DIE HAND MIT DEM TOTENKOPFRING: Eine kriminalistische Spurensuche im Harz
Von Rolf Giesen
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»Die Hand«, so erfuhr ich, »die Hand trug einen Totenkopfring, aber alles andere fehlte ihr, vor allem der Körper.«
Der Anrufer, der in Goslar zu Hause war, betonte jede Silbe und schien mein überraschtes Schweigen zu genießen: »Da fehlen dir die Worte, was?«
Ich kannte den Anrufer nur flüchtig. Ich hatte vor ein, zwei Jahren mal einen Bericht über ihn geschrieben, kritisch, wie ich meine, aber er hielt es für eine Super-Publicity.
»Was du nicht sagst«, murmelte ich. »Wo hat man die gefunden?«
Als ich den Namen des Fundorts hörte, beschlich mich ein Gefühl, das umso beklemmender war. »Mach keine Witze! An den Externsteinen?!«
Ich schluckte.
»Genau. An der alten Kultstätte. Eine Hand. Ohne Ringfinger.«
»Eben sagtest du: ohne Körper.«
»Ohne Körper und ohne Ringfinger.«
Das war wirklich nicht ganz ohne! Die Externsteine waren - so konnte man in einschlägigen Reiseführern nachlesen - eine eigentümliche Gesteinsformation: bizarre Sandsteinfelsen und -säulen im Teutoburger Wald, die in der sonst weitgehend steinfreien Umgebung bis zu 40 Meter in die Höhe ragten. Sonderlingen und Mystikern aber, Unverbesserlichen und ewig Gestrigen galt diese Natur-Sehenswürdigkeit in einer waldreichen Region, wo Germanen einst den Lindwurm römischer Legionen bezwungen hatten, spätestens seit 1933 als Heiliger Hain und herausragender Kraftort.
»Und es weiß niemand davon?«
»Niemand außer den Bullen. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Sie fahnden nach dem dazugehörigen Körper.« Der Anrufer konnte sich ein Lachen über den gelungenen Scherz nicht verkneifen. »Aber wichtiger als der Körper ist der Ringfinger. Und das, was dran war. Eine absolute Rarität, völkisch betrachtet jedenfalls.«
»Ein Ring?«
»Erraten, Sherlock Holmes.«
So beginnt DIE HAND MIT DEM TOTENKOPFRING – der neue Krimi aus der Feder von Rolf Giesen, der Vergangenes und Gegenwärtiges aus der deutschen Geschichte mit einer atemlosen Spurensuche im geheimnisvollen Dunkel des Harz-Gebirges verknüpft.
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DIE HAND MIT DEM TOTENKOPFRING - Rolf Giesen
Das Buch
»Die Hand«, so erfuhr ich, »die Hand trug einen Totenkopfring, aber alles andere fehlte ihr, vor allem der Körper.«
Der Anrufer, der in Goslar zu Hause war, betonte jede Silbe und schien mein überraschtes Schweigen zu genießen: »Da fehlen dir die Worte, was?«
Ich kannte den Anrufer nur flüchtig. Ich hatte vor ein, zwei Jahren mal einen Bericht über ihn geschrieben, kritisch, wie ich meine, aber er hielt es für eine Super-Publicity.
»Was du nicht sagst«, murmelte ich. »Wo hat man die gefunden?«
Als ich den Namen des Fundorts hörte, beschlich mich ein Gefühl, das umso beklemmender war. »Mach keine Witze! An den Externsteinen?!«
Ich schluckte.
»Genau. An der alten Kultstätte. Eine Hand. Ohne Ringfinger.«
»Eben sagtest du: ohne Körper.«
»Ohne Körper und ohne Ringfinger.«
Das war wirklich nicht ganz ohne! Die Externsteine waren - so konnte man in einschlägigen Reiseführern nachlesen - eine eigentümliche Gesteinsformation: bizarre Sandsteinfelsen und -säulen im Teutoburger Wald, die in der sonst weitgehend steinfreien Umgebung bis zu 40 Meter in die Höhe ragten. Sonderlingen und Mystikern aber, Unverbesserlichen und ewig Gestrigen galt diese Natur-Sehenswürdigkeit in einer waldreichen Region, wo Germanen einst den Lindwurm römischer Legionen bezwungen hatten, spätestens seit 1933 als Heiliger Hain und herausragender Kraftort.
»Und es weiß niemand davon?«
»Niemand außer den Bullen. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Sie fahnden nach dem dazugehörigen Körper.« Der Anrufer konnte sich ein Lachen über den gelungenen Scherz nicht verkneifen. »Aber wichtiger als der Körper ist der Ringfinger. Und das, was dran war. Eine absolute Rarität, völkisch betrachtet jedenfalls.«
»Ein Ring?«
»Erraten, Sherlock Holmes.«
So beginnt DIE HAND MIT DEM TOTENKOPFRING – der neue Krimi aus der Feder von Rolf Giesen, der Vergangenes und Gegenwärtiges aus der deutschen Geschichte mit einer atemlosen Spurensuche im geheimnisvollen Dunkel des Harz-Gebirges verknüpft.
Der Autor
Rolf Giesen, Jahrgang 1953.
Dr. Rolf Giesen ist ein deutscher Filmwissenschaftler, Filmjournalist, Sachbuch- und Roman-Autor. Er gilt als einer der führenden deutschen Spezialisten für den Phantastischen Film, Trickfilm und Horrorfilm, was ihm zu Beginn der 1980er-Jahre den weitverbreiteten Titel „Dr. Horror" einbrachte.
Rolf Giesen studierte Soziologie, Psychologie und Alte Geschichte an der Freien Universität Berlin und promovierte 1979 mit einer Dissertation über den Phantastischen Film zum Dr. phil.; dieses Thema wurde ihm zur Lebensaufgabe.
Er veröffentlichte zahlreiche Artikel und Bücher rund um das Kino des Phantastischen: vom Fantasy-, Science-Fiction- und Horror-Film bis hin zu den verschiedenen Techniken des Trickfilms, mit dem er sich besonders intensiv auseinandersetzte: So war er von 1982 bis 1984 Vorsitzender des Deutschen Trickfilmverbands e.V. und organisierte Zeichenfilmfestivals.
In der jüngeren Zeit hat sich Giesen auch mit den Propagandafilmen des Dritten Reiches beschäftigt.
Giesen ist Mitarbeiter des Filmmuseums Berlin - Deutsche Kinemathek - und dort Leiter einer nach ihm benannten Trickfilmsammlung. Die Rolf-Giesen-Sammlung der Stiftung Deutsche Kinemathek Berlin gilt als eine der besten Kollektionen zum Thema Filmfantastik in Europa. Giesen entwarf auch die Dauerausstellung Künstliche Welten im Filmmuseum Berlin, in deren Zentrum das Lebenswerk des Trickfilmers Ray Harryhausen steht. Weitere von Giesen organisierte Ausstellungen waren Asterix, Mickey Mouse & Co. (1986) und Cinefantastic.
Zudem steuerte er die Drehbücher für den Animationsfilm Die Digedags in grauer Vorzeit (1999) und die Fernseh-Zeichentrickserie Die unendliche Geschichte (1996) bei. Für die Filme Lorenz im Land der Lügner (1997) und Lauras Stern (2004) fungierte er als Berater und bei Asterix – Operation Hinkelstein (1989) als Produktionsüberwacher.
Neben Lehraufträgen an verschiedenen Universitäten, Fachhochschulen und Filmakademien lehrte Giesen auch als Honorar-Professor an der German Film School For Digital Production. Er ist Associate-Professor an der Universität Peking, wo er 2007 Vorlesungen hielt.
Als Dr. Horror nahm Rolf Giesen Anfang der 80er-Jahre eine Schallplatte mit der Gruppe Niagara auf. Er ist Mitglied der Visual Effects Society in Los Angeles.
Zu seinen bekanntesten Filmsachbüchern gehören u.a. Hitlerjunge Quex, Jud Süß und Kolberg. Die Propagandafilme des Dritten Reiches. Dokumente und Materialien zum NS-Film (2005, mit Manfred Hobsch), Lexikon des Trick- und Animationsfilms (2003), Die große Welt der animierten Filme (2003), Das neue Lexikon des Horrorfilms (2002, mit Ronald M. Hahn und Volker Jansen), Lexikon der Special Effects (2001), Das neue Lexikon des Fantasy-Films (2001, mit Ronald M. Hahn, Volker Jansen, Norbert Stresau), Die schlechtesten Filme aller Zeiten. Eine Reise durch die größten Peinlichkeiten der Kinogeschichte (2002, mit Ronald M. Hahn) Godzilla – Gamera – Gappa. Die Geschichte der japanischen Monsterfilme. Japans Urwelt-Giganten in deutschen Kinos (1998), Special Effects. King Kong, Orphée und die Reise zum Mond (1985) sowie das in zwei Bänden erschienene Lexikon des phantastischen Films. Horror - Science Fiction - Fantasy (1984).
Darüber hinaus verfasste Rolf Giesen Biographien über die Regisseure John Boorman und Alfred Hitchcock sowie Romane zu den TV-Serien Lexx – The Dark Zone (1997/98), Forsthaus Falkenau (1996), Poltergeist (1997) und Gegen den Wind (1998).
Giesen lebt und arbeitet in Berlin und Peking.
DIE HAND MIT DEM TOTENKOPFRING
I. Ein abscheulicher Fund
»Die Hand«, so erfuhr ich, »die Hand trug einen Totenkopfring, aber alles andere fehlte ihr, vor allem der Körper.«
Der Anrufer, der in Goslar zu Hause war, betonte jede Silbe und schien mein überraschtes Schweigen zu genießen: »Da fehlen dir die Worte, was?«
Ich kannte den Anrufer nur flüchtig. Ich hatte vor ein, zwei Jahren mal einen Bericht über ihn geschrieben, kritisch, wie ich meine, aber er hielt es für eine Super-Publicity.
»Was du nicht sagst«, murmelte ich. »Wo hat man die gefunden?«
Als ich den Namen des Fundorts hörte, beschlich mich ein Gefühl, das umso beklemmender war. »Mach keine Witze! An den Externsteinen?!«
Ich schluckte.
»Genau. An der alten Kultstätte. Eine Hand. Ohne Ringfinger.«
»Eben sagtest du: ohne Körper.«
»Ohne Körper und ohne Ringfinger.«
Das war wirklich nicht ganz ohne! Die Externsteine waren - so konnte man in einschlägigen Reiseführern nachlesen - eine eigentümliche Gesteinsformation: bizarre Sandsteinfelsen und -säulen im Teutoburger Wald, die in der sonst weitgehend steinfreien Umgebung bis zu 40 Meter in die Höhe ragten. Sonderlingen und Mystikern aber, Unverbesserlichen und ewig Gestrigen galt diese Natur-Sehenswürdigkeit in einer waldreichen Region, wo Germanen einst den Lindwurm römischer Legionen bezwungen hatten, spätestens seit 1933 als Heiliger Hain und herausragender Kraftort.
»Und es weiß niemand davon?«
»Niemand außer den Bullen. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Sie fahnden nach dem dazugehörigen Körper.« Der Anrufer konnte sich ein Lachen über den gelungenen Scherz nicht verkneifen. »Aber wichtiger als der Körper ist der Ringfinger. Und das, was dran war. Eine absolute Rarität, völkisch betrachtet jedenfalls.«
»Ein Ring?«
»Erraten, Sherlock Holmes.«
»Wo hast du die Info überhaupt her, Hayno?«
Hayno hatte eine rechtsextreme Skinhead-Band gemanagt, die für Schlagzeilen gesorgt hatte, und für eine war ich selber verantwortlich: Gefährlicher als Panzer und Granaten. Darauf war er immer noch stolz. Das war seine »Feuertaufe« gewesen. Und ich hatte ihn groß rausgebracht. Jetzt hatten sie alle einen Heidenbammel vor ihm. »Der Sound«, hatte er für die gut geteerten Stimmen seiner Combo getextet, »der Sound ist unser Maschinengewehr, der Sound ist gefährlicher als Panzer und Granaaaten.« Dazu erschienen die üblichen Gruselbilder seiner Band S.K.U.L.L., die Mitglieder in schwarzen Trikots mit hochreflektierend aufgesprayten Knochen, die sie aussehen ließen wie Gerippe. S.K.U.L.L. reihte sich ein in obskure Gruppen mit Namen wie Hauptkampflinie, Spreegeschwader, Kraftschlag, Landser oder Stahlgewitter: Ich kenne deinen Namen, ich kenne dein Gesicht, du bist die Faust nicht wert, die deine Nase bricht war ein Heavy-Metal-Hard-Rock-Klassiker unter deutschen Kids geworden. Volunteers aus der rechten Szene hatten gratis CDs vor den Schulen verteilt. Hayno hatte damals immer eine Rolle Banknoten in der Tasche, weiß auch nicht, woher die Lappen kamen, und so war die Pressung schnell finanziert. Die Kids ballten die Faust in der Tasche
»Du weißt doch, Himmelmann, ich hab da so meine Quellen«, hüllte Hayno die Frage nach der