Glaubst du mir jetzt, Franziska?: Fürstenkrone 260 – Adelsroman
Von Isabell Rohde
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Über dieses E-Book
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
"Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Die Bürger von Drostland«, dachte Freiherr von Ulzen, als er die Straße zum Königspalast hinauffuhr, »könnten wirklich zufrieden sein. Staat, Bildungs- und Verkehrswesen sind vorbildlich, und König Ansgar und Königin Luise dienen ihren Untertanen mit Herz und Verstand. Aber nein! Die Drostländer sind ein freches Völkchen! Sie machen sich über die Eskapaden des Kronprinzen lustig und ziehen damit ihr eigenes Land in den Schmutz!« Das Schloß, das mitten in der Hauptstadt auf einem von Gärten umgebenen Hügel lag, war aus Sandstein gebaut. Und weil die Fassade alle zwei Jahrzehnte restauriert werden mußte, verbarg sich das Gebäude jetzt hinter einer Schutzhülle. Gab das den Drostländern das Recht, diese Hülle mit einem Schleier zu vergleichen, hinter dem sich die königliche Familie aus Scham über die ständigen Liebschaften des Kronprinzen versteckte?! Wie auch immer, es war schrecklich! Waren der König und die Königin nicht leidgeprüft genug, weil ihr schon dreißigjähriger Sohn immer noch keine standesgemäße Frau erwählt hatte und sich lieber seiner Vorliebe für schrille Schönheiten hingab? Freiherr von Ulzen mußte durch einige Kontrollinstanzen, aber danach eilte er mit lang ausholenden Schritte durch die Gänge, um ja rechtzeitig zur Audienz bei Königin Luise zu erscheinen. Ein Lakai öffnete ihm die Tür zu einem der privaten Salons der Hoheiten, und schon verbeugte er sich vor Königin Luise. Sie war eine schlanke hochgewachsene Dame und empfing ihn in lässiger Hose und mit einem zierlichen Zigarillo in der Hand. Das ergraute Haar war leicht gelockt, das Gesicht dezent geschminkt. Sie war eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die ihr Schicksal, dem König und dem Volk zum allgemeinen Leidwesen nur ein einziges Kind geboren zu haben, seit Jahren klaglos und mit erhobenem Kopf zu ertragen schien. »Nun, Freiherr«, begann sie mit ihrer sanften, etwas tiefen Stimme. »Was ist schon wieder los?« Als Pressereferent des königlichen Hofes bemühte sich der Freiherr, seine Position schon immer mit Klugheit und Würde zu erfüllen.
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Fürstenkrone Classic
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Glaubst du mir jetzt, Franziska? - Isabell Rohde
Fürstenkrone
– 260 –
Glaubst du mir jetzt, Franziska?
Unveröffentlichter Roman
Isabell Rohde
»Die Bürger von Drostland«, dachte Freiherr von Ulzen, als er die Straße zum Königspalast hinauffuhr, »könnten wirklich zufrieden sein. Staat, Bildungs- und Verkehrswesen sind vorbildlich, und König Ansgar und Königin Luise dienen ihren Untertanen mit Herz und Verstand. Aber nein! Die Drostländer sind ein freches Völkchen! Sie machen sich über die Eskapaden des Kronprinzen lustig und ziehen damit ihr eigenes Land in den Schmutz!«
Das Schloß, das mitten in der Hauptstadt auf einem von Gärten umgebenen Hügel lag, war aus Sandstein gebaut. Und weil die Fassade alle zwei Jahrzehnte restauriert werden mußte, verbarg sich das Gebäude jetzt hinter einer Schutzhülle. Gab das den Drostländern das Recht, diese Hülle mit einem Schleier zu vergleichen, hinter dem sich die königliche Familie aus Scham über die ständigen Liebschaften des Kronprinzen versteckte?! Wie auch immer, es war schrecklich! Waren der König und die Königin nicht leidgeprüft genug, weil ihr schon dreißigjähriger Sohn immer noch keine standesgemäße Frau erwählt hatte und sich lieber seiner Vorliebe für schrille Schönheiten hingab?
Freiherr von Ulzen mußte durch einige Kontrollinstanzen, aber danach eilte er mit lang ausholenden Schritte durch die Gänge, um ja rechtzeitig zur Audienz bei Königin Luise zu erscheinen. Ein Lakai öffnete ihm die Tür zu einem der privaten Salons der Hoheiten, und schon verbeugte er sich vor Königin Luise. Sie war eine schlanke hochgewachsene Dame und empfing ihn in lässiger Hose und mit einem zierlichen Zigarillo in der Hand. Das ergraute Haar war leicht gelockt, das Gesicht dezent geschminkt. Sie war eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die ihr Schicksal, dem König und dem Volk zum allgemeinen Leidwesen nur ein einziges Kind geboren zu haben, seit Jahren klaglos und mit erhobenem Kopf zu ertragen schien.
»Nun, Freiherr«, begann sie mit ihrer sanften, etwas tiefen Stimme. »Was ist schon wieder los?«
Als Pressereferent des königlichen Hofes bemühte sich der Freiherr, seine Position schon immer mit Klugheit und Würde zu erfüllen. Er sah ihr in die grauen freundlichen Augen und zögerte trotzdem, bevor er eine dünne Ledermappe auf den Teetisch schob. Er war ja nicht mehr der Jüngste, neigte zu Übergewicht und Glatzenbildung und, wenn er nervös wurde, sogar zu Atemnot.
»Seine Königliche Hoheit, der Kronprinz…«
»…ist gerade von einem Kurzurlaub aus Spanien zurück. Seitdem gibt
sein Verhalten der Presse wenigstens keinen Anlaß mehr zu diesen lach-
haft übertriebenen Skandalberichten, nicht wahr? Oder…?«
Er wich ihrem bohrenden Blick aus, nickte und schlug die Ledermappe auf. Luise warf nur einen kurzen Blick auf die Fotos. Sie seufzte. »Also doch. Schon wieder. Und wer ist diese, nun ja…, Dame?«
»Isabella Saroz, angeblich aus einer der besten Familien Madrids. Sie…, sie macht Werbefilmchen für Zahnpasta. Zur Begegnung zwischen ihr und dem Kronprinzen kam es in einer Bar, wie mir der Sicherheitsdienst berichtete. Diese Fotos am Strand wurden geschossen, als sich das Paar an einer Strandbucht unbeobachtet glaubte. Baron Plessing scheint seinen Pflichten wieder nicht mit dem nötigen Verantwortungsgefühl nachgekommen zu sein.«
»Das muß sich ändern.« Luise warf ihm einen mißmutigen Blick zu, während sie nach den Fotos griff. Baron Jörn Plessing war der Adjutant und beste Freund ihres Sohnes. Nur er war schuld, wenn Maximilian mal wieder seiner Leidenschaft für zweifelhafte Schönheiten nachging und sich dabei auch noch erwischen ließ.
Das Foto zeigte den Kronprinzen Arm in Arm mit einem rassigen Bikini-Mädchen. Da er nur eine Badehose trug, kam sein muskulöser Oberkörper sehr gut zur Geltung. Königin Luise konnte jedes Mädchen, das ihrem Sohn schöne Augen machte, gut verstehen. Sie war ja auch mal jung gewesen.
Sie seufzte. »Ist es schon in einer dieser Illustrierten erschienen?« Aufatmend schüttelte der Freiherr den Kopf. »Und wie sind Sie daran gekommen?«
»Der Verlagsleiter, ein Cousin meiner Frau, benachrichtigte mich. Der Fotograf, dem diese Fotos gelangen, verlangte zwanzigtausend Euro dafür. Als ich sie sah, war mein erster Gedanke, daß wir sie ihm eben für dreißigtausend abkaufen müssen. Ein unsauberes Geschäft, aber nun ja, Majestät.«
Sie nickte. »Das war einer Ihrer besten Gedanken, Freiherr.« Ihr Lob ließ die rundlichen Wangen des Freiherrn erröten. Er deutete eine Verbeugung an. »Nur werde ich den König davon unterrichten müssen.« Sie drückte auf die Tischklingel. Dem Diener, der erschien, legte sie in freundlichen Worten nahe, daß seine Majestät doch bitte seine Amtsgeschäfte für eine kurze Zeit ruhen lassen solle, um an dieser Unterredung teilzunehmen.
Minuten später trat König Ansgar ein. Er trug einen schlichten Straßenanzug wie ein seriöser Geschäftsmann. Das fast weiße volle Haar umrahmte sein schmales, fast hageres Gesicht, und daraus blickten seine braunen Augen den sofort aufspringenden Freiherrn forschend an. Der König ahnte wohl schon, daß sich da wieder etwas gegen seinen ungestümen Sohn zusammenbraute. Wortlos reichte ihm die Königin die beiden Fotos.
»Schon wieder!« Ansgar schnaubte wie ein wütender Stier. »Und ausgerechnet jetzt! Seit Monaten trifft Max sich doch mit Komteß Lengenberg! Waren wir nicht sehr zufrieden mit dieser sich anbahnenden Beziehung, Luise?«
»Ja, sogar sehr, mein Lieber.«
Franziska Komteß Lengenberg war attraktiv, galt als tüchtige Landwirtin, die mit ihrem Bruder Viktor das vom Vater ererbte riesige Landgut vorbildlich verwaltete und sich außerdem für die Jugendarbeit engagierte.
»Oder…, was war doch mit ihrem Bruder?« versuchte sich der König zu erinnern, während er die Fotos widerwillig betrachtete.
»Graf Viktor hat eine Gefängnisstrafe von drei Jahren abgesessen«, mußte die Königin einräumen. »Bilanzfälschung oder so. Als Bankier ist er erledigt. Aber sonst…«, versuchte sie milde hinzuzufügen.
»Furchtbar!« ächzte der König, legte die Fotos zurück und setzte sich neben seine Frau, so daß auch der Freiherr wieder in seinem Sessel Platz nehmen durfte. »Ich verstehe Maximilian wirklich nicht. Ich meine, über diese Sache mit der Bilanzfälschung wird ja mal Gras wachsen. Aber ob die Komteß über Maximilians Vorleben hinwegblicken kann, nur weil sie einmal Königin werden will?«
»Franziska ist recht gescheit, hat aber ein zurückhaltendes Wesen. Aber noch wissen wir ja nicht, wie weit die beiden sich näher gekommen sind, Ansgar. Und ob bei ihm überhaupt ein ernsthaftes Interesse besteht.«
»Hat er sie nicht letzten Herbst auf der Landwirtschaftsmesse kennengelernt?« Die Königin nickte, und Maximilians Vater fuhr mit einem zuversichtlichen Ton fort: »Seitdem war er einige Male mit ihr zum Essen aus. Sie haben auf zwei Hochzeiten bis in den frühen Morgen gefeiert. Alles das berechtigt doch zur Hoffnung. Aber wenn die Komteß diese Fotos entdeckt – und das wird sie selbst da draußen auf ihrem Landgut –, zieht sie sich bestimmt von ihm zurück.«
»Darum werden die Fotos gar nicht erst erscheinen, mein Lieber. Das kostet uns allerdings dreißigtausend Euro. Der Freiherr braucht nur deine Erlaubnis.«
»Hm. Diese Summe für einen guten Zweck auszugeben, wäre gewiß klüger. Und…«
Der König unterbrach sich. Aus dem Nebenzimmer klang die Stimme Maximillians zu ihnen. Blitzartig nahm die Königin die Mappe und verbarg sie hinter ihrem Rücken. Maximilian trat ein und schien in hervorragender Laune. Er verbeugte sich vor seinen Eltern, nickte dem Freiherrn kurz zu, holte sich einen der zierlichen Sessel heran und bat seinen Vater um einige Minuten Gehör.
»Franziska Lengenberg weiht das Kinderferienhaus, das sie auf ihrem Gelände errichten ließ, übernächstes Wochenende ein, verehrter Papa. Ich nehme an, ihr habt nichts einzuwenden, wenn ich ihrer Einladung folge.«
Ansgar sah Luise an. Die lächelte erleichtert.
»Natürlich nicht, Max.«
»Gut. Aber ich werde nur in Begleitung Plessings das Wochenende bei den Lengenbergs verbringen. Das übliche Aufgebot von zwei Leibwächtern sorgt nur für Aufsehen. Und gerade das möchte ich vorerst vermeiden. Ich nehme an, damit seid ihr einverstanden?« Die Antwort ließ auf sich warten. Max glaubte zu wissen, warum. »Wenn eure Bedenken auf das schwarze Schaf in Franziskas Familie, ihren Bruder Viktor, zielen, so versichere ich, daß Graf Viktor als Mitverwalter der Güter kaum noch in der Öffentlichkeit erscheint.«
Das Schweigen