der Wirt den Kopf. »Dort steht es sehr schlecht, Alan. Man sagt, dass von dem ganzen Vermögen weder für Mr. Johnny noch für Miss Mary etwas übrigbleibt. Für Mr. Johnny ist es gleichgültig, denn er ist ein Mann, der sich in der Welt zurechtfinden kann - aber ich wünschte, er hätte einen besseren Weg eingeschlagen, als es der Fall ist.«