Komm heim zu deinen Kindern!: Fürstenkinder 86 – Adelsroman
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Ihre Lebensschicksale gehen zu Herzen, ihre erstaunliche Jugend, ihre erste Liebe – ein Leben in Reichtum, in Saus und Braus, aber oft auch in großer, verletzender Einsamkeit.
Große Gefühle, zauberhafte Prinzessinnen, edle Prinzen begeistern die Leserinnen dieser einzigartigen Romane und ziehen sie in ihren Bann.
Die Gartenfeste auf Schloss Winterstein waren bei den Bekannten und Verwandten der Familie immer ein besonderer Höhepunkt. Nicht nur, weil das schöne alte Barockschloss über einen gut gepflegten französischen Garten verfügte, sondern auch, weil Gräfin Cornelia von Winterstein eine glückliche Hand bei der Auswahl der Gäste und der Gestaltung des Programms hatte. Die Ausstellungen, Konzerte oder Aufführungen von kleinen Opern im Gartentheater waren für alle Gäste ein Augen- und Ohren-schmaus. Die Familie von Winterstein war seit dem siebzehnten Jahrhundert auf dem Schloss ansässig. Gräfin Cornelia und Graf Franz hatten fünf Kinder, vier Söhne, die alle bereits verheiratet waren und das Nesthäkchen Diane, die einzige, von Vater und Brüdern heftig verwöhnte Tochter. Diane war inzwischen dreiundzwanzig, steckte immer voller ungewöhnlicher Pläne und studierte zur Zeit in München Kunstgeschichte. Sie war während der letzten Jahre ein seltener Gast auf den Gartenfesten ihrer Eltern gewesen. Zu aufregend waren die neuen Bekanntschaften und Verpflichtungen in München, dann wieder war sie viel gereist und schließlich hatte sie während des letzten Jahres ein Praktikum in einem großen Kunstauktionshaus absolviert. In diesem Jahr aber hatte Diane sich zum Gartenfest ihrer Eltern angemeldet und wie meist hatte die junge Frau neue Ideen im Kopf, die sie in die Tat umsetzen wollte. »Ich hoffe nur, dass ich nichts Falsches getan habe«, seufzte Gräfin Cornelia und schaute noch einmal prüfend in die Runde. Die Orangerie, die um diese Jahreszeit leer stand, da die Pflanzen in Hof und Garten verteilt waren, sollte für das heutige Fest als Ausstellungshalle dienen und war ringsum mit großflächigen Ölgemälden behängt, die die Gräfin selbst gemalt hatte. Es waren bezaubern-de Landschaftsdarstellungen und Pflanzenornamente, die allesamt etwas Träumerisch-Geheimnisvolles ausstrahlten, als berge jede Linie, jede Farbschattierung, jede Landschaftsstimmung eine geheime Botschaft an den Betrachter. »Die Bilder sind wundervoll, Mama«, versicherte ihr Diane. »Es gibt nur wenige Profis, die so malen können, du kannst es mir glauben, ich verstehe etwas davon!« Die Gräfin seufzte. Sie malte seit über dreißig Jahren Aquarelle und Ölbilder, aber sie hatte niemals daran gedacht, ihre Werke auszustellen. Es war ein Hobby, ein Zeitvertreib für trübe Tage und stille Stunden. Natürlich hatte sie während der letzten zehn Jahre – seit die Kinder etwas größer waren – mehr Zeit für ihre künstlerische Beschäftigung gehabt und nicht selten ganze Tage im Atelier verbracht.
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Fürstenkinder
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Buchvorschau
Komm heim zu deinen Kindern! - Roberta von Grafenegg
Fürstenkinder
– 86 –
Komm heim zu deinen Kindern!
Unveröffentlichter Roman
Roberta von Grafenegg
Die Gartenfeste auf Schloss Winterstein waren bei den Bekannten und Verwandten der Familie immer ein besonderer Höhepunkt. Nicht nur, weil das schöne alte Barockschloss über einen gut gepflegten französischen Garten verfügte, sondern auch, weil Gräfin Cornelia von Winterstein eine glückliche Hand bei der Auswahl der Gäste und der Gestaltung des Programms hatte. Die Ausstellungen, Konzerte oder Aufführungen von kleinen Opern im Gartentheater waren für alle Gäste ein Augen- und Ohren-schmaus.
Die Familie von Winterstein war seit dem siebzehnten Jahrhundert auf dem Schloss ansässig. Gräfin Cornelia und Graf Franz hatten fünf Kinder, vier Söhne, die alle bereits verheiratet waren und das Nesthäkchen Diane, die einzige, von Vater und Brüdern heftig verwöhnte Tochter. Diane war inzwischen dreiundzwanzig, steckte immer voller ungewöhnlicher Pläne und studierte zur Zeit in München Kunstgeschichte.
Sie war während der letzten Jahre ein seltener Gast auf den Gartenfesten ihrer Eltern gewesen. Zu aufregend waren die neuen Bekanntschaften und Verpflichtungen in München, dann wieder war sie viel gereist und schließlich hatte sie während des letzten Jahres ein Praktikum in einem großen Kunstauktionshaus absolviert.
In diesem Jahr aber hatte Diane sich zum Gartenfest ihrer Eltern angemeldet und wie meist hatte die junge Frau neue Ideen im Kopf, die sie in die Tat umsetzen wollte.
»Ich hoffe nur, dass ich nichts Falsches getan habe«, seufzte Gräfin Cornelia und schaute noch einmal prüfend in die Runde. Die Orangerie, die um diese Jahreszeit leer stand, da die Pflanzen in Hof und Garten verteilt waren, sollte für das heutige Fest als Ausstellungshalle dienen und war ringsum mit großflächigen Ölgemälden behängt, die die Gräfin selbst gemalt hatte. Es waren bezaubern-de Landschaftsdarstellungen und Pflanzenornamente, die allesamt etwas Träumerisch-Geheimnisvolles ausstrahlten, als berge jede Linie, jede Farbschattierung, jede Landschaftsstimmung eine geheime Botschaft an den Betrachter.
»Die Bilder sind wundervoll, Mama«, versicherte ihr Diane.
»Es gibt nur wenige Profis, die so malen können, du kannst es mir glauben, ich verstehe etwas davon!«
Die Gräfin seufzte. Sie malte seit über dreißig Jahren Aquarelle und Ölbilder, aber sie hatte niemals daran gedacht, ihre Werke auszustellen. Es war ein Hobby, ein Zeitvertreib für trübe Tage und stille Stunden. Natürlich hatte sie während der letzten zehn Jahre – seit die Kinder etwas größer waren – mehr Zeit für ihre künstlerische Beschäftigung gehabt und nicht selten ganze Tage im Atelier verbracht. Aber dennoch war sie niemals mit einem ihrer Bilder zufrieden gewesen. Diane hatte einiges an Überredungskunst aufwenden müssen, um die Mutter davon zu überzeugen, ihre Werke wenigstens zu diesem Gartenfest der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Die ersten Gäste erschienen bereits zum Mittagessen. Es waren die drei Söhne der Familie, die nicht wie Graf Paul im väterlichen Schloss geblieben waren, sondern sich mit ihren Familien anderswo niedergelassen hatten. Im Nu wimmelte das Schloss von Kindern zwischen drei und dreizehn Jahren, und die beiden Kindermädchen, die Gräfin Cornelia extra für den heutigen Tag angeheuert hatte, bekamen nun alle Hände voll zu tun.
Graf Olav, Dianes zweitältester Bruder, hatte an diesem Tag einen Freund mitgebracht: Prinz Claus von Köthen, ein Studienfreund, der ebenso wie Graf Olav begeisterter Anhänger des Motorsports war.
Prinz Claus hatte seine Leidenschaft für schnelle Wagen der Formel 2 während der letzten Saison fast mit seinem Leben bezahlt. Er war ein ehrgeiziger, erfolgreicher Rennfahrer und hatte im Kampf mit einem Konkurrenten ein viel zu riskantes Überholmanöver gewagt. Sein Wagen war in der Kurve aus der Bahn gerissen worden und gegen die Seitenwände geprallt. Bewusstlos hatte man den Prinzen aus dem Wagen geschnitten und in die Unfallklinik gebracht. Prinz Claus hatte Glück im Unglück: Die Verletzungen waren schwer, aber nicht lebensgefährlich. Nur eine breite rote Narbe blieb auf Stirn und rechter Wange zurück, eine Veränderung seines Äußeren, an die sich der junge Mann erst langsam gewöhnte.
Olav hatte seine Eltern vorsorglich angerufen und von dem Unfall und der entstellenden Narbe seines Freundes berichtet. So wusste auch Diane Bescheid und empfing den Prinzen, ohne über sein Aussehen zu erschrecken.
»Meine Güte, wie lange haben wir uns nicht gesehen«, sagte sie lächelnd. »Drei oder vier Jahre?«
Prinz Claus sah sie einen Moment lang an, dann wandte er den Kopf ab und schien in den Garten hinauszusehen.
»Es war zu deiner Abiturfeier, glaube ich«, erwiderte er, ohne sich ihr zuzuwenden. »Vor fünf Jahren. Damals trugst du die Haare kurz geschnitten und zum Entsetzen deiner Eltern ein rotes Minikostüm.«
Diane lachte hell auf.
»Stimmt«, rief sie. »Wie gut du dir das gemerkt hast! Ich habe damals den ganzen Vormittag über mit Mama über die Notwendigkeit einer eleganten Robe gestritten. Wie du siehst, habe ich inzwischen jedoch eine Menge dazugelernt.«
Sie drehte sich mit einer raschen Bewegung im Kreis, damit er das bodenlange weiße Kleid gebührend betrachten konnte und steckte dann eine vorwitzige blonde Haarlocke wieder in die Frisur zurück. Aus der aufmüpfigen Tochter von damals war eine faszinierende junge Dame geworden.
»Wie du sehen kannst, habe auch ich inzwischen meine Erfahrungen gemacht«, sagte Prinz Claus bedächtig und wandte ihr sein Gesicht wieder voll zu.
Mitleidig betrachtete Diane die breite Narbe, die im hellen Sonnenlicht grell rot leuchtete.
»Du hast großes Glück gehabt«, meinte sie. »Du hättest tot sein können.«
»Sicher«, gab er gleichgültig zurück. »Ich habe Glück gehabt, das ist wahr!«
Ein Fußball kam über eines der mit Buchsbaum geränderten Beete geflogen, und Prinz Claus fing ihn geschickt mit dem Knie ab.
»He, junger Mann!«, rief er laut zur anderen Seite des Beetes hinüber. »Der Fußballplatz ist im Hof!«
»Sorry!«, meinte Graf Olavs Ältester geknickt. »Der ist uns leider ausgekommen.«
»Na schaut mal, ob ihr den da erwischt«, rief Prinz Claus heiter zurück und schoss den Ball in den Hof, wo sieben Jungen unterschiedlichen Alters schon auf ihn warteten.
»Spielst du mit, Onkel Claus?«, fragte der Junge. »Dann sind wir nämlich genau zwei Mannschaften zu je vier Mann.«
»Na gut!«
Belustigt sah Diane zu, wie der Prinz mit dem Jungen davonlief und einige Sekunden später das Fußballspiel organisierte. Er kam fabelhaft mit den Kindern zurecht, setzte jeden an der richtigen Stelle ein und vermittelte auch den Kleinen das Gefühl, für die Mannschaft unentbehrlich zu sein.