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Sechsmal Geisterschock: 6 klassische Gruselkrimis
Sechsmal Geisterschock: 6 klassische Gruselkrimis
Sechsmal Geisterschock: 6 klassische Gruselkrimis
eBook457 Seiten6 Stunden

Sechsmal Geisterschock: 6 klassische Gruselkrimis

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Über dieses E-Book

Mark Tate ist der Geister-Detektiv. Mit seinem magischen Amulett, dem Schavall, nimmt er es mit den Mächten der Finsternis auf und folgt ihnen in andere Welten und wenn es sein muss, bis in die Hölle. Ihm zur Seite steht May Harris, die weiße Hexe.
(499)

Dieser Band enthält folgende Romane

von

W.A.Hary: Fürst des Schreckens

W.A.Hary: Der Fluch des Irren

W.A.Hary: Wege des Grauens

W.A.Hary: Finale im Geisterhaus

W.A.Hary: Dämonen in London

W.A.Castell: Ruf der Verdammten
SpracheDeutsch
HerausgeberCassiopeiaPress
Erscheinungsdatum13. Feb. 2024
ISBN9783753212685
Sechsmal Geisterschock: 6 klassische Gruselkrimis

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    Buchvorschau

    Sechsmal Geisterschock - W. A. Hary

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author /

    © dieser Ausgabe 2024 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    W. A. Hary Fürst des Schreckens

    Die unheilvolle Allianz der magischen Art!"

    Es war ein seltsames Gefühl, als ich erwachte. So, als sei ich gerade eben erst neu geboren worden. Im wahrsten Sinne des Wortes. Mein Kopf war ungewöhnlich klar, sämtliche Nebel und Wirrnisse scheinbar beseitigt. Das erzeugte ein unbeschreibliches Glücksgefühl.

    Ja, der Wahnsinn hatte anscheinend eine Ende. Oder… gehörte auch dies hier nur wieder zu den Wahnvorstellungen, die mir diese Droge bescherte? Wollte der Fürst des Schreckens sich nur wieder an meinem Leid laben?

    Mich umgab Helligkeit, aber ich konnte dennoch nichts sehen.

    Kein Wunder, und es fiel mir jetzt erst auf: Ich hatte ja die Augen geschlossen!

    Ganz vorsichtig öffnete ich sie, wenngleich nur einen winzigen Spalt. Weil ich wieder namenlose Schrecken erwartete.

    Meine Gedanken durchrasten meinen Schädel wie auf einer endlosen Achterbahn. Ich konnte mich an alles erinnern. Nein, an fast alles. Die letzte Erinnerung… Da befand ich mich in einem Taxi, auf dem Weg zu meinem Freund und Partner Don Cooper, der sich angeblich gemeinsam mit seiner Freundin Lydia Hamilton in seiner Wohnung befand.

    Und ich war nicht lange davor in der Wohnung von Lydia Hamilton erwacht. Wie auch immer ich überhaupt dorthin gelangt war: Alles war dermaßen realistisch erschienen. Bis ich die Leiche des Staatsanwaltes in der Wohnung entdeckt hatte und daraufhin eigentlich völlig unlogisch und absolut nicht so reagierte, wie es meiner gebührte. Auf dem Höhepunkt hatte ich den armen Hausmeister ins Koma geschlagen, mit einem Schürhaken. Und ich war geflohen.

    Hatte mir die wiedererwachte Leiche des Staatsanwaltes nicht gesagt, wo ich Don und seine Freundin finden konnte? War ich nicht deshalb in jenes Taxi gestiegen und hatte mich auf den Weg gemacht?

    Und wieso lag ich jetzt stattdessen hier in einem Bett?

    Und das spürte ich ganz deutlich, dass ich in einem weichen, bequemen Bett lag.

    Wie war ich überhaupt hierher gekommen?

    Die Taxifahrt lag meiner Erinnerung nach nur Sekunden zurück. Irgendwie schien ich ein weiteres Mal das Bewusstsein verloren zu haben. Wie auch immer. Und hatte man mich dann hierher gebracht? Vielleicht hatte sich der Taxifahrer einfach nur Sorgen gemacht um mich und hatte den Notarzt gerufen?

    Ich musste mich vergewissern. Dazu musste ich die Augen ganz öffnen, nicht nur einen winzigen Spalt breit. Wie sollte ich denn anders erkennen, wo ich mich befand?

    Ich riss die Augen auf und starrte über mich an die weiße Decke.

    Aus den Augenwinkeln gewahrte ich, dass Menschen um mich herum standen.

    Ein Blick zur Seite.

    Nicht irgendein Mensch geriet in mein Blickfeld, sondern der mir durchaus bestens bekannte Sergeant Benders.

    Er lächelte verkrampft.

    „Willkommen unter den Lebenden, Mr. Tate!", begrüßte er mich.

    Das klang ungewöhnlich in meinen Ohren. Was meinte er? Gab es da noch etwas, was ich noch gar nicht wissen konnte? Vielleicht hatte ich mit dem Taxi sogar einen Unfall gehabt und erwachte jetzt hier, nachdem mich die Ärzte wieder zusammengeflickt hatten?

    Nein, dann hätte ich mich in meiner Beweglichkeit beeinträchtigt fühlen müssen. Aber da war keine Beeinträchtigung, nicht einmal eine spürbare Erschöpfung. Ich fühlte mich eben so, als sei ich soeben erst wieder neu geboren worden.

    Doch ich war nach wie vor Mark Tate, der Teufelsjäger. Sonst hätte mich Benders nicht mit meinem Namen angesprochen.

    Ich schaute zur anderen Seite.

    Ärzte!

    Also befand ich mich in der Tat im Krankenhaus.

    Was war passiert?

    „Eine ganze Menge!", antwortete Benders.

    Seit wann konnte er meine Gedanken lesen? Oder hatte ich die Frage unbewusst laut ausgesprochen?

    Ich schaute ihn überrascht an.

    Er schüttelte den Kopf. Dann machte er ein beschwichtigendes Zeichen mit beiden Händen.

    „Als der Konstabler Alarm schlug, begab ich mich persönlich an Ort und Stelle. Sie haben sich recht seltsam benommen, Mr. Tate, wenn ich das so sagen darf. Sie waren überhaupt nicht mehr Herr Ihrer Sinne, und es wurde immer schlimmer, wie uns schien. Wir mussten sie mit fünf Mann festhalten und sogar in eine Zwangsjacke stecken lassen.

    Der Konstabler hat uns aufgeklärt: Sie haben ihm gegenüber anscheinend etwas von einer unbekannten Droge erwähnt, und auch, wo man Ihnen diese gegen Ihren Willen verabreichte. Natürlich habe ich eine sofortige Razzia in jener Spelunke durchführen lassen. Ich kann Ihnen allerdings nur sagen, dass wir keinerlei Erfolg dabei hatten."

    „Und was ich mit meinem Freund und Partner Don Cooper?"

    „Den haben wir jedenfalls vor Ort nicht angetroffen. Ich kann Ihnen leider nicht sagen, wo sich Don Cooper befindet. Ich ließ Sie jedenfalls sofort hierher ins Krankenhaus bringen. Ich kann Ihnen sagen, ohne die Hilfe der Ärzte hätten Sie womöglich gar nicht überlebt. Sie hatten wahrlich alle Hände voll zu tun. Obwohl sie bis jetzt immer noch nicht sagen können, um welche Droge es sich überhaupt handelte. So etwas hatten sie jedenfalls noch nie zuvor erlebt, in ihrer ganzen Laufbahn nicht. Dabei waren Ihre Gehirnaktivitäten dermaßen intensiv, dass die Ärzte annahmen, Sie würden in einer Art Traumwelt leben, gewissermaßen eingeschlossen im eigenen Körper. Es müssen ziemlich drastische Erlebnisse gewesen sein, Ihren körperlichen Reaktionen nach zu urteilen. Aber jedes Gegenmittel, das die Ärzte Ihnen verabreichten, bewirkte das genaue Gegenteil: Es wurde nur noch schlimmer. Ohne künstliche Beatmung und ähnliche Maßnahmen wäre es längst aus und vorbei mit Ihnen. Auf diese Weise haben sie um Ihr Leben gekämpft und letztlich sogar gesiegt…"

    „Moment mal, vergewisserte ich mich mit angehaltenem Atem: „Soll das heißen, ich war die ganze Zeit über in Ihrer Obhut? Ich war genau dort, wo ich das Bewusstsein verloren habe, nämlich bei dem Konstabler, und dann…

    „Ja!", bestätigte der Sergeant.

    Ich atmete erleichtert auf: Die Leiche des Staatsanwaltes, der arme Hausmeister, den ich niederschlug… Alles nur Wahnvorstellungen, nichts weiter.

    Ich hätte mir nie zuvor vorstellen können, dass mich Wahnvorstellungen dermaßen freuen könnten, aber allein angesichts der Tatsache, dass es keinen von mir brutal niedergeschlagenen Hausmeister gab…

    Ich konnte jetzt sogar auflachen.

    „Ich kann Ihnen gar nicht genug danken, Sergeant Benders! Die Tatsache, dass alles dies, das ich seit jenem Zeitpunkt erlebte, nicht in Wirklichkeit sich abgespielt hat…"

    Aber dann erinnerte ich mich wieder der Worte des toten Staatsanwaltes, der ja behauptet hatte, Don Cooper sei in seiner Wohnung, gemeinsam mit seiner Freundin Lydia Hamilton.

    Dann stimmte das etwa überhaupt nicht?

    Aber was war denn dann aus Don Cooper geworden, wenn man ihn nicht in jener Spelunke vorgefunden hatte? Immerhin hatte ich ihn dort das letzte Mal gesehen.

    Ich machte mir jetzt ernsthaft Sorgen um ihn. Sicherlich aus gutem Grund.

    *

    Die Situation war eindeutig. Die Hexe war ihm über. Don Cooper sah keine Chance mehr für sich.

    „Niemand kann dich hören, und niemand kann dir helfen."

    Sie quietschte vor Vergnügen.

    „Du bist mir ganz und gar ausgeliefert, Don Cooper, bis in alle Ewigkeiten. Oh, ich kenne noch ein paar ganz tolle Spielchen. Macht es dir nicht auch Spaß? Haha, hier findet dich kein Mensch!"

    Sie verwandelte sich in eine uralte Frau.

    Erst da sah Cooper, dass sie überhaupt kein Kleid angehabt hatte. Was wie ein Kleid ausgesehen hatte, war in Wirklichkeit Bestandteil ihres amorphen Körpers gewesen.

    Die alte Hexe hatte zentimeterlange Fingernägel. Kichernd beugte sie sich zu ihm hinab.

    Don Cooper schloss die Augen, damit ihn eine gnädige Bewusstlosigkeit in ihre Fänge nehmen konnte. Aber diese Bewusstlosigkeit konnte und wollte nicht kommen. Doch er spürte seltsamerweise auch die messerscharfen Fingernägel nicht.

    Er riss die Augen wieder auf. Es hatte keinen Sinn, sozusagen zum freiwilligen Opfer zu werden. Die Droge machte ihm enorm zu schaffen. Sie lähmte seine Kräfte, aber noch immer nicht so stark, dass er wirklich keinerlei Chance mehr gehabt hätte. So etwas wie letzte Reserven waren ihm noch geblieben.

    Und er erinnerte sich an das, was auf der Insel der Geisteraffen mit ihm passiert war. Zu diesem Zeitpunkt hatte zwar dieser ganz spezielle Daedrafürst nachgeholfen, der jetzt wohl mal wieder vor lauter Feigheit untergetaucht war, emsig bemüht, nur ja nicht ihrem Gegner aufzufallen…

    Die Hexe war über ihm, nach wie vor. Die messerscharfen Nägel kamen auf ihn zu und bohrten sich unbarmherzig in sein Fleisch. Nicht nur in sein ungeschütztes Gesicht. Sie schlug ihre Nägel in seine Augen, die er weit offen ließ. Don Cooper blinzelte dabei noch nicht einmal.

    Er hatte gesehen, wie die Hexe sich verwandelt hatte. Das Ganze hier um ihn herum… Das waren seines Erachtens eher Wahnvorstellungen, die nicht unbedingt der Wirklichkeit entsprachen. Diese Wirklichkeit sah vielleicht völlig anders aus.

    Und er hatte tatsächlich nur noch diese eine Chance, sich gegen die Auswirkungen der Wahnsinnsdroge zu wehren, eben durch sein Verwandlung.

    Sogleich spürte er diese unvorstellbaren Schmerzen, die seinen Körper durchrasten, ausgelöst durch die Verwandlung. Gleichzeitig jedoch wurden die Auswirkungen durch die messerscharfen Fingernägel der alten Hexe vollkommen unwirksam. Das hieß: Sie verlor jegliche Macht über ihn.

    Don Cooper bäumte sich auf. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er wuchs gedankenschnell heran, verwandelte sich brüllend und in Sekundenbruchteilen in ein Muskelmonster, das mit dem sagenhaften Hulk der Comicserie eigentlich alles gemeinsam hatte, außer der Hautfarbe.

    Seine Kleider zerrissen wie nasses Papier. Fetzen flogen davon. Nur um die Hüften herum blieb ein Rest von Kleidung, denn dort veränderte er sich am wenigsten.

    Die Hexe fuhr erschrocken zurück – und begann wieder, sich zu verwandeln.

    Don Cooper spürte die Kräfte, die ihn erfüllten und die unbarmherzigen Schmerzen wieder vertrieben.

    Waren es diese Schmerzen beziehungsweise die Erwartung der Schmerzen, die dafür sorgten, dass er sich nicht willentlich in jenen Hulk verwandeln konnte? War diese Verwandlung wirklich nur dann möglich, wenn es absolut keinen anderen Ausweg mehr gab?

    Hätte er sich jetzt nicht verwandelt, hätte die alte Hexe ihn tatsächlich mit ihren messerscharfen, stahlharten Fingernägeln regelrecht zerfleischt. Es wäre sein Ende gewesen. Endgültig. Sie hatte vor diesem unausweichlich erscheinenden Ende nur noch ein wenig mit ihm spielen wollen, voller Sadismus. Sie hatte ihn quälen wollen. Und jetzt hatte sie einfach genug gehabt und ihrem Wirken ein blutiges Ende setzen wollen.

    Eine ganz klare Fehlplanung, wie Don Cooper jetzt sarkastisch bemerkte.

    Mit seinen übergroßen Pranken griff er nach der alten Hexe, die jetzt wie eine hilflose Puppe anmutete. Sie hatte allen Schrecken für ihn endgültig verloren.

    Aber sie war nicht mehr die Hexe, die ihn attackiert hatte, sondern sah jetzt aus wie Sir Archibald Gronwell, der Staatsanwalt.

    Nur vorübergehend, denn jetzt zeigte auch dieser sein eigentliches Wesen: Der untote Körper des Staatsanwaltes wurde beherrscht von einem Fürsten des Schreckens, genauer, einem Daedrafürsten. Nicht der Sorte wie derjenige, der für die erste Verwandlung von Don Cooper über der Insel der Geisteraffen gesorgt hatte, sondern als die Inkarnation des wahrhaft Bösen. Des Bösen nicht nur auf Erden sondern auch dort, woher er stammte, nämlich dem Daedrareich.

    So eine Art parallele Erde, dort stammst du ursprünglich her!, dachte Don Cooper, packte seinen Widersacher, um ihn zu zerquetschen wie eine matschige Kartoffel, doch im nächsten Augenblick waren seine übergroßen Hände leer: Der Daedra hatte sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Er war hinweg teleportiert.

    Und jetzt hatte sich auch die unmittelbare Umgebung verändert.

    Natürlich war er nicht mehr in dem Gebäude, in dem sich die Spelunke befand. Irgendwie hatte es der Daedra während seines sadistischen Spieles geschafft, ihn in eine Art Lagerhalle zu entführen. Diese Halle war überwiegend leer, und die Wände, die es vorher gegeben hatte, verpufften ganz einfach, als wären sie tatsächlich nur ein Trugbild gewesen, erzeugt durch seinen von der Wahnsinnsdroge umnebelten Verstand.

    Aber es war sicherlich mehr als nur ein Trugbild gewesen. Durch die Macht des Daedrafürsten hatten sich diese Wände, ja, der gesamte Raum, in dem Don sich wiedergefunden hatte, regelrecht manifestiert. Bis zu einem gewissen Grad zumindest. Und den Rest hatte eben die Wahnsinnsdroge besorgt.

    Eine Droge, die jetzt keine Wirksamkeit mehr hatte.

    Don Cooper stampfte in seiner monströsen Hulkgestalt zum Tor. Es war natürlich abgeschlossen.

    Aber Don hatte keine Lust, sich um die reguläre Öffnung zu kümmern. Er schlug einmal kurz mit dem Ellenbogen zu, und das gesamte Tor, in seiner kompletten Größe, platzte einfach aus dem Rahmen.

    Don stampfte darüber hinweg.

    Er fand sich im Hafengelände wieder. Kein Mensch war zu dieser nachtschlafenden Zeit zu sehen. So wurde auch niemand Zeuge der eigentlich spektakulären Ereignisse.

    Dann verwandelte sich Don Cooper wieder zurück in seine normale Gestalt. Er musste nicht länger ein Hulk bleiben, um überleben zu können. Von der Wahnsinnsdroge und dem Fürsten des Schreckens fehlte jegliche Spur.

    Ich habe es geschafft!, dachte er und wollte es gar nicht selber glauben.

    Doch dann besann er sich. Er eilte in die Halle zurück, um sein Mobiltelefon zu suchen. Und natürlich seine Brieftasche. Seine Kleider waren zwar für immer ruiniert, aber zumindest diese Utensilien galt es noch zu retten. Falls sie überhaupt noch zu retten waren.

    Don Cooper fand sogar einen Lichtschalter, und als die Hallenbeleuchtung aufflammte, musste er sekundenlang geblendet die Augen schließen, ehe er sich orientieren konnte.

    Das Gesuchte wurde rasch gefunden.

    Glück gehabt: Beides war unbeschädigt.

    Don Cooper fand sogar auch noch seine Wagenschlüssel, an die er zunächst gar nicht gedacht hatte.

    „Umso besser!", murmelte er zerknirscht vor sich hin, und dann benutzte er sein Telefon, um Lydia Hamilton, seine Freundin, anzurufen.

    „Gottlob!, seufzte sie. „Ich habe mir schon echt Sorgen gemacht um dich.

    „Nicht ohne Grund, gab Don zerknirscht zu. In kurzen Stichworten erklärte er dann: „Ich habe Mark gefunden, in einer üblen Kneipe. Dann wurde mir ein Drogendrink eingeflößt. Ich wurde entführt, aber jetzt ist es mir gelungen, mich zu befreien.

    „Wie bitte?"

    „Hör zu, das habe ich dir noch nicht erzählt, aber ich will es dir nicht mehr länger verheimlichen: Neuerdings geht da etwas mit mir vor. Äh, wie soll ich mich ausdrücken…? Äh, kennst du dieses Comic vom unglaublichen Hulk?"

    Sie bestätigte.

    „Ja, so etwas Ähnliches musst du dir vorstellen. Das heißt, wenn ich wirklich in einer absolut ausweglosen Situation bin, kann es sein, dass ich mich in so ein Ungeheuer verwandele. Aber ich bleibe dabei Herr meiner Sinne, werde also sozusagen nur äußerlich zu einem Monster. Allerdings habe ich danach das Problem, beinahe nackt zu sein."

    „Nackt?", rief sie alarmiert.

    „Außer eben um die Hüfte herum. Äh, ich meine, ich könnte jetzt meinen Wagen suchen und damit zurückfahren, aber wenn ich unterwegs in diesem Aufzug hier auffalle, könnte das zu Missverständnissen führen. Genauso könnte es Probleme geben, wenn ich die Polizei einschalte. Ich nehme an, dass die inzwischen sowieso längst die Spelunke durchsucht hat. Hier, in der Lagerhalle, wo man mich festgehalten hat, da gibt es natürlich keine Spur des Entführer. Dafür gibt es Spuren meiner Verwandlung. Die müssen ja nicht unbedingt gefunden werden von der Polizei, nicht wahr?"

    „Des Entführers? Soll das heißen, es war nur einer?"

    „Ja, nur einer, gab Don Cooper zerknirscht zu. „Aber kein gewöhnlicher, wie ich dir verraten darf. Aber könntest du mich bitte hier abholen? Dann kann ich es dir genauer berichtigen. Und bitte beeile dich – und vergiss nicht, mir passende Klamotten mitzubringen. Am besten fährst du daheim, bei mir, vorbei und suchst etwas aus.

    „In Ordnung, ich eile!", versprach Lydia seufzend und hängte auf. Nicht bevor Don ihr auch noch die Adresse der Lagerhalle durchgegeben hatte.

    Danach brauchte er nur zu warten.

    Es tauchte niemand auf inzwischen. Anscheinend hatte der Fürst des Schreckens seine Untoten anderweitig im Einsatz. Oder aber er hatte sowieso geglaubt, mit Don allein fertig werden zu können. Sonst hätte er ihn ja gleich seinen Vasallen in jener Spelunke überlassen können, und Don war inzwischen überzeugt davon, dass zumindest ein Teil der Gäste und sicherlich auch der Wirt selber zum Syndikat der Untoten gehörte. Die Polizei hatte jedoch bei ihrer Razzia solches mit Sicherheit noch nicht einmal geahnt, geschweige denn enttarnt.

    Wie denn auch? Die Untoten waren nicht von Lebenden zu unterscheiden, wenn man die Zeichen nicht erkannte.

    *

    Es war die Nacht der Nächte. Nicht nur für die unmittelbar Betroffenen, sondern eigentlich für die ganze Menschheit, denn wehe dieser, wenn es dem Fürsten des Schreckens tatsächlich gelang, am Ende zu siegen und seine Macht weiter auszubauen. So, wie er es plante.

    Aber noch war er nicht so weit, dass es ihm gelingen konnte. Noch gab es so etwas wie Gegenwind.

    Unter anderem durch einen Don Cooper, dem es nicht nur gelungen war, zu überleben, indem er sich gegen den Fürsten des Schreckens erfolgreich zur Wehr gesetzt hatte, sondern der sich jetzt wieder auf freiem Fuß befand, unangefochten zunächst. Und es gab auch noch anderen Gegenwind, von dem Don Cooper noch nicht einmal etwas ahnte. Geschweige denn ich, der ich mich zu diesem Zeitpunkt in den Fängen einer gnadenlosen Wahnsinnsdroge war, die mich zunächst einfach nicht mehr aus ihren Klauen lassen wollte, trotz Bemühen der wackeren Ärzte.

    Dass es weiteren Gegenwind gab, war unter anderem und vielleicht sogar insbesondere einer Figur zu verdanken, die bislang sich stets erfolgreich im Hintergrund gehalten hatte. Ihrer Natur gemäß. Don hätte ihn nur mal wieder als feigstes Wesen bezeichnet, das ihm jemals begegnet war. Ich sicherlich ebenfalls. Andererseits waren die Gründe für seine Feigheit nicht ganz von der Hand zu weisen: Es erschien, objektiv betrachtet, geschickter, aus dem Unsichtbaren heraus zu agieren. Ohne die Aufmerksamkeit des Hauptgegners zu provozieren und damit ein unkalkulierbares Risiko heraufzubeschwören.

    Nun, zu dieser Haltung, die Don eben Feigheit nannte, gehörte es auch, dass dieses Wesen auch gern andere für seine Zwecke einspannte. Diesmal nicht unmittelbar mich oder Don Cooper, sondern jemanden, den wir zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon außerhalb des makabren Spieles vermuteten. Obwohl er das ganz und gar nicht war.

    Jenes feige Wesen hatte beschlossen, dass der Rolle des Bobby, des Sechzehnjährigen mit italienischer Abstammung, eine wahrhaft stärkere Bedeutung zukommen sollte.

    Dieses feige Wesen war natürlich niemand anderes als „unser" Daedrafürst. Er hatte es vermieden, auch nur den kleinsten Hinweis auf seinen wahren Namen zu geben. Was deutlich machte, dass man über seinen wahren Namen möglicherweise Macht über ihn erhalten konnte. Logisch, dass er dies vermeiden wollte. Das hatte nicht nur mit purer Feigheit zu tun. Dies musste sogar Don Cooper letztlich einsehen.

    Jedenfalls hatte er sich bislang komplett im Hintergrund gehalten. Was allerdings nicht bedeutete, dass er nicht Bescheid wusste. So kannte er Bobbys Rolle durchaus, und natürlich auch die Rolle von dessen Großmutter.

    Die betagte Großmutter Venturato war da zunächst sogar noch wesentlich wichtiger als Bobby selbst. Denn wenn es einen Weg zu Bobby gab, um diesen für die eigene Sache begeistern zu können, dann eben nur über dessen Großmutter.

    Nicht auszudenken beispielsweise, wenn Bobby allein schon beim Anblick des Daedrafürsten nur mit Ablehnung reagieren würde. Und der Daedrafürst wusste sehr wohl, wie Menschen auf ihn reagierten, die nicht besonders darauf vorbereitet waren. Sogar ein Don Cooper konnte und wollte nicht glauben, dass er in Wahrheit auf der Seite des Guten war und keineswegs der Schreckliche, als der er erschien.

    Dass natürlich auch Großmutter Venturato schier zu Tode erschrak, als er unmittelbar hinter ihr materialisierte und sich vernehmlich räusperte, war zwar ein wenig kalkulierbares Risiko, aber eins, das er leider eingehen musste. Wohl weil es weniger ein Risiko für ihn selber als mehr für die alte Frau war, die beim Herumfahren und bei seinem Anblick sich röchelnd an die Brust fasste, wo ihr betagtes Herz drohte, seine Arbeit für immer aufzukündigen.

    Der Anfall dauerte nur Sekunden an, und spätestens, als der Daedrafürst sich vorstellte, eben als Daedrafürst, erlernte die geplagte Frau zumindest wieder das Atmen.

    Sie schnappte nach Luft wie der viel zitierte Karpfen auf dem Trockenen.

    Ihre Hand blieb in der mageren Brust verkrallt, während sie auf die Knie sank und bibbernd die grausige Erscheinung vor ihr anstarrte.

    Sie wusste als Daedra-Kundige sehr wohl, dass ein Daedrafürst grausig anzusehen war, aber es war eine Sache, dies theoretisch begriffen zu haben, und es war eine völlig andere Sache, einen solchen Fürsten dann direkt vor sich stehen zu haben.

    Aber stand er denn überhaupt? Schwebte er denn nicht knapp über dem Boden? War er denn überhaupt gegenständlich oder etwa nur eine Vision? Und wenn Letzteres: Wieso sorgte er dann nicht für ein gefälligeres Aussehen?

    „Beides – sozusagen!, antwortete der Fürst, der natürlich ihre Gedanken lesen konnte. „Und ich wenn ich dir jetzt ein gefälligeres Aussehen vorgaukeln würde, wäre ich dann nicht höchst unehrlich gegenüber dir?

    Das wurde der alten Frau bewusst, und vor allem, dass der Daedra offensichtlich ihre Gedanken lesen konnte. Das machte sie prompt zornig. So zornig, dass sie darüber sogar das namenlose Grauen vergaß und sich wieder aufrappelte.

    Dabei bekam sie eher am Rande mit, dass ihr tapferes Herz wieder das Schlagen begonnen hatte, viel kräftiger als vor dem Stillstand, natürlich beflügelt ebenfalls durch den heiligen Zorn.

    Sie ballte ihre knochigen Hände zu Fäusten und schüttelte sie.

    „Schämen sollst du dich, eine alte Frau dermaßen zu erschrecken, beinahe zu Tode!"

    „Aber, wie hätte ich es denn anders machen sollen? Als Stimme aus dem Unsichtbaren oder wie?"

    „Das wäre allemal besser gewesen!", zeterte sie.

    „Du sprichst die Daedrasprache!, stellte der Fürst ungerührt fest. „Ich habe mehr geahnt als gewusst, dass du dich besonders gut auskennst in Daedra, aber ich muss jetzt zugeben, beeindruckt zu sein.

    „Verdammter Schmeichler, als wärst du nicht längst schon darin völlig sicher!, beschimpfte sie ihn. „Und glaube nur ja nicht, dass ich Angst vor dir habe. Ich bin lediglich beinahe zu Tode erschrocken. Kein Wunder, bei deinem Anblick. Aber jetzt, komm mir bloß nicht zu nah. Du hast keine Chance. Ich kenne die geheimen Rituale. Kein Daedra kann mir etwas anhaben.

    „Das weiß ich doch, Großmutter Venturato, und ich kann dir versichern, mir liegt nichts ferner als dich zu bedrohen. Ganz im Gegenteil, ich bin hier, weil ich dringend deine Hilfe benötige."

    „Meine Hilfe?", echote sie verblüfft und ließ sogar die Fäuste wieder sinken.

    Er deutete auf den selbstgebastelten Altar.

    „Zuerst einmal, was soll das denn? Ein christlicher Altar? Was soll der nutzen gegen Daedramagie?"

    „Dummkopf, der nutzt natürlich überhaupt nichts. Der dient ja auch nur zur Tarnung. Wenn mich jemand erwischt beim Beschwören, darf er nicht merken, dass es um ein geheimes Daedra-Ritual geht. Und wer weiß schon die Daedrasprache richtig einzuordnen?"

    „Da ist was Wahres dran!", grollte der Daedrafrüst anerkennend.

    Sie verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und bewies sogleich, dass sie nicht zu alt war, um auch solche Schmeicheleien nicht durchschauen zu können.

    „Schon wieder verkohlst du mich, Daedra. Der Teufel soll dich holen!", zischte sie.

    „Ach, den lassen wir besser mal aus dem Spiel. Er hat sowieso nichts an mir, meinte der Daedrafürst lapidar. „Aber es stimmt tatsächlich: Ich benötige deine Hilfe, und wenn du willst, bin ich gern bereit, dir das zu erklären.

    „Aha?"

    „Ich gehöre nicht auf die Seite des Bösen. Ich bin sozusagen ein Vertreter des Guten."

    „Bei den bisherigen Lügen, die du mir aufgetischt hast…"

    „Also bitte, Großmutter Venturato, ich wollte einfach nur nett sein. Sonst nichts. Denn wenn man nett ist, wird vieles leichter."

    „Nur wenn man wirklich nett ist und nicht nur so tut!", belehrte ihn Großmutter Venturato ungerührt.

    „Also gut, begriffen. Kommen wir zum Punkt: Du hast erlebt, wie es Bobby ergangen ist. Er war mit dem Fürsten des Schreckens verbunden, ohne dass dieser das überhaupt bemerkt hat."

    „Und woher weißt du davon?"

    „Ich – äh – ich war sozusagen mit dabei, allerdings von beiden nicht bemerkt. Dem Fürsten des Schreckens ist nur etwas aufgefallen, als es sozusagen schon zu spät war und Bobby sich von ihm zurückgezogen hat. Das wiederum gelang Bobby allerdings nur, weil du ihm dabei geholfen hast. Sein Vater hat ihn von der Straße aufgelesen und zu dir gebracht. Wenn nicht, hätte sich der Fürst wohl an Bobby gerächt, und Bobby wäre jetzt nicht mehr am Leben. Wer weiß, vielleicht wäre er jetzt sogar Mitglied seiner Untotenarmee?"

    „Du meinst, dem ist tatsächlich was aufgefallen, was dich betrifft? Zum Zeitpunkt, als sich Bobby bereits von ihm zurückzog?"

    „Ja, aber er brachte es nicht mit mir in Zusammenhang. Ein Glück! Er dachte wohl, es hinge doch noch mit Bobby und seiner Befreiung durch dich zusammen."

    „Alles klar soweit, aber was hat das jetzt dennoch mit dir zu tun?"

    „Der Fürst des Schreckens wurde beschworen schon vor Jahrhunderten, und jetzt noch einmal von einem gewissen Sir Archibald Gronwell. Er hat sich mit geheimem Daedrawissen befasst, genauso wie du. Allerdings unter völlig anderen Vorzeichen. Du hattest niemals die Absicht, die Daedraenergien für deine eigenen Zwecke zu nutzen, selbst dann nicht, als es dir wirklich schlecht ging im Leben. Damit stehst du in guter Tradition mit einer langen Reihe deiner Vorfahren, die ihr Wissen von Generation zu Generation weiter vermittelten, allerdings nur an ausgesuchte Personen, die überhaupt fähig waren, diese Energien zu spüren. Du bist also sozusagen selbst eine Quelle der Energien. Du bist das lebende Tor zu jener parallelen Welt."

    „Ich traue dir nicht!, krächzte Großmutter Venturato unumwunden. „Klar, dieser Fürst des Schreckens, wie du ihn nennst, wurde beschworen. Sonst wäre er ja wohl kaum hier. Ich würde niemals auch nur auf die Idee kommen, so etwas zu tun, also einen Daedra zu beschwören, weil ich weiß, dass dies niemals gut gehen kann. Dieser Gronwell hat sicherlich ebenfalls diese Erfahrung inzwischen machen müssen. Wie Bobby schon erzählt hat: Anscheinend hat er sich selber erschossen, um als Untoter zum Werkzeug des Daedrafürsten werden zu können. Sein Wissen und seine Fähigkeiten haben den Fürsten entsprechend gestärkt. Aber es gibt so etwas wie einen Gegenpart. Auch das weiß ich von Bobby. Und jetzt weiß ich immer noch nicht, welche Rolle eigentlich dir zugedacht ist.

    „Mir? Überhaupt keine! Ich bin lediglich der neutrale Beobachter, wenn du so willst."

    „Und du willst mich für deine Zwecke einspannen? Also, wenn das nicht typisch ist für einen Daedra…"

    „Nein, nein, ganz so ist es nicht!", versuchte der Daedrafürst, seine Absichten zu verteidigen.

    „Wie denn sonst? Ich meine, ich würde nie auf die Idee kommen, einen Daedra zu beschwören und ihm damit zu ermöglichen, auf Erden wirken zu können, aber ich würde deshalb auch niemals auf die Idee kommen, mit einem Daedra zusammenzuarbeiten, den sonst wer beschworen hat. Und wer hat dich denn eigentlich beschworen? Wer war denn der arme Teufel, Dank dessen du dich hier, im Diesseits, halten kannst?"

    „Es gibt keine Beschwörung in meinem ganz speziellen Fall!, behauptete der Daedrafürst ernst. „Bei mir jedenfalls nicht. Ich wurde von keinem Menschen auf Erden beschworen. Bei mir liegt der Fall sozusagen völlig anders. Ich wurde nämlich aus dem Daedrareich verbannt. Und was das Schlimmste dabei ist: Einer von denen, denen ich diese Verbannung verdanke, das ist ausgerechnet jener Fürst des Schreckens! Deshalb darf er auf keinen Fall auf mich aufmerksam werden. Weil er Macht über mich hätte. Seit meiner Verbannung versuchen die Daedra schon, meiner habhaft zu werden. Wahrscheinlich haben sie mich schon als tot abgehakt, aber…

    „Ich weiß, dass kein Daedra wirklich sterben kann, wenn er auf Erden wirkt! Niemand kann einen Daedra vernichten. Das Einzige, was passiert, ist, dass man einen Daedra zurück in sein Reich verbannt", trumpfte Großmutter Venturato mit ihrem geheimen Wissen auf.

    „Das mag in jedem normalen Fall zutreffen, aber nicht bei mir. Weil ich eben kein beschworener Daedra bin, der den eigenen Beschwörer unterjochte, um sich hier, auf Erden, halten zu können, sondern man hat mich mit vereinten Kräften aus dem Daedrareich verbannt. Das heißt, wenn ich hier sterbe, dann ist das endgültig. Man kann mich nicht zurück verbannen. Oder was glaubst, wieso ich immer noch hier herumgeistere? Hast du eine Ahnung, was ich in den letzten Jahrhunderten alles angestellt habe, um einen Weg zurück zu finden? Ohne Erfolg, wie du hier sehen kannst."

    „Aha?", machte die Gro0ßmutter misstrauisch und legte den Kopf schief, um den Daedrafürsten genauer in Augenschein zu nehmen. Trotz des schrecklichen Anblicks, an den sie sich inzwischen halbwegs gewöhnt hatte. Falls man sich daran überhaupt jemals gewöhnen konnte.

    Andererseits: Der Daedra konnte ja nichts dafür, dass er aussah wie eben… ein Daedra. Sie wollte zumindest in dieser Hinsicht nachsichtiger sein. Fundamentale Frage jedoch blieb, ob er überhaupt die Wahrheit sagte?

    „Was willst du wirklich von mir?", fragte sie gerade heraus.

    „Ich will, dass du Bobby davon überzeugst, in den bevorstehenden Kampf aktiv einzugreifen!"

    „Wie bitte?, entfuhr es der Großmutter. „Bobby?

    Sie schüttelte entschieden den Kopf.

    „Nie im Leben! Ich werde doch meinen guten Jungen nicht in eine solche Gefahr bringen."

    „Und wenn es sonst keine Möglichkeit mehr gibt? Du weißt, dass der Fürst des Schreckens sozusagen beeinträchtigt ist. Es gibt einen Art Gegenpol. Dieser Gegenpol befindet sich im Nebengebäude der Gronwellschen Villa. Es handelt sich um eine unglückliche Seele, die dort seit Jahrhunderten in ihrem eigenen Verlies gefangen ist. Damals hat ihr eigener Vater sie einmauern lassen. Unter anderem, um sie vor dem Zorn des wahnsinnigen Kurfürsten zu retten, der sogar seinen eigenen Sohn umbrachte, nur weil er herausfinden wollte, wo er die Unglückliche finden konnte. Dann hat er ihren Vater und dessen treuen Diener zu Tode gefoltert. Doch sie hielten dicht, bis zum letzten Atemzug. Mehr noch: Bevor der Mann starb, beschwor er den Fürsten des Schreckens. Obwohl er wusste, wie gefährlich das werden konnte, ging er das Wagnis ein, geboren in der schieren Verzweiflung. Das hat zwar den wahnsinnigen Kurfürsten das Leben gekostet, doch von Stund an bemühte sich der daedrische Fürst des Schreckens, seine Inkarnation zu manifestieren. Mit nur relativ bescheidenem Erfolg, denn die Unglückliche in ihrem Verlies schlug ganz nach ihrem Vater: Sie war eingeweiht in die Geheimnisse der Daedra und nutzte diese ihrerseits. So starb zwar ihr Körper und vermoderte in seinem Verlies, doch dieses Verlies wurde zu einer Enklave, zu einer Art Zwischenreich, genährt von Daedraenergien. Da kam der Fürst des Schreckens niemals heran, und sie schwächte ihn, so dass all seine Bemühungen, seine Macht über das Gronwellsche Anwesen auszudehnen, von vornherein zum Scheitern verurteilt waren.

    Heute Nacht soll das endgültig anders werden. Der Fürst des Schreckens hat seine Armee der Untoten außerhalb des Grundstückes aufbauen können, gestärkt durch die zusätzliche Beschwörung von Gronwell. Und im gleichen Maße, wie er immer stärker wurde seit der endgültigen Übernahme des Syndikats das falschen Staatsanwaltes, das der Fürst des Schreckens zum Syndikat der Untoten hat werden lassen, im gleichen Maße wurde die unglückliche Seele in ihrem Verlies schwächer. So schwach, dass heute Nacht die Entscheidung fallen kann – endgültig und für immer."

    „Die Entscheidung?", zweifelte Großmutter Venturato.

    „Ja, ich weiß, dass Bobby Don Cooper und seinem Partner Mark Tate verraten hat, wie man unbemerkt in das Grundstück gelangt. Sie werden wohl beide diesen Weg gehen, und diesmal werden sie nicht entrinnen können."

    „Mark Tate?, wunderte sich die Großmutter. „Hat Bobby mir nach seiner Befreiung nicht erzählt, dass dieser sich unter dem Einfluss einer Wahnsinnsdroge befindet, um ihn somit für eine gewisse Dauer auszuschalten? Immerhin lang genug, um genügend Zeit gewinnen zu können? Das hat Bobby meines Wissens nach aus den Erinnerungsfetzen lesen können, die der Schreckensfürst während der Verbundenheit auf ihn übertragen hat.

    „Mark Tate wird bis dahin auch wieder Herr seiner Sinne sein und gemeinsam mit seinem Freund und Partner dort eindringen. Der Fürst des Schreckens hat beide gewaltig unterschätzt, wie es scheint. Und er kann sowieso gegen beide

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