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Ein Kind fühlt sich allein: Kinderärztin Dr. Martens Classic 52 – Arztroman
Ein Kind fühlt sich allein: Kinderärztin Dr. Martens Classic 52 – Arztroman
Ein Kind fühlt sich allein: Kinderärztin Dr. Martens Classic 52 – Arztroman
eBook119 Seiten1 Stunde

Ein Kind fühlt sich allein: Kinderärztin Dr. Martens Classic 52 – Arztroman

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Über dieses E-Book

Die Kinderärztin Dr. Martens ist eine großartige Ärztin aus Berufung, sie hat ein Herz für ihre kleinen Patienten, und mit ihrem besonderen psychologischen Feingefühl geht sie auf deren Sorgen und Wünsche ein. Die Kinderklinik, die sie leitet, hat sie zu einem ausgezeichneten Ansehen verholfen.

Kinderärztin Dr. Martens ist eine weibliche Identifikationsfigur von Format. Sie ist ein einzigartiger, ein unbestechlicher Charakter – und sie verfügt über einen liebenswerten Charme.
Alle Leserinnen von Arztromanen und Familienromanen sind begeistert!

Gudrun Brommer verhielt kurz den Schritt. Wo steckte das Kind nur schon wieder? Sie wandte den Kopf. »Thorsten, habe ich dir nicht gesagt, daß du an meiner Seite bleiben sollst«, rief sie laut. Der fünfjährige Junge, der mit gesenktem Kopf hinter ihr hergetrottet war, hob den Kopf. »Ich kann nicht so schnell«, brummte er. »Was hast du gesagt?« Ärgerlich verzog sich das Gesicht der jungen Frau. »Du gehst zu schnell.« Die Stimme des Kleinen klang weinerlich. »So!« Erbost stemmte Gudrun die Hände in die Seiten. »Habe ich dir nicht schon hundertmal gesagt, daß du nicht bei jedem Strauch oder Stein stehenbleiben sollst?« Thorsten senkte den Kopf wieder, er rührte sich nicht. »Wirst du wohl herkommen?« Gudrun hob die Stimme. Langsam setzte sich Thorsten in Bewegung. »Ein bißchen schneller, wenn ich bitten darf!«
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum26. Apr. 2022
ISBN9783740992897
Ein Kind fühlt sich allein: Kinderärztin Dr. Martens Classic 52 – Arztroman

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    Buchvorschau

    Ein Kind fühlt sich allein - Britta Frey

    Kinderärztin Dr. Martens Classic

    – 52 –

    Ein Kind fühlt sich allein

    Britta Frey

    Gudrun Brommer verhielt kurz den Schritt. Wo steckte das Kind nur schon wieder? Sie wandte den Kopf. »Thorsten, habe ich dir nicht gesagt, daß du an meiner Seite bleiben sollst«, rief sie laut.

    Der fünfjährige Junge, der mit gesenktem Kopf hinter ihr hergetrottet war, hob den Kopf. »Ich kann nicht so schnell«, brummte er.

    »Was hast du gesagt?« Ärgerlich verzog sich das Gesicht der jungen Frau.

    »Du gehst zu schnell.« Die Stimme des Kleinen klang weinerlich.

    »So!« Erbost stemmte Gudrun die Hände in die Seiten. »Habe ich dir nicht schon hundertmal gesagt, daß du nicht bei jedem Strauch oder Stein stehenbleiben sollst?«

    Thorsten senkte den Kopf wieder, er rührte sich nicht.

    »Wirst du wohl herkommen?« Gudrun hob die Stimme.

    Langsam setzte sich Thorsten in Bewegung.

    »Ein bißchen schneller, wenn ich bitten darf!« Mit raschen Schritten eilte sie dem Kind entgegen, sie packte seinen Arm und zerrte daran. »Glaubst du etwa, ich habe Lust, ewig auf dich zu warten? Morgen bleibst du den ganzen Tag in deinem Zimmer, dafür werde ich sorgen.«

    Thorsten starrte sie erschrocken an. Diese Strafe wandte Tante Gudrun nur zu oft an. Er mußte dann den ganzen Tag in seinem Zimmer sitzen. Sie sperrte sogar die Tür ab, ließ ihn nur zum Essen heraus. Seine Augen füllten sich langsam mit Tränen.

    »Weinen auch noch! Was bist du nur für ein Junge!« Sie zerrte heftig an seinem Arm. »Los, wir wollen nach Hause.«

    »Au…!« Verzweifelt versuchte Thorsten, ihr den Arm zu entziehen. Er wollte jetzt auf keinen Fall nach Hause. »Du hast gesagt, wir machen heute einen langen Spaziergang«, jammerte er leise.

    »Nennst du das etwa Spaziergang«, giftete Gudrun. Sie war äußerst schlechter Laune. Schuld daran war ihr Freund. Eigentlich hatte sie damit gerechnet, daß er sie auf dem Spaziergang in die Heide begleitete, doch er hatte rundheraus abgelehnt. So bekam Thorsten ihre schlechte Laune zu spüren.

    Thorsten schnupfte auf. »Du hast mir versprochen, daß wir bis zu dem großen Stein gehen«, hielt er ihr dann vor.

    »Dann hättest du dich etwas schneller vorwärts bewegen müssen.« Gudrun ließ seinen Arm los. »Ich habe nicht die Absicht, den ganzen Nachmittag hier zu vertrödeln.«

    »Wir wollten doch…« Thorsten schluchzte auf. Er hatte sich auf den Ausflug gefreut. Immer wieder hatte er sein Bilderbuch mit den Schafen angesehen, denn Tante Gudrun hatte ihm erzählt, daß es in der Heide auch Schafe gab.

    Doch hatten sie bisher weder Schafe gesehen noch den großen Stein. Er konnte sich noch genau erinnern, bis dorthin war er immer mit Papi und Mami gegangen. Dort hatten sie sich dann auf eine Bank gesetzt, und Mami hatte etwas zu essen ausgepackt. Anschließend hatten sie gespielt. Die Erinnerung ließ Thorstens Tränen erst recht fließen.

    »Ich möchte wissen, was es jetzt schon wieder zu heulen gibt.« Gudrun, die eine Verwandte von Thorstens Mutter war, schüttelte mißbilligend den Kopf, dann holte sie ein Taschentuch hervor. »Hier! Ich hoffe, du bist wenigstens groß genug, um dir die Nase zu putzen.«

    Thorsten schneuzte sich kräftig. Er wollte doch gar nicht weinen. Er wußte, daß er Tante Gudrun damit nur verärgerte. Wenn Tante Gudrun aber böse war, dann kam es vor, daß sie den ganzen Tag kaum mit ihm sprach. Er mußte dann ganz ruhig sein, durfte nicht einmal mit seiner heißgeliebten Ritterburg spielen.

    Er putzte sich noch einmal kräftig die Nase, sah dann Tante Gudrun ins Gesicht und verkündete: »Ich weine doch gar nicht!«

    »Sieh mal an, gerade vorher hat sich das noch ganz anders angehört. Mir kann es jedoch recht sein. Ich mag keine Kinder, die weinen.«

    Thorsten wußte dies nur zu gut, daher nickte er.

    Gudrun nahm ihm das Taschentuch ab. Kühl stellte sie fest: »Wenn das geklärt ist, dann können wir ja weitergehen.«

    Thorsten sah ihr forschend ins Gesicht. Er stellte fest, daß ihre Miene nicht mehr so abweisend war. Kurz zögerte er noch, dann verlegte er sich aufs Betteln: »Bitte, bitte, Tante Gudrun, laß uns bis zu dem großen Stein gehen.« Da sie nicht sofort reagierte, setzte er treuherzig hinzu: »Ich werde auch an deiner Seite bleiben. Wenn du willst, dann gebe ich dir auch die Hand.«

    Gudrun seufzte. Sollte sie wirklich den ganzen Tag opfern? Aber was sollte sie in Celle anfangen? Arno hatte sich etwas anderes vorgenommen. Ihr Gesicht verzog sich wieder ärgerlich. Thorsten sah es, er zog den Kopf ein, verstand nicht, warum die Tante heute so böse war. Sie selbst hatte doch gesagt, daß es ein schöner Ausflug werden würde.

    »Na gut«, entschied Gudrun, die seit einem halben Jahr für den fünf­jährigen Thorsten sorgte. »Aber wehe, du bleibst wieder zurück!«

    Thorsten wollte doch folgen, so streckte er der Tante seine kleine Hand entgegen.

    »Mal sehen, wie lange das gut geht«, brummte Gudrun. Sie ergriff seine Hand, beachtete ihn aber dann nicht weiter.

    Thorsten war ein entzückender Junge. Sein blonder Haarschopf war stets etwas zerzaust. Er war ein lebhaftes Kind, von Natur aus sehr anschmiegsam und aufgeschlossen. Er hatte ein sonniges Gemüt, lachte gerne, doch seit dem Tod seiner Mutter waren seine großen blauen Augen oft ganz dunkel. Es gab auch niemanden mehr, der mit ihm lachte. Sein Papa, der ihn immer hoch in die Luft geworfen und ihn dann wieder aufgefangen hatte, war weit, weit weg. Das sagte jedenfalls Tante Gudrun.

    Eine Zeitlang ging Thorsten schweigend neben Gudrun her. Sie ging schnell, und er mußte fast laufen, um mit ihr Schritt halten zu können. Aber sie hielt seine Hand fest in der ihren, und da sie nicht auf ihn achtete, merkte sie auch nicht, daß sie ihm beinahe den Arm ausriß. Schließlich stolperte Thorsten.

    Gudrun verhielt den Schritt. »Kannst du denn nicht aufpassen?«

    »Ist es noch weit bis zum Stein?« fragte Thorsten, er war etwas außer Atem.

    »Bist du etwa schon müde?« Gudrun lachte, aber es war kein freundliches Lachen.

    »Nein, nein…« Thorsten schluckte. Er griff sich mit der Hand an die Seite. Da tat es in der letzten Zeit oft sehr weh. Dies hatte er auch schon Tante Gudrun gesagt.

    Prüfend sah sie ihn an. Sie bemerkte die Blässe auf seinem Gesicht und die Schweißperlen, die sich am Haar­ansatz gebildet hatten. »Du wirst doch nicht etwa schlappmachen? Nun, mein Kleiner, wir können jederzeit umkehren.«

    Thorsten schüttelte den Kopf. Er preßte die Lippen aufeinander, das Stechen ließ nach.

    »Du willst doch nicht etwa wieder weinen?« fragte Gudrun.

    »Nein, ganz sicher nicht«, versicherte Thorsten. Er beschloß, Tante Gudrun nichts von den Schmerzen zu sagen. Er wollte nicht wehleidig sein. Tapfer schluckte er die aufsteigenden Tränen hinunter.

    Gudrun merkte nichts von dem Kampf, der in dem Jungen vor sich ging. Sie hatte nie versucht, auf das Kind einzugehen, obwohl sie die Aufgabe übernommen hatte, auf ihn zu achten. Jetzt zuckte sie die Achseln und wandte sich um. Sie achtete nicht einmal darauf, ob Thorsten ihr folgte. In Gedanken war sie wieder bei ihrem Freund. Sie hatte gehofft, den Nachmittag und auch den Abend mit ihm zu verbringen. Sein Einwand, daß sie Thorsten nicht allein lassen konnte, war einfach lächerlich. Der Kleine tat, was sie wollte, und wenn sie ihm befahl, in seinem Zimmer zu bleiben, dann blieb er auch dort.

    »Tante Gudrun!« Thorsten griff nach ihrer Hand. »Du gehst so schnell.«

    »Gut, ich vergesse immer wieder, wie klein du noch bist.«

    »Ich bin nicht klein«, protestierte Thorsten sofort. »Ich bin schon groß und wenn ich noch größer bin, dann kommt Papi.« Er sah Gudrun an, wartete auf die Bestätigung.

    Gudrun zuckte nur die Achseln. Sie verstand Thorstens Vater auch nicht. Er hatte sich in das Ferienhaus im Kleinen Walsertal zurückgezogen.

    Immer seltener kam er nach Celle. Auch gestern war er nicht gekommen, obwohl er erwartet worden war. Thorsten hatte sich seit Tagen darauf gefreut gehabt.

    »Tante Gudrun, wir müssen Papi sagen, daß ich schon groß bin. Ich würde ihn beim Malen nicht stören.«

    »Dein Papi weiß, wie alt du bist.« Sie fuhr Thorsten durch das Haar.

    Irgendwie empfand sie Mitleid mit ihm. Gestern war er sehr traurig gewesen, als er erfahren hatte, daß sein Papi nicht kam. Schließlich hatte sie mit ihm schimpfen müssen, denn er hatte einfach nicht einschlafen wollen.

    »Ich bin fünf Jahre!« Thorsten streckte seine Hand aus und spreizte die Finger.

    Gudrun nickte, aber damit gab sich Thorsten nicht zufrieden. »Ich werde auch einmal so

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