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Beiss mich doch!
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eBook249 Seiten3 Stunden

Beiss mich doch!

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Über dieses E-Book

Nicht genug, dass Samira mit siebzehn Jahren fast ermordet und dann vampirisiert wird, nein. Als sie sich endlich mit ihrem neuen Zustand arrangiert, verliert sie bei einem Angriff der gefürchteten Werwölfe ihren Freund und Vampirvater Antonio und schwört sich gegen alle Regeln ihres Zirkels Rache. Innerhalb von wenigen Sekunden entwickelt sie eine Strategie und beschließt, den verantwortlichen Werwolf zu töten.
Doch als sie Domenico begegnet, ist sie sich plötzlich nicht mehr sicher, wie viel Wahrheit in dem liegt, was der Zirkel ihr erzählt.
Sind alle Werwölfe böse? Haben sie wirklich Spaß daran, Vampire bestialisch hinzurichten? Oder steckt mehr in ihnen? Wie steht es um Domenico? Trügt der harmlose Schein? Können die schönen Augen dieses Mannes lügen?
Beim Versuch das herauszufinden begeht sie einen fatalen Fehler.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum17. März 2017
ISBN9783742793966
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    Buchvorschau

    Beiss mich doch! - Valentina Kramer

    Inhaltsverzeichnis

    1. Kapitel 3

    2. Kapitel 11

    3. Kapitel 15

    4. Kapitel 20

    5. Kapitel 25

    6. Kapitel 31

    7. Kapitel 35

    8. Kapitel 41

    9. Kapitel 45

    10. Kapitel 49

    11. Kapitel 57

    12. Kapitel 60

    13. Kapitel 63

    14. Kapitel 66

    15. Kapitel 68

    16. Kapitel 71

    17. Kapitel 80

    18. Kapitel 83

    19. Kapitel 92

    20. Kapitel 96

    21. Kapitel 101

    22. Kapitel 119

    23. Kapitel 127

    24. Kapitel 132

    25. Kapitel 140

    26. Kapitel 156

    Danke! 159

    Beiss mich doch!

    Valentina Kramer

    Copyright © 2015 by Valentina Kramer, 2. Auflage

    Umschlagsgestaltung: Stefanie Fuchs,

    Lektorat: Velvett D Black, Satz: Valentina Kramer

    Verantwortlich: Vera Leitsch, Villbacherstr. 4, 63599 Biebergemünd

    Mailto: Vera.Leitsch@gmx.de

    Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ohne Zustimmung der Autorin ist unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische, oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verarbeitung und öffentlich Zugänglichmachung.

    All right reserved!

    Als Vampir gilt, wer nach menschlichen Massstäben »tot« ist, dennoch weiterhin bewusst agieren kann und sich von Blut ernährt.

    (»Was zur Hölle …?«, Das Definitionsbuch für nicht-menschliche Lebensformen)

    1. Kapitel

    Ein rosa Scheinwerfer streift mich und lässt mich wie ein Bonbon aussehen. Ich seufze. So ein grandioser Schwachsinn. Warum ist dieses Licht nicht rot? Möglicherweise sollte Mal jemand ein ernstes Wörtchen mit dem Clubbetreiber sprechen.

    Ach, egal. Außer mir hat sowieso niemand ein Problem mit diesem krampfhaften Normal-sein-wollen.

    Die Musik dröhnt so laut, dass ich das Gefühl habe, sie müsste mir das Trommelfell pulverisieren, wenn sie auch nur ein halbes Dezibel zulegt.

    »Komm tanzen!«

    Der süße Latino neben mir grinst und ich verdrehe die Augen.

    »Du weißt genau, dass ich dieses Gezappel nicht leiden kann, Antonio!«

    Er seufzt theatralisch: »Moderne Frauen sind so kompliziert.«

    Ich grinse.

    »Nein, sind wir nicht, du bist einfach steinalt.« Ich erwarte, dass er sauer ist, aber ich kenne Antonio besser. Das Lächeln, das er mir zuwirft, ist, wie immer, umwerfend. Seine weißen Zähne leuchten im Schwarzlicht, als käme er gerade aus einer Zahnpastawerbung. Zum gefühlt tausendsten Mal frage ich mich, wie man nur so verdammt braun wird, wenn man nicht in die Sonne gehen kann. Da spricht höchstwahrscheinlich der Neid, denn selbst als Mensch habe ich nie eine Chance auf dunkle Haut gehabt. Meine ist mehr schneeweiß.

    Wie gut, dass ich damit jetzt voll ins Klischee passe.

    Antonio beugt sich zu mir runter. Das farbige Licht trifft auf seine Eckzähne und erzeugt ein einmaliges, beinahe hypnotisches Schillern.

    Sie sind wunderschön! Schade, dass wir die so selten zeigen dürfen.

    Antonio bringt seinen Mund nah an mein Ohr.

    »Dann vertrau dem erfahrenen Mann und lass dich ein wenig herumwirbeln.« Ich zucke die Schultern. Er weiß genau, dass er das Spiel hundert Jahre spielen kann, ohne dass ich nachgebe. So lange werde ich allerdings garantiert nicht hier bleiben, das werde ich nämlich keine Sekunde länger als nötig. Für meinen Geschmack ist es viel zu voll. Die anderen Vampire stehen so dicht gedrängt, dass eindeutig zu erkennen ist, dass diese Absteige keine komfortable Wahl für ein Treffen des Zirkels ist.

    »Warum eigentlich ausgerechnet hier?«, schreie ich Antonio zu. Der erwidert meinen fragenden Blick und beugt sich wieder zu mir herunter. Wenn er atmen würde, könnte ich es jetzt im Nacken fühlen. Irgendwie unheimlich, dass da so gar nichts ist. Es macht mich ein bisschen nervös, was allerdings auch an Antonio liegen kann. Er hat dieses spezielle Talent, mich unglaublich durcheinanderzubringen, wenn er es darauf anlegt.

    »Weil die noch nie hier waren. Und uns hier vermutlich auch niemals finden werden. Verstehst du?« Ich nicke. Mir läuft ein eisiger Schauer über den Rücken, obwohl das längst nicht mehr sein dürfte.

    Na ja, zumindest frieren kann ich definitiv nicht mehr. Das ist ziemlich praktisch und der angenehmste Teil von meiner neuen Existenzform.

    »Okay. Wenn das so ist, dann ist mir sogar die Kaschemme hier recht.« Antonio grinst. »Komm, gehen wir an die Bar.« Heute gibt es Zirkel-Sonderangebot. Wahrscheinlich haben sie die Bedienungen austauschen lassen, Kellnerinnen gegen bezahlte Sklavinnen, um den großen fiesen Vampiren ihr Blut zu servieren.

    Konservendosenblut. Ekelhaftes Zeug, nicht, dass ich einen wirklichen Vergleich hätte, denn das ist natürlich, wie sollte es anders sein, eine Richtlinie unseres geliebten Zirkels.

    Mein Blick fällt auf Antonio und auf eine Stelle an seinem Hals. Wenn ich könnte, würde ich rot werden, da das allerdings mangels Durchblutung nicht funktioniert, bleibt die Änderung der Gesichtsfarbe glücklicherweise aus. Noch ein Vorteil am Vampir sein. Ja, okay, sein Blut habe ich schon getrunken, nicht viel, klar. Wo soll er auch viel herhaben? Er ist ein Vampir! Aber als Teil der Verwandlung war es notwendig.

    Jedenfalls hat es gereicht um mich auf den Geschmack kommen zu lassen und mich seither mit dem Wunsch nach echtem, menschlichen Blut, zu quälen. Ich erinnere mich noch zu gut daran, dass es mich eine ganze Menge Überwindung gekostet hat, meine Zähne in seinen Hals zu bohren.

    Ich vertreibe den Gedanken und schiebe mich hinter Antonio durch die Menge.

    Die Vampire tanzen im Licht, verschwimmen zu einer einzigen Masse aus Licht und Schatten. Ich kann keine Gesichter erkennen. Antonio zieht mich vorsichtig durch die Menge. Obwohl wir uns quasi in Blutsauger-City aufhalten, lässt er seine geübte Zurückhaltung nicht fallen.

    So ist er eben. Er kann sich niemals entspannen.

    »Was willst du?« Ich pralle gegen ihn, weil ich nicht darauf geachtet habe, wo ich hingehe. Sein Körper ist Stahl und Samt gleichzeitig. Noch so ein riesen Vorteil am Vampir sein.

    Ich überfliege die Getränkekarte. A positiv, AB und null.

    Hm …

    Hinter einer rothaarigen Vampirin im typischen Gothik-Look der Zirkelsvampire, hängen fein säuberlich aufgereihte Blutbeutel. Im blauen Licht der Bar sehen sie ziemlich unappetitlich aus.

    »Also wie immer?« Ich nicke. Wir haben eine ausgefeilte Taktik entwickelt, mich zu ernähren. Antonio flößt mir einfach irgendwas ein. Meiner Meinung nach macht dieses ganze Blutgruppen trennen gar keinen Sinn. Ich schmecke eh keinen Unterschied, sie sind alle ein bisschen abgestanden und schmecken, als würde man eine Münze lutschen.

    »Warm?« Ich schaudere.

    »Nein! Igitt!«

    Antonio grinst und legt mir einen Arm um die Hüfte. Dann lächelt er sein umwerfendes Lächeln für die Barfrau. Sie ist garantiert viel älter als ich, wirkt aber trotzdem noch genau so jugendlich wie jede Menschenfrau Anfang zwanzig. Ich spüre die Raubkatze »Eifersucht« Stellung bezieht, um zu jagen. Ich konzentriere mich auf die Menge und bemühe mich, das bohrende Gefühl nicht zu beachten. Für bescheuerte Szenen ist das hier sowieso nicht der richtige Ort. Doch trotz meiner Bemühungen, mich abzulenken, gleitet mein Blick zu Antonio. Ich betrachte ihn von der Seite und muss Mal wieder feststellen, dass er umwerfend ist und das ich nie verstehen werde, was er eigentlich an mir findet. Seine dunklen Locken schimmern in der Diskobeleuchtung. Sein Körper bewegt sich kaum merklich im Takt der donnernden Musik.

    Er ist elegant, er ist schön.

    Verdammt, der Kerl ist ein Supervampir. Einer von der Sorte, bei der die Mädchen alle kreischend auf die Knie fallen.

    Und was bin ich? Ein lahmes Klischee auf zwei Beinen.

    Vorsichtig zupfe ich mir eine schneeweiße Strähne über die Schulter. Sie gleitet schimmernd auf den Stoff meines dunkelroten Kleids.

    »Weißt du eigentlich, dass du darin verdammt scharf aussiehst.« Ich grinse und fahre mir mit der Zunge über einen Fangzahn.

    »Sinn der Sache.« Antonios Augen funkeln. Ob belustigt oder ob Mister Schicklich gerade tatsächlich in aller Öffentlichkeit sein Verlangen bekundet, kann ich auf den ersten Blick nicht feststellen.

    »Forderst du mich raus?« Ich wickele die Strähne um einen Finger, lege ihm die andere Hand auf die Schulter und ziehe einen übertriebenen Schmollmund.

    »Nein. Würde ich niemals wagen.« Er lächelt, hält meine Hand fest und beugt sich wieder zu mir. Diesmal nicht zu meinem Ohr. Seine Zähne blitzen im Licht.

    »Einmal warm, einmal kalt!«, blökt die Bar-Tussi neben uns.

    Na super. Echt geniales Timing, du Kuh. Das war bestimmt Absicht.

    Am liebsten würde ich sie anfauchen und ihr unfreundlich verklickern, dass sie uns nicht nochmal stören soll. Doch da ich zumindest einen minimalen Anteil an Manieren auch in mein untotes Dasein mitgenommen habe, setze ich stattdessen mein unschuldigstes Lächeln auf und nehme ihr die beiden Gläser ab. Weingläser. Natürlich.

    Die Vampire verstecken sich auch noch, wenn es nicht mehr sein muss (Mal abgesehen natürlich von ihrem albernen Gothik-Tick). Trotz der Mühe wirkt das schwere, dunkle Zeug in dem Glas nicht im entferntesten so einladend wie Wein. Irgendwas setzen die dem Blut zu, damit es nicht gerinnt, allerdings hat es mich noch nie besonders gereizt, herauszufinden was. Mir reicht das Wissen, dass ich es garantiert schmecken werde, völlig aus.

    Ich gebe Antonio das warme Glas. Er lächelt und setzt es an die Lippen. Ich folge seinem Vorbild, trinke aber weit vorsichtiger. Was Blut betrifft, bin ich kein Freund vom Auf-Ex-Trinken. Langsam ernährt sich das Eichhörnchen, oder so.

    Ich beobachte, wie Antonio genüsslich die Augen schließt und jeden Tropfen anscheinend ganz fantastisch findet. Ob man sich irgendwann an das Zeug gewöhnt? Keine Ahnung.

    »Sieh Mal einer an. Die Black and White Fraktion der vampirischen Minderheiten-Vertretung ist auch zu Gast. Ich fühle mich geehrt.« Der Vampir vor mir deutet eine spöttische Verbeugung an. Seine Haare, natürlich rabenschwarz, sehen aus als hätte er sie aus dem letzten schlechtesten Dracula-C-Movie geklaut, den er finden konnte. Alles in allem sieht er irgendwie aus, wie der hypermoderne Enkel dieses Horrofilm-Klischees. Eigentlich könnte er sich gleich ein Schild um den Hals hängen: Ich bin ein Vampir und als einer von der Zirkelsleitung dürfte er das natürlich, ohne das ihn jemand bestraft. Klar.

    »Zisch ab, Nero!« Der Kerl überhört mich und fährt mit seiner Vorstellung fort. Er will mir übertrieben elegant die Hand geben, doch ich weiche einen Schritt zurück, sodass sich Antonios Körper fest in meinen Rücken drückt. Der streckt die Hand aus und reicht sie dem Pseudo-Filmvampir. Verräter!

    »Wie laufen die Geschäfte, Nero?« Antonio betont den Namen, denn jeder weiss, dass »Nero« nicht sein echter Name ist. Da sind die Zirkelsmitglieder alle gleich. Die finden das scheinbar mysteriös und ultracool und wer noch seinen Menschennamen trägt, hält nichts auf sich.

    »Wie immer, Toni. Meint ihr nicht, dass ihr dieses ganze Spiel langsam Mal bleiben lassen solltet? Mal ehrlich, Leute. Der Albino und der Latino. Findet ihr das lustig?« Meine Finger bohren sich in die Handflächen. Mich juckt es wirklich gewaltig, dem Kerl eine zu scheuern. Nicht auf die mädchenhafte Art, sondern so, dass es weh tut.

    Das dreckige Grinsen auf Neros Gesicht macht es nicht besser. Antonio schließt seine Finger um meine Handgelenke. Als ob mich das ernsthaft davon abhalten würde, dem Kerl eine zu knallen!

    Zumindest physikalisch kann es das nicht. Der Gedanke an die enormen Probleme die eine Schlägerei mit Nero mit sich bringen würde lässt mich noch abzuwägen, ob es das wert sein könnte, als der Bilderbuch-Vampir zum nächsten Schlag ansetzt.

    »Hey, Frischling, eigentlich schon gelernt, wie man richtig Vampir ist?«

    Hey! Ich bin Vampir seit zweieinhalb ... ähm ... Jahren. Wie unverschämt.

    Das ist eben der Zirkel. Nichts wird jemals vergessen. Schon gar nicht, wer von wem gewandelt worden ist.

    Der arme Antonio hatte sicher wenig Spaß damit, nachweisen zu müssen, warum er mich gewandelt hat. Gut, dass ich diese Zeit im halbvampirischen Delirium verbracht habe, dem Zwischenstadium zwischen toter Mensch und untoter Vampir. Es ist kein besonders angenehmes Gefühl zu spüren, wie sich jede Zelle einzeln verwandelt. Und es tut ziemlich weh.

    Na ja, jedenfalls hat mir der Zustand den ganzen bürokratischen Kram erspart. Das selbst Blutsauger so versessen auf Papierkram sind ist echt unglaublich.

    Verrückte Welt, verrückte Menschen, warum sollte es den Untoten da besser gehen?

    »Ich bin kein Frischling mehr, Nero. Wandel dir einen Neuen«, zische ich.

    Er grinst und hebt spöttisch eine Augenbraue.

    »Ich sehe, die Lady hat schlechte Laune. Dann will ich euch Mal nicht weiter dabei stören das seltsamste Paar der Ewigkeit zu sein.«

    »Wer ist hier …« Schon wirbelt er herum und verschwindet in der Masse. Ich hatte nicht Mal Gelegenheit meinen Spruch zu Ende zu bringen. Wie unhöflich. Das ist Nero, was habe ich erwartet? Höflichkeit ist etwas, was er mit seinem menschlichen Namen in eine Kiste gepackt hat, die er irgendwo im Wust seines albernen Regelwerks verlegt hat, der Fiesling.

    Antonio verzieht die Lippen. Er sieht irgendwie sauer aus. Verdenken kann ich es ihm bestimmt nicht. Unser Freund Nero war Mal wieder wirklich unmöglich.

    »Der ist nur ein aufgeblasener Mistkerl. Lass dich von dem nicht so runter ziehen.« Antonio antwortet nicht, sondern gibt der Barvampirin ein Zeichen. Na super, irgendwas habe ich offensichtlich falsch gemacht.

    »Also der Schuppen hier ist absolut frei von IHNEN, ja?«, versuche ich in unserem vergangenen Gespräch wieder einzusteigen. Antonio nickt abwesend.

    »Ja ist er.« Er nimmt das zweite Glas warmes Blut entgegen und trinkt es wie das Erste in einem Zug aus. Meine Güte. Der will sich’s heute aber geben, oder? Und das, wo er überhaupt nicht trinkfest ist, was Blut betrifft. Ja, auch ein Vampir kann sich betrinken, wenn er es darauf anlegt. Der Zirkel versetzt das Blut auf den Veranstaltungen fast immer mit etwas alkoholischem, oder irgendwelchen Chemikalien, die ähnlich wirken. Wie vampirisierte Körper das Zeug abbauen weiß ich nicht, allerdings scheint es zu funktionieren. Vielleicht hätte ich Biologin werden und sowas dann nachträglich erforschen sollen, aber bis zu meinem unrühmlichen Ableben konnte ich mich ja nicht auf einen Studiengang festlegen.

    »Woher weißt du das? Sie sind doch überall.« Antonio winkt ab.

    »Nicht hier. Hier waren sie noch nie.« Ich bin froh, dass er so überzeugt ist. Ich habe keine Lust einem von Ihnen zu begegnen. Vampirkiller. Ekelhafte Halbmenschen mit vergiftetem Blut, die Vampire jagen und töten.

    »Wo waren sie zuletzt?« Antonio zuckt die Schultern.

    »In der Disko am Bahnhof.« Ich nicke. Letzten Samstag, davon habe ich gehört. Umso besser. Dann haben die heute bestimmt frei. Außerdem ist Freitag, da jagen sie nicht. Ich werfe Antonio ein Lächeln zu, das er halbherzig erwidert.

    »Dann sind wir hier also sicher?« Er nickt. Langsam weicht der ernste Ausdruck aus seinem Gesicht und er lächelt, wieder schimmern die Fangzähne im Licht, nur diesmal blutrot.

    Jetzt dreht der Club die Vampirparty auf. Die Musik wird abgehobener, klingt überirdisch schön und gleichzeitig unglaublich passend. Der Text, von dem ich höchstens die Hälfte verstehe, hat irgendwas mit Untoten oder Mitternacht zu tun. Eigentlich beeindruckend, wie herrlich kitschig diese Vampire werden können. Nicht, dass sie noch bluttriefende Eckzähne aufhängen, weil sie es schön finden. Oder abgetrennte Körperteile als Deko. Die Musik ist jedenfalls fantastisch.

    »Ja. Heute sollten sie in einem ganz anderen Quadranten unterwegs sein.« Meine Eckzähne beginnen, hektisch zu kribbeln. Ich hasse es, wenn er diese Fachausdrücke der Werwölfe benutzt.

    »Lass uns über was anderes reden, okay?« Er nickt, sagt aber nichts. Irgendwie beschleicht mich das dumpfe Gefühl, dass er sauer ist. Aber warum? Was habe ich gemacht? Ich lächele ihn an und versuche in seinem Gesicht zu lesen, aber es ist unmöglich zu deuten, was er denkt.

    »Über was denn?« Seine Stimme klingt ungewohnt kalt.

    »Über das was du heute gemacht hast?«, schlage ich vor. Jetzt müssen wir uns nicht mehr so sehr anschreien. Nicht, weil die Musik leiser ist, sondern weil der Bass weniger in unseren Ohren dröhnt (Vampirohren sind empfindlich und sowas macht uns so gut wie taub).

    »Das weißt du eigentlich alles. Bei fast allem warst du dabei, schon vergessen?« Damit hat er wohl Recht. Die paar Stunden, die er tags weniger schläft, als ich nutzt er meist, dazu unsere Wohnung ordentlich zu halten. Und das bisschen, was ihm dann noch bleibt, füllt, er mit Lesen oder sowas.

    »Was ist? Du bist so still.« Antonio zuckt die Schultern und gibt der Barfrau ein Zeichen. Gut. Wenn er nicht mit mir reden will, dann eben nicht. Ich sehe mich um und suche die Tanzfläche nach bekannten Gesichtern ab. Ein paar der Mädchen sehen echt abartig doll nach Vampir aus: Schwarze Schminke überall, dunkelroter Lippenstift und Gothikstyle bis zum Anschlag. Wenn ich mich nicht täusche trägt eine von denen sogar rote Kontaktlinsen. Meine Güte. Die übertreibt’s echt. Und das wo die Dinger noch

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