Ein neues Leben für Jane: Sophienlust Bestseller 81 – Familienroman
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Das Kinderheim Sophienlust erfreut sich einer großen Beliebtheit und weist in den verschiedenen Ausgaben der Serie auf einen langen Erfolgsweg zurück. Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, mit Erreichen seiner Volljährigkeit, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.
Es war ein Ostersonntag, wie man ihn sich nicht schöner wünschen konnte. In den Tälern und an den Hängen blühten weiß und rosa die Obstbäume. Die Wälder leuchteten hellgrün. Am Vormittag dieses zauberhaft schönen Frühlingstages tummelten sich die Kinder von Sophienlust im Park und auf der mit Frühlingsblumen übersäten Wiese, die sich vom Haus bis zum Forellenbach hinunterzog. Ihre fröhlichen Stimmen und ihr übermütiges Lachen vermischten sich mit dem Jubilieren der Vögel und dem Bellen der Hunde. Dominik von Wellentin-Schoenecker fühlte sich in dieser Kinderschar als Mittelpunkt. Das Ostereiersuchen war für ihn trotz seiner zwölf Jahre nach wie vor ein Heidenspaß. Selbstverständlich glaubte er schon lange nicht mehr an den Osterhasen. Er wusste genau, dass Carola und ihr Verlobter, Wolfgang Rennert, in aller Herrgottsfrühe aufgestanden waren, um die Ostereier für die Kinder zu verstecken. Als Dominik einen zufriedenen Blick in seinen Korb warf, der bis zum Rand mit bunten Eiern, Schokoladenhäschen und anderen Süßigkeiten gefüllt war, ahnte er nicht, dass ihm dieser Tag ein Erlebnis bringen sollte, an das er noch lange denken würde. Eigentlich könnte ich mit dem Suchen aufhören, überlegte er, als er zu Malu hinüberblickte, die ebenfalls einen gefüllten Korb trug. Pünktchen dagegen, das kleine Mädchen, das nach schrecklichen Erlebnissen in Sophienlust eine Heimat gefunden hatte, huschte auf der Suche nach den versteckten Herrlichkeiten noch immer umher. Dominiks Beschützerinstinkt für das niedliche Mädchen, mit der von Sommersprossen übersäten lustigen Stupsnase, war allgemein bekannt. Schließlich hatte er Pünktchen, deren richtiger Name Angelina Dommin war, unter recht verwirrenden Umständen sozusagen von der Straße aufgelesen und nach Sophienlust gebracht. Seitdem hatte er das Gefühl, für Pünktchen voll und ganz verantwortlich zu sein. »Pünktchen, komm mal her!«, rief er dem Kind jetzt zu. »Nick, ich kann keine Eier finden«, beklagte sich Pünktchen. Dabei schob sie enttäuscht die Unterlippe vor, während es in ihren großen blauen Augen verdächtig zu glitzern begann.
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Buchvorschau
Ein neues Leben für Jane - Patricia Vandenberg
Sophienlust Bestseller
– 81 –
Ein neues Leben für Jane
Patricia Vandenberg
Es war ein Ostersonntag, wie man ihn sich nicht schöner wünschen konnte. In den Tälern und an den Hängen blühten weiß und rosa die Obstbäume. Die Wälder leuchteten hellgrün.
Am Vormittag dieses zauberhaft schönen Frühlingstages tummelten sich die Kinder von Sophienlust im Park und auf der mit Frühlingsblumen übersäten Wiese, die sich vom Haus bis zum Forellenbach hinunterzog. Ihre fröhlichen Stimmen und ihr übermütiges Lachen vermischten sich mit dem Jubilieren der Vögel und dem Bellen der Hunde.
Dominik von Wellentin-Schoenecker fühlte sich in dieser Kinderschar als Mittelpunkt. Das Ostereiersuchen war für ihn trotz seiner zwölf Jahre nach wie vor ein Heidenspaß. Selbstverständlich glaubte er schon lange nicht mehr an den Osterhasen. Er wusste genau, dass Carola und ihr Verlobter, Wolfgang Rennert, in aller Herrgottsfrühe aufgestanden waren, um die Ostereier für die Kinder zu verstecken.
Als Dominik einen zufriedenen Blick in seinen Korb warf, der bis zum Rand mit bunten Eiern, Schokoladenhäschen und anderen Süßigkeiten gefüllt war, ahnte er nicht, dass ihm dieser Tag ein Erlebnis bringen sollte, an das er noch lange denken würde.
Eigentlich könnte ich mit dem Suchen aufhören, überlegte er, als er zu Malu hinüberblickte, die ebenfalls einen gefüllten Korb trug. Pünktchen dagegen, das kleine Mädchen, das nach schrecklichen Erlebnissen in Sophienlust eine Heimat gefunden hatte, huschte auf der Suche nach den versteckten Herrlichkeiten noch immer umher.
Dominiks Beschützerinstinkt für das niedliche Mädchen, mit der von Sommersprossen übersäten lustigen Stupsnase, war allgemein bekannt. Schließlich hatte er Pünktchen, deren richtiger Name Angelina Dommin war, unter recht verwirrenden Umständen sozusagen von der Straße aufgelesen und nach Sophienlust gebracht. Seitdem hatte er das Gefühl, für Pünktchen voll und ganz verantwortlich zu sein.
»Pünktchen, komm mal her!«, rief er dem Kind jetzt zu.
»Nick, ich kann keine Eier finden«, beklagte sich Pünktchen. Dabei schob sie enttäuscht die Unterlippe vor, während es in ihren großen blauen Augen verdächtig zu glitzern begann.
»Wein doch nicht!«, bat Nick erschrocken. »Ich werde dir beim Suchen helfen. Soll ich?«, fragte er und freute sich sehr, als sie mit einem süßen Lächeln, das wie ein Sonnenstrahl über ihr Gesichtchen glitt, eifrig nickte.
»Willst du das wirklich tun?«, fragte sie ihn glücklich.
»Klar mache ich das!«, erwiderte er burschikos. »Schau mal, ist da nicht was am Bach«, forderte er sie mit einem verschmitzten Lächeln auf.
Gehorsam richtete Pünktchen ihren Blick in die von ihrem großen Freund gewünschte Richtung. Mehr hatte Nick nicht gewollt. Geschwind legte er zwei große Eier, einen Osterhasen und ein Marzipanküken in ihren Korb.
»Ich sehe aber nichts«, seufzte Pünktchen.
»Wirklich nichts? Dafür habe ich den Osterhasen gesehen. Er war ganz nahe bei uns. Schau doch.« Nick lachte übermütig und deutete auf ihren Korb.
»Oh, Nick!«, rief die Kleine und griff selig nach den Süßigkeiten. »Wie kommen die denn hier in meinen Korb?«
»Rate mal, Pünktchen!«
»War das tatsächlich der Osterhase?«, fragte sie staunend.
»Ganz bestimmt, Pünktchen!«, flunkerte Nick.
»Dann hast du den Osterhasen gesehen! Warum hast du ihn mir nicht gezeigt, Nick? Wo ist denn der Hase so schnell hingelaufen?«
»In den Wald dort.«
Malu, die einen Teil der Unterhaltung der beiden mitangehört hatte, unterstützte Nicks Märchen: »Stimmt, er ist ganz schnell vorbeigehuscht. Er hat eine große Kiepe auf dem Rücken getragen.«
»Tatsächlich! Sah er genauso aus wie der Osterhase in dem Bilderbuch?«, wollte Pünktchen wissen.
»Ja, Pünktchen, genauso sah er aus«, bestätigte Nick und blinzelte Malu vergnügt zu.
Ein sehr nachdenklicher Blick trat in die strahlenden Kinderaugen. Pünktchen war in einem Alter, in dem ein Kind nicht mehr so ganz an den Osterhasen glaubte. Aber nach einem Blick auf Malu und Nick schwanden ihre Zweifel. »Schade, dass ich ihn nicht auch gesehen habe«, bedauerte sie.
Malu lächelte nachsichtig. Sie war bereits dreizehn und fühlte sich manchmal schon sehr erwachsen. Als ihr Liebling, der Wolfsspitz Benny, mit hechelnder Zunge angelaufen kam und sich an ihre Beine schmiegte, hockte sie sich nieder und streichelte ihm zärtlich über sein schwarzgraues Fell.
»Malu, bitte halte Benny fest!«, rief Pünktchen voller Sorge. »Vielleicht wittert er den Osterhasen und jagt ihm nach.«
»Keine Sorge, Pünktchen«, beruhigte Malu sie. »Er ist ein sehr kluger Hund und weiß, dass ein Osterhase kein gewöhnlicher Hase ist.«
»Gott sei Dank!« Pünktchen atmete erleichtert auf.
Inzwischen hatten auch die übrigen Kinder das Ostereiersuchen aufgegeben und sich zu ihnen gesellt. Hannelore, ein größeres Mädchen, das nur die Ferien in Sophienlust verbrachte, meinte: »Ich glaube, wir können jetzt ins Haus zurückgehen. Frau Rennert hat mir vorhin verraten, dass wir ein tolles zweites Frühstück bekommen.«
»Prima!«, meinte Dominik, der immer Appetit hatte: »Ich habe einen Mordshunger.«
»Sei nicht so entsetzlich gefräßig«, ermahnte ihn Malu.
»Ich bin dafür, dass wir noch zu der einen Scheune am Ackerrand laufen. Im vergangenen Jahr habe ich dort einen Korb mit bunten Hühnereiern gefunden, direkt im Stroh. Kommt, schauen wir mal nach!«, rief Nick und rannte los.
Die anderen folgten ihm sofort. Benny, Bim und Bam sprangen begeistert um die Kinder herum.
Nick erreichte die Scheune zuerst. »Erster!«, freute er sich. Und schon öffnete er das Scheunentor, das laut in seinen Angeln ächzte. Malu hielt vorsichtshalber Benny am Halsband fest, weil sie wusste, dass die Scheune ein wahres Eldorado für ihn war, in der er begeistert nach Mäusen und Ratten suchte.
»So, das Tor wäre offen«, erklärte Nick. »Kommt herein, damit wir …« Mitten im Satz stockte er. Auch die anderen Kinder schienen vor Schreck zu erstarren, als plötzlich ein seltsames Geräusch zu vernehmen war, das sich wie das Brausen eines Sturmes anhörte. Benny kniff den Schwanz ein und presste sich, am ganzen Körper zitternd, an seine junge Herrin.
»Was ist das?«, flüsterte die kleine Vicky und fasste voller Angst nach der Hand ihrer älteren Schwester Angelika.
»Schaut doch!«, rief Dominik aufgeregt, als er das Flugzeug entdeckte, das so merkwürdig torkelnde Bewegungen machte und schließlich ins Trudeln kam. »Ein Flugzeugabsturz!« Sein Herz schlug plötzlich ganz laut. »Geht in Deckung!«, schrie er außer sich. Fast gleichzeitig warfen sich die Kinder flach auf den Boden. Malu deckte ihren Benny halb mit ihrem Körper zu.
Das Flugzeug kam in immer schnellerem Tempo auf den großen Acker hinter der Scheune zu. Es fing sich jedoch im letzten Augenblick und landete ziemlich unsanft und so nahe bei den Kindern auf dem holprigen Ackerboden, dass sie den Luftzug spürten. Danach folgte eine schier unheimliche Stille.
Nick wagte es, als Erster aufzustehen. »Schaut doch«, flüsterte er, nachdem er seinen Schock überwunden hatte, »eine Notlandung! Der Pilot hat riesiges Glück gehabt. Es ist ein Privatflugzeug«, stellte er dann fest. »Es liegt ganz schief. Ja, es sieht so aus, als ob die eine Tragfläche abgebrochen wäre. Und was für ein tiefes Loch die Maschine in den Boden geschlagen hat!«
Die übrigen Kinder erholten sich nur langsam von dem Schrecken. Pünktchen und die kleine Vicky zitterten noch am ganzen Körper.
»Bleibt stehen! Geht nicht so dicht an das Flugzeug heran!«, warnte Malu. »Es kann explodieren. Noch weiter zurück!«, verlangte sie energisch. »Komm, Pünktchen«, wandte sie sich an das kleine Mädchen und nahm es liebevoll bei der Hand.
Nick interessierte sich natürlich brennend für das notgelandete Flugzeug und beglückwünschte sich zu seiner großartigen Idee, noch zur Scheune zu gehen. Wären sie ins Haus zurückgegangen, hätte er die Notlandung verpasst. Malus Mahnung ignorierend, näherte er sich der Maschine und erblickte ein dunkelhaariges Mädchen, das kerzengerade und mit weit aufgerissenen Augen neben dem Piloten saß, der offensichtlich das Bewusstsein verloren hatte.
»Malu, sieh nur!«, rief er. »Ein Kind ist im Flugzeug. Und der Pilot scheint tot zu sein.«
»Hoffentlich nicht!«, flüsterte Malu ergriffen. »Das wäre ja wirklich ganz entsetzlich.«
»Ja, das wäre es. Aber jemand muss zum Haus laufen, um Hilfe zu holen«, meinte Dominik. »Rolf, lauf du hin.«
»Gut, Nick«, erklärte sich der kleine Junge auf der Stelle einverstanden und flitzte davon.
Malu ließ Pünktchens Hand los und bat sie, sich nicht vom Fleck zu rühren. Dann folgte sie Dominik, der sich noch einige Schritte zum Flugzeug vorwagte.
»Wir müssen das kleine Mädchen aus der Maschine herausholen, Malu«, überlegte Nick. »Sollte das Flugzeug explodieren, muss es jämmerlich sterben. Das dürfen wir nicht zulassen. Komm, Malu, wir müssen es wagen.«
»Nick, tu das nicht. Bleib hier!«, flehte Malu entsetzt. »Wir müssen warten, bis jemand kommt, der weiß, wie man die Tür des Flugzeuges öffnet. Neulich habe ich mal gelesen, dass eine Explosion durch einen falschen Handgriff ausgelöst werden kann. Dann würden nicht nur der Pilot und das kleine Mädchen getötet werden, sondern auch du.«
Da Nick nicht die geringste Lust hatte schon so jung zu sterben, befolgte er Malus Warnung.
Jetzt näherten sich die ersten Leute aus dem Dorf der Unglücksstelle, aber auch sie wagten sich nicht an das Flugzeug heran. Umso lauter war ihre Debatte