Der falsche Mann!: Der neue Dr. Laurin 107 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
»Mist«, sagte Pauline Feuerbach. »Ich dachte, wir gehen da zusammen hin.« »Tut mir leid, das dachte ich auch, und ich hätte natürlich viel mehr Lust, mit dir auf ein Open-Air-Festival zu gehen als zu meiner Oma zu fahren.« Paulines Freundin Pia Gregorius zog die Augenbrauen zusammen. »Aber es ist ihr Achtzigster, sie feiert ganz groß, und sie wäre sehr gekränkt, wenn ich nicht käme. Ich habe den Termin einfach verschwitzt und bin schon froh, dass es niemand gemerkt hat. Wenn meine Mutter neulich nicht gefragt hätte, ob ich bereit wäre, auf dem Geburtstag eine Rede zu halten …« Pia brach ab und lächelte verlegen. »Ich hätte beinahe gefragt: ›Wieso das denn? ‹ Zum Glück hat meine Mutter gleich weitergeredet und gesagt, schließlich sei der Achtzigste ja ein besonderer Geburtstag, deshalb fände sie es schön, wenn ich ihrer Mutter zu diesem Anlass eine besondere Freude bereiten würde. Da ist mir das erst wieder eingefallen.« »Schade«, sagte Pauline. »Vielleicht gehe ich dann auch nicht. Ohne dich ist es einfach nicht dasselbe.« »Quatsch, natürlich gehst du dahin. Du triffst garantiert lauter Leute, die du kennst, und es treten ja ganz tolle Bands auf. Du wirst überhaupt nicht merken, dass ich nicht dabei bin.« Pauline seufzte.
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Buchvorschau
Der falsche Mann! - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 107 –
Der falsche Mann!
Unveröffentlichter Roman
Viola Maybach
»Mist«, sagte Pauline Feuerbach. »Ich dachte, wir gehen da zusammen hin.«
»Tut mir leid, das dachte ich auch, und ich hätte natürlich viel mehr Lust, mit dir auf ein Open-Air-Festival zu gehen als zu meiner Oma zu fahren.« Paulines Freundin Pia Gregorius zog die Augenbrauen zusammen. »Aber es ist ihr Achtzigster, sie feiert ganz groß, und sie wäre sehr gekränkt, wenn ich nicht käme. Ich habe den Termin einfach verschwitzt und bin schon froh, dass es niemand gemerkt hat. Wenn meine Mutter neulich nicht gefragt hätte, ob ich bereit wäre, auf dem Geburtstag eine Rede zu halten …« Pia brach ab und lächelte verlegen. »Ich hätte beinahe gefragt: ›Wieso das denn?‹ Zum Glück hat meine Mutter gleich weitergeredet und gesagt, schließlich sei der Achtzigste ja ein besonderer Geburtstag, deshalb fände sie es schön, wenn ich ihrer Mutter zu diesem Anlass eine besondere Freude bereiten würde. Da ist mir das erst wieder eingefallen.«
»Schade«, sagte Pauline. »Vielleicht gehe ich dann auch nicht. Ohne dich ist es einfach nicht dasselbe.«
»Quatsch, natürlich gehst du dahin. Du triffst garantiert lauter Leute, die du kennst, und es treten ja ganz tolle Bands auf. Du wirst überhaupt nicht merken, dass ich nicht dabei bin.«
Pauline seufzte. »Abwarten. Mal sehen, wie ich mich am Samstag fühle.«
»Großartig natürlich.«
Sie sahen einander an und lachten wie auf Kommando. Pauline und Pia waren schon zusammen zur Schule gegangen, hatten sich auch während ihrer unterschiedlichen Ausbildungen nicht aus den Augen verloren, und noch immer waren sie die besten Freundinnen. Pia hatte sich nach dem Abitur eine Zeit des ›Herumstreunens‹, wie sie es nannte, gegönnt und schließlich, zum Entsetzen nicht nur ihrer ehemaligen Lehrerinnen und Lehrer, ein Tattoo-Studio aufgemacht. Damit war sie enorm erfolgreich. Sie hatte eine künstlerische Ader, ihre Tattoos waren berühmt. Wer sich bei ihr eins stechen lassen wollte, musste Wartezeiten in Kauf nehmen, dabei arbeitete sie oft genug auch noch an den Wochenenden.
Auch ihre Familie war zuerst sehr unglücklich über ihre Berufswahl gewesen, doch nun, da Pia so erfolgreich war, hatten sich alle damit abgefunden. Insgeheim waren ihre Eltern sogar stolz auf die tüchtige Tochter.
Pauline war, wie Pia, künstlerisch interessiert und auch begabt, sie hatte eine Ausbildung zur Schneiderin gemacht und war Kostümbildnerin am Theater geworden. Dort, wo es oft genug auch chaotisch zuging, kam ihr ihre Ordnungsliebe sehr zugute. Pia und sie sprachen oft über die sehr unterschiedlichen Anforderungen in ihren Berufen, aber immer wieder entdeckten sie auch Gemeinsamkeiten, und sie gaben sich gegenseitig Anregungen.
»Uns bringt nichts auseinander!«, hatte Pia einmal gesagt, Pauline teilte diese Überzeugung.
Sie hätten Schwestern sein können, Pauline mit den kurzen schwarzen Haaren und Pia mit den dunkelbraunen Locken. Braune Augen hatten sie beide, darüber fein gezeichnete, dichte Augenbrauen, und wer wollte, sah in ihren Gesichtern vor allem Ähnlichkeiten. Pias Wangen waren runder, der Mund war größer, die Nase schmaler, aber das waren auch schon die größten Unterschiede im Aussehen.
Was ihr Wesen betraf, waren sie freilich sehr verschieden. Pauline war bestens organisiert, sie kam nie zu spät, legte Aktenordner für wichtige Unterlagen an, und sie hatte genaue Vorstellungen von ihrem zukünftigen Leben: Sie würde sich nicht zu früh binden, damit sie später nicht glaubte, etwas versäumt zu haben. Sie würde einen Mann heiraten, der mindestens fünf Jahre älter war als sie. Gut musste er aussehen, möglichst groß musste er sein, und sie musste sich auf ihn verlassen können. Natürlich sollte er verrückt nach ihr sein. Ihr erstes Kind würde sie mit zweiunddreißig bekommen, zwei Jahre später noch eins, danach wäre die Familienplanung abgeschlossen, denn sie wollte berufstätig bleiben. Schließlich hatte sie ihre Ausbildung nicht gemacht, um anschließend das Haus und die Kinder zu hüten. Und sie liebte das Theater, sie konnte sich nicht vorstellen, darauf zu verzichten.
Pia war in allem das Gegenteil, sie war eine Chaotin, aber niemand konnte ihr deshalb böse sein. Sie kam zu spät, sie vergaß Verabredungen, ständig suchte sie etwas, denn bei ihr hatte nichts einen festen Platz. Sie trug bunte, unkonventionelle Kleidung, die sie sich auf Flohmärkten oder in Secondhandgeschäften zusammenstellte, aber sie hatte, was viele verwunderte, nicht ein verstecktes Tattoo.
Ihre Wohnung war ein einziges Durcheinander, und so war es nicht verwunderlich, dass auch ihr Liebesleben chaotisch war. Sie konnte sich aus dem Stand ›wahnsinnig‹ verlieben, aber schon drei Tage später war alles vorbei. Trotzdem kam sie bestens durchs Leben, obwohl sie manchmal aneckte. Und: Wenn es um ihr Geschäft ging, war sie hundertprozentig zuverlässig – da vergaß sie nichts, kam nicht zu spät, alles war peinlich sauber.
Pauline hingegen kleidete sich klassisch, in ihrer Wohnung war alles an seinem Platz, und sie hatte bislang erst zweimal ihr Herz verloren – freilich jeweils an den falschen Mann. Die Beziehungen hatten nicht lange gedauert, sie war beide Male froh über das Ende gewesen. Insgeheim hatte sie sich auch schon einmal gefragt, ob sie nicht ein Mensch war, der besser allein lebte. Doch das konnte sie sich dann für ihr ganzes Leben auch wieder nicht vorstellen.
»Vielleicht wird ja das Wetter schlecht«, sagte sie jetzt, »dann gehe ich sowieso nicht.«
»Ruf doch ein paar Leute an und geh mit denen hin«, schlug Pia vor.
Aber Pauline schüttelte den Kopf. »Ich lasse es auf mich zukommen.« Da sie sich keine weiteren Vorschläge von Pia anhören wollte, fragte sie: »Hast du die Rede für deine Oma schon fertig?«
Pia sah sie verwundert an. »Fertig? Wie meinst du das?«
»Na ja, weißt du schon, was du sagen wirst?«
»So ungefähr schon. Ich mache mir da nicht so viele Gedanken, wenn ich dastehe und meine Oma ansehe, fällt mir schon was ein.«
Das war, dachte Pauline, wieder einmal typisch: Sie selbst hätte sich hingesetzt und eine Rede geschrieben, daran gefeilt, bis jedes Wort saß – und sie dann möglichst auswendig vorgetragen. Pia würde sich einfach hinstellen und anfangen zu reden, und die Leute würden sich amüsieren, lachen, sich freuen und am Ende die Oma hochleben lassen. Und alle würden mehr als zufrieden sein, auch wenn es keine perfekte Rede gewesen war. Aber vermutlich würde sie das sogar sein.
»Du könntest aus ihrem Leben erzählen.«
Pia schüttelte den Kopf. »Ich kann nur über das reden, was ich selbst erlebt habe. Ich glaube, ich rede über das Essen, das sie mir immer gekocht hat, wenn ich allein mal länger bei ihr zu Besuch war. Sie hat mir lauter Lieblingsessen gekocht, auch Lieblingsnachtisch, ich durfte mir jeden Tag was wünschen. Das war lange unser Geheimnis. Ich weiß noch, als meine Mutter dahintergekommen ist: Sie war empört und hat wochenlang nicht mehr mit meiner Oma geredet. Sie hat ihr vorgeworfen, mich zu verwöhnen, und deshalb sei sie schuld daran, dass ich zu Hause noch wählerischer als ohnehin schon mit dem Essen geworden war. Heute lachen wir darüber, aber damals war das eine ernste Sache. Ich glaube, es