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DIE KÖNIGIN DER SCHATTEN: Der Horror-Klassiker
DIE KÖNIGIN DER SCHATTEN: Der Horror-Klassiker
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eBook216 Seiten2 Stunden

DIE KÖNIGIN DER SCHATTEN: Der Horror-Klassiker

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Über dieses E-Book

Richard Ralston, ein Freund von Dr. Alan Caranac und Bill Bennett, hat kürzlich aus ungeklärten Gründen Selbstmord begangen. Ralstons Tod ist der letzte in einer ganzen Reihe von Selbstmorden wohlhabender junger Männer. Bei einer Dinnerparty für Dr. René De Feradel, einen französischen Psychiater, und seine verführerische und mysteriöse Tochter Dahut - eine Frau von übernatürlicher Schönheit - verspricht Bennett Caranac, dass er ein Geheimnis enthüllen wird, welches ihm Ralston kurz vor seinem Tod anvertraut hat.

Und dieses Geheimnis ist mit Dahut verbunden, und Bennett ist überzeugt davon, dass sie für Ralstons Tod verantwortlich ist...


Die Königin der Schatten von Abraham Merritt (* 20. Januar 1884 in Beverly, New Jersey; † 21. August 1943 in Indian Rocks Beach, Florida) wurde erstmals im Jahr 1934 als sogenanntes magazine serial veröffentlicht; noch im gleichen Jahr erfolgte die Veröffentlichung in Roman-Form.

Der Apex-Verlag veröffentlicht diesen Klassiker der Horror-Literatur als durchgesehene Neuausgabe.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum4. Dez. 2018
ISBN9783743888029
DIE KÖNIGIN DER SCHATTEN: Der Horror-Klassiker
Autor

Abraham Merritt

Abraham Grace Merritt (January 20, 1884 – August 21, 1943) – known by his byline, A. Merritt – was an American Sunday magazine editor and a writer of fantastic fiction. (Wikipedia)

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    Buchvorschau

    DIE KÖNIGIN DER SCHATTEN - Abraham Merritt

    Das Buch

    Richard Ralston, ein Freund von Dr. Alan Caranac und Bill Bennett, hat kürzlich aus ungeklärten Gründen Selbstmord begangen. Ralstons Tod ist der letzte in einer ganzen Reihe von Selbstmorden wohlhabender junger Männer. Bei einer Dinnerparty für Dr. René De Feradel, einen französischen Psychiater, und seine verführerische und mysteriöse Tochter Dahut - eine Frau von übernatürlicher Schönheit -  verspricht Bennett Caranac, dass er ein Geheimnis enthüllen wird,  welches ihm Ralston kurz vor seinem Tod anvertraut hat.

    Und dieses Geheimnis ist mit Dahut verbunden, und Bennett ist überzeugt davon, dass sie für Ralstons Tod verantwortlich ist...

    Die Königin der Schatten von Abraham Merritt (* 20. Januar 1884 in Beverly, New Jersey; † 21. August 1943 in Indian Rocks Beach, Florida) wurde erstmals im Jahr 1934 als sogenanntes magazine serial veröffentlicht; noch im gleichen Jahr erfolgte die Veröffentlichung in Roman-Form.

    Der Apex-Verlag veröffentlicht diesen Klassiker der Horror-Literatur als durchgesehene Neuausgabe.

    DIE KÖNIGIN DER SCHATTEN

    I. Vier Selbstmorde

    Im Explorer’s Club packte ich meine Koffer aus. Die eigenartige Niedergeschlagenheit, mit der ich am Morgen in meiner Koje erwacht war, verfolgte mich noch immer wie ein Alptraum.

    Selbstverständlich hatte ich keinen großen Bahnhof zu meinem Empfang erwartet, aber weder Bennett noch Ralston hatten mich abgeholt. Beiden hatte ich vor meiner Abreise geschrieben und nach ihnen vergeblich an der Pier Ausschau gehalten.

    Sie waren meine engsten Freunde. Die unterschwellige Feindseligkeit zwischen den beiden hatte mich oft amüsiert. Sie mochten sich und lehnten sich in gleicher Weise ab. Trotzdem konnte ich manchmal das Gefühl nicht loswerden, dass sie sich untereinander besser verstanden als mit mir.

    Bill Bennett war der ernste, schwerarbeitende Sohn von Dr. Lionel Bennett, der bis vor kurzem einer der fünf hervorragendsten Experten für Geisteskrankheiten der modernen Welt gewesen war. Bennett Senior war einer der wenigen Spezialisten gewesen, die sich mehr mit ihrer Wissenschaft als mit ihrem Konto befasst hatten. Er war berühmt, aber arm. Bennett Junior war in meinem Alter, fünfunddreißig Jahre alt. Ich wusste, dass sich sein Vater ganz auf ihn verlassen hatte, aber auch, dass sich der Sohn von seinem väterlichen Meister getrennt hatte, besonders auf dem Gebiet des Unterbewusstseins. Bills Gedankengänge waren flexibler und aufnahmefähiger. Bill hatte mir vor einem Jahr geschrieben, dass sein Vater gestorben sei und er sich mit Dr. Austin Lowell in dessen Privatklinik zusammengetan hatte.

    Dick Ralston war der Sohn vermögender Eltern, deren Reichtum nicht einmal zu Zeiten der Depression gemindert worden war. Er sah weder Vergnügen noch Sinn in der Arbeit. Klug, großzügig und voller Charme war er der typische Müßiggänger.

    Ich stand zwischen ihnen, eine Brücke, auf der sie sich begegnen konnten. Ich hatte den Doktortitel erworben, verfügte aber über genug Geld, um ungebunden leben zu können. Daher reiste ich, auf ethnologische Forschungsarbeit konzentriert, durch die Welt, insbesondere auf die Bereiche der Eingeborenenzauberei, Hexerei und Magie spezialisiert. In meiner Arbeit war ich ebenso gründlich wie Bill, und er wusste es.

    Dick hingegen behauptete, dass meine Forschungsreisen ein Erbe meiner bretonischen Vorfahren seien, die von St. Malo aus als Piraten über die Meere fuhren. Insbesondere die Tatsache, dass zwei meiner Ahnen als Hexen in der Bretagne verbrannt worden waren, veranlasste ihn zu Sticheleien.

    Ich grübelte darüber nach, dass selbst drei Jahre Abwesenheit zu kurz sein müssten, um mich vergessen zu haben. Deshalb schüttelte ich meine Depression von mir ab und lachte. Vielleicht hatten sie meine Post nicht erhalten oder Verabredungen, an die sie sich halten mussten.

    Auf dem Bett lag eine Nachmittagszeitung. Als ich sie in die Hand nahm, stellte ich fest, dass sie vom gestrigen Tag war. Die Überschrift lautete: 5.000.000-Kupfer-Erbe begeht Selbstmord. Richard J. Ralston, jr. schoss sich eine Kugel durch den Kopf. Es fehlt jeder Hinweis auf ein Motiv für die Tat. In den letzten drei Monaten nahmen sich vier Männer in New York das Leben. Die Polizei vermutet einen Selbstmord- Club.

    Ich las den Artikel. Richard J. Ralston, jr., der fünf Millionen Dollar erbte, als sein Vater, ein reicher Minenbesitzer, vor zwei Jahren starb, wurde heute Morgen tot im Schlafzimmer seines Hauses in der 78th Street aufgefunden. Er hatte sich eine Kugel durch den Kopf geschossen und war sofort gestorben. Die Pistole, mit der er sich erschossen hatte, lag auf dem Boden, wo sie ihm aus der Hand gefallen war. Die Spurensicherung identifizierte seine Fingerabdrücke. Sein Butler, John Simpson, hatte ihn gefunden und sagte aus, dass er um acht Uhr gewohnheitsgemäß in das Schlafzimmer gegangen sei. Dr. Peabody stellte fest, dass der Tod um drei Uhr eingetreten sein muss, also höchstens fünf Stunden, bevor Simpson die Leiche auffand.

    Drei Uhr? Mir ging ein Frösteln über den Rücken. In Anbetracht der Differenz zwischen Schiffszeit und Ortszeit war das genau der Zeitpunkt, zu dem ich mit dieser seltsamen Niedergeschlagenheit erwacht war. Ich las weiter.

    Wenn Simpsons Aussage stimmt, woran die Polizei nicht zweifelt, konnte der Selbstmord nicht vorsätzlich vollzogen worden sein und muss auf einen urplötzlichen Impuls zurückgeführt werden. Dies bestätigt ein angefangener Brief von Ralston, den er unbeendet zerrissen hatte. Dieser Brief lautete:

    Lieber Bill!

    Ich bedaure, dass ich nicht länger bleiben konnte. Wie gern würde ich die ganze Angelegenheit objektiv und nicht subjektiv betrachten können, so unglaublich sie auch sein mag. Wenn nur Alan hier wäre. Er weiß gewiss mehr...

    An dieser Stelle hatte Ralston seine Meinung geändert und den Brief vernichtet. Die Polizei möchte gern wissen, wer Alan ist und was er mehr weiß über diese Sache. Sie hofft ebenfalls, dass Bill, an den der Brief adressiert war, sich melden wird. Es besteht zwar nicht der geringste Zweifel darüber, dass es sich um Selbstmord gehandelt hat, aber es ist möglich, dass das, was objektiv und nicht subjektiv, so unglaublich es auch sein mag war, etwas Licht in die Angelegenheit hinsichtlich eines Motivs bringen wird.

    Derzeit gibt es keinerlei Hinweis, den Selbstmord von Mr. Ralston zu begründen. Seine Anwälte, die bekannte Firma Winston, Smith & White, versicherten der Polizei gegenüber, dass seine Vermögensverhältnisse absolut in Ordnung sind und dass es nicht die geringsten Komplikationen im Leben ihres Klienten gab. Mit dem Namen Ralston sind keinerlei Skandale verbunden.

    Dies ist der vierte Selbstmord innerhalb von drei Monaten, und in allen Fällen handelte es sich um vermögende Männer in Ralstons Alter und mit vergleichsweise ähnlichen Lebensgewohnheiten. Tatsächlich sind die Umstände in allen vier Fällen außerordentlich ähnlich, was die Polizei zu der Annahme veranlasst, es liege eine Art Selbstmord-Vereinigung vor.

    Der erste der vier Todesfälle trat am 15. Juli ein, als sich John Marston, ein international berühmter Polospieler, im Schlafzimmer seines Landbesitzes in Locust Valley auf Long Island durch den Kopf schoss. Bisher konnte kein Grund für seinen Selbstmord gefunden werden. Er war wie Ralston unverheiratet. Am 6. August wurde die Leiche von Walter St. Clair Calhoun in seinem Sportwagen aufgefunden. Calhoun hatte seinen Wagen in der Nähe von Riverhead, Long Island, von der Hauptstraße auf ein offenes Feld gefahren und sich eine Kugel durch den Kopf gejagt. Niemand entdeckte den Grund. Seit drei Jahren war er geschieden. Am 21. August erschoss sich Richard Stanton, millionenschwerer Globetrotter und Jachtbesitzer, an Deck seiner seetüchtigen Jacht Trinculo. Es geschah einen Tag vor seiner beabsichtigten Kreuzfahrt nach Südamerika.

    Ich las und las - von den Spekulationen über die Existenz eines Selbstmord-Clubs, die wahrscheinlich aus Langeweile und morbider Sensationslust geboren waren. Die Berichte über Marston, Calhoun und Stanton - Dicks Todesnachricht...

    Ich las weiter und musste immerzu daran denken, dass es nicht wahr sein konnte.

    Es gab keinen Anlass für Dick, sich das Leben zu nehmen. Die Theorie bezüglich eines Selbstmord-Clubs war absurd und phantastisch, ganz besonders bei Dick. Ich war dieser Alan in seinem Brief, und Bennett war jener Bill. Was aber wusste ich, was Dick von mir wissen wollte?

    Das Telefon klingelte, und mir wurde mitgeteilt, dass Dr. Bennett mich zu sehen wünsche. Ich sagte: »Schicken Sie ihn bitte zu mir.«

    Bill kam herein. Er war blass und verstört. In seinen Augen las ich Entsetzen. Er streckte seine Hand aus. Alles, was er sagen konnte, war: »Ich bin froh, dass du wieder da bist, Alan.«

    In der anderen Hand hielt ich die Zeitung. Er nahm sie und betrachtete das Datum. »Von gestern. Da steht alles drin. Alles, was zumindest die Polizei weiß.«

    Er sprach so seltsam, dass ich sofort fragte: »Du meinst, dass du etwas weißt, wovon die Polizei keine Ahnung hat?«

    »Oh, sie sind im Besitz aller Fakten. Dick hat sich erschossen. Sie haben recht, seinen Selbstmord mit den anderen drei in Verbindung zu bringen.«

    Ich wiederholte: »Weißt du etwas, wovon die Polizei keine Ahnung hat?«

    »Dick ist ermordet worden.«

    Ich sah ihm in die Augen. »Wenn er aber die Kugel durch den Kopf...«

    »Ich nehme es dir nicht übel, dass du verwirrt bist. Trotzdem - ich weiß, dass sich Dick Ralston selbst getötet hat, und trotzdem weiß ich ebenso sicher, dass er ermordet wurde.« Dann ließ er sich auf das Bett fallen. »Ich brauche einen Drink.«

    Ich holte die Flasche, die mir der Clubkellner vorsorglich zum Willkommensgruß aufs Zimmer gebracht hatte, und goss ihm ein Glas voll. Er wiederholte: »Bin ich froh, dass du wieder da bist! Wir haben eine schwere Aufgabe vor uns, Alan.«

    Ich schenkte mir auch einen Scotch ein und fragte: »Was heißt das? Dicks Mörder zu finden?«

    »Ja. Aber noch mehr als das. Wir müssen weitere Morde verhindern.«

    Ich füllte unsere Gläser wieder auf. »Nun hör auf mit deinen Anspielungen und erzähl mir, was das alles bedeutet!«

    »Nein, Alan. Noch nicht. Stell dir vor, du entdeckst einen neuen Bazillus, einen völlig unbekannten - oder glaubst es zumindest. Du hast ihn studiert und seine Besonderheiten notiert. Und nimm an, du möchtest, dass dir jemand eine Bestätigung deiner Beobachtungen liefert. Was würdest du tun? Ihm zuerst deine eigenen Kenntnisse mitteilen und ihn danach bitten, ins Mikroskop zu schauen und sie zu bestätigen? Oder würdest du ihm lediglich sagen, worum es geht, und ihn bitten, ins Mikroskop zu blicken und selbst herauszufinden, was er feststellt?«

    »Letzteres natürlich«, antwortete ich schnell.

    »Genau. Ich glaube, dass ich einen neuen Bazillus gefunden habe - oder einen sehr alten, obwohl es nichts mit Krankheitserregern zu tun hat. Aber ich werde dir nicht eher etwas verraten, bis du dein Auge über das Mikroskop hältst. Ich will deine Meinung vorurteilsfrei hören. Lass eine Zeitung holen!«

    Ich rief das Büro an und bestellte die letzte Ausgabe.

    Als sie uns hereingebracht wurde, warf Bill einen Blick auf die erste Seite, blätterte weiter, bis er fand, was er suchte. Er las und nickte dabei.

    »Dick ist von der ersten Seite verschwunden und taucht jetzt auf der fünften auf«, sagte er. »Lies die ersten Abschnitte - alles andere lohnt sich nicht.«

    Ich las: »Dr. William Bennett, hervorragender Gehirnspezialist und Sozius von Dr. Austin Lowell, dem berühmten Psychiater, kam heute Morgen zum Polizei-Hauptquartier und gab an, jener Bill in dem unvollendeten Brief zu sein, der gestern Morgen im Schlafzimmer von Richard J. Ralston kurz nach seinem Selbstmord gefunden worden war. Dr. Bennett sagte, dass dieser Brief ohne Zweifel an ihn gerichtet gewesen sei. Mr. Ralston sei einer seiner ältesten Freunde gewesen und habe ihn noch kürzlich wegen Schlaflosigkeit und schlechter Träume konsultiert. Mr. Ralston war am Abend vor dem Selbstmord noch sein Gast gewesen. Dr. Bennett hatte Mr. Ralston gebeten, die Nacht bei ihm zu verbringen. Zunächst habe Mr. Ralston zugestimmt, dann aber seine Meinung geändert und sei nach Hause gegangen. Die ärztliche Schweigepflicht hinderte Dr. Bennett daran, weitere Symptome zu beschreiben. Nachdem er befragt wurde, ob die geistige Verfassung von Mr. Ralston eine Erklärung dafür abgebe, dass er Selbstmord verübt habe, antwortete Dr. Bennett, dass Selbstmord immer das Resultat einer geistigen Verfassung sei.

    Trotz meines Kummers und meiner Verwirrung musste ich über diese Äußerung lächeln.

    Dieser Alan, auf den in dem Brief verwiesen wurde, sei nach Angaben Dr. Bennetts Dr. Alan Caranac, der ebenso ein alter Freund Mr. Ralstons sei und heute an Bord der Augustus in New York nach dreijähriger Abwesenheit in Nordafrika erwartet werde. Dr. Caranac ist in wissenschaftlichen Kreisen wegen seiner ethnologischen Forschungsarbeiten berühmt. Dr. Bennett sagte, Mr. Ralston habe gemeint, dass einige seiner Symptome von Dr. Caranac wahrscheinlich erklärt werden könnten, da er sich mit obskuren Geistesverirrungen bei primitiven Völkern befasst habe.

    »Jetzt kommt’s«, sagte Bill und zeigte auf den folgenden Abschnitt.

    Dr. Bennett unterhielt sich offen mit den Reportern, nachdem er bei der Polizei gewesen war, konnte aber keine wesentlichen Fakten hinzufügen. Er sagte, dass Mr. Ralston große Summen in bar von seinen Konten in den letzten zwei Wochen vor seinem Tod abgehoben habe und dass es keinen Hinweis darauf gäbe, was mit dem Geld geschehen sei. Sofort danach schien er diese Bemerkung zu bereuen und meinte, es habe wahrscheinlich nichts mit dem Selbstmord zu tun. Zögernd gab er auf weiteres Befragen zu, dass sich die Summe auf über hunderttausend Dollar belaufe und die Polizei Nachforschungen anstelle.

    »Falls das die Wahrheit ist«, sagte ich, »sieht es nach Erpressung aus.«

    »Ich kann keinen Beweis antreten«, erwiderte Bill. »Aber ich habe es der Polizei und den Reportern mitgeteilt.«

    Er überflog den Zeitungsartikel noch einmal und erhob sich. »Alan, die Reporter werden bald hier sein«, meinte er. »Die Polizei auch. Ich gehe jetzt. Du hast mich nicht gesehen. Du hast auch keine Ahnung, was los ist. Seit einem Jahr hast du von Ralston nichts mehr gehört. Erzähl ihnen, dass du wahrscheinlich mehr sagen kannst, wenn du dich mit mir getroffen hast. Aber im Augenblick - du weißt einfach nichts. Und das ist wahr - du weißt ja auch nichts. Das ist deine Story, und dabei bleibst du.« Er ging zur Tür.

    »Halt, warte eine Minute!«, rief ich. »Was steckt hinter all deinen geheimnisvollen Andeutungen, Bill?«

    »Nichts als ein wunderbarer Köder.«

    »Was willst du ködern?«

    »Dicks Mörder«, sagte er dumpf und wandte sich zur Tür. »Und noch etwas, was dir bald in die Quere kommt - eine Hexe

      II. Demoiselle Dahut

    Kurz nachdem mich Bill verlassen hatte, erschien ein Beamter des Detektiv-Büros. Routinemäßig fragte er mich aus und wollte nicht einmal wissen, ob ich Bennett schon gesehen habe. Ich bot ihm einen Scotch an, den er genüsslich zu sich nahm und dann bemerkte: »Ist doch immer dasselbe. Wenn man kein Geld hat, schuftet man sich kaputt, um es zu bekommen. Wenn man’s hat, will es einem ein anderer klauen. Oder man dreht durch wie dieser arme Kerl - was hilft einem dann das ganze Geld? Wie ich hörte, war dieser Ralston doch ein netter Junge, nicht wahr?«

    Ich stimmte ihm zu. Er trank noch ein Glas und verließ mich.

    Drei Reporter kamen nach ihm, fragten mich ein wenig über Dick aus, zeigten aber nur flüchtiges Interesse an meinen Reisen. Ich musste eine zweite Flasche Scotch bestellen und erzählte ihnen ein paar Geschichten über die Spiegelmagie der Eingeborenen, die glauben, zu bestimmten Zeiten und unter bestimmten Umständen die Bilder derjenigen zu erkennen, die sie lieben oder hassen, und mit dem Spiegelbild Macht über ihre Seelen erlangen.

    Der Reporter der City News scherzte, dass er diesen Trick erlernen müsse, um der Spiegelindustrie in Amerika aus den roten Zahlen zu verhelfen und dabei reich zu werden. Die beiden anderen erklärten, dass sie einige Verleger kennen würden, deren

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