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6 Geisterhafte Gruselthriller Februar 2024
6 Geisterhafte Gruselthriller Februar 2024
6 Geisterhafte Gruselthriller Februar 2024
eBook447 Seiten5 Stunden

6 Geisterhafte Gruselthriller Februar 2024

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Über dieses E-Book

Mark Tate ist der Geister-Detektiv. Mit seinem magischen Amulett, dem Schavall, nimmt er es mit den Mächten der Finsternis auf und folgt ihnen in andere Welten und wenn es sein muss, bis in die Hölle. Ihm zur Seite steht May Harris, die weiße Hexe.


Dieser Band enthält folgende Romane

(499)



W.A.Hary: Die Finsternis

W.A.Hary: Armee der Untoten

W.A.Hary: Nebel des Todes

W.A.Hary: Die Flucht

W.A.Hary: Der Schreckensorden

W.A.Castell: Nostradamus und die Insel des Teufels
SpracheDeutsch
HerausgeberCassiopeiaPress
Erscheinungsdatum1. Feb. 2024
ISBN9783753212548
6 Geisterhafte Gruselthriller Februar 2024

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    Buchvorschau

    6 Geisterhafte Gruselthriller Februar 2024 - W. A. Hary

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    © dieser Ausgabe 2024 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    ​W. A. Hary Die Finsternis

    Flieh, wenn die Monster kommen!

    Ich war neuerdings in Helsinki, der Hauptstadt Finnlands. Als CIA-Agent – offiziell jedenfalls. Tarnname: John Baxter. Weil der amerikanische Präsident hier zu Besuch war und man ein Attentat auf ihn befürchtete. Und dann fiel in ganz Helsinki das Licht aus...

    Abbott Sanderson befand sich im Stress. Kein Wunder, seine größte Sorge galt dem Präsidenten. Laufend kamen Meldungen herein, mussten von ihm erwidert werden. Mit seinem Einsatzstab gab er Kommandos, wertete er aus.

    Seine Leute saßen auch in der Telefonzentrale von Helsinki. Die Leitung mit der Nummer drei-zwei-neun-sieben-zwei-eins wurde dauernd überwacht, Spezialisten hörten ab, ließen alles auf Band gehen und stellten eine Fangschaltung her. Man wollte genau wissen, wer diese Nummer anwählte und wo er sich befand.

    Das Gespräch zwischen Oberst Schukowa und Alvar Kilpinen.

    Die Fachleute wurden nicht nervös. Sie arbeiteten routiniert. Die Männer und Frauen in der Zentrale machten große Augen, als sie sahen, mit welcher Fertigkeit hier vorgegangen wurde. Jede Sekunde war kostbar.

    Die CIA-Experten kümmerten sich nicht um die Vorgänge bei Kilpinen. Es gehörte nicht zu ihrer Aufgabe.

    Das Gespräch zwischen dem einen Agenten und dem Oberst. Die Verbindung wurde unterbrochen.

    „Uff, das war knapp!", sagte einer. Das bedeutete: sie hatten es gerade noch geschafft!

    Die Adresse wurde ermittelt und sofort per Telefon an Abbot Sanderson weitergegeben. Gottlob stand diese Leitung ebenfalls - trotz des Stromausfalls, der den größten Teil betraf. Die CIA-Experten mussten teilweise sogar im Licht ihrer Handlampen arbeiten.

    Abbott Sanderson ergriff Maßnahmen, noch ehe man ihm den Text überspielte. Man verzichtete darauf, einen Boten mit der Tonbandkassette zu schicken. Bei dem Chaos, das auf allen Straßen herrschte, hätte der Bote echte Schwierigkeiten gehabt.

    Es genügte auch so. Sanderson ließ die Leitung vorläufig stehen. Auf der Einsatzkarte steckte er sieben Agenten ab, die sich in der Nähe der ermittelten Adresse befanden. Einer davon hieß John Baxter. Er schickte sie in die betreffende Straße. Bevor er ihnen dort nähere Instruktionen gab, wie versprochen, hatte er den Text abgehört. Er war im Bilde, gab jedoch nicht sein vollständiges Wissen weiter. Erst einmal musste er die Tatsache verarbeiten, dass offenbar ein höheres Tier des Ex-KGB mit ihnen gemeinsame Sache machen wollte.

    Jedenfalls war das herauszuhören.

    *

    Die Anweisungen an die Agenten waren klar: „Sie sind sieben. Stürmen Sie das Haus! Niemand darf entkommen. Wir vermuten ein Nest des KGB."

    Ich war hier als John Baxter – als CIA-Agent John Baxter. Also gehorchte ich: Ich rannte.

    Gottlob herrschte hier nicht so viel Verkehr.

    Ein Wagen brauste heran, sah, was auf der Hauptstraße vorging und wendete eilig. Das Licht der Scheinwerfer blendete mich sekundenlang. Dann verloren sich die Rücklichter in der Ferne, bogen um eine Hausecke.

    Im Laufen zerrte ich meine Lampe hervor. Ich war gut ausgerüstet, auf fast alle Eventualitäten vorbereitet. Das gehörte zum Standard beim CIA.

    Noch wusste ich nicht, wer außer mir mit von der Partie war. Das kristallisierte sich jedoch rasch heraus.

    Von den wenigen Passanten, die hier in der Dunkelheit umherirrten, schälten sich sechs heraus, die anscheinend denselben Weg hatten wie ich. Das mussten sie sein. Zu erkennen gaben sie sich nicht. Dafür bestand keine Zeit.

    Den einen oder anderen jedoch glaubte ich bei der großen Einsatzbesprechung gesehen zu haben.

    Mein Gott, dachte ich, zurzeit gibt es scheinbar mehr CIA-Leute in Helsinki als in den USA oder sonstwo in der Welt. Verbindlich war diese Annahme allerdings nicht.

    Das Haus war erreicht. Ich war der Dritte. Wortlos handelten wir sieben.

    Die ersten beiden sicherten rechts und links der Haustür. Ich zog meine Waffe aus dem Schulterhalfter, legte den Sicherungshebel herum. Der Zeigefinger spannte sich um den Abzug.

    Mit dem linken Fuß angelte ich nach der Türklinke, stieß ich die Tür auf - und dann wich ich blitzschnell zur Seite hin aus.

    Nichts geschah.

    Solchermaßen ermutigt sprang ich in einen Flur hinein.

    Das Licht der Lampe in meiner Linken zuckte hin und her. Vier Schritte vor mir eine wacklige Stiege mit ausgetretenen Stufen. Sie führte hinauf in den ersten Stock.

    Im Haus roch es nach verbrauchter Luft. Sehr einladend war das Gebäude nicht.

    Mehr unterbewusst bemerkte ich, dass andere hinter mir hereinkamen und sich sofort an den Wänden verteilten. Nur einer blieb draußen, um den Rückzug zu gewährleisten.

    Ich hatte sozusagen „das große Los gezogen", dass ich als dritter eingetroffen war. Drum durfte ich als erster eindringen.

    Ich hastete zur Treppe. Den linken Arm streckte ich aus. Der Lichtkegel richtete sich nach oben.

    Eine blitzschnelle Bewegung, ein Schuss. Die Kugel fuhr mitten in die Lampe, prellte mein Handgelenk.

    Ich unterdrückte einen Fluch, fuhr zurück, schoss ebenfalls.

    Der Schalldämpfer vor dem Lauf meiner Pistole degradierte das Krachen zu einem widerlichen Schnalzen.

    Ich hatte keine Ahnung, ob ich getroffen hatte. Hastende Schritte im ersten Stock. Etwas flog herunter.

    Man brauchte mir nicht zu sagen, was es war. Geistesgegenwärtig fing ich es mit der linken Hand auf. Ich war sowieso am meisten gefährdet. Das Ding flog postwendend zurück und detonierte im Flug.

    Ich hatte mich rechtzeitig zurückgeworfen. Dennoch bekam ich einen Teil der Druckwelle mit.

    Oben schrie jemand durchdringend. Hatte die detonierende Handgranate den Werfer selbst getroffen? Der Schrei riss ab.

    Jetzt begannen die Agenten um mich wie wild zu ballern. Und ich musste in diesen Kugelhagel hinein, ob ich wollte oder nicht. Ich jagte die Treppe hinauf. Rechts und links schlugen Kugeln ein. Holz zerfetzte, Splitter flogen mir um die Ohren. Solchermaßen angetrieben schaffte ich den Weg zum ersten Stock in Rekordzeit.

    Und dann spuckte meine eigene Waffe Feuer, obwohl ich nichts sehen konnte. Das Obergeschoss lag in Dunkelheit. Die Leute des KGB waren nicht so unvorsichtig, ihren Gegnern auch noch zu leuchten, damit diese besser treffen konnten.

    Das Feuer wurde nicht erwidert. Kein Wunder. Die fürchteten sich vor Zufallstreffern.

    Zwei Kollegen folgten mir mit knappem Abstand.

    Ich wirbelte in den Flur. Die beiden Kollegen hatten noch intakte Lampen. Mit ihnen bewiesen sie, dass der Flur leer war.

    Ich trat die erste Tür auf.

    Keine Menschenseele. Ich musste weiter. Da sah ich das offene Fenster zum Hinterhof. Sah so aus, als seien die Vögel ausgeflogen.

    Ich stolperte über die Trümmer, die von der Handgranate verursacht worden waren. An der Decke befand sich ein Loch.

    Oder war das Fenster von der Druckwelle hinausgetrieben worden?

    In dem Bewusstsein, dass meine Rückendeckung garantiert war, rannte ich hinüber.

    Vorsichtig lugte ich über die Fensterbank hinunter.

    Das grelle Licht eines Handscheinwerfers traf mich genau in die Augen. Die folgende Kugel hatte dieses Glück nicht. Meine Reflexe konnten sich sehen lassen. Das Stahlmantelgeschoss stanzte einen Schusskanal in die Decke über mir und richtete weiter keinen Schaden an.

    Da flogen rechts und links Türen auf.

    So arg gesichert war meine Rückendeckung überhaupt nicht! Meine Kollegen schossen zwar augenblicklich, aber ihre Schüsse sirrten als Querschläger umher: Die betreffenden Türen waren nämlich aus solidem Schwedenstahl!

    Schon fuhr ich herum, um mich zu verteidigen, obwohl ich nicht so überzeugt war, dass ich damit Erfolg haben könnte. Deshalb ließ ich die Mündung meiner Pistole vorsorglich zu Boden gerichtet.

    Das rettete mir das Leben! Die beiden Russen, die im Schutz der halbgeöffneten Türen standen, hätten sonst nämlich augenblicklich auf mich geschossen.

    Die beiden CIA-Kollegen warfen sich bäuchlings zu Boden, mit drohenden Pistolen, mit denen sie die Russen allerdings nicht erreichen konnten. Der dritte kam gerade die Treppe herauf. Er hatte die Sachlage mit einem Blick erkannt.

    Ich ließ meine Waffe fallen und folgte dem Wink einer der Waffen, die sich genau auf meinen Bauch richteten. Das Gesicht des Russen war verkniffen.

    Ich geriet in Sichtdeckung der Tür.

    „Vorsicht!", brüllte ich, denn einer der Russen machte wieder eine Handgranate klar. Diesmal brachte er die Nerven auf, bis kurz vor der Explosion zu warten und sie dann erst über die schützende Stahltür zu schleudern.

    Die drei Agenten vom CIA wussten jedoch meinen Warnruf gut zu deuten.

    Sie sprinteten schon davon. Fast kopfüber warfen sie sich die Treppe hinunter. Wahrscheinlich nach dem Motto: Lieber das Genick gebrochen als ganz tot!

    Sie überlebten es!

    Keiner brach das Genick!

    Und bevor noch die Handgranate hochging, wurde ich gepackt und unsanft in den Raum hinter der einen Stahltür gerissen. Die Tür ging zu. Draußen tobte sich die Druckwelle aus. Der Knall war wahrscheinlich in der halben Stadt zu hören. Die Wände wankten, Verputz bröselte von der Decke.

    Ich hatte ja meine Pistole draußen im Flur liegen. Es bedurfte nur Sekundenbruchteile, um die beiden Russen davon zu überzeugen, dass ich ansonsten unbewaffnet war.

    Sie raubten mir die Ausrüstung. Einer stieß die Tür wieder auf.

    „Haut ab, sonst pusten wir euren Kumpel aus!", brüllte er.

    Er sprach ein einwandfreies Englisch. Also wusste er haargenau, mit welchem Gegner er es zu tun hatte.

    Meine Gedanken marschierten auf wie eine Kompanie disziplinierter Soldaten.

    Sah ganz danach aus, als wäre man auf den Angriff halbwegs vorbereitet gewesen! Wie denn das?

    Ich sah mich in dem Zimmer um, sofern es die schlechte Taschenlampenbeleuchtung zuließ. In der Ecke ein wurmstichiger Schreibtisch mit einem Telefon.

    Und dieses Telefon klingelte jetzt, wie durch meinen Blick ausgelöst!

    *

    In der Nobelbar „Trobadur" war es noch nie so hell gewesen, höchstens morgens um sieben, wenn die Putzfrau kam, um die Spuren der Nacht zu entfernen. Wahrscheinlich hielt man es deshalb so, damit die Gäste die Preise auf der Getränkekarte nicht so genau lesen konnten. Jedenfalls bekam man vom allgemeinen Stromausfall nicht viel mit. Für Sekunden wurde es völlig finster. Dann war der alte Zustand wiederhergestellt.

    Die sonore Stimme des Besitzers Kari Nummi klärte über die Situation auf: „Keinen Grund zur Besorgnis, meine Damen und Herren. Das Programm geht weiter. Wir haben ein Notstromaggregat, sind also für alle Fälle gut gerüstet. Bitte, wenn Sie unser Lokal verlassen, das zur Spitze in Helsinki gehört, tun Sie das umsichtig und wohlüberlegt. Es gibt kein Licht mehr in dieser wunderbaren Stadt! Zum ersten Mal in der Geschichte von Helsingfors ist das passiert. Noch sind die Ursachen ungeklärt. Falls sich neue Aspekte ergeben, lasse ich es Sie wissen. Die hiesige Rundfunkanstalt arbeitet ebenfalls mit Notstrom."

    Gerade entfernte die blonde Schönheit auf der Bühne das lästige Kleidungsstück über ihrer linken Brust. Was interessierte da noch die Herren der Schöpfung, was draußen in der Stadt vor sich ging?

    Kari Nummi schaltete die Sprechanlage aus und lehnte sich zurück. Sein Blick traf sich mit dem seines „Mitarbeiters".

    Nummi war ein schlanker, öliger Typ um die Vierzig. Sein dunkles Haar war glatt zurückgekämmt. Der schmale Oberlippenbart machte ihn nicht gerade zu einer Schönheit, sondern gab seinem Gesicht etwas Verschlagenes.

    Sein „Mitarbeiter" war genauso groß, dafür aber doppelt so breit. Die Jacke war an Schultern und Oberarmen etwas zu eng. Deshalb übersah man die rollenden Muskelpakete selbst dann nicht, wenn man in eine andere Richtung blickte. In sein Gesicht schien einmal ein Pferd getreten zu haben. Möglicherweise wirkte es deshalb so plattgedrückt. Die Augen waren kleine Glasmurmeln, die wieselflink hin und her rollten.

    „Bin gespannt, wie sich das noch entwickelt, knurrte Nummi. Dabei klang seine Stimme nicht mehr so angenehm und sonor wie am Mikrophon. „Die Jungs haben offenbar saubere Arbeit geleistet.

    Er stellte das Radio lauter. Sein Gorilla, bislang schweigsam, kicherte leise.

    „Das sind zwar Wahnsinnige, arbeiten aber wie Profis!", schwärmte er.

    Nummi fuhr ihn barsch an:

    „Schnauze!" Er wollte hören, was die vom Rundfunk zu erzählen hatten.

    „...mehr als überraschend. Nach ersten Verlautbarungen fürchtet die Regierung um Leben und Gesundheit unseres hochverehrten Besuchers aus den USA. Der Präsident wird sich wahrscheinlich wieder zum Flughafen zurückziehen, um die weitere Entwicklung abzuwarten. Es steht sogar zu befürchten, dass er seine ursprünglichen Pläne ändert und Helsinki wieder verlässt, um nach Ivalo zu fliegen - unserem nördlichsten Flughafen."

    Die haben an alles gedacht!

    Kari Nummi schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich stand der Ausweichflughafen Ivalo schon vorher fest. Sonst wüssten die Kerle vom Rundfunk nichts davon.

    Um seinen Gorilla zu beschäftigen, befahl er ihm: „Sieh nach, ob unser Telefon funktioniert!"

    Der Bullige brauchte dazu nur den Hörer von der Gabel zu nehmen. Er lauschte. Dann schüttelte er missbilligend den Kopf.

    „Alles tot!", grollte er. Nummi dachte kurz an ein Handy, verwarf den Gedanken aber sofort wieder, es zu benutzen. Die Dinger waren einfach nicht so abhörsicher wie ein stationäres Telefon. Nur Naivlinge wussten das nicht. Dann konzentrierte er sich weiter auf die laufende Nachrichtensendung, die man den Umständen entsprechend eilig dazwischengeschoben hatte.

    „Zwar ist die Ursache des allgemeinen Strom- und Energieausfalls noch ungeklärt, aber es gibt bereits Verdachtsmomente. Es ist technisch undenkbar, dass alle Energiezentralen gleichzeitig ausfallen. Deshalb müssen wir mit einem Terrorakt rechnen. - Ehe sich neue Aspekte ergeben, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, ein paar Takte Musik."

    „Kein Wort davon, wie es auf den Straßen aussieht!, knurrte Kari Nummi. „Die fürchten sich wohl vor der Wahrheit?

    „Ganz bestimmt, Boss!", pflichtete der Gorilla bei. Es erfüllte ihn wohl mit Sorge, seinen Herrn und Meister so übelgelaunt zu erleben.

    Kari Nummi überging die Bemerkung. Die Musik interessierte ihn nicht. Deshalb drehte er den Ton wieder leiser.

    „Sollen wir was unternehmen, Boss?"

    „Dummkopf, wir müssten telefonieren - aber wie, wenn der Apparat nicht mehr funktioniert? Nur die Hauptleitungen, die nach außerhalb der Stadt führen und vom internen Netz unabhängig sind, funktionieren noch. Damit gelingt es zwar, auch interne Verbindungen zu ermöglichen, doch... Er unterbrach sich, machte eine wegwerfende Handbewegung. „Was soll ich dir denn von etwas erzählen, was du mit deinem Spatzengehirn ohnehin nicht begreifst!

    „Richtig, Boss!"

    Beinahe platzte Nummi der Kragen. Aber da meldete sich der Nachrichtensprecher wieder. Blitzschnell war seine Hand am Lautstärkeregler.

    „...erste Dementis verschiedener Organisationen. Das ist so einmalig wie die absolute Dunkelheit über Helsinki. Einschlägige Terrororganisationen, die zum großen Teil weltweit organisiert sind, distanzieren sich von dem Geschehen. Damit bleibt gesichert, dass die gegenwärtige Lage eine Folge eines Gewaltaktes ist. Nur gibt es noch keine Verantwortlichen dafür.

    Inzwischen spitzt sich die Lage auf den Straßen Helsinkis zu. Nach Polizeiberichten sind mehrere Kaufhäuser bereits teilweise ausgeplündert. Der Schaden ist unschätzbar. Die Polizei ist weitgehend machtlos gegen solche Auswüchse, denn ihre Arbeit wird von umherirrender Passanten, die offenbar völlig die Orientierung verloren haben, erheblich behindert.

    Wir haben einen Psychologen ins Studio gebeten, der Ihnen nicht nur ein paar wichtige Verhaltensmaßregeln geben wird, sondern auch zu erklären versucht, warum die Menschen sich so verhalten. Wir sind ein zivilisiertes Land, eine zivilisierte Stadt, genießen Ansehen in der ganzen Welt. Was macht die Menschen in Helsinki zu gefährlichen Wilden, die ganz ihrer Triebe leben - einmal von der Dunkelheit geschützt?"

    Kurzerhand schaltete Kari Nummi ab. Für ihn würden die Worte des Psychologen nur Geschwafel bedeuten. Er hatte seine eigenen Ansichten über die Verhaltensweisen der Menschen. Seiner Meinung nach gab es nur negative Charakteren. Sie unterschieden sich in einem Punkt: Die einen waren mutig genug, das zu tun, was ihnen Vorteile versprach, und die anderen gehörten zu den ewigen Feiglingen, die eigentlich nur auf Grund ihrer Feigheit und deshalb ungerechtfertigterweise als friedliche und gesetzestreue Bürger galten.

    Kari Nummi zählte sich selbst zu der ersten Sorte. Sein Bankkonto und auch sein Vorstrafenregister bewiesen deutlich genug, dass sich seine Weltanschauung nicht nur in der Theorie erschöpfte.

    Für ihn begann jetzt das Warten.

    Und dann stellte sich heraus, dass seine Geduld gar nicht so strapaziert wurde. Ein rotes Lämpchen über dem Schreibtisch blinkte auf. Das bedeutete Besuch.

    Kari Nummi sprang auf und winkte seinem Gorilla zu. Seiner Auffassung nach war der Typ strohdumm - aber als Leibwächter unbezahlbar.

    Gemeinsam gingen sie nach nebenan.

    Der Besucher wartete bereits. Es war niemand anderes als ein Agent des KGB - zugehörig der Truppe um Oberst Schukowa.

    Kari Nummi runzelte die Stirn.

    „He, was ist mit dir los? Was ist passiert?"

    Der Agent nickte.

    „CIA!, sagte er tonlos. „Sie kamen überraschend. Zwar wurden wir telefonisch von einem Unbekannten gewarnt, aber das erfolgte reichlich spät. Vier halten noch die Stellung. Wir müssen die Agenten des CIA aufhalten, damit sie nicht die Spur der Flüchtenden verfolgen können.

    „Soll das heißen, ihr seid alle zu mir gekommen?"

    „Genau das, mein lieber Kari Nummi! Hier sind wir doch gut aufgehoben, oder?"

    Kari Nummi wurde heiß und kalt zugleich. Nicht aus politischen Gründen machte er mit dem ehemaligen russischen Geheimdienst Geschäfte, sondern nur aus Interesse an barer Münze. Aber dass sie jetzt ausgerechnet sein Haus als Unterschlupf aussuchten...

    Der Barbesitzer und Dunkelmann dachte dabei weniger an die Gefahren durch Polizei oder Geheimdienst, sondern eher an die Extremisten.

    Bisher hatten sie immer herausbekommen, wo sich ihre Quasifreunde aus dem Osten aufhielten. Doch Nummi wollte mit den Mordbuben ganz und gar nichts zu tun haben. In seinen Augen waren das gefährliche Wahnsinnige, Fanatiker, die wahrscheinlich selbst nicht so genau wussten, was sie überhaupt wollten.

    „Nein!", entschied er.

    Der russische Agent grinste.

    „Nein?"

    Da lag etwas in dem Wort, was Kari Nummi nachdenklich stimmte. Gewiss, er hatte seine Gorillas und führte eine kleine Helsinki-Mafia. Es machte ihn mächtig - wenigstens regional gesehen. Seit Jahren blieb seine Weste offiziell weiß. Polizei ging bei ihm nicht mehr wie früher ein und aus - und wenn, dann waren die Beamten ausgesucht höflich, da man Nummi nichts nachweisen konnte.

    Aber das alles machte ihn nicht stark genug, um sich gegen den KGB aufzulehnen - vor allem, seit hinter diesem die Russen-Mafia steckte. Es konnte ihm nämlich passieren, dass er dann wie ein Held in den eigenen Stiefeln starb.

    Kari Nummi schluckte den Kloß hinunter, der sich in seiner Kehle gebildet hatte.

    „Was sagt der Oberst dazu?"

    „Den können wir zurzeit leider nicht fragen. Der schlägt sich mit dem CIA herum."

    „Im alten Hauptquartier?"

    „Du bist ein Kombinationsgenie!"

    „Danke für die Blumen!" Kari Nummi musste sich erst einmal setzen. Vom Gorilla ließ er sich einen Drink bringen. Für die Zukunft sah er rabenschwarz, und er konnte gar nicht verstehen, dass das Grinsen des Russen immer breiter wurde.

    *

    Der Besucher von Kari Nummi hatte die Wahrheit gesagt. Die KGB-Agenten legten es nicht unbedingt darauf an, ihre eigenen Leute herauszuhauen. Das hätte nämlich einen kleinen Krieg in Helsinki bedeutet. Es war schon besser, sich zu retten, um der CIA keine Gefangenen zukommen zu lassen.

    Denn es war damit zu rechnen, dass die Angreifer nicht lange allein blieben. Gewiss waren noch andere westliche Agenten unterwegs.

    Damit lag man goldrichtig.

    Abbott Sanderson bewies, dass er nicht zu Unrecht CIA-Chef in Helsinki war und dass die Fäden bei ihm in den richtigen Händen lagen. Er setzte Himmel und Hölle in Marsch. In ihm hatte sich die fixe Idee festgefressen, dass für die ganze Aktion der Ex-KGB verantwortlich war, obwohl er das Motiv noch nicht erkannte. Wollten die Russen den US-Präsidenten ausschalten? Was ergab das für einen Sinn?

    Nein, das war kaum vorstellbar, denn der Osten war auf die finanziellen Unterstützungen des Westens zwingend angewiesen und musste politisch sehr vorsichtig agieren.

    Trotzdem hielt Sanderson vorläufig an der Idee fest und ließ nichts unversucht, das Nest auszuheben.

    Sogar Hubschrauber schickte er los! Und dann wählte er höchstpersönlich die ermittelte Nummer!

    Eine Stimme meldete sich schon nach dem zweiten Läuten. Den russischen Akzent verbarg der Mann nicht.

    Also hatten Sandersons Leute noch nicht gesiegt!

    „Geben Sie auf!, verlangte Abbott Sanderson. „Sie haben keine Chance. Im Rahmen der geheimen Abkommen werden Sie fair behandelt.

    „So haben Sie sich das gedacht!", zischte sein Gesprächsteilnehmer.

    Sanderson runzelte die Stirn. Die Stimme kam ihm verdammt bekannt vor.

    Und dann erinnerte er sich schlagartig: Das war doch der Mann, der mit einem seiner Agenten telefoniert hatte! Derselbe Mann, der als anonymer Anrufer aufgetreten war!

    Abbott Sanderson geriet ein wenig aus dem Konzept. Aber nicht lange, dann hatte er sich wieder in der Gewalt. Gewiss hatte der andere überhaupt nichts davon bemerkt. Obwohl er genau wissen musste, wen er an der Strippe hatte.

    Dass der Russe nicht offen redete, bewies, dass er nicht allein war.

    Abbott Sanderson beging nicht den Fehler, den Spion zur Rede zu stellen. Er tat so, als habe er die Stimme nicht erkannt.

    „Seien Sie vernünftig! Wir wollen von Ihnen nur ein paar Informationen: Motiv für die Dunkelaktion, Hintermänner! Das KGB ist doch nicht wirklich dafür verantwortlich?"

    Es erfolgte keine Antwort. In der Leitung knackte es.

    Die Verbindung wurde einfach unterbrochen.

    Sanderson betrachtete den Hörer wie einen Feind. Er spielte verschiedene Denkmodelle durch: Erstens, er ließ seine Leute gewähren. Dabei war es durchaus möglich, dass die KGB-Agenten zu Tode kamen und mit ihnen ein vielleicht wichtiger Informant.

    Zweitens, er blies die Aktion ganz ab. Die Russen waren nicht auf den Kopf gefallen. Sie würden darin eine Hinterlist vermuten - mit Recht.

    Drittens, die Aktion wurde mit halber Kraft durchgeführt. Der Mann, der sich indirekt als Informant angeboten hatte, überlebte und entkam, wenn er geschickt genug war.

    Es war die Möglichkeit, die Sanderson am meisten zusprach. Doch es hatte gleich zwei Haken: Es gab keine Gewähr, dass es der Informant ernst meinte und sie nicht in Wirklichkeit an der Nase herumführte. Außerdem, wenn er entkam, nutzte er nichts mehr. Der CIA hatte mitten in ein Wespennest gestochen. Die KGB-Leute würden Augen und Ohren offenhalten und jede weitere Kontaktaufnahme eines der ihren vereiteln.

    Eine verdammte Zwickmühle, in der sich Abbot Sanderson befand. Dennoch: Eine rasche Entscheidung wurde von ihm verlangt.

    Und er entschied sich - für den gegnerischen Agenten. Sanderson hieb den Hörer auf die Gabel und setzte sich dann mit dem Hubschrauberkommando in Verbindung.

    „Bleibt beim Flughafen!", befahl er.

    „Wie, Kommando zurück?", wunderte sich der Kommandant.

    „Sie haben richtig gehört. Sorgen Sie für das Wohl des Präsidenten. Ich überlasse Ihnen die Initiative, weil Sie es besser überblicken können. Der Konvoi des Präsidenten muss sicher sein Ziel erreichen. Dafür zeichnen Sie mir höchstpersönlich verantwortlich!"

    Dem Kommandanten leuchtete es ein. Er gehorchte.

    Abbot Sanderson dachte an den Doppelagenten. Hoffentlich hatte er keinen unverzeihlichen Fehler begangen. Nicht nur seine Karriere würde dadurch einen erheblichen Knacks bekommen.

    Noch war er mit diesen Gedanken beschäftigt, als eine neue Nachricht auflief: „Einer von uns in den Händen des Gegners: John Baxter! Sie wollen ihn als Geisel benutzen."

    Sanderson bedeckte die Sprechmuschel mit der Hand und fluchte zunächst einmal ausgiebig. Dann erst bequemte er sich zu einer Antwort:

    „Wir dürfen das Leben eines Kollegen nicht unnötig gefährden. Passt eine Chance ab, um Baxter aus seiner Lage zu befreien!"

    Das waren ein wenig ungewohnte Töne. Normalerweise war der CIA weniger zimperlich, was das Wohl und Wehe seiner Mitarbeiter betraf.

    Aber Abbott Sanderson dachte wieder mal an den Informanten. Allerdings: Je länger er darüber nachdachte, desto größer wurde sein Verdacht, dass er möglicherweise doch einem Betrug aufgesessen war: Vielleicht ist das versteckte Angebot nichts anderes als eine Rückversicherung für den Fall, wie er jetzt eintrat?

    Abbott Sanderson seufzte und lehnte sich zurück. Dann widmete er sich zuerst einmal anderen Dingen. Über die Zustände auf den Straßen der in Dunkelheit getauchten Stadt war er informiert. Was hatte sich inzwischen noch alles ereignet?

    *

    Mittelpunkt der Stadt Helsinki ist der repräsentative Senatsplatz, von den Einheimischen Suurtori genannt, mit dem Denkmal Zar Alexanders II., gesäumt von der klassizistischen Domkirche, dem Senatsgebäude und der Universität.

    Auf den breiten Treppen, die zur Domkirche hinaufführten, hatten sich Ungezählte versammelt, um den Gast aus den USA zu empfangen. Ja, nicht jeder gab etwas auf die gegenteiligen Behauptungen in Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen. Auch die Fenster der Universität hingen voll mit Schaulustigen. Es gab sogar Unentwegte, die versucht hatten, das Denkmal zu erklimmen, um besser sehen zu können.

    Sobald die Lichter ausfielen, wandelte sich das Bild schlagartig. Nachdem feststand, dass es sich nicht um einen vorübergehenden Stromausfall handelte, sondern dass mit einer längeren Dauer dieses Zustandes gerechnet werden musste, verlief sich die Menschenmenge. Hier war nichts mehr, was ihr Interesse weckte.

    Nicht alle gingen. Einige Leute waren ringsum verteilt. Sie warteten auf Befehle aus dem Universitätsgebäude, das man vom Senatsplatz aus sehen konnte.

    Genau dieses Gebäude war Ziel des Terroristen Paavo Aalto. Um es zu erreichen, fuhr er wie der Teufel. Alle fünf waren bei ihm. Eine Kleinigkeit für sie, genauso unerkannt das Gelände des Stromumsetzers zu verlassen, wie sie gekommen waren. Schatten, die Tod und Verderben brachten, und dann verschwanden wie - ja, wie eben Schatten!

    Paavo Aalto fuhr absichtlich einen kleinen Umweg. Er mied die Hauptstraßen, denn dort würde erfahrungsgemäß das Chaos zu groß sein. Nach seiner Rechnung spaltete sich die Einwohnerschaft von Helsinki in drei Hauptgruppen: Die einen würden daheim Fenster und Türen verbarrikadieren und warten, bis alles vorbei war. Die anderen gingen auf die Straße, um sich einmal gründlich auszutoben. Die dritten wurden Opfer ihrer Angst und ihrer Panik, irrten umher, drehten durch.

    Es war nun nicht so, dass Paavo Aalto dessentwegen Skrupel hatte. Für ihn war dies die Nacht der Nächte. Er war von Anfang an dabei, hatte maßgeblich geholfen, die Extremistenorganisation vor Ort im Auftrag der weltumspannenden X-Organisation aufzubauen. Er wollte auch persönlich die Revolution, den totalen Umsturz. Die Russen kamen ihm gerade gelegen.

    Wenn der KGB nicht in ihrem Sinne spurte, sorgten sie schon dafür, dass man für alle Vorgänge den Osten und seine gefürchtete Mafia verantwortlich machte. Egal, wie die Sache ausging: In der Vorstellung von Paavo Aalto begann in dieser Nacht die Weltrevolution. Auch wenn sich kein direkter Erfolg einstellen sollte, so sollte ihre unmenschliche Aktion zumindest allen Gleichgesinnten ein echtes Mahnmal setzen - zur Nachahmung empfohlen.

    Schaurige Aussichten!

    Auch noch in einer anderer Hinsicht, denn die X-Organisation hatte ihm klar gemacht, dass die sich ausbreitende Finsternis auch noch etwas anderes begünstigen würde – Schattenmonster, wie sie es nannten. Zwar hatte der Terrorist keine Ahnung, was damit gemeint war, genauso wie er nicht wusste, um wen es sich bei der X-Organisation wirklich handelte, aber es war ihm auch egal. Schattenmonster? Nie gehört. So lange sie ihm nicht in die Quere kamen und seine Absichten auch noch unterstützten...

    *

    Die vom Horizont her ziehende Wolkenbank hatte inzwischen Helsinki erreicht und verdeckte die Sterne endgültig. Aus dem Himmel wurde ein tiefschwarzer Brei. Als würde es sich um besonders schwarze und besonders tief hängende Gewitterwolken handeln, jederzeit bereit, sich zu entladen.

    Menschen, denen es gewahr wurde, duckten sich unwillkürlich, denn sie erwarteten tatsächlich herab zuckende Blitze, gefolgt von rollendem Donner. Dann vielleicht noch einen sintflutartigen Regenguss.

    Nichts dergleichen geschah. Ganz im Gegenteil: Die schwarzen Wolken über der Hauptstadt Finnlands schluckten nicht nur jegliches Licht, sondern es breitete sich eine Art Nebelschleier aus, von oben kommend. Auch Töne wurden davon stark gedämpft.

    Jeder Meteorologe hätte sich sehr gewundert über dieses Phänomen, über das er noch niemals etwas gehört oder gelesen hatte. Und trotzdem war es so. Als würden die schwarzen Wolken auskalben. Als würden sie sich dunstartig weiter ausbreiten wollen, nach unten, bis zum Boden, um die Straßen von Helsinki auszufüllen mit einem Nebel, der eher wie schwarzer Brei war.

    Als die ersten Ausläufer die Menschen erreichten, merkten sie zuerst nur, dass es ihren Atem erschwerte. Als hätte diese Art von Nebel eine ganz andere Konsistenz als normaler Nebel. Und damit lagen sie durchaus richtig, denn es blieb nicht bei Atembeschwerden und erschwerter Sicht, verbunden mit einer seltsamen Tonlosigkeit, als sei alles auf einmal in Watte gepackt. Es blieb nicht dabei, dass Taschenlampen und sogar starke Scheinwerfer nur noch wenige Meter weit scheinen konnten, ehe ihr Licht vom schwarzen Nebel verschlungen wurde: An manchen Orten begann der Nebel von sich aus, aktiv zu werden, auf eine erschreckende Weise. Denn aus anfänglichen Verwirbelungen schälten sich allmählich... Gestalten!

    Schattenmonster!

    Niemand hatte je davon gehört, und doch wurden sie zur grausigen Realität.

    Die Schattenmonster verdichteten sich.

    Dies alles konzentrierte sich auf die Hauptstraßen, wo es die meisten Menschen gab. Hier gab es normalerweise des Nachts das meiste Licht, und jetzt war es umgekehrt.

    Die Schattenmonster flatterten aufgeregt hin und her, wie los gelassene dunkle Gespenster. Aber sie konnten keinen echten Schaden anrichten. Dafür waren sie nicht dicht genug.

    Dann taten sie etwas ganz anderes: Sie befielen einige Menschen!

    Sie drangen mit dem nächsten Atemzug in diese ein.

    Erschrocken wollten die Betroffenen sie wieder ausatmen, doch dies vermochten die Schattenmonster zu verhindern. Sie füllten die Lungen der Befallenen aus, bis diese barsten.

    Zwar starben dabei die Betroffenen, doch sie sanken dabei nicht etwa zu Boden, sondern blieben nur wankend stehen, als wollten sie sich sammeln. Und dann gewannen die Schattenmonster endgültig die Herrschaft über die leblosen Körper. Wie Marionetten setzten sich die jetzt Untoten in Bewegung, belebt von einem Leben, wie es unnatürlicher nicht mehr sein konnte.

    Mit starren Augen, die wie Glasmurmeln in den verzerrten Gesichtszügen wirkten, wandten sie sich den normalen Menschen zu, die gar nicht sofort begriffen, in welcher neuerlichen Gefahr sie sich befanden. Zumal die meisten sowieso nicht viel sehen konnten, denn das wenige Scheinwerferlicht von Autos, das die Szene mehr schlecht als recht beleuchtete, wurde auch noch zusätzlich von den schwarzen Nebeln auf ein Minimum gedämpft. So konnten die Untoten gegen ihre lebenden Mitmenschen vorrücken, ohne von diesen zunächst auch nur bemerkt zu werden.

    Erst als die Untoten auf sie ein droschen, sie bissen und kratzten, begannen sie, sich zu wehren.

    Die Bewegungen der Untoten waren sehr ungelenk. Es war kein Problem, sich ihnen zu entziehen, doch die Schattenmonster lernten rasch. Zwar würde es ihnen nicht gelingen, ihre Opfer so zu bewegen, als würde es sich um Lebende handeln, aber es genügte bereits, um neuerliche Panik in den Hauptstraßen von Helsinki zu erzeugen. Dabei wussten die von den Untoten gejagten Menschen gar nicht so recht, wie ihnen überhaupt geschah.

    *

    Inzwischen erreichte Paavo Aalto mit seinen Kumpanen das Ziel, ohne von den neuerlichen Ereignissen etwas mitzubekommen. Es interessierte sie auch überhaupt nicht, weil sie anderes im Sinn hatten. Sie wurden auch schon sehnsüchtig erwartet. Sofort setzte man sie über den neuesten Stand der Gesamtlage in Kenntnis. Soweit sie bekannt war.

    Der Bericht schloss mit den Worten: „Es kam wie vorausgesehen. Der amerikanische Präsident tritt sozusagen die Flucht an."

    Paavo Aalto lachte abfällig: „Diese Narren! Wie lange wird es dauern, bis sie merken, dass wir mit dem überhaupt nichts im Sinn haben?

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