Zu jung für ein Kind?: Der neue Dr. Laurin 93 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
»Und dann?«, fragte Pola Fegebank atemlos. »Hat sie den Bösen tatsächlich geheiratet?« »Nein, sie hat gerade noch rechtzeitig herausgefunden, dass er böse ist, und dann hat sie sich auf die Suche nach ihrem früheren Freund gemacht und …« »Sie haben sich geküsst!«, rief Pola triumphierend. Sie war sechs Jahre alt und liebte es, wenn ihre Babysitterin Olivia Bürger ihr den Inhalt des Romans erzählte, den sie zuletzt gelesen hatte. Olivia verschlang mindestens drei Liebesromane pro Woche, und sie ließ Pola gern an den Geschichten teilhaben. »Ja, das haben sie, und danach haben sie sich nie mehr gestritten, und der böse Mann hat seine gerechte Strafe bekommen.« »Schön«, sagte Pola andächtig. »Ich freue mich schon darauf, wenn ich auch bald lesen kann.« Pola ging in die erste Klasse und wusste schon, wie ›Ball‹ geschrieben wurde. »Das dauert ja jetzt nicht mehr lange bei dir, du machst doch gute Fortschritte!« Olivia war achtzehn Jahre alt und wäre eigentlich gern Schriftstellerin geworden, natürlich von Liebesromanen. Doch leider hatte sie feststellen müssen, dass Schreiben sie anödete. Eigentlich verstand sie das nicht, denn sie las doch so gerne Romane! Und sie wusste schon nach der ersten Seite, ob ein Roman gut war oder nicht, weshalb sie immer zuerst eine Seite las, bevor sie ein Buch kaufte oder auslieh. Sie betrachtete sich daher als Spezialistin für Liebesromane und war ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass das Schreiben ihr ebenso leichtfallen würde wie das Lesen und Beurteilen der Geschichten. Das war leider ein Irrtum gewesen, weshalb sie jetzt erst einmal in einer Buchhandlung jobbte, um sich den Liebesromanen auf diese Weise wenigstens räumlich zu nähern.
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Buchvorschau
Zu jung für ein Kind? - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 93 –
Zu jung für ein Kind?
Dennis will lieber sein Leben genießen
Viola Maybach
»Und dann?«, fragte Pola Fegebank atemlos. »Hat sie den Bösen tatsächlich geheiratet?«
»Nein, sie hat gerade noch rechtzeitig herausgefunden, dass er böse ist, und dann hat sie sich auf die Suche nach ihrem früheren Freund gemacht und …«
»Sie haben sich geküsst!«, rief Pola triumphierend. Sie war sechs Jahre alt und liebte es, wenn ihre Babysitterin Olivia Bürger ihr den Inhalt des Romans erzählte, den sie zuletzt gelesen hatte. Olivia verschlang mindestens drei Liebesromane pro Woche, und sie ließ Pola gern an den Geschichten teilhaben.
»Ja, das haben sie, und danach haben sie sich nie mehr gestritten, und der böse Mann hat seine gerechte Strafe bekommen.«
»Schön«, sagte Pola andächtig. »Ich freue mich schon darauf, wenn ich auch bald lesen kann.« Pola ging in die erste Klasse und wusste schon, wie ›Ball‹ geschrieben wurde.
»Das dauert ja jetzt nicht mehr lange bei dir, du machst doch gute Fortschritte!«
Olivia war achtzehn Jahre alt und wäre eigentlich gern Schriftstellerin geworden, natürlich von Liebesromanen. Doch leider hatte sie feststellen müssen, dass Schreiben sie anödete. Eigentlich verstand sie das nicht, denn sie las doch so gerne Romane! Und sie wusste schon nach der ersten Seite, ob ein Roman gut war oder nicht, weshalb sie immer zuerst eine Seite las, bevor sie ein Buch kaufte oder auslieh.
Sie betrachtete sich daher als Spezialistin für Liebesromane und war ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass das Schreiben ihr ebenso leichtfallen würde wie das Lesen und Beurteilen der Geschichten. Das war leider ein Irrtum gewesen, weshalb sie jetzt erst einmal in einer Buchhandlung jobbte, um sich den Liebesromanen auf diese Weise wenigstens räumlich zu nähern. Es machte ihr sogar Spaß, und eigentlich wäre sie damit ausgelastet gewesen, aber da sie schon als Schülerin auf Pola aufgepasst hatte, war sie in diesem einen Fall auch weiterhin als Babysitterin tätig.
Polas Mama, Friederike Fegebank, war darüber sehr froh, denn sie vertraute Olivia – und Pola war natürlich erst recht glücklich, denn Olivia und sie waren ein gutes Team. Sie teilten neben ihrer Begeisterung für Liebesromane noch weitere Interessen: Beide waren bei nahezu jedem Wetter gerne draußen, liebten Pommes rot-weiß, Hamburger, Spaghetti, Pizza und laute Popmusik, zu der sie gemeinsam tanzten. Im Grunde waren sie eher wie Schwestern, trotz des Altersunterschieds von zwölf Jahren, und das gefiel beiden, denn Olivia war, wie Pola, Einzelkind.
Hinzu kam, dass sie einander auch noch ähnlich sahen: Beide waren blond und blauäugig, sahen eher niedlich als schön aus und hatten noch kindlich runde Gesichter, obwohl Olivia sonst schlank und ziemlich groß war. Jeder, der die beiden sah, hielt sie für Schwestern, während zum Beispiel Pola und ihre Mutter Friederike äußerlich nicht die geringste Ähnlichkeit miteinander aufwiesen: Friederike war eine sportlich-schlanke Frau mit geschmeidigem Gang. Sie trug ihre dunkelbraunen Haare kinnlang, ihre Haut verlor die leichte Tönung auch im Winter nicht.
Pola wiederum sah ihrem blonden, hellhäutigen Vater ähnlich. Das hatte Friederike einmal beiläufig erwähnt, nach einer entsprechenden Bemerkung von Olivia. Sonst war von Polas Vater praktisch nie die Rede, seine Ex-Frau und seine Tochter schienen ihn nicht zu vermissen. Olivia hatte ihn in all den Jahren, die sie die beiden kannte, noch nie gesehen.
»Er ist weg, ich kann mich nicht an ihn erinnern. Wir brauchen ihn auch nicht«, hatte Pola erklärt, als Olivia einmal nach ihm gefragt hatte. Es hatte gleichgültig geklungen und nicht so, als verschwendete Pola viele Gedanken an ihn.
»Ich bin die Beste im Lesen«, sagte sie jetzt stolz.
»Bist ja auch ein kluges Mädchen.« Olivia warf einen Blick auf die Uhr. »Und jetzt musst du ins Bett. Wenn deine Mama früher zurückkommt und sieht, dass du noch nicht im Bett bist, wird sie sauer auf mich.«
Das wollte Pola natürlich nicht. »Aber du sollst mitkommen, wenn ich mich ausziehe«, verlangte sie, »und mir noch eine Geschichte erzählen.«
Pola zog sich natürlich sehr, sehr langsam aus, wogegen Olivia nichts hatte, denn ihr war eingefallen, dass der Roman, den sie vor dem letzten gelesen hatte, eigentlich noch besser gewesen war als der letzte – und den hatte sie Pola noch gar nicht nacherzählt. Die Sache mit dem Nacherzählen machte ihr noch größeren Spaß, seit sie begonnen hatte, die Geschichten nach Möglichkeit ein bisschen auszubauen. Sie erfand hier und da etwas dazu und freute sich, wenn Pola diese Wendungen spannend und interessant fand. Schon merkwürdig, dass ihr so viel einfiel, wenn sie redete, dass sie ihre Ideen aber nicht zu Papier bringen konnte!
Auf diese Weise jedenfalls zog sich das Zu-Bett-Gehen mit allem, was dazugehörte, eine ganze Zeit lang hin, denn auch im Bad trödelte Pola, während Olivia auf dem Badewannenrand saß und allmählich zum hochdramatischen Ende der Geschichte kam, aber schließlich lag die Kleine doch endlich im Bett – und sie war jetzt auch so müde, dass es ihr reichte, von Olivia noch ihren Lieblingsbären in die Arme gelegt und einen Kuss auf jede Wange gedrückt zu bekommen.
Nach einem letzten langen Seufzer sagte sie: »Das war eine schöne Geschichte« und schloss auch schon die Augen. Sekunden später war sie eingeschlafen.
Kaum eine Viertelstunde später kam ihre Mutter nach Hause, und Olivia war heilfroh, als sie guten Gewissens sagen konnte, dass Pola schon schlief. Friederike eilte ins Kinderzimmer, betrachtete ihre im Schlaf lächelnde kleine Tochter mit einem gerührten Blick, gab ihr einen Kuss und kehrte zu Olivia zurück, die bereits auf dem Weg in den Flur war, um ihre Jacke anzuziehen.
»Du kannst ruhig noch einen Moment bleiben, wenn du magst, Via.«
Olivia kehrte also ins Wohnzimmer zurück und ließ sich wieder aufs Sofa fallen.
»Wie läuft’s in der Buchhandlung?«
»Gut, mir macht das echt Spaß da. Ich rede auch gern mit den Leuten, die dort einkaufen. Am besten komme ich mit Frauen zurecht, die einen ähnlichen Geschmack haben wie ich. Da gibt es ein paar, die wollen jetzt immer von mir bedient werden, weil ich ihnen gute Tipps geben kann, was sie lesen sollen. Ich schreibe mir deshalb jetzt auf, was ich gelesen habe und wie ich das Buch fand, dann kann ich mir das besser merken.«
»Das ist toll«, sagte Friederike.
»Ja, finde ich auch. Vielleicht bleibe ich dabei, die haben mich schon gefragt, ob ich an einer Ausbildung interessiert bin. Und weil ich bis jetzt keine Idee hatte …«
»Du hattest schon eine Idee, du wolltest schreiben.«
»Na ja, aber das klappt doch nicht! Mein Kopf ist völlig leer, wenn ich dasitze und überlege, wie ich mit einer Geschichte anfangen soll. Ich glaube eigentlich, dass Schriftstellerin doch nicht der richtige Beruf für mich ist, ich lese lieber.«
»Aber wenn du Buchhändlerin wirst, musst du natürlich auch andere Bücher lesen, das ist dir klar, oder? Du liest vor allem Liebesromane, aber die meisten Männer zum Beispiel können damit nichts anfangen.«
»Ja, ich weiß, und das ist es, was