Du bist mein Fels in der Brandung
Von Rike Thome
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Über dieses E-Book
Eine ereignisreiche Liebesgeschichte zum Mitfiebern.
Molly versteht die Welt nicht mehr! Die Polizei hält sie des Verlustes wegen für unglaubwürdig, als sie ihren Stiefvater beschuldigt, am Tod ihrer Mutter schuldig zu sein. Daran ändert sich auch nichts, als sie von Jeffrey belästigt wird.
Nur Werner, der beste Freund der Familie, steht ihr bei, als Jeffrey weiterhin versucht, sich ihr auf obzöne Art zu nähern. Er rät ihr, eine Zeitlang von der Bildfläche zu verschwinden, während er versuchen würde, hinter seine Absichten zu kommen.
Getrieben von der Angst, führt die Flucht Molly nach Nevada, wo sie am Ende ihrer Kräfte ein Pub betritt, in der Hoffnung, dort ein gutes Motel empfohlen zu bekommen, während sie ihren Durst und ihren Hunger stillen könnte. Doch es sollte anders kommen.
Eine wahre Achterbahn der Gefühle beginnt, womit sich weitere Schwierigkeiten auftun. Ob sich jedoch daraus ein Ausweg findet lässt?
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Buchvorschau
Du bist mein Fels in der Brandung - Rike Thome
1.Kapitel
Vor drei Jahren verlor Molly und ihre Mutter Christiane Parker durch einen tragischen Unfall ihren geliebten Vater und Ehemann. Damals war Molly erst einundzwanzig Jahre jung gewesen, als sie dadurch eine große Verantwortung in der Firma ihres Vaters übernehmen musste, obwohl sie noch mitten in ihrem Studium steckte. Doch ihre Mutter litt seither unter schweren Depressionen. Christiane kam erst wieder davon frei, als sie zwei Jahre später, Jeffrey durch eine ehemalige Freundin kennenlernte. Doch es sollte nicht für lange sein.
Molly hielt ihren Stiefvater Jeffrey Ginster für einen gemein gefährlichen Schuft, den sie für den Tod ihrer Mutter Christiane Parker-Ginster vor zwei Wochen verantwortlich machte. Doch niemand wollte ihr glauben. Niemand, außer Werner, der engste Freund der Familie.
In ihren Augen hatte sich ihre Mutter, wie auch immer Jeffrey das anstellen konnte, vor acht Monaten von ihm überreden lassen, ihn zu heiraten.
Molly und Werner hatten ganz bestimmt nichts gegen einen neuen Mann in deren Leben. Doch Jeffrey war ihnen von Anfang an nicht geheuer. Er war ein schmieriger Typ und brachte sie beide deswegen zu der Annahme, dass es ihm gar nicht um das Wohl ihrer Mutter ging. Nur was er im Schilde führte, dahinter waren sie ihm noch nicht gekommen. Mit ihrer Mutter darüber zu reden, hatte in all' der Zeit nichts gebracht. Ihrer Tochter und Werner gegenüber hielt sie ihre Augen und Ohren vor der Wahrheit verschlossen. Sicher, er hatte Christiane wieder zum Lachen gebracht und eine Zeit lang war sie sogar wieder richtig aufgeblüht. Doch vor ein paar Wochen fing es wieder an, mit ihr bergab zu gehen. Und jetzt war sie tot.
Jetzt befand sich sogar Molly auf der Flucht vor ihrem Stiefvater. Nach vier Tagen erreichte sie endlich Nevada. Ein nicht geplantes Reiseziel. Doch sie musste so weit weg von zu Hause, wie nur irgend möglich und nahm es sogar in Kauf, die größte Strecke als Anhalterin in einer Verkleidung hinzulegen. Oder ging eben zu Fuß. Niemand sollte sich später an sie erinnern können. Sie durfte keine Spuren hinterlassen, sonst würde er sie schnell finden können.
Molly stand vor einem Pub mit dem Namen „The Cycle". Wie sah sie nur aus? Sollte sie wirklich so dort hinein gehen? Ihre Kleidung war verschmutzt und an manchen Stellen zerrissen. Ihre Erscheinung gefiel ihr überhaupt nicht. Sie kam sich vor, wie in Lumpen gehüllt, dazu trug sie zerschlissene Schuhe und…
Alles in Allem, sie war nicht Molly. Und sie war am Ende ihrer Kräfte. Außerdem hungrig, durstig und übermüdet. Als sie die schwere Tür des Pubs aufzog, kamen gerade drei Gäste grüßend hinaus und sie schlüpfte hinein. Dabei blieb sie beinahe mit ihrer Umhängetasche in der Tür hängen. Nervös schaute sie sich drinnen um.
Trotz oder gerade wegen ihrer Erschöpfung, fand sie das Innere des Pubs sehr gemütlich.
Vor ihr befand sich ein großer Holztresen mit zwei behaglichen Sitznischen. Zu ihrer Linken nahm sie eine Tanzfläche mit einer Musikbox wahr. Zahlreiche Tische mit je vier Stühlen standen im Raum verteilt, und leise Country-Musik vermischte sich mit den Stimmen der Gäste.
Alles in allem war das Pub sauber, behaglich und gut besucht.
Molly wollte nur schnell etwas Essen und trinken, die Bedienung fragen, ob sie ihr ein Motel empfehlen könnte und schon wäre sie wieder weg. Sie kannte sich hier kein bisschen aus. Wie auch, wenn sie dieses Ziel nur durch ein Werbeplakat auf ihrer Flucht gewählt hatte?
Sie spürte die Blicke der anderen Gäste auf sich ruhen, doch sie ließ niemanden ihre Nervosität sehen und ging zielstrebig auf den Tresen zu, wo sie sich in eine freie Nische setzte.
Kein Wunder, so wie sie aussah!
Gut so! So bin ich zumindest von den meisten Blicken geschützt, dachte sie.
„Was darf ich Ihnen bringen?", fragte die Bedienung, die sich ihr sogleich widmete.
„Bitte einen starken Kaffee. Kann man bei Ihnen auch etwas zum Essen bekommen?", fragte Molly mit einem bittenden Blick. Denn es war schon spät am Abend und sie hatte bisher noch nicht gegessen.
„Klar doch! Wie wäre es mit gebratenem Speck, Rührei und dazu Toast?"
Ihr lief bei der Erwähnung das Wasser im Mund zusammen. Molly lächelte dankbar und bejahte.
Die Bedienung, eine sehr hübsche Frau, schien sich nicht an ihrem Aussehen zu stören. Denn sie lächelte zurück, sodass Molly sich etwas entspannte. Sie bekam den gewünschten Kaffee und trank diesen, während sie auf ihr Essen wartete.
Dabei ließ sie den Blick durch das Pub schweifen, um zu sehen, ob sie weiterhin angestarrt wurde. Aber niemand schien sich mehr für sie zu interessieren. Nach einer Weile brachte man ihr das Essen, worauf sie sich nochmals bedankte und gleich zahlen wollte.
„Das geht aufs Haus! Essen Sie nur. Ich glaube, Sie können es brauchen."
So viel dazu, doch nicht so schlimm auszusehen. Was nun? Hielt die Bedienung sie womöglich für ein Straßenmädchen?
Gerade, als sie dankend ablehnen und bezahlen wollte, wandte die Frau sich von ihr ab und ging nach vorn, wo sie sich mit einem anderen Kunden unterhielt.
Dann eben nicht, dachte Molly und ließ es sich schmecken. Danach bestellte sie sich noch einen Kaffee und hing ihren Gedanken nach.
Sie wusste einfach nicht, wie es nun weitergehen sollte. Und Jeffrey? Was würde er unternehmen, um sie zu finden? Nur wegen ihm, fand Werner es für sinnvoller, dass sie eine Zeitlang aus Kansas verschwinden solle.
Werner, der Geschäftspartner ihres verstorbenen Vaters bei Parker Industries und Freund der Familie, half ihr, wo es nur ging. Für Molly war er sozusagen ein Onkel. Er hatte ihnen geholfen, mit dem Verlust fertig zu werden. Ihr auf jeden Fall, doch Christiane war etwas schwieriger zu händeln gewesen. Werner, sowie auch ihre treuesten Angestellten fanden damals ja, dass Christiane noch fiel zu jung sei, um allein zu bleiben. Aber musste es dieser Jeffrey sein?
Molly konnte einfach nichts gegen ihre Empfindungen ihm gegenüber tun. In seiner Nähe hatte sie stets ein ungutes Gefühl. Auch wenn er ihre Mutter kurze Zeit wieder zum Lachen gebracht hatte. Sie hatten alle ihr Bestmögliches getan. Aber keiner von ihnen konnte nun einmal ihrer Mom die Liebe und Aufmerksamkeit eines geliebten Mannes zurückgeben.
Was aber hatte es ihr gebracht? Nur einige Monate und nun war auch sie von ihr gegangen. Molly war mit ihren erst vierundzwanzig Jahren zur Vollwaise geworden. Laut Arztbericht wegen einer Überdosis Schlaftabletten. Doch sie hatte da so ihre Zweifel. Als sie dies bei der Polizei erwähnte, hieß es, es gäbe keine einschlägigen Beweise dafür. Sie schienen sie nur zu bemitleiden und so konnten sie und Werner nichts weiter tun. Bis Jeffrey anfing, sie auf anzügliche Art zu umgarnen.
Aus Angst vor ihm, hatte sie dann auf Werners Bitte hin, vorsichtshalber alle Konten ihrer Mutter sperren lassen und für ihre Flucht genügend Bargeld mitgenommen.
Nur gut, dass Molly damals dafür die Vollmacht bekommen hatte, als ihre Mutter erkrankte. Das hatte Werner Christiane geraten. Er selbst traute Jeffrey so Einiges zu. Sie waren sich mittlerweile beide sicher, dass er auch ihr etwas antun würde, nur um an das Vermögen von Parker Industries heranzukommen, welches ihr Vater durch jahrelange und harte Arbeit erreicht hatte.
In nächster Zeit würde Molly also auf ihre Kreditkarten verzichten müssen. Die Angst, Jeffrey könnte dadurch ihren Aufenthaltsort heraus bekommen, war zu groß. Vorerst hielt Werner es für sicherer, wenn nur er wüsste, wo sie sich befand. Doch musste sie es ihn erst wissen lassen. Sicher wartete er schon bangen Erwartens auf ihren Anruf.
Nun hier in Nevada, weit weg von ihrer Heimat in Kansas, wusste Molly nicht mehr ein noch aus.
***
Pia musterte aufmerksam diese junge Frau, die vor einer knappen Stunde in den Pub kam. Ganz klare Sache, diese hatte große Sorgen. Vielleicht sogar Probleme. Dafür hatte sie einen Riecher.
Sie stellte der Frau noch eine Coke hin, die es nicht einmal mitzubekommen schien. So sehr hing sie in ihren Gedanken fest. Das junge Ding schien völlig erschöpft zu sein und ihre Kleidung war nicht nur schmutzig, sondern auch an manchen Stellen zerrissen. Ihr Gesicht aber, war dennoch von makelloser Schönheit.
Was war ihr nur passiert, dachte Pia. Ihr tat sie unendlich leid. Und da sie schon immer den Ruf der Barmherzigen hatte, wollte sie versuchen, auch ihr zu helfen.
„Hey Pia. Bring uns bitte vier Bier!"
„Jan, komm es selbst holen oder schicke Michael. Ich will jetzt sowieso Pause machen!", rief sie ihrem älteren Bruder zu.
***
Mittlerweile trank Molly ihre zweite Coke, die man ihr,ohne das sie es realisierte, hingestellt hatte. Nur mit Mühe gelang es ihr, die Augen offen zu halten. Was gäbe sie jetzt für eine heiße Dusche und ein gemütliches Bett!
Sie sah, wie einer der vier Männer am Tisch in der Mitte aufstand und hinter die Theke ging. Dieser gab dann der Bedienung einen Kuss auf die Wange und half ihr, die Gäste zu bedienen.
Molly lenkte sich von ihrer Müdigkeit ab, indem sie sich diese Frau genauer ansah. Sie war schlank und groß gewachsen, hatte langes, dunkles Haar, dass sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden trug und eine ganz besondere Ausstrahlung. Sie könnte sie sich gut als Model vorstellen. Besonders fielen ihr ihre Augen auf. Solch eine Farbe hatte Molly noch nie gesehen. Zumindest nicht bei einem Menschen. Ihre Augen waren fast grün, wie bei einer Katze.
Sie hielt sich selbst zwar nicht für hässlich, aber neben dieser Frau verblasste sie.
Bei diesem dunklen Haar stachen diese Augen geradezu heraus.
Sie war so in Gedanken versunken, dass sie gar nicht mitbekam, wie diese sich zu ihr in die Nische setzte. Als die Frau auf einmal ihre Hand auf ihren Unterarm legte, zuckte Molly zusammen und blickte ihr erschrocken in diese schönen Augen.
Die Frau lächelte sie einfühlsam an. „Entschuldigung! Ich wollte Sie nicht erschrecken. Aber Sie sehen sehr mitgenommen aus. Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Kann ich Ihnen irgendwie helfen?"
Molly fand es rührend. Am liebsten wäre sie in deren Arme gesunken und hätte ihren Tränen freien Lauf gelassen. So erschöpft und niedergeschlagen fühlte sie sich.
„Schön wär´s!", seufzte sie müde. Was sollte sie auch sonst sagen? Sie kannte diese Frau ja nicht einmal. Da fiel ihr ein, dass sie immer noch kein Zimmer hatte, worin sie die nächsten Tage verbringen musste. Ob sie die Frau nach einem Motel fragen sollte?
***
Pia ließ sich nicht abwimmeln und tätschelte ihren Arm. Dabei spürte sie deren Angst. Und so fing sie einfach an zu reden, um die Spannung zu lösen.
„Ich heiße Pia! Der junge Mann dort hinter dem Tresen, ist mein kleiner Bruder Michael. Uns gehört der Pub."
„Molly. Sehr erfreut!", gab sie kurz angebunden zurück.
„Woher kommen Sie, Molly? Und was ist Ihnen passiert?", fragte sie weiter.
Jedoch blieb die Frau ihr eine Antwort schuldig.
***
Ohne Zweifel wollte diese Pia sicher mehr hören. Aber konnte sie einer Fremden vertrauen?
Molly trank von der neuen Coke, welche ihr deren Bruder freundlich lächelnd gebracht hatte.
Mittlerweile war sie so fertig mit den Nerven, dass ihr alles egal war. Selbst, ob Jeffrey sie fand oder nicht. Der tagelange Marsch und der Kummer über den Verlust ihrer Mutter, forderten ihren Tribut. Sie hielt einfach den Druck nicht mehr aus, legte den Kopf auf den Tresen und konnte ihre Tränen nicht mehr aufhalten. In diesem Moment vermisste sie ihre Mutter sehr. Stets hatte Christiane sie in den Arm genommen und ihr Trost gespendet.
Molly spürte, dass diese Pia ihren Arm um ihre Schulter legte und sie mit sich aus der Nische zog. Wehrlos ließ sie es geschehen. Als sie dann stand, wurde ihr plötzlich schwarz vor Augen und sie glaubte, zu schwanken.
„Jan. Komm her. Schnell!, hörte sie nur noch diese Pia nach jemandem rufen, als auch schon eine Ohnmacht sie bemächtigte. Das sie aufgefangen wurde, bekam sie nicht mit. Wie von weither hörte Molly die Stimme fragen: „Was ist los mit Ihr, Pia?