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Demon Blood: Luzifers Aufstieg
Demon Blood: Luzifers Aufstieg
Demon Blood: Luzifers Aufstieg
eBook532 Seiten6 Stunden

Demon Blood: Luzifers Aufstieg

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Über dieses E-Book

Kate Bennett ist 17 Jahre alt und führt ein normales Teenagerleben, bis sie eines Abends von zwölf gruseligen Gestalten angegriffen wird. Am nächsten Morgen wacht sie in einem Motelzimmer auf.
Aber wie ist sie dort gelandet?
Die Antwort heißt Gabriel. Er ist charmant, attraktiv und er will sie beschützen.
Aber kann sie ihm wirklich trauen oder spielt er ein falsches Spiel?
Kates Familie hat ein dunkles Geheimnis und etwas Schreckliches wird passieren, das steht fest, aber wird sie im Stande sein es aufzuhalten?
Und wenn ja, zu welchem Preis?
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum4. März 2019
ISBN9783748172192
Demon Blood: Luzifers Aufstieg
Autor

A.L. Black

A.L. Black wurde im Januar 1993 geboren und ist auf dem Land aufgewachsen. Sie weiß nicht, ob es an dem kleinen Kaff lag, in dem nie etwas spannendes passierte, oder einfach daran, dass sie zu viel Fantasie hatte, aber schon seit Kindertagen liebte sie es, sich abenteuerliche Geschichten auszudenken. Sie ist ein Hundetyp, besitzt aber zwei Katzen. Ihre Lieblingsfarbe ist Schwarz bei Klamotten und Pink bei allem anderen. Am liebsten ließt sie Krimis und Horrorgeschichten. Zu ihren Lieblingsautoren gehören: Stephen King, Simon Beckett und Andreas Gruber. Neben dem Schreiben und Lesen ist das Zeichnen ihre andere große Leidenschaft, aber auch mit dem gestalten ihrer Buchcover und sämtlichen Bastelarbeiten, weiß sie sich die Zeit zu vertreiben.

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    Buchvorschau

    Demon Blood - A.L. Black

    Demon Blood

    ÜBER DIE AUTORIN

    VERFOLGUNGSWAHN

    WILLKOMMEN IM HADES

    ALLES HOKUSPOKUS

    1851

    GABRIEL

    HAPPY HALLOWEEN

    ELEKTROSTATISCHE ENTLADUNG

    FÜR IMMER VERDAMMT

    EIN NETTER AUSFLUG

    DER ORDEN DER ZWÖLF

    EINE PARTY MIT FOLGEN

    DER RETTER IN DER NOT

    GEFÜHLE SIND KACKE!

    MÄDELSABEND

    DAS KAM UNERWARTET

     FAMILIENVATER ERSCHIEßT SICH MIT SCHROTFLINTE

    BITTERE WAHRHEIT

    DAS LETZTE GEBOT

    DÄMONEN HABEN KEINE GEFÜHLE

    LUZIFERS AUFSTIEG

    DAS ENDE MEINER WELT

    DANKSAGUNGEN

    Impressum

    ÜBER DIE AUTORIN

    A.L. Black wurde im Januar 1993 geboren und ist auf dem Land aufgewachsen.

    Sie weiß nicht, ob es an dem kleinen Kaff lag, in dem nie irgendetwas spannendes passierte, oder einfach daran, dass Sie  zu viel Fantasie hatte, aber schon seit Kindertagen liebte sie es, sich abenteuerliche Geschichten auszudenken. Sie ist ein Hundetyp, besitzt aber zwei Katzen. Ihre Lieblingsfarbe ist Schwarz bei Klamotten und Pink bei allem anderen. Am liebsten liest sie Krimis und Horrorgeschichten, zu Ihren Lieblingsautoren gehören: Andreas Gruber, Stephen King und Simon Beckett. Neben dem Schreiben und Lesen ist das Zeichnen Ihre andere große Leidenschaft, aber auch mit dem gestalten Ihrer Buchcover und sämtlichen Bastelarbeiten, weiß Sie sich die Zeit zu vertreiben.

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    VERFOLGUNGSWAHN

    Samstagmorgen. Ich saß auf dem Fenstersims in meinem Zimmer und genoss die Ruhe. Diese Ruhe, die man nur ganz früh am Morgen spürt, kurz bevor die Sonne aufgeht. Mein Blick fiel auf den Wecker: 6:30 Uhr. Ich stöhnte.

    In den letzten Nächten hatte ich kaum mehr als drei Stunden geschlafen und das hing vor allem mit dem morgigen Tag zusammen. Morgen würden meine Eltern und meine Schwester zu meinen Großeltern nach Arizona fahren.

    Granny litt seit mehreren Jahren an Demenz und konnte sich oft nicht einmal an unseren Grandpa erinnern. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, kam im letzten halben Jahr zu der fortgeschrittenen Demenz auch noch Darmkrebs im Endstadium dazu. Dad machte sich schreckliche Sorgen um seine Mutter und wollte bei ihr sein, wenn es ›soweit‹ war. Mom wollte ihn verständlicherweise nicht alleine lassen und Alice würde sich in Arizona ein paar Colleges ansehen.

    Natürlich war sie mit fünfzehn noch viel zu jung, doch unsere Eltern meinten, es könne nicht schaden sich schon einmal umzusehen. Für den Besuch bei unseren Großeltern hatten sie Alice sogar in der Schule entschuldigt und auch ich hatte mitfahren sollen, doch schließlich konnte ich die beiden überzeugen, dass ich zu viel Unterrichtsstoff verpassen würde.

    Es war mein letztes Jahr auf der Highschool, die Prüfungen standen bevor und ich wollte einen guten Abschluss machen, denn auch ich hatte mir schon sehr früh Gedanken über passende Colleges gemacht.

    Mein größter Traum war es, einmal in Los Angeles am ›California Institute of the Arts‹ zu studieren, doch die Gebühren waren zu hoch und für ein Stipendium reichten meine Zeichenkünste nicht aus. Also war ich schließlich zu dem Entschluss gekommen aufs Collage nach Blackhaven zu gehen. Natürlich war es keinesfalls vergleichbar mit dem ›Institute of the Arts‹, aber Blackhaven lag nur einen Katzensprung von zu Hause entfernt und als ich damals die Bewerbung abgeschickt hatte, war die Vorstellung, so weit von meinen Eltern entfernt zu sein undenkbar gewesen.

    Gott! Schon bei dem Gedanken daran wurde mir schwer ums Herz. Nicht nur, weil Granny bald nicht mehr da war, sondern auch wegen Alice. Wenn sie irgendwann wirklich nach Phoenix ging, um zu studieren, würden wir uns nur noch ein paar Mal im Jahr sehen, und obwohl sie mir die meiste Zeit auf die Nerven ging, würde ich sie schrecklich vermissen.  Sie war nun mal meine kleine Schwester und obwohl ich es ihr niemals direkt ins Gesicht sagen würde, liebte ich sie. Irgendwie jedenfalls. Ich lächelte.

    Das einzige Geräusch, das aus dem geöffneten Fenster zu mir drang, war das Krächzen der Raben, die auf dem Baum genau unter dem Fenster saßen. Ich konzentrierte mich auf die pechschwarzen Schwingen des größten Tieres, das auf dem Ast hockte, welcher meinem Fenster am nächsten war und versuchte den einzigartigen Schimmer seines Gefieders einzufangen, indem ich den Bleistift ein wenig fester auf den Zeichenblock drückte.

    Den Kopf hatte ich gut getroffen, nur mit den Flügeln und der Form seines Körpers war ich noch nicht ganz zufrieden. Ich ließ den Bleistift über das Papier jagen, doch gerade als ich fast fertig war, wurden die Vögel durch das Geräusch eines hupenden Autos aufgeschreckt und der Schwarm flog aufgeregt davon.

    Ich gab einen leisen Seufzer von mir, zog ein letztes Mal genüsslich an meiner Zigarette und legte den Zeichenblock beiseite. Anschließend schlurfte ich über den dunklen Parkettfußboden zum Bett, an dessen Fußende meine Klamotten lagen. Zog mir die Jogging-Sachen an und schlich ganz leise durch den Flur, die Treppe runter ins Wohnzimmer und dann in die Küche. Als allererstes stellte ich die Kaffeemaschine an, denn ohne meine morgendliche Dosis Coffein war ich einfach kein Mensch.

    Während sie also lief und die Luft sich mit aromatischem Kaffeeduft füllte, deckte ich den Frühstückstisch, machte Rühreier und briet ein bisschen Speck an. Den legte ich dann zum Abtropfen auf einen Teller mit Küchenpapier und stellte ihn zum Warmhalten in den Backofen. Unterdessen ging ich in den Flur, zog mir meine pinkfarbenen Nikes an und machte mich auf den Weg zum Bäcker.

    Meine ganz normale Samstagsroutine: Aufstehen, Zigarette, Frühstück machen, zum Bäcker joggen.

    Nachdem ich vor die Tür getreten war, atmete ich tief ein und war ziemlich überrascht, denn für Ende Oktober und die frühe Uhrzeit, war es ungewöhnlich warm draußen. Ich steckte mir die Kopfhörer meines iPods in die Ohren und joggte los, doch schon nach nur wenigen Metern hörte ich, wie jemand meinen Namen rief. Ich blieb abrupt stehen und sah mich um. Nichts! Die Straße war leer. Komisch, ob ich mir das eingebildet hatte?

    Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, doch ich fühlte mich beobachtet, so als würde mir jemand folgen.

    Sicher, ich wusste, dass es total lächerlich war, schließlich befanden wir uns in Redville – am Ende der Welt – wo nie etwas passierte, aber ich wurde das beklemmende Gefühl einfach nicht los und so war ich schon nach nur fünf Minuten beim Bäcker angekommen. Meine neue Bestzeit.

    »Guten Morgen Kate!«, begrüßte mich Mr. Meyer.

    »Morgen!«, erwidere ich freundlich und lächelte.

    »Wie immer?«

    Ich nickte, woraufhin er hinter sich griff und mir eine Tüte mit zehn Brötchen überreichte. Ich bezahlte und wollte mich gerade verabschieden, als mir noch etwas einfiel. »Ach so. Ähm, ab morgen brauchen sie erst einmal keine Brötchen für uns zurücklegen.«

    »Ja, ich hab’s schon gehört. Tut mir leid, das mit deiner Grandma. Wann ist denn die Beerdigung?«, wollte er wissen und mir klappte der Mund auf.

    »Was? Sie… sie ist nicht… Es geht ihr nicht besonders gut, aber für eine Beerdigung wäre es noch ein bisschen früh!«, entgegnete ich etwas schnippisch und unterdrückte den Impuls, ihn zu fragen, von wem zu Hölle er dieses Gerücht gehört hatte.

    Wie ich diesen Dorftratsch hasste. Nur weil hier nie etwas passierte, musste man doch nicht irgendwelche dummen Geschichten verbreiten, nur um etwas zu haben, über das man sich das Maul zerreißen konnte.

    »Oh, das tut mir leid. Ich... hab nur gehört...«

    »Vielleicht wäre es besser, wenn sie nicht immer alles glauben, was die Leute sich so erzählen«, fuhr ich Mr. Meyer über den Mund, wandte mich um und stapfte wutentbrannt aus dem Laden. Natürlich traf ihn keine Schuld, immerhin hatte er nur weitergegeben, was er aufgeschnappt hatte, aber ich war trotzdem stinksauer.

    Ohne wirklich auf die Straße zu achten, bog ich um die Ecke und stieß mit jemandem zusammen. Beinahe wäre die Tüte mit den Brötchen auf dem Pflaster gelandet. Ich war schon kurz davor einen weiteren Wutanfall zu bekommen, doch als ich aufblickte, stockte mir der Atem. Der Typ, in den ich reingerannt war, sah aus wie ein Model, aus einem dieser Hochglanzmagazine, doch der Kerl war echt und nicht hundertmal mit ›Photoshop‹ bearbeitet.

    Ich musste aufschauen, um sein Gesicht zu erfassen, denn er war einen ganzen Kopf größer als ich. Jedoch konnte ich seine Augen nicht sehen, denn mal abgesehen von der riesigen Sonnenbrille, fielen ihm auch dichte, schwarze Strähnen in die Stirn. Sein Gesicht war ein wenig blass, aber verdammt attraktiv. Mit den hohen Wangenknochen; der geraden, schmalen Nase; der markanten Kinnpartie und seinen perfekten, vollen Lippen; hätten es die Züge einer griechischen Gottheit sein können oder das Gesicht eines Engels von einem dieser alten Gemälde.

    »Tut mir leid! Alles okay?«, fragte ich etwas zu laut.

    Ich nahm die Kopfhörer heraus und er grinste. Mit der abgetragenen Lederjacke, der dunklen, ausgewaschenen Jeans und dem weißen Shirt; sah er aus wie ein junger James Dean. Das Shirt war so eng, dass sich seine Muskeln darunter perfekt abzeichneten, welche, ohne dass ich es beabsichtigte, meine Fantasie anregten und ich ihn mir augenblicklich ohne das Shirt vorstellte.

    Er bemerkte meinen Blick und sein Grinsen wurde breiter. »Sorry! Ich wollte dich nicht anschreien«, nuschelte ich ein bisschen verlegen, doch er antwortete nicht, sondern ging wortlos und an mir vorbei. Blödmann!

    Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass alle gutaussehenden Männer Arschlöcher sind.

    Ich stöhnte genervt, stopfte die Kopfhörer zurück und joggte weiter, jedoch dauerte es nicht lange, bis ich wieder dieses Ziehen verspürte. Als ich schließlich schnelle Schritte hinter mir hörte, drehte ich mich ruckartig um, ohne anzuhalten.

    Niemand zu sehen. Mein Atem kam nur noch stoßweise und ich versuchte das Gefühl zu unterdrücken, indem ich die Musik so laut aufdrehte, dass ich außer dem steten Geräusch meines Pulses nichts anderes hören konnte. Gott, jetzt wirst du auch noch paranoid!

    Es half nichts und als ich unser Haus sah, legte ich die letzten Meter im Sprint zurück. Ich stieß die Haustür auf und hätte beinahe wieder die Tüte mit den Brötchen fallen lassen. Alice stand in ihrem Nikki-Pyjama und ihren rosa Plüsch-Pantoffeln vor mir und wich erschrocken zurück. Ich keuchte und war klatschnass geschwitzt. Ihre Lippen bewegten sich, doch ich konnte wegen der lauten Musik nichts verstehen.

    »Was?«, japste ich, woraufhin mir Alice einen Stöpsel aus dem Ohr riss. »Aua!!! Spinnst du?«

    »Ich sagte, dass ich dich für deine sportliche Disziplin bewundere, vor allem, weil ich so was nicht habe. Aber meinst du nicht, du übertreibst?«, murmelte sie, nahm mir die Tüte aus der Hand und schlurfte in die Küche. Ich folgte ihr, immer noch komplett außer Atem, und setzte mich schnaufend an den gedeckten Frühstückstisch.

    »Oh, du hast Rührei gemacht. Aber wo ist der…?«

    »Backofen«, keuchte ich und Alice leckte sich die Lippen, als sie den gebratenen Speck aus dem Ofen nahm.

    »Ich liebe Speck! Und ich liebe dich, Schwesterchen! Und weißt du auch wieso?«

    »Weil ich dir jeden Samstag Speck brate!«, antwortete ich, als ich wieder einigermaßen Luft bekam.

    Sie zwinkerte mir zu und stopfte sich ein Stück in den Mund. »Also sagst du mir jetzt, was los ist? Trainierst du heimlich für einen Marathon?«

    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Ach, ich weiß auch nicht… Irgendwie kam es mir vor, als würde mir jemand folgen«, gestand ich und Alice kniff die Augen zusammen.

    »Hast du jemanden gesehen?« – wieder schüttelte ich den Kopf. »Pass bloß auf, sonst geht’s dir noch wie Granny!«

    »Quatsch, du spinnst!«

    »Nein im Ernst! Als Gran krank wurde, hab ich das mal gegoogelt. Demenz an sich ist zwar nicht erblich, aber die Ursachen, die Demenz auslösen, schon!«, erklärte meine Schwester und ich musste zugeben, dass ich einen Moment Panik bekam.

    »Das mag sein, aber Grandma hat Altersdemenz und ich bin erst siebzehn!«, warf ich ein – vielleicht auch, um mich selbst zu beruhigen.

    »Weißt du noch damals, als sie dachte, jemand würde in ihrem Zimmer stehen und sie im Schlaf beobachten?«

    Ich nickte. Daran konnte ich mich nur allzu gut erinnern. Zu diesem Zeitpunkt hatte die ganze Sache mit der Demenz erst angefangen. Alice und ich hatten in den Ferien ein paar Tage bei unseren Großeltern verbracht und wurden von Grandmas Schreien aus dem Bett gerissen. Ich war sofort zu ihr gerannt und hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit dem, was ich dort sah.

    Gran hatte auf dem Bett gesessen und in die Ecke mit dem Kleiderständer gezeigt. »Jetzt holt er mich!« – hatte sie völlig panisch geschrien. Grandpa hatte mich aus dem Zimmer geschickt und erst nach etlichen Stunden war Granny wieder einigermaßen zurechnungsfähig.  Nach dem Vorfall konnte sie sich an nichts mehr erinnern und am nächsten Tag hatte Mom uns wieder abgeholt. Ich dachte darüber nach und mir wurde schlecht.

    Was, wenn ich genauso enden würde wie Gran?

    Ich zuckte zusammen, als meine Mom in die Küche kam. »Morgen ihr zwei!«, sagte sie und drückte Alice und mir einen Kuss aufs Haar, bevor sie sich zu uns an den Tisch setzte.

    »Morgen!«, murmelten wir gleichzeitig.

    Mom wirkte besorgt. »Ist was passiert?«

    »Kate dachte heute Morgen, dass…«, begann Alice, doch ich stieß sie in die Rippen und warf ihr einen ›Halt bloß deine Klappe!‹ Blick zu.

    »Sie dachte was?«, fragte Mom und hob eine Braue.

    »Ach, nichts. Ich dachte, ich hätte vergessen den Herd auszustellen«, log ich und schenkte ihr mein unschuldigstes Lächeln. Mom kniff die Augen zusammen, ließ es aber auf sich beruhen.

    Wir waren schon beinahe fertig mit dem Frühstück, als Dad in die Küche kam. »Einen wunderschönen guten Morgen die Damen!«, trällerte er, drückte Mom einen Kuss auf die Wange und tänzelte zur Kaffeemaschine.

    »Dad? Nimmst du Drogen?«, fragte Alice scherzhaft.

    »Darf man jetzt nicht mal mehr gute Laune haben?«

    »So früh am Morgen? – Nein!«, gab meine Schwester zurück und Dad grinste.

    »Aber heute ist doch kein normaler Tag!«

    Er setzte sich neben Mom, nahm ihre Hand und küsste sie leidenschaftlich, woraufhin Alice angewidert das Gesicht verzog und plötzlich große Augen bekam. »Oh Gott«

    Mom runzelte die Stirn. »Was?«

    »Ihr bekommt doch nicht noch ein Baby, oder?«

    Unsere Eltern blickten sich einen Moment entgeistert an und brachen dann in schallendes Gelächter aus. Dad schüttelte sichtlich entrüstet den Kopf. »Wie kommst du denn auf den Schwachsinn?« Alice zuckte mit den Achseln. 

    »Nein. Heute sind es auf den Tag genau achtzehn Jahre her, dass eure Mom ›ja‹ gesagt hat«, erklärte Dad.

    Meine Schwester atmete erleichtert aus. »Ach so. Hochzeitstag«, murmelte sie und steckte sich das letzte Stück Speck in den Mund.

    »Und was habt ihr heute vor?«, ergriff ich das Wort.

    Mom stöhnte. »Er verrät es mir nicht! Es ist eine Überraschung!« Als Dad sie wieder leidenschaftlich küsste, gab Alice einen angewiderten Laut von sich und starrte stur auf ihren Teller.

    Zugegeben, seine Eltern beim Knutschen zu beobachten, war schon irgendwie abartig, aber andererseits war ich auch froh, dass sie immer noch so verliebt waren. Bei der Hälfte meiner Mitschüler sah die Sache anders aus, entweder waren ihre Eltern schon geschieden oder kurz davor.

    »Hast du deinen Koffer gepackt?«, wollte Mom wissen und schaute Alice an.

    »Ähm, sagen wir es so: Ich bin noch nicht ganz fertig.«

    Mom verdrehte die Augen. »Du hast also noch nicht damit angefangen?«

    »Nein.«

    »Dann mach es bitte heute noch, okay? Wir wollen morgen zeitig los!«, tadelte Dad und sie nickte brav. Typisch Alice. Sie setzte ihren treudoofen Hundeblick auf und alles war wieder in Ordnung. Verdammt, das konnte ich früher auch!

    Nach dem Frühstück verkroch ich mich in mein Zimmer und plante heimlich den heutigen Abend, während meine Eltern die Küche aufräumten und meine Schwester damit beschäftigt war, ihren Koffer zu packen.

    Ich wühlte in meinem Kleiderschrank herum und stutzte, als ich meine neue Jeans nicht ausfindig machen konnte.

    Wo zum Teufel war sie hin? Ich hatte sie doch…

    »ALICE!!!!!!!«, schrie ich und keine zwei Minuten später stand sie in meinem Zimmer.

    »Ja?«

    »Du weißt nicht zufällig, wo meine neue Jeans geblieben ist, oder?«, wollte ich wissen.

    »Was? Nein! Woher denn?«, entgegnete sie unschuldig, sah mich dabei jedoch nicht an, was mir verriet, dass sie log.

    »Dann ist sie auch nicht in deinem Koffer, oder?«

    Alice biss sich auf die Lippe. »Okay! Ich habe sie eingepackt«, gab sie schließlich zu und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Kannst du sie mir nicht leihen?«

    »Von mir aus! Aber nicht heute. Ich will sie anziehen, wenn Paul…«, sprudelte es aus mir heraus und ich schlug mir innerlich gegen den Hinterkopf. Mist!

    »Wenn Paul… was?«, hakte sie nach und hatte diesen Blick, der mir ganz und gar nicht gefiel. »Du willst dich rausschleichen!«, quiekte Alice aufgeregt.

    »Geht’s nicht noch lauter? Mom und Dad haben dich noch nicht gehört!«, fauchte ich und auf ihrem Gesicht breitete sich dieses Grinsen aus, das nichts Gutes verhieß.

    »Ich komme mit!«

    »Auf gar keinen Fall!«

    »Schön! Du hast es nicht anders gewollt!... MOM!!!...«

    »Ja?«, erklang von irgendwo Mom‘s Stimme und ich ballte meine Hände zu Fäusten. Alice konnte einem auch wirklich alles vermasseln.

    »Schon gut! Schon gut! Du kannst mitkommen, aber du tust, was ich dir sage!«, gab ich nach.

    »Was ist denn los, Schatz?«, rief Mom von unten und ich sah Alice flehend an.

    »Ich sag nichts! Aber dafür kann ich die Jeans behalten!« Ich nickte. »Geschenkt!«, ergänzte sie und ich kniff die Augen zusammen.

    Plötzlich tauchte Mom hinter ihr auf und legte einen Arm um ihre Schultern. »Hast du fertig gepackt?«

    Meine Schwester hob herausfordernd eine Braue. Ich rollte mit den Augen und nickte schließlich. »Ja, ich bin fast fertig. Ich wollte nur fragen, ob ich noch Handtücher einpacken muss?«, trällerte Alice und warf mir einen Handkuss zu, den ich höflich mit gestrecktem Mittelfinger erwiderte.

    »Ich habe drei Handtücher eingepackt, aber nimm lieber nochmal eins mit. Man kann ja nie wissen!«

    Nachdem Mom verschwunden war, sah mich Alice zufrieden an. »Und wo gehen wir hin?«

    »Ins Hades. Paul holt uns nachher ab, wenn Mom und Dad weg sind«, weihte ich sie ein.

    »Geil!«, quietschte sie.

    »Was ist denn hier los?«, wollte Dad wissen, der plötzlich im Türrahmen stand. Gott, war man in diesem verdammten Haus denn nie allein?

    Meine Schwester kaute unsicher auf der Unterlippe.

    »Ich habe Alice meine Jeans vermacht, wo ich doch eh so viele Klamotten habe!«, sagte ich schnell.

    »Das ist aber nett von dir.«

    »Ja, so bin ich eben.«

    Meine Schwester schnaubte verächtlich, woraufhin Dads Blick von mir zu ihr wanderte und wieder zurück. Er schien etwas zu ahnen, gab es aber auf und verließ seufzend mein Zimmer, ebenso wie Alice.

    Gerade, als ich mir eine andere Jeans raussuchte, klingelte mein Handy. »Hey Liz, was gibt’s?«, murmelte ich und kramte weiter in meinem Schrank.

    »Nichts Besonderes. Ich wollte fragen, ob du Lust hast mit mir einzukaufen. Ich muss noch Sachen für Halloween besorgen. Süßigkeiten, Kürbisse, Deko und so ’n Kram.«

    »Halloween?«

    »Ja… Halloween«, bestätigte sie.

    »Das ist doch erst Dienstag.«

    »Du kennst mich doch! Ich bin eben gern vorbereitet.«

    »Ja genau!«, lache ich.

    »Was soll das nun wieder heißen?«, fragte Lisa.

    »Liz, wenn du jetzt schon Süßigkeiten kaufst, dann sind sie doch spätestens morgen Abend aufgegessen!«

    »Egal, dann gehen wir eben nochmal Süßkram kaufen«, schnaufte sie trotzig.

    Ich musste lachen. »Alles klar. Holst du mich ab?«

    »Jap. Bin so in einer halben Stunde da.«

    »Okay, bis dann«

    »Ciao«

    Ich schüttelte amüsiert den Kopf. Etwas mit Lisa zu unternehmen, und sei es nur etwas Alltägliches, wie einkaufen, glich jedes Mal einem Abenteuer. Liz hatte immer die verrücktesten Ideen und wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war es fast unmöglich, sie wieder zur Vernunft zu bringen. Sie war wie ein quirliges Eichhörnchen: Ständig musste sie etwas zu tun haben und hing mit dem Kopf in den Wolken. Ich war das genaue Gegenteil. Zwar war ich nicht auf den Mund gefallen, hielt mich jedoch meistens im Hintergrund, denn im Gegensatz zu Liz, stand ich nicht so gerne im Mittelpunkt und auch ihre Spontanität war mir fremd. Ich war der geborene Organisator: Alles musste akribisch geplant und überdacht werden, bevor ich eine Entscheidung traf.

    Ich beschloss noch kurz unter die Dusche zu springen, doch zum Haarewaschen blieb leider keine Zeit mehr, da ich allein zum Trocknen eine halbe Ewigkeit brauchte. Also band ich sie mir zu einem Knoten zusammen und duschte im Schnelldurchgang: Einseifen. Abduschen. Fertig. Ich war noch dabei mich anzuziehen, da klingelte es auch schon an der Tür.

    »Hallo Mrs. Bennett«, hörte ich Liz sagen.

    »Komm doch rein. Kate ist oben in ihrem Zimmer.«

    »Eigentlich wollte ich sie nur abholen.«

    »Kate!«, rief Mom von unten und ihre Stimme klang ein wenig ärgerlich.

    »Komme!«, schnell schnappte ich mir meine Lederjacke und die kleine Handtasche, bevor ich nach unten rannte. Mom warf mir einen vielsagenden Blick zu. »Ja, ich weiß. Tut mir leid, ich hätte fragen sollen, aber wir wollen doch bloß einkaufen gehen«, meinte ich schnell, bevor sie etwas sagen konnte.

    »Du weißt doch, was dein Vater und ich... Wir... wir machen uns einfach…«

    »Sorgen«, beendete ich ihren Satz. Sie wollte widersprechen, doch ich kam ihr zuvor. »Ich weiß, das braucht ihr aber nicht. Ich bin siebzehn, fast erwachsen und wir gehen ja nur einkaufen« – ich drehte mich zu Liz um. »Wollen wir?«

    Sie hatte die schmalen Lippen geschürzt und sah mich unschlüssig an.

    »Kate, bitte…«, flüsterte Mom.

    »Ich bin spätestens um 18:00 Uhr wieder da«, erklärte ich und ging an ihr vorbei zu Lisas Wagen, die jedoch keine Anstalten machte sich in Bewegung zu setzten.

    »Liz? Kommst du?«

    Wieder warf sie mir einen unsicheren Blick zu und fuhr sich nervös durch ihre kurzen blonden Haare. »Tut mir leid, Mrs. Bennett. Bis später dann.«

    Lisa kam auf mich zu und schloss noch im Gehen das Auto auf. Ich stieg ein, ohne auf sie zu warten und sah, dass Mom immer noch im Türrahmen stand. Sie wirkte unsicher, vielleicht sogar ein bisschen verletzt.

    Aber Mom und Dad übertrieben es wirklich mit der elterlichen Fürsorge! Ich war alt genug, vor dem Gesetz beinahe erwachsen und doch behandelten sie mich, wie ein kleines Kind: Jedes Mal wenn ich wegging, selbst wenn ich nur einkaufen wollte, wurde das Ganze immer wieder aufs Neue ausdiskutiert. Die beiden waren echt anstrengend.

    »Was war das denn?«, wollte Liz wissen, als sie zu mir ins Auto gestiegen war.

    »Ach, du weißt doch, wie sie ist. Sie macht sich ständig Sorgen, mir könnte etwas passieren.«

    »Am helllichten Tag? Was denn?«

    »Keine Ahnung, manchmal glaube ich, die beiden würden mich am liebsten einsperren.«

    Liz grinste, startete den Motor und wir fuhren in Richtung Shopping-Mall. Auf dem Weg bombardierte sie mich mit zahlreichen Erklärungen, warum meine Eltern immer so panisch reagierten. Als sie damit anfing, dass meine Eltern mich vermutlich entführt hatten, schaltete ich auf Autopilot und konzentrierte mich stattdessen auf die Straße.

    Ich ließ den Blick über die kleinen Einfamilienhäuser mit ihren perfekten Gärten schweifen und mir wurde mal wieder allzu bewusst, dass wir uns am Arsch der Welt befanden. Plötzlich bemerkte ich im Seitenspiegel ein schwarzes Motorrad, das langsam hinter uns herfuhr. Zwar konnte ich den Fahrer nicht erkennen, da der Helm getönte Scheiben hatte, aber irgendetwas an ihm brachte das mulmige Gefühl von heute Morgen zurück. Ich ließ das Motorrad nicht mehr aus den Augen und nach einer Weile kam es mir vor, als würde es uns folgen.

    »Du bist so still. Hab ich was Falsches gesagt?«, fing Lisa an und riss mich aus meiner Paranoia.

    »Nein, Quatsch. Ich war nur in Gedanken«, erklärte ich und schaute wieder in den Spiegel, doch das Motorrad war verschwunden. Was zur Hölle war bloß los mit mir?

    »Geht’s deiner Grandma schlechter?«

    Ich schüttelte schnell den Kopf. »Ne, aber laut einiger Menschen ist sie bereits nicht mehr unter den Lebenden.«

    »Hä?«

    »Mr. Meyer hat mich heute Morgen gefragt, wann die Beerdigung stattfindet«, erklärte ich.

    Liz wirkte sichtlich entsetzt. Sie hatte die Augen weit aufgerissen und schüttelte verständnislos den Kopf. »Was? Wo hat er das denn wieder her?«

    »Keine Ahnung. Aber eins ist sicher, wenn ich mit dem College fertig bin, zieh ich in eine riesige Stadt. So riesig, dass ich mir die Namen meiner ganzen Nachbarn nicht merken kann, selbst wenn ich es wollte!«, antwortete ich und Liz lachte laut auf.

    »Big Brother is watching you!«

    »Du sagst es!«, bestätigte ich, während Lisa auf den Parkplatz der Mall fuhr und das Auto direkt neben dem Hot Dog Stand abstellte. Wo sonst?

    Liz stopfte allen möglichen Mist in sich rein und hatte trotzdem eine Figur wie Tinkerbell. Während ich so darüber nachdachte, fielen mir immer mehr Parallelen zwischen ihr und dem Disney Charakter auf. Neben ihrer feenhaften Figur war Liz genauso quirlig und des Öfteren, beinahe genauso nervtötend und anstrengend wie Tinkerbell.

    Wir stiegen aus dem Auto und das Gefühl traf mich, wie ein eiskalter Windstoß, welcher mich überraschend erfasste und meinen ganzen Körper zum Zittern brachte. Mein Magen verkrampfte sich und mir wurde speiübel. Panisch sah ich mich auf dem Parkplatz um, doch da war – nichts. Nichts, was das beklemmende Gefühl gerechtfertigt hätte.

    »Kate?«, rief Lisa verwirrt und ich wandte mich zu ihr um. Sie war schon fast am Eingang, als sie bemerkte, dass ich wie angewurzelt neben dem Auto stand.

    »Komme!«

    »Alles okay?«, murmelte sie, nachdem ich sie erreicht hatte. In ihrer Miene lag Besorgnis.

    »Alles Bestens«, versicherte ich, woraufhin sie mir noch einen nachdenklichen Blick zuwarf, es aber glücklicherweise auf sich beruhen ließ.

    Wir machten uns auf den Weg in den Supermarkt, der in der untersten Etage der Mall lag und das eigenartige Ziehen,  tief in mir, wurde immer stärker, so als würde ich versuchen eine unsichtbare Barriere zu durchqueren.

    »Brauchen wir einen Wagen?«, fragte ich, um mir nichts anmerken zu lassen, bekam jedoch keine Antwort. Liz war zu sehr damit beschäftigt, sich die Arme mit Süßigkeiten zu beladen.

    »Also ja«, murmelte ich, jedoch mehr zu mir selbst.

    Während ich also den Einkaufswagen schob, lief Lisa durch die Gänge und warf eine Tüte nach der anderen hinein.

    »Ähm, Liz? Meinst du nicht, es reicht langsam? Wie viele Kinder erwartest du denn?«, lachte ich.

    Sie schien zu überlegen. »Na ja, du hast mich auf eine gute Idee gebracht, wenn ich doppelt so viel Süßkram kaufe, dann kann ich die Hälfte selber essen«

    Ich schmunzelte, verkniff mir jedoch einen Kommentar und sah stattdessen zu, wie sich der Wagen füllte.

    Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Liz ihren Shoppingrausch endlich beendete und wir alle Süßigkeiten und die Dekoration besorgt hatten. Im Anschluss folgte ich ihr, zur dritten Etage, wo sie mich auf einen Kaffee einlud. Zwar gab es hier kein ›Starbucks‹, aber immerhin ein gutes Imitat.

    Wir setzten uns an einen der kleinen Tische vor dem Café, um die Leute beim Einkaufen zu beobachten, als ich abermals dieses seltsame Ziehen verspürte. Rasch sah ich mich um, doch wieder war niemand zu sehen und diesmal war es Liz nicht entgangen. »Jetzt mal im Ernst. Was ist los?«

    »Nichts. Ich dachte nur, ich hätte jemanden gesehen.«

    »Wen denn?« – Ich seufzte und zuckte mit der Schulter. Gott, wie sollte ich es ihr nur erklären, ohne dass sie mich für verrückt hielt?

    »Keine Ahnung. Ich habe ständig das Gefühl, als würde mich jemand beobachten.«

    Lisa runzelte die Stirn und sah sich sorgfältig um. »Also ich sehe niemanden, der verdächtig aussieht«

    »Ich auch nicht, das ist es ja! Heute Morgen beim Joggen, hab ich sogar gedacht, jemand hätte meinen Namen gerufen und auf dem Weg hierher dachte ich, ein Motorrad würde uns folgen. Ich glaube, ich werde verrückt«, gestand ich und fuhr mir mit den Fingern durch die Haare.

    »Ach Quatsch! Ich hatte das auch schon mal.«

    »Echt?«

    »Ja, ich war bei Meg, wir hatten uns Horrorfilme angeguckt«, sagte sie und machte eine bedeutungsvolle Pause.  »Es war schon dunkel. Ich hab ‘ne Abkürzung über den Friedhof genommen und ständig seltsame Geräusche gehört.  Schritte und so. Und als ich mich umdrehte, war da dieser Kerl, der mich verfolgt hat.«

    »Und?«

    »War nur Mr. Riley, der Friedhofswächter«, lachte sie und ich zog die Brauen zusammen.

    »Aber das ist was anderes. Ich habe mir keinen Horrorfilm reingezogen und es ist mitten am Tag«, gab ich zu bedenken.

    »Wir können auch wieder fahren, wenn du willst«, schlug sie vor, doch ich winkte ab.

    »Unsinn. Ich schaffe das schon«, versicherte ich und lachte, doch das schlechte Gefühl blieb und als ich mich abermals umsah, fiel mir ein junger Mann auf. Er stand vor einem Schaufenster, direkt gegenüber unseres Cafés. Der Kerl trug schwarze Motorradkleidung und hielt einen Helm mit getöntem Visier in der Hand. Genau wie unser Verfolger von vorhin und obwohl er mit dem Rücken zu uns stand, wurde ich das Gefühl nicht los, dass er uns beobachte. Mich überlief ein kalter Schauer, den ich mit aller Macht zu ignorieren versuchte.

    »Kate? Ist wirklich alles in Ordnung?«

    »Ja. Alles gut«, sagte ich knapp, ohne den Typen aus den Augen zu lassen.

    Jetzt hielt er seinen Kopf leicht schräg, als versuche er unserer Unterhaltung zu lauschen. Was natürlich völlig unmöglich war, denn er stand viel zu weit weg, doch dann sah ich es: Sein Spiegelbild in der Schaufensterscheibe!

    Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, aber ich hätte schwören können, dass seine Augen rot glühten. Und diese roten Augen sahen mich jetzt direkt an – er grinste.

    Vor Schreck ließ ich den Kaffeebecher fallen und die inzwischen kalte Brühe hinterließ einen großen nassen Fleck auf meiner Jeans. »Scheiße!«

    Reflexartig bückte ich mich, um den Becher aufzuheben und als ich wieder zu dem Schaufenster sah, war der Kerl verschwunden.

    »Vielleicht sollten wir doch lieber wieder fahren«, schlug Liz vor und ich nickte kaum merklich. Total benommen und verwirrt wartete ich bis sie unsere Rechnung bezahlt hatte, und folgte ihr dann wortlos zum Parkplatz.

    Auf dem Weg dorthin starrte ich angestrengt auf meine Füße. Nicht weil ich befürchtete, der unheimliche Kerl würde wieder auftauchen, sondern weil ich den bohrenden und fragenden Blicken von Liz ausweichen wollte.

    Wir stiegen ins Auto und fuhren los. Keiner von uns sagte etwas und die Stille war unangenehm drückend. Als wir endlich bei mir zu Hause angekommen waren und Lisa anhielt, atmete sie bedeutungsvoll aus und schaute mich an. Sie wollte etwas sagen, doch ich kam ihr zuvor. »Du denkst ich bin verrückt, oder?«

    »Ich glaube die ganze Sache mit deiner Grandma und den Abschlussprüfungen ist alles ein bisschen viel. Du bist einfach nur gestresst. Unser Verstand spielt uns manchmal Streiche. Also mach dir nicht so ‘nen Kopf, das wird schon wieder. Und wenn was ist, hast du meine Nummer. Du kannst mich jederzeit anrufen, das weißt du doch«, entgegnete sie.

    »Danke!«

    »Kein Ding. Wofür gibt’s denn beste Freunde?«

    Ich schenkte ihr ein schwaches Lächeln. »Mach‘s gut.«

    »Ciao«, erwiderte Liz und wartete noch bis ich im Haus verschwunden war.

    Nachdem ich im Flur Jacke und Schuhe auszog, rechnete ich fest damit, dass Mom auftauchen würde, um zu sehen, ob ich heil nach Hause gekommen war, doch das tat sie nicht.

    Alles was ich wollte, war in mein Zimmer zu kommen, aber als ich an der geöffneten Wohnzimmertür vorbeikam, blieb ich im Türrahmen stehen. Mom saß auf dem Sofa und blätterte in einer Zeitschrift.

    »Bin wieder da«, verkündete ich, doch sie sah mich nicht an, sondern nickte nur, um mir zu verstehen zu geben, dass sie mich gehört hatte. Ein Zeichen dafür, dass sie stinksauer war. Scheiße, wär ich doch einfach zu Hause geblieben!

    »Na ja, ich gehe dann mal in mein Zimmer.«

    Keine Reaktion. Ich stöhnte, schlurfte die Treppe nach oben und ließ mich aufs Bett fallen. Nach all dem verrückten Scheiß, der heute passiert war, hatte ich jetzt zu allem Überfluss auch noch ein schlechtes Gewissen.

    Was zum Teufel war bloß los mit mir?

    Ich erinnerte mich an das Gespräch, das ich heute Morgen mit Alice geführt hatte und mir schoss ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf. Was, wenn ich wirklich Alzheimer hatte?

    Ich klappte den Laptop auf und durchforstete stundenlang das Internet, bis ich

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