Die beste Mutter für mein Kind: Mami 2078 – Familienroman
Von Eva-Maria Horn
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Über dieses E-Book
»Wie sieht es denn hier aus?« Verblüfft sah Alex Peters auf seine Frau. Im Schneidersitz saß sie auf dem Teppich. »Du bist ja eingerahmt von Fotos.« Marie war erschrocken zusammengezuckt, so sehr war sie in die Vergangenheit getaucht. »Du bist aber zeitig heute, Alex.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, sie war ein Geschenk von Marie zu ihrem zehnten Hochzeitstag. Er verzog ein wenig den Mund, und über sein gut geschnittenes Gesicht glitt ein Anflug von Ärger. »Ich habe mich sogar verspätet, Marie. Was machst du denn da? Warum liegen die Bilder auf dem Teppich?« »Jetzt bist du ärgerlich.« Sie sah zu ihm auf. In ihre blauen Augen hatte er sich zuerst verliebt, und auch jetzt schmolz er dahin. »Frau Johanna hat die Schachtel fallen lassen.« Er furchte die Stirn. »Frau Johanna?« »Meine Putzfrau. Ich wollte die Bilder selbst wieder einräumen, aber dann habe ich sie angesehen. Ich habe die Zeit vergessen, die Vergangenheit hat mich eingeholt.«
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Buchvorschau
Die beste Mutter für mein Kind - Eva-Maria Horn
Mami
– 2078 –
Die beste Mutter für mein Kind
Unveröffentlichter Roman
Eva-Maria Horn
»Wie sieht es denn hier aus?« Verblüfft sah Alex Peters auf seine Frau. Im Schneidersitz saß sie auf dem Teppich. »Du bist ja eingerahmt von Fotos.«
Marie war erschrocken zusammengezuckt, so sehr war sie in die Vergangenheit getaucht.
»Du bist aber zeitig heute, Alex.«
Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, sie war ein Geschenk von Marie zu ihrem zehnten Hochzeitstag.
Er verzog ein wenig den Mund, und über sein gut geschnittenes Gesicht glitt ein Anflug von Ärger.
»Ich habe mich sogar verspätet, Marie. Was machst du denn da? Warum liegen die Bilder auf dem Teppich?«
»Jetzt bist du ärgerlich.« Sie sah zu ihm auf. In ihre blauen Augen hatte er sich zuerst verliebt, und auch jetzt schmolz er dahin.
»Frau Johanna hat die Schachtel fallen lassen.«
Er furchte die Stirn.
»Frau Johanna?«
»Meine Putzfrau. Ich wollte die Bilder selbst wieder einräumen, aber dann habe ich sie angesehen. Ich habe die Zeit vergessen, die Vergangenheit hat mich eingeholt.«
Auf ihrem blonden Haar lag ein Streifen Sonne; ungehindert fiel das Licht durch die geöffnete Terrassentür und nistete in ihren Augen. Sie hielt ein Foto in der Hand und reichte es ihm.
»Sieh nur, Alex, da war Vera zwölf Jahre. Schon damals war sie wunderschön. Und das wusste sie auch. Ich erinnere mich genau da-ran, wie das Bild gemacht wurde.«
Er nahm es nur zögernd, starrte darauf, aber erkennen konnte er nichts. Ein Schleier lag vor seinen Augen.
»Ihr wart die besten Freundinnen, nicht wahr?«
Seinen flüchtigen Ärger hatte er vergessen, es war, als schnürte ihm ein unsichtbares Etwas den Hals zusammen.
Sie strich die blonden Locken am Ohr zurück. Er liebte diese Geste, wie eigentlich alles an seiner Frau. Sie sah so wunderschön aus, wie ein junges Mädchen hockte sie da.
»Darüber habe ich gerade nachgedacht. Weißt du, Alex, Mama war oft krank und musste immer wieder ins Krankenhaus. Veras Mutter war Mamas beste Freundin, und für sie war es selbstverständlich, dass ich dann bei ihnen wohnte. Ich hatte immer eine panische Angst vorm Kinderheim. Vera und ich waren in derselben Klasse, sie setzte es durch, dass sie neben mir saß. Sie war furchtbar bequem, ja, faul. Und schrecklich verwöhnt.«
Sie legte das Bild zurück, ein Schatten lag in ihren Augen, und der Mund zitterte, als ob sie weinen wollte.
»Sie setzte bei ihrem Vater alles durch, er war Wachs in ihren Händen. Und wenn ihre Mutter ihr etwas verbot, warf sie nur den Kopf zurück. Und machte, was sie wollte.
An dem Tag, als das Foto gemacht wurde, habe ich sie ge- hasst.«
»Hassen kannst du nicht, Liebes.« Er stand noch immer vor ihr. Sein Herz zog sich zusammen, so sehr liebte er sie. Dieses klare wunderschöne Gesicht, die Augen. Bis in den Grund ihrer Seele konnte man in ihnen sehen.
Das Gefühl verschwand auch rasch wieder. Sie lachte bitter auf. »Weißt du, Alex, sie wollte immer alles haben. Alles. Besonders von mir, wenn ihr etwas gefiel.«
Einen Moment vergaß er zu atmen, so traf ihn der Satz. »An dem Tag ging es um einen goldenen Drehbleistift. Natürlich sah er nur aus wie Gold. Ich hatte ihn von Mama zum Geburtstag bekommen.
Sie wollte ihn haben. Sie schmeichelte, bettelte, versprach mir alles Mögliche. Aber ich wollte nicht. Da drohte sie mir. Wenn meine Mutter wieder ins Krankenhaus musste, würde sie dafür sorgen, dass ich ins Kinderheim kam, Waisenhaus sagte sie. Aber mich packte der Trotz, ich wollte ihn ihr nicht geben. Und als ich nachmittags an meinem Schreibtisch saß und den Stift suchte, war er nicht da. Sie behauptete, sie habe ihn von mir geschenkt bekommen. So war sie. Aber du hast recht, wir sind Freundinnen, das alles ist Vergangenheit.«
Elastisch stand sie auf, warf den Kopf zurück und lächelte ihn an.
»Ich bin eine wirklich nachlässige Ehefrau. Da vergesse ich, dass mein Mann kommt und Hunger hat. Aber keine Angst, Alex, das Essen ist vorbereitet. Während du dich ein wenig frisch machst, gehe ich in die Küche. In einer Viertelstunde können wir essen.«
Sie musste sich ein wenig auf die Zehen stellen, sie war so viel kleiner als er. Sie küsste ihn, und als er sie umarmen wollte, war sie schon verschwunden.
Er starrte auf das Foto. Flüchtig hatte sie die Bilder eingeräumt, aber Veras Foto lag noch auf dem Teppich.
Schon damals wirkte sie aufreizend selbstbewusst, dachte er. Er stand da, wie festgewachsen und sah auf das Bild hinunter. So siegesbewusst war sie schon als Kind, das wusste, wie schön es war.
Am liebsten hätte er das Bild zerrissen. Schwerfällig wie ein alter Mann ging er die Treppe hinauf und verschwand im Badezimmer. Am liebsten hätte er den Spiegel verhängt, er mochte sich nicht ansehen. Und wie er bei Tisch seiner Frau gegenübersitzen und so tun sollte, als wäre alles in Ordnung, das wusste er nicht.
*
Marie machte sich Sorgen. So bedrückt hatte sie ihren Mann schon lange nicht mehr erlebt. Um sich abzulenken, nahm sie die Rosenschere und den kleinen Korb und ging in den Vorgarten.
An der frischen Luft ging es ihr immer besser, aber heute wollte der Druck, der auf ihrem Herzen lag, nicht weichen.
Ein Auto hielt mit quietschenden Bremsen dicht vor dem Gartentor. Nur kein Besuch, dachte Marie alarmiert.
Das Auto, ein Luxussportwagen, war ihr fremd, aber die Dame die ausstieg, kannte sie.
Beide Damen musterten sich mit einem intensiven Blick. Sie sieht in den dreiviertellangen Jeans wie ein kleines Mädchen aus, dachte Vera neidisch, sie scheint nicht älter zu werden.
Und Marie dachte ohne Neid, toll sieht Vera aus, wie einem Modejournal entstiegen.
»Vera.« Marie stellte den Korb auf den Boden, legte die Schere hinein und ging der Besucherin entgegen. »Dir müssen heute Morgen die Ohren geklingelt haben. So intensiv habe ich an früher gedacht.«
Sie küssten sich auf die Wange. Das betäubende Parfüm mochte Marie nicht, und flüchtig überlegte sie, wo sie es schon einmal bemerkt hatte. »Ich dachte, du bist in Paris. Und deinen Wagen kenne ich auch nicht.«
»Sag mal, musst du die Gartenarbeit machen? Habt ihr keinen Gärtner?« Veras perfekt geschminktes Gesicht verzog sich einen Moment, aber sofort glättete sie ihre Stirn wieder.
»Der kommt im Herbst und im Frühling. Ich habe doch Zeit, Vera, und ich arbeite gern im Garten.« Marie wollte sich die Freude über den Besuch nicht verderben lassen. »Seit wann bist du wieder in der Stadt, Vera?«
»Ich bin überhaupt nicht weg gewesen. Jürgen wollte natürlich, dass ich ihn begleite, er ist wirklich manchmal ein abscheulicher Egoist. Was soll ich in Istanbul? Er ist den ganzen Tag beschäftigt und hat eine furchtbare Laune, wenn er endlich ins Hotel kommt.«
»Gehen wir ins Haus, oder möchtest du im Garten sitzen?«
Bei sich dachte Marie an die Stadt, die voller Sehenswürdigkeiten steckte. Aber Vera war und blieb ein oberflächliches Geschöpf, das sich eigentlich nur für sich selbst interessierte.
»Die Sonne ist viel zu grell. Du hast ja nicht mal einen Hut auf! Seit wann trägst du dein Haar in einem Zopf auf dem Rücken?«
»Deine Stimmung scheint nicht die beste zu sein.« Marie lächel- te die Freundin an, während sie über den Plattenweg zur Haustür ging.
»Das hat mich schon immer an