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Niemand kannte seinen Traum: Der Bergpfarrer 303 – Heimatroman
Niemand kannte seinen Traum: Der Bergpfarrer 303 – Heimatroman
Niemand kannte seinen Traum: Der Bergpfarrer 303 – Heimatroman
eBook105 Seiten1 Stunde

Niemand kannte seinen Traum: Der Bergpfarrer 303 – Heimatroman

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Über dieses E-Book

Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen.
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.

Über der ›Nonnenhöhe‹ ging gerade die Sonne auf. Die meisten Fenster im Personaltrakt der Klinik waren noch dunkel, nur die Ärzte, Schwestern und Pfleger, die zur Frühschicht mussten, waren schon aufgestanden. Zu ihnen gehörte auch Thomas Frankenberg. Der junge Mediziner war erst gestern als sogenannter ›AiPler‹ in das renommierte Krankenhaus in den Wachnertaler Alpen gekommen und hatte heute seinen ersten Arbeitstag. Der Arzt im Praktikum würde für ein ganzes Jahr hierbleiben, um dann nach Würzburg zurückzukehren, woher er stammte. Ein ganzes Jahr! Thomas stand am Fenster und schaute hinaus, aus den Lautsprechern einer kleinen Musikanlage erklang eine Melodie. Ein Klavierstück von Chopin. Draußen lösten sich langsam die Morgennebel auf, nur hoch über den Gipfeln hielten sie sich noch. Das überstehe ich nie, dachte er und holte tief Luft, die er wieder ausstieß. Gleichzeitig kam ein gequältes Stöhnen über seine Lippen. Sein Blick glitt über den Parkplatz, da unten stand irgendwo sein Auto. Am liebsten hätte er sich hineingesetzt und wäre losgefahren. Irgendwohin, egal, nur fort. Aber das ging ja nicht, er war an diesen Ort gebunden, wie ein Gefangener in einem Kerker, und genauso fühlte er sich auch. Der Wecker, den er sich am Abend vorsichtshalber gestellt hatte, klingelte. Thomas ging zum Bett und schaltete ihn aus. Er war schon seit einer Stunde auf den Beinen, nachdem er die halbe Nacht ohnehin nicht geschlafen hatte. Thomas überprüfte noch einmal den Sitz seines Kittels, den er übergestreift hatte. Darunter trug er weiße Arzthosen, ein weißes Hemd, ohne Krawatte.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum14. Feb. 2022
ISBN9783740992095
Niemand kannte seinen Traum: Der Bergpfarrer 303 – Heimatroman

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    Buchvorschau

    Niemand kannte seinen Traum - Toni Waidacher

    Der Bergpfarrer

    – 303 –

    Niemand kannte seinen Traum

    Findet Thomas zum wahren Glück?

    Toni Waidacher

    Über der ›Nonnenhöhe‹ ging gerade die Sonne auf. Die meisten Fenster im Personaltrakt der Klinik waren noch dunkel, nur die Ärzte, Schwestern und Pfleger, die zur Frühschicht mussten, waren schon aufgestanden.

    Zu ihnen gehörte auch Thomas Frankenberg. Der junge Mediziner war erst gestern als sogenannter ›AiPler‹ in das renommierte Krankenhaus in den Wachnertaler Alpen gekommen und hatte heute seinen ersten Arbeitstag. Der Arzt im Praktikum würde für ein ganzes Jahr hierbleiben, um dann nach Würzburg zurückzukehren, woher er stammte.

    Ein ganzes Jahr!

    Thomas stand am Fenster und schaute hinaus, aus den Lautsprechern einer kleinen Musikanlage erklang eine Melodie. Ein Klavierstück von Chopin. Draußen lösten sich langsam die Morgennebel auf, nur hoch über den Gipfeln hielten sie sich noch.

    Das überstehe ich nie, dachte er und holte tief Luft, die er wieder ausstieß. Gleichzeitig kam ein gequältes Stöhnen über seine Lippen.

    Sein Blick glitt über den Parkplatz, da unten stand irgendwo sein Auto. Am liebsten hätte er sich hineingesetzt und wäre losgefahren. Irgendwohin, egal, nur fort. Aber das ging ja nicht, er war an diesen Ort gebunden, wie ein Gefangener in einem Kerker, und genauso fühlte er sich auch.

    Der Wecker, den er sich am Abend vorsichtshalber gestellt hatte, klingelte. Thomas ging zum Bett und schaltete ihn aus. Er war schon seit einer Stunde auf den Beinen, nachdem er die halbe Nacht ohnehin nicht geschlafen hatte. Thomas überprüfte noch einmal den Sitz seines Kittels, den er übergestreift hatte. Darunter trug er weiße Arzthosen, ein weißes Hemd, ohne Krawatte. Weiße Socken und bequeme ›Latschen‹ vervollständigten das Bild eines Arztes. Er betrachtete sein Gesicht im Spiegel und bemühte sich, den gequälten Ausdruck darin verschwinden zu lassen. Doch das war leichter gesagt, als getan, wenn man gezwungen war, einer ungeliebten Tätigkeit nachzugehen.

    Fünfundzwanzig Jahre war er jetzt alt, groß und schlank, ein ovales Gesicht, die Haut leicht gebräunt. Ein Erbe der Vorfahren seiner Mutter, die vor über fünfzig Jahren aus Italien eingewandert waren. Genauso, wie das dunkle, fast schwarze Haar und die braunen Augen.

    Endlich gab sich Thomas einen Ruck. Er nahm den Zimmerschlüssel vom Sideboard, das in dem kleinen Flur stand, und öffnete die Tür. Ein langer Gang erwartete ihn, der von vereinzelt brennenden Lampen schwach beleuchtet wurde. Der Boden war mit einem gemusterten Teppich ausgelegt, an den Wänden hingen Bilder mit den unterschiedlichsten Motiven; Kunstdrucke bekannter Künstler zumeist, aber immerhin hübsch gerahmt. Vereinzelt standen Blumenkübel auf dem Gang, und man hatte eigentlich nicht den Eindruck, sich im Personaltrakt einer Klinik zu befinden.

    Indes hatte es mit der Klinik ›Nonnenhöhe‹ auch seine eigene Bewandtnis. Ursprünglich als luxuriöse Schönheitsklinik gebaut, hatte sie dieser Bestimmung nur kurze Zeit gedient. Patricia Vangaalen, die ebenso reiche und schöne, wie skrupellose und machtgierige Unternehmerin, hatte das riesige Gebäude in den Wachnertaler Alpen errichten lassen, einzig zu dem Zweck, ihrem Erzfeind eins auszuwischen. Tatsächlich hatte Sebastian Trenker, der gute Hirte von St. Johann, den Bau nicht verhindern können, da Patricia sich die benötigten Genehmigungen durch Bestechung, Drohung und Erpressung besorgt hatte. Allerdings bekam der Bergpfarrer unerwartet Hilfe durch einen Berliner Journalisten, dem die Unternehmerin einmal übel mitgespielt hatte. Dennoch hatte der Mann es nicht unterlassen, weiterhin über Patricia zu recherchieren. Er gab sein Wissen über ihre Machenschaften an Sebastian weiter, der die Unterlagen der Staatsanwaltschaft zuspielte. Indes konnte die Vangaalen sich der Festnahme in letzter Sekunde durch Flucht entziehen. Sie verschwand für lange Zeit nach Südostasien, wohin sie geschäftliche Kontakte pflegte.

    Die Klinik ›Nonnenhöhe‹ drohte daraufhin zu verwaisen, Hunderte Mitarbeiter standen von heute auf morgen auf der Straße. Sebastian Trenker grübelte darüber nach, wie zum Einen diesen Menschen geholfen werden konnte, und wie man zum anderen verhinderte, dass die verlassene Klinik eines Tages zur monströsen Ruine verkam. Auf sein Bitten hin übernahm der bekannte Internist Professor Ulrich Bernhard die ›Nonnenhöhe‹, zusammen mit anderen Ärzten. Aus der ehemaligen Schönheitsklinik wurde ein allgemeines Krankenhaus, das hervorragend mit den Häusern in der Kreisstadt und Garmisch Partenkirchen zusammen arbeitete. Darüber hinaus wurde die Klinik zur Ausbildungsstätte für junge Mediziner, die zwar ihr Studium beendet hatten, denen aber praktische Erfahrung fehlte. Die bekamen sie hier in reichlichem Maße, denn jeder Chefarzt der einzelnen Stationen war ein anerkannter Fachmann auf seinem Gebiet. Inzwischen hatten bereits die ersten Jahrgänge ihre Ausbildung hier abgeschlossen, und die Krankenhäuser in ganz Europa rissen sich darum, diese Ärzte einstellen zu können.

    An das alles dachte Thomas Frankenberg nur kurz, als er über den Flur schritt und vor dem Fahrstuhl wartete. Die Geschichte der Klinik war ihm, gemeinsam mit den anderen Neuen, gestern während einer kleinen Begrüßungszeremonie erzählt worden. Er hatte nur mit halbem Ohr hingehört, während er in Gedanken den Klängen des Klavierkonzerts Nr. 3 von Sergej Rachmaninow lauschte. Die ›Prinz Rostislav Ouvertüre‹, die in seinem Gehirn, wie von einem CD-Player abgespielt, erklang.

    »Guten Morgen.«

    Die Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Thomas wendete den Kopf und sah in das lächelnde Gesicht einer jungen Frau. Sie war ähnlich gekleidet wie er, trug einen Arztkittel, anstelle des Hemds darunter aber ein weißes T-Shirt. »Guten Morgen«, grüßte er zurück und lächelte.

    Jennifer Winter, fiel ihm wieder ein, war ihr Name.

    »Sag einfach Jenny«, hatte sie gestern gesagt, als sie sich gegenseitig vorgestellt hatten. Acht neue AiPler waren sie insgesamt, Jenny und er arbeiteten auf der internistischen Station. Diese Fachrichtung hatten beide eingeschlagen.

    »Na, wie war die erste Nacht?«, fragte sie. »Du weißt doch, was man in der ersten Nach in einer neuen Umgebung träumt, das geht in Erfüllung.«

    Thomas nagte an der Unterlippe. Dann müsste ich gar nicht mehr hier sein, dachte er, zuckte aber nur die Schultern.

    »Ich kann mich gar nicht erinnern, geträumt zu haben. Eigentlich habe ich kaum geschlafen.«

    Jenny nickte verstehend.

    »Vermutlich liegt’s daran, dass alles so neu ist«, meinte sie. »Ich bin erst ganz spät eingeschlafen.«

    Der Fahrstuhl kam, die Tür glitt auf, und sie stiegen ein. Zwar war die Kabine recht groß, dennoch standen sie so dicht zusammen, dass sich ihre Arme berührten. Thomas spürte, wie ihn ein leichter Schauer durchfuhr. Wenn er seinem Aufenthalt hier überhaupt etwas Gutes abgewinnen konnte, dann war es Jenny Winter. Sie war ihm gleich gestern aufgefallen. Sie war ungefähr in seinem Alter, hatte blondes schulterlanges Haar, das sie zu einem Zopf im Nacken gebunden trug, und eine attraktive Figur. Zwei kleine Grübchen zeigten sich auf ihren Wangen, wenn sie lächelte, und ihre blauen Augen schienen in einem fort zu strahlen.

    »So, dann wollen wir mal schau’n, was es Leckeres zum Frühstück gibt«, sagte sie, als der Fahrstuhl im Keller gehalten hatte, und sie zur Kantine gingen, die im Keller der Klinik eingerichtet war.

    *

    »Na, Herr Kollege, haben S’ sich inzwischen gut eingelebt?«

    Thomas Frankenberg sah den Chefarzt an und nickte.

    »Danke, ja. Man soll gar nicht glauben, wie schnell vierzehn Tage um sind.«

    Dr. Germair lächelte.

    »Das stimmt. Seit ich auf der ›Nonnenhöhe‹ arbeite, kommt’s mir vor, als flöge die Zeit nur

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