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Vorstadtweiber - Am Anfang war die Lüge: Wie alles begann
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eBook262 Seiten2 Stunden

Vorstadtweiber - Am Anfang war die Lüge: Wie alles begann

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Über dieses E-Book

Bitterböse, rasant, abgründig und sexy: Uli Brées Roman über das Vorleben der Vorstadtweiber

Lustvolle Intrigen, seelische Abgründe, erfundene Wahrheiten, verdorbene Herzen und die skrupellose Suche nach dem Glück zeichnen die Lebensgeschichten der Weiber aus der Vorstadt aus. Wenn wir aber hinter die Kulissen von Glanz und Glamour schauen, entdecken wir Männer und Frauen mit aufrichtigen Einsichten und grausamen Absichten, getrieben von ihren Geheimnissen, Ängsten und Sehnsüchten. Aber wie wurden fünf ganz verschiedene Frauen zu den "Vorstadtweibern"? Wann sind sich Caro, Maria, Sabine, Nicoletta und Waltraud zum ersten Mal begegnet? Wie wurden sie zu unzertrennlichen Freundinnen? Und welches unsichtbare Band fesselt sie aneinander? Verbindet sie gar eine gemeinsame Schuld? Antworten darauf gibt Uli Brée erstmals in diesem Roman.
SpracheDeutsch
HerausgeberResidenz Verlag
Erscheinungsdatum25. Okt. 2016
ISBN9783701745364
Vorstadtweiber - Am Anfang war die Lüge: Wie alles begann

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    Buchvorschau

    Vorstadtweiber - Am Anfang war die Lüge - Uli Brée

    Keller?

    Prolog

    Waltraud (»von« Steinberg)

    14.5.2011, 21.46 Uhr

    Mein Leben hat am Tag meiner Hochzeit, quasi am schönsten Tag im Leben einer durchschnittlich romantisch veranlagten Frau, eine überdurchschnittlich dramatische Wendung genommen. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich tatsächlich an die Liebe geglaubt. Und das, obwohl ich eher nur bedingt über Bridget-Jones-Gene verfüge. Für Tränen gibt es Taschentücher. In meinem Fall haben Taschentücher allerdings nicht mehr ausgereicht.

    Was habe ich dem Schicksal angetan, dass es mir so derartig eins in die Goschen hauen musste?

    Ich lag da in dieser muffigen, holzvertäfelten Hochzeitssuite, in der bereits meine Vorfahren kopuliert und inzestuöse Nachkommen gezeugt hatten. Vielleicht ist hier sogar meine distinguierte Mutter entstanden. Ein fürchterlicher Gedanke. Egal. Ich hatte in diesem Moment andere Sorgen. Ich hätte mir die Seele aus dem Leib heulen können. Also, wenn ich hätte heulen können. Heulen war noch nie meine Sache. Und wenn ich heule, dann eher allein oder gegen Bezahlung. Jedenfalls heult so eine wie ich nicht. Zumindest selten. Ich schlage eher um mich oder räche mich.

    Und so etwas Ähnliches habe ich in diesem Moment auch getan. Ich rächte mich. Im Hochzeitsbett. Ein riesiges, arrogantes Eichengestell aus einem völlig überschätzten Jahrhundert. Schwere Brokatvorhänge und goldene Bordüren. Ich habe dieses Zeug immer gehasst. Sogar heute habe ich noch hin und wieder das Gefühl, meine gesamte Kindheit wurde von überdimensionalen Brokatvorhängen einfach zugedeckt. Und ich, die kleine Waltraud, saß darunter im Finstern und rang vergeblich nach Luft.

    Aber was hätte ich tun sollen? Mein Bräutigam wollte unbedingt in diesem verkommenen Bollwerk der Aristokratie heiraten, das meine absolutistische Mutter und mein byzantinischer Bruder immer noch für Schloss Windsor hielten. Nur eben in Kitzbühel, das auf jämmerliche Art und Weise darum bettelt, das Sankt Moritz von München sein zu dürfen. Wie beschämend. Gott sei Dank ist mir nichts wirklich peinlich. Denn wenn ich mich schämen müsste, dann seit meiner Geburt für meine adeligen Wurzeln, die so verkrüppelt und verwachsen sind wie die von Gicht befallenen Knochen meiner Frau Mutter. Jeder weiß, dass die von Steinbergs pleite sind und sich seit Jahren nur noch über Wasser halten können, indem sie auf adeliges Schlosshotel machen und Zimmer an das gemeine Volk vermieten.

    Ich war ziemlich spät dran, um mit meinen 38 Jahren endlich unter die Haube zu kommen. Vielleicht lag das an meiner eher rustikalen Art, meinem direkten Auftreten oder meinem willige Opfer verachtenden Humor. Für einen guten Scherz würde ich meine Mutter verraten. (Schlechtes Beispiel, meine Mutter würde ich so oder so jederzeit verraten.) Jedenfalls dürfte ich doch einige Männer in meinem Leben verschreckt haben. Bis auf einen: Josef Maria Indracek. Wobei ich glaube, dass das »Maria« nur Fake war, um von der Banalität seines Nachnamens und seinem noch viel banaleren Charakter abzulenken. Ein »Maria« macht noch keinen zum Brandauer. Aber ein »von« macht ihn gleich wichtiger. »Josef von Steinberg«.

    Ich bin Waltraud von Steinberg, und Josef Maria Indracek, mein skrupelloser Bräutigam, hatte vor wenigen Stunden unten in der Schlosskapelle meinen Namen angenommen. Das war ihm wichtig. Ich glaube inzwischen, das »von« war ihm wichtiger als mein Busen. Oder meine Nase oder mein Lächeln. Ganz zu schweigen von meinem liebenswerten Charakter. Mein Geld kann es nicht gewesen sein, denn ich habe keines.

    Ich lag also da im Bett, im verdreckten Hochzeitskleid und weinte. Ja, ich gebe es zu, ich habe doch geweint. Ich konnte es einfach nicht unterdrücken. Dabei war ich nicht einmal allein. Zwischen meinen Beinen, unter meinem wallend-weißen Brokatkleid und dem zerrissenen Schleier, drohte ein mir beinahe unbekannter, völlig fantasieloser Mann zu ersticken. So kam es mir jedenfalls vor.

    Finden Sie das jetzt verwerflich? Kann schon sein, aber so ticke ich nun mal. Als mein Vater starb, der einzige Mensch im Geschlecht der von Steinbergs, für den ich, abgesehen von meiner Schwester Helena, etwas empfunden habe, bin ich noch in der selben Nacht mit meinem flachbrüstigen Cousin dritten Grades ins Bett gegangen. Agilo! Nur um etwas Nähe und Wärme zu spüren. Weil mir so unendlich kalt war nach Vaters Tod. Der Schuss ist natürlich nach hinten losgegangen. Genau wie in meiner Hochzeitsnacht. Ich hätte es mir denken können, ich habe es mir gedacht, ich habe es sogar gewusst und ich habe es trotzdem getan. Aber so sind die Menschen, vor allem ich.

    Meine Hochzeitsnacht war wirklich deprimierend. Gott sei Dank ist Alkohol ein probates Mittel, um der Realität entgegenzuwirken. Und außerdem ging es mir auch nicht ums Vergnügen. Es ging mir vielleicht nur um Trotz, um Wut oder so etwas in der Art. So war ich früher schon. Immer, wenn meine despotische Mutter mich übergangen oder über mich hinweg entschieden hatte, dann habe ich mich nicht weinend in mein Zimmer zurückgezogen, nein, ich habe mich gerächt. Auf durchaus subtile Art und Weise. Ich kann nämlich auch sehr charmant sein, wenn ich will, und mit etwas Anstrengung bin ich für wenige Momente vielleicht sogar ein klein wenig einnehmend.

    Ganz ehrlich, warum sollte ich jemandem mein Lächeln schenken, wenn ich daraus auch Profit schlagen kann!?

    Einmal, da war ich vielleicht 10 oder 11 Jahre alt, habe ich mit naiver und unbedarft kleiner Mädchenstimme vor der versammelten Jagdgesellschaft meiner gefallsüchtigen Mutter ganz laut gesagt, »… dass die liebe Mama morgens im Bett immer furzt und das ganz toll stinken tut …«.

    Das hat mich eine Woche Arrest gekostet. Aber das war es mir wert.

    Die Idylle ist ein Hund. Aber einer, der beißt.

    Ich erinnere mich. Ein paar Stunden zuvor. Nachmittag. Die Flügeltüren zum Balkon waren geöffnet, die warme Sommerluft drang ins Zimmer und umfing mich herzlich, genauso wie die fröhlichen Stimmen und die Musik der Hochzeitsgesellschaft unten im Garten. Da war diese Welt noch so penetrant harmlos gewesen wie in einem Werbeprospekt. Da bin ich hier noch mit meiner großen Liebe gelegen.

    Es hätte alles so schön sein können. War es aber nicht. Wie immer in meinem Leben. Immer wenn ich denke, jetzt ist es schön, dann passiert irgendetwas, das mir das Schöne am Leben verdirbt.

    Wie soll man da nicht seelisch verkümmern, wenn man nicht gerade eine grenzenlose Optimistin ist!? Irgendwo habe ich einmal gelesen, Optimisten seien nur schlecht informierte Pessimisten.

    Manchmal ist es besser, die Wahrheit nicht zu kennen. Unwissenheit kann auch Glück bedeuten. Aber dummerweise hat mir das Schicksal wenige Stunden zuvor die Wahrheit um die Ohren gehauen und mir irgendeinen Idioten zwischen die Beine geworfen, sodass ich erst recht in mein Unglück gestolpert bin.

    Wenn das nicht zum Heulen war, was dann!?

    Und dann ist dieser Typ auch noch unter meinem Kleid aufgetaucht, mit hochrotem Kopf und im Glauben, dass es an ihm lag, dass ich so geflennt habe. Hätte ich ihn aufklären sollen? Ach was, sollte doch ruhig einmal einer leiden für 2000 Jahre Patriarchat. Ich habe ja auch gelitten.

    »Mach ich was falsch? Ist es so zum Heulen?«

    »Nein, nein. Super. Ganz super.«

    »Geheult hat bis jetzt noch nie eine dabei … es sei denn vor Glück!«

    Und dann hat dieser eitle Geck auch noch so selbstgefällig gelacht. Der meinte das wirklich ernst. Ich war trotzdem nachsichtig. Noch.

    »Es hat nichts mit dir zu tun …«, antwortete ich beinahe entschuldigend.

    »Soll ich weitermachen? Ich meine, wir können auch einfach …«

    »Was? Reden!?«

    »Ja, von mir aus … wir können auch gern einfach … reden …«

    »Ich glaube, da ist mir lieber … du machst weiter …«

    »Okay, okay … aber ein Wort genügt und …«

    »Kannst du bitte einfach abtauchen!!!«

    Danke!

    Ja, auch unter Männern gibt es offenbar Blondinen. Und schon war er wieder da.

    »Vielleicht versuchen wir es … lieber direkt!«

    Der Mann war kein Liebhaber, eher ein Fall für die Pannenstatistik.

    »Meinetwegen. Auch schon …«

    »Was?«

    »Nix!«

    Der Typ trug eine Trachtenhose. Das fiel mir erst in diesem Moment auf. Wie betrunken und rachsüchtig konnte eine Frau sein, dass sie so etwas freiwillig erduldete!? Und dann knöpfte er sie auch noch auf. Aber was dann zum Vorschein kam, ging noch viel weniger. Das war keine Bestätigung, höchstens ein Gerücht. Oder meine Rettung. Was habe ich der Welt angetan, dass sie mich so demütigen wollte!? Sogar ein Marshmallow beweist mehr Stehvermögen.

    »Kein Problem. Kein Problem. Das wäre doch gelacht!«

    Dann legte er auch noch Hand an, als würde er einen Reifen aufpumpen. Ich wollte nur noch weg. Ich hatte den Typen ja nur ausgewählt, weil ich mit meiner Schwester unten an der Bar gewettet hatte, dass ich mit dem Ersten, der reinkommt, ins Bett gehe. Aus Rache. Dass daraufhin prompt der Trauzeuge vom Josef den Raum betritt, damit hatte ich nicht gerechnet. Aber dann habe ich mir gedacht: »Umso besser. Es soll ihm schließlich richtig wehtun. Nach all dem, was er mir heute angetan hat …!«

    Dann ging das Feuerwerk los. Oben, am Himmel, meine ich, sonst nirgendwo. 22 Uhr. Wie angekündigt.

    Ich sprang auf, riss die Türe auf und überließ den Typen einfach seinem sinnlosen Dasein. Und just in diesem Moment erschien mein Bräutigam am Gang. Erst sah er mich, dann sah er diesen armseligen Kerl, der sich in seinen Trachtenhosen, die ihm bis zu den Knien traurig herunterhingen, vergeblich bemühte, Haltung zu bewahren. Ich schaute Josef in die Augen, sah ihn mitleidig lächeln und wusste in diesem Moment, dass mein ersehnter Triumph, meine Rache, nur eine weitere Niederlage bedeutete.

    Wie alles begann …

    Maria (Schneider)

    14.5.2011, 9.46 Uhr

    Vielleicht war ich ja zu blöd oder zu naiv, aber wieso mussten wir unbedingt in diesem dicken BMW nach Kitzbühel fahren? Irgendwie waren die Probleme schon vorprogrammiert. Ich hätte es wissen müssen. Aber dass es so heftig werden würde, hätte ich nie gedacht. Wie auch. Das Schicksal ist ein Hund. Und ich habe Hunde noch nie gemocht.

    Der Twingo hätte es doch auch getan. Aber nein, der Georg meinte, wir könnten nicht mit einem alten klapprigen Renault auf einer Nobelhochzeit in Kitzbühel erscheinen.

    Ich kapiere bis heute nicht, warum wir da überhaupt eingeladen waren. Wir kannten diese Leute gar nicht. Irgendeine Waltraud Steinberg. »Von« Steinberg. Obwohl man das ja gar nicht mehr sagen darf in Österreich, schon seit 1919. Adelstitel sind seit fast hundert Jahren verboten, was ich weiß, und wer sich so nennt, muss Strafe zahlen. Obwohl, was ich weiß, sind das gerade einmal 14 Cent, weil das noch der Preis von 1919 ist. Wirklich wahr. Oder der Staat geht davon aus, dass alle Adeligen pleite sind und sich sowieso keine höheren Strafen leisten können.

    Jedenfalls hat diese, mir damals noch völlig unbekannte Waltraud einen gewissen Josef Indracek geheiratet und der Georg war sein Trauzeuge.

    Ich hatte bis vor einer Woche noch nie irgendwas von diesem Herrn Indracek gehört und dann war der Georg plötzlich sein Trauzeuge. Aber mir war das in dem Moment egal, ich dachte nur: »Hauptsache, wir kommen mal raus aus diesem schrecklichen Wien.«

    Da wusste ich ja noch nicht, dass der wahre Horror in Kitzbühel wohnt.

    An sich ist das schon schön, dieses Tirol. Obwohl, was ich mich erinnere, sind wir die meiste Zeit nur Autobahn gefahren. Übers deutsche Eck. Und dann sind wir im Stau gestanden. Aber schön im Stau gestanden. Das muss ich schon zugeben, das war schon was anderes, mit einem großen BMW im Stau zu stehen als mit einem alten verrosteten Twingo. Da haben die Leute gleich ganz anders geschaut. Und der Georg auch. Der hat anders aus dem Auto rausgeschaut als sonst. Hatte ich jedenfalls das Gefühl. Ein großes Auto macht einen irgendwie auch größer.

    Die vielen Kurven waren fürchterlich. Da ist mir gleich schlecht geworden. Da kann ich mich noch gut dran erinnern. Und die Berge machten mir Angst, irgendwie. Heute noch. Zu Recht, wie sich dann rausgestellt hat. Obwohl, das waren ja weniger die Berge, eher die Bergseen.

    Ich kann mich erinnern, dass ich noch schnell ein paar harte Eier gekocht und belegte Brote gemacht habe für die Fahrt. Und was war dann? Dann durften wir in dieser Nobelkiste nichts essen, weil wir ja die Ledersitze hätten dreckig machen können. Verrückt. Das habe ich nicht verstanden, weil die Sitze ja aus echtem Leder waren und Leder lässt sich eigentlich super pflegen, nicht so gut wie Kunstleder, aber viel einfacher als die Velourssitze im Twingo. Das ist schon gleich was anderes. Da muss ich dann immer mit einem Teppichreiniger drüber, einmal im Jahr. Gut, den haben wir jetzt auch schon lange nicht mehr, den Twingo. Inzwischen fahren wir nur noch BMW. Aber früher, da habe ich zum Sitze-Reinigen immer ein Konzentrat genommen, aber davon so viel ins Wasser gegeben, als wäre es kein Konzentrat. Weil ich geglaubt habe, dass es dann mehr wirkt. Das ist ja nur ein Trick von der Werbeindustrie. Die sagen, das ist jetzt alles konzentriert, geben es in kleine Packungen und verkaufen es um den gleichen Preis wie die großen Packungen. Und wir blöden Hausfrauen hauen genauso viel Zeug rein wie vorher. Entschuldigung, ich schweife ab.

    Und dann war da eben diese Jala. Allein dieser Name. Mit ihr hat das ganze Unglück seinen Lauf genommen. Ich habe nichts gegen Schwarze. Wirklich! Das ist mir herzlich egal, welche Farbe ein Mensch hat. Auf die inneren Werte kommt es an.

    Aber wozu haben wir bei dieser Hochzeitsfeier ein Kindermädchen für den Simon gebraucht? Das hätte mich schon stutzig machen müssen.

    Unser Sohn war damals 14 Jahre alt. Fast 15. Und diese Jala war höchstens 23, vielleicht 24. Aber nicht mehr. Die war ja selber noch ein Kind. Obwohl sie sich weiß Gott nicht so benommen hat. Im Gegenteil. Ich hab mich irgendwann gar nicht mehr nach hinten auf den Rücksitz zu schauen getraut. Diese Jala hat mich immer so arrogant und mitleidig angegrinst mit ihren weißen Zähnen und ihrem prallen Busen. Die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, ihr Busen glotzt mir in den Nacken. Vielleicht weil er so vorstand und die Nippel unter der Bluse wie Augen gewirkt haben. Ich weiß es nicht. Richtig bedrohlich war das.

    Andere Frauen müssen für so was den Bausparer auflösen und die kriegt diesen Jahrhundert-Busen einfach geschenkt. Die Welt kann schon sehr ungerecht sein …

    Und dann noch Georgs Trachtenjanker und die Lederhose für die Hochzeit. Wir sind extra in Salzburg stehen geblieben, um die Sachen abzuholen. Und die ganze Zeit lang habe ich mich gefragt, woher der Georg plötzlich das viele Geld hat. Für den Trachtenanzug, den BMW und dieses unheilbringende Kindermädchen. Ich hab ihn natürlich gefragt: »Sag, du kennst diesen Josef Indracek doch gar nicht. Wieso will der denn, dass du sein Trauzeuge bist!?«

    Daraufhin hat er mich von der Seite angesehen, als wäre ich ein Mondkalb ohne Hirn. Aber das war zu erwarten. Ich weiß ja, dass er das braucht, damit er sich besser fühlt. Er ist in Wahrheit nämlich sehr unsicher. Er weiß es nur nicht. Deshalb benehme ich mich manchmal mit Absicht wie ein Mondkalb, damit er sich wie Neil Armstrong fühlen kann. Das war der erste Mann am Mond. Das sagt dem Georg zwar nix, aber egal, er muss sich ja nur so fühlen. Und dann kam natürlich gleich wieder so ein Monolog von ihm, wo er mir die Welt und den Mond und auch noch als Draufgabe die Sterne erklärt hat. Das macht er gern. Ich lass ihn dann einfach reden und denke währenddessen über irgendwas Sinnvolles nach.

    »Maria, bitte … manchmal glaube ich, du weißt gar nicht, mit

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