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MIT MORD BEGANN ES: Der Krimi-Klassiker!
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eBook250 Seiten3 Stunden

MIT MORD BEGANN ES: Der Krimi-Klassiker!

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Über dieses E-Book

Ich glaube es einfach nicht. Er lag zwar da, aber es konnte nicht wahr sein. Er erlaubte sich bloß einen makabren Scherz, und fast hätte ich ihn aufgefordert, aufzustehen und keine Dummheiten zu machen...

Und dann - wie die Geräuschwelle dem Druck der Explosion folgt - traf mich die Erkenntnis, dass das, was ich sah, nicht gespielt war. Er lag da, und aus seinem Rücken ragte der Griff eines Bajonetts.

Er war tot!

Er war ermordet worden!

Bryan Edgar Wallace (* 28. April 1904 in London; † 1971), der Sohn des legendären Schriftstellers Edgar Wallace, wurde in Deutschland insbesondere durch die Verfilmung seiner Romane in den 1960er Jahren bekannt.

Der Roman Mit Mord begann es erschien erstmals im Jahre 1964; eine deutsche Erstveröffentlichung folgte im gleichen Jahr.

Der Apex-Verlag veröffentlicht die Werke von Bryan Edgar Wallace als durchgesehene Neuausgaben in seiner Reihe APEX CRIME und macht diese Krimi-Klassiker erstmals seit nahezu fünfzig Jahren wieder verfügbar.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum18. Sept. 2020
ISBN9783748757948
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    Buchvorschau

    MIT MORD BEGANN ES - Bryan Edgar Wallace

    Das Buch

    Ich glaube es einfach nicht. Er lag zwar da, aber es konnte nicht wahr sein. Er erlaubte sich bloß einen makabren Scherz, und fast hätte ich ihn aufgefordert, aufzustehen und keine Dummheiten zu machen...

    Und dann - wie die Geräuschwelle dem Druck der Explosion folgt - traf mich die Erkenntnis, dass das, was ich sah, nicht gespielt war. Er lag da, und aus seinem Rücken ragte der Griff eines Bajonetts.

    Er war tot!

    Er war ermordet worden!

    Bryan Edgar Wallace (* 28. April 1904 in London; † 1971), der Sohn des legendären Schriftstellers Edgar Wallace, wurde in Deutschland insbesondere durch die Verfilmung seiner Romane in den 1960er Jahren bekannt.

    Der Roman Mit Mord begann es erschien erstmals im Jahre 1964; eine deutsche Erstveröffentlichung folgte im gleichen Jahr.

    Der Apex-Verlag veröffentlicht die Werke von Bryan Edgar Wallace als durchgesehene Neuausgaben in seiner Reihe APEX CRIME und macht diese Krimi-Klassiker erstmals seit nahezu fünfzig Jahren wieder verfügbar.

    Der Autor

    Bryan Edgar Wallace.

    (* 28. April 1904 in London; † 1971).

    Bryan Edgar Wallace - auch Edgar Wallace jr. - war ein englischer Kriminalschriftsteller und Drehbuchautor. Er war zudem der Sohn des erfolgreichen Schriftstellers Edgar Wallace.

    Bryan Edgar Wallace wurde im April 1904 als Sohn des britischen Schriftstellers Edgar Wallace und dessen erster Frau Ivy Wallace, geborene Caldecott, geboren. Wallace benannte ihn nach dem amerikanischen Senator William Jennings Bryan, mit dem er befreundet war. Bryan Edgar ging auf die Oundle School und später auf das Emanuelle College in Cambridge, anschließend war er Offizier der britischen Armee. Nach seiner Militärzeit arbeitete er als Drehbuchautor bei British Lion, der Gaumont British Picture Corporation, Twentieth Century Fox und anderen Filmgesellschaften, bevor er für zwölf Jahre als Sekretär in der britischen Botschaft in Madrid arbeitete.

    Bryan Edgar heiratete 1934 die Biographin seines Vaters, Margaret Lane, die Ehe wurde jedoch bereits 1939 wieder geschieden. 1940 heiratete er Wylodine van Dyke Jones aus Columbus in Ohio. Gemeinsam mit seiner Frau verbrachte er seinen Lebensabend auf dem Schloss Champigny in Champigny-sur-Veude bei Tours an der Loire in Frankreich.

    Die Kriminalromane von Bryan Edgar Wallace wurden stark von denen seines Vaters beeinflusst, handelten jedoch vor allem von Agenten und Weltbeherrschungsplänen. Die Berühmtheit seines Vaters konnte er nicht erreichen.

    Neben diesen eigenen Romanen schrieb Wallace Drehbücher nach verschiedenen Romanen seines Vaters, darunter The Flying Squad (1932), The Frightened Lady (1932), Whiteface (1932), Strangers on a Honeymoon (1936), The Squeaker (1937) und The Mind of Mr. Reeder (1939).

    Nach einem Treffen mit den Filmproduzenten Artur Brauner wurden einige der Romane von Bryan Edgar Wallace im Rahmen des durch Constantin Film und Rialto Film ausgelösten Edgar-Wallace-Booms durch Filme in den 1960er- und 1970er-Jahren verfilmt. Dabei wurde teilweise nur sein Name genutzt und nur ein geringer Teil der Verfilmungen wurde nach seinen Romanen verfilmt; daneben wurden völlig neue, Edgar-Wallace-ähnliche Stoffe erdacht.

    Zu den bekanntesten Bryan-Edgar-Wallace-Filmen gehören Der Würger von Schloss Blackmoor (1963), Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (1963), Der Henker von London (1963) und Das siebente Opfer (1964).

    MIT MORD BEGANN ES

      Erstes Kapitel

    An allem war nur der Regen schuld. Wenn es damals nicht geregnet hätte, wäre ich höchstwahrscheinlich nie des Mordes verdächtigt worden, doch es regnete, und als ich in die Wirtsstube trat, um mich dort unterzustellen, verschaffte ich gleichzeitig dem Mord Einlass.

    Es war ein kleines Lokal am Shepherd's Market. Ich zog den durchnässten Mantel aus, begab mich an den Schanktisch und verlangte ein Lagerbier. Der Mann hinter der Theke sagte: »Scheußliches Wetter«, und ich entgegnete: »Schauderhaft«, und nachdem der Konvention Genüge getan war, ließ er mich in Frieden.

    Der Betrieb war mäßig, an der Theke saß außer mir niemand, und ich überlegte, ob ich mit dem Zug um 18 Uhr 15 nach Newbury fahren oder zunächst einen Happen essen und den um 19 Uhr 27 nehmen sollte, als eine Stimme hinter mir rief: »Sieh da, unser guter Farmer Hellier!«

    Der Ton, in dem das vorgebracht wurde, ärgerte mich, und ich drehte mich gereizt um. Ich hätte es wissen können. Es war Peter Trenton, Ich hatte ihn seit zwei Jahren nicht gesehen, und wenn ich ihn weitere zwanzig Jahre nicht zu Gesicht bekommen hätte, wäre mir das nur recht gewesen.

    »Ach so, du bist’s!«, machte ich, aber so etwas allein reicht nicht aus, um Peter Trenton abzuschütteln. Er blickte mich mit dem ganzen falschen Wohlwollen eines Schulmeisters an, der einen seiner zurückgebliebenen Schüler betrachtet. »Noch immer derselbe alte John: rechtschaffene Plackerei und gerechte Vergeltung!«

    Ich warf ihm einen missmutigen Blick zu. Ich hatte Peter schon in der Internatsschule nicht gemocht, und ich mochte ihn auch jetzt nicht. Er gehört zu jenen Leuten, die die Welt in zwei Klassen einteilen: Schwachköpfe und sich selbst. Tat jemand redliche Arbeit - vor allem ein Landwirt wie ich -, so war er in Peter Trentons Augen unten durch. Er selbst-schlug sich als obskurer Versicherungsagent durchs Leben, und was er dabei verdiente, gab er für noch obskurer Blondinen aus.

    Nachdem er den Barmann durch lautes Klopfen auf die Theke beleidigt hatte, wandte er sich wieder mir zu. »Na, wie verträgst du dich denn mit dem Gesinde?«

    »Hör mal, Peter, kannst du deinen Schnaps nicht woanders trinken?«

    Er grinste, und ich musste mir eingestehen, dass er einen gewissen jungenhaften Charme besaß, wenn man seine blutunterlaufenen Augen nicht bemerkte.

    »Entschuldige, John. Ein Scherz. Wie geht es wirklich auf der Farm?«

    Es ging ihn nichts an, dass ich ein gutes Jahr gehabt hatte, deshalb sagte ich einsilbig: »Ach, es hätte schlechter sein können.«

    »Dein Gut liegt doch in der Nähe von Belbury, nicht?«

    Ich nickte.

    »Kennst du einen gewissen Gerald Mant?«

    »Ja, er hat vor etwa sechs Monaten das benachbarte Grundstück gekauft.«

    »Wie gefällt er dir?«

    Ich witterte eine Falle. »Ist er ein Freund von dir?«, fragte ich vorsichtig.

    »Dieses Stinktier?«

    Ich entspannte mich etwas. »Offen gestanden, ich kann ihn nicht leiden.«

    »Kennst du ihn näher?«

    »Nein. Seinen Vater kannte ich ganz gut.«

    Peter sah mich grübelnd an. Dann sagte er: »Was hast du über den Tod seines Vaters gehört?«

    »Ach, dass es ein Unfall war. Vor etwa neun Monaten.«

    »Was würdest du sagen, wenn ich dir verriete, dass sein alter Herr ermordet wurde?«

    »Ich würde sagen, dass du den Verstand verloren hast.«

    »Tja, er wurde aber ermordet!«

    »Ausgeschlossen! Er fiel bei der Jagd vom Pferd und brach sich das Genick.«

    Peter nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas mit Whisky-Soda und stellte es dann ab. »Trotzdem war es Mord.« Das klang so entschieden, dass ich mich unwillkürlich beeindruckt fühlte.

    Ich hatte nichts für Mant übrig, aber er war immerhin ein Gentleman, ging auf die Jagd und so weiter, und ich hatte nicht die Absicht, einem solchen Dunkelmann wie Peter so etwas durchgehen zu lassen. »Woher weißt du das?«, erkundigte ich mich.

    »Du hast gesagt, du hast seinen Vater gekannt. Hat er nie über Mant gesprochen?«

    Ich zögerte. Ich wusste nur zu gut, was der Alte von seinem Sohn gehalten hatte, aber eher wollte ich verdammt sein, als Peter einen Ansatzpunkt zu bieten. »Er hat nicht viel von ihm geredet.«

    Peter lachte. »Du rostest langsam ein, altes Haus. Den ganzen Tag nichts als Kühe melken, stumpft dich allmählich ab. Er hat dir eine ganze Menge von ihm erzählt, sei ehrlich!«

    Ich bin von Natur aus nicht geschwätzig, aber schließlich war Mant mein Nachbar, und ich hielt es für besser, herauszubekommen, um was es eigentlich ging. »Was hast du gegen ihn?«

    Peter grinste unverschämt. »Aha, das Interesse regt sich, was?«

    »Ich glaube den Quatsch mit dem Mord nicht, aber ich kann mir ja mal dein Schauermärchen anhören.«

    »Das Grundstück neben dem deinen hat ihn wohl eine schöne Stange Geld gekostet, was?«

    »Vermutlich.«

    »Und wenn ich dir sage, dass er sich, bevor sein Vater starb, nicht mal einen Kaninchenstall hätte kaufen können?«

    »Das ist doch kein Geheimnis«, entgegnete ich verächtlich. »Er hat das ganz offen zugegeben,«

    »Hat er auch offen zugegeben, dass er bei Titfer Tom mit ungefähr zehntausend Pfund in der Kreide stand, bevor sein Vater starb?«

    »Und wer, bitte schön, ist Titfer Tom?«

    »Mit richtigem Namen heißt er Harry, und er trägt keinen Hut«, sagte Peter, so als ward damit alles erklärt. »Er ist ein Gauner von einem Buchmacher, der ein paar ausgewählten Kunden lange Kredite gewährt.«

    »Und was bedeutet das?«

    »Mant war, solange sein Vater lebte, keinen Pfifferling wert, aber ohne Vater versprach er einen ganzen Batzen.«

    »Ich verstehe noch immer nicht, worauf du hinauswillst.«

    »Titfer wettet nur auf todsichere Gewinner.«

    »Willst du damit sagen, dass er wusste, dass Mants Vater sterben würde?«

    »Drücken wir es so aus: Er wusste, dass Mant zu Geld kommen würde - und zwar etwas plötzlich.«

    »Woher weißt du das alles?«, fragte ich.

    Peter lachte. »Ich mache mit Titfer Geschäfte.«

    »Und er hat dir das alles erzählt?«

    »Nicht so ausführlich, aber er war keineswegs überrascht, als er sein Geld bekam.«

    »Und das ist alles, was du gegen Main hast?«

    Peter schüttelte den Kopf.

    »Was gibt es noch?«

    »Zwei Monate vor dem Tod seines Vaters klapperte Mant die Grundstücksmakler ab und erkundigte sich nach Grundstücken auf dem Land. Er sagte, er sei bereit, bis zu dreißigtausend Pfund anzulegen.«

    »Weißt du das ganz genau?«

    »Aus erster Hand.«

    Wettschulden beeindruckten mich nicht sonderlich; ich hatte das Gefühl, dass bei diesem Zeitvertreib alles Mögliche passieren konnte, und dieser Titfer war offensichtlich ein Gauner, aber wenn es sich um Land handelte, dann konnte ich mitreden. Man führt keine Gespräche über den Erwerb von 30.000-Pfund-Grundstücken, es sei denn, man besitzt das nötige Geld - oder hat es in Aussicht.

    »Woher weißt du das von dem Grunderwerb?«

    »Ich habe einen Freund in einem Maklerbüro in der Mount Street sitzen. Er hat mit Mant verhandelt, und gerüchteweise hat er erfahren, dass Mant sich noch anderswo umgehört hat.«

    »Und wollte er das Grundstück sofort haben?«

    »Nein, und das ist ja eben das Tüpfelchen auf dem i. Er sagte, er  möchte es für den kommenden April, und das war merkwürdigerweise drei Monate nach dem Tod seines Vaters, und ungefähr einen Monat, nachdem das Testament bestätigt worden war.«

    Das alles gefiel mir nicht, und ich fragte: »Wozu erzählst du mir das?«

    »Bloß weil du mein Freund bist, altes Haus.«

    »Ist das der einzige Grund?« Es lohnt sich immer, Peter mit Vorsicht zu genießen.

    Er zögerte. »Er und ich sind einmal aneinandergeraten, und ich habe nicht gewonnen«, sagte er kurz.

    »Deine Theorie lautet also, dass er in der Klemme saß und seinen Vater ermordete, um zu Geld zu gelangen?«

    »Wenn du bei Titfer mit zehntausend Pfund in der Kreide stündest, erschiene auch dir ein Vatermord als ein einfacher Ausweg.« Er hatte nicht so unrecht mit dem, was er sagte, und mir wurde unbehaglich zumute.

    »Tja-a«, machte ich zweifelnd.

    »Ich will dir noch etwas höchst Merkwürdiges verraten. Zwei Tage nach dem Tod des Alten hatte auch seine Schwester - Mants Tante - einen Unfall. Sie fiel von der Treppe und brach sich das Genick.«

    »Ja, ich weiß, aber was ist daran so merkwürdig?«

    »Wie ich gehört habe, hat sie sich an dem Tag, als ihr Bruder starb, ebenfalls an der Jagd beteiligt. Findest du es nicht merkwürdig, dass beide innerhalb von zwei Tagen einem Unfall zum Opfer gefallen sind? Sie war dabei, sie hätte leicht etwas bemerken können. Aber vergiss eins nicht: Mit Mord allein ist es nicht getan.«

    »Was soll denn das heißen?«

    Peter warf mir den Blick zu, der Mann, hast du aber eine lange Leitung! besagte und an den ich mich aus meiner Schulzeit noch so gut erinnerte.

    »Das ist der Fehler, den jeder begeht - mit Mord beginnt es«, sagte er, »aber es endet nicht damit.«

    Ich zog es vor, nicht darauf einzugehen, und fragte: »Und du meinst allen Ernstes, dass Mant auch seine Tante umgebracht hat?«

    »Wenn schon einen Mord, warum nicht zwei?«

    »Du willst ihn zu einem Ungeheuer stempeln.«

    »Nach einigen der Dinge zu schließen, die ich über ihn gehört habe, ist er genau das. Als er beim Militär war, stand er im denkbar schlechtesten Ruf.« Peter Trenton trank seinen Whisky aus und stellte dann das Glas langsam zurück. »Das Schlimme an ihm war, dass er Lust am Töten hatte.«

    »Aber...«, begann ich.

    »Wenn ich also du wäre, würde ich die Augen offenhalten.« Er bedachte mich mit einem kleinen sardonischen Kopfnicken, doch bevor ich etwas entgegnen konnte, war er fort.

    Ich griff nach meinem Bier. Es war schal geworden.

      Zweites Kapitel

    Natürlich wurde es für den Zug um 18 Uhr 15 zu spät - nach dem Gespräch mit Peter Trenton und einem weiteren Bier zum Hinunterspülen des unangenehmen Geschmacks, den es hinterlassen hatte. Ich spazierte daher zum Audley, aß ein paar belegte Brote und nahm den Zug um 19 Uhr 27.

    Was Peter mir von Mant erzählt hatte, ließ mir keine Ruhe. Ich wollte es nicht glauben, und ich traute Peter nicht, aber trotzdem war ich beeindruckt. Er wusste anscheinend zu viel, und außerdem - wozu hätte er das alles erfinden sollen? Die Sache mit Mants Tante war ja weit hergeholt, aber das mit den Grundstücksmaklern gefiel mir ganz und gar nicht. Ungünstigerweise befand sich außer mir niemand im Eisenbahnabteil, und nichts hielt mich davon ab, auf der ganzen Fahrt bis nach Newbury darüber nachzugrübeln.

    Nachdem ich mir einiges von dem angehört hatte, was mir Mants Vater von ihm erzählt hatte, war er mir schon unsympathisch, noch ehe ich ihn kennengelernt hatte, und als ich ihn endlich traf, wurde er mir noch unsympathischer. Er war einer jener kräftig gebauten, rauen Typen, ein sozusagen berufsmäßiger ganzer Kerl. Zum ersten Mal sah ich ihn, kurz nachdem er das Anwesen neben meinem gekauft hatte, und ich hinüberging, um ihm meinen Besuch abzustatten. Zu meiner Überraschung öffnete mir Mant auf mein Läuten hin persönlich die Tür, und seine ersten Worte bestimmten den Ton für alles, was später geschah. »Ei, der Tugendbold höchstselbst, stimmt’s?«

    Ich bemühte mich, das zu ignorieren, und sagte, ich sei gekommen, um zu fragen, ob ich irgendwie behilflich sein könnte.

    »Ja, mein Vater sagte, Sie wären der typische Pfadfinder: Täglich eine gute Tat.« Diesmal war der Sarkasmus so offenkundig, dass ich wütend entgegnete: »Bitte sehr, es geht ja auch anders, wenn Sie unbedingt wollen!« Und ich stakste davon.

    Natürlich hatten wir im Laufe der Zeit einen modus vivendi erarbeitet. Wir ignorierten einander, und obwohl einige hilfsbereite Seelen - wie beispielsweise Dolly - versuchten, das Verhältnis zwischen uns zu bessern, nahmen es die meisten als unabänderlich hin.

    Mants Vater, den alten Sir Oscar, hatte ich recht gut gekannt. Er pflegte des Öfteren in unserer Gegend an Jagden teilzunehmen, und auf diese Weise lernte ich ihn kennen. Offen gestanden, bei meinem ersten Zusammentreffen mit dem alten Herrn ließ er ein Donnerwetter über mich niederprasseln, wie es mir im Leben noch nie widerfahren war. Er war nicht dazu geschaffen, seine Gedanken für sich zu behalten, aber andererseits gibt es nichts Besseres als ein bisschen Aufrichtigkeit, um einer Freundschaft zu einem erfolgreichen Start zu verhelfen, und hinterher pflegte ich ihn gelegentlich zu besuchen und mit ihm zu dinieren.

    Ich glaube, der alte Knabe fühlte sich einsam, und nach dem Abendessen saßen wir oft beisammen und sprachen über alles unter der Sonne. Manchmal redete er auch über seinen Sohn, für gewöhnlich dann, wenn Mant ihn wieder einmal um mehr Geld angepumpt hatte, und er verurteilte das Verhalten seines Sohnes schärfstens. Was Sir Oscar ganz besonders ärgerte, war, dass er seinem Sohn aufgrund irgendwelcher Fideikommiss-Bestimmungen sein ganzes Geld hinterlassen musste. »Geld«, hatte er einmal geäußert, »ist alles, was für Gerald zählt, und es gibt nichts, was er nicht täte, um es in die Hand zu bekommen.«

    Als ich da in dem Eisenbahnabteil saß und auf die dunkle, vorbeihuschende Landschaft hinausschaute, überlegte ich, ob das wohl eine Art Vorahnung gewesen war. Doch wenn der Jagdunfall des alten Herrn ein Mord gewesen war - wie hatte man es bewerkstelligt? Das war die Frage, die an mir nagte - nicht wer?, sondern wie?

    Hätte ich eine Woche Zeit gehabt, die ganze Sache zu vergessen, hätte alles gut ausgehen können, aber unglücklicherweise ging der Tanz gleich am

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