Eine Romanze mit Hindernissen - Unveröffentlichter Roman: Der neue Dr. Laurin 91 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
»Mensch, Oma«, sagte Mirko Obermann. Er ließ sich auf der Bank neben dem Grab seiner vor Kurzem verstorbenen Großmutter nieder, obwohl München in diesen Tagen von einer Kältewelle heimgesucht wurde – aber er hatte ja nicht vor, lange zu bleiben. »Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du nicht mehr da bist. Mit wem soll ich jetzt über alles reden?« ›Rosa Clara Obermann‹ stand auf dem Grabstein seiner Oma, er musste den Blick abwenden, zu schwer fiel es ihm noch immer, ihren Namen hier zu lesen und nicht mehr auf dem Klingelschild ihrer Wohnung. Er wartete eine Weile, bevor er weitersprach. »Ja, ja, schon klar, mit Papa. Das mache ich ja auch, aber mit ihm ist es anders als mit dir, das weißt du doch. Wir beide … das war etwas ganz Besonderes, und ich …« Die Worte blieben ihm im Hals stecken, dabei hatte er sich fest vorgenommen, nicht zu weinen, wenn er seine Oma auf dem Friedhof besuchte. Es dauerte ziemlich lange, bis er die aufsteigenden Tränen hinuntergeschluckt hatte. »Ist gut, dann komme ich halt weiter regelmäßig her und versuche, zu verstehen, was du mir sagst. Kannst du mir vielleicht auch einen Hinweis darauf geben, wie es dir da, wo du jetzt bist, gefällt und ob es dir dort gut geht? Ich kanns mir ja nicht vorstellen, du konntest es auch nicht. Vorher, meine ich. Das stimmt doch?« Wieder schwieg er eine Weile, schließlich nickte er. »Dachte ich mir schon, dass die absichtlich ein Geheimnis daraus machen, sonst wüssten wir hier auf der Erde längst, wie es ist, das sogenannte Leben nach dem Tod. Es muss ja einen Grund dafür geben, dass sich bisher nichts herumgesprochen hat.
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Buchvorschau
Eine Romanze mit Hindernissen - Unveröffentlichter Roman - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 91 –
Eine Romanze mit Hindernissen - Unveröffentlichter Roman
Isa und Mirko machen es sich schwer
Viola Maybach
»Mensch, Oma«, sagte Mirko Obermann. Er ließ sich auf der Bank neben dem Grab seiner vor Kurzem verstorbenen Großmutter nieder, obwohl München in diesen Tagen von einer Kältewelle heimgesucht wurde – aber er hatte ja nicht vor, lange zu bleiben. »Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du nicht mehr da bist. Mit wem soll ich jetzt über alles reden?«
›Rosa Clara Obermann‹ stand auf dem Grabstein seiner Oma, er musste den Blick abwenden, zu schwer fiel es ihm noch immer, ihren Namen hier zu lesen und nicht mehr auf dem Klingelschild ihrer Wohnung.
Er wartete eine Weile, bevor er weitersprach. »Ja, ja, schon klar, mit Papa. Das mache ich ja auch, aber mit ihm ist es anders als mit dir, das weißt du doch. Wir beide … das war etwas ganz Besonderes, und ich …« Die Worte blieben ihm im Hals stecken, dabei hatte er sich fest vorgenommen, nicht zu weinen, wenn er seine Oma auf dem Friedhof besuchte. Es dauerte ziemlich lange, bis er die aufsteigenden Tränen hinuntergeschluckt hatte.
»Ist gut, dann komme ich halt weiter regelmäßig her und versuche, zu verstehen, was du mir sagst. Kannst du mir vielleicht auch einen Hinweis darauf geben, wie es dir da, wo du jetzt bist, gefällt und ob es dir dort gut geht? Ich kanns mir ja nicht vorstellen, du konntest es auch nicht. Vorher, meine ich. Das stimmt doch?«
Wieder schwieg er eine Weile, schließlich nickte er. »Dachte ich mir schon, dass die absichtlich ein Geheimnis daraus machen, sonst wüssten wir hier auf der Erde längst, wie es ist, das sogenannte Leben nach dem Tod. Es muss ja einen Grund dafür geben, dass sich bisher nichts herumgesprochen hat. Also, Sorgen musst du dir um mich nicht machen, ich komme schon klar, irgendwie, wir haben ja oft genug darüber gesprochen, dass mir nichts anderes übrig bleiben würde nach deinem … äh … nach deinem Tod. Ganz unvorbereitet war ich also nicht. Oder ich hätte es nicht sein sollen, aber jetzt merke ich, dass ich irgendwie doch nicht so gut damit zurechtkomme, wie ich dachte. Es gibt Tage, da ist es besser als an anderen. Da denke ich manchmal stundenlang nicht an dich, und wenn mich plötzlich etwas an dich erinnert, erschrecke ich und habe ein schlechtes Gewissen, weil du mir so lange nicht in den Sinn gekommen bist. Oder neulich, als ich mal wieder im Kino war mit Freunden, in einer Komödie. Wir haben viel gelacht. Da konnte ich es hinterher nicht fassen, dass ich so gelacht hatte. Aber dann ist mir eingefallen, was du mir einmal gesagt hast: dass ich ruhig auch mal traurig sein darf, wenn du nicht mehr da bist, aber nicht ständig und dass ich mir klarmachen soll, dass du auch weiterhin hin bei mir sein wirst und dass du willst, dass es mir gut geht. So versuche ich es jetzt auch.«
Nach dieser langen Rede schwieg er lange, bevor er noch einmal das Wort ergriff. »Die anderen merken es nicht, glaube ich, dass ich ab und zu in ein tiefes Loch falle, weil ich immer noch meine Sprüche klopfe – natürlich mache ich das auch, damit sie es nicht merken, und es klappt meistens. Aber eins steht fest: Du fehlst mir. Ziemlich. Sehr.«
Nun wurden ihm doch die Augen nass, und er hörte auf, sich dagegen zu wehren. Warum sollte er nicht weinen um seine Oma?
Sie und er waren ein Herz und eine Seele gewesen, was auch daran gelegen hatte, dass seine Mutter schon lange nicht mehr lebte. Sie war an einem Herzinfarkt gestorben, kurz nach ihrem vierzigsten Geburtstag. Seine Oma war damals schon Witwe gewesen und ohne lange Diskussionen zu ihm und seinem Vater gezogen und so etwas wie seine zweite Mutter geworden: immer für ihn da, wenn er sie gebraucht hatte. Erst in den letzten Jahren war ihm aufgegangen, dass sie, um Sohn und Enkel zu unterstützen, auf vieles verzichtet hatte.
In jüngeren Jahren war sie gern gereist, häufig ins Theater oder ins Konzert gegangen, hatte viele Freundschaften gepflegt und war überhaupt ein Mensch gewesen, der Gesellschaft liebte. Als er alt genug gewesen war, hatte sie ihn auf manche Reise mitgenommen, manchmal waren sie auch zu dritt gereist, wenn sein Vater Urlaub hatte nehmen können. Er arbeitete im Schichtbetrieb bei einem Automobilhersteller, und seinerzeit hatte es zahlreiche Sonderschichten gegeben. Eigentlich war sein Vater immer müde gewesen in jener Zeit.
Aber ihre sozialen Kontakte und auch die Besuche von kulturellen Veranstaltungen hatte seine Oma einschränken müssen, als sie zu ihnen gezogen war, was bedeutete, dass sie ihr eigenes Leben zumindest zum Teil aufgegeben hatte. Wenn ihre Freundinnen sich abends zu einem Restaurantbesuch trafen, war sie bei ihrem Enkel geblieben, sein Vater arbeitete ja oft abends und sie hatte ihn nicht alleinlassen wollen. So waren auch viele Theater- und Konzertbesuche unterblieben, was er damals nicht einmal bemerkt hatte, denn darüber war niemals gesprochen worden. Er war schon ein Teenager gewesen, als sie wieder angefangen hatte, ihren alten Leidenschaften zu frönen, und er erinnerte sich an ihre Freude, als sie entdeckt hatte, dass er sich wie sie für Musik und Theater begeistern konnte.
Zum Glück hatten etliche ihrer alten Freundschaften die Zeit, da sie vor allem für ihren Enkel da gewesen war, überdauert, und so hatte er, als er dem Kindesalter entwachsen war, seine Oma noch einmal neu kennengelernt. Ihrem innigen Verhältnis zueinander hatte es keinen Abbruch getan, dass sie nun häufiger getrennte Wege gegangen waren. Nicht einmal in seiner Pubertät hatten sie sich voneinander entfremdet, im Gegenteil. Während er damals häufiger mit seinem Vater zusammengerasselt war, hatte seine Oma jede Phase dieser schwierigen Zeit mit unerschütterlicher Geduld und Liebe ertragen.
»Weißt du noch, wie ich einmal als Punk nach Hause gekommen bin?«, fragte Mirko und musste plötzlich, noch unter Tränen, lachen. »Mit Irokesenschnitt, grünen Haaren und in zerrissenen Klamotten? Papa ist ausgerastet, und du hast nur gesagt: ›Bitte schön, wenn es dir gefällt, dann lauf halt jetzt als Punk rum.‹ Da hatte ich eigentlich schon genug, aber ich habe dann doch noch ein paar Wochen durchgehalten, obwohl ich mich selbst nicht mehr gern im Spiegel angesehen habe.«
Er wischte sich die Tränen ab, und plötzlich hörte er die Stimme seiner Oma so deutlich, als säße sie neben ihm auf der Bank: »Natürlich weiß ich das noch. Und ich wusste auch, dass dir die Sache recht schnell selbst unangenehm war. Dein Vater war zu ungeduldig, damals jedenfalls noch. Er hat dann ja auch gelernt, dass es manchmal besser ist, erst einmal tief durchzuatmen. Aber damals wusste er das noch nicht. Es war eine wilde Zeit.«
»Ja«, sagte Mirko. »Das war es. Aber wir haben sie gut durchgestanden, und das ist dir zu verdanken.« Er sah unwillkürlich nach rechts bei diesen Worten, aber da saß niemand.
»Eben warst du ganz nah«, sagte er. »Ganz nah bei mir, Oma. Das